Jakob Lorber Die Träger des Lebens - Der Prophet Jakob Lorber

Direkt zum Seiteninhalt
Die zwölf Hauptgrundsätze der Lehre Jesu,
enthalten in den zehn Geboten Mosis und Seinen zwei Liebegeboten
- Der vierte Träger -

Bibel:

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt.“ [2. Mo 20]


Jesus durch Jakob Lorber:

„Zolle allzeit Gehorsam, Liebe und Achtung denen, die dich durch die Kraft Gottes in ihnen gezeugt haben, so wirst du dadurch dir das Wohlgefallen Gottes erringen; und dieses wird sein ein mächtiger Grund aller Wohlfahrt deines Lebens!“ [GS.02_048,12]

„Ehre Vater und Mutter, auf dass du lange lebst und es dir wohlgehe auf Erden.“ [GS.02_077,01]


Erläuterungen:

Die Wichtigkeit des Gehorsams

„Dieses Gebot ist so gut göttlichen Ursprungs wie die ersten drei. Was gebietet es aber und was verheißt es? Nichts anderes als den Gehorsam der Kinder gegen ihre Eltern.“ [GS.02_077,01]

„Kinder sind gegen ihre Eltern vermöge ihrer ursprünglichen Schwäche und notwendigen Erziehung den unbedingtesten Gehorsam schuldig; und wenn sie zur Erkenntnis des Willens Gottes in sich werden gelangt sein, dann trete an die Stelle des Gehorsams, den ihr dann Gott allein nur schuldig seid, die kindliche Liebe und Achtung gegen die Eltern in hohem Maß.“ [HGt.01_034,08]

„Ihr Väter habt zwar viel gesprochen vom Gehorsam und habt dadurch die Herzen dieser Kinder gar wohl aufgelockert; ich sage aber, wer da liebt, kann den Gehorsam wohl zu Rat halten. Ist denn der Gehorsam nicht der geistige Weg zur Liebe, welche das Ziel alles Lebens ist?!“ [HGt.01_070,23]

„Sieh, Gehorsam ist der Weg in die wahre, lebendige Kirche, welche ist Mein lebendiges Wort, geschrieben und ausgesprochen von Ewigkeit in jedes Menschen und Engels Herz.“ [HiG.01_40.11.25,08]

„Nur auf dem Weg des Gehorsams, welcher eine wahre Frucht der Demut ist, kannst du zur wahren, inneren Weisheit Gottes in dir gelangen.“ [HGt.03_ 051,12]

Es „kommt ja eben auf dieser Erde ein jeder Mensch so schwach und ganz ohne Erkenntnis und Liebe ins Weltleben, dass er sich dann in aller wie immer gearteten Zwanglosigkeit, als wäre er von Gott ganz verlassen, durch äußere Lehre, durch Gesetze und durch seinen freiwilligen Gehorsam zu einem freien und ganz selbständigen Menschen bilde.“ [GEJ.07_030,07]

„Wird der Mensch schon von seiner Kindheit an zur rechten Tätigkeit angehalten und erzogen im Gehorsam, in der Demut, Sanftmut und in der rechten Selbstverleugnung, so wird er in der reinen und wahren Erkenntnis Gottes und in der Liebe zu Ihm bald stark und mächtig werden, und Gott wird Sich ihm dann unbeschadet seiner Willensfreiheit, von neuem offenbaren können, und es wird dann heller und lebendiger in der Seele; aber da die Menschen die ihnen angeborene Trägheit nicht bekämpfen und besiegen lernen, weil dazu schon die Eltern zu lässig sind, so ersticken die Menschen schon lange eher in der ihnen notwendig angeborenen Trägheit, bevor sie nur einen Versuch gemacht haben, dieselbe in sich zu bekämpfen und zu besiegen.“ [GEJ.08_196,03]


Aus Liebe zu den Eltern zur Erkenntnis Gottes, seiner selbst und Nächsten

„Sieh, im vierten Gebot ist den Kindern die Liebe gegen ihre Eltern geboten. Die Eltern sind auf der Erde wohl die ersten Nächsten ihrer Kinder und lieben sie überaus. Sie sind ihre Ernährer, Beschützer und Erzieher und verdienen darum auch sicher alle Liebe und Ehre von den Kindern. Wenn denn ein gut erzogenes Kind seine Eltern liebt und ehrt, so wird es auch bemüht sein, alles das zu tun, was den Eltern eine rechte Freude macht. Und so ein Kind wird sich darum auch ein langes und gesundes Leben und ein bestes Wohlergehen auf Erden bereiten; ein Kind, das seine Eltern liebt und ehrt, das wird auch seine Geschwister lieben und ehren und stets bereit sein, ihnen alles Gute zu tun. Ein Kind oder ein Mensch aber, der seine Eltern und seine Geschwister wahrhaft liebt und ehrt, der wird auch die anderen Menschen darum lieben, weil er weiß und erkennt, dass sie alle Kinder ein und desselben Vaters im Himmel sind. Aus der ursprünglichen wahren Liebe zu den Eltern wird der Mensch zur Erkenntnis Gottes, seiner selbst und zur rechten Erkenntnis auch seiner Nebenmenschen geleitet und sieht dann bald und leicht ein, warum Gott die Menschen erschaffen hat, und was sie alle werden sollen. Dadurch gelangt er dann stets mehr und mehr zur Liebe zu Gott und durch diese zur Vollendung seines inneren, wahren, geistigen Lebens.“ [GEJ.07_029,01-03]

