Jakob Lorber - Der Mensch und seine Polarität - Der Prophet Jakob Lorber

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Das himmlische und höllische Prinzip im Menschen


Jeder Mensch trägt vom Grund aus den ganzen Himmel wie die ganze Hölle in sich.
Alles, was existiert, kann nicht anders bestehen, als durch einen gewissen beständigen Kampf. Und so hat ein jedes Dasein in sich lauter Gegensätze, und jede Kraft ihre Gegenkraft (GEJ.02_228.04-06). Dieses Verhältnis muss darum in allem, was da ist, im rechten Maß vorhanden sein, ansonsten es so gut wie gar nicht da wäre. Die Gegensätze sind zwar in einem ununterbrochenen Kampf begriffen, aber stets so, dass der Sieg der einen Kraft auch stets zur Stütze der besiegten Kraft dient (GEJ.02_229,02-03).
Der große Gegenpol zu Gott ist die materielle Schöpfung. In ihr sollen sich die Engel und Menschen bewähren und zur Vollkommenheit heranreifen (GEJ.05_230,01). Dabei sind Welt und Hölle geradeso eins, wie da eins sind Leib und Seele. Die große Höllenseele bedient sich der äußeren Welt gleichermaßen wie sich die Seele ihres Leibes bedient. Ist die Seele ein Engel durch ihre Liebe zu Gott und zum Nächsten, so wird auch der Leib nur Gutes tun, weil die Seele, die den Leib belebt, nichts Böses tun will und kann; ist aber die Seele schon völlig ein Teufel, so ist dasselbe auch ihr Leib (GEJ.06_240,06).
Damit die Menschen wahrhaftige Kinder des Allerhöchsten werden und für ewig bleibend sein können, müssen in dieser Welt also Himmel und Hölle unter einem Dach wohnen. Ohne Kampf gibt es keinen Sieg. Wo das Höchste zu erreichen möglich ist, muss dafür auch die höchste Tätigkeit in den vollsten Anspruch genommen sein, um ein Extrem zu erreichen, muss man sich von einem entgegengesetzten Extrem zuvor loswinden. Der Mensch ist berufen und erwählt, das Höchste zu erreichen, also muss es ja auch ein Unterstes unter ihm geben, und dazu hat er den vollkommenst freiesten Willen und die Kraft, das Unterste in sich selbst zu bekämpfen mit der ihm von Gott aus für ewig ganz zu eigen verliehenen Kraft (GEJ.03_178,04-08).
Um die Kindschaft Gottes zu erlangen ist es notwendig, dass eine jede Seele im Fleisch ihre Willens- und Erkenntnisfreiheitsprobe durchmacht, die ohne zugelassene Anreizungen zum Guten und zum Bösen nicht stattfinden kann. Durch das Erlösungswerk von Jesus haben aber die Menschen mit Seiner Hilfe die Möglichkeit, die in ihnen vorhandene Hölle zu besiegen. Wer dies allerdings nicht tun wird, der wird noch mehr ein Knecht der neuen Hölle sein, als es die Menschen unter dem Alten Testament waren (GEJ.06_240,08).
Die Hölle ist nicht von Gott hat erschaffen worden. Sie ist auch kein Ort zur ewigen Bestrafung der Übeltäter, sondern sie hat sich von selbst aus den vielen Menschenseelen gebildet, die nur taten was ihrer äußerlichen Sinnlichkeit behagte und sich am Ende selbst zu Göttern erhoben (GEJ.06_240,01, RB.01_030,06-07). Nirgendwo gibt es eine Hölle außer im Menschen selbst (RB.01_030,07). Und niemand kann irgendwo in einen Himmel kommen, sondern muss ihn in sich selbst durch die Aufnahme des Wort Gottes und werktätigem Leben danach bereiten (GS.01_057,09).
Da ohne Verlockungen und Gegenkräfte nie erkannt werden könnte, wie stark oder schwach man selbst ist und wo sich die eigene Position befindet (GEJ.02_228,06; GEJ.02_229,01), ist dem Menschen die Gelegenheit zum Kampf zwischen Himmel und Hölle gegeben. Er muss den Kampf mit Satan aufnehmen und ihn besiegen, um sich dadurch zu einem freien Kind Gottes auszubilden (GEJ.059,13-14).
