Jakob Lorber - Seelenwanderung und Inkarnationen - Der Prophet Jakob Lorber

Direkt zum Seiteninhalt

SEELENWANDERUNG UND INKARNATIONEN

Inkarnation und Werdegang der Seele
von der Zeugung bis zur Geburt

Einführung
Unter Inkarnation ist die Verkörperung einer Seele zu verstehen. Inkarnation leitet sich von dem lateinischen Wort „incarnatio“ ab, worin der Begriff „carno“ enthalten ist, was Fleisch bedeutet. Darum wird auch von der Fleischwerdung gesprochen.

Eine Inkarnation beginnt durch den Eintritt der Seele in den physischen Körper bei der Empfängnis. Während der Schwangerschaft bewegt sich die Seele noch zwischen ihrem werdenden Körper und der geistigen Welt. Mit der Geburt inkarniert sie dann vollständig auf die Erde. Beim Eintritt des Todes geht die Seele wieder in die geistige Welt zurück.


Herkunft der Seele

„Die Erde ist die Trägerin von zweierlei Arten von Menschen. Die eine und bessere Art stammt ursprünglich schon von oben, darunter zu begreifen sind die Kinder Gottes. Die andere und eigentlich schlimme Art aber stammt pur von dieser Erde ab; ihre Seele ist gewisserart eine Zusammensetzung von einzelnen Lebensteilchen, die, vom Satan genommen, in der Masse des Erdkörpers als Materie gefangen gehalten werden, von dieser dann durch die Pflanzenwelt in die Tierwelt übergehen, sich durch die vielen Stufen der Tierwelt endlich dann als eine Potenz, bestehend aus zahllosen Urseelenteilchen, zu einer Weltmenschenseele ausbilden und bei den besonders ungesegneten Zeugungen in den Leibern der Weiber Fleisch annehmen und weiter, gleich wie die Kinder des Lichts aus der geistigen Sphäre der Himmel, in diese Welt geboren werden.“ [GEJ.02_169,03]

„Es wohnen auf dieser Erde oder Welt zweierlei Art Menschen. Die eigentlichen und meisten sind nach der geordneten Stufenfolge des geschöpflichen Emporklimmens der Seele und dem Leib nach pur von dieser Erde, und man kann sie Kinder der Welt nennen. Ein viel geringerer Teil der Menschen dieser Erde aber ist nur dem Leib nach von eben dieser Erde, der Seele nach aber entweder aus den verschiedenen Sternenwelten oder mitunter sogar als reinste Engelsgeister aus den reinen Geisterhimmeln. Das sind jedoch bisher die seltensten. Diese zweite und viel edlere Art der Menschen dieser Erde kann man Gotteskinder nennen, und diesen allein ist es auch vorbehalten, die Geheimnisse des Reich Gottes zu fassen, zu verstehen und nach Bedarf und nach Fähigkeit der Auffassung solche den Kindern der Welt zu lehren und ihnen zu zeigen den Weg, auf dem auch sie zu Kindern Gottes und zu Bürgern Seines Reichs werden können.“ [GEJ.05_225,03-05]

Am häufigsten gibt es Seelen, die aus dieser Erde von Uranbeginn abstammen, aber auch Engelsgeister oder Seelen aus einer Zentralsonne, aus einer minderen Planetarsonne oder aus irgendeinem außerirdisch anderwärtigen dunklen und für sich lichtlosen Erdkörper, deren es im weiten Schöpfungsraum mehr gibt als des Sandes im Meer und des sämtlichen Grases auf der Erde (s. GEJ.04_ 035,03-04).