„Wehe dem, der seinem Vater je in etwas in den Weg zu treten sich unterfangen würde! Den will Ich mit zornigen Augen anblicken; denn das Haupt des Vaters ist gleich der Heiligkeit Gottes. Jeder kann erhört werden, wenn er Reue tut im Herzen; aber wer antastet den geringsten Teil Meiner Heiligkeit, den wird das unauslöschbare Feuer derselben ergreifen und verzehren jeden Tropfen der Reuetränen in ihm, und er wird zerstört werden fürder ewiglich! Und wer aber antastet seine Mutter argen Herzens und ist entgegen ihrer Liebe, den will Ich nicht mehr ansehen in aller seiner Not. Denn die Mutter ist gleich der Liebe in Mir; wer diese verschmäht, der wird hart wandeln auf den heißen Wegen Jehovas. Desgleichen auch, so ein Bruder wider den anderen ist, der wird verlieren Meine Gnade, und Meine Erbarmung wird ihm fern sein; und so jemand missachtet seine Schwester, vor dem soll Mein Herz verschlossen werden. Denn eure Brüder sind auch Brüder Meiner Liebe, und eure Schwestern sind die Augenweide Meiner Liebe. Daher ehrt den Vater und liebt die Mutter, und seid einander gegenseitig untertan in aller Liebe, damit ihr fürchten könnt Meinen Namen Jehova, und damit ihr lieben könnt Meine Liebe und euch geleiten lassen könnt von der großen Heiligkeit Meines Geistes am Tag Meiner großen Heiligkeit dreifältig zur Erlangung der Weisheit siebenfältig für die sechs Tage der Liebe, zu handeln gerecht vor Meinen Augen.“ [HGt.01_ 017,04-08]


