Der Weg zur Vollendung
„Wie es nur einen Gott, eine göttliche Ordnung und nur eine Wahrheit gibt,
so gibt es auch nur einen rechten Weg, der zu Gott und der wahren ewigen Freiheit führt.
Wer diesen nicht wandeln will, bleibt ewig ferne von Gott,
Seiner Ordnung, Wahrheit und Freiheit.
Wer aber in der alleinigen Wahrheit in Gott nicht frei wird, bleibt ein elender Sklave in Ewigkeit!“ (RB.02_186,06)
„Nur derjenige, der sich von Gott ergreifen, ziehen und auf Seinen Händen tragen lässt,
wird wahrhaftig Sein Kind sein und werden.“ (HGt.02_06,23)
Auf dem Weg zur Vollendung und Erlangung des ewigen Lebens werden verschiedene Entwicklungsstufen und Hauptzustände im Glauben bis hin zur geistigen Wiedergeburt durchschritten. Den Beginn kann man mit dem Abend vergleichen, durch die Nacht hindurch werden wir versucht, bis dann die Morgendämmerung in uns anbricht, und es weiter bis zum Aufgang des ewigen Lebenstages geht, der dann stets und ständig zunimmt (HiG.03_42.03.27,21; GJ.07_001,02-07).
Wird nun eine Seele schon von Jugend an vernünftig so geleitet und geübt, dass sie stets mehr Herr ihres Fleisches wird und ihm nicht mehr gewährt, als was ihm von der Natur aus nach Gottes Ordnung gebührt, so wird einer solchen Seele alle Welt mit ihren Schätzen und ihren anderen Lustreizen gleichgültig, und die nun im Geist starke Seele ist dadurch nicht nur Herr über die Leidenschaften ihres Leibes, sondern auch ein Herr über die gesamte Natur der Welt und somit auch ein Herr über die gesamte Hölle und ihren Fürsten der Lüge und der Finsternis (GEJ.08_012,16).
1. Die Seele in der Freischwebe zwischen Materie und Geist
Wie wir wissen, besteht der Mensch aus einem fleischlichen Körper, einer Seele und einem in der Seele wohnenden unsterblichen Geist. Der fleischliche Körper gehört der vergänglichen Materie, demnach dem Tod, an, in dem der nicht zu Gott zurückkehren wollende Satan wie eine allergiftigste Schlange wohnt, da er sich im Fleisch von Gott getrennt hat und nun sich selbst in allem Fleisch als ein alter Fürst der Lüge lebt (HGt.02_105,08+21).
Damit das Geistessein nicht fortwährend ein an und in den Urgeist der ewigen und unendlichen Gottheit streng gebundenes bleibe, hat die Gottheit Selbst zwischen Sich und den Mensch werden sollenden Geist die Materie gestellt, dass der ursprünglich göttliche Menschgeist, so er zu einer gottähnlichen Selbständigkeit gelangen will, sich aus den mehr ätherisch-seelischen Teilen ein ihm ähnliches Wesen schaffe, es mit einer substantiellen, aber dennoch auch geistig-intelligenten Seele belebe und diese dann ganz unvermerkt fortbilde in der möglichsten Freiheit ihres Willens. Und hat diese Seele in aller guten Erkenntnis und daraus erfolgten Tätigkeit also sehr zugenommen, dass sie ihrem urgöttlichen Geist ähnlich geworden ist – hauptsächlich durch die wahre Erkenntnis des einig wahren, ewigen Gottes, in der Liebe zu Ihm wie auch daraus zum Nächsten, und ist dabei voll Demut, Geduld und Bescheidenheit, dann geschieht eine für Ewigkeiten untrennbare Einigung der Seele mit ihrem urewigen Geist, indem die aus der Materie entstammende Seele dann selbst ganz Geist wird, der Geist aber wird dann zur Seele in der Seele und ist dadurch ein ewig freies, selbständiges und ganz gottähnlich frei selbsttätiges Wesen, begabt mit allen jenen Eigenschaften, die der urewigen Gottheit eigen sind (GEJ.05_184,03).
Auf dass aber die Seele als ein aus der Materie sich entwickelnder Geist mit dem Urgeist Gottes, der ,Liebe‘ heißt, vollends eins werde, muss die Seele selbsttätig all ihr Streben dahin richten, fürs erste sich der Materie und ihren wie immer aussehenden Anforderungen zu entziehen und all ihr Trachten, Tun und Treiben allein nach dem rein Geistigen zu richten, und fürs zweite fortwährend allein dafür besorgt sein, eins zu werden mit dem in ihr ruhenden Geist der reinen Liebe Gottes, in dem Gott Selbst in Seinem Urgrundwesen die allerpurste Liebe ist (GEJ.05_051,03; GEJ.08_150,15). Aus diesem Grund hat Gott die Liebegebote gegeben, damit durch deren Ausübung alle Fleischesliebe in das Leben der Seele übergehe, dann alles Leben der Seele in den Geist, und danach alles im Geist vereinte Liebeleben aus dem Fleisch und aus der Seele in Gott (HGt.02_105,17).
Zum Zweck ihres kurzen, diesirdischen Probelebens wird die Seele in ein rechtes Gleichgewicht zwischen die Welt der Materie und jene der reinen Geister gestellt, wodurch die volle Freiheit ihrer Liebe und ihres Willens bedungen wird. Dass für jede Seele die Materie ein gewisses Übergewicht haben muss, ist deswegen so verordnet, auf dass die Seele dadurch genötigt wird, tätig gegen das kleine Übergewicht der Materie zu werden, um so von der Freiheit ihres Willens den rechten Gebrauch machen zu können. Um das tun zu können, ist ihr die Lehre zu allen Zeiten klar aus den Himmeln gegeben, welche die Seele in eine vollkommene Freischwebe zwischen zwischen Geist und Materie stellt.
Wenn die Seele sich dann nur einige Mühe geben will, sich tatsächlich ins Geistige zu erheben, da bekommt das Geistige alsogleich ein mächtiges Übergewicht, und die Seele erhebt sich mit großer Leichtigkeit über das Gewicht der Trägheit der Materie ihres Fleisches und dringt in das Leben des Geistes in ihr. Hat sie das mit wenig Mühe getan, so kann ihr dann die Schwere der Materie ihres Fleisches kein Hindernis zum Fortschreiten zur möglich höchsten Lebensvollendung in den Weg legen, und gelangt sie auf dem leichten Wege ihres Fortschreitens auch noch dann und wann auf kleine Steine des Anstoßes, so kostet es sie nur eine höchst geringe Mühe, sie aus dem Wege zu räumen (GEJ.09_181,07-11; RB.02_155,12+15).
Der Leib, wie er ist, könnte für sich als eine tote Materie ohne eine lebendige Seele in sich weder etwas sehen noch hören, fühlen, riechen und schmecken. Er ist also nur ein notdürftiges Werkzeug der Seele, so gebaut und eingerichtet, dass sich die Seele seiner für die Außenwelt bedienen kann. Demgemäß kann sie mittels des Leibes nach außen hinaus Widriges und Angenehmes schauen, hören und empfinden. Sie kann sich von einem Ort zum andern bewegen und kann mit den Händen mannigfache Arbeiten verrichten. Der Lenker der Leibesglieder ist der Verstand des Herzens und sein Wille, denn der Leib für sich hat weder einen Verstand noch einen Willen, außer die Seele geht durch ihre weltlichen und sinnlichen Gelüste selbst ins Fleischliche über und verliert sich so sehr in ihrem Fleisch, dass sie darin das Bewusstsein ihres geistigen Ichs verliert. Dann freilich ist auch ihr ganzer Verstand samt dem Willen ein völlig fleischlicher geworden. In diesem Fall aber ist dann die Seele so gut wie völlig tot, und es kommt ihr wie ein Wahnwitz vor, so sie von einer pur geistigen Selbständigkeit und von einem geistigen Leben nach dem Tod des Leibes etwas vernimmt (GEJ.07_058,03-04; RB.02_151,11-12; RB.02_152,06-07).
Das Fleisch ist wie alle Materie in sich selbst tot. Wird nun die Seele mit der Materie eins, so ist sie wie alle Materie gerichtet. In die Seele ist zwar ein neuer Geist gelegt. Mit ihm eins zu werden, sollte die Seele eigentlich alles aufbieten. Aber so die Seele alles tut, um mit ihrer Materie eins zu werden – wie soll dann der Geist in der Seele ein Herr seines Hauses werden? (RB.02_152,06)
Durch den in ihr wohnenden Geist kann die Seele Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen, wodurch sie sich selbst dem in ihr wohnenden Geist, je nachdem sie sich mit ihrem von ihm unterstützten freien Willen für das reine Wahre und Gute bestimmt, nach und nach völlig ähnlich, also stark, mächtig, weise und als in ihm wiedergeboren, identisch macht. Ist das der Fall, dann ist die Seele so gut wie ein Wesen mit ihrem Geist, so wie auch die edleren Leibesteile einer vollkommenen Seele, welche Leibesteile eigentlich in den gar sehr verschiedenen Leibesnaturgeistern bestehen, ganz in den geistig substantiellen Leib, das Fleisch der Seele, übergehen und am Ende dadurch auch in den essentiellen des Geistes, darunter auch zu verstehen ist die wahre Auferstehung des Fleisches am jüngsten und wahrsten Lebenstage der Seele, der dann erfolgt, wenn ein Mensch vollkommen im Geist wiedergeboren wird, entweder schon hier in diesem Leben oder etwas mühevoller und langwieriger jenseits (GEJ.08_024,12-13; RB.02_155,08-15).
Das menschliche Gemüt, das sich unter den Gesetzen befindet, ist wandelbar. Und so steht der Mensch zwischen dem auf ihn von innen stets lebendig einwirkenden hellen Licht des Gesetzes, und dann befindet er sich seinem Äußeren nach im Licht der Welt, welches aber von außen her ebenfalls stets wie wogend einwirkt. Dadurch entsteht in ihm ein fortwährender Ideenwechsel, bald beschleichen ihn die Formen der Welt, bald wieder die Formen seines inneren Lichtes. Wirkt das äußere Licht stark auf den Menschen ein, so werden die Formen des inneren Lichtes verdunkelt und haben keine Klarheit mehr. Im Gegenteil aber werden die Formen des äußeren Lichts stets nichtiger und schwächer ausnehmbar, je mehr das innere Licht zu reagieren anfängt. Wenn dann jemand die Formen des inneren Lichts ergreift und sie mit seinem Geist stets mehr und mehr fixiert, so wird aus der ehemaligen stets wechselnden Flexibilität der Lichtformen eine konstante Form, welche fortwährend dem von außen einwirkenden Licht einen dieses Licht demütigenden Widerstand leistet, und der Mensch ist dadurch zur erschaulich bestimmten Idee des inneren ewigen Lebens des Geistes gelangt. Einzig und allein nur durch die Liebe zu Gott und aus dieser heraus zum Nächsten kann der Mensch zur Vollkommenheit des Lebens in seinem Urfundament gelangen. (GS.02_053,20-25; Fl.01_012,24-26).
Des Menschen Geist ist das Allerinwendigste, so wie der lebendige Keimfunke im Inwendigsten einer jeden Frucht ist. Wer seinem Auswendigen nach glaubt, und betet seinem sinnlich Materiellen nach, der lockt seinen Geist in sein Auswendiges und Materielles, das sein Gerichtetes und somit Totes ist. Wer solches tut, der handelt in gleichem Maß geistig dasselbe, als ob er eine Fackel, wenn sie brennt, in eine Schlammpfütze stecken würde. Frage: Wird sie da dann wohl noch fortbrennen und ihm erleuchten seinen finsteren Pfad? Eines jeden Geistes Licht ist sein Leben. Wenn es erlöscht wird, was bleibt dann übrig, woraus ihm ein Leben erwachsen solle? (HGt.03_047,10-13).
Leider wird das kleine Gefäß des sinnlichen Leibes stets gewaltig überladen, doch der Geist der Liebe als ein endlos großes Gefäß wird fast gar nicht beachtet und es wird daher auch ganz entsetzlich wenig hinein getan (HGt.01_052,17). Gerade in der heutigen Zeit bietet die Welt durch ihren industriellen Fortschritt sehr viele Bequemlichkeiten und fast keiner denkt daran, dass es gerade er ist, der das Geistige zum desto schnelleren Verfall hinzieht (HGt.03_036,05; HiG.02_42.01.25,04; HiG.01_41.05.07,07-10).
Ohne ein Einswerden der Seele mit ihrem Geist wird der Mensch stets schwanken zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod, zwischen Freiheit und Gericht (GEJ.07_221,09), und jede Sorge der Welt wegen ist ein materielles Band, durch das sie sich aus der alten adamitischen Narbe mit der Materie verbindet! Je mehr sich aber die Seele mit der Materie ihres Fleisches verbindet, desto mehr muss die Ausbildung des Geistes aus Gott in ihr verkümmern, und je mehr sie sich durch ihre Sorge mit dem Leib verbindet, der in sich nur ein Gericht, eine leidige Notwendigkeit und somit der Tod selbst ist, desto mehr verliert sie dann auch das Bewusstsein und die Erkenntnis des ewigen, unverwüstbaren Lebens in ihr. Je mehr sie sich aber ablöst von diesem Band, desto freier wird sie wieder in allem, und je mehr sie sich dann mit dem göttlichen Geist in ihr verbindet, desto lebendiger und stets heller wird in ihr darauf das Bewusstsein und die Erkenntnis des ewigen Lebens werden. Wer noch irgendeine große Furcht vor dem Tod des Leibes hat, dessen Seele steht noch in einem starken Verband mit dem Fleisch und in einem äußerst schwachen mit dem Geist, denn eine große Liebe zum Leben auf dieser Welt ist ein sicheres Kennzeichen, dass die Seele sich noch sehr wenig bekümmert hat um das ewige Leben ihres Geistes in ihr, und daran schuldet die alte böse Narbe, die Adam sich selbst und dadurch allen in sein Fleisch eingezeugten Seelen geschlagen hat. Aber dennoch kann sich eine jede Seele, so sie es recht will, auch von ihr völlig heilen. Denn dafür hat Gott schon gleich in der Gegenwart Adams die sicheren Vorkehrungen getroffen, und Adam selbst ist in seiner letzten Zeit nahezu ganz wieder heil gemacht worden. Henoch aber ist davon vollends heil gemacht worden, daher er auch in seinem Fleisch umgewandelt worden ist, so wie noch einige der Urväter der Erde. Aber da sich deren Nachkommen dennoch gemischt haben mit den Kindern nicht geheilter Väter, so blieb das alte adamitische Übel dennoch, mehr oder weniger mächtig auftretend, unter den Menschen gleichfort zu ihrer Qual. Daher stammen auch die schmerzlichen Geburten der Weiber, und daher die meistens sehr schmerzlichen Todesarten bei den Menschen. Denn eine schon durch des Mannes Samenstrom verwundete Naturseele verbindet sich gleich recht hartnäckig zuerst mit dem Fleisch der Mutter und muss dann bei der Ausgeburt stets gewaltsam unter allerlei Bandzerreißungen in die Welt hinaus geboren werden. Also ist es auch mit dem Sterben der Fall. Menschen, die sehr am irdischen Leben hängen, und bei denen alle ihre Sorge auf dasselbe gerichtet ist, haben schon während ihres kurzen Erdlebens sehr viel zu leiden, werden oft seelisch und bald darauf sicher auch fleischlich krank und sehr elend, und vor dem Scheiden aus dem Leib haben sie stets mit oft unerträglichen Schmerzen zu kämpfen und scheiden in einem Schmerz aus dem Leib, der gar oft nach der Löse vom Leib einen langwährenden Nachhall findet, besonders bei jenen Seelen, denen es auf der Welt in ihren Leibern so recht wohl und behaglich erging. Dagegen jene Seelen, die auf der Welt zu der heilsamen Überzeugung gelangt sind, dass alle Schätze der Erde der Seele nichts nützen, weil sie in den Tod sinken müssen wie der Leib, und sich darum von der alten Narbe Adams so frei als möglich gemacht, und dafür ihren Geist, das Atma Gottes, in sich gefunden und mit aller der wahren Sorgfalt gepflegt haben, haben wenig mehr eine irgend wie immer geartete Krankheit des Leibes zu bestehen. Ist das Leben der Seele einmal mit ihrem Geist verbunden, so wird denn auch nach und nach ihr Leib eine geistigere Richtung annehmen und gefühlloser werden für die Eindrücke von Seiten der äußeren Materiewelt, denn eine jede Krankheit des Leibes entsteht gewöhnlich aus dem Zerreißen irgendeines Bandes mit der Welt. Kurz, der Leib wird durch die lebenshungrige Seele mit tausend der verschiedenartigsten Bedürfnisse angestopft. Kann er nicht zufrieden gestellt werden, so muss darum ein und das andere Band abgerissen werden, und der Leib wird darauf bald krank und sehr leidend, und mit ihm auch die Seele, welche am Ende mit ihrem Leib die gleiche und eigentlich die vorzügliche Schmerzträgerin ist. So aber die Seele ihren Leib und dadurch sich selbst an möglichst viele Entbehrungen aus dem Todesbereich der Welt gewöhnt hat, so werden am Ende eben nimmer viele Bande zwischen den toten Gütern der Erde und dem Leib vorhanden sein, und es wird sich da denn auch wenig mehr zum schmerzlichen Zerreißen vorfinden. Bei solchen Menschen fühlt der Leib selbst dann von irgendeinem Schmerz nicht leichtlich mehr etwas, wenn er auch durch äußere arge Mittel gemartert und gepeinigt wird. Eine vollends mit ihrem Geist vereinte Seele empfindet beim Lostrennen vom Leib, mit dem sie schon lange in keinem festen materiellen, sondern nur in einem überzarten, geistigen Band verbunden stand, auch durchaus keinen Schmerz, sondern nur eine all ihr Wesen durchzuckende selige Wollust und verliert beim Trennen unmöglich weder das Bewusstsein noch das Licht der seelisch geistigen Sehe, und eben so wenig das Gehör, den Geruch, den Geschmack und den edelsten und allerfeinsten Tastsinn. Aber, wie gesagt, um das zu erreichen, muss sich der Mensch zuvor die alte adamitische Sünde, was die vielfache Sorge um das Fleisch ist, vom Leib schaffen, und das geht auf keine andere Weise, als dass die Weltsorgen von der Seele freitätig über Bord geworfen werden, ansonsten gibt es kein Mittel. Werden diese hinweg geschafft, dann tritt beim Menschen wieder alles in die alte göttliche Ordnung zurück, und der Mensch ist dann wieder ganz Mensch nach der Ordnung Gottes (GEJ.02_226,01-11; RB.02_153,04-07; Ste.01_025,07+09+13; HiG.03_47.02.14,04-05 HGt.02_007,23, s.a. Krankheit, Leid und Not).
Um sich am Ende ein leidvolles Dasein zu ersparen, sollte der Mensch danach trachten, dass die Seele mit ihrem Geist eins werde, der ihn dann von selbst in alle Weisheit leiten wird. Zur Vereinigung des Geistes aus Gott mit der Seele gelangt er dadurch, dass er an den einen wahren Gott lebendig wahr glaubt, Ihn über alles liebt und den Nebenmenschen wie sich selbst (GEJ.07_221,09-10). Er muss danach streben, sich in allem allein nach dem rein Geistigen zu richten, und fortwährend allein dafür besorgt sein, eins zu werden mit dem in ihm ruhenden Geist der reinen Liebe Gottes, in dem Gott Selbst in Seinem Urgrundwesen die allerpurste Liebe ist (GEJ.05_051,03; RB.02_155,11-12+15). Nur durch die größte Demut, Selbstverleugnung und Liebe zu Gott kann der Geist nach und nach immer mehr Meister der Materie werden und sie dadurch auch besiegen (HGt.03_088,07-10).
Der innere Geist arbeitet zwar unablässig dahin, die Seele ehest möglich reif und völlig frei zu machen, doch kann und darf er ihr nicht den geringsten Zwang antun, weil so eine Seele dann noch materieller und unfreier werden würde, als sie durch alle Einflüsse der Außenwelt je werden könnte. Darum war der Seele in ihrem Leib ein eigener Wille und ein eigener Verstand gegeben, durch den Unterricht von außen her dahin sich selbst bestimmend gebracht zu werden, sich von aller Weltlichkeit durch ihren eigenen Willen stets mehr und mehr zu entäußern und in sich gehend die reiner und reiner werdenden geistigen Wege zu betreten. In dem Maß aber die Seele die stets reineren geistigen Wege tätig begeht, in demselben Maß eint sich dann auch ihr innerer, reiner und jenseitiger Geist mit ihr. Und hat sie sich durch ihren in sich stets lauterer gewordenen Verstand und durch ihren dadurch auch stets freier gewordenen Willen aller Welt vollends entäußert, so ist sie ihrem Geist gleich und eins mit ihm geworden (GEJ.07_069,06-07).
Die Seele des Menschen wird dann eins mit dem wahren Geist Gottes in ihr, wenn er in sich keinen Hochmut, keinen unnötigen Ehrgeiz, keine Ruhmsucht, keinen Neid, keine Hab- und Glanzsucht, keine Eigenliebe, aber dafür desto mehr Liebe zum Nächsten und zu Gott lebendig und wahr fühlen wird und es ihm eine wahre, ihn tief rührende Herzensfreude machen wird, sein ganzes Hab und Gut im Notfall an arme und sehr notleidende Brüder und Schwestern verteilt zu haben, ja, wenn er ein ordentliches Leid in seinem Herzen fühlen wird, irgend einem Armen nicht helfen zu können, wenn ihm Gott alles und die ganze Erde mit allen ihren Schätzen und Schätzen nichts sein werden. Dann ist seine Seele schon völlig eins mit dem Geist Gottes in ihr, und hat das vollkommene, ewige Leben erreicht (GEJ.05_051,04).
Wie Seele von ihrem Hochmut absteht und sich demütigt, da isoliert sie sich auch stets mehr vom groben Fleisch ihres Leibes und steht mit demselben nur allein durch den ihr verwandten Nervengeist im Verband. Ist das bei einer Seele einmal eingetreten, dann wird sie auch schon lebensfühlend in sich werden. Bemüht sie sich, auch mehr und mehr in der Nächstenliebe und dadurch in der reinen Liebe zu Gott, den sie in ihrer Demut auch bald und leicht finden wird, recht tüchtig zu werden, so ruft sie dadurch ihren jenseitigen Geist aus Gott wach und fängt an, sich mit demselben zu einen. Wenn das aber einmal vor sich geht, dann geht sie schon in das vollkommene, ewige Leben ein und wird dadurch Gott ähnlicher und ähnlicher in allem, und das ewige Leben ist in ihr zur großen Klarheit geworden. Solange aber eine Seele in ihrem Welthochmut verharrt und sich von ihren Nebenmenschen über alle die Maßen nur Weihrauch über Weihrauch streuen lässt, so lange versenkt sie sich selbst auch stets mehr in ihr grobes Fleisch und somit auch notwendig stets mehr und mehr in des Fleisches Tod (GEJ.06_111,05-06).
Jesus: „Meiner vergessen aber heißt so viel als: das Leben und dessen himmlische Freiheit verlieren und dafür das Gericht, den Tod und die Hölle anziehen, vor der ein Geist so lange nicht sicher ist, solange er nicht völlig aus Meinem Geiste wiedergeboren ist. Nun kennst du diese deine Wohnung. Ich Selbst habe dich überall an die Schwelle des ewigen Lebens geführt, nun musst du selbst wandeln, willst du wahrhaft frei werden!“ (BM.01_051,10-11)
2. Die Bedingungen zur Erreichung der Gotteskindschaft
Eine Zentralsonnenbewohnerin: „Meine Brust schwillt auf vor mächtiger Liebe zu dem einigen Gott, ohne dessen einmal mögliche sichtbare Gegenwart sich nie eine vollkommene Seligkeit denken lässt. Ich möchte zu Ihm, und möchte sein eine allergeringste Magd in einem Seiner kleinsten Häuser, deren Er sicher in endloser Zahl haben wird. Mich schreckt der Weg nicht ab; wo und wie er zu finden ist, wird mir die Flamme [der Liebe] weisen. […] Lass mich denn auch ziehen nach dem Wink des mächtigen Propheten, der da zu allem Volk dieser endlos großen Welt im Namen und in der Kraft des allmächtigen Gottes geredet: […] Dein Gott und dein Herr ist ein Gott voll Liebe und Erbarmung und wird dir geben zu tragen ein sanftes Joch und eine leichte Bürde! Sei demütig in deinem Herzen, vergiss dieser Welt große Pracht und empfiehl dich dem allmächtigen Schutz des großen Gottes! Er Selbst wird dich unsichtbar auf Seinen eigenen Händen tragen durch ein kurzes materielles Leben bis zu Seiner Wohnung, allda du überkommen wirst die große Kindschaft und wirst leben ewig in des allmächtigen göttlichen Vaters Haus.“ (GS.02_022,11-12)
2.1. Durch das Wort Gottes zum ewigen Leben
Gottes Gebot besteht ganz kurz darin, dass der Mensch Gott erkenne und Ihn über alles liebe und seinen Nebenmenschen, was und wer er auch sei, hoch oder nieder, arm oder reich, männlich oder weiblich, jung oder alt, ebenso liebe wie sich selbst. Wer das allezeit tut und die Sünde meidet, der wird es jüngst in sich erfahren, dass solch eine Lehre wahrhaft aus Gott ist und nicht aus dem Mund eines Menschen gekommen ist, sondern aus dem Mund Gottes, denn kein Mensch kann wissen, was er tun soll um das ewige Leben zu erlangen, und worin dieses besteht. Solches weiß nur Gott und am Ende auch der, welcher es aus dem Mund Gottes vernommen hat. Alle Menschen, die das ewige Leben erreichen wollen, müssen von Gott gelehrt sein, die sich in ihrem Handeln nur nach Menschen richten, sind noch dem Reich Gottes fern. Denn sie hören wohl die Worte einer sterblichen Zunge entgleiten, aber so wie die Zunge, die die Worte gab, sterblich ist, so ist es dann auch das Wort in dem Menschen, der es vernommen hat. Er achtet nicht darauf und macht es durch keine Tat lebendig. Aber das Wort, das aus dem Mund Gottes kommt, ist nicht tot sondern lebendig, bewegt des Menschen Herz und Willen zur Tat und macht dadurch den ganzen Menschen lebendig. Ist aber einmal der Mensch durch das Gotteswort lebendig geworden, so bleibt er dann lebendig und frei für ewig und wird keinen Tod je mehr irgend fühlen und schmecken, und könnte er auch dem Leib nach tausendmal sterben (GEJ.04_018,05-07).
2.2. Werktätige Nachfolge Jesu als Notwendigkeit
Jesus: „So ihr nur glaubt, aber den Glauben nicht zur Tat erhebt, so ist der Glaube selbst noch tot und kann der Seele kein wahres Leben geben; aber durch die Tat wird der Glaube lebendig und somit auch die Seele durch ihren lebendigen Glauben. Darum sage Ich euch noch einmal: Seid denn sonach nicht pure Glauber dessen, was ihr von Mir hört, sondern liebwillige und eifrige Täter, so werdet ihr in euch das wahre, ewige Leben überkommen!“ (GEJ.08_183,06)
„Lebt nach der Lehre, so werdet ihr leben, und in allem eurem Tun und Lassen im Licht und nicht mehr in der Nacht der Sünde eures Fleisches und Blutes wandeln.“ (GEJ.06_090,13)
Der Geist des Menschen ist von Anfang an ein Ebenmaß Gottes, muss sich aber zur vollen tätig-lebenden Ähnlichkeit Gottes erst auf dem Weg, den Jesus gezeigt hat, erheben, d.h. durch eine werktätige Nachfolge Jesu (GEJ.03_048,07; GEJ.04_110,10). Solange der Verstand einen Beweis verlangt, um eine Lehre oder Offenbarung anzunehmen, so lange ist auch der Geist wie ein Gefangener im finsteren Gefängnis. Nimmt der Verstand des Herzens frei, ohne Beweise etwas an, da zeigt das Herz sogleich seine freie Kraft, die in den Geist übergeht und ihn frei macht. Ist aber der Geist frei, dann ist alles frei im Menschen: die Liebe, das Licht und das Schauen! Da braucht es dann keines Beweises für die Wahrheit mehr, denn da ist der freie Geist selbst die klarste und vollste Wahrheit aller Wahrheit (BM.01_162,10-11; RB.01_035,01-04; Ste.01_008,18-21).
Wer die geforderten und vorgeschriebenen Lebensbedingungen erfüllt, Gott über alles und seinen Nächsten – selbst dann, wenn der ihn als ein arger Feind verfolgt hatte – mehr denn sich selbst liebt, belebt in sich den in seiner Seele Herz gelegten Gottesgeistfunken und erweckt ihn zum Wachsen. Und erst von da an wächst der Gott im Menschen, durchdringt die Seele, macht sie sich ebenbürtig, und also ist der frühere Naturmensch aus dem tiefsten Nichtigkeitsschlamm zu einem Gotteskind geworden, das sich in solch einem vollendeten Zustand aller jener Vollkommenheiten erfreuen kann, die in Gott Selbst vorhanden sind (GEJ.03_221,08-09).
Es ist die tatsächliche Befolgung des Wortes Jesu, die die geistige Wiedergeburt bedingt (GEJ.04_263,03). Doch erst dann, wenn jemand selbsttätig nach der Lehre Jesu geworden ist, wird seine Seele lebendiger und lichtvoller werden und erst dann wird Jesu Geist in seiner Seele Wohnung nehmen und ihn in alle Weisheit leiten (GEJ.05_124,10).
Wer Jesus Lehre in der Tat beachtet, wird Sein rechter Jünger sein, und Er wird im Geist der Macht Seiner Liebe in seinem Herzen Wohnung nehmen, ihn in alle Weisheit führen und ihm das ewige Leben geben, denn nur Er allein kann das tun, weil Er das Licht, der Weg und das Leben Selbst ist (GEJ.09_213,14). Es kann aber kein Mensch letztendlich eher vollkommen wissen, was das Leben ist, als bis er dasselbe erst ganz vollkommen in sich aufgenommen hat (HGt.02_126,18-20). Und um das zu ermöglichen hat Gott die Liebegebote gegeben, damit durch deren Ausübung alle Fleischesliebe in das Leben der Seele übergehe, dann alles Leben der Seele in den Geist, und danach alles im Geist vereinte Liebeleben aus dem Fleisch und aus der Seele in Gott (HGt.02_105,17).
Wer jedoch Gott und den Nächsten eines anderen Motives wegen als Gott um Gottes und den Nächsten um des Nächsten willen liebt, der kommt nicht zur völligen Wiedergeburt, weil diese ein allerunmittelbarster Verband zwischen Gott und dem Menschen ist. Durch ein solches Motiv setzt der Mensch stets eine wenn auch noch so dünne, aber dennoch das geistige Licht nicht durchlassende Scheidewand zwischen sich und Gott und kann darum nicht völlig eins werden mit dem Geist Gottes. Solange aber diese Einung nicht vor sich geht, kann von der völligen Wiedergeburt keine Rede sein (GEJ.05_160,05-06). Eine vollkommene, in Gottes Geist der Liebe und Wahrheit wiedergeborene Seele aber wird durch den Abfall ihres Leibes nicht nur nichts verlieren als ihre Last und Bürde, die sie an diese materielle Welt fesselt, sondern unaussprechbar vieles noch hinzugewinnen. Denn im großen Jenseits erwarten alle diejenigen unbegreifliche Seligkeiten, die Jesus lieben und nach Seiner Lehre leben und handeln (GEJ.09_141,03).
Jesus wird im Geist in allen sein und wirken, die Seine leichten Gebote halten, an Ihn glauben und Ihn in der Tat über alles lieben. Die aber an Ihn wohl glauben werden und Herr, Herr! sagen, aber im Tun lau sein werden und nachlässig in der Liebe zum Nächsten, in denen wird Er nicht wohnen und wird Sich ihnen nicht Selbst offenbaren, und Seine Kraft und Weisheit wird ihre Seele nicht erfüllen. Denn Er will, dass ein jeder Mensch, da er einen vollkommen freien Willen hat, nach Seinem ihm treu geoffenbarten Willen vorerst in aller Tat danach ganz frei zu Ihm kommen soll, und Er wird sodann auch zu ihm kommen, Sich ihm Selbst offenbaren und ihn dann durch den Heiligen Geist Seiner ewigen und allwaltenden Liebe mit aller Seiner Weisheit und Macht erfüllen (GEJ.09_158,05-06).
Wenn der Mensch die Lehre bekommt, was er zu tun hat, um sein Herz für Gott zu bilden, so muss er diese auch frei befolgen und sein Herz nach ihr bilden. Hat er sein Herz danach gebildet und es gereinigt und gefegt, sodann erst zieht Jesus im Geist in dasselbe und nimmt Wohnung darin (GEJ.02_075,07-08).
Die Liebe ist des Geistes Grund und des inneren Menschen allereigentlichstes Wesen. Demnach kann ein jeder seinem inneren Menschen keine bessere Nahrung verschaffen, als ihn mit der Liebe zu Gott zu sättigen. Durch diese Liebe wird er kräftig und mächtig und wird ein Herr in diesem seinem Haus werden, welches da die unsterbliche Seele und der sterbliche Leib ist (HGt.03_043,18). Je mehr Liebe ein Mensch zu Gott und zum Nächsten in sich wird lebendig zu fühlen anfangen, und je barmherziger er in seinem Gemüt wird, desto größer und stärker ist auch schon der Geist Gottes in seiner Seele geworden. Denn die Liebe zu Gott und daraus zum Nächsten ist ja eben der Geist Gottes in der Seele des Menschen. Wie diese zunimmt und wächst, also auch der Geist Gottes in ihr. Ist am Ende der ganze Mensch zur reinen und allerwohltätigsten Liebe geworden, so ist auch schon die völlige Einung der Seele mit dem Geist aus Gott erfolgt, und der Mensch hat für ewig das von Gott ihm gestellte allerhöchste Ziel des Lebens erreicht. Gott Selbst ist in Sich ja die allerhöchste und reinste Liebe, und also ist es auch der jedem Menschen zukommende Geist aus Gott. Wird die Seele durch ihr freies Wollen ganz ähnlich der Liebe des Geistes aus Gott, so ist es dann ja auch klar, dass sie mit dem Geist aus Gott in ihr eins wird. Wird sie aber das, dann ist sie auch vollendet. Dafür aber lässt sich keine genaue Zeit bestimmen, sondern das muss der Seele ihr eigenes Gefühl sagen und anzeigen (GEJ.07_223,10-12).
Wer die Lehre Jesu annimmt, glaubt und ganz entschieden danach lebt, tut und handelt, der kommt unfehlbar hinter das Geheimnis des Lebens und wird nach der erlangten förmlichen Wiedergeburt seines eigenen Lebensgeistes in sich selbst ein Meister seines Lebens und dadurch auch ein Meister des Lebens seiner Nebenmenschen, weil er ihnen dazu die Wege wird zeigen können und durch seine Lebensmeisterschaft auch die großen Lebensvorteile solcher Meisterschaft wird dartun können (GEJ.06_086,01-02). Es liegt sehr viel daran, die Gedanken eines Menschen in seinem Herzen zu prüfen. Wer das kann, der ist Gott gleich allwissend und allsehend und allfühlend. Die nach Jesus Lehre leben werden, und dadurch die Wiedergeburt des Geistes in ihrer Seele erreichen werden, die werden auch das vermögen, die aber das nicht erreichen, die werden auch nie etwas wahrhaft Geistiges vermögen. Der Leib des Menschen weiß es ewig nicht, was alles im Menschen verborgen ist, denn er hat kein Auge zur Beschauung dessen, was inwendig in ihm ist. Der Geist aber, der inwendig im Menschen ist, der allein sieht und weiß um alles, was im Menschen ist. Darum bestrebe sich ein jeder der wahren Wiedergeburt des Geistes, denn ohne die kann niemand in das Reich Gottes eingehen (GEJ.06_158,11-12).
Es muss aber auch das getan werden, was die Lehre Jesu verlangt, denn erst dadurch kann man zur Vollendung des Lebens gelangen und in solcher dann auch tun, was Er tut. Denn der wahre, große, einige Gott hat den Menschen nicht erschaffen, dass er, den Tieren gleich, nur tätig sei wegen der Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse, sondern vielmehr der inneren, geistigen wegen. Und wer im Geistigen tätig wird und durch Wissen, Glauben und Tat des Geistes Kräfte übt, der wird im Geist auch stark und mächtig werden. Wer aber da vor allem des Geistes Kräfte übt, der erbaut in sich das Reich Gottes, und das ist im Menschen dann das wahre, ewige Leben, Gott, dem Schöpfer, verwandt und in allen Eigenschaften ähnlich (GEJ.06_095,05-07).