Der Herr: „Auf den anderen Weltkörpern aber bekommen die Menschen Geister aus den Engeln. Denn ein jeder Engel ist ein Kind Gottes und musste auf dieser Erde, so wie Ich Selbst und wie jeder Erzengel, den Weg des Fleisches durchgemacht haben, aus welchem Grund er dann auch die schöpferische Kraft in sich hat, die er aus dem Überfluss seiner Liebe und seines Lichts nehmen, sie in die neu werdenden Menschen anderer Planeten legen und sich auf diese Weise wie ein Gott Kinder seines Namens ziehen kann. Diese Kinder sind demnach nur Afterkinder, aber nicht wirkliche Kinder aus Gott, können aber wohl auch auf dem Weg einer Wiederfleischwerdung auf dieser Erde zur Kindschaft Gottes gelangen. Seht, das ist einerseits für die Menschen dieser Erde zwar ein Nachteil weil sie so nahe dem Bösesten aller Geister wohnen, der ihnen viel zu schaffen macht; aber auf der anderen Seite haben sie auch den unendlichen Vorteil, dass sie fürs erste einen kräftigen Geist aus Gott haben, mit dem sie leicht, wenn sie nur wollen, die Bosheit des Bösesten bekämpfen können, um dadurch fürs zweite vollkommene Kinder Gottes zu werden.“ [Er.01_053,13-14]


Zum Wesen der Seele

„Dass die Seele der Kinder auch zum Teil aus der Seele der Eltern genommen ist, beweist die physiognomische Ähnlichkeit der Kinder mit den Eltern. Was darin fremdartig ist, das bleibt fremdartig und physiognomisch unähnlich den Zeugern; was aber aus den Zeugern ist, das spricht sich ebenbildlich durch das Ebenbildliche mit den Zeugern sympathetisch aus, und die Eltern erkennen daran ihre Kinder.“ [Er.01_053,04]

Ein Beispiel für charakterliche Eigenschaften, die eine Seele aus ihren verschiedenen tierischen Vorangängen in sich hat (s.V.5): „Es wird davon ein männliches Kind zur Welt geboren werden, aus dem, so es wohl erzogen wird, ein großer Mann werden kann. Das Gemütliche [Gemütvolle] der Gazelle wird sein Herz regieren, das Schlaue des Schakals seine Vernunft und das Kräftige des Riesenaars seinen Verstand, seinen Mut und seinen Willen. Sein Hauptcharakter wird ein kriegerischer sein, den er aber durch sein Gemüt und durch seine Klugheit mäßigen und so ein sehr brauchbarer Mensch in was immer für einem Stand werden kann. Wird er aber ein Krieger, so wird er zwar auch durch seinen Mut Glück haben, aber ebenfalls eine Beute der anderen kriegerischen Waffen werden.“ [GEJ.10_185,06]
„Es haben wohl alle Seelen auf dieser Erde etwas aus allen Sternen in sich; aber vorherrschend bleibt nur das, was sie aus der Natur derjenigen Erdenwelt haben, auf der sie zuerst als vollständige Menschenseelen ausgebildet worden sind.“ [RB.02_265,04]

„So ist z. B. eine übertriebene Reise- und Handelslust eine Einwirkung des Merkur, wie er auch als solcher schon bei den uralten Weisen bekannt war. Von der Venus rührt das schöngeistige verliebte Wesen her, wie es ebenfalls schon den alten Weisen bekannt war; vom Mars die Kampf- und Herrschlust, wie es auch die alten Weisen gekannt haben; vom Jupiter eine übertriebene pedantische Ehrsucht zufolge tiefer Gelehrsamkeit; vom Saturn eine leichte Erregbarkeit der Leidenschaften; vom Uranus eine große Prachtliebe und vom Miron [Neptun] eine übertriebene Lust zu allerlei Künsten wie Musik, Poesie, Malerei, Mechanik, Industrie aller Art u. dgl. m.“ [GS.02_122,08]

Der „Menschen Seelen, die aus der Substanz des Mondweltkörpers bestehen, haben besonders in ihrem Traumleben einen hervorragenden Zug dahin von wo sie ausgegangen sind, was sich besonders zu der Mondvolllichtzeit am stärksten wirkend zeigt, weil sich durch das Mondlicht eine größere Menge substantieller Seelenspezifika zur Erde senken und die bezeichneten Mondseelenmenschen erregen und anziehen.“ [GEJ.06_120,08]