Alle Eigenschaften, die dem Menschen gegeben sind, sind nach oben oder nach unten der höchsten Ausbildung fähig. Sie geben sich zunächst als schwer zu zügelnde Leidenschaften kund und es kann sich ein jeder frei entscheiden, ob er sie bezähmen und überwinden will oder ihnen nachgeben und fröhnen. Es ist ihm die Freiheit gegeben, sich bis in die innerste Wohnung Gottes zu erheben oder aber auch so tief zu fallen wie Satan selbst, der in die tiefste Tiefe des Verderbens fiel, aus der er kaum je einen Rückgang finden wird, weil dem Laster von Gott aus eine ebenso endlose Vervollkommnungsfähigkeit gegeben ist wie der Tugend ( GEJ.02_060-01-05).
In Jesus sind die Eigenschaften in einem ausgewogenem, harmonischem Verhältnis ausgeprägt. Bei den erschaffenen Geistwesen sind verschiedene Schwerpunkte im Charakter und in den Anlagen vorgegeben. Solche Unterschiede führen dazu, dass einzelne Eigenschaften sich durchsetzen wollen. Alle Eigenschaften in Harmonie zu bringen ist eine Aufgabe der geschaffenen Wesen, damit sie auch darin Gott ähnlich und frei sein können (GEJ.02_229,04-07).
Die unterschiedlichen Wesenszüge können sich durch Übertreibung nach oben und Untertreibung nach unten zu Extremen entwickeln und so zu Polaritäten werden. Jede Extrementwicklung sorgt dafür, dass ein Gegengewicht geschaffen wird. Jedes Handeln und jeder Gegensatz erzeugt eine Reaktion und aus dieser erfolgt eine weitere Aktion. So dienen Gegensätze der Auseinandersetzung, der Reifung, dem Kräftemessem und somit letztlich der Höherentwicklung (GEJ.02_229,03).
Jedem Wesen ist, wenn auch in unterschiedlichem Maß, Ruhe und Bewegung, Trägheit und Tätigkeitssinn, Finsternis und Licht, Liebe und Zorn, Heftigkeit und Sanftmut und weiteres als vollends zu eigen gegeben. In Gott waren all die Gegensätze schon von Ewigkeit her in der höchst besten Ordnung. Bei den geschaffenen Wesen aber müssen sie erst durch selbsttätig freien Kampf in die rechte Ordnung gebracht werden. Aus entgegengesetzten Neigungen - z.B. nach Bewegung und Ruhe - ergibt sich als Aufgabe, die individuell unterschiedlichen Charakterzüge oder gar extremen Eigenschaftsausprägungen durch eigene Anstrengungen zum Ausgleich zu bringen. Je nach Vorliebe, Einsicht, Motiven und Anstrengungen entwickelten sich dabei die Charaktere verschieden (GEJ.02-229,06-08).
Jede Handlung hat eine von Gott aus entsprechend bestimmt sanktionierte Folge. Diese Folge ist das unabänderliche Gericht, welches jeder Handlung unterschoben ist. Also ist es vom Herrn gestellt, dass sich jede Handlung am Ende selbst richtet. Wie aber von jeder guten Handlung der Herr nur als ein Grund anzunehmen ist, also verhält es sich auch mit jeder bösen Handlung. Auch jede böse Handlung hat demnach allezeit ihren einen und denselben Grund (GS.02_106,08-09).
Gott allein ist das wahre Leben und das Licht allen Lichts, worin allein die vollste Seligkeit gefunden werden kann. Demnach kann ein gottloser Zustand nichts Angenehmes sein, da es ohne Gott kein Leben, kein Licht, kein Wahres und kein Gutes geben kann. Wer Gott verlässt, aus sich herausschafft und auch nicht mehr annehmen will, gestaltet in sich die wahre Hölle, die in allem böse und arg ist. Und je weiter sich der Mensch in einem solchen Zustand von Gott entfernt umso schlechter wird es ihm ergehen (RB.01_030,08-09).