Als Kinder eines allmächtigen Vaters haben wir den Lebenskeim des Vaters in uns, und müssen diesen Keim im guten Erdreich Seines Willens kräftigen und den Vater in uns stark machen, damit wir dadurch gleichen Maßes im Vater stark werden. Denn der Vater verlangt nicht unsere Stärke für Sich, sondern für uns selbst verlangt Er sie, damit auch wir also vollkommen werden sollen, wie Er Selbst in Sich oder im Himmel vollkommen ist (GS.02_126,24). Nur ein Fünklein im Zentrum der Seele ist das, was man den Geist Gottes und das eigentliche Leben nennt. Dieses Fünklein muss mit geistiger Kost genährt werden, die da ist das reine Wort Gottes. Durch diese Kost wird das Fünklein größer und mächtiger in der Seele, zieht endlich selbst die Menschengestalt der Seele an, durchdringt die Seele endlich ganz und gar und umwandelt am Ende die ganze Seele in sein Wesen. Dann freilich wird die Seele selbst ganz Leben, das sich als solches in aller Tiefe der Tiefen erkennt (GEJ.03_042,06). Wer dergestalt nach der Lehre Jesu lebt, wird die Wiedergeburt des Geistes in seine Seele erlangen (GEJ.06_158,11). Und wer immer nach Jesus Lehre eine baldige und volle Wiedergeburt im Geist seiner Seele wünscht, der führe ein möglichst keusches Leben (GEJ.08_041,07), und suche vor allem sein Lebensgefühl nach Seiner Lehre zu bilden und zu stärken, fühle mit dem Armen seine Not und lindere sie nach seinen Kräften und Vermögen, tröste die Traurigen, bekleide die Nackten, speise die Hungrigen, tränke die Durstigen, helfe, wo er kann den Kranken, erlöse die Gefangenen, und predige den Armen im Geist Sein Evangelium, und das wird sein Gefühl und sein Gemüt bis in die Himmel erheben, und seine Seele wird auf diesem wahrsten Lebensweg bald und leicht eins werden mit ihrem Geist aus Gott und dadurch auch teilhaftig aller Seiner Weisheit und Macht. Und das wird doch sicher mehr sein als um vieles in der Welt zu wissen, dabei aber ein gefühlloser Mensch gegen seine Nebenmenschen zu sein und sich selbst durch sein zu wenig belebtes Gefühl das Zeugnis zu geben, dass man vom wahren Leben im Geist noch sehr fern steht. Jesus sagt es uns: Der Geist, der allein lebendige im Menschen, ist pur Liebe und ihr zartestes und ewig wohlwollendstes Gefühl. Wer demnach solche seine Liebe und deren zartestes und ewig wohlwollendstes Gefühl in seine eigenliebige Seele stets mehr und mehr aufzunehmen bemüht ist und in derselben auch stets stärker, kräftiger, mutiger und gefügiger wird, der befördert dadurch die volle Einung des Geistes mit der Seele. Und wird dann die Seele zu purer Liebe und Weisheit ihrem zartesten und wohlwollendsten Gefühle nach, so ist eine solche Seele dann auch schon vollends eins mit ihrem Geist und ist dadurch dann auch im lebendigsten Besitz aller der wunderbaren Lebens- und Seinsfähigkeiten ihres Geistes (GEJ.08_150,14-15).
Gott ist in Seiner Selbstheit für den Menschen so lange nichts, bis der Mensch durch die Lehre Gott erkennt und dessen Willen durch die Liebe zu seinem höchst eigenen macht und durch den lebendigsten Willenseifer all sein Handeln und Lassen nur nach dem erkannten allerhöchsten Willen einrichtet. Dadurch erst wird Gottes Ebenbild im Menschen lebendig und wächst und durchdringt bald des Menschen ganzes Wesen. Wo das, da geschieht es dann auch, dass der Mensch in alle Tiefen der Gottheit dringt (GEJ.04_110,10).
Wer allzeit Jesu Willen tut, wird in sich des Geistes Wiedergeburt erreichen. Das wird eine wahre Lebenstaufe sein, da er dabei mit Seinem Geist erfüllt und dadurch in alle Weisheit eingeführt wird. Vor allem danach soll ein jeder streben. Denn an dem sich dieses Zeichen gewärtigen wird, der wird schon in dieser Welt das ewige Leben haben und wird das tun und schaffen können, was Jesus tut und schafft, denn er wird da mit Ihm eins sein (GEJ.09_043,10-11). Horcht auf Jesus Stimme und hört Sein Wort. Niemand wird je zu Ihm in Sein Reich kommen, wenn er nicht vom Geist aus Ihm gezogen wird. Wer aber ist der Geist? Dieser ist der Vater von Ewigkeit, der euch zu Ihm hinziehen wird. Dieser Geist ist namenlos, aber sein Wesen ist die Liebe. Habt ihr diese, so habt ihr auch den Geist, habt ihr aber den Geist, so habt ihr auch Jesus, denn Er, der Vater und der Geist sind Eines. Darum bestrebt euch der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten, besonders zu jenen Allernächsten, die da arm sind und der Hilfe leiblich und geistig bedürfen, so werdet ihr mit dieser Liebe die Liebe zu Gott erwecken, besonders, so ihr dabei nicht auf die Welt und ihr loses Urteil seht (GEJ.03_226,10-13). Wer die Lehre Jesu befolgen wird, der wird in sich die Kraft des Lebens wachrufen, wird dann leben und wirken können aus dieser Kraft, und Jesus wird ihn erwecken durch die Kraft des Geistes Seiner Worte am jüngsten Tage seiner inneren, geistigen Neugeburt, denn Jesus ist die Wahrheit und das Leben. Wer an Ihn glaubt und nach Seiner Lehre tut, der wird für sich und in sich keinen Tod sehen in Ewigkeit (GEJ.06_087,01-02). Wer sich nicht teilhaftig macht der Neugeburt durch den Sohn, der der Weg, das Licht, die Wahrheit und das ewige Leben als alleiniger Überwinder des Todes ist, wird nicht frei vom Gesetz und die Gebote werden ihn gefangen halten (HGt.01_014,05).
Jesus: „Ihr könnt tun, wie ihr wollt; denn ein jeglicher Mensch hat seinen vollkommen freien Willen. So aber jemand als Mein Jünger Mir folgt zur Gewinnung des Gottesreiches, der muss bis zur Zeit der vollen geistigen Neugeburt Haus, Weib und Kinder aus Liebe zu Mir verlassen; denn beim Suchen und Forschen nach dem Reich Gottes muss er alle Sorge um Dinge dieser Welt Dem allein überlassen, der um alles weiß, und dessen allmächtiger Wille alles vermag. Denn sorgt sich ein wahrer Jünger an Meiner Seite auch um Dinge der Welt, so gleicht er einem Ackermann, der seine Hände wohl an den Pflug legt, sich aber dabei stets nach rückwärts umsieht, nicht achtet auf den Gang des Pfluges und sonach nicht geschickt ist zum Reich Gottes. Da sehet Meine alten Jünger! Sie haben um Meinetwillen auch Haus, Hof und Weiber und Kinder verlassen und sind Mir nachgefolgt; aber ihr irdisches Hauswesen besteht fort und ist versorgt. Wer als Mein Jünger der Welt nicht völlig entsagen kann, der wird nicht stark im Gottesreich werden; denn Gott und der Welt dienen geht schwer oder auch wohl gar nicht. So aber jemand im Reich Gottes stark geworden ist, dann erst kann er wahrhaft auch aller Welt nützlichst dienen. Als in den älteren Zeiten auf den gewissen Bergen noch die wahren Schulen der Propheten bestanden, da musste der, welcher ein rechter Prophet werden wollte, sich von aller Welt völlig zurückziehen und in sich suchen das lebendige Wort Gottes; hatte er das gefunden, so wurde er auch freigelassen und war so erst fähig, der Welt wahrhaft nützend zu dienen. Wie aber die wahren Propheten und in der Vorzeit auch die Patriarchen der Welt gedient und genützt haben, das kennt ihr aus der Schrift, und Ich brauche es euch nicht zu erzählen. Und somit kennet ihr nun Meinen Willen und Meinen Rat und könnet nun tun, wie es euch beliebt“ (GEJ.08_125,07-11).
Es obliegt dem freien Willen eines jeden, nach der Lehre Jesu zu handeln. Folgt er Ihm nach, so sollte er sich davor in Acht zu nehmen, der Welt wegen wieder in seinen alten Irrtum und dadurch in seinen alten Tod zu verfallen, denn dann wäre er noch um vieles schwerer auf den rechten Weg zu bringen als jetzt. Wer tätig in der Lehre Jesu verbleibt, bei dem und in dem wird Jesus auch im Geist wirkend verbleiben, und um was er Seinen heiligen Gottgeist bitten wird in Seinem Namen, das wird ihm auch gegeben werden (GEJ.06_122,01, GEJ.08_194,09; GEJ.09_065,14, GEJ.09_158,05-06).
Und so wird uns der Heilige Geist, so Er über uns kommen wird, in alle Wahrheit leiten. Das wird der Geist der Liebe sein, der Vater Selbst, der uns ziehen und lehren wird, auf dass wir alle dorthin kommen mögen, wo Jesus ist. Denn niemand wird zu Ihm kommen, so ihn nicht der Vater zu Ihm hinziehen wird. Wir müssen vom Vater, also von der ewigen Liebe in Gott, gelehrt sein, so wir zu Jesus kommen wollen. Wir müssen also vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist. Aber nicht das viele Wissen, wie auch nicht die reichlichste Erfahrung wird uns dahin bringen, sondern allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Maße zum Nächsten - darin liegt das große Geheimnis der Wiedergeburt unseres Geistes aus Gott und in Gott. Jeder aber wird zuvor mit Jesus durch die enge Pforte der vollsten Selbstverleugnung ziehen müssen, bis er wird, wie Er ist. Ein jeder muss aufhören, für sich etwas zu sein, um in Ihm alles werden zu können. Gott über alles lieben, heißt: in Gott ganz auf- und eingehen, und den Nächsten lieben, heißt ebenfalls: in den Nächsten ganz eingehen, ansonsten man ihn nie ganz lieben kann, eine halbe Liebe aber nützt weder dem, der liebt, noch dem, der geliebt wird. Unser Herz ist ein Acker, und die tätige Liebe ist das lebendige Samenkorn, die armen Brüder aber sind der Dünger für den Acker. Wer aus uns in den wohlgedüngten Acker viel der Samenkörner legen wird, der wird auch eine Vollernte machen. Mit je mehr Armen wir den Acker düngen werden, desto kräftiger wird er sein, und je mehr wir der guten Samenkörner hineinlegen werden, desto reicher wird die Ernte ausfallen. Wer da reichlich säen wird, der wird auch reichlich ernten, wer aber sparsam säen wird, der wird auch sparsam ernten. Darin aber liegt die höchste Weisheit, dass wir durch die lebendigste Liebe weise werden, denn alles Wissen ist ohne die Liebe nichts nütze. Darum sollen wir uns nicht so sehr um ein vieles Wissen bekümmern, sondern dass wir viel lieben, so wird uns die Liebe geben, was uns kein Wissen je geben kann (GEJ.04_001,03-09).
„Willst du ein Kind Gottes sein, so wisse, die ganze Regel ist diese: Sei von ganzem Herzen demütig! Liebe Gott aus all deinen Lebenskräften über alles und erfülle in dem Seinen Willen, dass du deine Brüder und Schwestern liebest und achtest mehr denn dich selbst! - Wenn du solches tust, so bist du ein Kind Gottes.“ (GS.02_059,14-15)
2.3. Jünger sein durch Selbstgestaltung
Der Herr: „Um sich Meines Wohlgefallens zu versichern ist es nicht genug, wenn man Meine Worte nur gerne und beifällig liest und hört, sondern man muss sich auch lebendig im Herzen danach kehren! Der aber kehrt sich nicht danach, dem weltliche Verlustigungen und Erheiterungen dann und wann recht sehr am Herzen liegen! Genug! Mehr sage Ich nicht. – Wer dies Kleine ehrt, sei des Größeren wert! – Das sagt der Herr! – Amen“. (HiG.02_44.05.10,03-05)
Gott als die ewige, unendliche Liebe und Weisheit, also die ewige Wahrheit, sah von Ewigkeit her, dass Ihre Werke gut waren, sind und ewig bleiben werden. Darum trägt uns noch die alte Erde, und die alte Sonne spendet uns stets ein gleiches, herrliches Licht. Der Mensch war nun zur höchsten Vollendung auf diesen engen Kreis gesetzt - der Kreis ist zwar eng, aber desto mächtiger erfüllt mit der Liebe Gottes. Daher erkennt alle in diesem engen Liebekreis, dass Gott die Liebe ist, erkennt mit Liebe die Liebe, so wird diese Liebe ein mächtiges Feuer werden, welches gar bald den engen Kreis zerreißen wird. Und ihr werdet dann frei hinaustreten in den unendlichen Kreis der göttlichen Liebe, Gnade und Erbarmung und werdet da ein Leben leben, welches da heißt: ,Seid vollkommen, wie Ich, euer Vater, es bin!‘ (HGt.02_220,18-21).
In allen zahllos anderen Welten wird der Mensch zu dem aus- und inwendig gestaltet, was er sein muss, hier aber überträgt Gott die äußere Gestaltung schon der Seele, die sich ihren Leib selbst nach der Ordnung erbaut, in der sie geschaffen ist. Ganz besonders aber muss jeder Geist, der in die Seele gestellt ist, vorerst die Seele durch die Haltung der ihm äußerlich gegebenen Gesetze bilden. Hat die Seele dadurch den rechten Grad der Reife und Ausbildung erreicht, so tritt dann der Geist völlig in die ganze Seele über, und der ganze Mensch ist dadurch vollendet, ein neues Geschöpf. Es müssen sich also die Menschen vollends selbst gestalten nach der geoffenbarten Ordnung, ansonsten sie unmöglich Kinder Gottes werden können. Und so ist ein vollendeter Mensch auf dieser Erde als Gotteskind in allem Gott gleich, aber ein unvollendeter Mensch ist dagegen auch tief unter dem Reich der Tiere (GEJ.01_214,10-11, RB.02_183,10, RB.02_245,08, GEJ.02_146,23; GEJ.10_109,09).
Das große Geheimnis der Selbstgestaltung des Menschen liegt aber darin: Alles kann Jesus dem Menschen tun, und er bleibt Mensch, aber das Herz ist sein eigen, das er vollkommen selbst bearbeiten muss, so er das ewige Leben sich selbst bereiten will. Denn würde Jesus Selbst zuerst die Feile an des Menschen Herz legen, so würde der Mensch zur Maschine und gelangte nie zur freien Selbständigkeit. Wenn aber der Mensch die Lehre bekommt, was er zu tun hat, um sein Herz für Gott zu bilden, so muss er diese auch frei befolgen und sein Herz nach ihr bilden. Hat er sein Herz danach gebildet und es gereinigt und gefegt, sodann erst zieht Gott im Geist in dasselbe und nimmt Wohnung darin (GEJ.02_075,07-08).
Der Mensch, wie er in diese Welt kommt, wird der Seele nach völlig von der Allmacht Gottes getrennt und ist in allem seinem eigenen Wollen und Erkennen anheimgestellt. Erst so er auf dem Wege des Unterrichts aus dem Mund seiner Eltern und anderer weiser Lehrer zur Erkenntnis Gottes gelangt, sich dann gläubig an Ihn wendet und Ihn um Seine Hilfe und Seinen Beistand anfleht, fängt dann auch von der göttlichen Seite das Einfließen durch alle Himmel hindurch an, und die Seele des Menschen geht in ein stets klareres Erkennen über und aus dem immer mehr und mehr in die Liebe zu Gott. Sie ordnet dann ihren Willen dem erkannten Willen Gottes unter und einigt sich so mit dem Geist Gottes und wird dadurch nach und nach ebenso vollkommen in und durch den Geist Gottes in ihr, wie der göttliche Geist in ihr selbst vollkommen ist, und bleibt dabei dennoch in allem vollkommen frei und selbständig, wie Gott an und für Sich ewig vollkommenst frei und selbständig ist (GEJ.09_171,04).
Auch wenn der innere Geist zwar unablässig dahin arbeitet, die Seele ehest möglich reif und völlig frei zu machen, so kann und darf er ihr dennoch nicht den geringsten Zwang antun, weil sogestaltig eine Seele dann noch materieller und unfreier werden würde, als sie durch alle Einflüsse der Außenwelt je werden könnte. Darum war der Seele in ihrem Leib ein eigener Wille und ein eigener Verstand gegeben, durch den Unterricht von außen her dahin sich selbst bestimmend gebracht zu werden, sich von aller Weltlichkeit durch ihren eigenen Willen stets mehr und mehr zu entäußern und in sich gehend die reiner und reiner werdenden geistigen Wege zu betreten. In dem Maß aber die Seele die stets reineren geistigen Wege tätig begeht, in demselben Maß eint sich dann auch ihr innerer, reiner Geist mit ihr. Und hat sie sich durch ihren in sich stets lauterer gewordenen Verstand und durch ihren dadurch auch stets freier gewordenen Willen aller Welt vollends entäußert, so ist sie ihrem Geist gleich und eins mit ihm geworden, welche Einswerdung als die geistige Wiedergeburt bezeichnet wird (GEJ.07_069,06-07).
Wer mit seinem Willen Gottes Willen insoweit ergreift, dass er freiwillig seinen Willen dem Willen Gottes durch die Tat untertan macht und sich sorgfältig darin übt, dass Sein von ihm erkannter Wille vollkommen die Oberherrschaft in ihm bekommt, so wird dadurch Gottes Geist in ihm in der Fülle lebendig und wird bald sein ganzes Wesen durchdringen. Gottes von ihm zuvor emsigst geübter Wille wird dadurch zur Vollkraft gelangen, und was er, ganz Gott gleich, dann wollen wird, das wird geschehen, aber, wie gesagt, erst dann – und eher nicht (GEJ.04_121,09-10).
Ein jeder Mensch muss sich selbst, ganz unabhängig von der Allmacht des göttlichen Willens, frei aus sich nach der anerkannten göttlichen Ordnung ausbilden und ausformen, um auf diese Art ein freies Gotteskind zu werden. Das angeratene, kräftigste und somit wirksamste Mittel dazu ist die Liebe zu Gott und im gleichen Maß die Liebe zum Nächsten. Der Liebe zur Seite steht die wahre Demut, Sanftmut und Geduld, weil die wahre Liebe ohne diese drei Nebenstücke gar nicht bestehen kann und keine wahre und reine Liebe ist (GEJ.03_241,02-04).
Die Liebe ist der größte Reichtum der Himmel, und die Nächstenliebe gleich der Gottesliebe. Aber sie muss stets nur Gottes wegen in Werken bestehen, allein nur durch Gott an den Nächsten gerichtet werden, anderenfalls die Liebe zu Gott geschwächt würde (RB.02_246,08). Die Nächstenliebe ist alles, was Gott von den Menschen zur Gewinnung des ewigen Lebens verlangt. Wer die wahre Nächstenliebe übt, wird durch Gottes Geistes Kraft zum ewigen Leben erweckt werden und wird eindringen in Seine Gottheitstiefen und dadurch Gott über alles lieben. Wer solche Liebe hat, der hat vor Ihm keine Sünde mehr (GEJ.10_146,12; GEJ.03_221,08-09). Es ist also die reine Liebe zu Gott, die uns mit Ihm verbindet und bewirkt, dass wir eins mit Ihm werden (GEJ.02_199,05; GEJ.09_108,09; RB.01_088,04).
Da in Gottes Reich nichts als die allerreinste Liebe herrscht, muss ein jeder, der ein Bürger dieses Reiches sein möchte, frei von allem Weltlichen sein, muss der Welt alles, was ihr angehört bis auf den letzten Heller zurückerstatten. Es darf ihm auch kein Stäubchen von Unversöhnlichkeit mehr anhaften, sondern er muss alle Wesen der ganzen Schöpfung, ob Freund oder Feind, mit der gleichen reinen Liebe umfassen um zu seiner gänzlichen Vollendung zu gelangen (RB.02_234,04-05+07+09). Es muss aus der Seele alles hinaus sterben, was nicht des Geistes ist. Solange irgend eine äußere Nötigung die Seele noch in einigen Lebensfibern gefangen hält, kann der freie Gottesgeist sich nicht in ihr völlig ausbreiten und die Seele frei machen von jeglichem Gericht (RB.02_210,03).
Des Menschen Geist ist also erst dann vollendet, wenn er durch seine eigene Kraft und die ihm von Gott gegebene innere Lebensmacht in die erkannte Gottesordnung eintritt und sich in dieser wie in seinem höchsteigenen Lebenselement tatkräftig fortbewegt. Demnach hat sich ein jeder nach der Lehre Gottes selbsttätig zu gestalten und in sich selbst zur wahren Ordnung in allem zu gelangen, ansonsten er nie auf eine vollkommene Lebensfreiheit Anspruch machen kann. Um in die Vollendung des Geistes übergehen zu können, muss er aller Leidenschaften ledig sein, kein Fünkchen Hochmut mehr in sich tragen, und das Gute allein um des Guten Willen tätig aufnehmen. Er muss nicht nur tun, was Gott von ihm verlangt, sondern muss selbst den wahren Grund davon erforschen, denn erst dadurch kann er sich selbst in eine lebendige Gottesordnung stellen (RB.01_121,09).
So die Seele von ihrem Hochmut ablässt und sich demütigt, isoliert sie sich stets mehr vom groben Fleisch ihres Leibes und steht mit demselben nur noch allein durch den ihr verwandten Nervengeist im Verband. Ist dieser Zustand eingetreten, wird sie in sich lebensfühlend und bestrebt sich noch mehr in der Nächstenliebe und dadurch auch in der reinen Liebe zu Gott, den sie in ihrer Demut bald und leicht finden wird. Dadurch ruft sie ihren jenseitigen Geist aus Gott wach und fängt an, sich mit demselben zu einen, wodurch sie schon in das vollkommene, ewige Leben eingeht und Gott in allem ähnlicher und ähnlicher wird. Solange die Seele jedoch in ihrem Welthochmut verharrt, so lange versenkt sie sich selbst auch stets mehr in ihr grobes Fleisch und somit auch notwendig stets mehr und mehr in des Fleisches Tod (GEJ.06_111,05-06).
Wann genau die Seele ihre Vollendung erreicht hat, wird sie durch ihr eigenes Gefühl erfahren. Dies geschieht, wenn sie durch ihr freies Wollen der Liebe des Geistes aus Gott ganz ähnlich wird, da sie dadurch mit Ihm in ihr eins wird. Und diese wahre, reine und lebendige Liebe ist in sich höchst uneigennützig, voll Demut, voll Geduld und Erbarmung, fällt niemals jemandem unnötig zur Last und duldet alles gern, hat kein Wohlgefallen an der Not ihres Nächsten, und ihre rastlose Mühe ist es, jedermann zu helfen, der einer Hilfe bedarf. Die reine Liebe ist im höchsten Maß keusch und hat keine Freude an der Geilheit des Fleisches, aber eine desto größere Lust an der Sittenreinheit des Herzens. Wenn die Seele so beschaffen sein wird durch ihr eigenwilliges Streben und Trachten, dann ist die Seele auch schon gleich ihrem Geist und damit in Gott vollendet. Dies ist der Weg zur reingeistigen Vollendung. Je konsequenter ihn jemand geht, desto eher wird er auch vollendet werden, wobei ihm dabei von Gott aus geholfen wird, so er Ihn darum bitten wird (GEJ.07_223,12-17). Wer einmal ernstlich den Weg der Vergeistigung betreten hat, dem wird auch ohne sein Wissen von Gott aus geholfen, dass er weiter und endlich sicher ans Ziel kommt. Gott wird die Einung der Seele mit dem Geiste aus Ihm freilich wohl nicht mit Seiner Allmacht erzwingen, aber Er wird des Menschen Herz stets mehr erleuchten und es erfüllen mit wahrer Weisheit aus den Himmeln, und der Mensch wird dadurch geistig wachsen und kräftiger werden und wird alle Hindernisse, die sich ihm zu seiner größeren Probung noch irgendwo in den Weg stellen könnten, stets leichter und zuversichtlicher überwinden (GEJ.07_223,08-09; GEJ.06_052,13; GEJ.08_151,04).
Auf dem Weg zur Vollendung muss ein jeder so viel tun, wie er aus seinem freien Willen heraus kann. Er muss ernsthaft seine Augen von den Lockungen und Reizungen der Welt abwenden, muss ein Meister seiner Weltbegierden werden (GEJ.08_151,03-04; HGt.02_205,04-18). Und wenn er sich von seinen groben Sünden, die da in seiner Materie hausten, losgemacht hat, da muss er dann alsbald über seine Seele gehen und in ihr alle Neigungen und Begierden erforschen. Denn auch wenn schon Fehler und Schwächen abgelegt, aber dennoch allerlei weltliche und eigenliebige Gedanken vorhanden sind, so können aus ihnen leichtlich wieder Neigungen und Begierden ausgeboren werden, und aus diesen dann gar bald wirkliche Taten (HGt.02_214,21-23).
Keine einzige Seele kann durch ein irgend unvermitteltes, ganz unbedingtes Erbarmen zu einer Lebensvollendung gelangen, sondern nur durch ihren höchst eigenen Willen. Der Herr lässt dem Menschen wohl allerlei Hilfsmittel in die Hände spielen, aber dann heißt es, diese als solche erkennen, sie mit dem eigenen Willen ergreifen und selbst wie ganz eigenmächtig gebrauchen (GEJ.05_097,06).
Wer vollkommen sein will, muss in sich stets drei Teile Furcht und sieben Teile Liebe haben, dann wird er zu allen seinen Bitten auch diese hinzufügen: ‚Vater, lass nicht Versuchungen über meine Schwäche kommen, sondern befreie mich von allem Übel sowohl geistig, als auch leiblich!‘. Wer so bittet, der bittet recht, denn die Versuchung ist dem freien Menschen nicht gut, da sie fürs erste den Leib tötet und fürs zweite den Geist erlahmt (HGt.01_158,38).
Jesus: „Denn wahrlich sage Ich es euch: Niemand wird zu Mir kommen, so ihn nicht der Vater zu Mir hinziehen wird! Ihr müsset alle vom Vater, also von der ewigen Liebe in Gott gelehret sein, so ihr zu Mir kommen wollt! Ihr alle müsst also vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist! Aber das viele Wissen, wie auch die reichlichste Erfahrung wird euch nicht dahin bringen, sondern allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Maße zum Nächsten; darin liegt das große Geheimnis der Wiedergeburt eures Geistes aus Gott und in Gott. Jeder aber wird zuvor mit Mir durch die enge Pforte der vollsten Selbstverleugnung ziehen müssen, bis er wird, wie Ich bin. Ein jeder muss aufhören, für sich etwas zu sein, um in Mir alles werden zu können.“ (GEJ.04_001,04-05)
2.4. Selbstaufopferung und Ergebung in Gottes Willen
Der alles erfüllende, alles durchdringende und überall wirkende Geist des Menschen aus Gott ruht im innersten Zentrum der Seele des Menschen, aber er ist da noch ganz isoliert von dem allgemeinen Geist, weil er durch die zu geringe Liebe zu Gott auch eine viel zu geringe Nahrung hat, dass er sich in der Seele ausbreiten, sie durchdringen und sich also durch das ganze Wesen ausbreiten könnte, das heißt nicht etwa räumlich, sondern in der Sphäre der Willensfähigkeit, die in ihm eben also vorhanden ist wie in Gott Selbst, von dem er als ein unverwüstbares Lebensfünklein in das Herz der Seele gelegt wurde. In der Willenssphäre ausbreiten heißt aber, dass die Seele selbst ihren Willen dem erkannten Willen Gottes völlig unterordnet und sich freiwillig ganz von ihm beherrschen lässt. Ist das der Fall, dass sich eine Seele, gleichsam wie von außen herein, von dem erkannten und genau befolgten Willen Gottes bis in ihr Innerstes durchdringen lässt, so erweckt dieser erkannte und befolgte Wille Gottes den in der Seele Innerstem ruhenden und schlummernden Geist aus Gott. Dieser vereinigt sich dann alsbald mit dem ihm gleichen, die ganze Seele durchdrungen habenden Willensgeist, der der eigentliche Geist Gottes ist, ist dann eins mit ihm in allem, wie das Gott – wennschon für Sich in einem noch endlos höheren Grade – auch also ist und bleibt, gleichsam wie da auch eins ist ein Auge dem andern, obschon bei einem Menschen auch ein Auge stets schärfer und leichter sieht als das andere (GEJ.07_150,14-16).
Wer die Gotteskindschaft erlangen möchte, muss also bereit sein, sich selbst aufzuopfern und alles in der Welt für Gott aufzugeben und sich in Seinen Willen zu ergeben (HGt.01_179,04-05; RB.02_271,14; RB.02_272,04). Wer Sein Kind werden will, muss in seiner Freiheitsprobeperiode, dem Leben auf dieser Erde, fortwährend die Last Seines Willens tragen lernen, egal, welcher Selbstaufopferung es dafür bedarf. Wer diesen Weg auf Erden nicht geht, wird im Jenseits im Feuer Seines Willens gereinigt werden und sich die Unterordnung unter Seinen Willen mit schwerster Mühe angewöhnen müssen, bevor er in der größten Geringheit unter Seine vollkommenen Kinder wird aufgenommen werden können (GS.02_025). Ein jeder, der ein Kind Gottes werden will, muss demnach dem Ruf Jesus folgen: „Verleugne dich selbst, nehme das Kreuz auf deine Schulter und folge mir nach!“ (Mt 16,24; GS.02_024,15; RB.02_155,12+15). Jesus sagt: „So ihr euch nur ein wenig umsehet auf dem Wege, der da vorgezeichnet ist von Mir zur Erlangung des ewigen Lebens als stets nur ein und derselbe einfache Weg der Selbstverleugnung und Meiner getreuen Nachfolge – so werdet ihr da sicher nur einen und nicht mehrere Wege entdecken, und das wahrlich aus dem guten Grunde, weil Ich Selbst nur Einer und also (auch) der alleinige Weg und die alleinige Tür zum ewigen Leben bin“ (HEIG.01_41.02.07,13). Der Gehorsam ist der geistige Weg zur Liebe, welche das Ziel alles Lebens ist. So jemand dem Ziel noch fern ist, der tut wohl, dass er so lange geht, bis er es erreicht hat, hat er es durch die über alles hinausgehende Liebe zu Gott erreicht, soll er es mit allen seinen Kräften ergreifen und festhalten. Denn da hat er den Vater des Lebens für ewig gefunden, und seiner Freiheit wird zukünftiglich kein Ende sein (HGt.01_070,23-24).
Ein besonderer Rat geht an die Eltern, dass sie ihre Kinder vor nichts so sorgfältigst warnen sollen wie vor dem sogenannten Verliebtwerden, denn ein gewisses lebendiges Zauberbild, das ein Verliebtsein vom Anderen vorspiegelt und das sich mit dem Geist einmal verbunden hat, bringt man schwerer aus einem jugendlichen Gemüt, gleich welchen Geschlechts, als einen Berg von seiner Stelle. Und einem solchem unzeitigen Verliebtwerden liegt die größte geistige Unzucht zugrunde, denn Unzucht oder Hurerei ist alles, was auf den Betrug des Geistes absieht. Da aber die Liebe am meisten des Geistes ist, so ist ein Betrug der Liebe oder eine offenbare Verschuldung an dieser der wahren geistigen Unzucht tiefster und unterster Grad oder die eigentliche unterste Hölle (GS.02_116,11-14).
2.5. Wollen
Wer sich von der Welt abwendet und voll Liebe zu Jesus und seinen Geschwistern ist, sich Seinem Willen unterordnet, wird merken, dass 'Sein Joch sanft, und Seine Bürde leicht ist'. Wer aber lau ist und ständig zwischen Seinem Willen und der Welt hin und her schwankt, braucht mehr Aufrüttler in Form von Krankheit oder sonstigen Schicksalsschlägen, bis er geweckt ist und das Leben in sich findet. Das ist dann ein länger währender Prozess, da die Welt noch zu stark an ihm haftet und somit das Erwachen des Geistes verhindert. Wer aber kalt in seinem Herzen und völlig in die Welt vergraben ist, benötigt sehr viele und harte Prüfungen, bis er für die Liebe und Jesus aufnahmefähig wird, und den Weg der Umkehr einschlägt. Er ist aufgrund seiner Selbstsucht nicht aufnahmefähig für ein höheres Leben, und alles Geistige, das ihm begegnet, zieht er in die Welt, wo es nicht bestehen kann, denn die Materie ist zu dicht, um das Licht hindurch zu lassen. Es kommt daher allezeit darauf an: Je mehr Liebe wir zu Gott und zum Nächsten haben, desto mehr Leben haben wir in uns, aber je weniger Liebe wir haben, desto mehr Kälte und somit auch desto weniger wahres Leben haben wir in uns, oder: Je weniger Geist, desto mehr Materie und daher mehr Tod. Festes Wollen und unerschütterliches Vertrauen müssen die ewige Richtschnur des Geistes sein. Daher sollen wir auch nicht viel überlegen und bedenken, sondern wollen und vertrauen, so wird uns der Geist nach unserem Wollen und Vertrauen weiterhelfen (GS.02_027,04-15; GEJ.08_108,13).
Wir sollten uns stets vor dem Wankelmut hüten, denn so ein Mensch sich auch dann und wann recht ernst vornimmt und sagt: ,Herr, von nun an werde ich unerschütterlich verharren bei meinem Vorsatz!‘, geht aber dann hinaus, und es kommen ihm wieder so reizende Dinge in der Welt vor, dass er seine Sinne nicht davon abwenden kann und er von neuem wieder schwach, wenn auch nicht böse wird, solch ein Mensch kommt nicht weiter, bleibt stets auf dem gleichen Fleck stehen und gelangt dadurch auch nicht zu einer Meisterschaft über die Begierden seiner Sinne. In diesem Fall, wo seine Liebe zwischen den Reizen der Welt und Jesus hin und her schwankt und noch nicht einmal zu einer halben Stärke auf Seiner Seite gelangt, da kann Er solch einer Windfahne von einem Menschen nicht unter die Arme greifen und ihm eine volle Festigkeit geben. Denn den guten Anfang muss der Mensch infolge des ihm verliehenen freien Willens selbst machen, zur vollen Vollendung führt ihn dann Jesus Selbst. Wer sich dies zu Herzen nimmt und danach handelt, für den wird Jesus Hilfe nicht unter dem Weg verbleiben. (GEJ.08_151,05-06).
2.6. Hoffnung, Glaube, Liebe
Jesus lässt einen jeden frei, und wem Seine Werke und seine eigene innere Überzeugung nicht genügen, der wird auch durch keine anderen Mittel zum Glauben genötigt, denn Jesus hat Seine Lehre nicht für den Glauben, sondern nur für die Tat gegeben. Und so wird es ein jeder, der nach Seinem Wort handelt, erfahren, ob Seine Lehre von Gott oder von Menschen ist (Ste.01_033,15-16; Ste.01_034,04). Das aber ist dann auch das ewige Leben, dass wir Gott erkennen und Ihn dann über alles lieben, denn aus der Liebe des allgütigen, allerheiligsten Vaters sind wir aus Ihm hervorgegangen und können daher nur wieder durch die Liebe zu Ihm gelangen (HGt.02_215,12). Er Selbst ist die Liebe in uns. Je vollkommener unsere Liebe sein wird, desto mehr entfaltet sich Sein Ebenbild in uns (RB.02_245,04).
Nur durch die Verbindung von Hoffnung, Glaube und Liebe ist der Weg zu Jesus gangbar, da sie sich untereinander bedingen. Die Hoffnung für sich allein genommen verzehrt sich beständig und gelangt nie zu irgendeiner Kraft, wenn sie nicht eine gerechte Nahrung, die da der Glaube ist, bekommt, was man aus jenen moralischen Beispielen ersehen kann, die in allerlei erdenklichen Graden und Arten einer Verzweiflung enden, denn eine jede Verzweiflung hat ihren Grund in der sich selbst völlig aufgezehrten Hoffnung. Gesättigt werden kann sie nur durch den Glauben. Und so geht es dem nach Wahrheit oder nach der Realisierung seiner Ideen hungernden Menschen. Bringt man ihn an den wahren Strom des Lichtes, den Glauben, wird er sich gar bald mit demselben verbinden und sich sättigen nach seiner Herzenslust und nach seinem Bedürfnis. Und wenn er bemerkt, dass diese Sättigung eine wahrhaftige ist, so wird er ebenfalls bald den Ursprung dieses Lichts mit großer Glut seiner Liebe ergreifen, welche Liebe an und für sich schon eine vollkommene Sättigung ausdrückt. In der Liebe ist daher alles des Glaubens und alles der Hoffnung in der vollkommen realisierten Reife und Sättigung vorhanden. Und so ist die Liebe einerseits die durch den Glauben vollkommen gesättigte Hoffnung, andererseits aber ist sie aus eben dem Grund, weil sie die Hoffnung und den Glauben als gesättigt in sich schließt, auch der Urgrund von beiden. So geht alles von ihr aus und kommt alles auch wieder zu ihr zurück, wenn es nicht zugrunde gehen will – Liebe als Basis und Ziel (GS.02_028,09-17+24).
Der Glaube ist die Sehe des Herzens. Er erweckt die Liebe, die das Feuer, die Wärme und das Licht ist, welche drei Dinge alles ausdehnen, erweitern, vergrößern und es völlig endlich genauso entfalten, wie es das Feuer, die Wärme und das Licht der Sonne natürlich vor jedermanns Augen tun. Wer die Liebe mit Geduld, Demut, Sanftmut, Erbarmung, Treue und Wahrhaftigkeit verbindet und danach handelt, öffnet dadurch seine Geistessehe, mit der er die inneren endlosen Wunder des von Jesus gegebenen Wortes für ewig stets klarer und tiefer wird beschauen können (HiG.03_47.05.21,11-13). Die Liebe ist also der Schlüssel, mit dem ein jeder alle verschlossenen Gemächer des Wort Gottes öffnen kann (HGt.02_134,24). An der Liebe erkennt Jesus die Seinigen, und wer Ihn liebt und Sein Wort hält, d.h. werktätig danach lebt, der hat die Liebe des Vaters in sich, wie Jesus den Vater in sich hat, und er ist eins mit Jesus, wie Er eins ist mit dem Vater. Dann gibt es auch kein Alleinseinsgefühl mehr, denn wie der Vater in Jesus ist, so ist Jesus in einem jeden, und ein jeder in Ihm, der Ihn liebt und Ihm nachfolgt (Ste.01_033,13; Ste.01_06-07; s.a. Geistiger Lebensmorgen). Die Liebe zu Gott ist das Größte. Solange unser Herz mit der Liebe zu Gott erfüllt sein wird, so lange werden wir völlig unfähig sein, in irgendeine Sünde zu verfallen. Werden wir jedoch in der Liebe nachlassen, so werden wir in dem alleinigen Glauben einen gar schwachen Schutz gegen die Macht der Sünde in uns haben (HGt.02_215,06-07).