Aufenthalt der Seele vor dem Zeugungsakt

„Das Hineinlegen des gesunden, schönen Samens bedeutet entsprechend das erste Werden des Menschen. Es ist gleich dem Eingefleischtwerden der an und für sich schon ganz ausgebildeten Seele, deren vorleiblicher Aufenthalt die Luft, besonders in der Mittelregion der Berge, ist, wo gewöhnlich die Baumregion aufhört, bis zur Schnee- und Eisregion hinauf. Wenn eine einmal ganz beisammen seiende Seele die gehörige planmäßige Konsistenz in der Luft erreicht hat, so steigt sie tiefer und tiefer bis zu den Wohnungen der Menschen herab, bekommt dann aus dem Außenlebensätherkreis, den ein jeder Mensch um sich hat, eine gewisse Nahrung und bleibt, wo sie durch die Homogenität [Gleichartigkeit] ihres Wesens angezogen wird.“ [GEJ.02_216,02-03]

„Sieh, da vor der Tür steht schon eine Menschengestalt wie die eines Kindes und wartet, bei einer nächsten Zeugung in den Leib einer Mutter aufgenommen zu werden. Und hinter dieser Seelenerscheinung siehst du eine Lichtgestalt; das ist schon dieser Seele jenseitiger Geist, der dafür Sorge tragen wird, dass diese gegenwärtig noch Naturseele bei der allernächsten Gelegenheit in einem Mutterleib versorgt wird.“ [GEJ.10_185,04]

„Was die materielle Zeugung betrifft, so unterscheidet sie sich von der gemein-tierischen wenig oder gar nicht; der Unterschied liegt mehr im Inneren. Die Seele muss natürlicherweise schon vor der Zeugung komplett da sein, d. h. sie muss alle substanziellen Spezifika [fundamentalen Eigenschaften] in sich vereinen, welche sonst im ganzen Universum verteilt sind und ihr von allen Seiten zugeführt werden. Ein solches vollkommenes substanzielles Spezifikalkompendium [grundlegende Eigenschaftssammlung] ist dann schon die Seele; nur sind die Spezifika in ihr gewisserart chaotisch so untereinandergemengt, dass man allenfalls sagen könnte, die Seele ist vor der Zeugung ein Knäuel, ein sogenannter gordischer Knoten, der erst entwirrt werden muss, um zu einer Form zu gelangen. Die Entwirrung dieses Knotens beginnt eben mit dem Akt der Zeugung, denn da wird dieser gordische Seelenknoten in den Mutterleib getrieben und umhülst.“ [Er.01_050,02-04]


Zeugung und Inkarnation der Seele

„Der Mensch ist zusammengesetzt aus einem naturmäßigen Leib, der da ist ein Gefäß, darin sich durch die verschiedenen Organe eine lebendige Seele ausbilde; denn im Entstehen durch die Zeugung wird nur das alleinige Wesen des Leibes konstruiert.“ [HiG.03_40.06.17,03]

„Durch die fleischliche Zeugung wie sie besteht, wird weder der Geist, noch die Seele gezeugt, sondern allein ein fleischlicher Leib, der im Mutterleib vorerst vollends ausgebildet werden muss, bevor er zur vollständigen Aufnahme der Seele und diese dann zur Aufnahme des Geistes befähigt wird; und so hat alles seinen guten Grund und besteht aus seiner guten Ordnung.“ [HGt.02_ 133,08]

„Es hat das Menschenweib schon einen Naturstoff in sich; wenn aber die Zeugung geschieht auf die jedermann bekannte Weise, so wird ein Klümpchen befruchtet und erregt, aber es wird, wie eine Beere von einer Traube abgerissen, an die rechte Stelle gebracht, und eine schon fertige Seele tritt da hinzu.“ [GEJ.04_120,15]