Nicht nur den leiblichen Vater und die leibliche Mutter ehren

„Moses sagte: ,Ehre Vater und Mutter, so wirst du lange leben, und es wird dir wohlergehen auf Erden.‘ Damit bezeichnete Moses nicht nur den Zeugevater und die gebärende Mutter, sondern ebenso gut auch die Erde und ihre stets neues Leben gebärende Kraft. Dieser soll der Mensch auch nicht den Rücken zukehren, sondern sie tatsächlich in hohen Ehren halten, und er wird jenen Segen dafür erhalten, den Moses verheißen hat leiblich. Die In-Ehren-Haltung des leiblichen Vaters und der Leibesmutter ist gut und nötig, wo die Verhältnisse danach sind und es auch tunlich ist; aber wenn das, was Moses verhieß, ein Gotteswort ist, so muss es auch gleich dem Sonnenlicht eine allgemeinste und durch nichts unterbrechbare Wirkung haben. Ist aber die Verheißung Mosis nur eine bloß darauf beschränkte, dass nur jene ein langes Leben und Wohl-ergehen auf Erden zu gewärtigen haben, die ihre Leibeseltern ehren, dann sieht es mit jenen offenbar schlimm aus, die nicht selten dieselben schon in der Wiege verloren haben und dann von ganz fremden Menschen auferzogen worden sind! Wie sollen diese ihre wahren Eltern ehren, die sie nie gekannt haben? Viele Kinder werden oft gefunden auf Wegen und Straßen; Rabenmütter haben sie in ihrer Geilheit empfangen und bald nach der Geburt irgendwo ausgesetzt. Solche Findlinge werden von irgendeinem gefühlswarmen und barmherzigen Menschen aufgeklaubt und versorgt; diesen Wohltätern sind sie dann auch alle Liebe und Ehre schuldig. Moses spricht nichts von solchen Aftereltern, sondern nur von wirklich wahren Eltern! Nun aber kann der wohlerzogene Findling seine wahren Eltern doch unmöglich ehren, weil er sie fürs erste gar nicht kennt, und kennte er sie auch, so hatte er fürs zweite doch wohl vor Gott und allen Menschen wahrlich keine ehrsame Verpflichtung gegen sie, die ihn in der sündigen Geilheit gezeugt und, als er geboren ward, sogleich dem Tod ausgesetzt haben. Weil aber ein solcher Mensch dann nach Moses seine wirklichen Eltern unmöglich lieben und ehren kann, so hätte er dann keinen Anspruch auf die Verheißung Mosis? Oh, diese Sache wäre dann ja ganz hübsch und nähme sich als weisestes Gotteswort gar entsetzlich gut aus! Weiter gibt es aber auch Eltern, die ihre Kinder zu allem, was nur schlecht genannt werden kann, erziehen. Sie pflanzen ihnen schon in der Wiege einen echt satanischen Hochmut ein und lehren sie gegen jedermann hart und gefühllos sein; solche Tigereltern lehren ihre Kinder schon frühzeitig, keck, lügenhaft und betrügerisch zu sein! Soll Moses wohl auch für solche Kinder, die ihre argen Eltern mit aller Schlechtigkeit und Bosheit ehren, weil solches die Eltern von ihren Kindern wollen, seine gute Verheißung bestimmt haben? Was sind denn Kinder von Dieben, Räubern und Mördern ihren wirklichen Eltern schuldig? Sie können ihre Eltern nur ganz natürlich dadurch ehren, wenn sie im sehr ausgezeichneten Grad das sind und tun, was ihre Eltern auch sind und allzeit tun, so sieh: durch Diebstahl, Raub und Mord an den fremden Reisenden. Kann sich die Verheißung Mosis wohl auch auf solche Kinder als wirksam erstrecken? Der nur einigermaßen klare Weltverstand muss dir da sagen, dass eine so zu verstehende Verheißung samt dem Gebot Mosis eine Schmach ersten Ranges für alle göttliche Weisheit wäre. Wie kann Gott, der höchst Weise, ein Gebot geben, demzufolge auch ein ins Fleisch eingezeugter Engelsgeist dem Elternpaar, das aus der untersten Hölle ins Fleisch trat, Liebe und alle Ehre schuldig wäre? Du siehst, dass das Gebot Mosis, von diesem wahren Gesichtspunkt betrachtet, der größte und tollste Unsinn wäre. Es ist also einerseits klar und nun mehr als erwiesen, dass alles, was Moses geredet und bestimmt hat, reines Gotteswort ist und daher ewig keinen Unsinn in sich bergen kann; anderseits aber, wenn man nach der altgewohnten dummen Art das Gesetz Mosis so auslegt und beobachtet, wie es bisher ausgelegt und auch beobachtet wurde, dasselbe vor dem Richterstuhl aller besseren menschlichen Vernunft ein offenbarster Unsinn sein muss. Woran liegt es dann, dass das Gesetz Mosis, wie es bisher beobachtet ward, ein Unsinn trotz des rein göttlichen Ursprungs sein muss? Es liegt solches in dem gewaltigsten Missverstand dessen, was Moses mit diesem Gebot hauptsächlich angezeigt hatte, das allgemeine Elternpaar der großen Natur Gottes, nämlich die Erde, als der für die Menschengeschlechter geschaffene Weltkörper als Vater, und ihr Schoß, aus dem zahllose Kinder aller Art und Gattung in einem fort ausgeboren werden, als die rechte Mutter! Dieses uralte Elternpaar soll also der Leibesmensch stets ehren und achten, und ihm nie zu verweichlicht den Rücken zeigen, so wird er gesunden Leibes ein langes Leben überkommen und auch ein rechtes Wohlergehen. Von diesem alten Elternpaar kann ein emsiger Mensch auch am meisten alles Gute, Große und Wahre erlernen und sich daraus zuerst jene große Stufenleiter erbauen, auf der der Erzvater Jakob die Engel der Himmel auf- und niederklettern sah. Wer da fleißig und mit großem Ernst in der Natur forscht, der wird vielen Segen für sich und für seine Brüder zum Wohlergehen ans Tageslicht fördern.“ [GEJ.03_211,09-19]


Eingehen in das innere, wahre Leben

„Ich sage euch aber, dass eben dieses Gebot, wie beinahe kein anderes, rein geistig ist. […] So will ich nichts anderes tun, als dieses Gesetz mit etwas umgeänderten Worten sagen, […] und ihr werdet die Fülle der Wahrheit sogleich erschauen. Wie aber lautet es? – Hört! Kinder! Gehorcht der Ordnung Gottes, welche ausgeht aus Seiner Liebe und Weisheit, auf dass ihr lange lebt auf Erden unter Wohlergehen. Was ist langes Leben, und was ist dagegen ewiges Leben? Das „lange Leben“ bezeichnet das Leben in der Weisheit; und es wird „lang“ nicht als Dauer, sondern als Ausbreitung und stets größere Mächtigwerdung des Lebens verstanden; denn das Wort oder der Begriff „Leben“ schließt ja schon für sich die ewige Dauer ein. Aber das Wort „lang“ bedeutet durchaus keine Dauer, sondern nur eine Ausbreitung der Lebenskraft, mit welcher das lebende Wesen stets mehr in die Tiefen des göttlichen Lebens gelangt, und eben dadurch sein eigenes Leben stets vollkommener, fester und wirksamer macht. Dieses hätten wir; aber das „Wohlergehen auf Erden“ – was besagt denn das? Nichts anderes als das Sich-zu-eigen-machen des göttlichen Lebens, denn unter der „Erde“ wird hier das Eigenwesen verstanden, und das Wohlergehen in diesem Wesen ist nichts anderes als das freie Sein in sich selbst nach der völlig sich zu eigen gemachten göttlichen Ordnung.“ [GS.02_ 077,07-09]


Weiteres zum 4. Gebot siehe hier.

Zurück zum Seiteninhalt