Der himmlische Vater: „Glaube Mir nicht, aber liebe Mich, so wirst du Mich erkennen, dass Ich ein wahrer Vater bin. Die Liebe wird dich heilen und wird vernichten alle deine Zweifel. Und so denn gehe hin und erforsche dein Herz, werde demütig, und Ich werde dir ein rechter Gott und Vater sein ewig. Amen“ (HGt.02_257,20-21).
2.7. Demut und Vertrauen
Wer sich selbst und Gott wahrhaft erkennen will, muss in sein Herzlebenskämmerlein auf dem Weg der äußersten Demut und Fügsamkeit eingehen und das aus demselben empfangene Leben geistig wieder zurückgeben. Wenn ein Mensch das tut, so erweitert er das Lebenskämmerlein und erleuchtet es durch und durch. Ist aber das geschehen, so wird dann das ganze Herz und vom Herzen aus der ganze Mensch erleuchtet und erkennt sich selbst und dadurch auch Gott, weil er da erst gewahren und erschauen kann, wie das Leben in diesem Kämmerlein aus Gott einfließt, sich da sammelt und zu einem freien, selbständigen Leben ausbildet. In diesem Kämmerlein wohnt der eigentliche Geist aus Gott, und so die Seele des Menschen in dieses Kämmerlein durch die rechte Demut, Fügsamkeit, wie die Liebe des rechten Menschen zur ewigen, unerschaffenen Liebe Gottes eingeht, so einigt sich dadurch die Seele mit dem ewigen Geist aus Gott und dieser mit der geschaffenen Seele, und das ist dann eben die Wiedergeburt der Seele im Geist aus Gott (GEJ.08_057,11-12; GEJ.03_241,02-04; GEJ.08_024,12).
Die rechte Demut ist der Same für das ewige Leben in Gott. Sie ist der Anfang der reinen Liebe, diese aber das ewige Leben selbst (HGt.02_207,23-24). Sie ist eine der notwendigsten Tugenden, durch die man am schnellsten zum inneren Licht des Lebens gelangen kann. Aber diese Tugend besteht eigentlich nur in der rechten Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sie ist die sanfte Geduld des Herzens, durch die der Mensch seine Vorzüglichkeit wohl erkennt, sich aber über seine noch viel schwächeren Brüder nie herrscherisch erhebt, sondern sie nur mit desto mehr Liebe umfasst und zur eigenen erkannten höheren Vollendung durch Lehre, Rat und Tat zu erheben trachtet (GEJ.07_141,09). Sie ist das Grundfundament allen Lebens (HGt.02_012,15), der Anfang und die Hauptnahrung der reinen Liebe, diese das ewige Leben selbst (HGt.02_207,24; Ste 01_031,11). Sie ist die innerste, allerhöchste Kraft, Macht und Gewalt in Gott Selbst. Alles, was die ganze Unendlichkeit erfüllt, ist durch die Demut entstanden und aus ihr hervor gegangen (HGt.02_011,14). Sie ist das sich stets mehr und stärkere Kondensieren des Lebens in sich selbst, während der Hochmut ein stets lockereres Gestalten und sich ins Endloseste hin auseinander Zerstreuen und am Ende nahe gänzliches Verlieren des Lebens ist, was als der zweite oder geistige Tod bezeichnet wird (GEJ.04_095,01).
Die Demut ist eines jeden Menschen Eigentum. Sie ist das einzige, das wir Gott geben können ohne es vorher von Ihm empfangen zu haben. In der wahren Demut besteht die eigentliche allerhöchste Freiheit des Lebens, daher auch die größte Vollkommenheit desselben. In ihr können wir uns sogar der unantastbaren Heiligkeit Gottes nähern. Die wahre Demut ist des Menschen höchste Weisheit, die höchste Liebe, die höchste Kraft alles Lebens, die Macht und die höchste Gewalt, vor der die ganze Unendlichkeit ehrfurchtsvoll erbebt (HGt.02_11,10+12-13). So liegt auch nur in der wahren Demut der Weg zum inneren Leben der Seele (GEJ.06_076,07), weshalb wir uns um die Demut unserer Herzen bemühen sollen, denn ohne die wahre, innere Demut seines Herzens kann niemand wahrhaft liebend Gott in seinem Herzen erfassen und dadurch dann aus Ihm ein vollkommenes ewiges Liebeleben leben (HGt.02_012,14).
Bevor die Seele den Geist der Wahrheit in sich aufnehmen kann, muss sie mit dem Wasser der Demut und Selbstverleugnung gereinigt werden, da der Geist der Wahrheit eine unreine Seele nicht fassen kann, da sie gleich ist der Nacht, während die Wahrheit eine Sonne voll Lichtes ist (GEJ.01_018,08). Gottes Reich ist in eines jeden Menschen Herz gelegt, und wer da hineinkommen will, der muss in sein eigenes Herz eingehen und sich da ein Plätzchen der Ruhe gründen, das da heißt Demut, Liebe und Zufriedenheit. Ist er mit diesem Plätzchen in der Ordnung, so hat er sein Glück für ewig gemacht (RB.02_278,04). Die Demut lehrt, klein zu sein und sich über niemanden, möchte er auch noch so unbedeutend scheinen, hochmütig zu erheben, sondern sich selbst stets als den Geringsten zu betrachten (BM.01_050,13). Solange jemand glaubt, er könne aus sich selbst heraus etwas tun, oder dass er wegen seines Glaubens oder Standes der göttlichen Gnade und Erbarmung gewiss oder würdig sei, so lange darf er sicher sein, dass ihn Gott allein auf sich gestellt lassen wird, bis sich diese irrige Meinung in ihm vernichtet haben wird. Wer jedoch zu der inneren Ansicht kommt, dass er nichts ist und nichts vermag, sondern Gott alles in allem ist, der Erste und der Letzte, das Alpha und das Omega, der gibt sich dem Herrn freiwillig ganz hin, und der Herr ergreift ihn dann und führt ihn den gerechten Weg (GS.01_091,02-03).
Demut ist Mut zum dienen, fördern können wir sie durch Unterordnung und Gehorsam. Wer in der Demut wächst, der wächst in der Liebe, und wer in der Liebe wächst, der wächst in der Erkenntnis. Und wer sich prüfen will, ob er in der Demut vollendet ist, der prüfe sich, ob er noch durch irgendetwas beleidigt werden kann, und ob er seinen größten Beleidigern und Verfolgern leicht aus vollem Herzen vergeben und denen Gutes tun kann, die ihm Arges zugefügt haben, ob er gar keine Sehnsucht nach irgendeiner Weltherrlichkeit dann und wann fühlt, ob es ihm angenehm ist, sich sogar als der Geringste unter den Geringen zu fühlen, um jedermann in allem dienen zu können. Wer das ohne Trauer und Wehmut vermag, der ist schon hier ein Einwohner der höchsten Himmel Gottes, denn durch eine solche gerechte Demut wird nicht nur die Seele völlig eins mit ihrem Geist, sondern auch zum größten Teil der Leib. Daher wird ein solcher Mensch den Tod des Leibes auch nie fühlen und schmecken, weil der gesamte ätherische Leibesteil als der eigentlich naturlebige schon diesseits mit der Seele und ihrem Geist unsterblich geworden ist (GEJ.04_083,08-09; GEJ.05_051,04; weiteres über das Wesen der wahren Demut s.hier).
Jesus: „Sieh, Ich bin von ganzer Seele sanftmütig und durch und durch voll der tiefsten Demut. Mein lebendig Wasser aber ist eben diese Demut selbst; wer demnach nicht also demütig wird wie Ich Selbst es bin, wird am Reiche Gottes, das nun zur Erde herabgekommen ist, keinen Teil haben“. (GEJ.01_026,08)
Gottes Hilfe kommt stets nach der Lebendigkeit des Glaubens, Vertrauens und wahren Liebe zu Ihm (HEIG.01_42.05.02 B.7; GEJ.09_154,12; GEJ.09_194,10; RB.01_083,13). Durch Glauben und Vertrauen entfaltet sich die Liebe (GS.02_027,20), so dass wir bemüht sein sollten, ein unerschütterliches Vertrauen zu Ihm zu entwickeln (GS.02_027,15).
Wer seine Not zunächst genau erforscht und bemisst, und sich dann an Jesus wendet, dem wird sicher die gerechte Hilfe zukommen, wenn er dieselbe glaubensfest, vertrauensvoll und liebeernstlich von Ihm erwartet (GS.02_030,18; GEJ.09_154,12; GEJ.09_194,10; RB.01_083,13; RB.01_084,11). Wer auf Gott vertraut, dem traut auch Gott und verlässt ihn nicht und lässt ihn nicht zuschanden werden. Aber jene, die wohl an Gott glauben, dass Er einer ist, aber sie trauen Ihm nicht völlig, diesen hilft Gott auch nicht, denn sie haben ja kein Vertrauen auf Ihn, sondern allein auf ihre eigenen Kräfte und Mittel, die sie förmlich heilig und für unverletzlich halten (GEJ.01_125,13). Wer ohne Liebe und Vertrauen auf Gott lebt und handelt, verkehrt das Himmlische in sich freiwillig in Höllisches, wendet sich von Gott ab und wird zu einem Diener der Hölle, die ihn dann am Ende den verdienten Lohn nicht vorenthalten wird, der da heißt der Tod im Zorn Gottes (GEJ.01_125,15).
Ein rechtes und volles Vertrauen auf Gott ist mehr wert denn alle Schätze der Erde, mit denen man wohl seinem Fleisch auf eine kurze Zeit, aber seiner Seele nicht helfen kann. Hat man aber seine Seele verdorben und somit verloren, was kann man nachher geben zur Löse seiner Seele? (GEJ.01_094,04; s.a. Vertrauen und Hingabe).
Wenn jemand es ganz vollkommen ernstlich will und verleugnet sich durch Gottes Liebe in ihm in aller Demut seines Herzens, wird auch sicher um vieles eher zum heiligen Endziel alles Segens, der Wiedergeburt des Geistes, gelangen. Wer jedoch voll Lauheit ist, und bald dies und jenes tut und unternimmt, aber nur selten länger bei einer Sache verweilt und Jesus nur so gewohnheits- und manchmal besserer Zerstreuung halber neben aller seiner Welt so recht nachlässig mitstreiten lässt, wird auf dieser Erde schwerlich überhaupt und vielleicht, wenn er sich nicht ganz tot gemacht hat, nach dem Tod des Leibes höchst mühsam und beschwerlich zur geistigen Wiedergeburt gelangen, da er einem mühsamen und übermüden Wanderer gleichen wird, der da zu kämpfen wird anfangen müssen, wo er die endliche, allersüßeste und allerseligste Ruhe erwartet hatte (HiG.02_42.04.21,07-09).
2.8. Aufgabe unseres Weltlebens
Um ein rein geistiger Mensch werden zu können, müssen zuvor alle im Fleisch tobenden weltlichen Begierden und Gelüste durch den freien Willen unterjocht und nach dem Reich Gottes getrachtet werden, wodurch der alte Mensch ausgezogen und ein neuer angezogen wird. Wer an den äußeren Dingen und ihren Reizen hängen bleibt und im engen Bereich der irdischen Weisheit und allerlei als ein geistig Blinder erworbenen Erfahrungen haften bleibt, dem kann es passieren, dass der böse Geist der Welt ihn ganz gefangen nimmt und er ihm mit Leib und Seele ein jammervolles Opfer zur Beute wird (GEJ.09_100,09-10).
Wer der materiellen Welt anhängt, richtet sich selbst, da er, wenn er das zeitliche Leben mit dem ewigen vertauschen muss, nur dorthin kommt, wohin ihn sein Herz zieht. Lebt er der Materie, so wird er an ihr haften bleiben, lebt er ein geistiges Leben, so wird sich ihm ein Geisterreich auftun, welches seiner Individualität angemessen sein wird. Zwischen beiden in der Mitte stehen und bald das Eine und bald das Andere bevorzugen wird zu keinem Ergebnis führen, da man zwei Herren nicht gleichzeitig dienen kann (Mt 6,24; GEJ.04_199,13). Niemand kann Gott dienen und zugleich sein Leben der Welt nach ausrichten, denn wer die Welt und ihre Freuden liebt, der kann Gott nicht lieben. Wer aber Gott nicht liebt, der hat kein wahres Leben aus Gott in sich, sondern nur ein Scheinleben aus dem Fürsten dieser Welt, der in sich selbst tot ist und niemandem je etwas anderes geben kann als nur das, was er selbst ist, nämlich den Tod (GEJ.06_206,11; GEJ.08_077,14).
Nur durch eine fleischliche und seelische Reinigung wird unser Geist frei und kann dadurch unsere Seele und unser Fleisch in Besitz nehmen und Raum im Herzen für Jesus schaffen, damit Er durch Seine Vollendung in uns auch uns in Sich vollendet, und wir durch Seine Vollendung in uns wiedergeboren werden (HiG.01_40.12.07,03).
Wir haben kein Gebot außer das des ewigen Lebens, das die Liebe ist und lautet: ‚Du sollst deinen Gott und heiligen Vater lieben aus und mit all der Liebe, die Er dir von Ewigkeit her zum ewigen Leben und als ewiges Leben gab. So du Ihn liebst, so verbindest du dich wieder mit Ihm, und dein Leben wird nimmer ein Ende haben, unterlässt du aber solches, so trennst du dich vom Leben. Dein Leben wird zwar deswegen nicht aufhören, auch wird Er darum ewig nicht aufhören, dein richtender Gott zu sein. Und wirst du auch, von Seinem Leben getrennt, den ewigen Räumen Seiner Zorntiefen entlang fallen, so wird dein ewiger Fall nicht außer Ihm sein. Deinen Gott wirst du nie verlieren, aber deinen liebevollsten, besten, heiligen Vater und mit Ihm ein ewiges, freies, wonnevollstes Leben‘. Dieses einzige Gebot ist einem jeden tief ins Herz geschrieben, es ist der lebendige Same, den wir alle in unsere Herzen säen müssen, wenn wir als Kinder eines heiligen Vaters leben wollen. Der Gehorsam ist der geistige Weg zur Liebe, welche das Ziel alles Lebens ist. Wer dem Ziel noch fern ist, tut gut daran, dass er so lange geht, bis er es erreicht hat, hat er es aber erreicht, da ergreife er es mit allen seinen Kräften und halte es fest, das heißt: er liebe Gott über alles, so hat er alles empfangen. Er hat den Vater des Lebens für ewig gefunden, und seine Freiheit wird nicht mehr enden (HGt.01_070,21-24; GEJ.10_038,02).
Die Verhältnisse auf der Erde sind andere, als die der geistigen unvergänglichen Welt. Sie müssen so sein, damit aus ihnen das wahre, vollkommene Leben werden kann. Und so ist jeder noch im Fleisch lebende Mensch berufen, sich schon auf der Erde durch die genaue Beobachtung des Willens Jesu auf den Weg zu seiner Vollendung zu machen. Aufgrund der einem jeden Menschen inne wohnenden Willensfreiheit geschieht es jedoch leider nur zu häufig, dass der Mensch seine Ohren von der Sirenenstimme der Welt übertäuben und seine Augen vom trügerischen Licht des Weltglanzes blenden lässt, wodurch er schwer oder oft auch gar nicht dahin kommt wozu er berufen ist, sondern dorthin, wohin er nicht kommen sollte: zur Eigenliebe, Selbstsucht, Herrschlust, Habsucht, Geiz, Neid, Fraß, Völlerei, Wollust, Unzucht und Hurerei. Dies alles aber verzehrt das Leben anstatt es zu mehren, was zur Folge hat, dass er nach Ablegen des Fleisches im Jenseits von all dem sehr verlassen wird, was seine rohen Sinne zu sehr beschäftigt hatte, und er muss sehr elend werden, damit sich sein Leben in einer solchen geistigen Einöde und Wüste wieder sammeln kann (RB.01_130,06-07; RB.02_155,12+15; GEJ.05_125,02).
Wer sein Glück im weltlichen Leben sucht läuft also Gefahr grob materiell sinnlich zu werden (s.a.RB.01_109,10). Und wer in der rechten, göttlichen Weisheit das Leben der Welt genießen will, der sollte sich niemals im Glück der Welt als zu glücklich schätzen, sondern die Welt samt ihrem Glück für einen Schauplatz des Truges halten. Denn alles in der Welt ist gerade das Gegenteil von dem, als was es sich darstellt, nur die alleinige Liebe, wenn sie aus des Herzens Grund kommt, ist wahr und gerecht. Wo Leben ohne Liebe ist, da ist kein Leben, sondern der Tod. Und so sollte sich niemand zu tief in die Welt hinein graben, da er sich hierdurch seinen eigenen Untergang bereitet (JJ.01_111,07-14). Um dies zu vermeiden ist die die Welt zu fliehen und sich selbst und Gott in sich selbst zu suchen. Wer mit seinem Liebelicht da alles gefunden hat, wird hellaufst begreifen, wie viel die ganze Erde wert ist gegen den geringsten inneren Schatz des Lebens aus Gott (HGt.02_086,13-14).
Jeder, der dem Weltverstand ein Übermaß zubilligt läuft Gefahr, die innere geistige Kirche zu verlieren. Seine Existenz gleicht dann einem haltlosen Fall, bei dem sich die feste Verankerung in die Liebe und in den Glauben gelöst hat. Thuarims Gesicht beschreibt dazu eine schmerzliche und bedrohliche Erfahrung, wie er haltlos durch verschiedene Erdschichten (Sand, Schlamm, glühende Asche, brennende Lava mit immer unerträglicher werdendem Gestank) hindurch sank, ehe er, den heiligen Vater um Rettung anflehend, die Liebe und das Licht des Herrn wahrnehmen durfte. Dies zeigt, wie das Herz Gefahr läuft sich zu verlieren, wenn es sich zu sehr von der Welt gefangen nehmen lässt. Erst wenn es dann zuunterst angekommen ist und sich - nach vielen schmerzlichen Erfahrungen - dem Herrn zuwendet, beginnt dieser Sein Liebelicht auszugießen und heilend zu wirken (HGt.02_075,06 - 076,25).
Unser Weltleben aufgeben können wir, indem wir alle weltlichen Erkenntnisse, Begierden, und daraus hervorgehenden Leidenschaften immer mehr und mehr auf einen Punkt vereinen, nämlich Gott Selbst, was durch Demut und Selbstverleugnung möglich wird, denn Demut beinhaltet die Konzentration des Lebens auf Gott, während Hochmut die Dekonzentration, damit Zerstreuung des Lebens bewirkt. Glaube und Liebe führen zum Kulminationspunkt der Demut, woraus die Wiedergeburt des Menschen möglich wird (GS.02_037,07-10). Das Feuer der Liebe in unserem Herzen zu unserem himmlischen Vater muss so heftig werden, dass es unsere ganze Sündhaftigkeit vollkommen verzehrt, damit wir uns Ihm nähern können (HGt.01_177,16; HGt.03_013,12; RB.01_099,04). Wer seinen Hochmut, Stolz, Eigendünkel, jedwedes Rachegefühl und die Sinnlichkeit von sich verbannt und Jesus anheimstellt, wird ewig bei Ihm, um Ihn und in Ihm sein, denn Seine Güte ist unermesslich (RB.01_139,27). Gnade findet bei Gott, wer sein Böses in sich in Gutes und Wahres verkehrt (RB.02_185,06), sein Herz nicht der Welt zuwendet. Denn tut er dies, so vermag das Gnadenlicht die Geisteswärme im Menschen nicht zu lösen, so aber das Herz beständig nach oben zum Herrn gekehrt ist, wird das Gnadenlicht die geistige Lebenswärme in ihm entbinden und er selbst wird sich dann als lebendige Form oder lebendiges Wort zum ewigen Wachsein im Licht des Herrn erheben (HGt.01_064,17). Jesus Gnade ist für alle da. Doch muss sie ein jeder einzelne selbst ergreifen und danach handeln. Viele erkennen die ihnen zukommende Gnade und loben Ihn dafür, dennoch achten sie sie nicht mehr wenn sie danach handeln sollen, sondern bleiben in ihrer irdischen schlechten Gewohnheit verhaftet. Solange sie im Leib sind, tun sie, was ihrem Fleisch wohl tut und bleiben sinnlich bis auf den letzten Augenblick. Kommen sie dann in das Geisterreich, so sind sie dann noch zehnfach ärger als auf der Welt. Auch da haben sie die Gnade Gottes, doch sie achten sie nicht, und das ist schlimm für sie (BM.01_144,11-12).
Bevor jedoch der Geist das ihm Verwandte in der Seele als sein Selbsttisches anziehen und mit demselben ein vollkommenes Ich werden kann, muss die Seele zuvor alles Materielle vollständig ablegen (GEJ.04_054,12). Aus der Seele muss alles hinaus sterben, was nicht des Geistes ist. Solange irgendeine äußere Nötigung die Seele noch in einigen Lebensfibern gefangen hält, kann der freie Gottesgeist sich nicht in ihr völlig ausbreiten und die Seele von jeglichem Gericht frei machen. Daher muss die Seele in einen solchen Zustand kommen, in dem sie aller Äußerlichkeiten ledig wird, damit sich in ihr der Geist ausbreiten und der Seele vor Gott ewige Beständigkeit verleihen kann. Denn Gott gegenüber kann nichts bestehen als nur das, was selbst ,Gott‘ ist (RB.02_210,03-04). Dabei bleibt der Geist so lange untätig und verborgen, bis der Mensch alle seine seelischen und leiblichen Gelüste und Begierden für die Außenwelt durch seinen ernsten Willen in sich zerstört, auflöst und anfängt, sich in allem dem inwendigsten Geist ähnlicher und ähnlicher zu machen (GEJ.07_077,07).
„Glaube und lebe nach der Lehre, so wirst du leben und in allem deinem Tun und Lassen im Licht und nicht mehr in der Nacht der Sünde deines Fleisches und Blutes wandeln“ (GEJ.06_090,13).
2.9. Verstand und Herz
„Wer mit dem Kopfe lernt, lernt schwer und unfruchtbar. Aber im Herzen wird ein Sonnenstäubchen zu einer Welt. Daher lernt im Herzen, was ihr lernt. Denn da wird euer lieber, guter Vater euch ein Lehrer werden“ (HiG.01_41.03.06,10).
Alles, was man sich nur immer im Gehirn denken kann, kommt zuvor aus dem Herzen, denn jeder noch so geringe Gedanke muss zuvor irgendeine Anregung haben, durch die er hervorgerufen wird. Ist er im Herzen angeregt und erzeugt worden, so steigt er dann in das Gehirn des Kopfes zur Beschauung der Seele auf, auf dass diese darauf die Glieder des Körpers in die geeignete Bewegung setze, damit der innere Gedanke auf diese Weise zum Wort oder zur Tat werde. Dass je ein Mensch pur im Kopf denken könnte, wäre unmöglich, denn ein Gedanke ist eine rein geistige Schöpfung und kann darum nirgends entstehen als allein im Geist des Menschen, der im Herzen der Seele wohnt und von da aus den ganzen Menschen belebt. Bei den Menschen, bei denen die Liebe noch nicht erwacht ist, bilden sich die Gedanken zwar auch im Herzen, werden aber im selben, weil es zu materiell ist, nicht wahrgenommen, sondern erst im Gehirn, wo die Gedanken des Herzens, als schon mehr materiell wegen des Antriebes zur Handlung, sich bildlich gestalten und sich mit den Bildern, die von der Außenwelt durch die äußersten Leibessinne sich in die Gehirntäfelchen eingeprägt haben, vermischen und so vor den Augen der Seele selbst materiell und schlecht werden und sodann auch als notwendiger Grund der schlechten Handlungen der Menschen angesehen werden müssen (GEJ.02_062,02-05). Und so ist der Verstand ein Aufnahmeorgan der Seele, durch das sie zur Anschauung der Außenwelt gelangt, da er aber nur aus lauter materiellen Begriffen sich selbst bildend zusammengestellt ist, kann er geistige Verhältnisse nicht erschauen, nicht in sie eindringen und erfassen (HGt.02_076,06-07). Im Wissen, Glauben und Handeln des Menschenverstandes ist demnach kein Lebensnutz. Nur was sich der Mensch in sein Herz legt, in dem das Leben weilt, wird aufgehen und Früchte tragen (GEJ.03_243,06), denn ohne die Liebe ist die Weisheit nichts (HGt.02_085,26). Aus diesem Grund sollte nicht zu gierig nach äußerer Belehrung getrachtet werden, denn sie taugt für nichts, wenn sie der Geist nicht in der größten Demut aufnimmt und sogleich sein ganzes Leben danach vollkommen einrichtet (RB.01_060,10). Deshalb sollte auch nicht versucht werden, das ewige Leben durch allerlei Bereicherungen des Verstandes aus der Gelehrtheit der Welt zu erlangen, sondern danach getrachtet werden sich davon zu befreien, auf dass Gottes Stimme ungehindert eindringen und den gefesselten und gebundenen Geist von den Banden der Welt befreien kann (Ste.01-016). Belesenheit und Gelehrtheit des äußeren Verstandes hindern daran, zu Gott zu gelangen. Eilt jemand in seinem Herzen zu Ihm, so wird Er ihm seine Augen öffnen und seinen Geist lebendig sehend machen, so dass er dann mit einem Blick mehr ausrichten wird als wenn er in seiner Welt-Gelehrten-Blindheit Tausende von Jahren herumtappen würde, die seine Seele schwer macht, damit an die Welt bindet und er auf diesem Weg nur äußerst schwer zur Lebensfreiheit gelangen kann (Ste.01_011,11-17; RB.02_269,10). Daher ist denn auch die sogenannte Weltweisheit eine größte Torheit vor Gott, denn was der Mensch mit dem Verstand in hundert Jahren bei aller Mühe kaum erreicht, gibt ihm die rechte Liebe, die Jesus Selbst in ihm ist, in einer Sekunde. Und je vollkommener seine Liebe wird, desto mehr entfaltet sich Sein Ebenbild in ihm und führt ihn (RB.02_245,04).
Wer lediglich den Verstandesglauben besitzt, ist noch weit entfernt von einem gläubigen Herz. Denn statt das Herz durch das Gefühl verständig und empfänglich zu machen, füllen sie nur immer mehr und mehr den Verstand. Dieser ist ihnen von lauter Lesen angeschwollen wie ein vollgefüllter Ball. Dieser Ball hängt durch die Schnur des Willens am Herzen. Das Herz nun möchte sich ausdehnen und in vollen Zügen die Barmliebe Gottes in sich schlürfen, besonders wenn Er so etwas recht Demütigendes ein wenig verhüllt gebe, so dass es wegen der Umhüllung nicht mehr durch die feinen Poren des Balls ihres Luftverstandes dringen kann und demzufolge auf das Herz fällt und da Eingang finden möchte. Allein der mit den Luftgasen gefüllte Verstandesballon zieht dann vermöge seiner spezifischen Leichtigkeit gleich einem Luftballon an der Willensschnur so stark, dass die Einmündungen in die Geisteskammern des Herzens dadurch fest zusammengeschnürt werden und die Gaben auch hier nicht eindringen können. Was folgt aber daraus? Nichts anderes als Zweifel, weil die lebendige Gabe zwischen den beiden Enden der Willensschnur, gleichsam auf- und abrutschend, weder in das eine noch in das andere den Eingang findet. Da muss dann Gott hinzutreten und den Verstand etwas auslüften, damit er wieder zum Sinken kommt, die Schnur schlaff wird und so das zusammengeschnürte Herz wieder Luft bekommt. Der ordnungsmäßige Zustand aber soll folgender sein: Das Herz wird mehr und mehr durch die demütige Darniederkunft des Verstandes erweitert und nimmt denselben in sich auf. Da wird dann der Verstand selbst von der Liebe erwärmt und dehnt sich im Herzen aus. Dadurch wird auch die Liebe gespannter und gespannter, entzündet sich endlich in ihrer beseligenden Wärme, und das Licht ihrer sanften Flamme durchleuchtet gar lieblich sanfthell den Verstand. Da erglänzen dann die Schätze des Himmels im Verstand, werden durch die Wärme des Lichts größer und größer und wie unter einem Mikroskop immer zerlegter und zergliederter, woraus dann das schöne Herzensverständnis der Liebe und des wahren, lebendigen Glaubens kommt und das Senfkörnlein sich zum Baum umgestaltet und die Vögel des Himmels und endlich auch Gott Selbst zum Wohnen in seinen Zweigen einladet (HiG.01_40.08.20,02-04).
Wer also nur purer Leser und Auswendiglerner des Wort Gottes ist, hat zwar „Vater unser“ im Kopf, aber „Lieber Vater“ nicht im Herzen. Er begnügt sich mit den Schätzen seines Kopfes, lässt dabei aber sein Herz leer. Doch allein durch das Bekenntnis im Kopf wird niemand zum ewigen Leben gelangen. Wer zu Gott will, der muss Ihn zuvor durch die lebendige Liebe in sich aufnehmen, denn nur durch die Liebetätigkeit wird der im Herzen wohnende Geist lebendig und erkennt Gott, da seine eigene Liebe zu Ihm es ihm sagen wird, dass Er es ist und zu ihm kommt und ihm das ewige Leben gibt (Ste.01_010,16-18 +20-21+25; Ste.01_011,18-19).
Wer seine Liebe zu Gott in sich verschlossen hält und meint, es werde die Zeit schon kommen, da Er von sich aus kommen und ihn anblasen werde, damit er Ihn dann unermesslich lieben kann, irrt sich. Nur wer offen ist und mit Ihm im Vertrauen und in offener, freier Liebe verkehrt, wird in seinem Herzen mit großer Schrift enthüllt das Geheimnis der großen Geisterwelt zu lesen bekommen, denn Er allein ist das Leben in uns, erweckt durch unsere Liebe zu Ihm: durch die rechte Haltung der Gebote, sowohl im Handeln, wie im Reden, und wie im Denken aus Liebe zu Ihm. (HiG.01_40.06.04,05-06+12).
Wer seinen Willen vom kalten Verstand gefangen nehmen lässt, lässt die Liebe und ebenso die Freiheit und das wahre Leben aus ihr unbeachtet stehen. Ein jeder sollte sich daher vor dem Verstand hüten, so er anderswo herrührt als allein von Gottes Liebe. Er sollte stets der Liebe untertan sein, so wie die Gottheit ihrer ewigen Liebe untertan ist. So wir nicht alles tun aus Liebe zu Ihm, welche uns allein Kraft und Leben gibt der Hölle und ihren Versuchungen zu widerstehen, werden wir niemals Ruhe finden, weder hier noch dort (HiG.01_40.06.04,13-14; s.a. Ste.01-011). Jesus rät: „Machet euch durchaus keine Mühe der Welt wegen; denn sie ist derselben nicht wert! Warum stopfet ihr denn eure Köpfe mühsam mit allerlei weltgelehrtem Dreck an, so Ich euch das Gold des Lebens in Überfülle biete und geben will, so ihr die Welt lasset und Mich in eurem Herzen erfasset?“ Es ist töricht, in der großen Gelehrtheit das Reich der Wahrheit zu suchen, welches mit einer geringen Erhebung des Herzens zu Ihm so leicht und lebendig zu erreichen wäre. Wozu ganze Bibliotheken im Kopf, wo ‚Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!‘ hinreichend genügt? (Ste.01_018,09-13) Wer sich an die Liebe hält, wird in der Liebe bestehen. Wer sich an die Weisheit hält, wird vergehen und zunichte verweht werden vom Geist der Gottheit (HGt.01_167,21). Daher müssen Verstand, Vernunft, allerlei Wissenschaften und Erkenntnisse als ein Angehör der Weisheit gleichsam wie Jesus als Weisheit des Vaters den Weg der Demütigung gehen, die Kreuzigung durchmachen und wie getötet in ein neues Grab im Herzen gelegt werden, von da wieder auferstehen und sich dann, dem Vater gänzlich hingebend und aufopfernd, in die Höhe begeben, um mit dem Vater eins zu werden. Niemand kann durch eine vielseitige Ausbildung seines Verstandes mit Hilfe wohlgenährter Bibliotheken und hochtrabender Universitätsprofessoren zur Wiedergeburt und zur Taufe des Heiligen Geistes gelangen, sondern lediglich nur durch die Demut und große Liebe seines Herzens. Er muss alles, was er von der Welt hat, bis auf den letzten Heller der Welt zurückgeben, also auch die hochmütig machenden Wissenschaften seines Kopfes, anderenfalls er die Wiedergeburt und Krafttaufe seines Geistes nicht erlangen kann (Ste.01_030,04-05+12-13; GEJ.07_183,13). Der Geist im Menschen ist aufgrund seiner demütigen und liebevollen Beschaffenheit völlig zum Herrn gewendet und somit ist seine ganze Bestimmung in und für den Herrn. Wenn er frei geworden ist und sich beim Herrn befindet, hat die Welt alles scheinbare Recht und alle Macht auf ihn verloren (Ste.01_015,05).
Auf unserem Weg zur Gotteskindschaft sollte uns stets die Bitte an Jesus, die im eigentlichen Sinn ein Gebet ist, begleiten, dass Er uns geben möchte, woran es uns mangelt und worum wir Ihn bitten. Soll diese Bitte erhört werden, so darf sie nicht nur ein äußerliches Lippen- bzw. Gebärdengebet - was ein Verstandesgebet ist, das aus den Gedanken der Seele im Kopf herkommt - sein, sondern muss wahrhaft aus dem Herzen erfolgen (GS.02_024,02,03+10; HGt.02_124,04). Wer ernsthaft und in aller Liebe Jesus um etwas fragt, der wird die Antwort in sein Herz gelegt bekommen (GEJ.02_062,14; GEJ.04_023,09).
Wie wir vorstehend gesehen haben, ist des Menschenverstandes Wissen, Glauben und Handeln eine eitle Träumerei ohne Lebensnutz. Für Gott kommt es nur auf die Herzenstätigkeit an, und wer so sein Leben zu ordnen nicht versteht oder nicht verstehen will, und selbstsüchtig auch durch den Glauben und durch sein Denken ist, wird die Erfüllung der verheißenen geistigen Wiedergeburt in seinem Erdenleben nie und jenseits nur schwer erlangen, denn sie ist die Frucht der Tätigkeit des Herzens (GEJ.03_243,06-09).
Jesus: „Nun, so höre denn! Johannes der Täufer ist im Leibe der Kirche das, was da bei jeglichem Menschen der äußere Weltverstand ist. Und eines jeden Menschen Verstand sollte so beschaffen sein wie der des Johannes. So wie Johannes vor Mir den Weg bereitet hat, ebenso soll auch ein rechter äußerer Verstand den Weg zum Verstand des Herzens anbahnen – welcher Herzensverstand gleich ist Mir Selbst. Denn Ich Selbst nehme diesen Herzens-Verstand aus Meinem Geiste und lege ihn wie ein guter Sämann in das Erdreich des Herzens ein, das da ist die rechte Liebe, die durch die Demut und Sanftmut bestens gedüngt wird. Johannes ist eine Rufer-Stimme in der Wüste, und das muss auch ein rechter äußerer Verstand sein. Denn die Welt, aus welcher der Verstand seine ersten Begriffe schöpft, ist eine Wüste. Das darum, weil sonst kein Mensch von der Gottheit völlig abgelöst und freigestellt werden könnte. Und so ist der äußere Verstand, der zum Teil aus dieser Wüste, zum Teil aber durch mittel- oder unmittelbare Offenbarungen aus den Himmeln seine Begriffe, Ideen und Urteile schöpft, eben durch die Aufnahme der geoffenbarten Wahrheiten auch die Stimme eines Rufers in der Wüste‘ und bereitet durch den Glauben die Wege zum Verständnis des Herzens. Dieser rechte äußere Verstand tauft sonach die Seele mit dem Wasser der Demut und des willigen Gehorsams. Der Verstand des Herzens aber, in dem der ewige Geist aus Gott wohnt, muss durch die Erweckung dieses Geistes notwendig mit eben diesem Geiste taufen, weil Geist aus Gott das wahre Licht, die vollste Wahrheit, die Liebe und somit das ewige Leben selbst ist. Es versteht sich demnach von selbst, dass der äußere Verstand notwendig abnehmen, ja endlich sogar gefangengenommen und enthauptet werden muss, so der wahre Herzensverstand, der Mich Selbst darstellt, in einem jeden Menschen zunimmt und zum herrlichsten Baum des ewigen Lebens wächst, in dem vollkommenste Erkenntnis ist. Dass demnach der äußere Verstand wahrlich nicht wert ist, dem Verstande des Herzens die Schuhriemen zu lösen – das wird doch ebenso klar sein, wie dass das Licht einer Nachtlampe bei weitem unbedeutender ist als das Licht der Sonne am hellsten Mittag“ (RB.01_039,07-10).