„Die Seele ist vor der Zeugung ein Knäuel, ein sogenannter gordischer Knoten, der erst entwirrt werden muss, um zu einer Form zu gelangen. Die Entwirrung dieses Knotens beginnt eben mit dem Akt der Zeugung, denn da wird dieser gordische Seelenknoten in den Mutterleib getrieben und umhülst.“ [Er.01_ 050,04]

„Wenn Gatten [Eheleute] sich durch den Naturtrieb genötigt fühlen, eine Begattung zu begehen, so erhält eine vollreife und dem Gattenpaar zunächststehende freie Naturseele aus dem Außenlebensäther eine momentane Kunde, oder sie wird durch die vermehrte Kraft des Außenlebenskreises der Gatten als homo-gen angezogen, tritt mit einem gewissen Zwang während der Begattungshandlung in den Strom des Mannes und wird durch diesen in ein kleines Ei gelegt, was man die Befruchtung nennt. Und sieh, von da an gleicht die Lebensseele dann schon dem Samenkorn, das irgend ins Erdreich gelegt ward, und macht im Mutterleib alle die Stadien entsprechend durch bis zur Ausgeburt in die Welt, die das Samenkorn in der Erde durchgemacht hat, bis es den Keim treibt über den Erdboden.“ [GEJ.02_216,04]


Der Seele die besten Voraussetzungen schaffen

„Bei der Zeugung soll dieses wohl und sehr gewissenhaft beachtet werden, dass die Zeugung nicht aus gemeiner Geilheit verübt werde, sondern aus wahrhafter Liebe und seelischer Neigung. Kinder, auf diese ordentliche Art gezeugt und im Mutterleib ungestört ausgereift, werden erstens schon seelenvollkommener in die Welt kommen, weil die Seele in einem vollkommen ausgebildeten Organismus doch sicher eher und leichter für ihren geistigen Herd sorgen kann als bei einem ganz verdorbenen, an dem sie gleichfort zu bessern und zu flicken hat; und zweitens ist sie selbst reiner und heller. Was sind dagegen die schon im Mutterleib verdorbenen Kinder? Ich sage es euch, kaum mehr als scheinbelebte Schattenbilder des Lebens! Und was ist hauptsächlich daran schuld? Das, was Ich euch bisher sattsam als Folge der Geilheit gezeigt habe.“ [GEJ.04_231,05-06+08]

„Die Selbstsucht ist nirgends schmählicher als wie gerade bei dem Akt, wo es sich um die Fortzeugung eines Menschen handelt. Warum denn? Die Ursache liegt am Tag. Wie der Grund, wie der Same, so auch wird die Frucht. Ist göttliche Liebe, also die Keuschheit der Same, so wird auch eine göttliche Frucht zum Vorschein kommen; ist aber Eigenliebe, Selbst- und Genusssucht, also der unkeusche Zustand des Gemüts der Same, welch eine Frucht wird da hervorgehen?“ [GS.02_080,18]

„Das ist Meine Ordnung, aus welcher alle Dinge hervorgegangen sind! Wenn du nun zeugst deinesgleichen aus dieser Ordnung heraus, aus der du von Mir Selbst bist geschaffen und gewisserart gezeugt worden, so ist deine Zeugung ja gerecht, da sie ist in der Ordnung, in welcher Ich Selbst bin. Zeugst du aber nur blind oder taub, dann zeugst du nicht, sondern zerstörst nur, was Ich Selbst fürs ewig freie Sein geschaffen und gezeugt hatte, und das ist dann doch natürlich wider Meinen Willen, welcher, wie Ich ehedem gezeigt, ja nur allein ist das eigentliche fest bestimmte Sein jedes von Mir gezeugten und geschaffenen, Wesens. Solchem Meinem Willen entgegenhandeln aber ist ja die Sünde oder der Tod des von Mir gezeugten Wesens. Daher muss die Zeugung in aller Ordnung geschehen.“ [HGt.02_135,15-18]

