Jakob Lorber Die Träger des Lebens - Der Prophet Jakob Lorber

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Die zwölf Hauptgrundsätze der Lehre Jesu,
enthalten in den zehn Geboten Mosis und Seinen zwei Liebegeboten
- Der zehnte Träger -

Bibel:

„Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes.“  [2. Mo 20]


Jesus durch Jakob Lorber:

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.“ [GS.02_093,01]


Erläuterungen:

„Das Gesetz lautet sonach, wie wir es bereits auswendig wissen: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib“, oder: Du sollst kein Verlangen haben nach deines Nächsten Weib, was eines und dasselbe ist. Wer ist denn „das Weib“ und wer ist der „Nächste“? Das Weib ist eines jeden Menschen Liebe und der Nächste ist jeder Mensch, mit dem ich irgend in Berührung komme oder der irgend, wo es sein kann, möglich und notwendig ist, meiner Hilfe bedarf. Wenn wir das wissen, so wissen wir im Grund schon alles. Was besagt demnach das Gebot? Nichts anderes als: Ein jeder Mensch soll nicht eigenliebig die Liebe seines Nächsten fordernd zu seinem Besten verlangen, denn Eigenliebe ist an und für sich nichts anderes, als sich die Liebe des anderen zuziehen zum eigenen Genuss, aber ihm selbst keinen anderen Funken Liebe mehr wieder zu spenden. So lautet demnach das Gesetz in seinem geistigen Ursinn.“ [GS.02_097,01-04]

„Das äußere bildliche Gebot ist bekannt, innerlich heißt es: Habe kein Ver-langen nach der Liebe deines Bruders oder deiner Schwester! Warum wird denn hier dieses inhalts- und lebensschwere Gebot in das Bild des nicht zu begehrenden Weibes gehüllt? Ich mache euch bei dieser Gelegenheit nur auf einen Ausspruch des Herrn Selbst aufmerksam, in dem Er Sich über die Liebe des Mannes zum Weib so äußert, da Er spricht: „So wird ein Sohn seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weib anhangen“. Was will der Herr dadurch anzeigen? Nichts anderes als: Des Menschen mächtigste Liebe auf dieser Welt ist die zu seinem Weib. Denn was liebt der Mensch in seiner Ordnung mehr auf der Welt als sein liebes braves, gutes Weib? Im Weib steckt somit des Mannes ganze Liebe, wie umgekehrt das Weib in seiner Ordnung sicher nichts mächtiger liebt als einen ihrem Herzen entsprechenden Mann. So wird denn auch in diesem Gebot unter dem Bild des Weibes die ganze Liebe des Mannes oder des Menschen überhaupt gesetzt, weil das Weib im Ernst nichts anderes als eine äußere, zarte Umhüllung der Liebe des Mannes ist. Wem kann nun bei dieser Erklärung entgehen, dass unter dem Bild: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib“ ebenso viel gesagt ist als: Du sollst nicht zu deinem Vorteil die Liebe deines Nächsten verlangen, und zwar die ganze Liebe, weil das Weib auf der Welt ebenfalls die ganze Liebe des Mannes in sich begreift. […] Die Liebe ist in jedem Menschen nur eine. Nach dieser soll der Nebenmensch kein Verlangen haben, weil sie eines jeden Menschen eigenstes Leben ist. Ein jeder, der nach dieser Liebe ein habsüchtiges, neidisches oder geiziges Verlangen hat, erscheint gewisserart als ein Mordlustiger neben seinem Nächsten, indem er sich dessen Liebe oder Leben zu seinem Vorteil bemächtigen möchte. […] Es wird hier vielleicht mancher, aus seinem Mondviertellicht sich brüstend, einwenden und sagen: Wenn die Sache sich so verhält, da ist es ja keine Sünde, wenn jemand seines Nächsten Weib oder Töchter beschläft oder sie dazu verlangt. Da sage ich: Oho, mein lieber Freund! Mit diesem Einwurf hast du stark ins Blaue gedroschen. Wird unter dem, dass du die Liebe deines Nächsten nicht begehren sollst, und zwar seine ganze Liebe, nicht alles das verstanden, was er als lebensteuer in seinem Herzen trägt? Sieh, so sind auch im Ernst nicht nur das Weib und die Töchter deines Nächsten in dem Gebot deinem Verlangen vorenthalten, sondern alles, was die Liebe deines Bruders umfasst. Aus diesem Grund auch wurden uranfänglich die zwei letzten Gebote als ein Gebot zusammen gegeben. Sie sind nur dadurch unterschieden, dass im neunten Gebot des Nächsten Liebe mehr sonderheitlich zu respektieren dargestellt ist, im zehnten Gebot aber wird eben dasselbe im inwendigsten Sinn ganz allgemein zur respektierenden Beobachtung zusammengefasst dargestellt. Dass sonach auch das Begehren des Weibes und der Töchter des Nächsten verboten ist, kann sicher ein jeder Mensch mit seinen Händen greifen. Es verhält sich mit der Sache gerade so, als so man jemandem einen ganzen Ochsen gibt, man damit auch seine Extremitäten, seinen Schweif, Hörner, Ohren und Füße usw. mitgibt. Oder so der Herr jemandem eine Welt schenken würde, da wird er ihm doch alles, was auf derselben ist, mitgeben und nicht sagen: Nur das Innere der Welt ist dein, die Oberfläche aber gehört mir. Ich meine, klarer kann die Sache zum Verständnis des Menschen nicht gegeben werden. Wir haben nun den inneren, wahren Sinn dieses Gebotes, wie er in allen Himmeln ewig geltend ist und die Glückseligkeit aller Engel bedingt, vollkommen kennengelernt.“ [GS.02_097,15-27]

„Sieh das Weib nicht mit begierlichen Augen an, und das Weib deines Nachbars und deines Bruders betrachte in der Begierde deines Herzens als wäre es nicht da, so wird dadurch deinem Geist ein freies Gedeihen werden. Und wirst du in der Kraft deines Geistes dich befinden, dann wird es dir ein Leichtes sein, die Kraft des Geistes in deinem Weib dir wahrhaft zu vermählen, welches wird sein eine wahre Ehe vor Gott. Verbindest du dich aber mit deinem Weib nur nach deiner Begierde, die noch unreif ist, so wirst du durch solchen Verband deinen Geist mit dem Geist deines Weibes nur zusammenknebeln, wodurch dann aus zwei Geistern ein unbehilflicher Sklave wird, und wird da nicht können ein Geist dem anderen die heilige Lebensfreiheit je verschaffen, sondern noch die ursprüngliche in der stets mächtigeren Umstrickung verlieren.“ [GS.02_048,18]

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