Verstand und HerzenserkenntnisEs gibt eine doppelte Art geistiger Tätigkeit, nämlich eine im Kopf und eine andere im Herzen. Im Kopf sitzt der Seele kalt berechnender Verstand und sein Handlanger, die Vernunft, die am seelischen Verstandesleib einem weit ausgreifenden Arm voll Augen und Ohren gleicht, wobei der Verstand diesen Arm stets mehr verlängert und mit ihm am Ende die ganze Unendlichkeit an sich reißen will. Dieses eiteltolle Bestreben aber ist jene gefährliche, Tod und Gericht bringende Eigenschaft der Seele, die mit Hochmut bezeichnet wird. Im Herzen aber ruht die Liebe als ein Geist, aus Gottes Herzens Geist genommen. Dieser Geist hat aber so wie Gottes eigener ohnehin schon alles zahllosfältig in sich, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält. Wenn nun der hochtrabende Verstand, das Eitle seiner törichten Bemühung einsehend, seinen vorbezeichneten Arm – der da ist seine Vernunft oder sein Vernehmungsvermögen – anstatt mit ihm das Unerreichbare erreichen zu wollen, demütig zurückzieht und in das Herz als die Wohnung des Gottesgeistes im Menschen leitet, so gelangt der Mensch auf diesem Weg zum wahren, ewigen Leben, zu der wahren, seligen Ruhe und findet da alles beisammen, was die ganze Unendlichkeit enthält.Dieses endlose Innenreich wird freilich erst Teil um Teil offenbar gleich dem Gewächs aus dem kleinen Keim, der im Zentrum des Samenkorns verborgen ist. Ob aber aus diesem Geistkeim früher oder später, reicher oder minder reich die Saat der Werke Gottes zu voller Reife aufgehen wird, hängt lediglich von der Stärke der Liebe zu Ihm und zum Nächsten ab. Denn die Liebe des Herzens zu Gott ist gleich dem Licht und der Wärme der Sonne, und die Liebe zum Nächsten ist der notwendig fruchtbare Regen. So aber Sonne und Regen in rechter Ordnung miteinander wirken, wird jede Saat bestens gedeihen und in Bälde zur Reife gelangen. (RB.02_279,05-07)
2.10. In Wahrheit und Weisheit erhoben werden
Hauptsache ist und bleibt das unablässige Streben nach der vollen Wiedergeburt des Geistes in die Seele, denn durch sie ganz allein wird der Mensch erst in alle Wahrheit und Weisheit gehoben und hat dann ein vollkommenes, zusammenhängendes Licht vom Irdischen bis ins reingeistig Himmlische und mit dem Licht auch das ewige Leben, was dann endlos mehr ist als alle Wissenschaften in allen Dingen der Natur (GEJ.07_183,13).
Wer mit Gottes Geist in seiner Seele eins wird, wird in einem Augenblick mehr einsehen und begreifen, als er jetzt selbst auf dem Weg des mühsamsten Forschens in tausend Jahren begreifen und einsehen würde (GEJ.10_184,09). Der allein lebendige Geist im Menschen ist pur Liebe. Wer sie in seine eigenliebige Seele stets mehr und mehr aufzunehmen bemüht ist und in der selben auch stets stärker, kräftiger, mutiger und gefügiger wird, der befördert dadurch die volle Einung des Geistes mit der Seele, und wird dann die Seele zu purer Liebe und Weisheit ihrem zartesten und wohlwollendsten Gefühle nach, so ist solch eine Seele denn auch schon vollends eins mit ihrem Geist und ist dadurch denn auch im lebendigsten Besitz aller der wunderbaren Lebens- und Seinsfähigkeiten ihres Geistes, und das ist denn doch sicher mehr wert, als alle Schulen der Weltweisen der Erde durchgemacht zu haben, dabei aber ein strenger und gefühlloser Mensch zu verbleiben (GEJ.08_150,15).
Wer seinen Geist nicht durch die Wege, die Jesus mit Seiner Lehre und Tat zeigt, erweckt, kann das göttlich Lebendige Seines Wortes nicht einmal erkennen, geschweige in dessen lebengebende Tiefen eindringen. Um das zu vermögen, muss die Seele mit dem Wasser der Demut (als das urälteste Symbol der Demut) und Selbstverleugnung gereinigt werden und dann erst aus dem Geist der Wahrheit, die eine unreine Seele nie fassen kann, da eine unreine Seele gleich der Nacht ist, während die Wahrheit eine Sonne voll Lichtes ist, die allenthalben Tag um sich verbreitet. Wer demnach in seine durch die Demut gereinigte Seele die Wahrheit aufnimmt und diese tatsächlich als solche erkennt, den macht dann ebensolche Wahrheit im Geist frei, und diese Freiheit des Geistes oder das Eingehen des Geistes in solche Freiheit ist dann auch das eigentliche Eingehen in das Reich Gottes (GEJ.01_018,03-10).
2.11. Negative Charaktereigenschaften verhindern die geistige Wiedergeburt
Wie aber kann ein Mensch es denn erfahren, dass seine Seele eins geworden ist mit dem wahren Geist Gottes in ihr? Wenn er in sich keinen Hochmut, keinen unnötigen Ehrgeiz, keine Ruhmsucht, keinen Neid, keine Hab- und Glanzsucht, keine Eigenliebe, aber dafür desto mehr Liebe zum Nächsten und zu Gott lebendig und wahr fühlen wird und es ihm eine wahre, ihn tief rührende Herzensfreude machen wird, sein ganzes Hab und Gut im Notfall an arme und sehr notleidende Brüder und Schwestern verteilt zu haben, ja, wenn er ein ordentliches Leid in seinem Herzen fühlen wird, irgend einem Armen nicht helfen zu können, wenn ihm Gott alles und die ganze Erde mit allen ihren Schätzen und Schätzen nichts sein wird, dann ist seine Seele schon völlig eins mit dem Geist Gottes in ihr, hat das vollkommene, ewige Leben erreicht, ist weise und wo nötig durch ihr pures Wollen wundertatkräftig (GEJ.05_051,04).
Ein jeder sollte danach trachten, dass er bald zu einem ganzen geistigen Geburtstag gelangt. Der wird ihm alles geben, wonach der bessere Teil seiner Seele dürstet (HiG.02_50.10.14,06).
Nichts in der Welt ist schlecht als allein der Mensch, wenn er sich in seinem Herzen vom Herrn abwendet. Ist aber sogestaltig der Mensch arg und schlecht, dann ist für ihn auch die ganze Welt schlecht und arg. Wer in seinem Herzen rein ist, für den wird alles rein sein, das heißt, dass er da alles in der Wahrheit erschauen wird. Ist das Herz aber unlauter, so wird auch alles so sein vor ihm, wie da sein Herz ist (HGt.02_248,12-13).
Die Trägheit ist als ein unvermeidbares Gerichtsanhängsel der Leibesmaterie für die stets wacher und tätiger werden sollende Seele, wodurch sie allein zur vollen Gleichwerdung des Geistes Gottes in ihr und dadurch zur Gottähnlichkeit gelangen kann, ihr größter Feind (GEJ. 10_020,04). Und wenn jemand voll Lauheit ist, der bald dies und jenes tut und unternimmt, aber nur selten länger bei einer Sache verweilt und Jesus nur so gewohnheits- und manchmal besserer Zerstreuung halber neben aller seiner Welt so recht nachlässig mitstreiten lässt, wird auf dieser Erde schwerlich überhaupt und vielleicht, wenn er sich nicht ganz tot gemacht hat, nach dem Tod des Leibes höchst mühsam und beschwerlich zur geistigen Wiedergeburt gelangen, da er einem mühsamen und übermüden Wanderer gleichen wird, der da zu kämpfen wird anfangen müssen, wo er die endliche, allersüßeste und allerseligste Ruhe erwartet hatte (HiG.02_42.04.21,07-09).
Wer Gott und Sein ewiges Lebensreich finden will, der muss das in sich, also in seines Herzens stillem Kämmerlein in der Liebe zu Gott und zum Nächsten zu suchen anfangen. Und wer da ernstlich zu suchen angefangen hat und im Suchen nicht nachlässt, der wird auch das finden, was er gesucht hat, aber wer im Suchen lau wird, der wird das, was er wohl finden möchte, so es ihm keine zu große Mühe kostete, auf dieser Welt und auch jenseits schwerlich oder auch gar nicht finden (GEJ.08_108,13).
2.11.1. Schwächen sind Fesseln
Ein jeder Mensch trägt gewisse Schwächen in sich, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Die Fesseln können aber erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleisch vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus dem Grund kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Wenn er dann gerade in diesen Punkten sich in seiner Seele selbst verleugnet, so löst er dadurch dem Geist die Fesseln ab und fesselt damit die Seele. Ist dann mit der gerechten Zeit die Seele mit allen den ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht dann freilich ganz natürlich der ganz entfesselte Geist in die ganze starke Seele über, und diese gelangt dadurch in alle himmlische Machtvollkommenheit des Geistes und wird dadurch für ewig vollkommen Eins mit ihm. In dem Ablösen einer Fessel um die andere aber besteht das Zunehmen der Seele in der geistigen Kraft, welche da ist die Weisheit und die Gnade (JJ.01_299,08). Und geht der Mensch ins geistige Leben über, da wird dann sein hervorstehendes Talent zuerst erweckt (HiG.02_42.05.31,06).
2.11.2. Sündigen verhindert die geistige Wiedergeburt
Niemand wird früher vollends wiedergeboren und zur vollkommenen inneren Anschauung und Anhörung des lebendigen Wortes gelangen, als bis er die Welt, was so ganz eigentlich die Sünde ist, freitätig aus sich verbannt hat (Ste.01_021,18).
Wenn du dein Herz durch eine Sünde vor Gott verunreinigst, so wird diese Sünde wieder in dich kommen. Wenn du aber eine Sünde dich beschleichen siehst, dann tue alsogleich Buße und faste, d.h. selbstverleugne dich so lange, bis dein Herz gereinigt wird. Wird solches der Fall sein, so wird es die Sünde von sich treiben. Die Liebe zum Herrn aber ist das Größte. Solange dein Herz mit der Liebe zu Gott erfüllt sein wird, so lange auch wirst du unfähig sein, in irgendeine Sünde zu verfallen. Wirst du aber in der Liebe nachlassen, so wirst du in dem alleinigen Glauben einen gar schwachen Schutz gegen die Macht der Sünde in dir haben (HGt.02_215,04-07).
Und wenn sich der Mensch von seinen groben materiellen bzw. fleischlichen Sünden losgemacht hat, so muss er dennoch in seiner Seele alle ihre Neigungen und Begierden erforschen, denn da sind noch allerlei weltliche und eigenliebige Gedanken vorhanden, die leicht wieder in Neigungen und Begierden, und daraus in wirkliche Taten übergehen können (HGt.02_214,21-23).
Hat er sein Herz nach der Lehre Jesu für Gott gebildet und es gereinigt und gefegt, sodann zieht Jesus im Geist in dasselbe und nimmt Wohnung darin (GEJ.02_075,07-08).
2.11.3. Fleischeslust verhindert die Wachwerdung des Geistes in der Seele
Jesus: „Wer immer nach Meiner Lehre eine baldige und volle Wiedergeburt im Geiste seiner Seele wünscht, der führe ein möglichst keusches Leben und lasse sich nicht berücken und betören vom Fleische der Jungfrauen und Weiber; denn dieses zieht den Lebenssinn der Seele nach außen und verhindert dadurch gewaltigst die Wachwerdung des Geistes in der Seele, ohne die aber keine volle Wiedergeburt der Seele in ihrem Geiste denkbar möglich ist!“ (GEJ.08_041,07). Dies gilt natürlich auch im umgekehrten Fall für die Frauen, weiteres dazu unter Sexualität.
Jesus an A. H.-W.: „Freilich wäre es Mir sehr lieb, so du auch schon einen vollen geistigen Geburtstag hättest! Aber da hapert es bei dir nun noch ein wenig. Wenn es auf der Welt keine schönen Mägde gäbe, da hättest du lange schon einen vollen geistigen Geburtstag; aber zufolge der schönen Töchter Evas bleibst du noch immer beim halben. Weil du sonach keinen ganzen, sondern nur einen halben geistigen Geburtstag hast, so gratuliere Ich dir immerhin auch zu diesem halben. Denn auch der halbe geistige ist besser als tausend irdische.Trachte aber nun danach, daß du bald zu einem ganzen geistigen Geburtstag gelangest! Der wird dir alles geben, danach der bessere Teil deiner Seele dürstet“ (HiG.02_50.10.14,04-06).
2.12. Kreuzeslast Versuchung
Legt noch beizeiten eure fleischlichen Gewohnheiten ab, sonst wird es euch um nichts besser ergehen als jemandem, der zwar auch recht viel Gutes hört und weiß, wenn es aber aufs Handeln danach ankommt, so macht er es wie ihr und noch manche euresgleichen auf Erden, die da wohl vom Kreuz recht gerne erhaben und würdevoll reden hören, aber nur auf ihre Schultern darf es nicht kommen. Ist das, wenn auch nur leise versuchsweise der Fall, dann fliehen sie gar bald dem Kreuz davon und sind dann nicht leichtlich wieder unter das Joch des Querholzes zu bringen. Solange aber jemand das Kreuz nicht mit großer Freude aufnimmt, so lange ist auch von einer völligen Wiedergeburt des Geistes weder hier noch jenseits eine Rede.
Wer da schwach hinsichtlich der Fleischliebe ist, sei es Mann oder Weib, der wird so lange in dieser Schwäche versucht werden, bis er den letzten Tropfen solch unreiner Liebe aus sich verbannt hat. Und solange solches nicht erfolgt ist, kann er nicht eingehen in sein Innerstes, allda das Reich Gottes seiner harrt. Wer da ein Schwelger ist, der wird versucht durch gute Bissen. Solange ihm aber diese überaus gut schmecken und er stets einen starken Appetit nach ihnen hat, wird es mit ihm auf keinen Fall besser. Er muss freiwillig sein Kreuz nehmen, welches aus tüchtigem Fasten besteht, und muss unter diesem für ihn sehr schweren Kreuz aus Liebe zu Jesus eine gänzliche Abneigung gegen die guten und wohlschmeckenden Bissen bekommen, wenn es mit ihm besser werden soll. Und so wird jeder in seiner Schwachheit und weltlichen Gewohnheit dereinst sein sicheres Kreuz finden, welches ihm in der geistigen Welt viel zu schaffen machen wird, wenn er es nicht auf dieser Welt mit freilich viel leichterer Mühe völlig oder wenigstens zum größten Teil siegreich über sich gebracht hat. Der reiche Jüngling im Evangelium aber ist ja ein laut sprechender Beweis dafür, wie schwer die Gewinnung des Reiches Gottes ist, wenn das Herz noch mit Weltlichem belastet ist (HiG.02_43.06.13.b,02-07).
Solange wir Menschen das sterbliche Fleisch umhertragen, solange tragen wir auch unsere sich stets erneuernden Versuchungen umher. Und je mehr wir uns der Vollendung nähern, desto mehr werden wir auch stets gewahr, dass unser Fleisch, die Welt und der Ehrgeiz unseres fleischlichen Herzens dem lebendig wach werden wollenden Geist stets neue Steine unter die Füße legen, damit er nur wieder fallen möchte zurück in seinen ursprünglichen Todesschlaf. Aber eben darin liegt die große erbarmende Liebe des heiligen, überguten Vaters in den Himmeln, denn durch solche Prüfungen werden wir fürs erste geweckt in unserem Geist und sodann wach erhalten bis zur gerechten Zeit, in welcher dem Geist ein neuer, ewiger Tag werden wird, an dem er von keinem Schlaf und somit auch von keiner Versuchung mehr belastet wird. (HGt.02_205,04-07).
2.13. Kampf
Sieht der Mensch mit seinem Verstand all das Gute und Wahre ganz klar ein, sein Herz ist dabei aber noch voll von allerlei weltlichen Dingen, so kostet es den Menschen noch gar manchen harten Kampf mit seiner eigenen Welt, bis sie aus dem Herzen und dessen Willen geschafft wird und der Mensch dann auch nur das liebt und will, was er als gut und wahr erkennt. Wenn erst die Liebe, der Wille und der von aller Wahrheit erfüllte Verstand in aller Tat eins geworden sind, so ist der Mensch auch in die Wiedergeburt des Geistes aus Gott in seiner Seele eingegangen und ist in den ersten Grad der Macht Gottes in sich getreten und kann in diesem Zustande schon auch Zeichen wirken (GEJ.09_103,05-06).
Jesus: „Das aber ist des Vaters Wille, dass alle, die an Mich, den Sohn des Menschen, glauben, dass Ich vom Vater ausgesandt bin, das ewige Leben und die Herrlichkeit des Vaters in sich haben sollen, um wahrhafte Kinder des Allerhöchsten zu werden und für ewig bleibend zu sein! Um aber das zu werden, müssen in dieser Welt Himmel und Hölle unter einem Dache wohnen! Ohne Kampf gibt es keinen Sieg! Wo das Höchste zu erreichen möglich ist, muss dafür auch die höchste Tätigkeit in den vollsten Anspruch genommen sein; um ein Extrem zu erreichen, muss man sich von einem entgegengesetzten Extrem zuvor loswinden“ (GEJ.03_178,04-05).
2.14. Selbstverleugnung tut not
Das Handeln nach dem Willen Gottes verlangt eine starke Selbstverleugnung, ohne die niemand Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst lieben kann (GEJ.08_195,13).
Da Gott will, dass wir freie Menschen sein sollen, muss Er uns auch Gelegenheiten bereiten, durch welche wir wahrhaft frei werden können. Diese Gelegenheiten liegen in unseren Begierden und den Versuchungen aus der Welt (HGt.02_206,25-26). Nur wer in der den Menschen bekannt gegebenen Ordnung Gottes lebt und verbleibt, Ihn über alles liebt und sich aus großer Liebe zu Ihm in allem Weltlichen verleugnet, wird das ewige Leben erlangen (HGt.02_240,15-16).
Um das Lebensziel erreichen zu können, müssen Gottes Gesetze so beschaffen sein, dass sie den Menschen eine große Selbstverleugnung kosten, bis er sie, gerade seinen heftigsten Naturreizungen entgegengesetzt, an sich erfüllen kann. Erfüllt er sie freiwillig mit Hintenansetzung aller naturmäßigen Vorteile, so erst erhebt er sich als freier Geist über seine dem Tod und der Vergänglichkeit unterworfenen Materie. Er steht dann da als ein Sieger über seinen eigenen, seiner Natur innewohnenden Tod. Und er kann als solcher dann in die höhere Ordnung des ewigen Geistlebens eingehen und der Kindschaft des allerhöchsten Geistes durch dessen Gnade teilhaftig werden. Welcher Sieg aber lässt sich durch die nichtssagenden Gesetze höchster Weisheit erreichen? Keiner! Denn wo kein Kampf, da gibt es keinen Sieg. Und wo kein Sieg, da gibt es auch keinen Preis. Was aber ist ein Mensch, der sich keinen Preis errungen hat? Seht, er ist wertloser als die gemeinste Pflanze, die er mit seinen Füßen zertritt, denn diese hat auf der großen Stufenleiter der aufsteigenden Wesen ihren Zweck erreicht. Aber der preislose Mensch lebte ohne Zweck. Er lebte nur, weil er lebte, aber sein Leben war zwecklos und kann daher auch nie zu irgendeiner Bestimmung gelangen (BM.01_155,05-06).
Gott über alles aus allen Lebenskräften lieben aber ist eben nicht so leicht, wie man es sich vorstellt. Dazu gehört vor allem ein vollkommen reiner Lebenswandel. Wo dieser durch allerlei unordentliche Lebensfehler (Sünden) zerstört wurde, da litten notwendig alle die zum Leben erforderlichen Kräfte, die dadurch vermateriealisiert und somit wie völlig totgemacht wurden. Ein auf solche Weise lebensverkrüppelter Mensch kann dann Gott unmöglich aus allen seinen ordentlichen Lebenskräften über alles lieben, weil solche oft schon mehr denn zu zwei Drittel tot sind. Ein solcher Mensch muss dann durch eine oft mehrere Jahre lange vollkommene Demut und allereifrigste Selbstverleugnung aller seiner alten Leidenschaften und Gewohnheiten die erstorbenen Lebenskräfte in sich neu beleben und so erst nach und nach in die höchst möglichste Liebe zu Gott übergehen, was natürlich für einen schon sehr verweltlichten Menschen keine leichte Aufgabe ist (GEJ.05_083,04-05).
Um ein Meister seiner Weltbegierden zu werden, muss ein jeder ernst seine Augen und anderen Fleischsinne von den Lockungen und Reizungen der Welt abwenden. Wird er das nicht, so wird er ständig mit ihnen zu kämpfen haben (GEJ.08_151,04). Er muss anfangs selbsttätig auftreten und mit den ihm verliehenen Waffen gegen die ihn bestürmenden Leidenschaften zu kämpfen beginnen. Tut er das, so wird ihm nach dem Maß seiner Siege über sie auch die Hilfe von Jesus aus für weitere und ernstere Kämpfe und Siege verliehen werden, und er wird also am Ende doch, trotz aller Stürme, die ihm von allen Seiten in den Weg traten, das Ziel des Lebens erreichen (GEJ.08_152,14).
Jesus: „Zerhauet aus Liebe zu Mir den Knoten eurer jugendlichen Weltgelüste durch das scharfe Schwert der Selbstverleugnung! O Kinder! Ihr vermöget es nicht zu ahnen, welch einen vorteilhaften Tausch ihr da machen werdet! Was, das werdet ihr erst dann erfahren, wenn ihr euren Weltlust-Knoten gelöset habt.“ (HiG.01_41.03.06,08-09)
2.15. Selbsterkenntnis und Selbstverleugnung
Der Weg zur Gotteskindschaft heißt zunächst Selbsterkenntnis durch Selbstbeschau und ein Ablegen aller Eigenschaften und Dinge, die uns von Gott trennen (Er.01_057; GEJ.02_188,15-16; GEJ.05_215_01-02; GEJ.04_214,08; GEJ.09_058,07). Etwas Unreines kann nicht in die Himmel Gottes eingehen, und so ist es notwendig, dass wir uns selbst beschauen, um alle in uns befindlichen Unreinheiten verbannen zu können (RB.02_197,10). Nur wenn wir die in uns vorhandenen Unlauterkeiten erkennen, können wir wirksam gegen sie vorgehen (Er.01_057,01). Ohne Hilfe bleiben wir dabei nicht, Jesus zeigt uns unsere Mängel auf, indem Er uns in dafür geeignete Situationen führt, anhand derer wir sie feststellen und aus uns herausschaffen können, denn anderenfalls könnten wir nicht vollends zur Aufnahme des Lebens aus Ihm fähig werden (HGt.02_113,06).
Durch Selbstverleugnung müssen wir uns ganz unserer weltlichen Selbstliebe entledigen und in die wahre Gottes- und Nächstenliebe eingehen (HiG.01_41.04.09,17), da nur derjenige bei Jesus bleibend sein kann, der eines reinen Herzens ist (RB.02_201,02). Allein die Liebe unseres Herzens zu Ihm darf uns auf unserem Weg zu Ihm leiten, der ein Weg von der größten Freiheit bis zur niedrigsten Knechtschaft ist, die sich in Selbstverleugnung und Demut ausdrückt. Das Ziel der ersten Etappe ist die Vereinigung mit unserem in uns lebenden Geist aus Gott, wodurch Jesus in unserem Herzen Einzug nimmt und uns Selbst den Rest des Weges heim zu unserem himmlischen Vater führt (GS.02_ 022,07+12; Ste.01_036,12; GEJ.08_151,03-04; GEJ. 08_152,14).
Die Liebe lehrt dich, allen diesen Wesen wohlzutun und sie so glücklich als möglich zu machen. Die Demut lehrt dich, klein zu sein und sich über niemanden – möchte er noch so unbedeutend scheinen – hochmütig zu erheben, sondern sich selbst stets als den Geringsten zu betrachten. Und die Sanftmut lehrt dich, jedermann stets gleich wohlwollend zu ertragen und aus dem innersten Herzensgrunde bemüht zu sein, jedem zu helfen, wo es ihm nottut. Und das allzeit durch jene sanftesten Mittel, durch die ja niemand im geringsten in seiner Freiheit beirrt werden kann. Werden hie und da ernstere Mittel vonnöten, so muss hinter ihnen nie etwa eine Strafsucht oder gar richterlicher Zorn stecken, sondern allzeit die allerhöchste und reinste, sich selbst nie berücksichtigende Liebe. - Siehe, das sind die Dinge aller himmlischen Meisterschaft (BM 50,13-14).
Auch wenn uns der Weg zu Ihm einige Mühe und Arbeit kostet, so sollten wir stets mutig bleiben, denn mit der Hilfe Jesus lassen sich alle Schwierigkeiten überwinden (RB.02_197,11). Und wer Ihm die in sich vorgefundenen Gebrechen in seinem Herzen treu und wahr vorträgt, dem wird Er dann den Unrat aus seinem Herzen vertilgen und ihn mit dem Feuer Seiner göttlich-väterlichen Liebe erfüllen (HGt.01_03,13), denn wer seine Irrtage bereut und sich bessert, dem wird Jesus entgegenkommen und aufnehmen (HiG.02_44.03.14,05). Praktische Hilfe für die Selbstbeschau und Gewissenserforschung s.u. Ziff.IV.2.
2.16. Schauvermögen
Das geistige Schauen ist zuerst nur ein Erkennen der äußeren und inneren Entsprechungsverhältnisse. So man sich aber dann gleichfort übt mit einem reinen, möglichst sündenfreien Gemüt in der reinen Liebe zu Gott und daraus zum Nächsten, so geht dann das Erkennen und Verstehen in ein helles Schauen über und liefert dann dem Seher den Beweis, dass er eins geworden ist in sich und die wahre Wiedergeburt seines Geistes und die Auferstehung der Seele aus dem materiellen Totengrab ihres Fleisches erlangt hat (GEJ.05_266,11).
Wenn die Seele in die erste Stufe ihrer Vollendung getreten ist, dann ist sie für immer frei und kann, so sie auch noch im Fleisch ist, Gesichte und Offenbarungen von Geistern und selbst von den höchsten Engeln empfangen (GEJ.06_225,17). Mit ihrem Geist vereint kann sie dann ganz offen durch den Leib hindurch alles Geistige schauen und dasselbe so gut sehen und wahrnehmen, als wäre es Naturmäßiges und somit fest Körperliches, aber es ist und bleibt dennoch ganz Geistiges und hat nichts Körperliches in sich (GEJ.01_165,07).
Um den organischen Bau des Menschenleibes einzusehen und um jedes kleinste Atom zu wissen und den Grund des ,Also und nicht anders!‘ wohl zu erkennen, muss der Mensch zuvor im Geist vollendet sein. Im menschlichen Leibesorganismus besteht eine höchst ordnungsmäßige Gewähltheit und für den Menschen kaum glaubliche Verschiedenheit. Wenn der Geist und die Seele eins geworden sind, dann beschaut die vollendete und lichtvolle Seele von innen heraus und durch ihren Leib, erkennt dann mit einem Blick den ganzen künstlichst eingerichteten Bau des Leibes und erinnert sich des Grundes und der Ursache eines jeden einzelnen noch so kleinsten Teiles eines Organs in ihrem Leib und erkennt seine allerzweckmäßigste Einrichtung. Solange aber eine Seele ihre Lebensvollendung nicht erreicht hat, kann sie in tausend und abermals tausend Jahren nicht zur gründlichen Erkenntnis des Organismus ihres Leibes gelangen. Aber ganz anders verhält es sich mit dem rein geistigen Vermögen einer Seele. Das kann ihr in allgemeinen Umrissen erläutert werden, und es ist auch so notwendig, dass sie das eher und leichter erkennen muss. Denn ohne diese praktische Erkenntnis könnte die Seele ja nie zu einer wahren Verbindung mit ihrem Geist gelangen, ohne welche aber eine innere und tiefste Erkenntnis seiner selbst unmöglich ist (GEJ.04_214,06-08).
Für die Wiedergeburt des Geistes genügt es durchaus nicht, so da jemand allein das Vermögen hätte, Geister zu schauen, so, wie es bei euch auf Erden nicht selten der Fall ist, dass so manche Menschen dergleichen sie allzeit ängstigende und erschreckende Erscheinungen erschauen, davon aber dennoch nichts mehr begreifen und erfassen als ein Stockblinder von den Farben des Regenbogens. Sondern zur vollen oder wahren Wiedergeburt gehört nicht so sehr diese Hellsichtigkeit, als vielmehr die Bestimmtheit in jeder Handlung, d. h. dass sie so gestaltet ist, wie sie von Uranbeginn in aller göttlichen Ordnung und Weisheit begründet wurde (Sa.01_044,16). Dennoch ist zur vollen geistigen Wiedergeburt weder das Schauen für sich, noch etwas anderes für sich unbedingt notwendig, sondern allein die Demut und die Liebe. Alles übrige ist eine Folge dessen, und richtet sich allzeit nach der ursprünglichen Inhabung irgendeines Talents (HiG.02_42.05.31,07).
3. Das Gesetz der Anziehung
Es gibt eine ewige Ordnung in einer jeden ersten, einfachsten Grundkraft. Nichts kann ohne eine Vorwirkung, Nachwirkung und Gegenwirkung entstehen. Jede Kraft ist unauflösbar in der Art ihres Grundseins und besteht in sich und aus sich heraus fort. Die Kraft ist sonach stets da, ob sie sich äußert oder nicht. Solange sich aber eine Kraft nicht äußern kann, besteht sie in sich selbst nur als eine stumme Kraft und ist in ihrem Bestand nach außen hin, als ob sie gar nicht da wäre. Soll die Kraft aber nach außen wirkend auftreten, muss ihr ein Gegensatz gestellt werden. Und dieser Gegensatz (etwas Gegen-Gestelltes) kann nichts anderes sein als eine Gegenkraft, durch welche die erste in ihrem ruhigen Fortfluss gestört wird. Wo ein solcher störender Konflikt geschieht, wird sowohl die eine wie die andere Kraft ersichtlich. Die erste geht aber dabei unfehlbar in eine zweite über und umgekehrt die zweite in die erste. Erst auf diese Weise werden die beiden Kräfte einander wahrnehmbar und somit ebenfalls in der Art ihrer Tätigkeit ersichtlich, denn Gegensätze bzw. Gegenkräfte stoßen sich, und wo sie sich berühren, werden sie auch sichtbar und machen ersichtlich, was sie sind und sagen (RB.02_292,03+09).
Gleichfalls gibt es das Gesetz der Anziehung und Abstoßung, wo Gleiches Gleiches anzieht und Ungleiches sich abstößt (RB.01_042,09-11; RB.01_139,23). Dabei ist das Gesetz der Anziehungskraft, der Schwere, unterteilt in eine von der Dichtigkeit des Körpers abhängige materielle Schwere auf den Weltkörpern und in eine geistige Schwere, die sich geistig als eine moralische Schwere zu erkennen gibt. Und so bannt das Gesetz der moralischen Schwere niedere Geister zum Niederen (Materiellen) und lässt höher entwickelte Geister in höhere, bessere Sphären aufsteigen, wodurch es ihnen ermöglicht wird, mit dort sich aufhaltenden besseren Geistern zu verkehren (HiG.01_40.11.22,07-09; GEJ.09_125,02-07). Wie aber wirkt sich dieses Gesetz nun auf unser Denken und Wollen aus?
Jede Handlung hat eine von Gott aus entsprechend bestimmt sanktionierte Folge. Diese Folge ist das unabänderliche Gericht, welches jeder Handlung unterschoben ist. Also ist es vom Herrn gestellt, dass sich jede Handlung am Ende selbst richtet. Wie aber von jeder guten Handlung der Herr nur als ein Grund anzunehmen ist, also verhält es sich auch mit jeder bösen Handlung. Auch jede böse Handlung hat demnach allezeit ihren einen und denselben Grund. Das sind die Lehrsätze (GS.02_106,08).
3.1. Die Macht der Gedanken
So jemand einen gefassten Gedanken festhalten will, muss er ihn mit Liebe umfassen und damit durchdringen. Dadurch geschieht ein Drängen und Reiben zwischen dem Gedanken selbst und der Liebe. Wird der Gedanke zu sehr von der Liebe in Beschlag genommen, so fängt er an Widerstand zu leisten und entzündet sich. Und da ein solches Erbrennen stets mit einer leuchtenden Flamme verbunden ist, wird der von der Liebe gefangene und gedrängte Gedanke durchleuchtet, geht endlich selbst in allen seinen Teilen in die Bewegung der vom Mittelpunkt aus emporlodernden Flamme über, wird dadurch lebendig und im eigenen Licht sich selbst bewusst. Will man nun, dass ein solcher auf diese Art gehaltener Gedanke fortbesteht, so wird er alsbald solid und bleibt dann beständig vorhanden. Will man ihn aber nicht mehr, so zieht man aus ihm wieder seine Liebe hinweg und er entschwindet wieder aus der eigenen Lebenssphäre (HGt.02_135,05-14).
3.2. Der Wille - Kraft erweckt die Gegenkraft
Der Geist des Menschen trägt in sich den Gottesfunken oder Brennpunkt des göttlichen Wesens, und somit auch das Unendliche vom Kleinsten bis zum Größten. Diesem Brennpunkt entstammen alle Gedanken und Wünsche des Menschen. Da sind alle Gedanken frei und makellos, nur die Wünsche sind dem freien Willen des Menschen unterstellt. Würde er aus sich heraus frei denken, so würden seine Gedanken alle aus der Liebe entspringen und zu lauter guten Werken führen. Doch mit seinem freien Willen und dazu dem Vermögen, aus sich heraus auch äußere, also fremde Formen zu beschauen, kann er diese fremden Formen ergreifen und sie sich zu eigen machen. Diese fremden Formen werden dann zu begierlichen Gedanken in ihm, die die eigentlichen bösen Gedanken sind, denn sie sind aus der Eigenliebe entsprungen, welche da eine Raub- und Herrschliebe ist, die alles Äußere für sich bemächtigen und über alles herrschen will, dessen sie sich bemächtigt hat.
Aus diesem Grund gibt es zwei Arten des Schauens, und zwar ein naturmäßiges und ein geistiges. Durch das naturmäßige, äußere Schauen kann der Mensch nur die äußeren Formen betrachten, ohne sie in ihrem Grund zu erfassen und zu verstehen. Dies kann er erst, wenn er die Formen mit seiner Liebe erfasst, denn dann werden sie ihm im Licht der höchsten Liebe enthüllt. Das ist das zweite, viel tiefere Schauen oder das wahre Grundschauen des Geistes. Alles ist in uns als kleinstes Abbild vorhanden, und so ist ein äußerer Gegenstand [Gegen-Stehend] etwas, was gegen uns, d.h. als Gegensatz zu diesem Abbild in uns in der äußeren Welt steht. So liegt auch die Kraft des Schauens in uns, während die Gegenkraft von Gott geschaffen und ewig gefestet ist. Ohne Kraft und Gegenkraft kann aber nie an irgendeine Wirkung gedacht werden. Durch das naturmäßige Schauen ruft der von außen in uns fallende Lichtstrahl das in uns ruhende Ebenmaß eines Gegenstandes hervor, und der Mensch erschaut durch die Wirkung der Gegenkraft und der Kraft in sich den also beschauten Gegenstand. Durch das geistige Schauen jedoch wird dieses Ebenmaß in uns direkt hervorgerufen. Es ist also nicht der Weg von außen nach innen, sondern von innen nach außen, denn dieses Ebenmaß findet alsbald seinen äußeren Gegensatz, wenn es inniger und inniger und fester und fester mit unseren Gedanken festgehalten wird und wir stets mächtiger in unserem Wollen werden. Je mehr wir uns in uns selbst vertiefen und dieses Ebenmaß in uns entwickeln, desto mehr strebt es seinen ewig gestellten Gegensatz an, da die Kraft in uns immer mehr und mehr mit der entsprechenden Gegenkraft aus Gott zusammenstößt und alles, was wir in uns hervorrufen, in Gott seinen ewig vorbildlichen Gegensatz finden muss. Dieser Gegensatz entwickelt sich dann auch immer mehr und wird uns je nach unserem Wollen immer beschaulicher. Wenn er so nah gekommen ist, dass er für uns eine Wirklichkeit geworden ist, dann haben wir uns mit dem beschauten Gegenstand in eine lebendige Verbindung gesetzt. Durch dieses geistige Schauen als Folge des Strahlens und Gegenstrahlens können wir erst nur die Dinge und dann Gott Selbst erkennen, da die Belebung der Gegenstände in uns zeigen, dass der Herr überall die allerhöchste Liebe und Weisheit Selbst ist.
Und wie dieses Gesetz der Anziehung für jeden Gegenstand gilt, so gilt es natürlich auch im Hinblick auf Gott Selbst. Denn wenn der Mensch das Wort Gottes hört und Seine Werke betrachtet, wird dadurch der Gedanke Gottes im Menschen hervorgerufen. Ist der Gedanke einmal hervorgerufen, so ist er nicht mehr auszulassen, sondern ebenfalls fester und fester zu fassen. Dieses Fester- und Festerfassen ist der Glaube. Wenn nun der Mensch durch den festen Glauben, also durch das stets größere Fixieren des Gedankens Gottes in sich, Gott Selbst zu einem lebendigen Gefühl gemacht hat, so betritt er mit seinen Füßen die Welt Gottes in sich und erschaut in dieser Welt Wunderdinge über Wunderdinge. Dieses Erschauen ist die wachsende Erkenntnis Gottes. Doch was würde diese Erkenntnis nützen, wenn der Mensch Gott dann nicht lieben würde? Liebt er Ihn aber, dann liebt er Ihn nicht äußerlich, sondern in seinem Herzen.
Sonach dient also das Gesetz der Anziehung oder die Wirkung von Kraft und Gegenkraft als Grundlage, auf welcher wir tätig werden können. Wenn wir es in dieser Tätigkeit so weit gebracht haben, dass wir darin Gott erkennen, werden wir den mächtigen Zug Seiner Liebe in uns verspüren, und diese Liebe wird heißer und heißer werden und sich entzünden, bis sie in eine helle Flamme übergehen wird (GS.02_010-012; HGt.02_085,03; RB.01_042,09).