Was die reichhaltige Zeugungsfähigkeit betrifft, so ist sie nicht gegeben der Vielzeugerei, sondern nur der kräftigen Zeugerei wegen; und so kann ein Mann mit einem Weib zwar wenigere, aber dafür desto kräftigere Kinder zeugen, während bei der Vielzeugerei nur die größten und unreifsten Schwächlinge zum Vorschein kommen können. Denn jeder Same wird eine schlechte oder gar keine Frucht erwecken, so er nicht vorher zur vollen Reife gelangt ist. Also ist es auch bei dem Menschen umso mehr der Fall, wo es sich doch um die Erweckung der alleredelsten Frucht handelt. Also bleibe es bei einem Weib, und dieses tut genug, wenn es alle drei Jahre nur eine Frucht ausreift.“ [HGt.03_063,12-15]

Es „werden auch von der Hölle schon bei der Zeugung, besonders wenn diese als sündhaft auf rein tierische Befriedigung abgesehen war, eine Menge höllischer Liebe-Bläschen in der Gegend des Wanstes und der Geschlechtsteile gelegt, welche dann auch mit Meiner Liebe fast zu gleicher Zeit ausgeboren werden, wie die Raupen im Frühjahr, wenn die Wärme der Sonne kommt, so auch diese Brut durch die aufgehende Wärme Meiner göttlichen Liebe im Geist des Menschen.“ [HiG.03_40.06.17,13]


Entwicklung des Kindes im Mutterleib

„Es hat zwar das Menschenweib auch schon einen Naturstoff in sich, wenn aber die Zeugung geschieht auf die jedermann bekannte Weise, so wird zwar auch ein Klümpchen befruchtet und erregt, aber es wird, wie eine Beere von einer Traube abgerissen, an die rechte Stelle gebracht, und eine schon fertige Seele tritt da hinzu, pflegt eine Zeitlang diese Lebensbeere, bis der Stoff in derselben so weit gediehen ist, dass die sich stets mehr zusammenziehende Seele in den noch sehr flüssig lockeren Embryo eindringen kann, zu welcher Verrichtung die Seele auch bei zwei Monden lang zu tun hat. Hat sie sich des Embryos im Mutterleib ganz bemächtigt, dann wird das Kind gleich fühlbar lebendig und wächst dann auch schnell zur ordnungsmäßigen Größe. Solange die Nerven des Fleischkindes nicht völlig ausgebildet und tätig sind, arbeitet die Seele mit Selbstbewusstsein mit allem Eifer fort und richtet sich den Leib nach ihren Bedürfnissen ein; sind aber einmal die Nerven alle ausgebildet, und wird deren sich stets mehr entwickelnder [Nerven-]Geist ganz ordnungsmäßig tätig, dann begibt sich die Seele mehr und mehr zur Ruhe und schläft am Ende in der Gegend der Nieren ganz ein. Sie weiß nun nichts von sich selbst und vegetiert bloß, ohne alle Erinnerung an einen früheren nackten Naturzustand. Erst etliche Monde nach der Geburt fängt sie stets mehr und mehr an zu erwachen, was aus der Abnahme der Schlafsucht recht gut wahrgenommen werden kann; aber bis sie zu einigem Bewusstsein gelangt, braucht es schon eine längere Zeit. Wenn ein Kind der Sprache mächtig wird, dann erst tritt auch ein rechtes Bewusstsein in die Seele, jedoch ohne Rückerinnerung, denn diese könnte man bei der höheren Weiterbildung der Seele auch durchaus nicht brauchen.“ [GEJ.04_ 120,15-16]