Himmel und Hölle verhalten sich im Menschen wie zwei entgegengesetzte Polaritäten.

Der Mensch birgt in sich die sieben Geister Gottes, die in ihm das seligste ewige Leben bereiten. Ebenso hat er auch in sich die sieben Geister der Hölle, die in ihm den unter ihren Bedingnissen ewigen Tod und seine Qualen bereiten (GEJ.07_151,19).
Die Hölle ist ein Zustand, in welchen sich ein freies Wesen durch seine Liebeart und Handlung, versetzen kann, und ein Mensch gehört der Hölle solange an, solange er nach ihren Prinzipien handelt. Ihre Prinzipien bzw. ihr Fundament sind Herrschsucht, Eigenliebe und Selbstsucht. Werden diese und die damit verbundene Eigenschaften ausgebildet, wird die Hölle zur Hauptpolarität im Menschen. Herrschsucht, Eigenliebe und Selbstsucht sind den himmlischen Prinzipien gerade entgegen, welche da sind Demut, Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.
Wer bei sich klar erfahren will, ob er der Hölle oder dem Himmel angehört, der befrage sorgfältig sein inneres Gemüt. Sagt dieses nacheinander nach der Grundneigung und Liebe: Das ist mein und jenes ist auch mein, und das möchte ich und jenes möchte ich auch, gebt mir alles, denn ich möchte, ja ich will alles, da ist die Hölle der positive Pol. Wenn aber das innere Gemüt sagt: Nichts ist mein, weder dieses noch jenes, alles ist des Einen und ich bin des geringsten nicht wert, und so ich etwas habe oder hätte, soll es nicht mein, sondern meiner Brüder sein, ist der Himmel der positive Pol. Die Regel für den himmlischen Menschen aber ist diese: Wer bei was immer sieht, dass damit auch die Liebe seines Nächsten beschäftigt ist, der soll sich sogleich zurückziehen und seinem Nächsten gegen die Verwirklichung seiner Liebe keine Schranken setzen, denn es ist besser, bei jeder Gelegenheit in der Welt leer auszugehen, als durch irgendeinen wenn auch ganz unbedeutenden Kampf etwas zu gewinnen. Denn je mehr einer hier opfert, desto mehr wird er jenseits finden. Und so wird niemand etwas verlieren, was er hier opfert. Wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten, wer aber sparsam sät, der wird auch sparsam ernten.
Ist die Hölle positiv, so macht der ganze Mensch schon die Hölle aus, wie er leibt und lebt; ist aber der Himmel positiv, so ist eben auch schon der ganze Mensch der Himmel selbst, wie er leibt und lebt. Denn es gibt nirgends einen Ort, der Himmel oder Hölle heißt, sondern alles das ist ein jeder Mensch selbst; und niemand wird je in einen andern Himmel oder in eine andere Hölle gelangen, als die er in sich trägt (GS.02_118).

Jesus: „Das aber ist des Vaters Wille, dass alle, die an Mich, den Sohn des Menschen, glauben, dass Ich vom Vater ausgesandt bin, das ewige Leben und die Herrlichkeit des Vaters in sich haben sollen, um wahrhafte Kinder des Allerhöchsten zu werden und für ewig bleibend zu sein! Um aber das zu werden, müssen in dieser Welt Himmel und Hölle unter einem Dache wohnen! Ohne Kampf gibt es keinen Sieg! Wo das Höchste zu erreichen möglich ist, muss dafür auch die höchste Tätigkeit in den vollsten Anspruch genommen sein; um ein Extrem zu erreichen, muss man sich von einem entgegengesetzten Extrem zuvor loswinden“ (GEJ.03_178,04-05).


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