3.3. Willensfreiheit
Wie wir vorstehend gesehen haben, trägt der Geist des Menschen als Gottesfunken den Brennpunkt des göttlichen Wesens in sich, dem alle seine freien und makellosen Gedanken entspringen, die er seinen eigenen Wünschen entsprechend entweder in guter oder schlechter Form umsetzen kann. Warum ist dem Menschen aber nun ein freier Wille gegeben, mit dem er alle seine Handlungen selbst bestimmen kann? Gott will keine Puppen und Automaten haben, denn solche Wesen hätten keinen eigenen und freien Willen, und damit auch kein eigenes, für sich dastehendes, selbsttätiges Leben. Sie würden sich nur nach dem sie durchströmenden Willen Gottes regen und bewegen. Ihre Sehe wäre die Sehe Gottes und ihre Gedanken wären die Gedanken Gottes. Solche Geschöpfe wären gleich wie die einzelnen Glieder eines Menschen Leibes, die sich ohne sein Erkennen und Wollen nicht für sich bewegen und tätig sein könnten. Geschöpfe mit freiem Erkennen und Wollen, die sich selbst zu bestimmen und zu vervollkommnen haben, um dadurch auch für ewig freie und sich selbst bestimmende Wesen zu bleiben, müssen von Gott aus aber so geschaffen sein, dass ihnen solches zu erreichen möglich wird. Dazu darf von Gott aus nur gewisserart der mit allen erdenklichen Lebensfähigkeiten versehene Same wie in einer Hülse eingeschlossen geschaffen werden, die weitere, freiere Lebensentwicklung und die Ausbildung desselben muss dem Samen selbst überlassen werden. Er muss das ihn auch nach außen umströmende Leben aus Gott selbst an sich zu ziehen anfangen und daraus ein eigenes, für sich dastehendes Leben bilden (GEJ.05_071,10-14). Der Mensch kann nur durch die freiwillige, völlige Beschränkung seiner äußeren Weltfreiheit, also durch eine völlige Selbstverleugnung, zur inneren Freiheit des Geistes gelangen, worin das ewige Leben begründet ist. Denn was immer der Mensch vergnüglich nach seinem äußeren freien Willen tut, das zieht ihn vom Geist ab und verrammelt ihm den stillen und allzeit schmalen Pfad in den geistigen freien Willen. Er mag wohl äußerlich das Wahre, zum inneren Leben Benötigte als solches erkennen. Aber er wird dennoch nie den mächtigen Liebetrieb in sich gewahren, das auch völlig zu tun, sondern wird sich entweder mit dem alleinigen Wissen begnügen oder er wird sein halb hin und halb her – also ein Lauer, der schwerlich je zur inneren, geistigen Freiheit gelangen wird (HiG.02_43.07.31,03-04). Das ewige Leben des Geistes des Menschen hängt demnach ganz allein von seinem freien Willen ab. Würde ihn Gott auch nur im leisesten mit Seinem Willen antasten, so würde es ihn augenblicklich das Leben kosten (HiG.02_43.06.23,02).
Alles gehört Gott, nur der Wille ist des Menschen (GEJ.01_014,11; GEJ.07_121,04). Er ist kein Angehör des Fleisches, des Blutes und der Seele, die das Fleisch und Blut gebildet und ihre formelle Ausbildungsnahrung aus denselben genommen hat, sondern ein Angehör der Liebe, die der Geist Gottes im Menschen ist (GEJ.03_170,09), und das eigentlichste Leben des Menschen ausmacht (HGt.01_022,11).
Die Einrichtung des materiellen Leibes hängt zum allergrößten Teil von der Liebe, Weisheit und Macht Gottes ab, aber nicht die Entwicklung der Seele und ihres Geistes. Der Seele ist, wie sie es für nützlich erkennt, die Vernunft, der Verstand, ein freies Denken, ein vollkommen freier Wille und die Kraft zu handeln gegeben (GEJ.09_102,03). Geschöpfe mit freiem Erkennen und Wollen, die sich selbst zu bestimmen und zu vervollkommnen haben, um dadurch dann auch für ewig freie und sich selbst bestimmende Wesen zu bleiben, müssen von Gott aus auch so geschaffen sein, dass ihnen solches zu erreichen möglich wird (GEJ.05_071,13; GEJ.08_014,16).
Die Menschen dieser Erde sind bestimmt, freie und völlig selbständige Kinder Gottes zu werden, und so müssen sie auch also geleitet werden, dass dabei ihr notwendig freiester Wille ja nicht die geringste Nötigung von einer mächtigeren Seite eines Geistes erfahre, sondern allein durch Offenbarung und Lehre und durch äußere Gesetze dahin geleitet werde, aus sich selbst das Wahre und Gute, das sie gelehrt werden, mit ihrem freien Willen zu ergreifen und aus eigener Selbstbestimmung danach tätig zu werden (GEJ.06_225,07). Dabei führt und lehrt Gott einen jeden Menschen, damit er durch die Selbsterkenntnis in sich das werde, was er nach der göttlichen Ordnung sein soll (HGt.03_042,12). Dazu ist es erforderlich, dass ein jeder Mensch auf dem von Gott vorgezeichneten Weg fortschreitet und sich mit eigener Mühe und Aufopferung das erwirbt, dessen er für hier und für jenseits bedarf, ansonsten er nie vollauf selbsttätig und eben darum auch nie selbständig werden könnte. Volle Selbständigkeit aber ist zur möglich höchsten Seligkeit eine unabdingbare Notwendigkeit GEJ.03_177,14-15; RB.02_155,12+15). Er muss sich völlig ungezwungen in Gottes Willen begeben und zu dem seinigen machen, d.h. er muss frei wollen was Gott will, denn um frei zu werden und in eine rechte Ordnung einzutreten, muss zuerst in Gottes Willensordnung eingetreten werden, damit dadurch dann auch der eigene Wille frei wird (RB.02_177,02-05). Dazu ist es notwendig, dass er selbst die Macht des göttlichen Willens durch seine eigene Willenskraft, die ja bei jedem Menschen völlig frei ist, wie mit Gewalt an sich zieht (GEJ.10_017,13+15).
Wahre Freiheit gibt es nur in Gott (RB.02_186,4). Wer sich bestrebt, sich den Willen Gottes zu eigen zu machen, der wird auch bald und leicht stets vollkommener eins werden mit seinem jenseitigen Geist aus Gott, welcher Seine Liebe, Weisheit und Macht ist (GEJ.10_200,04).
Gott hat uns zu freien Menschen und Kindern erschaffen und hat einem jeden einen eigenen guten Anteil der Liebe, die da das Leben in uns bewirkt, gegeben. Wer mit dieser freien eigenen Liebe Gott erfasst, wird das Leben in sich erfassen (HGt.01_142,06).
Würde Gott mit Seiner Allmacht aus Seiner Weisheit heraus den Willen des Menschen leiten, so wäre der Mensch um nichts besser als ein Tier, stünde sogar noch unter ihm (GEJ.07_214,09). Daraus ist zu entnehmen, dass Gott Selbst die freie Handlungsweise der in materieller Freiheitsgewinnungsprobe auf Erden stehenden Menschen, ob sie gesetzlich gut oder auch ungesetzlich böse ist, voll beachtet. Fällt sie nach der gestellten Ordnung aus, so können die Menschen in der Welt der Geister in ein vollkommen freiestes Leben übergehen. Fällt sie aber wider die Ordnung aus, so muss die Gefangenschaft auch in der Geisterwelt so lange fortbestehen, bis solche Menschen zur Erkenntnis gelangen, durch die sie sich dann ihrem Schöpfer unbeschadet nahen können. Können sie Jesus einmal lieben als Herrn und Bruder, so sind sie durch solche Liebe wahrhaft frei. In einem solchen für ewig bleibenden Zustand können sie von Ihm aus, unbeschadet ihrer individuellen Freiheit, stets mehr und mehr freie Erkenntnisse und Kräfte aufnehmen, ja sogar in allem wie Er Selbst vollkommen werden, was dann die vollendetste Seligkeit bei ihnen ausmacht (RB.01_095,05-07; HGt.02_101,12).
Die erste Hauptbedingung zur freien Selbstgestaltung liegt darin, dass sich der Mensch in der vollen Trennung von Gott einmal seiner selbst bewusst wird und aus sich selbst heraus zu handeln anfängt (RB.01_095,09). Dazu hat er aus dem Mund Gottes eine hellste und wohlverständliche Offenbarung, die ihm ganz frei und offen zeigt, was er zu tun hat, um die Bestimmung, die ihm von Gott gestellt ist, auf dem kürzesten und leichtest wandelbaren Weg zu erreichen. Gott zeigt ihm daneben ebenfalls, dass er ganz frei ist und dem geoffenbarten Willen Gottes auch zuwider handeln kann, so er nach dem Trieb des Fleisches und der Materie der Welt handeln will, das jedoch mit der Folge, dass er sich dadurch aber selbst ein Gericht und mit demselben auch den Tod bereitet (GEJ.07_121,08).
Alles was der Allmächtige tut, ist, dass Er Seine Kinder ruft, zu Ihm, als ein allein ewig wahrer Vater, zu kommen. Wohl denen, die den Ruf nicht überhören und sich danach richten. Aber wer da nicht kommt, der hat sich sein Urteil selbst auf seine Stirn geschrieben, denn Gott hebt niemanden wider seinen freien, von Ihm ihm eingehauchten Willen und zieht niemanden wider solchen Willen (HGt.03_355,04-05). Der eigene Wille ist der alleinige Richter und Geber von allem, was man will, Gutes oder Schlechtes (RB.01_130,08). Frei ist ein jeder und frei muss er handeln, um frei zu werden von jeglichem Joch (RB.02_183,11). Er kann in seiner Freiheit die Knechtschaft der Sünde mit verachtenden Füßen treten und sich in der Liebe seines Herzens suchend und sich frei selbst erfassend an Jesus wenden, wo er dann sogleich nach dem Maß seiner Liebe von Ihm aufgenommen und nach seinem Liebewillen behalten und erhalten wird, welches alles dann erst die Gewinnung des ewigen Lebens ausmacht (HGt.01_185,34).
Da jeder Mensch einen vollkommen freien Willen hat, kann er frei tun, was er will, und sein Gehorchen ist darum notwendigerweise ein bedingtes. Gott Selbst zwingt ihn mittels Seiner Allmacht niemals, sondern führt ihn nur in solche Umstände, durch die er zu einer reineren Erkenntnis wie aus sich selbst, auf dem Weg der Erfahrung geschöpft, gelangen und so auch dann seinen Willen durch seinen eigenen Verstand leiten kann (GEJ.07_214,08). Daher sind auch allerlei Krankheit, Leid und Not, meistens aus einer verkehrten Lebensweise selbst verschuldet, oftmals als Strafe empfunden, letztendlich dennoch nur Weckrufe des Herrn, von der Welt zu lassen und sich zu Ihm hinzuwenden (HEIG.01_ 47.09.27,06; Ste.01_035,14; RB.02_153,04; RB.02_226,07), denn jedes Gericht des Herrn ist ein Weg zur Besserung und Vollendung des Geistes (RB.02_275,09).
Gott hat Sich die Menschen nicht zu gewissen Spielpuppen, sondern zu Ihm völlig ähnlichen Ebenbildern erschaffen, die Er nicht als pure Geschöpfe Seiner allmächtigen Laune, sondern als wahre Kinder Seiner ewigen Vaterliebe aus Sich ins Dasein gestellt und sie mit der Ihm ganz ähnlichen schöpferischen Eigenschaft begabt hat, sich ganz frei aus der eigenen Lebenskraft von selbst nach dem eigenen freiesten Willen bis zur völligsten Gottähnlichkeit heranzubilden. Daher geht es bei der Bildung der Menschen nicht, dass man ihren freiesten Willen durch ein wie immer geartetes göttliches Muss hemmt, sondern es muss ihnen unter selbst den bösesten Umständen der freieste Willen belassen werden (GEJ.07_215,08). Soll der Mensch zur vollsten Gottähnlichkeit gelangen, so muss sein Wille ins unendlichste frei gestellt sein, dass er sich verkehrten Sinnes auch an seinem Gott und Schöpfer vergreifen kann. Denn so der Mensch nicht die Fähigkeit hat, ein vollendetster Erzteufel zu werden, so hat er auch die Fähigkeit nicht, zur vollsten Gottähnlichkeit zu gelangen. Der Mensch hat also den freiesten Willen, den er durch die gegebenen Gesetze in sich erkennt. Was wären aber die Gesetze und was der freie Wille des Menschen, so in ihm der Reiz nicht wäre, die Gesetze zu übertreten, wie und wann er will?! Ohne solchen Reiz wäre der Mensch nichts als ein Tier, das nicht anders handeln kann, als wie das in selbes gelegte Mußgesetz es antreibt. Dem Menschen ist aber für seinen geistigen Teil kein Mußgesetz gegeben, sondern nur ein geistiges Gesetz unter dem Ausdruck ,Du sollst‘. Und so ist der Mensch in seinem Wollen und Verlangen ganz frei gestellt (GEJ.06_169,06-07). Und so ist die Erde ein Ort der Prüfung des freien Willens, und da ist denn auch alles frei. Guter Sinn und Unsinn, Satan und Engel können nebeneinander einhergehen. Damit aber der Wille des Geistes in seiner Freiheit sich üben kann, so müssen auf einem Weltkörper auch allerlei Reizungen vorhanden sein, welche unablässig dahin wirken, den Menschen von der Wahrheit abzuziehen und ihn ins Falsche zu leiten, wodurch dann ein jeder Mensch, wie ganze Gesellschaften, einen beständigen Kampf zu bestehen haben, durch welchen die Lebenskraft geübt und die Freiheit des Willens irgendeine bestimmte Richtung annehmen muss (GS.01_084,06-07). Dabei wird die Bildung des menschlichen Willens durch alle Lebensstadien allerweisest geführt, ansonsten es höchst gefährlich wäre, des Menschen freien Willen wegen der Gefahr des Missbrauchs mit einer effektiven Machtvollkommenheit auszustatten. Um aber den Willen der Menschen zur Machtvollkommenheit fähig zu machen, muss sich der Mensch völlig freiwillig auf die Wege des Lichts begeben und sich auf denselben so lange mit aller Liebe und weltlicher Selbstverleugnung fortbewegen, bis er durch seine eigene Tätigkeit und vollkommene Selbstbestimmung das rechte Ziel erreicht hat (GEJ.05_078,06-07).
Wer frei sein will, muss sich aus Jesus Rat, Seiner Lehre, selbst ein Gebot machen (HiG.02_42.03.15,06; RB.02_186,5). Hat die Liebe des Menschen Jesus, der das freieste Leben Selbst ist, erfasst, so hat sie dadurch auch die höchste Freiheit erfasst und hat sich frei gemacht durch die allergrößte Freiheit Seines ewigen, allein wahren Lebens (HiG.01_40.11.13,22).
Gott gab dem Menschen den freien Willen, auf dass der Mensch frei aus sich und für sich tätig sein kann. Gott gab dem Menschen aber auch die Vernunft und den Verstand, damit er die Ratschläge und Gesetze Gottes begreifen und verstehen kann, und hat ihm auch die Kraft verliehen, danach zu handeln. Wenn aber ein Mensch sich dabei dennoch aus seinem freien Willen von der Welt beherrschen lässt und den Rat Gottes nicht achten will, da ist er selbst schuld, so er als ein durch eigenes Verschulden in aller Ordnung Gottes Unkundiger von einem Elend in das andere fällt (GEJ.06_221,07).
Alle Seelen, gute und böse, sind aus Gott, und wie von Ihm ewig nichts vernichtet werden kann, so auch die böseste Seele nicht, sondern eine jede Seele wird nach ihrer Liebe fortleben (GEJ.06_240,10). Und so kann eine Menschenseele ihr Dasein nie völlig verlieren, aber sie kann höchst unglücklich und unselig werden durch ihren höchst eigenen Willen und kann, so sie es nur ernstlich will, auch wieder durch ihren eignen freien Willen glücklich und vollends selig werden (GEJ.08_017,07).
Wenn der Mensch wider den erkannten Willen Gottes Böses tut, so ist die Tat nicht ein Werk Gottes, sondern des Menschen völlig eigene Tat, denn da hat der Mensch seinen eigenen freien Willen nicht dem erkannten Willen Gottes untergeordnet, sondern demselben nur allzeit widerstrebt, und es kann aus diesem Grund von ihm gesagt werden, dass seine bösen Taten völlig sein eigen sind. Aber eben darum hat der Mensch durch den großen Missbrauch seines freien Willens sich selbst gerichtet und sich in seiner Blindheit dadurch unglücklich gemacht (GEJ.08_019,05). Es gibt keine härtere Knechtschaft als die des steifen Eigenwillens, wobei auf nichts als auf die Eigenliebe Rücksicht genommen wird, wobei alle so sein sollen, dass sie dem eigenen Willen frönen sollen (HGt.01_111,17).
Ein jeder Mensch hat die freie Möglichkeit, überglücklich werden zu können, aber auch so lange unglücklich zu verbleiben, als er es selbst will (RB.01_030,10). Er ist und bleibt der Selbstschöpfer seiner zeitlichen und seiner ewigen Schicksale (GEJ.07_052,03).
Der Herr zu unseren Urvätern: „Alles kann Ich euch geben; nur allein die freie Liebe eures Herzens zu Mir, diese kann Ich niemandem geben! Und so Ich solches täte, was wäre da eure Liebe? Ich sage euch, sie wäre nichts als ein fremder Trieb in euch, der euch nötigen möchte, wider euren Willen Mich zu lieben und somit auch anzubeten! Ich aber habe euch zu freien Menschen und Kindern erschaffen und habe einem jeden gegeben einen eigenen guten Anteil der Liebe, die da bewirkt das Leben in euch. Mit dieser freien eigenen Liebe müsst ihr Mich erfassen, so werdet ihr das Leben in euch erfassen.“ (HGt.01_142,04-06)
3.4. Jesus, der alleinige Weg zu Gott
Gott ist die ewige Liebe in Jesus, wie Er in allem Seinem göttlichen Wesen von Ewigkeit her vollkommen in der Liebe ist. Denn Jesus und der Vater sind Eins, oder Er und Seine ewige Liebe sind Eins, oder wie die Liebe in ihrer Weisheit lebendig wohnt ewiglich, also wohnt auch die Weisheit in der Liebe, aus der sie hervorgeht, ewiglich. Der Vater oder die Liebe ist das Grundleben alles Lebens. Wer nicht zu diesem lebendigen Urborn alles Lebens zurückkommt, der bleibt tot und kann nirgends woanders ein Leben überkommen (Ste.01_004,03-04). Wo aber ist die Tür zum Vater, dem lebendigen Urborn alles Lebens? Und wer ist diese Tür?
Ehedem war zwischen Gott und den geschaffenen Menschen eine unendliche Kluft, aber in Jesu ist diese Kluft beinahe völlig aufgehoben worden, denn Er Selbst hat es uns sichtbar angezeigt durch
1. Seine menschliche Darniederkunft
2. Er uns nicht einmal, sondern zu öfteren Malen Brüder nannte
3. Er mit uns aß und trank und alle unsere Beschwerden mit uns trug
4. Er als der Herr der Unendlichkeit sogar der weltlichen Macht Gehorsam leistete
5. Er sich von weltlicher Macht hat gefangen nehmen lassen
6. Er sich durch die weltlich mächtige Intrige hat ans Kreuz heften und töten lassen,
7. Er Selbst durch Seine Allmacht den Vorhang im Tempel, welcher das Allerheiligste vom Volk
trennte, zerrissen hat.
8. Daher ist Er auch der alleinige Weg, das Leben, das Licht und die Wahrheit.
Er ist die Tür, durch welche wir zu Gott gelangen können, d.h. durch diese Tür überschreiten
wir die unendliche Kluft zwischen Gott und uns, und finden da Jesum, den ewigen, unendlich
heiligen Bruder (GS.02_013,13-14; Weiterführendes zu „Ich bin der Weg…“ Ste.01_004).
Er, der es also gewollt hat, dass diese Kluft aufgehoben würde, kann denn nun doch sicher über alles geliebt werden. Zur Erweckung der Liebe zu Jesu genügt schon ein einziger Gedanke – nur Sein Name wahrhaft im Herzen ausgesprochen ist genug, um in aller Liebe für Ihn zu erbrennen. Daher ist dieser Name im Herzen würdig auszusprechen, und es wird möglich zu erschauen, in welcher Fülle das Feuer der Liebe aus dem Herzen hervorbrechen wird, um das Holz des Lebens zu entzünden (GS.02_013,15-16).
3.5. Zweifache Liebe
Der Mensch ist einer zweifachen Liebe fähig, nämlich der göttlichen, die aller Selbstliebe entgegen, und der Selbstliebe, die aller göttlichen Liebe entgegen ist (GS.02_080,14). Wenn jemand seine Liebe an die materielle Welt, die in sich den Tod trägt, heftet, so wird seine Liebe durch die Macht des Todes erdrückt, und die Folge daraus ist das Los der Materie oder der Tod. Wer seine Liebe zu Gott richtet, verbindet seine Liebe wieder mit der Liebe oder mit dem Leben alles Lebens, wird dadurch lebendig durch und durch (HGt.01_004,04-05; JJ.01_111,16). Alles Weltliche kann töten, weil alles selbst in sich den Tod trägt, nur die alleinige Liebe nicht, so sie in ihrer Reinheit bewahrt wird. Wird sie mit weltlichen Dingen durchmischt, so wird sie schwer und kann auch töten, leiblich wie geistig. Nur in der reinen uneigennützigen Liebe liegt das ewige Leben (JJ.01_111,16-18; HGt.02_166,15), denn das was wir lieben ziehen wir an, verbinden uns und füllen unser Herz damit (RB.02_167,04). Wer also keine wahre Liebe hat, kann auch keine wahre Liebe in sich aufnehmen, wer sie aber hat, wird sie auch in sich finden und wie zum vollen Eigentum gewinnen (RB.02_253,06).
3.6. Der Mensch zwischen zwei Polaritäten
Alles was existiert hat in sich lauter Gegensätze, verneinende und bejahende, die sich einander stets entgegenstehen wie Kälte und Wärme, Finsternis und Licht, hart und sanft, bitter und süß, schwer und leicht, eng und weit, breit und schmal, hoch und nieder, Hass und Liebe, böse und gut, falsch und wahr, Lüge und Wahrheit, und nichts kann anders bestehen als durch einen gewissen beständigen Kampf. Keine Kraft kann irgendetwas bewirken, wenn sich ihr nicht eine Gegenkraft entgegenstellt. Und so kann daher keine Kraft für sich etwas wirken, wenn sie sich zuvor nicht mit einer entsprechenden Gegenkraft in eine kämpfende Verbindung setzt (GEJ.02_228,04-10). Das gilt auch für den Menschen, den Gott als ein freies Wesen erschaffen hat. Auch ihn hat Er mit streitenden Gegensätzen und der Fähigkeit versehen, sich selbst aus dem Widerstreit der in ihn hineingelegten gegensätzlichen Kräfte zu konsolidieren (GEJ.02_229,05). Und so ist die materielle Schöpfung der große Gegenpol zu Gott, in der sich die Engel und Menschen bewähren und zur Vollkommenheit heranreifen sollen (GEJ.05_230,01), denn um ein wahrhaftes Kind des Allerhöchsten zu werden, müssen in dieser Welt Himmel und Hölle unter einem Dach wohnen. Ohne Kampf gibt es keinen Sieg. Wo das Höchste zu erreichen möglich ist, muss dafür auch die höchste Tätigkeit in den vollsten Anspruch genommen sein, um ein Extrem zu erreichen, muss man sich von einem entgegengesetzten Extrem zuvor loswinden (GEJ.03_178,05). Das Leben ist ein Kampf, aber nicht ein ausschließlich äußerer, sondern ein ganz gewaltiger innerer gegen den äußeren. Der äußere Mensch muss am Ende von dem inneren total überwunden werden, ansonsten der innere Mensch mit dem äußeren stirbt (GEJ.03_061,05; s.a. Das himmlische und höllische Prinzip im Menschen).
3.7. Gedankenkontrolle
Durch das Gesetz der Anziehung haben wir gesehen, wie wichtig es ist, seine Gedanken zu kontrollieren, da durch die Kraft des Willens in uns eine entsprechende Gegenkraft angezogen wird.
Wegen seines freien Willens kann der Mensch denken, was er will, und wird dadurch nicht sündigen, solange sein Herz an einem unordentlichen Gedanken kein Wohlgefallen findet. Findet er aber an ihm ein Wohlgefallen, so verbindet er schon seinen Willen mit dem schlechten Gedanken und ist nicht fern davon, solchen Gedanken in die Tat übergehen zu lassen, wenn ihm die Umstände dafür günstig erscheinen. Daher ist es sehr wichtig, die vorkommenden Gedanken durch die wahre Nächstenliebe und vom geläuterten Licht des Verstandes und der Vernunft zu prüfen und zu überwachen (GEJ.07_036,02), und alle unsauberen, weltlichen Gedanken aus seinem Herzen hinauszuwerfen (HiG.02_47.03.28,04), denn wenn noch allerlei weltliche und eigenliebige Gedanken vorhanden sind, so können aus ihnen leichtlich wieder Neigungen und Begierden ausgeboren werden, und aus diesen dann gar bald wirkliche Taten (HGt.02_214,22-23). Demzufolge muss der Mensch völlig Herr seiner Gedanken sein, um auch Herr seiner Leidenschaften und der daraus hervorgehenden Taten zu sein. Wer aber nicht Herr und Meister in und über sich ist, der ist noch fern vom Reich Gottes und bleibt ein Knecht der Sünde, die den ganzen Menschen verunreinigt (GEJ.07_037,06). Denn solange noch weltliche Vorteilsgedanken das Herz beschleichen, und solange noch zeitweiliger Hochmut, eine überspannte Sparsamkeit, Ehrsucht, richterlicher Sinn, Rechthabelust, Wolllustsinn und dergleichen mehr das Herz und die Seele gefangen halten, wird der Mensch die Wiedergeburt des Geistes nicht erreichen können (GEJ.05_125,02).
Wer sich auf den Weg zu Gott macht und seine Gedanken kontrollieren kann, der kann auch die Stimme seines in ihm wach werdenden Geistes vernehmen, die sich als lichte Gedanken im Herzen äußert. Und wenn er diese Gedanken anhören und sich danach in seiner ganzen Lebenssphäre richten wird, dann wird er seinem Geist einen stets größeren Wirkungskreis verschaffen, bis dieser zur vollen Größe gewachsen ist und sich mit der Seele völlig vereinigt (GEJ.04_076, 10).
So soll ein jeder, der in das Leben seines Geistes eingehen will, sich täglich auf eine Zeitlang in die vollkommene Ruhe seines Geistes begeben und in dieser nicht etwa mit allerlei Gedanken umher schweifen, sondern nur einen Gedanken fassen und diesen unverwandt betrachten. Der beste Gedanke ist natürlich Jesus Selbst. Und wenn jemand solches mit Eifer und mit aller möglichen Selbstverleugnung tut, dessen Geistes Sehe und Gehör wird immer mehr an innerer Schärfe gewinnen, bis er Jesus Selbst in sich hören und schauen vermag (GS.02_044, 16-17). Denn wer Gott wahrhaft liebt, der ist beständig bei und in Ihm. Will er von Ihm etwas hören und wissen, so soll er Ihn im Herzen fragen, und er wird durch die Gedanken des Herzens eine volle Antwort bekommen. Auf diese Weise kann jeder Mensch von Gott allezeit und in allen Dingen belehrt werden (GEJ.04_023,09). Solange das Herz jedoch noch blind ist, wird Seine Antwort oftmals nicht erkannt, was daran liegt, dass in des Herzens Tiefe noch so mancher Hochmutsbrocken liegt (RB.02_276,09-10).
Um aus dem Geist mächtig und wahrhaft zu wirken, ist es nötig, sich mit Gott durch die Liebe mit Seinem Willen zu vereinen. Wenn dann jemand etwas tun möchte, so achte er auf den ersten Gedanken, diesen halte er fest und bitte Gott, Sich mit Seiner unendlichen Stärke mit der Schwäche des eigenen Willens zu vereinen. Er erfasse dann Gott mit seiner Liebe, und ist solches in wankelloser Festigkeit geschehen, dann setze er noch den festen Glauben hinzu – denn um was immer wir den Vater in Jesus Namen bitten werden, das wird Er uns geben (GS.02_018,21-27).
Wenn wir auf das Leben im Jenseits blicken, erscheint die schon im diesirdischen Leben geübte Gedankenkontrolle umso wichtiger, weil im Jenseits das, was eine Seele denkt und will, sich auch schon wie in der Wirklichkeit vor sie hinstellt. Auf der Erde haben wir es nur mit unsichtbaren Gedanken und Ideen zu tun, die leichter bekämpft und verworfen werden können, aber wo Gedanken und Ideen zu einer sichtbaren Realität werden, wie schwer wird es wohl die Seele haben, ihre selbstgeschaffene Welt zu bekämpfen und sich aus der harten Gefangenschaft ihrer bösen Leidenschaft zu befreien (GEJ.07_156,08-10)?
3.8. Fremdeinflüsse
Durch unseren freien Willen können wir frei in alle Richtungen denken und handeln und entscheiden, wohin wir unser Leben ausrichten möchten, sodass wir immer Selbstschöpfer unserer zeitlichen und ewigen Schicksale sind und bleiben werden (GEJ.07_052,03).
Auch Geister und Engel, seien es gute oder schlechte, dürfen in gar keiner Weise unsere Denk- und Willensfreiheit beeinträchtigen, können aber unsere Entscheidungen beeinflussen, indem die guten Geister auf das Gemüt (Vorstellungskraft, die sich im Gefühl ausspricht, HGt.02_166,06)) bzw. das Erkenntnisvermögen einwirken, die schlechten auf die physische Natur oder die Sinne bzw. das Wollen (GEJ.06_225,16+ 190,05; RB.02_254,10), wobei die äußeren Sinne ein Angehör des Leibes sind um Äußeres zu fassen, und die inneren Sinne die Weisheit beinhalten und ein Angehör der inneren Sinne des Geistes sind um Inneres zu fassen (BM.01_050,19).
Satan und seine Helfer können auf die Sinne der Seele und damit ihr Wollen einwirken und sie mit bösen Einflüsterungen hartherzig, unkeusch, ehebrecherisch, selbstsüchtig, herrschgierig, meineidig, geizig, unbarmherzig, gegen alles Wahre und Göttliche gleichgültig, gegen Arme und Leidende gefühllos und für allen Wohlgenuss auf der Welt gierig stimmen. An solchen Merkmalen kann der Mensch erkennen, welch ein Geist sich gerade in seiner Nähe befindet, und wenn solche Gedanken seine Seele beschleichen, soll er gerade das Gegenteil davon tun, als wonach es ihn zu gelüsten anfängt, um Meister des bösen Geistes zu werden. Hat sich der Mensch selbstverleugnet und diesen Geist in allem besiegt, dann wird ihn dieser Geist weiterhin in Ruhe lassen. Aber so der Mensch nur in dem einen oder dem anderen sich fangen lässt oder in irgendetwas mit leichtem Sinn nachgibt, so wird er des bösen Geistes bis an sein irdisches Lebensende nicht leicht wieder los. Daher sollte man stets achtsam bleiben, denn wo der Arge es einmal geschafft hat, die Seele so zu beeinflussen, dass sie in dem einen oder in dem anderen ihren Willen hinzugibt und sündigt, wird es einen schweren Kampf kosten, um den Schaden an der Seele wieder völlig gutzumachen. Aber wer einen ernsten Willen hat und selbst so viel tut, als er kann, und seine Schwäche im Geist Jesus überträgt, dem wird dann der volle Sieg über Satan auch ein leichter sein, aber nur unter der lebendigen, gläubigen Anrufung des Namens Jesu (GEJ.01_217,04-08). Der Geist der Versuchung geht wie ein hungriger, brüllender Löwe umher und sucht die Menschen zu verschlingen. Wir können nicht wach genug sein und nicht genug auf jeden noch so leisen Zug eines Anregungswindes achten, denn wenn eine versuchende Anregung den Menschen in seinem Gemüt nur um ein Haarbreit auf ihre Seite gebracht hat, so wird er sich eine recht große Willensgewalt antun müssen, um auf seinen früheren Stand zu gelangen, denn solange der Mensch in dieser Welt lebt, denkt, will und handelt, wiegt sein Fleisch schwerer als seine Seele. Jesus lässt die Versuchungen zu, damit wir uns im Kampf erproben, stark werden und dadurch die wahre Lebenskraft der Seele gewinnen. Stellt sich jemandem auf irgendeinem Wege ein gar zu großes Hindernis in den Weg, so wird ihm Jesus Licht und Kraft zur sicheren Besiegung desselben geben. Aber es muss ein jeder Mensch selbst so viel tun, als in seinen Kräften liegt, was darüber nottut, wird ihm zur rechten Zeit gegeben werden (GEJ.06_052,06-13).
Die Engel wirken über das Gewissen ein, das ihnen stets offen steht und unbehindert zugänglich ist. Tut der Mensch gleichfort das Gute, Wahre und Rechte, so wird von ihnen der bejahende und gute Teil des Gewissens angerührt, und im Menschen entsteht dadurch das lohnende Gefühl, gut und recht gehandelt und geredet zu haben. Hat er aber nicht gut gehandelt und geredet, so wird von ihnen der andere Teil erregt, und es wird den Menschen ein Bangen ergreifen und ihm sagen, dass er aus der göttlichen Ordnung getreten ist. Auf diese Stimme können wir uns gar treu verlassen, da sie uns nie trügen wird. Es kann nur geschehen, dass sie durch einen zu materiellen Lebensgang so abgestumpft ist, dass sie die Berührung der Engel in einem solchen Zustand dann gar nicht mehr wahrnehmen kann (GEJ.03_232,08-11; GS.02_105,18- 19). Auch kann der Mensch mit seinen Schutzengeln und anderen guten, sehr erleuchteten Geistern reden und sie um allerlei fragen, und sie werden ihm die Antwort in sein Herz legen, wo er sie als einen klar ausgeprägten Gedanken und reine Gefühle wahrnehmen wird. Diese einen sich dann mit seinem Leben und bestimmen ihn zur Tätigkeit (GEJ.02_039,05-06; GEJ.04_023,10; GEJ.06_225,03-05). Besser, und um Irrtümern vorzubeugen sich mit unreinen Geistern zu verbinden, ist es jedoch, sich stets und ständig an Jesus Selbst zu wenden (GEJ.10_032,04-05; HiG.01_015,05; HiG.02_154,01), zumal die Engel ausschließlich nach dem Willen Gottes handeln und damit keine Bitten erfüllen, die nicht auch Jesus erfüllen würde (GEJ.07_155,16; s.a. Bitten und Beten, Ziff.IV.3).
Hat ein Mensch die guten äußeren Lehren und Ermahnungen freiwillig gegen manche Anfechtungen seiner Sinne befolgt und sein Leben danach eingerichtet, so wird der stille Einfluss der um ihn befindlichen guten Geister auch stets mächtiger, den aber kein Mensch anders fühlt und fühlen darf, als dass es sein freies Werk sei. Und wird der Einfluss des Guten aus dem Himmel durch den eigenen Willen des Menschen einmal so gekräftigt, dass die Seele ganz in denselben übergegangen ist, so wird der wahre, göttliche Geist der Liebe in ihr wach, durchdringt die Seele ganz, und dann erst kann die Seele, die nun in die erste Stufe der Vollendung getreten ist, Gesichte und Offenbarungen von Geistern und selbst von den höchsten Engeln empfangen (GEJ.06_225,17).
Immer wieder kommt es vor, dass manch einer meint, wenn er eine Stimme wie in sich seiend – oftmals im Kopf – oder von außen kommend hört oder Bilder etc empfängt, mit reinen Geistern, Engeln oder gar Jesus Selbst verbunden zu sein. Doch hier ist dringend Vorsicht angeraten, egal auch, für wen sich der beeinflussende Geist selbst ausgibt. Ist ein Mensch noch nicht so weit entwickelt, Kundgaben aus reinen geistigen Sphären zu empfangen und hat nicht die Unterscheidungsgabe in sich, so läuft er Gefahr, schlechten Einflüssen mit ihren negativen Folgen zu unterliegen, s.a. Verkehr mit der Geisterwelt.
3.9. Die Sexualkraft – Grundkraft des Lebens
Die Sexualkraft ist unsere elementare Lebenskraft. Als Grundkraft des Lebens ist sie der eigentlichste Lebenssinn der Seele, d.h. der zur Ausbildung des in der Seele wohnenden Geistes notwendige Seelenätherstoff (GEJ.08_041,01-08). Wird diese Kraft, die dem Menschen zur Vergeistigung seines Ichs und zur alleinigen Kinderzeugung gegeben ist (GEJ.03_215,11; GEJ.04_231,03; RB.02_203,18), einem tierischen Trieb gleichend nur für die stumme Befriedigung seiner Begierden benutzt, dann vergeudet der Mensch diese seine besten Kräfte durch das Verpuffen seiner alleredelsten Lebenssäfte, seines Seelenätherlebensstoffs. Es fehlt ihm dann nicht nur ein Vorrat, aus dem sich am Ende ein stets intensiveres Licht in der Seele hätte ansammeln können (GEJ.04_230,02; GEJ.08_041,06), sondern die Seele vergräbt sich dadurch auch in das Fleisch und verhindert dadurch die Wachwerdung des Geistes in ihr (GEJ.02_210,11-12; GEJ.06_068,08; GEJ.08_041,07; RB.01_035,10).