„Die Seele ist vor der Zeugung ein Knäuel, ein sogenannter gordischer Knoten, der erst entwirrt werden muss, um zu einer Form zu gelangen. Die Entwirrung dieses Knotens beginnt eben mit dem Akt der Zeugung, denn da wird dieser gordische Seelenknoten in den Mutterleib getrieben und umhülst. Innerhalb dieser Umhülsung fangen dann die korrespondierenden Intelligenzen an sich zu erkennen, sich einander zu nähern und einander zu ergreifen. Damit sie aber das können, verschaffen ihnen die Geister in ihre Umhülsung Licht, in welchem Licht sich diese substanziellen Spezifikalintelligenzen erkennen, aussondern, sich dann einander annähern, ergreifen und verbinden, und das alles durch die Nötigung aus dem Willen jener Geister, denen dieses Geschäft anvertraut ist. Diese Geister aber sind das, was ihr Schutzgeister nennt, und es sind Engel und große Engel, die alle da Einfluss nehmen. Und da gibt es keinen Menschen, der nicht wenigstens drei Schutzgeister, zwei Engel und einen großen Engel hätte, über die noch ein Siebter wacht. Diese Schutzgeister und Engel sind vom Augenblick der Zeugung fortan um die neugezeugte Seele und sorgen unablässig für die ordnungsmäßige Ausbildung derselben. Hat die Seele einmal in ihrer Umhülsung die menschliche Form wieder bekommen, so werden ihr dann aus dem Mutterleib entsprechende Spezifika zugeführt. Diese Spezifika verwendet endlich die Seele zu ihrer eigenen festeren Aneinanderbindung ihrer Intelligenzen. Ist das geschehen, so strömen aus dem Mutterleib schon wieder andere und neue Spezifika in den Ort der neuen Menschwerdung im Mutterleib; diese werden schon zur Bildung der Nerven verwendet. Die Nerven sind gewisserart Stricke und Schnüre, die von der Seele überall ergriffen und angezogen werden können, um dadurch dem nachfolgenden Leib eben durch diese Schnüre und Stricke jede mögliche Bewegung geben zu können. Sind die Nerven in ihren Grundlagen und Verbindungen fertig, dann strömen schon wieder neue Spezifika nach. Diese werden zur Bildung der Eingeweide angeordnet. Und sind die Haupteingeweide in den ersten organischen Grundlagen dargestellt, so werden sie dann sogleich mit den Hauptnerven verbunden. Nach dieser Arbeit geht es dann mit schon wieder etwas anderen Spezifiken an die völlige Ausbildung der Eingeweide. Da aber natürlich in dem Kopf die meisten Nerven zusammenlaufen, und zwar hauptsächlich im Hinterhaupt, in dem auch die Seele ihren Kopf hat, so beginnt zugleich mit der Bildung der Eingeweide auch die Bildung des Kopfs, welcher das entsprechendste Bild der Seele ist, weil alle Intelligenz der Seele sich durch gewisse Hauptausstrahlungen im Kopf konzentriert. Und weil die Augen das allervollkommenste Symbol der Intelligenz sind, so wird auch der Kopf und besonders die Augen am ersten ersichtlich sein, denn in den Augen strömen alle Ausstrahlungen der einzelnen Intelligenzen der Seele durcheinander und bilden durch eben dieses Durcheinanderströmen die naturmäßige Sehkraft der Seele, mittelst welcher sie die Außenwelt in sich selbst hineinschauen kann. Ist die Seele mit dieser Arbeit durch die Willenshilfe der Geister fertig, so werden ihr wieder neue Spezifika zugeführt; aus denen werden dann schon allerlei Dinge des menschlichen Leibs geordnet. Es braucht hier nicht des Machens oder Schaffens, die Sache macht sich von selbst, wenn ihr nur der Weg in die Ordnung angezeigt ist. Und so wird hier Fleisch, Knorpel, Muskeln, Sehnadern und Knochen gestaltet, und es ergreift sich von selbst, was zu einem und demselben gehört, nur würde die Richtung verfehlt sein, und dadurch auch die Form, wenn die Geister den Intelligenzspezifiken durch ihre weise Willenskraft nicht den rechten Weg vorzeichneten.“ [Er.01_050,04-11]

