Jakob Lorber Die Träger des Lebens - Der Prophet Jakob Lorber

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Die zwölf Hauptgrundsätze der Lehre Jesu,
enthalten in den zehn Geboten Mosis und Seinen zwei Liebegeboten
- Der siebte Träger -

Bibel:

„Du sollst nicht stehlen.“  [2. Mo 20]


Jesus durch Jakob Lorber:

„Du sollst nicht stehlen.“ [GS.02_082,01]


Erläuterungen:

„Alles, was da ist, ist ein Eigentum des Herrn, deines Gottes und Schöpfers; was Er gemacht hat, hat Er für alle gemacht. So dein Bruder aber eine Frucht vom Baum genommen hat, so hat er sie aus der Hand Gottes genommen, und du sollst dir dann kein eigenmächtig Recht einräumen, ihm, dem Bruder nämlich, die einmal genommene Frucht auf was immer für eine Art wegzunehmen. Es ist besser, nichts zu nehmen und nichts zu haben, als etwas zu nehmen und zu haben, das zuvor schon ein anderer Bruder aus der Hand des Herrn zu eigen empfing, denn nur der Herr ist ein allein rechtmäßiger Austeiler Seiner Dinge. Wer daher sich die Rechte Gottes anmaßt, der ist ein Frevler an der göttlichen Erbarmung und versteinert sein Herz, auf dass es ja nicht mehr fähig werde zur Aufnahme des Lebens.“ [GS.02_048,15]

„Moses sagt: ,Du sollst nicht stehlen!‘ und wieder: ,Du sollst kein Verlangen tragen nach allem, was deines Nächsten ist, außer ein solches, das aller Gerechtigkeit entspricht!‘ – Du kannst deinem Nächsten wohl ganz redlich etwas abkaufen, und es dann gerecht und vor allen Menschen ehrlich besitzen; aber jemandem wider seinen Willen geheim etwas entwenden, ist Sünde wider die von Gott durch Moses den Menschen gegebene Ordnung, weil so eine Handlung offenbarst gegen alle Nächstenliebe streitet. Denn was dir rechtlichermaßen unangenehm sein muss, so es dir ein anderer tut oder täte, das tue auch du deinem Nächsten nicht! Der Diebstahl entspringt zumeist der Eigenliebe, weil daraus hervorgehen die Trägheit, der Hang zum Wohlleben und zur Tatlosigkeit. Aus dem geht hervor eine gewisse Mutlosigkeit, die mit einer hochmütigen Scheu umlagert ist, der zufolge man sich zwar nicht zur etwas lästigen Bitte, aber desto eher zum geheimen Stehlen und Entwenden bequemt. Im Diebstahl ruhen sonach eine Menge Gebrechen, darunter die zu sehr emporgewachsene Eigenliebe der offenbarste Grund von den anderen allen ist. Durch eine recht lebendige Nächstenliebe kann diesem Seelenübel am meisten entgegengewirkt werden zu allen Zeiten.“ [GEJ.04_081,01-03]

„Könnte man da nicht auch fragen und sagen: Hat der Herr die Welt nicht für alle Menschen gleich geschaffen, und hat nicht jeder Mensch das gleiche Recht auf alles, was die geschaffene Welt zum verschiedenartigen Genuss bietet? So aber der Herr sicher die Welt nicht nur für einzelne, sondern für alle geschaffen hat, und sonach ein jeder das Recht besitzt, die Produkte der Welt nach seinem Bedürfnis zu genießen, wozu war denn hernach dieses Gebot gut, durch welches den Menschen offenbar irgendein Eigentumsrecht eingeräumt ward und wodurch erst ein Diebstahl möglich geworden ist? Denn wo kein Mein und kein Dein ist, sondern bloß ein allgemeines Unser aller, da möchte ich doch den sehen, der da bei allem Wollen seinem Nächsten etwas zu stehlen vermöchte. Wäre es demnach nicht klüger gewesen, statt dieses Gebots, durch welches ein abgesondertes Eigentumsrecht gefährlichermaßen eingeräumt wird, jedes Eigentumsrecht für alle Zeiten aufzuheben? Dadurch würde dieses Gebot dann vollkommen entbehrlich, alle Eigentumsgerichte der Welt wären nie entstanden, und die Menschen könnten auf die leichteste Weise untereinander als wahrhafte Brüder leben. Wie aber soll denn dieses Gesetz genommen und betrachtet werden, damit es als vollkommen geheiligt vor Gott und allen Menschen erscheint, dass es die höchste göttliche Liebe und Weisheit ausspreche und in sich die weiseste Fürsorge des Herrn zum zeitlichen und ewigen Glückseligkeitsgewinn trage? Also, wie es bis jetzt erklärt ward, besonders in der gegenwärtigen Zeit, hat es freilich nur Unheil verbreiten müssen. Daher wollen wir nach der Erbarmung des Herrn die wahre Bedeutung dieses Gebotes enthüllen, auf dass die Menschen darin fürder ihr Heil, aber nicht ihr Unheil finden sollen. Um aber das zu bewerkstelligen, werden wir vorerst betrachten, was unter dem Stehlen verstanden werden muss.“ [GS.02_082,03-04+12]

„Was heißt denn hernach im eigentlichen wahren Sinn: „Du sollst nicht stehlen?“ – Im eigentlichen Sinn heißt das so viel: Du sollst nimmer die göttliche Ordnung verlassen, dich nicht außer dieselbe stellen und der Rechte Gottes dich bemächtigen wollen. – Was aber sind diese Rechte und worin bestehen sie? Gott allein ist heilig und Ihm allein kommt alle Macht zu! Wen Gott selbst heiligt und ihm die Macht erteilt, der besitzt sie rechtmäßig; wer sich aber selbst heiligt und die göttliche Macht an sich reißt, um im Glanz derselben eigennützig und habsüchtig zu herrschen, der ist im wahrhaftigen Sinn ein Dieb, ein Räuber und ein Mörder. Wer so eigenmächtig und selbstliebig durch was immer für äußere Schein- und Trugmittel, seien sie irdischer oder geistiger Art, sich über seine Brüder erhebt, der ist's, der dieses Gebot übertritt.“ [GS.02_083,11-14]

„Nie soll der Mensch vergessen, dass alle Menschen seine Brüder sind. Was er unternimmt, das soll er stets mit einem liebeerfüllten Herzen unternehmen; niemandem soll er je etwas Böses tun wollen, sondern allzeit nur etwas Gutes, besonders im geistigen Teil zum ewigen Leben Wirkendes. Ist so sein Sinn beschaffen, dann wird der Herr seine Handlung segnen, im Gegenteil aber verfluchen. Denn so der Herr Selbst niemandem ein ewig tödlicher Richter sein will, dem doch alle Gewalt im Himmel und auf Erden eigen ist, und Er niemanden zu fragen hat, was Er tun oder nicht tun soll, um so weniger soll ein Mensch auf der Erde etwas nach seinem argen Willen tun. Wehe aber dem Volk, welches ohne die äußerste Notwendigkeit sich gegen die Reichen und Mächtigen erhebt. Das wird für seine Tat bitterst gezüchtigt werden, denn die Armut ist des Herrn. Wer den Herrn liebt, der liebt auch die Armut, der Reichtum und das Wohlleben aber ist der Welt und des Satans. Wer nach diesem trachtet, was der Welt ist, und es liebt, der hat sich vom Scheitel bis zur Zehe dem Satan einverleibt!“ [GS.02_084,10-12]

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