Aus diesem Grund wird die Hurerei, die da ist das Dienen der Unkeuschheit nach aller Lebenskraft, als das gefährlichste aller Übel bezeichnet, da sie nicht wie alle anderen Sünden außer dem Leib, sondern im Menschen selbst begangen wird und somit Seele und Geist verdirbt (GEJ.01_086,03). Denn wer seinem Fleisch wohltut und durch Wollust zu ergötzen sucht, der nährt seine eigene Sünde und räumt durch die Wollust des Fleisches dem ewigen Tod alle Gewalt über sich ein (HGt.01_001,10; HGt.02_089,05).
Der Wollustkitzel ist ein Kunstgriff des Satans (GEJ.01_086,08). Durch häufigen Geschlechtsverkehr, Partnerwechsel und Selbstbefriedigung wird die Sexualkraft, die den Menschen körperlich, seelisch und geistig veredeln sollte, in eine gefährliche negative Kraft umgewandelt, die ihn anstatt zu unterstützen an seiner Entwicklung hindert. Anstatt die Grundkraft des Lebens in sich zu sammeln, wird sie nach außen zerstreut, doch nur in der Sammlung wohnt das Leben, in der Zerstreuung der Tod (HGt.01_089,10).
Unkeusche Menschen werden immer träger und genusssüchtige Wesen, die immer seltener eines helleren Gedankens fähig und nur schwer etwas Geistiges zu begreifen im Stande sind. Sie wachsen gleichsam in ihrer Furchtsamkeit, Feigheit, Materialismus, Launischsein, Selbstsucht, Neid und Eifersucht, da ihre Phantasie immer im Reiz des Fleisches umherschweift und sich nimmer zu etwas Höherem und Geistigem emporzuheben vermag (GEJ.04_230,03). Also wird durch die Unzucht der Geist ganz in die grob-fleischlich-materielle Liebe herabgezogen, was ein ständiges Streben nach Genuss mit sich zieht und zugleich eine geistige Höherentwicklung verhindert (GS.02_106,10; RB.01_035,10). Dieses Vergraben der Seele in das Fleisch macht die geistige Wiedergeburt unmöglich (GEJ.03_066,13; GEJ.04_230,09; GEJ.08_041,07). Außerdem macht Unkeuschheit (Unzucht und Hurerei) das Herz des Menschen härter, gefühlloser und unbarmherziger gegen die Nebenmenschen, und er liebt am Ende nichts anderes als sich selbst (GS.02_113,05). Solch ein Mensch flieht dann Gottes Wort, das ihn vor der bösen Begierde mahnt, bis er blind und taub für alles Wahre und Gute des Geistes und schließlich auch zum Feind aller Gläubigen wird (GEJ.01_086,03; GEJ.08_041,01).
Alle Motive, sich seiner Sexualkraft außerhalb der göttlichen Ordnung zu bedienen, sind eigenliebige, selbst- und genusssüchtige (GS.02_080,20). Urheber dafür sind Müßiggang (GEJ.03_066,10), Hoffart und Hochmut (GEJ.06_056,01), das Schwelgen und Prassen, was die Seele sinnlich-materiell macht (GEJ.01_207,02), sowie allerlei weitere sinnliche Genüsse, die die Naturgeister im Leib aktivieren und den Reiz zu noch mehr sinnlichem Genuss antreiben (GEJ.02_210,11). Die Folgen davon können schwere und unheilbare Krankheiten, Seuchen, Unfruchtbarkeit und Besessenheit sein (GEJ.04_080,02; GEJ.06_056,02; GEJ.06_187,08).
Bei einem tatkräftigen Ausrichten des Lebens nach der uns gegebenen Lehre Jesu jedoch verbindet sich die Grund- bzw. Sexualkraft immer mehr mit dem Geist des Menschen, was zu einer stets wachsenden Selbsterkenntnis und letztendlich zur Vervollkommnung führt. Nur ein keuscher und dadurch auch lebenskräftiger Mensch, der seine Grundkraft in sich gesammelt und zu höherem Geistigen verwandelt hat, kann mit seiner nun starken und von Gottes Geist erfüllten Seele allen argen und rohen Naturgeistern, die in ihm seine Begierden und Leidenschaften zu wecken versuchen, widerstehen (GEJ.08_189,17; GEJ.08_041,07).
Sammelt der Mensch die kostbaren Lebenssäfte und -kräfte wenn damit kein neues Menschenleben gezeugt werden soll, kann er sie in geistige Schöpferkräfte umsetzen und zu seinem und seiner Mitmenschen großen Nutzen und Heil verwenden. Weiteres unter Sexualität, Ziff. 3.9..
Jakob Lorber an seinen Bruder: „Du mögest nur beständig sein in deiner Liebe und billigen Gerechtigkeit. Und du mögest dich, aus Liebe zu Ihm, so viel als möglich vom Beischlafe enthalten, der bloß auf sinnliche Befriedigung abgesehen ist. Dann sollst du auch bald einen so geweckten Geist haben, vor dessen Blicken der Mittelpunkt der Erde wie ein Wassertropfen unter dem Mikroskop enthüllt liegen soll. Denn so spricht der Herr: „Sage ihm, Ich bin ein wahrer Gott allen, die Mich lieben und Meine Gebote halten! – Wer da sich reiniget in Meiner Liebe, der wird den Tod ewig nicht sehen, auch wenn sein Leib tausendmal gestorben wäre. Denn wahrlich, sage Ich, es gibt nirgends ein Leben als in Mir. Und nun ist nahe gekommen die große Zeit der Zeiten! Wer mich aber liebt, zu dem werde Ich kommen und ihn gar wohl schmecken lassen die Stärke Meiner Liebe und die große Kraft Meiner endlosen Gnade.“ O liebster Bruder, denke ja nicht, dass das Worte meiner Erfindung seien. Sie kommen aus dem höchsten aller Himmel. Daher beachte sie wohl in deinem Herzen! O Bruder, es liegt Unendliches hinter ihnen verborgen“ (HiG.01_40.08.24,02-04).
4. Der Weg zur inneren Lebensvollendung
„Bemühet euch daher, euer Leben schon hier zu vereinen in Mir, so wird euch der Tod des Leibes dereinst vorkommen wie eine große, aufgehende Sonne dem nächtlichen Wanderer an einem Meeresgestade, welches voller Klippen und Abgründe ist. Glaubet es Mir, dass es also ist, so wird niemand mehr euch den inneren Frieden rauben. Das sagt der Herr des Lebens und des Todes! – Amen. Amen. Amen!“ (HiG.01_41.04.29,08)
Um zur inneren Lebensvollendung zu gelangen, muss zunächst die einem jeden innewohnende Eigenliebe bekämpft und abgelegt werden, denn sie will zuerst im Fleisch herrschen, dann in der Seele und danach im Geist, was den Tod des Menschen zur Folge hat. Rettung liegt in Gott, denn durch die Kraft Seines Wortes richtet Er das Fleisch, nachdem Er es von aller Unlauterkeit, Bosheit und Geilheit in allen Dingen gereinigt hat. Danach macht Er durch Seine Gnade die Seele lebendig, und durch Seine Liebe den Geist frei. Zuerst muss der Mensch im Fleisch gesichtet, dann die Seele von allen bösen Kröpfen, die vom Fleisch in sie eingewachsen sind, befreit werden. Danach wird der Geist zur vollen Besitznahme der Seele und durch diese des Fleisches frei, wodurch dann im Herzen Raum für Jesus ist, damit Er sich da Selbst durch das Werk der Erlösung im Menschen vollendet, demzufolge der Mensch in sich durch Ihn vollendet und durch Seine Vollendung in ihm durch und durch wiedergeboren wird, d.h. im Fleisch, in der Seele und im Geist oder in der Weltlichkeit, Geistigkeit und in der Liebe, oder in diesem Leben, nach dem Austritt aus dem Leib und endlich für und im Himmel (HiG.01_40.12.07,01-03). Es sollte daher ein jeder für die Vollreife seines Geistes sorgen, die dann erfolgen wird, wenn sich der Geist von allen Begierdefäden und Fasern des Fleisches losgemacht haben wird. Hat jemand das erreicht, so ist er auch ein Herr des Lebens geworden (HGt.02_131,23-24).
4.1. Die Erkenntnis Gottes als Voraussetzung
Um zur inneren Lebensvollendung zu gelangen, bedarf es neben der Selbsterkenntnis auch der Erkenntnis Gottes, die jedoch nicht in einem Mal, sondern durch verschiedene Stadien erreicht wird.
„Erkenne Gott, dann wirst du ewig ohne Furcht hier und einst ewig im Frieden der ewigen Liebe sein!“ (HGt.01_103,09).
4.2. Die drei Grade der Gotteserkenntnis
Um zur wahren Gotteserkenntnis zu gelangen, werden drei Grade durchschritten. Im ersten Grad der Erkenntnis Gottes befindet sich der Mensch noch im gänzlichen Naturzustand und ist voll Eigenliebe. Er glaubt zwar an einen Gott, der das ganze Universum erschaffen hat und über allen Dingen waltet, doch ist er noch leer von rein Geistigem. Wird er nach Seiner Lehre tätig, entwickelt er sich zu einem moralischen Wesen und geht dadurch in den zweiten Grad, die lebendige Erkenntnis Gottes über. Richtet er nur noch nach dem Wort und Willen Gottes sein Leben aus, so ist er in den dritten Grad der Gotteserkenntnis eingetreten (GS.02_034-035). Jedes Fortschreiten von Stufe zu Stufe bedeutet ein Wachsen in der Erkenntnis Gottes, das nur durch eine immer größere Liebe unseres Herzens geschieht. Denn diese Liebe stellt ein Feuer dar, das durch die Liebetätigkeit zu einer hellleuchtenden Flamme wird, wodurch es immer heller und heller im Menschen wird (JJ.01_148,12; GEJ.09_142,02; HGt.02_134,24-25). Wer in der Erkenntnis wächst, wächst auch in der Weisheit und in der Liebe zu Gott. Die Liebe, ihre wahre Demut und auch ihre wahre Weisheit sind göttlichen Ursprungs, aus der die Werktätigkeit des Menschen nach dem göttlichen Willen hervorgeht. Durch die selbstverleugnende Gefangennahme des Eigenwillens erwächst die ewig belebende und über alles beseligende Liebe zu Gott (GS.02_041,05-06+050,13). Und das Ziel des Lebens, die Kindschaft Gottes, bedeutet das immer Vollkommener- und Lebendigerwerden in der Liebe Gottes, und die sich steigernde Glückseligkeit besteht in der immer inniger werdenden Liebe (GS.02_064,12).
Mit den zehn Geboten, die das Zehngesetzliche der Lebensordnung aus Gott bezeichnen, ist uns der zu wandelnde Weg vorgezeichnet, um an das Ziel des Lebens zu gelangen. Sie sind zugleich die Grundpfeiler, auf denen das Leben aus der göttlichen Ordnung ruht und eine leuchtende Lampe, damit der Wanderer sich nicht auf dem Weg verirren mag und den ordnungsgemäßen Stützpunkt des Lebens allzeit finden kann. Jesus hat sie in das alleinige Zweigesetz übertragen, nämlich: „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!“ (GS.02_053,14-19). Da aber niemand Gott lieben kann ohne Seinen Willen zu erfüllen, ist es notwendig, den Eigenwillen selbstverleugnend gefangen zu nehmen. Dadurch wird es erst möglich, der Liebe Gottes teilhaftig zu werden. Und wer solche Liebe überkommen hat, der hat auch mit ihr die der göttlichen Weisheit gleichkommende Weisheit überkommen, weil die Liebe selbst, aus der solche Weisheit hervorgeht, göttlich ist (GS.02_041,06-07).
Doch wie findet jemand, der an keinen Gott glaubt zu Ihm? Ein jeder trägt in sich die Sehnsucht nach der Wahrheit, die in sich ein Leitstern zu Gott ist. Wer nach der Wahrheit zu suchen anfängt, sucht damit auch nach dem Grund seiner Sehnsucht, der die Liebe zu dem ist, wonach er sich sehnt (GS.02_075,16-18). Gott ist die Wahrheit (HGt.02_220,18), einem jeden ins Herz gelegt (HGt.02_072,18; HGt.02_074,27). Folgerichtig wird derjenige, der anfängt die Wahrheit zu suchen auch Gott suchen. Und wer Ihn mit der größten Bestimmtheit zu suchen anfängt, wird Ihn auch finden (GS.02_074,11). Er wird Ihn durch sein emsiges Forschen in den Werken stets mehr und mehr erkennen und damit stets mehr und mehr lieben, so dass die wahre Erkenntnis Gottes der Grund der Liebe zu Ihm ist. Und so gibt es zwei Wege, die zu Gott führen: der eine heißt die wahre, eifrige Erkenntnis Gottes, der andere heißt die Liebe (HGt.02_215,11-13). Die Liebe ist allzeit der Schlüssel, mit dem ein jeder alle verschlossenen Gemächer von Gottes Wort öffnen kann (HGt.02_134,24). Sie ist in den uns gegebenen zwölf Geboten Gottes, der Lehre Jesu enthalten, in denen aber auch alle Grade der göttlichen Weisheit enthalten sind. Und es kann sonach der Mensch nur durch die Haltung der zwölf Gebote zur vollkommenen Weisheit gelangen. Denn in den Geboten ist alle Weisheit aus Gott enthalten, und weil darin alle Weisheit Gottes enthalten ist, so ist darin auch alle göttliche Macht und Kraft enthalten, und das darum, weil in diesen Geboten der allweiseste und allmächtige Wille und durch diesen die höchste Freiheit enthalten ist. Wer sich sonach den Willen Gottes durch die Haltung der Gebote zu eigen gemacht hat, der hat sich auch die göttliche Macht und die göttliche Freiheit zu eigen gemacht und den Zustand der wahren Wiedergeburt des Geistes erreicht und ist als ein wahres Kind Gottes so vollkommen wie der Vater im Himmel Selbst (GEJ.07_054,11-12).
4.3. Die zwölf Hauptgrundsätze der Lehre Jesu - enthalten in den zehn Geboten Mosis und den zwei Liebegeboten, wie sie zu verstehen und anzuwenden sind -
Gott hat dem Menschen Gebote zum Heil seiner Seele gegeben. Will er sie befolgen, so wird er leben und glücklich sein für ewig; will er sie aber nicht beachten, so wird er sich dafür nur selbst strafen, denn Gott hat eine ganz feste und unwandelbare Ordnung gestellt, ohne die kein Dasein eines Geschöpfes denkbar möglich wäre.
Infolge seines freien Willens soll sich der Mensch selbst nach diesen Geboten richten, leiten und bilden. Hat sich der Mensch durch die Haltung der Gebote den Willen Gottes zu eigen gemacht, so wird er sich selbst nach dem Willen Gottes vollenden und wird ein freies selbständiges und Gott ähnliches Wesen, ausgerüstet mit aller göttlichen Liebe, Weisheit, Macht und Kraft, und hat den Zustand der wahren Wiedergeburt des Geistes erreicht. Er ist dann als Kind Gottes durch die Wege, die ihm von Gott gezeigt worden sind, so vollkommen wie der Vater im Himmel Selbst (GEJ.07_201,04-07; GEJ.07_030,06-12; GEJ.07_054,08-13). Demnach sind die in den zehn Geboten Mosis und den zwei neuen Liebegeboten enthaltenen Hauptgrundsätze der Lehre Jesu folgendermaßen zu verstehen, wobei die ersten drei Gebote die Liebe zu Gott enthalten und die sieben folgenden Gebote die Liebe zum Nächsten umfassen:
1. „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst an einen Gott glauben.“
Dieses Gebot wird mehr als vollkommen erfüllt, so der Mensch durch den ungezweifelten, lebendigen Glauben an den einen Gott Ihn erkennt und Ihn daher über alles liebt (GS.02_075,17-22; GEJ.07_028,05-08).
2. „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen.“
Wenn der Mensch Gott aufrichtig liebt, wird es ihm unmöglich sein, Seinen Namen, der da heilig ist, je irgend zu verunglimpfen, zu verunehren und zu entheiligen, weder durch Worte noch durch Gedanken, Begierden und Taten (GS.02_048,10). Denn was ein Mensch im höchsten Grad lieb hat, das ehrt er auch stets am meisten, und er wird sogar gegen jeden bitter und sehr ernst auftreten, der es ihm gegenüber wagen würde, sein Allerliebstes irgend zu verunehren (GEJ.07_028,05). Doch Gottes Name soll nicht bloß mit dem äußeren Mund genannt, sondern im Grunde des Lebens und im lebendigen Innersten ausgesprochen werden, und zwar in allen Handlungen. Denn was immer der Mensch tut, das tut er mit der ihm von Gott verliehenen Kraft. Wenn diese Kraft aber zu argem Handeln verwendet wird, so wird alles Göttliche im handelnden Menschen entheiligt (GS.02_076,08-09).
3. „Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligst, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat.“
So ein Mensch Gott über alles liebt und eben darum auch über alles ehrt, so wird er sich auch gerne vom weltlichen Tagesgeschäft zurückziehen und sich mit dem Gegenstand seiner heißesten Liebe beschäftigen, d.h. in der Liebe und Ruhe seines Herzens gerne an Gott denken und sich mit Ihm unterhalten (GEJ.07_028,07; GS.02_048,11), wobei der Sabbat kein besonderer Tag in der Woche oder im Jahr ist. Da der Mensch aber diesen heiligen Ruhetag des Herrn im Gewühl der Welt meistens nicht finden kann, soll er sich wenigstens an einem Tag in der Woche von seinen weltlichen Geschäften zurückziehen und an diesem Tag der heiligen Ruhe Gott in sich suchen, und sich an diesem Tag mit Geistigem und dem beschäftigen, was des Herrn ist (GS.02_076,15-16). Dabei kommt es jedoch nicht auf eine äußere Sabbatheiligung an, sondern auf die Haltung des Gebotes in geistiger Sicht, und diesen innwendigen Sabbat kann nur derjenige heiligen, der aus ganzem Herzen die beiden Liebegebote Gottes erfüllt.
4. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest und es dir wohlergehe in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.“
Die Eltern sind auf der Erde wohl die ersten Nächsten ihrer Kinder und lieben sie überaus. Sie sind die Ernährer, Beschützer und Erzieher und verdienen darum auch sicher alle Liebe, Gehorsam und Ehre von den Kindern. Wenn ein Kind seine Eltern liebt und ehrt, so ist es auch bemüht, alles das zu tun, was den Eltern eine rechte Freude macht. Mit diesem Gebot sind jedoch nicht unbedingt der Zeugevater und die gebärende Mutter bezeichnet, sondern vielmehr diejenigen Eltern, die sich um das Kind liebevoll gekümmert haben (GS.02_048,12; GEJ.03_211,09ff.).
Ein Kind, das seine Eltern liebt und ehrt, das wird auch seine Geschwister lieben und ehren und stets bereit sein, ihnen alles Gute zu tun. Darum wird es auch alle anderen Mitmenschen lieben, weil es weiß und erkennt, dass sie alle Kinder des einen und desselben Vaters im Himmel sind. Aus der ursprünglichen wahren Liebe zu den Eltern wird der Mensch zur Erkenntnis Gottes, seiner selbst und zur rechten Erkenntnis auch seiner Nebenmenschen geleitet und sieht dann bald und leicht, warum Gott die Menschen erschaffen hat, und was sie alle werden sollen. Dadurch gelangt er dann stets mehr und mehr zur Liebe zu Gott und durch diese zur Vollendung seines inneren, wahren, geistigen Lebens (GEJ.07_029,01-03).
Auch die Erde als Mutter aller Menschen und ihre stets neues Leben gebärende Kraft ist mit diesem Gebot gemeint. Dieser soll der Mensch auch nicht den Rücken zukehren, sondern sie in hohen Ehren halten, und es wird ihn ein gesunder Leib, ein langes Leben und auch ein rechtes Wohlergehen überkommen. Von dieser Mutter kann ein emsiger Mensch auch am meisten alles Gute, Große und Wahre erlernen, und wer da fleißig und mit großem Ernst in der Natur forscht, wird vielen Segen für sich und für seine Geschwister zum Wohlergehen ans Tageslicht fördern (GEJ.03_211,09).
5. „Du sollst nicht töten".
Nicht töten heißt nicht zerstören, weder sich selbst, noch alles das, was seiner Geschwister ist, denn die Erhaltung ist das ewige Grundgesetz in Gott Selbst, demzufolge Er ewig ist und unendlich in Seiner Macht. Da aber auf der Erde auch des Menschen Leib bis zur von Gott bestimmten Zeit für die ewig dauernde Ausbildung des Geistes notwendig ist, so hat ohne ein ausdrückliches Gebot Gottes niemand das Recht, eigenwillig weder seinen eigenen Leib noch den seiner Geschwister zu zerstören (GS.02_078,11). Wenn ein Mensch das Leben in allen seinen Geschwistern achtet, dann wird er den Wert des eigenen Lebens erkennen; tötet er aber einen aus seinen Geschwistern, so hat er dadurch seinem eigenen Leben eine tödliche Wunde versetzt (GS.02_048,13).
Wer seinen Nächsten liebt, kann ihn weder hassen, noch anfeinden und ihm einen Schaden zufügen, denn er weiß, dass alle den einen selben Vater haben und somit gleich vor Ihm sind. So wird er ihn auch weder leiblich und noch weniger seelisch töten wollen, wobei „seelisch töten“ bedeutet, den anderen zu beneiden, und ihm mit dem daraus entstehenden Zorn und Hass zu begegnen, woraus wiederum die böse und alles verheerende Rache hervorgeht. Auch sollen sich die Menschen untereinander nicht ärgern und lästern oder durch bösen Leumund die Ehre abschneiden, denn wer das tut, der tötet die Seele seines Nebenmenschen (GEJ.07_031,10-14).
6. „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben. Du sollst nicht ehebrechen.“
Das Leben des Menschen ist ein sehr geheiligter Ernst, so auch der Entstehungsakt desselben. Daher soll der Bewegungsgrund zu diesem Akt die Liebe und die Zeugung eines neuen Lebens sein, was gleich ist dem Wunsch, das Werk der Menschwerdung in der Natur des Fleisches zu ermöglichen. Somit darf dieser Akt auch nur unter diesem Hauptgrund und nicht außerhalb der Sphäre der wahren Nächstenliebe geschehen (GEJ.03_215,01-04).
So soll auch der Mensch die zeugende Kraft im Mann und die aufnehmende Kraft in der Frau achten, denn Gott hat dieses allmächtige Fünklein aus Seiner höchsten und tiefsten Liebe in ihn gelegt. Deswegen soll er nie diese heilige Kraft Gottes in sich missbrauchen und sie auch nicht vergeblich zerstreuen; so wird er ein allzeitiger Mehrer seines eigenen Lebens und des Lebens seiner gezeugten Kinder sein (GS.02_048,14).
Die Unkeuschheit aber ist derjenige Gemütszustand, in welchem der Mensch nur sich selbst berücksichtigt, für sich selbst handelt und seines Nebenmenschen, insbesondere in Berücksichtigung seines Ehepartners, gänzlich vergisst. Die Selbstsucht ist aber nirgends schmählicher als wie gerade bei dem Akt, wo es sich um die Fortzeugung eines Menschen handelt. Und wie der Same ist, so wird auch die Frucht sein (GS.02_080,17-19).
7. „Du sollst nicht stehlen.“
Alles was da ist, ist ein Eigentum des Herrn, und was Er gemacht hat, hat Er für alle gemacht. Darum ist es besser, nichts zu nehmen und nichts zu haben, als etwas zu nehmen und zu haben, das zuvor schon ein anderer Bruder aus der Hand des Herrn zu eigen empfing, denn nur der Herr ist ein allein rechtmäßiger Austeiler Seiner Dinge. Denn nicht stehlen heißt im eigentlichen Sinn nimmer die göttliche Ordnung verlassen, sich nicht außer dieselbe stellen und der Rechte Gottes sich bemächtigen wollen. Denn Gott allein ist heilig und Ihm allein kommt alle Macht zu. Wen Gott selbst heiligt und Ihm die Macht erteilt, der besitzt sie rechtmäßig, wer sich aber selbst heiligt und die göttliche Macht an sich reißt, um im Glanz derselben eigennützig und habsüchtig zu herrschen, der ist im wahrhaftigen Sinn ein Dieb, ein Räuber und ein Mörder. Wer also eigenmächtig und selbstliebig durch was immer für äußere Schein- und Trugmittel, seien sie irdischer oder geistiger Art, sich über seine Brüder erhebt, der übertritt dieses Gebot. So soll jeder Mensch seine in ihm wohnende Kraft und Macht nicht eigenmächtig gebrauchen, sondern allzeit nur in der göttlichen Ordnung (GS.02_083,12-14; (GS.02_048,15).
8. „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
Gott ist die ewige Wahrheit, und Sein Wort ist daher auch für ewig wahr. Aus diesem Wort sind wir Menschen hervorgegangen, daher sollen wir diesem ewig heiligen Ursprung treu bleiben (GS.02_048,16). Wer demnach das göttliche Wort vernimmt, folgt aber demselben nicht, sondern folgt nur dem, was seine äußeren Augen besticht und dadurch seinen sinnlichen Willen reizt, der gibt mit jedem Tritt, den er macht, und mit jedem Wort, das er spricht, dem vernommenen Gotteswort und der erkannten Gottesordnung ein falsches Zeugnis. Auch wenn er dann die reinste göttliche Wahrheit, das reine Wort des Evangeliums reden möchte, so lügt er aber doch und gibt dem Herrn ein falsches Zeugnis, weil er nicht nach dem vernommenen Wort Gottes und dessen Wahrheit lebt und handelt (GS.02_086,17-23).
9. „Du sollst nicht nach dem verlangen, was deines Nächsten ist.“
Die Menschen sollen sich untereinander aus gegenseitiger wahrhaftiger Bruderliebe achten und keiner den anderen beneiden. Und wer seinen Bruder achtet im Herzen, der wird gewiss auch seinen Besitz und seine Habseligkeiten achten (GS.02_89,13-14).
Bereits mit dem Gefallen an schlechten Gedanken kann gesündigt werden, denn diese Gedanken wurden zuvor schon von einem Wohlgefallen und Willen belebt, und sind nahe, in die Tat überzugehen. Aus diesem Grund heißt es, seine Gedanken durch das geläuterte Licht des Verstandes und der reinen Vernunft zu überwachen. Nach dem Prüfen dieser Gedanken wird es dann möglich sein, sie zu ordnen und somit das Unreine, Böse und Falsche aus ihnen zu scheiden (GEJ.07_035,36).
10. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.“
Ein jeder Mensch soll sich nicht eigenliebig die Liebe seines Nächstens fordernd zu seinem eigenen Besten verlangen. Denn Eigenliebe ist an und für sich nichts anderes als die Liebe des Nächsten sich zum eigenen Genuss zu ziehen, aber ihm selbst keinen Funken Liebe zurückzugeben (GS.02_097,02-03+22). Daher soll keiner weder begehren noch ein Verlangen nach der Liebe seines Bruders oder seiner Schwester haben, und auch nicht nach dem verlangen, was sein Nächster liebt (GS.02_048,18).
11. „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“
In diesem Gebot der Liebe sind Moses und alle Propheten enthalten (GS.02_098,26). Gott ist in Sich Selbst die ewige allerreinste Liebe selbst. Aus dieser unendlichen Liebe sind die Menschen hervorgegangen, also sind sie ein Werk Seiner Liebe. Daher sollen sie auch Gott, ihren Schöpfer, mit aller ihrer Liebe ergreifen und Ihn über alles lieben (GS.02_048,19; (HGt.01_068,27-28). Und Gott über alles lieben heißt Gott und Seinen geoffenbarten Willen erkennen und dann aus wahrer innerer Liebe zu dem erkannten Gott danach handeln (GEJ.03_053,05-06).
12. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Wer Gott wahrhaft über alles liebt und so durch die Liebe eins geworden ist mit Ihm, der wird auch seine Nebenmenschen als ihm ebenbürtige Kinder Gottes ebenso lieben, wie er sich selbst liebt (GEJ.07_028,05-06; GS.02_048,20).
Die eigentliche Nächstenliebe besteht darin, dass man einem jeden Wesen seine Freiheit lässt und ihm allzeit mit Freuden das gibt, d.h. wonach es vernünftigermaßen verlangt und dessen es braucht. Dabei soll der Mensch mit reiner und in möglichst uneigennütziger Liebe sich gegen jeden Nebenmenschen allzeit so verhalten, wie er sich gegen sich selbst verhält und das tun, was er auch wollte, dass es ihm desgleichen täte, so er es benötigte und es in seinem Vermögen stünde (GEJ.03_053,05-07; GEJ.07_198,03).
Ein jeder Mensch muss aber auch ein rechtes Maß an Eigenliebe besitzen. Einem jeden steht das zu, was er zu seinem nötigen Bedarf benötigt, aber er soll sich nicht mehr lieben als eben dazu notwendig ist, dass er seine Existenz erhält und dafür sorgt, dass er ohne Not existieren kann. Jede größere Eigenliebe, jedes Streben nach Besitztum, was darüber hinaus geht, gehört schon zu einer Übertretung der göttlichen Ordnung (GS.02_103,18; GS.02_105,06).
Durch die möglichst genaue Betrachtung dieser neuen Lehre wird der im Menschen anfänglich sehr gefesselte Geist freier und freier, wächst und durchdringt endlich den ganzen Menschen und zieht auf diese Weise alles in sein Leben, das ein Leben Gottes ist und daher ewig dauern muss, und zwar in der möglich höchsten Seligkeit. Das ewig freie Leben in Gott oder die Wiedergeburt des Geistes kann also nur durch die genaue und aufrichtige Haltung dieser Lehre erreicht werden (GEJ.03_053,09-11).
„Erwecke nun dein Herz!Tue alles, was du tust, aus dem wahren Lebensgrund!Liebe Gott Seiner Selbst willen über alles und ebenso deinen Nächsten!Tue das Gute des Guten willen aus deinem Lebensgrunde heraus, und frage nicht ob deines Glaubens und ob deiner Tat nach der Erfüllung der Verheißung, ob sie wohl kommen werde oder nicht! Denn die Erfüllung ist eine Folge dessen, dass du lebendig im Herzen glaubst, fühlst und aus dem lebendigsten Liebesdrange heraus tätig wirst. […] Alles muss der Mensch sich zum Herzen nehmen, in dem das Leben weilet; was er ins Herz legt, wird aufgehen und die verheißenen Früchte tragen.“ (GEJ.03_243,04-06)
Mit dem Halten der Gebote, die uns Jesus gegeben hat, können wir auf die leichteste Weise die verschiedenen Grade zur inneren Lebensvollendung durchschreiten, die wir hier nochmals eingehender betrachten wollen.
4.4. Die zehn Stufen zur Lebensvollendung
Reinigung des Tempels im Menschen
Der Mensch ist ein Tempel Gottes, in dessen Allerheiligstem sich sein Geist befindet. Wer sündigt, verunreinigt nicht nur seinen Leib sondern auch seine Seele und durch sie auch seinen Geist, der in jedem Menschen das Innerste und Allerheiligste darstellt und es auch wirklich ist. Nur der alleinigen Liebe zu Gott ist es gestattet, straflos in dieses Allerheiligste zu dringen, so aber der Mensch unrein wird, indem er sich an unreine weltliche Dinge hängt, wie soll da das Allerheiligste unentheiligt bleiben? Wenn sonach im Tempel wie im Menschen alles unrein geworden ist, dann kann es vom Menschen aus auch nicht mehr gereinigt werden, denn so der Besen voll Kot und Unflates ist, wie soll er taugen zur Reinigung eines Gemachs?! Da muss dann leider Gott Selbst die Hand ans Werk legen und mit Gewalt den Tempel reinigen, und zwar durch allerlei schmerzliche Dinge, als da sind Krankheiten aller Art und andere scheinbare Unglücksfälle, auf dass der Tempel rein werde (GEJ.01_016, 03-05, s.a. Krankheit, Leid und Not, Ziff.III,10).
Aber auch wir selbst müssen Hand mit anlegen, damit unser Innerstes nicht nur rein wird sondern auch bleibt (s.a. Buße). Wie, das hat uns Jesus mittels einer Pyramide aufgezeigt, was wir uns nachfolgend ansehen wollen.
Genauso wie das Herz Träger aller zahllosen Keime zum Guten und Bösen ist, so ist das Sinnbild der Pyramide der Inbegriff alles dessen, was da als Fleischeskraft im Fleisch als Angehör des Naturwesens des Menschen ruht und handelt. Die Beschaffenheit des Fleischherzens gestaltet sich bei einem jeden nach einer anderen Form. Sie hängt von der hervorragendsten Hauptneigung ab, die eine Seele ihrem Fleisch eingeprägt hat (RB.02_156,01+05).
Reinigung unseres Augiasstalles im Fleischesherzen
So wie Jesus nach Seinem Tod in die Hölle hinabstieg, um da all die gefangenen Geister zu erlösen und sie an das Licht zu führen, so müssen auch wir es Ihm gleich tun und in unsere eigene Hölle hinabsteigen, um das dort Gefangene zu erlösen (Ste.01_017,09).
Robert Blum zum Herrn, nachdem er in seine eigene Unterwelt - seinen Augiasstall - gewandert war: „O Herr, Du guter heiliger Vater aller Menschen und Engel! Da sieht es schlimm, sehr schlimm aus! Wäre dieser Pyramide Inneres ein Augiasstall, wenn auch noch ums Zehnfache ärger, dann wäre es ein Leichtes, ihn zu reinigen. So aber übersteigt der Sündenmist des Inneren und besonders das Untere dieser Pyramide den Augiasstall ums Millionenfache! Und da ist wahrlich an keine Reinigung mehr zu denken, könnte man auch alle Flüsse der Erde hineinleiten. – In den oberen Regionen dieser Pyramide präsentiert sich eine Unzahl von tausenderlei leichtfertigster Bilder aus meinem gesamten Erdenleben. Die unteren Gemächer aber sind erfüllt von allerlei unbeschreiblichem Unflat, der von übelstem Geruch begleitet ist. O weh, o weh! Wer wird mir Armem helfen, diesen Stall zu reinigen?“ Jesus antwortet ihm darauf: „Mein lieber Freund Robert! Keine Arbeit ist so groß, als dass sie nicht mit tauglichen Mitteln in die beste Ordnung gebracht werden könnte […]. Es ist möglich, deinen irdischen Augiasstall zu reinigen! Aber es gehört dazu die rechte Einsicht und Geduld, und ein fester, durch nichts beirrbarer Wille!“ (RB.02_157,01-02).
Wegweiser zur Reinigung:
Die heiligen Inschriften auf den Pyramidenstufen (RB.02_157,04-13)
Erste Stufe: Gehe zu Gott.
Kommt alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, es soll euch Erquickung werden!
Haltet euch an die alleinige Liebe!
Wahrlich, so die Zahl eurer Sünden wäre wie die des Sandes am Meer und des Grases auf der Erde, so wird die Liebe sie ganz und gar tilgen. Und wäre eure Schande vor Gott gleich dem Blut der Sündenböcke, so soll sie von der Liebe weiß gewaschen werden wie weiße Wolle und wie der feinste Byssus!
Zweite Stufe: Erkenne die Macht der Liebe.
Die Liebe ist das Leben, das Gesetz, die Ordnung, die Kraft, die Macht, die Sanftmut, die Demut, die Geduld und dadurch der Kern aller Weisheit!
Der Weisheit sind nicht alle Dinge möglich, weil die Weisheit nur einen gewissen Weg geht und sich mit dem nicht befassen kann, was unrein ist. Aber der Liebe sind alle Dinge möglich. Denn sie ergreift auch das, was verworfen ist, mit derselben Innigkeit, wie das, was in sich selbst schon das Reinste ist. Die Liebe kann alles brauchen, die Weisheit aber nur, was die Liebe gereinigt hat.
Dritte Stufe: Prüfe deine Liebe.
Frage dein Herz, ob es sehr lieben kann, ob es Gott über alles lieben kann ohne Interesse, außer dem der Liebe selbst?
Frage dein Herz, ob es um Gottes willen den Bruder mehr als sich selbst lieben kann?
Frage dein Herz, ob es wahrhaft und völlig rein lieben kann?
Kann es Gott darum lieben, weil Gott eben Gott ist?
Und kann es den Bruder wegen Gott und aus purer Liebe zu Gott wie einen Gott lieben?
Erst wenn dein Herz das kann, ist deine Verwesung zu Ende, und du selbst stehst vollendet vor Gott, deinem Herrn, Vater und Bruder!
Vierte Stufe: Entfache deine Liebe.
Gott Selbst ist die urewige, reinste Liebe, und ihr Feuer ist das Leben und die Weisheit in Gott. Die Liebe ist also aus Gott wie in Gott das Leben und das Licht aller Wesen.
Die Funken aus dem Essenfeuer der reinsten Liebe Gottes sind die Kinder Gottes – gleichen Ursprungs aus dem einen Herzen Gottes!
Auch du bist ein solcher Funke! Fache dich an zu einem lebendigen Brand, und du wirst in deinem Herzen Gott schauen!
Fünfte Stufe: Werde ganz Liebe.
Das Wort aus dem Gottes-Herzen ist der Liebe Allkraft. Daher ist das Wort und der ewige Sohn aus Gott eins. Gott Selbst ist das volle Wort, das im Feuer der Liebe gezeugt wird.
Du aber bist auch ein Gotteswort, erzeugt im Gottes-Herzen! Darum werde wieder ein volles Wort Gottes! Werde ganz Liebe, volle Liebe in Gott – so wirst du zum Gottes-Sohn gelangen und eins sein mit Ihm!
Aber du gelangst nicht zu Ihm außer durch den Vater, der da ist die Liebe und das Wort selbst in sich, von Ewigkeit zu Ewigkeit stets derselbe!
Sechste Stufe: Nimm teil an Christi Erlösungswerk.
Christus ist allein der Mittler zwischen Gott und der Menschennatur. Durch den Tod Seines Fleisches und durch Sein vergossenes Blut hat Er allem Fleisch, das da ist die alte Sünde Satans, den Weg gebahnt zur Auferstehung und Rückkehr zu Gott!
Christus aber ist die Grundliebe in Gott, das Hauptwort alles Wortes, das da ist Fleisch geworden, und dadurch geworden zum Fleisch alles Fleisches und zum Blut alles Blutes. Dieses Fleisch nahm freiwillig alle Sünde der Welt auf sich und reinigte sie vor Gott durch Sein heiliges Blut.
Mache dich teilhaftig dieses größten Erlösungswerkes Gottes durch das Fleisch und durch das Blut Christi, so wirst du rein sein vor Gott! Denn kein Wesen und kein Ding kann rein werden durch sich, sondern allein durch die Verdienste Christi, die da sind die höchste Gnade und Erbarmung Gottes. Du allein vermagst nichts, alles aber vermag Christus!
Siebte Stufe: Lass dich von Christus reinigen.
Dein irdisches Wohnhaus ist voll Unflats. Wer wird es reinigen? Wer hat die Kraft und die Macht allein?
Siehe, Christus, der ewige Hohepriester vor Gott, Seinem ewigen Vater! Denn Christus und der Vater sind eins von Ewigkeit. In Christo allein wohnt alle Fülle der Gottheit körperlich. Und diese Fülle ist der Vater als die reinste Gottliebe. Diese ergreife mit deiner Liebe, und sie wird dein Fleisch reinigen und erwecken, wie sie erweckt hat das Fleisch Christi, das sie selbst in sich barg.
Achte Stufe: Stirb der Welt nach ab.
Wer wird mich befreien von all den argen Geistern, die mein Fleisch und Blut beherrschen? Wer wird mich erlösen von meinem Fleisch und frei machen von den Banden des Todes? Siehe hin: Christus, der getötet ward, ist auferstanden und lebt, ein Herr von Ewigkeit! Wäre Er, so es möglich gewesen wäre, im Tode verblieben, da wäre dir ebenfalls der ewige Tod sicher. Aber da Christus auferstanden ist, so ist es unmöglich, dass da jemand im Grabe belassen werden könnte. – Denn wie durch die eine Schlange der Tod über alles Fleisch kam, so kam auch das Leben durch den einen Gottmenschen über alles Fleisch der Menschen der Erde. Aber zugleich auch ein neues Gericht, obschon das alte Gericht, das den Tod in sich barg, durch dieses Einen Auferstehung für ewig vernichtet ward. Dieses neue Gericht ist auch ein Tod, aber kein Tod zum Tod, sondern ein Tod zum Leben!
Mache dich an die Liebe durch deine Liebe, damit dieses neue Gericht deines Fleisches durch die Werke des Einen zu einem wahren Leben wird.
Du stehst an der Quelle, trinke des lebendigen Wassers in der Fülle!
Neunte Stufe: Opfere deine Eigenliebe Gott.
Die pure Weiber-[u. Männerliebe] ist Eigenliebe! Denn wer sich von der Weiber-[u. Männer-]liebe so weit verziehen lässt, dass ihm daneben die Nächstenliebe und aus dieser die Gottesliebe zur Last wird, der liebt sich selbst im Wesen des Anderen! Lass dich daher von der reizenden Gestalt eines Weibes[/dem Wohlgefallen eines Mannes] nicht gefangen nehmen übers gerechte Maß, ansonsten du untergehst in der Schwachheit, während doch das Weib in der Kraft des Mannes erstehen soll zu einem Wesen mit und in ihm. – Wie du aber ein oder das andere Glied deines Wesens liebst, also liebe auch das Weib[/den Mann], auf dass ihr eins werdet miteinander!
Aber Gott liebe über alles, auf dass du in solcher mächtigsten Liebe neu geboren werdest zu einem wahren, freiesten Bürger der reinsten Himmel Gottes für ewig und dein Weib[/Mann] wie ein Wesen mit dir!
Zehnte Stufe: Wandle in aller Demut.
Suche, suche, suche, dass du dich nicht übernimmst, so du groß wirst! – Siehe an des Herrn Demut, Sanftmut und Güte! Er ist der Herr von Ewigkeit. Alles, was die Unendlichkeit fasst, ist Sein eigenstes Werk. Seine Kraft ist so groß, dass alle Werke der Unermesslichkeit vor dem leisesten Hauch Seines Mundes in ein ewiges Nichts zurücksinken müssten. Und dennoch steht Er einfach und ohne allen Anspruch bei Seinen Kindlein, als wäre Er nahezu der Allergeringste unter ihnen. Er liebt sie und unterhält sich mit ihnen, als hätte Er in der ganzen Unendlichkeit nur sie allein, die doch von zahllosen Myriaden der wundersamst herrlichen und liebweisesten, reinsten Wesen strotzt!
Also suche, suche, suche der Geringste zu werden und zu bleiben für ewig!
5. Der Weg zur inneren Quelle
„Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10)
„In allen zahllos anderen Welten wirst du zu dem aus- und inwendig gestaltet, was du sein musst; hier aber überträgt Gott die äußere Gestaltung schon der Seele, die sich ihren Leib selbst erbaut nach der Ordnung, in der sie geschaffen ist; ganz besonders aber muss jeder Geist, der in die Seele gestellt ist, vorerst die Seele bilden durch die Haltung der ihm äußerlich gegebenen Gesetze. Hat die Seele dadurch den rechten Grad der Reife und Ausbildung erreicht, so tritt dann der Geist völlig in die ganze Seele über, und der ganze Mensch ist dadurch vollendet, ein neues Geschöpf, zwar im Grunde des Grundes immer aus Gott, weil der Geist im Menschen eigentlich nichts als ein Gott im kleinsten Maße ist, weil völlig aus dem Herzen Gottes. Aber der Mensch ist das nicht durch die Tat Gottes, sondern aus seiner höchst eigenen, und ist eben darum ein vollwahres Gotteskind“. (GEJ.01_214,10)
Unsere innere Quelle ist die Liebe, ihr Ausfluss das Erkennen der göttlichen Bestimmung und Fähigkeit, danach zu handeln, d.h. Jesu Willen zu seinem eigenen zu machen (HGt.01_069,07).
Der Weg führt von außen nach innen. Der äußere Weg betrifft zunächst das Sinnliche und Seelische, auf dem vorhandene Neigungen und Begierden sowie negative psychologische Muster und Probleme bearbeitet und bereinigt werden müssen, wie z.B. Erfahrungen aus der Kindheit und dem sozialen Umfeld, Traumata. Er führt auf den inneren Weg, der das Geistige betrifft, auf dem die Ursachen der vorhandenen Schwächen, mitgebrachte Familienmuster und Familienlasten erkannt, bereinigt und abgelegt werden müssen. Ist dieses Ziel erreicht, so kann man mit Jesu Hilfe selbst zur Quelle werden, die von innen nach außen fließt und dem Nächsten als Hilfe dient, seine Probleme und Schwächen zu erkennen und abzulegen (GEJ.04_165,01; HGt.02_161,14-18; HGt.02_214,15-22).
Auf dem Weg vom materiellen in das geistige innere Leben haben wir mit Hindernissen zu kämpfen, die durch unseren Fall mit Luzifer, unseren Ahnen und auch uns selbst bedingt sind (HiG.02_41.11.18,02; HGt.03_115,11-17; HGt.03_013,07-12; GEJ.02_226,10; GEJ.06_010,13).
Für die Überwindung bedarf es eines festen Willens, denn ohne ihn kann kein Ziel erreicht werden. Um uns das bildlich vorzustellen, können wir den unwandelbaren, festen Willen als eine gerade Linie bezeichnen, mit der man das angestrebte Ziel festhält und auf dieser Linie verfolgt, ohne sich in irgendeiner Weise ablenken zu lassen. Allen vorkommenden Hindernissen, die uns die Erreichung dieses Ziels erschweren, müssen wir mit fester Stirn begegnen und uns unter keinen Umständen von dem eingeschlagenen Weg abbringen lassen (GS.02_029,08-09).
Leider gibt es in unserer heutigen Zeit viele Menschen, die vor den auf ihrem Weg liegenden Hindernissen zurückschrecken, ihr Heil entweder in der Welt mit ihren materiellen Werten suchen oder sie mit Hilfe jenseitiger Geistwesen überspringen möchten. Doch dadurch setzen sie sich einer großen Gefahr aus, da die angebotene Hilfe in der Regel von unreinen, nicht göttlichen Quellen kommt und somit letztendlich vom Ziel abführt (GEJ.06_039,03-05; Er.01_70,19-20+27; GEJ.01_226,08-09; GEJ.02_065,06+10-11+13; BM.01_127,03; GEJ.03_204,15-16; GEJ.08_215,11-21). Weiteres unter Verkehr mit der Geisterwelt.
6. Hindernisse auf dem Weg und ihre Überwindung
Hindernisse und Beschränktheiten sind der Grund alles Seins und Fortbestehens. Sie sind das eigentliche Wesen der Dinge selbst, ohne welche sie sogleich aufhören würden zu sein, und so ist demnach die ganze unendliche Schöpfung aus lauter Hindernissen und Beschränktheiten zusammengesetzt. Nur Gott allein ist vollkommen frei und unbeschränkt, damit durch Ihn alles sein gerechtes Hindernis und die volle Beschränktheit zu seinem Dasein erhält.
Und wie es sich mit den Dingen verhält, so verhält es sich auch mit allem, was des Geistes ist.
Fände der lebendige Geist nichts, daran er sich stoßen möchte, so hätte er auch kein Bewusstsein und somit auch kein Leben. Daher lässt Gott es zu, dass für den Geist selbst überall und allzeit eine Menge gute und schlechte Gegensätze sind, die schlechten für die guten und die guten für die schlechten, da sich auf diese Weise die Geister gegenseitig stoßen und sich einander gegenseitig zum Leben erwecken. Die Guten werden dadurch stets lebendiger, und die Schlechten werden endlich durch die Guten auch geweckt und nehmen dann eine andere Richtung und gehen über ins wahre Leben und werden dann stets freier von einem Hindernis, folglich sie in das andere, das wahre, Leben übergehen (HGt.02_121,14-23).
Der allein mögliche Weg zur Gotteskindschaft geht über den Weg der Selbsterkenntnis (durch Selbstbeschau, Ziff.III.3.14) und dem Ablegen aller Eigenschaften und Dinge, die uns von Gott trennen. Allein die Liebe unseres Herzens zu Ihm darf uns auf unserem weiten Weg zu Ihm leiten, welcher ein Weg von der größten Freiheit bis zur niedrigsten Knechtschaft (Selbstverleugnung und Demut, Ziff.III.3.13) ist.
Da ohne einen festen Willen kein Ziel erreicht werden kann, müssen wir allen auf unserem Weg vorkommenden Hindernissen mit fester Stirn begegnen und uns unter keinen Umständen von dem eingeschlagenen Weg abbringen lassen.
Im ersten Hindernis zur Gotteskindschaft treffen wir auf die Welt in ihrer Gegebenheit, d.h. wie sie sich uns zunächst in ihrer Erscheinung als real darstellt. Wir sehen ihre Pracht und alles, was Menschenhände darin hervorgebracht haben. Sie beinhaltet den Irrtum, mit welchem die gröbste Dummheit nicht von der glänzendsten reinen Wahrheit unterschieden werden kann, und auch alle groben Sünden, die in der Materie (unserem Fleisch) vorhanden sind.
Beim zweiten Hindernis haben wir zwar die Welt in ihrem trügerischen Schein erkannt, aber sie hält uns noch immer mit ihrem Weltflitterwerk, d.h. ihren Besitztümern, Geld, allerlei Bequemlichkeiten, Genuss, dem anderen Geschlecht, schönen Kleidern etc., also unseren weltlichen und eigenliebigen Gedanken gefangen, und unser Wille ist zu schwach um sie zu überwinden. Auch wenn recht viele Menschen schon lange die Wahrheit in ihrem strahlenden Licht erkannt haben, so können sie sich dennoch nicht von der Welt trennen, da ihnen ihre Flitterstrahlen zu sehr zusagen.
Gelingt es die ersten beiden Hindernisse zu überwinden, so erscheint noch ein letztes Hindernis, und das liegt in der Angst vor dem Tod. Der Tod des Leibes ist der sicher für jeden noch äußerlich lebenden Menschen der am meisten gefürchtete Moment, demnach ein überaus allerstärkstes Lebensbahn-Hindernis. Doch für denjenigen, der allen äußeren Weisheitsschein abgelegt und in seinem Geist vollkommen Gott angezogen hat, wird das gefürchtete Hindernis des leiblichen Todes verschwinden, denn er wird die Herrlichkeit des ewigen Lebens erschauen und den heißesten Wunsch haben, sobald als möglich in diese Glorie einzugehen. Und so stellt sich dieses Hindernis bei einem näherem Hinsehen als gar keines heraus, da man nach Überwindung der ersten beiden Hindernisse bereits der Welt nach gänzlich abgestorben ist, die äußere Weisheit sich zur Ruhe gelegt hat und ein jeglicher Geist, an dem nichts äußeres mehr klebt nicht mehr sündigen kann und aus diesem Grund rein und mit Jesus vollkommen eins geworden ist, auch keine Angst mehr vor dem Tod hat.
Zur Überwindung unserer Lebensbahn-Hindernisse haben wir drei Demütigungsgrade zu durchlaufen: aus dem Leiblichen (z.B. Krankheit und Leibesgebrechen), Seelischen und Geistigen (Leidenschaften und Triebe). Durch die Mittel bzw. Begebenheiten, die uns Jesu Selbst dazu verordnet hat, können wir in die innere Freiheit des Geistes gelangen. Und diese Mittel sind die äußere Weisheit Seiner Lehre, welche der Mensch zuerst buchstäblich beobachten muss, bis er zum inneren geistig freien Bewusstsein gelangt. Was dann noch vor uns liegt ist der leibliche Tod, den wir jedoch mit Erreichen der geistigen Wiedergeburt (volle Vereinigung von Seele und Geist als geistige Wiedergeburt des Geistes des Menschen im Menschen), als solchen gar nicht mehr empfinden sondern als ein Tor zum Eingang in das ewige Leben durchschreiten werden (GS.02_029-032; HGt.02_214,21-23; Ste.01_021,12; s.a. Die drei Grade der inneren Lebensvollendung, Ziff.II.2.1).
7. Der Weg nach Golgatha
Ein frommer Verstorbener: „Glaubet es mir, der ich nun schon vom Jenseits herüber mit euch rede: Je größer jemandes Kreuz ist und je schwerer zu tragen, desto leichter und unfühlbarer wird sein Übertritt von dieser Welt der Materie in die des Geistes sein. Denn alles, was Christus nachfolgt, muss den Weg des Fleisches wandeln. Alles muss in Christus gekreuzigt werden und in Ihm sterben, ansonst es in Ihm und durch Ihn ewig zu keiner Erweckung und Auferstehung gelangen kann“ (JS.01_010,29).
Jesus: „Ich sage dir, wie unter vielen Tausenden und tausendmal Tausenden keinem stehen dir wahrhafte Wundermittel zu Gebote, durch welche du dir deines Kreuzleins Last bis zur barsten Null verringern könntest, wenn du sie nur recht ergreifen und gebrauchen wolltest! Aber du möchtest jetzt schon des höchsten Himmels Wonne müßig genießen, ohne das dazu erforderliche Kreuzlein auch nur des Tages ein Stündchen lang zu tragen! – Siehe, solches ist aber wahrhaft rein unmöglich! Du musst das Leichte tun, du musst darinnen Mir deinen Glauben und deine Liebe lebendig erweisen, willst du zu Mir kommen! Du musst dich verleugnen, dein Kreuzlein auf deine Schultern laden und Mir nachfolgen! Du musst Mich in der Tat mit dem Kreuzlein in der Hand suchen, willst du Mich im Ernste finden! Willst du etwas empfangen von Mir, dann musst du bitten mit dem Kreuzlein in der Hand! – Und die Pforten des ewigen Lebens werden dir nur aufgetan, so du klopfen wirst an dieselben mit dem Kreuzlein! Siehe, kein anderer als nur allein der Weg des Kreuzes führt zum Leben! – So du aber eine Kreuzesscheue in dir hast, welchen Weg willst denn du hernach gehen, um zu Mir zu gelangen? – Ich sage dir, du wandelst einen bequemen Weg zwar; allein zu Mir führet ein ganz schmaler, unbequemer und oft sehr steiler Pfad himmelwärts bergan! – Beurteile daher den deinen genau und siehe, ob er zu Mir führt?“ (HiG.02_42.01.06,15-17)
Die alleinige ewige Gottheit kerkerte sich in Jesus gerade so untätig seiend ein, wie sich in eines jeden Menschen Wesen sein Geist einkerkert. Und was ein jeder Mensch nach der göttlichen Ordnung tun muss um seinen Geist in sich frei zu machen, das musste auch der Mensch Jesus tun, um das in Ihm seiende Gottwesen frei zu machen um mit Ihm Eins zu werden (JJ.01_299,04-07; RB.02_155,12+15).
Jesus erklärt uns, dass das Kreuz in Form von Not für unser Leben notwendig ist, denn wenn das Leben keine Not hat, so zerstreut und verflüchtigt es sich wie ein Äthertropfen, die Seele ermattet, stirbt und verliert sich in der Nacht des Todes. Die Not des Lebens ist aber ein Gefäß des Lebens, in welchem es gefestet wird (HiG.01_41.04.28,01-02). Jesus: „Daher nehme jeder das Kreuz auf seine Schulter und folge Mir in aller Liebe nach, so wird er sein Leben erhalten ewig! Wer mit seinem Leben zärtelt, der wird es verlieren. Wer es aber kreuzigt und von Mir kreuzigen lässt, der wird es erhalten für alle Ewigkeiten. Das sage Ich, der Gekreuzigte. Amen!“ (HiG.01_41.04.28,03-05).
Die Welt ist zu einer Lebensprobestätte bestimmt, in welcher ein jeder Mensch sich auf dem Weg der äußersten Selbstverleugnung bis zu seiner geistigen Wiedergeburt in aller Geduld, Sanftmut, Demut und Liebe zu üben hat, wozu uns Jesus mit dem besten und lebenswahrsten Beispiel vorangegangen ist. Wer für ewig ein Kind Gottes werden will, der muss sich die ihm dazu von Gott verordneten Mittel zur Erreichung dieses höchsten Lebenszweckes während der nur kurz dauernden Probelebezeit in aller Geduld und Ergebung gefallen lassen (GEJ.10_006,13), Seine Lehre freiwillig befolgen und sein Herz nach ihr bilden (GEJ.02_075,07). Er muss so viel tun, wie er aus seinem freien Willen heraus tun kann, seine Augen von den Lockungen und Reizungen der Welt und seiner Fleischessinne abwenden und seine Weltbegierden beherrschen lernen (GEJ.08_151,03-04).
Ein jeder Mensch trägt gewisse Schwächen als Fesseln seines Geistes in sich, durch die dieser wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Diese Fesseln können erst dann zersprengt werden, wenn die Seele durch eine gerechte Selbstverleugnung so stark geworden ist, dass sie fest genug ist, ihren freien Geist zu fassen und zu halten, wobei der Mensch seine Schwächen nur anhand an ihn herantretender Versuchungen gewahren und erfahren kann, wie und worin sein Geist geknebelt ist (JJ.01_299,08-10).
Aus diesem Grund wird ein jeder Mensch in seinem Leben mit Problemen konfrontiert, die zu lösen Teil seiner Lebensaufgabe sind. Bleiben sie im diesseitigen Leben unbearbeitet, werden sie uns im Jenseits so lange weiterbegleiten bis sie zur Auflösung gebracht worden sind.
Manch einer wird nun keine Notwendigkeit der eigenen Kraftanstrengung zur Lösung seiner Probleme sehen, da er der Meinung ist, dass er daran keine Verantwortung trage. Doch ein jedes auftauchendes Problem, egal ob selbstverschuldet oder nicht, ist uns gegeben um unsere Aufmerksamkeit auf eine Schwäche in uns zu lenken, die der Lösung bedarf. Sie ist ein unvollendeter Teil unseres Wesens, den wir zur selbständigen Probung erhalten haben und durch die unsere geistige Freiheit bedingt ist, da wir erst durch ihr Erkennen und Besiegen im Geist vollkommen werden können (HGt.03_110,07-08). Verleugnet sich der Mensch selbst in seinen Schwächen, so löst er dadurch dem Geist die Fesseln ab und festet damit seine Seele. Und ist die Seele mit allen ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht der ganz entfesselte Geist in die nun ganz stark gewordene Seele über, wodurch diese in die himmlische Machtvollkommenheit des Geistes gelangt und für ewig vollkommen Eins mit ihm wird (JJ.01_299,11-13; s.a. HiG.01_40.07.30,13-15).
8. Über die Schwächen
Der Herr: „Dem Großen bin Ich groß, dem Kleinen klein, dem Starken stark und dem Schwachen schwach, aber in dieser Schwäche ruht eine geheime Stärke, welche mächtiger ist als alle Kraft der Großen. Wer barmherzig ist, dem bin auch Ich barmherzig; wer Gutes tut, dem soll Gutes getan werden. Dem Herrn bin Ich ein Herr; aber dem Diener ein Knecht. Der Weise mag nicht mit Meinem Lichte spielen; aber dem Einfältigen soll alle Flur Meiner göttlichen Fülle offen stehen. Der da ist voll Verstand, für den wohne Ich im unzugänglichen Licht; aber mit dem Törichten vor der Welt und ihrem Glanz will Ich wie ein Bruder einhergehen. Die Kinder der Sonne haben große Macht, ihr Hauch ist stärker, denn der kleinen Erdkörper größter Sturm, und vor ihren Gedanken beugt sich ihre Welt und treibt neue Flammen aus ihren weiten Triften. Die aber Meine Kinder sind und sein wollen, müssen schwach sein, und ihre Schwäche muss erst eine Kraft werden in Mir. Die Kinder der Sonne mögen Mich anbeten in ihrem Licht; aber Meine Kinder beten Mich an in ihrem Feuer. Die Kinder der Sonne sind, was sie sind; aber Meine Kinder dürfen nicht bleiben, was sie sind, sondern sie müssen verzehrt werden, damit sie in ihrer Vernichtung erst Das werden, was sie sein sollen.“ (GS.02_025,03)
Ursprünglich entstammen alle unsere Schwächen von dem als großen Geistmenschen geschaffenen Luzifer (Satan), der wegen seiner Gottesverachtung in die Tiefe geschleudert wurde (HGt.01_005,14; HiG.01_41.03.23,09-10; HiG.02_41.11.18,02; GEJ.07_151,19). Da er so wie Adam ein Urvater aller Menschen hätte werden sollen, trug er gleich einem Samenkorn Aeonen von künftigen Menschen in sich und riss sie damit von Gott, seinem Schöpfer, los. Die Folge war die materielle Schöpfung aller Welten als ein notwendiges Gericht, aus denen ihm die zahllosen Keime der Menschen über den harten Weg der Materie wieder genommen werden (RB.02_153,05; Er.01_053,09; GEJ.01_165,08). Da Gott ihn nach Seinem Maß vollkommen gestaltete, trug er - wie auch wir - die sieben göttlichen Eigenschaften in sich (HGt.03_026,17; GEJ.02_231,05), die er jedoch durch seine Verdichtung (Fall in die Materie) in sieben Hauptleidenschaften verkehrte, aus denen die sieben Hauptsünden ihren Ursprung nehmen (RB.01_094,04; HGt.02_105,08+21), welche ein Angehör unseres Fleisches sind (HGt.02_105,08+21).
Und so trägt ein jeder Mensch gewisse Schwächen in sich, die die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Diese Fesseln können erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleisch vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung so gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus diesem Grund kann der Mensch auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Verleugnet er sich dann gerade in diesen Punkten in seiner Seele, so löst er dadurch dem Geist die Fesseln ab und fesselt damit die Seele. Ist diese dann mit der gerechten Zeit mit allen den ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht dann ganz natürlich der ganz entfesselte Geist in die ganze starke Seele über, und diese gelangt dadurch in alle himmlische Machtvollkommenheit des Geistes und wird dadurch für ewig vollkommen Eins mit ihm. Bei jedem Ablösen einer Fessel um die andere nimmt die Seele in der geistigen Kraft zu, die da die Weisheit und die Gnade ist, wobei die Weisheit das helle Schauen in der ewigen Ordnung Gottes in sich ist, und die Gnade das ewige Liebelicht, durch das alle die endlosen und zahllosen Dinge, ihre Verhältnisse und Wege erleuchtet werden (JJ.01_299,08-15).
Geistig frei werden können wir also, indem wir die uns als Fesseln des Geistes anhaftenden Schwächen lösen. Erst durch die Erkenntnis und Besiegung derselben können wir im Geist vollkommen frei werden. Sie sind in uns ein unvollendeter Teil unseres Wesens, den wir selbst vollenden sollen, um dadurch die göttliche Ähnlichkeit unseres Geistes in uns selbst bekräftigend zu rechtfertigen und dadurch ein wahrhaft freies Leben für ewig durch uns selbst zu gründen (HGt.03_110,07-09, JJ.01_299,08-14). Die Welt als Gottes gefesselter Zorn ist eines jeden Todesfessel (HGt.02_231,34). Daher können die Fesseln erst dann gesprengt werden, wenn sich die mit dem Fleisch vermengte bzw. in die Materie herabgesunkene Seele durch eine gerechte Selbstverleugnung so gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den ihr gegebenen freien Geist zu fassen und zu halten (JJ.01_299,09). Um das zu ermöglichen werden wir mit allerlei Versuchungen konfrontiert, anhand derer wir unsere Schwächen und damit die Fesseln unserer Seele erkennen können. Gelingt uns dann in diesen Punkten die gerechte Selbstverleugnung, so lösen wir dadurch unserem Geist die Fesseln ab und stärken unsere Seele im Geist, wobei in der Folge der ganz entfesselte Geist in die nun ganz stark gewordene Seele übergeht, sie dadurch in die himmlische Machtvollkommenheit des Geistes gelangt und für ewig vollkommen Eins mit ihm wird (JJ.01_299,10-13). Erst wenn der Geist von allen Fesseln und Banden freigemacht ist, kann er das Gewand der göttlichen Kraft aus der Höhe anziehen (Ste.01_030,09).
Unser größtes Hindernis auf dem Weg zur geistigen Wiedergeburt ist unsere Hauptschwäche. Ihr gegenüber sind wir zunächst blind, erkennen sie nicht, und es kostet viel Mühe sie abzulegen, denn wir fallen immer wieder auf sie herein. Sie entspringt einer unserer göttlichen Eigenschaften, ist die am deutlichsten hervortretende Hauptneigung, die die Seele ihrem Fleisch einprägte, die aber nicht zur Entfaltung gebracht wurde, sondern sich dem weltlichen Zug hingebend zu ihrem negativen Pol hinbewegt oder sich in selbigem befindet. Sie ist die größte Fessel unserer Seele und begleitet uns auf unserem ganzen Weg, bis wir sie nach und nach ins Positive verkehrt und vergeistigt haben. Solange wir sie nicht erkennen, lassen wir uns von ihr unbewusst in unseren Handlungen bestimmen (GEJ.07_020,01-07; RB.02_156,05). Damit wir uns geistig weiterentwickeln können, führt uns Jesus nun so lange in immer wieder mit gleichen Mustern unterlegene Situationen und zu Menschen, die uns mit unserer Schwäche konfrontieren, bis wir sie erfassen. Aber auch wenn wir sie erkannt haben, sind wir dennoch so gefangen in ihr, dass wir sie nicht gleich ablegen können, sondern immer wieder in unser altes Verhaltensmuster hineinfallen. Erst wenn unser diesbezügliches Leid ein großes Ausmaß erreicht hat und wir uns dadurch an Jesus zur Bereinigung wenden, hilft Er uns, sie aus uns herauszuschaffen. Gleichzeitig führt Er uns in weitere Begebenheiten, damit wir immer tiefer die Schichten dieser Schwäche mit all ihren Facetten sowie ihre Interaktion mit unseren Nebenschwächen erkennen und zu bekämpfen lernen. Haben wir unsere Hauptschwäche erfolgreich bekämpft, so bleibt sie weiterhin als ein Stachel in uns, den wir nun wie außerhalb von uns erkennen, aber über den wir jedoch weiterhin für Versuchungen und Anfechtungen seitens Satans empfänglich bleiben (HiG.02_43.04.21,10-13; GEJ.06_052,06; HGt.02_199_06-14). Gänzlich überwinden können wir sie erst bei einer sehr fortgeschrittenen geistigen Entwicklung, vielleicht sogar erst bei der geistigen Widergeburt, denn „auf dass ich mich nicht der hohen Offenbarung überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf dass ich mich nicht überhebe“ (2.Kor 12,7).
8.1. Familienmuster und Erblast
Wie wir vorstehend gesehen haben, entstammen ursprünglich alle unsere Schwächen von dem großen Geistmenschen Luzifer (Satan), der wegen seiner Gottesverachtung in die Tiefe geschleudert wurde (HGt.01_005,14; HiG.01_41.03.23,09-10; HiG.02_41.11.18,02; GEJ.07_151,19). Unsere ganz individuellen Schwächen entstammen also unserem ganz individuellen Anteil an Luzifer, wobei sich die Seele für ihre Lebensfreiheitsprobe auf der Erde in eine Familie inkarniert, die mit ihren Schwächen korrespondiert (Gesetz der Anziehung Ziff.III.4). Ererbte Neigungen, Veranlagungen und Familienmuster stellen somit sicher, dass sich der Mensch während seines Erdenlebens mit seinen Schwächen auseinandersetzen muss (HiG.01_40.06.08,03; GEJ.04_231,06; GEJ.06_162,01; GEJ.09_035,05-07).
8.2. Kampf und Ablegen unserer Schwächen
Im Geist müssen Gegensätze zum Guten und Wahren vorhanden sein, damit der Geist durch diese feindlichen Gegensätze zu seiner göttlichen Bestimmung, der vollkommensten, ewigen Lebensfreiheit, gelangen kann. Diese Freiheit muss aus der gerichteten ewigen Ordnung hervorgehen so wie die gerichtete ewige Ordnung aus Gottes urewigen Freiheit hervorgeht (RB.01_091,05). Daher müssen wir aus eigener Kraft der Welt und ihren Gelüsten widerstehen, um dadurch nach Gottes unwandelbarer Ordnung aus uns selbst den festen Boden zu gewinnen, auf dem wir uns Ihm erst wahrhaft im Geist und in aller Wahrheit werden nahen können. Da die Welt zum größten Teil von der Hölle aus beherrscht wird, hat sie eine starke Macht über uns Menschen, und so kostet es die Seele manch harten Kampf, um nicht von ihrem eigenen Fleisch und Blut und dadurch dann auch von der Welt verschlungen zu werden (GEJ.02_137,13; RB.02_170,09; GEJ.06_052,06; HGt.02_205,04-07). Doch ist kein Mensch auf der Erde so verlassen, dass er sich nicht helfen könnte, so er nur recht wollte, aber so er das schon gleich von seinen Kinderjahren an nicht will, so muss er es sich ja doch selbst zuschreiben, wenn er in ein Elend kommt (GEJ.07_121,16).
Manchmal ist ein Weiterkommen trotz eines festen Willens nicht möglich. Dies hat seinen Grund darin, dass sich im Herzen noch starke Schwächen befinden, die fortwährend auf den Willen einwirken und dort einen Rückschritt bewirken, wo der bessere, aber schwächere Willensanteil aufgrund bester Vorsätze und guter Erkenntnis einen Fortschritt tun will. Und so ist zwar der Geist willig, aber das Fleisch schwach, was jedoch mit Jesus Hilfe überwunden werden kann (RB.02_170,09).
Unsere Schwächen sind ein Angehör der Welt und haben viele Gesichter, die sich über unsere Gefühle und Neigungen kund geben. Deshalb können wir ihnen auch Namen geben, und so folgt hier ein Beispiel, wobei die Namen derjenigen Schwäche hervorgehoben werden, die in der Regel eine Gruppe anführen (nach Charles H. Kraft: ‚Frei von dunklen Schatten‘):
Eine jede Schwäche kann sich zu einem Zwang (z.B. Kontroll-, Putz-, Ordnungszwang), einer Abhängigkeit (z.B. Alkohol, Nikotin, Drogen) oder Sucht (z.B. Völlerei, Magersucht, Vergnügungen) entwickeln.
Satan und seine Helfer nutzen jede - auch noch so kleine - Schwäche aus, um daraus eine große Leidenschaft in uns zu entfachen und uns dadurch in die Welt und somit von Jesus abzuziehen (GEJ.06_052,06; HGt.02_199,06-13). Glauben wir, eine Schwäche unter Kontrolle zu haben, so wirkt Satan schleichend über eine andere mit ihr zusammenhängende ein, um letztendlich das ‚Rad der Schwächen‘ in Schwung zu halten bzw. immer wieder zu bringen, das uns dann oftmals wieder unbemerkt auf unsere Hauptschwäche zurückwirft.
9. Krankheit, Leid und Not
Jesus: „Die Menschen kultivierten sich nur zu bald ihre irdische Wohnwelt gar sehr, erbauten Städte und errichteten ein Prachtwerk ums andere, wurden so in ihre Welt verliebt und vergaßen vor lauter Welt Gott und wurden sogar Gottesleugner. Kam dann auch ein Seher, von Gott erweckt, zu solchen Menschen, so wurde er nur ausgelacht, und niemand achtete auf den Sinn seiner Rede. Nun, derlei Menschen mussten dann ihre Klugheit freilich nur aus allerlei bitteren Erfahrungen erlernen und sich daraus mühsam eine Lebensregel selbst bestimmen. Diese Lebensregeln, wie zum Beispiel nun die unter den vielen Heiden, waren aber schon zum größten Teil Sünden wider die wahre, göttliche Ordnung, und es mussten aus ihnen notwendig allerlei leibliche und seelische Übel unter den Menschen gang und gäbe werden. Wenn nun Gott eines solchen Menschen Seele fürs ewige Leben erhalten will, so muss Er ihr durch allerlei körperliche Leiden dazu verhelfen, und zwar dadurch, dass eine solche zu sehr an der Welt hängende Seele eben durch so manche Leiden und Schmerzen mehr und mehr von der Welt abgezogen wird, ohne die sie ganz von der Materie der Welt und somit von ihrem Tode und Gerichte an sich gezogen und verschlungen würde. Und seht nun, das ist der Grund, warum nun auf der Erde die Menschen so manches und vieles zu erleiden haben!“ (GEJ.06_162,04-06)
Wohl gibt es viel Elend und allerlei Not unter den Menschen auf dieser Erde. Es gibt allerlei leibliche Krankheiten, die sich die Menschen selbst zumeist dadurch bereitet haben, weil sie die ihnen von Gott aus treu geoffenbarten Lebenswege verließen und durch ihre stets steigende Liebe zur Welt, zu ihrem Gericht und Tod eben auch auf den Wegen der Welt, ihres Gerichts und Todes zu wandeln begannen, und daher denn auch notwendig all das viele Elend und alle Not über sich brachten (GEJ.08_181,13; GEJ.06_056,01-10). Aber daran denkt niemand, dass all das Leiden, alle Krankheiten, alle Kriege, alle Teuerung, Hunger und Pest lediglich daher rühren, weil die Menschen anstatt alles für ihre Seele und ihren Geist nach der Ordnung Gottes nur alles für ihren Leib tun (GEJ.03_012,06; GEJ.10_182,01-19; GEJ.01_242,01-04; GEJ.01_ 241, 11-12; GEJ.10_112,01-09; GEJ.01_228,04). Es ist nicht Jesus Wille, dass jemand mit einem kranken Leib das irdische Willensfreiheitsprobeleben durchmachen soll, so aber die Menschen den alten Rat Seiner Liebe und Seiner Ordnung nicht beachten, sondern tun, was sie nicht tun sollen, so sind sie denn auch selbst die Schöpfer aller Übel ihres Leibes und ihrer Seelen. Jesus kann nicht wegen des Leichtsinns und der selbstverschuldeten Blindheit der Menschen wegen Seine Ordnung, durch die allein der Bestand aller Dinge möglich ist, umkehren (GEJ.09_158,13-14).
Was die Kinder anbelangt, so gibt es einen großen Unterschied zwischen einem reinen und einem höchst unreinen Kind. Das erste kann von Jesus unmittelbar, das zweite aber nur mittelbar auf notwendig nach Bedarf sehr dornigen Pfaden geleitet werden. Wer einem Baum eine beliebige Beugung geben will, der muss, solange der Baum noch jung und zart ist, demselben die Richtung und Beugung zu geben beginnen. Ist der Baum einmal alt geworden, dann müssen schon außerordentliche Mittel angewendet werden, um ihm immer schwermöglicherweise eine andere Richtung zu geben, ein gar alter Baum aber nimmt keine andere Richtung mehr an außer die letzte, da er umgehauen wird. Und darum geschieht es denn auch, dass Jesus die Kinder und sogar Kindlein nicht selten mächtiger bearbeitet als einen großjährigen Menschen, denn die argen Geister sind nirgends emsiger als eben bei den Kindern und sind sehr dienstfertig, der Seele ihren Leib also erbauen zu helfen, dass der Leib auch für sie eine große Anzahl freier und bequemer Wohnungen haben solle. Der Herr sendet dann Seinen Engel, lässt das elende und hinterlistige Werk der argen Helfer zusammenreißen und als fremde Teile durch allerlei äußerlich erscheinliche Krankheiten hinausschaffen. Die mannigfachen Krankheiten der Kinder sind nichts als Hinausschaffungen des fremden bösen Materials, mit dem sich der Seele baulich helfende, noch arge und unlautere Geister für sich selbst in einem und demselben Leib freie Wohnungen haben errichten wollen. Wenn bei Kindern solchem Unfug nicht gleichfort auf das kräftigste gesteuert würde, so gäbe es Besessene, Taubstumme, Kretins und Krüppel aller Art in solcher Menge, dass auf der ganzen Erde nicht leichtlich irgendwo ein gesunder Mensch anzutreffen wäre (GEJ.01_241,05-12).
Es ist aber auch dem Menschen um seiner Seele willen nicht allzeit zuträglich, so er völlig gesunden Leibes einher wandelt, denn wenn sein Fleisch zu gesund ist, da wird es auch leicht für allerlei sinnliche Lustreize erregt, in die die Seele dann auch eher mitbegierlich wird, als so ihr Fleisch kränklich und schwach ist, - und so ist eine Leibeskrankheit gewisserart eine Wache vor der Tür des inneren Lebens der Seele. Doch wer nach einer Krankheit gesund geworden ist, der sollte sich hüten, bei Gelegenheiten nicht wieder in seine alten Sünden und mit ihnen in noch ärgere Krankheiten zu verfallen, sondern stets die Gebote Moses vor Augen, im Herzen und im Willen zu haben, sich selbst zu verleugnen und dem Geist der Lehre Jesu nachzufolgen (GEJ.09_158,11-12; GEJ.01_241,05-12).
Würden die Menschen sich nie von Gott abwenden, so würden sie auch nie in eine Not und in ein Elend verfallen. Wer bei Jesus im Glauben und in der Tat nach Seiner Lehre verbleibt, wird auch nie ein Elend zu bestehen haben. Auch des Leibes Krankheiten werden dann die Seele nicht ängstlich und kleinmütig machen, denn des Leibes Krankheiten sind allzeit nur die bitteren Folgen der Nichtbefolgung der von Gott den Menschen allzeit klar ausgesprochen gegebenen Gebote. Wer diese schon von seiner Jugend an treu zu halten anfängt, der wird bis in sein hohes Alter keines Arztes bedürfen, und seine Nachkommen werden nicht an den Sünden ihrer Eltern zu leiden haben, wie das bei den alten, Gott getreuen Völkern oft durch Jahrhunderte der Fall war. Aber wenn die Menschen auszuarten angefangen haben, dann sind auch bald schwere Körperleiden über sie gekommen und haben sie die Folgen der Gering- oder Garnichtachtung der Gebote Gottes kennen gelehrt (GEJ.09_035,05-07).
Manche Krankheiten der Menschen sind ein Erbe von Eltern und Voreltern an ihre Kinder und Kindeskinder, weil da schon die Eltern und Voreltern gesündigt haben. Doch kann Gott keine Schuld gegeben werden, wenn die Menschen sich selbst allerlei Krankheiten, Schmerzen und Leiden bereiten. Wenn nun Gott eines sündigen Menschen Seele fürs ewige Leben erhalten will, so muss Er ihr durch allerlei körperliche Leiden dazu verhelfen, und zwar dadurch, dass eine solche zu sehr an der Welt hängende Seele eben durch so manche Leiden und Schmerzen mehr und mehr von der Welt abgezogen wird, ohne die sie ganz von der Materie der Welt und somit von ihrem Tod und Gericht an sich gezogen und verschlungen würde (GEJ.06_162,01-06).
Zeitweilig ist jede Krankheit zu heilen, wenn man die Fleischmasse zu erleichtern versteht; aber für das Alter des Fleisches gibt es keine Erleichterung mehr, obwohl ein in guter Ordnung lebender Mensch noch bis in ein sehr hohes Alter im ganzen wenig von einem Schmerz zu erzählen wissen wird. Sein Fleisch wird bis zur letzten Stunde noch ganz fügsam und geschmeidig verbleiben, und die Seele wird sich nach und nach ganz sachte ihrem Fleisch entwinden können in der eigentlichen, besten und wahren Ordnung. Sie wird zwar auch nicht wünschen, sich selbst im höchsten Erdalter vom Fleisch zu trennen, wenn aber an sie der ihr voll vernehmbare, beseligendste Ruf aus den Himmeln ergehen wird: ‘Komme du aus deinem Kerker ins freieste, ewige Leben!’, so wird sie aber auch keine Sekunde Zeit Säumens machen, ihr morsches Erdhaus zu verlassen und hinauszutreten in die Lichtgefilde des wahren, ewigen Lebens (GEJ.05_075,06).
Der Geist als das Grundprinzip des Lebens im Menschen hat allein nur das Sich-selbst-Bewusstsein, somit auch das lebendige Gefühl und die Empfindung inne, und damit auch die Schmerzfähigkeit (HGt.03_076,09). Das Leben weht in den Organen hin und her. Der Geist weht in die Materie und will dieselbe mit sich reißen, die Materie oder die Welt weht in der Materie als das Blut und die anderen feineren Säfte, und diese wehen in den Geist und wollen ihn mit sich fortreißen. Ist der Geist mächtiger als die Materie, so drängt er diese und macht sie ihm völlig dienstbar, ist aber die Materie der Sieger über den Geist, so geht der Geist unter und leidet als das Leben schwer und überaus schmerzlich, die drückendste Last des Todes der
Materie fort und fort tragend, und das ist dann der geistige Tod (HGt.03_075,10-11). Daher lässt Jesus gerade bei denen, in denen noch nicht jeder Himmelslebensfunke erloschen ist, allerlei Übel zu, um sie für Sein Reich zu retten. Nur bei ganz verdorbenen und lebensverschlagenen Menschen, die keinerlei Mahnungen von Ihm aus mehr wert sind, bleiben derlei sie bessernde Zulassungen weg, denn sie fruchten nicht mehr und würden die Argen nur dazu bringen, noch ärger zu werden. Diese Menschen verzehren jedoch ihr Materieleben schon hier, und nach diesem Leben erwartet sie ihr eigenes Gericht, das der andere und ewige Tod ist. Über wen Jesus noch allerlei Leiden und Trübsal zulässt, dem hilft Er auch zur rechten Zeit, den Er aber sein irdisch stolzes und schwelgerisches Wohlleben unbeirrt fortleben lässt, der trägt sein Gericht und seinen ewigen Tod schon in und mit sich (GEJ.09_029,11-13). Es ist also der Mensch in seinem Fleisch der Erde nicht wert, wenn er den Geist flieht, um nur sein Fleisch zu trösten (HGt.03_094,16).Wünsche dir daher nie den Schmerz hinweg, denn er ist deines Lebens treuester Wächter und wird einmal auch der Zusammenzieher und Sammler und völlige Retter des Lebens deines Geistes werden (HGt.03_072,13).
Wäre diese Welt nicht von Gott zu einer Lebensprobestätte bestimmt, in welcher ein jeder Mensch sich gleichfort bis zu seiner vollen geistigen Wiedergeburt in aller Geduld, Sanftmut, Demut und Liebe zu üben hat auf dem Wege der äußersten Selbstverleugnung, so wäre Er Selbst nicht zu uns gekommen, um uns in allem mit dem besten und lebenswahrsten Beispiel voranzugehen. Wollen wir Kinder Gottes für ewig werden, so müssen wir uns auch die Mittel, die von Gott zur Erreichung des höchsten Lebenszweckes angeordnet sind, in dieser nur kurz dauernden Probelebenszeit in aller Geduld und Ergebung in den Willen des allweisesten Vaters gefallen lassen (GEJ.10_006,13).
Der Mensch, geistigen Ursprungs, hat ein anderes Ziel und eine andere Aufgabe als nur im Weltlichen zu leben. Das kurze Erdenleben als ein Probe- und Prüfungsleben ist zur Vorbereitung auf das anschließend ewig dauernde geistige Leben bestimmt. Auch wenn die Welt auf Augenblicke erheitern kann, so befriedigt sie jedoch nie auf lange Zeit, da alles Weltliche dem Vergehen unterliegend keine Beständigkeit hat. Anders verhält es sich mit dem Geistigen, da geistiger Besitz keinen Schranken unterliegt, so dass im Geistigen ein ewiges Fortschreiten möglich ist. Im Weltlichen müssen Verhältnisse und Umstände übereinstimmen, um das Erwünschte zu erreichen. Gottes unendliches Reich bietet immer die Möglichkeit voran zu kommen, und je mehr ein Mensch in der wahren Liebe wächst, umso glückseliger wird er. Im Weltlichen hängt das Meiste von anderen ab, im Geistigen ist es unser Innerstes, wo alle Schätze der niemals endenden geistigen Welt verborgen liegen, wo wir mit Gott korrespondieren können, wo wir unseren Frieden finden können, wo alle während des Lebens hereinbrechenden Misshelligkeiten nicht mehr als Strafen, sondern als notwendige Reinigung zur Befreiung von unseren weltlichen Schlacken und Prüfungen zur Befestigung unseres ewigen Lebens erkannt werden. Und so erscheinen die Leiden und Missgeschicke des Lebens nicht mehr als Strafe oder Plage, sondern als Segnungen unseres himmlischen Vaters, der Seine Kinder nicht zu Herren der Welt sondern zu Seinen geistigen Kindern machen möchte (s.a. Reinigung des Tempels im Menschen).
Jesus: „Kurz und gut, wie schon gesagt, an dir war auch nicht ein gutes Haar, und du befandest dich schon Hals über Kopf vollkommen in der Hölle! Gott der Herr aber erbarmte sich deiner, ergriff dich und will dich frei machen von all den Höllenbanden! Meinst du wohl, dass solches möglich sein könne, ohne dir zu zeigen, wie du beschaffen bist?! Oder hast du auf der Erde nie gesehen, was die Uhrmacher mit einer verdorbenen Uhr machen, wenn diese wieder gut und brauchbar werden soll? Siehe, sie zerlegen sie in die kleinsten Teile, aus denen sie zusammengesetzt ist, untersuchen da jedes Stückchen sorgfältigst und reinigen es, machen das Krumme gerade, feilen das Raue hinweg und ergänzen, wo irgendetwas fehlt, und setzen am Ende das Werk wieder zusammen, auf dass es wieder wirkend entspräche seiner Bestimmung!
Meinst du wohl, dass solch eine ganz verdorbene Uhr zum Gehen käme, so der Uhrmacher bloß ihr Äußeres recht blank putzte, das Innere aber beließe, wie es ist? Ebenso aber bist auch du ein Uhrwerk, in dem auch nicht eines Rades Zahn in der Ordnung ist! Sollst du gebessert werden, so musst du auch zerlegt werden in allem deinem verdorbenen Wesen! Es muss alles heraus ans Licht der ewigen unbestechlichsten Wahrheit, auf dass du dich selbst beschauen kannst und sehen, was alles in und an dir völlig verdorben ist! Hast du erst alle deine Gebrechen erkannt, dann erst kann die Raspel, die Feile, die Zange und endlich auch eine Putz- und Polierbürste angelegt werden, um aus dir wieder einen Menschen in der Ordnung Gottes zu gestalten. Und zwar einen ganz neuen Menschen; denn dein jetziger Mensch, wie du selbst es nun bist, ist dazu völlig unbrauchbar! So Ich nun aber all das an dir tue, sage: verdiene Ich da nicht deine Liebe?“ (BM.01_021,30-34).
Ein Beispiel: Perfektionismus als Hauptschwäche
Aus dem Wunsch heraus, etwas sehr ordentlich zu gestalten, kann sich der vorherrschende Ordnungssinn zu seinem negativen Pol, einem übertriebenen Perfektionismus, hin entwickeln. In diesem Fall wird dann das zu erreichende Ziel zu hoch gesteckt, woraus immer ein geringes Selbstwertgefühl oder gar ein Nichts-Wert-Sein-Gefühl entspringt, da dieses Ziel überhaupt nicht erreicht werden kann. Sollte es dennoch vorkommen, dass das vorgesteckte Ziel irgendwie erreicht wird, entsteht Unzufriedenheit über das zur Erreichung Getane (man hätte es schließlich besser tun können), und das Selbstwertgefühl fällt in den Keller. Im Endeffekt eilt man immer seinen sich selbst gesteckten Zielen hinterher, fühlt sich ständig minderwertig, woraus sich Depressionen entwickeln können.
Oftmals wird die Ziel-Latte von vorne herein so hoch gesteckt, damit sich das Gefühl, „was ich getan habe/tue ist nicht gut genug“ bescheinigen soll. In jedem Handeln wird die Bestätigung gesucht und damit auch für sich selbst gefunden, „ich bin nicht perfekt“. Und gibt es einmal keinen Grund sich selbst zu bemängeln, weil eine Tätigkeit sehr gut vollbracht wurde, so wird dennoch ganz zum Schluss – unbewusst – ein Kleinstfehler eingebaut, der dann zu der Bestätigung wird: „Ich weiß/sage es doch, dass ich es nicht kann, nicht gut genug bin.“ Gleichzeitig mit dem ganzen Minderwertigkeitsgefühl wachsen Leistungszweifel sowie Kritikempfindlichkeit, Fehlersensibilität und im allgemeinen eine Bewertungsängstlichkeit.
Aus diesem Gefühl heraus entwickelt sich in der Regel ein Konkurrenzverhältnis, da man „besser“ bzw. „perfekter“ als der andere sein möchte, wobei man dann glaubt, dadurch zu mehr Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl zu gelangen, ja sogar dadurch von den anderen um seiner „Perfektion“ wegen geliebt zu werden. Da diese Erwartungshaltung oftmals zu hoch ist und daher nicht befriedigt werden kann, führt dies dann zunächst zu Neid und Eifersucht, später dann in einer gesteigerten Form zu Hass und Zorn. Das Rad der Unzufriedenheit dreht sich, die Latte des Perfektionismus noch höher gesetzt…
Beim Umgang mit unseren Schwächen sollten wir uns immer vor Augen halten, dass sich Satan, solange er meint seiner Beute sicher zu sein und glaubt, ihr drohe keine wirkliche Gefahr, nicht viel aus unserem Hinwenden zu Jesus macht. Wenn er aber zu bemerken anfängt, dass seiner Beute die größte Gefahr droht, da fängt er auch alsbald um sein vermeintliches Eigentum zu kämpfen an. Dies insbesondere bei denjenigen, die sich schon einmal von ihm in irgendetwas haben verstricken lassen. Und wenn auch nur noch eine einzige kleine schwache Seite übrig bleibt, so setzt er genau an dieser an um über sie aller guten Seiten Meister zu werden und den Menschen mit der leichtesten Mühe zu besiegen und mit sich zu reißen. Wer solches etwa übertrieben finden möchte, der fasse nur einmal einen sogenannten Tugendhelden bei einer solchen schwachen Seite, und er wird es bald finden und nur zu bald unwiderlegbar erfahren, wie stark eine solche schwache Seite ist. Hier ein Beispiel, in was für „Kleinigkeiten“ u.U. die größten Gefahren lauern können: Nehmen wir einen Menschen, der sich schon in allem Möglichen besiegt hat, aber eine schwache Seite hat er dennoch, und diese achtet er ihrer Geringfügigkeit halber gar nicht, denn sie besteht ja nur darin, dass er manchmal gerne Besuche abstattet und auch eine rechte Freude hat, so ihn jemand besucht. Die Sache scheint so unschuldig als nur immer möglich zu sein. Wenn wir aber diese schwache Seite näher beleuchten wollen, so ist sie nichts anderes als noch ein tüchtiger Strick des Satans. Dieser lauert, wenn er einmal mit jemandem in Verbindung ist, genau ab, wann sich dem Geist des Menschen etwas besonders radikal Heilbringendes naht. Ist solches der Fall, so zieht er am Strick, die schwache Seite wird zur starken, und unser Tugendheld geht mit aller seiner sonstigen Tugendfülle, dahin wo ihn die schwache Seite hinzieht, und entgeht auf diese Weise allzeit der guten Gelegenheit, in der er von Jesus einen näheren Besuch zu seiner Heiligung hätte empfangen können. Und so eine schwache Seite bleibt dem Menschen oft bis zum Grab, was freilich wohl recht traurig ist (HGt.02_199,03-11).
Adam: „Lamech, die größte Wohltat des Vaters an uns ist die Abnahme des schweren, prüfenden Leibes vom freien Geiste! Dessen sollst du dich freuen! Mag deinem noch irdischen Auge des Leibes Tod auch düster erscheinen, so erscheint er aber dennoch dem, der da abberufen wird in der Liebe zum Vater, als eine allerhöchste Wohllust! Siehe, in der Liebewollust deiner Eltern warst du gezeugt; aber in der höchsten Liebewohllust wirst du als Geist aus dem schweren Fleische gehoben und lebst dann ein allervollkommenstes ewiges, mächtiges, kräftiges, wirksamstes Leben, dessen Süße mit nichts Irdischem zu vergleichen ist!Was du immer auf Erden angefangen hast, das wirst du erst im Geiste auf der geistigen ewigen Erde vollenden. Darum sollst du nicht träge sein auf Erden; denn nicht ein von dir berührtes Sandkörnchen geht verloren“ (HGt.03_120,17-20)
10. Gottes Hilfe auf dem Weg
Gottes Hilfe kommt nicht von heute auf morgen, sondern nach der Lebendigkeit des Glaubens, Vertrauens und der wahren Liebe zu Ihm (HEIG.42.05.02.B.7; GEJ.09_154,12; GEJ.09_043,05; GEJ.09_194,10; RB.01_083,13; RB.01_084,11). Wer meinen sollte, dass Er dem Menschen, der auf dem Weg zum Reich Gottes und Leben des Geistes emsig und ernstlich fortwandelt, gar nicht helfe, so er dann und wann müde und schwach wird, der irrt sich bedeutend. Denn wer einmal ernstlich diesen Weg betreten hat, dem wird auch ohne sein Wissen von Gott aus geholfen, dass er weiter und endlich sicher auch ans Ziel kommt. Gott wird des Menschen Herz stets mehr erleuchten und es mit wahrer Weisheit aus den Himmeln erfüllen, wodurch der Mensch geistig wachsen und kräftiger werden und alle Hindernisse, die sich ihm zu seiner größeren Probung noch irgendwo in den Weg stellen könnten, stets leichter und zuversichtlicher überwinden wird (GEJ.07_223,08-09).
10.1. Die seelenerlösende Barmliebe Jesu Christi
Um das Ziel des Lebens zu erreichen muss der Mensch Leib, Seele und Geist mit guter Kost nähren, denn wie nun die Kost des Leibes durch all ihre Sinne ist, so ist auch die der Seele und endlich auch die des Geistes. Ist die allgemeine Kost schlecht, so wird am Ende alles schlecht und somit auch verwerflich, ist aber die allgemeine Kost gut, so wird am Ende auch alles gut und annehmbar. Nun fragt sich, was da eine schlechte und was da eine gute Kost ist? – Alles Weltliche ist schlecht, weil es den Geist wieder zur Welt wendet, aus deren Todeskerkernacht Jesus ihn der Materie entriss und in das Herz der Seele gelegt hat, damit er da wieder lebend und geläutert werde von allem sinnlich naturmäßig materiell Weltlichen, und damit er da endlich fähig würde zur Aufnahme des Lebens aus Gott. So nun ihm aber gereicht wird schlechte Kost, so wird er wieder weltlich, sinnlich und endlich materiell und dadurch tot wie vor der Geburt, so auch die Seele mit dem Leib, da sie dadurch selbst ganz leiblich geworden ist. Wird nun aber dem Geist eine gute Kost gegeben, welche ist Gottes geoffenbarter Wille und die Vermittlung durch die Werke der Erlösung oder Seine Liebe im Vollbestand durch den lebendigen Glauben, so wird in dem Herzen des Geistes ein neues geistiges Bläschen gestaltet, in welchem ein reiner Funke der Liebe Gottes eingeschlossen wird (GEJ.04_220,10; RB.02_152,06).
Dann kommen aber auch die Versuchungen, wonach die Wesen der Hölle unablässig Versuche machen, irgendwo nur immer möglich ins Leben der Seele einzugreifen. Und wenn dann der Mensch nicht kräftig mit der neugeborenen Liebe aus Gott selbstwillig den Bestien entgegentritt, so strömen dann sie verheerend in alle Organe der Seele und setzen sich da gleich saugenden Polypen fest an den Stellen, da der Geist einfließen soll in die Seele, und verhindern so der Seele die Aufnahme des Lebens aus dem Geist und so auch durch ihn das der göttlichen Liebe. So nun der Geist sieht, dass er sich nicht erweitern kann, um die Fülle des neuen Lebens aus Gott in sich aufzunehmen, so zieht er sich wieder zurück in sein stummes Bläschen und so in ihm auch noch um so mehr Gottes Liebe, die da ist der Gott in den Menschen. Und ist das in dem Menschen vor sich gegangen, dann wird er wieder rein naturmäßig und überaus sinnlich, und auch verloren, weil er nicht weiß, dass solches in ihm vorgegangen ist, da diese Bestien ganz gemächlich wohltuend anfangs die Sinne des Menschen bestechen und ihn so nach und nach ganz gefangen nehmen, so dass er von allem, was des Geistes ist, nichts mehr weiß, hört, sieht, schmeckt und riecht und empfindet. Das ist dann eine Trübsal, dergleichen vom Anfange bis zum Zeitpunkt der Gegenwart nicht war und auch nicht mehr sein wird, wenn der Mensch nun seine Zuflucht zu Gott nimmt äußerlich durch Beten, namentlich des Vater-Unser-Gebetes, durch Fasten und Lesen des Wortes aus der Schrift und dadurch eine große Sehnsucht bekommt, befreit zu werden aus der großen Trübsal. Und meint es der Mensch ernst, da er in sich finstere Zweifel in großer Menge sieht, so fängt Jesus als ein Überwinder des Todes und aller Höllen durch Seinen Heiligen Geist durch die Werke der Erlösung an, von außen her zu wirken und gibt dann dem Menschen aus Seiner Erbarmung Kreuz und Leiden nach Seiner Weisheit. Dadurch werden dann dem Menschen die Welt und ihre Freuden so bitter, dass er einen baren Ekel davor bekommt und sich nach der Befreiung aus dem Leben der Leiden zu sehnen anfängt. Und da nun dadurch diese Bestien keine Nahrung in der Seele von der sündenvollen Außenwelt mehr bekommen, so werden sie dann schwach und vertrocknen beinahe ganz in den Organen der Seele und geraten dadurch ganz in einen sich unbewussten Zustand. Da aber nun die außenwirkende seelenerlösende Barmliebe Jesu Christi in die kranken Organe sowohl des Leibes als auch der Seele einzufließen anfängt, die Organe erleuchtet und der Seele als mahnendes Gewissen in sich der Sündenbestien Unzahl wahrnehmen macht, dann erschrickt die Seele und bittet dann in diesem demütigen Schmerz, welcher sich durch die wahre Reue ausspricht, zu Gott in der gekreuzigten Liebe um Gnade und Erbarmung. Das gewahrt der Geist und fängt wieder an sich im Bläschen, wohin er sich zurückgezogen hat, zu regen an. Dann werden dem Menschen durch die Barmliebe Gottes die Gesetze Mosis vom ersten bis zum letzten stark ernst mahnend ins Gedächtnis gerufen und es wird ihm die strengste Befolgung derselben aufgetragen, damit er sich zu seiner Reinigung bis in den innersten Grund demütige und verleugne (s.a. die drei Grade der inneren Lebensvollendung Ziff.II.2.1). Und seht, so sind die Gesetze Mosis aus Gott der Zahl nach 10, die eine Zahl Gottes ist, und zeigen, dass der Mensch zuerst glauben muss, dass Gott ist, so er in die Trübsal geraten ist, dass er dann vor Ihm die höchste Achtung habe, ja dass er sogar glaube, dass er schuldig ist, aus den sieben Tagen den angeratenen Sabbat zu wählen und denselben zu heiligen in der Ruhe als einen wahren Ruhetag des Herrn, damit er sich verleugnen lerne und immer tiefere und tiefere Blicke in sich zu tun, um dadurch seine Einwohner zu erkennen und sich dann an Gott zu wenden, damit Er sie auf die oben besagte Art vernichte und aus seiner Seele Organe austreibe. Und hat er sich tief gedemütigt unter Gottes Größe, Macht und Stärke, so kommt es nun auf die genaue Haltung der sieben noch übrigen Gebote an, wodurch er sich sogar tief unter seinesgleichen erniedrigen soll, und alle seine bösen Begierden gefangen nehmen soll, und ganz und gar seinen Willen brechen und alle seine Begehrungen und selbst die leisesten Wünsche seines Herzens Gottes Willen untertan machen. Dann wird Jesus mit der Liebe kommen und die Wohnstätte seines Geistes erwärmen. Sodann wird der Geist, der sich früher schon zu regen angefangen hatte, durch die Wärme der göttlichen Liebe neu wieder ausgeboren und strömt in alle Teile der gereinigten Seele über (volle Vereinigung von Seele und Geist des Menschen als geistige Wiedergeburt des Geistes des Menschen im Menschen GEJ.07_223,10; GEJ.03_042,06; GEJ.05_184,03-04; GEJ.07_069,07; RB.02_254,11) und schlürft begierig die außenwirkende Barmliebe (des Heiligen Geistes GEJ.06_142,08; Ste.01_030,06-08) aus den gereinigten Organen der Seele in sich, wodurch er dann kräftiger und kräftiger wird. Und so nun dann Gottes Liebe der Erbarmung (Heiliger Geist) in die Tiefe seines Herzens eingedrungen ist, wo noch das gar außerordentliche Bläschen der göttlichen Urliebe (GEJ.04_220,10; HiG.02_42.08.29,08) ruht, dann springt neu das rein göttliche Bläschen wieder, in dem das große Heiligtum der Liebe des ewigen heiligen Vaters verschlossen war, angeregt von der Liebe des Sohnes, die da nun erlösend die Seele gereinigt hat und strömt dann, sich mit dieser ganz intim vereinend, in großer Klarheit gleich einer aufgehenden großen Sonne in den ganzen Geist über und somit auch in die Seele und durch diese auch in das gänzlich abgetötete Fleisch. Sodann wird der Mensch lebendig durch und durch, und dieses totale Lebendigwerden ist dann die Auferstehung des Fleisches (GEJ.08_024,12-13).
Und so dann nun alles durchdrungen wird vom Vater, so wird dann der Sohn vom Vater aufgenommen in den Himmel, das ist in das Herz des Vaters, der Sohn aber nimmt den Geist des Menschen, und dieser die Seele, und die Seele aber den Leib, das ist, den euch schon bekannten Nervengeist, denn alles übrige sind nur Exkremente desselben. Und so nun dann der Vater, das ist die Liebe des Vaters im Menschen waltend wird, dann wird's licht im selben Menschen, da die Weisheit des Vaters nie getrennt ist von dessen Liebe, und so wird dann auch der Mensch wie voll Liebe, voll Weisheit und Macht und dadurch nun vollends wiedergeboren in aller Liebe und Weisheit (völlige geistige Wiedergeburt – Eins sein mit Gott (GEJ.07_155,07-14; HiG.03_42.02.26,08; Ste.01_030,09-10) – Seht nun, welche Mühe, Langmut und große Geduld es Jesus allezeit kostet, aus Tausenden kaum einen erlösen zu können, und wie oft werden selbst von einem solchen Seine Bemühungen verkannt, verachtet, geflucht und mit Füßen getreten, und doch lässt Er nie ab, uns beständig zuzurufen: „Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch alle erquicken“ (HiG.03_40.06.17,01-23; s.auch den vollständigen Text hierzu: Die Erlösung).
„Erkennt eure Mängel, reinigt eure Herzen, seid eifrige Täter des Willens Gottes, und liebet Ihn über alles und euch untereinander wie jeder sein eigenes Leben, so werdet ihr in solcher Liebe erst den größten Lohn finden, welcher da das ewige Leben in Gott heißen wird“ (HGt.02_221,18).
10.2. Die Gnade Gottes
Gottes Gnade ist ein reicher Schatz. Wem sie zuteilwird, der wird zeitlich und ewig an nichts einen Mangel haben. Daher soll sich ein jeder bemühen, sie sich sogleich zu eigen zu machen, denn Er gibt sie jedem, der sie nur immer haben will (HGt.01_004,01). Die Erde hat nichts, was diesem großen und reichen Schatz gliche. Sie ist ein rechtes Licht aus der Höhe Seiner Heiligkeit, wie Seine Liebe eine rechte Speise des Lebens ist. Wer da nicht Seine Gnade empfangen hat, der kann nicht glauben, dass Er es ist, aus dem alles Leben ewig strömt. Wer aber nicht den Glauben hat, der ist gleich den Tieren und wird gerichtet, wo er geht und steht. Doch wer Gott erkennen möchte in seiner Liebe und eines guten Willens ist, über den werden Ströme der Gnade ausgegossen werden (HGt.01_041,26).
Das Zukommenlassen der Gnade Gottes ist freilich Gottes Werk, das da niemandem vorenthalten wird. Aber das Ergreifen dieser Gnade und das Handeln danach ist das eigene Werk eines jeden freien Geistes und sonach auch das deinige. Gott lässt Seine Gnade gar vielen zukommen, und sie erkennen sie auch und loben Ihn deswegen. Aber so sie danach handeln sollen, achten sie der Gnade nicht und bleiben stets gleich in ihrer irdischen schlechten Gewohnheit. Solange sie im Leib sind, tun sie, was ihrem Fleisch wohl tut und bleiben sinnlich bis auf den letzten Augenblick. Kommen sie dann in das Geisterreich, so sind sie dann noch zehnfach ärger als auf der Welt, indem sie hier alles haben können, was sie wollen. Sie haben dennoch stets gleich mächtig die Gnade Gottes, aber sie achten ihrer nicht, und das ist schlimm für sie (BM.01_144,11-12).
Solange der Mensch nicht zu einer wahren Furie herabgesunken ist, so lange bleibt auch die Gnade Gottes über ihm. Ist aber der Mensch auf der Welt einmal ein kompletter Teufel geworden, da hat Gott Seine Gnade von ihm genommen und hat ihn dem Gericht der Hölle übergeben (JJ.01_140,05-06).
Auch wenn jenseits viele das ewige Leben erlangen werden, so wird aber nur ganz wenigen das große Glück zuteil, als Kinder ins eigentliche Vaterhaus aufgenommen zu werden, denn die Erlangung dieser Gnade kostet Gewalt, und die es nicht mit Gewalt an sich reißen, die werden es nicht bekommen (GS.02_071,19). Doch erkennen und kennen aber noch sehr viele die Gnade des Herrn nicht, wann und wie sie wirkt, erkennen nicht, was des Herrn allmächtige Gnade zu allen Zeiten ihres Lebens mit ihm vorhatte. Manche dachten sich für verloren und meinten, der Herr habe ihrer völlig vergessen; doch siehe, als sie strandeten auf der Sandbank durch die mächtigste Gnade des Herrn und glaubten sich für verloren, da erst hat sie der Herr mit aller Gewalt ergriffen und hat sie gerettet von jeglichem Untergang. Also aber ist allzeit gewesen und wird ewig die Art des Herrn sein, diejenigen zu führen, die da waren und sein werden auf dem Wege zu Ihm (JJ.01_184,11-15).
So es auch manchmal schwerfällt seinen Weg zu gehen, so sollte man nicht den Mut verlieren, denn Gottes Gnade sind viele Dinge möglich. Seine Gnade kann immer wirken ohne in die Freiheit des Geistes einzugreifen. Sie wird einem jeden zuteil, der Gott darum bittet, dass er ihn mit Seiner Hand ergreifen möchte. Dies ist aber erst dann möglich, wenn er all den eigenen Plunder von allerlei Falschem und verborgen Bösem aus sich hinausgeschafft hat, was sich durch den Zustand der dichtesten Finsternis, die ihn umgeben wird, kundtun wird (BM.01_010,05).
10.3. Der innere Führer
Der Geist ist der Seele innerste Sehe, deren Licht alles durchdringt, weil es ein innerstes und somit reinstes Licht ist. Aus dem ist zu ersehen, wie es mit dem Erlernen der verschiedenen Dinge zugeht, und wie man zu allem, was man erlernen will, stets den geeignetsten Lehrer haben muss, ansonsten man ein ewiger Stümper verbleibt. Es kommt aber dann sehr darauf an, so man schon auch den allergeeignetsten Lehrer gefunden hat, dass man das alles genauest und fleißigst tut, was einem der Meister zu tun und zu üben befohlen oder angeraten hat. Wenn der Geist im Menschen wach wird, dann ist seine Stimme wie lichte Gedanken im Herzen zu vernehmen. Diese muss man wohl anhören und sich danach in seiner ganzen Lebenssphäre richten, so wird dem eigenen Geist ein stets größerer Wirkungsraum verschafft, wodurch er bis zur männlichen Größe wachsen und die ganze Seele und mit ihr das ganze materielle Wesen durchdringen wird. Wer diesen Standpunk erreicht hat, wird dann nicht nur das sehen und erkennen was alle natürlichen Menschen mit ihren Sinnen sehen und wahrnehmen können, sondern auch solche Dinge, die für den gewöhnlichen Menschen unerforschlich sind (GEJ.04_076,09-11).
11. Eingehen in das Reich Gottes
Der Herr: „Wahrlich, es gibt im Himmel, wie auf der Erde nichts Größeres, Mächtigeres und Erhabeneres als Meine Kinder. Wer somit die Kindschaft hat, der hat mehr, als was alle Himmel umfassen; ja wahrlich, er hat unendlichmal mehr! Denn er hat Mich, Gott, den ewigen, unendlichen, ja den über alles erhabenen Gott voll Macht, Kraft und Heiligkeit, als den liebevollsten, allein nur wahren Vater in sich und ist also völlig in Mir, das heißt in aller Meiner Vollkommenheit, welche da ist Meine unendliche Liebe, Gnade, Weisheit und Stärke“ (HGt.02_083,04-05).
Ohne die wahre Wiedergeburt des Geistes kann niemand in das Reich Gottes eingehen (GEJ.06_158,12). „Wahrlich, wahrlich es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes weder sehen und noch weniger in dasselbe kommen“ sagt so viel als: „So du deinen Geist nicht durch die Wege, die Jesus dir mit Seiner Lehre und Tat zeigt, erweckst, kannst du das göttlich Lebendige Seines Wortes nicht einmal erkennen, geschweige in dessen lebengebende Tiefen eindringen.“ Und „Wahrlich, wahrlich, es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und aus dem Geist, sonst kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ bedeutet, dass die Seele mit dem Wasser der Demut und Selbstverleugnung gereinigt werden muss (das Wasser ist das urälteste Symbol der Demut, es lässt alles aus sich machen, ist zu allem dienstfertig und sucht sich stets die niedersten Stellen der Erde aus und flieht die Höhen), und dann erst aus dem Geist der Wahrheit, die eine unreine Seele nie fassen kann, da eine unreine Seele gleich ist der Nacht, während die Wahrheit eine Sonne voll Lichtes ist, die allenthalben Tag um sich verbreitet. Wer demnach in seine durch die Demut gereinigte Seele die Wahrheit aufnimmt und diese tatsächlich als solche erkennt, den macht dann ebensolche Wahrheit im Geist frei, und diese Freiheit des Geistes oder das Eingehen des Geistes in solche Freiheit ist dann auch das eigentliche Eingehen in das Reich Gottes (GEJ.01_018,03-10).
Wenn der Mensch zu einem rechten Erkennen gelangt, da wird dies seinen Willen leiten. Und der Wille wird dann mehr und mehr das zu wollen anfangen, was sein Erkennen als wahr, gut und somit zweckdienlich findet. Dadurch werden Wille und Erkenntnis einander stets befreundeter, bis sie endlich völlig eins werden, was dann die Vollendung des Menschen ergibt. Der Wille ist das Leben der Seele, das Erkennen dagegen liegt im ewig freien Geist. Werden Geist und Seele eins, dann ist die zum ewigen Leben bedungene Freiheit durch diese geistige Wiedergeburt auch da, und der Mensch lebt dann schon in Gottes Reich, das da die Wahrheit und das ewige Leben ist (RB.02_254,11).
„Jesus, der Gekreuzigte, ist allein Gott über alle Himmel und über alles, was den unendlichen Raum erfüllt. Er allein ist der Urschöpfer aller Dinge, aller Engel, Menschen, Tiere, Pflanzen und aller Materie. Er ist der Vater Seinem urewigen Liebewesen nach, der ewige Sohn Seiner Weisheit und der allein Heilige Geist Seiner unendlichen Macht, Kraft und Wirkung nach.An diesen Jesus wende dich im Herzen wahrhaftig und getreu. Liebe Ihn, der dich so sehr liebte, dass Er aus Liebe zu dir wie zu allen Menschen die Menschennatur annahm und des Leibes bittersten Tod über Sich kommen ließ, auf dass dir und allen Menschen ein ewiges Leben ermöglicht werde!Das ewige, Gott völlig gleiche, seligste Leben ist durch Ihn allein ermöglicht worden und als ein unendlicher Schatz gegeben aller Kreatur. Es bedarf nun nichts mehr, als diese große Gabe des heiligen Vaters liebewillig zu verlangen und dankbarst anzunehmen – und der Mensch wird selig leben in Ewigkeit in Gottes Gesellschaft wie ein zweiter Gott.Gott, der da ist unser aller Vater Jesus, ist die reinste Liebe, die niemanden richtet und jeden selig machen will. Nur muss der Mensch auch das wollen, was Gottes reinste Liebe will. Denn Gott tut niemandem einen Zwang an […]. Daher wird jedem nur das zuteil, was er selbst will. Was du demnach willst, das wirst du auch empfangen!Es gibt aber kein Leben und keine Seligkeit außer in der reinen Gottesliebe. Wer diese in sich aufgenommen hat und selbst das will, was diese heilige Liebe will, der lebt und ist selig für ewig“ (RB.01_126,01-05).