„Wenn die Seele oben beschriebene Knorpeln, Muskeln, Knochen und Sehnadern ausgebildet hat, so wird von ihr weitere Sorge dahin getragen, die äußersten Extremitäten durch richtige und ordnungsmäßige Verwendung der dazu gehörigen Spezifika zur völligen Vollendung zu bringen. Wenn auch das getan ist, dann zieht sich die Seele in die Eingeweide zurück und beginnt die Muskeln des Herzens in Bewegung zu setzen, durch welche Bewegung zuerst durch eigene, wasserklare Säfte die Organe geöffnet und gewisserart durchstoßen werden. Ist dieser Durchstoß geschehen, dann setzt die Seele alsbald die Milz in Tätigkeit, dadurch wird sogleich das Blut erzeugt und in die Herzkammern geführt, von denen aus es dann auch alsbald in die durchstoßenen Organe getrieben wird. Hat das Blut einmal den ersten Kreislauf gemacht, so wird der Magen in Tätigkeit gesetzt und beginnt sogleich die in ihm liegenden Nährsäfte in eine größere Gärung zu bringen, wodurch dann schon die edleren, mehr substanziellen Spezifika ausgesondert, die gröberen, unverdaulichen, schleimigeren Flüssigkeiten aber hinaus gestoßen werden durch den natürlichen Entleerungskanal, wodurch dann auch die Flüssigkeit in der Mutterblase herkommt, welche gewisserart nichts anderes ist als der Unrat des nun schon im Mutterleib leiblich lebenden Kindes.“ [Er.01_051,01-04]

„Der Mensch ist zusammengesetzt aus einem naturmäßigen Leib, der da ein Gefäß ist, darin sich durch die verschiedenen Organe eine lebendige Seele ausbilde, denn im Entstehen durch die Zeugung wird nur das alleinige Wesen des Leibes konstruiert. Und erst im siebten Monat, wenn schon das leibliche Wesen organisch, wenn auch noch nicht ganz der Form, doch aber all den Teilen nach durch das vegetative Leben der Mutter ausgebildet wird, so erst wird in der Gegend der Magengrube ein für eure Augen nicht wahrnehmbares, vom Zeuger herrührendes Bläschen, darin die Substanz der Seele enthalten ist, geöffnet, und teilt sich dann dem ganzen Organismus durch die Verbindung der Nerven mit, umwandelt dann ein in allen Nerven vorfindliches magnetisches Fluidum in die seinige und dringt dann in aller elektrischen Schnelle bald auch in alle übrigen Organe, namentlich aber zuletzt erst in die Herzmuskeln, was gewöhnlich erst am siebten Tag, bei einigen manchmal etwas später erst geschieht.
Dann fängt ganz langsam das Herz an sich auszudehnen durch die allmähliche Füllung der Seelensubstanz, und wenn es so nach und nach gleich einer elektrischen Flasche voll geworden ist, so entladet es sich dann in die Adern durch eine obere Kammer. Dieses entladene Fluidum teilt sich dann allen dort befindlichen Säften mit und zwingt sie in alle Gefäße und so auch dann die in den Gefäßen selbst vorhandenen Säfte zur Bewegung wieder in die Venen und durch dieselben wieder zum Herzen zurück, während welcher Zeit das Herz schon wieder geladen wird und die dahin kehrenden Säfte sogleich wieder weiterbefördert.
Und so beginnt dann der Pulsschlag und die Zirkulation der Säfte und etwas später des daraus hervorgehenden Bluts. Dadurch nun bildet sich durch den derart bewirkten beständigen Verkehr und Austausch der Säfte und zwar den des Bluts die Masse des Leibes, und durch die in den feinen Säften enthaltene Substanz die Solidität der Seele elektro-organisch aus.
Und wenn dann auch der Magen vollends ausgebildet wurde zur Aufnahme von gröberen Säften, zuerst aus dem Leib der Mutter zur Unterstützung der an die Bestimmung verwendeten Säfte und des Bluts, dann wird der Mensch abgelöst von den Nährbanden im Mutterleib und wird geboren in die Außenwelt, begabt mit fünf naturmäßigen äußeren Sinnen, um aufzunehmen die Sinnenwelt oder eigentlich die verschiedenen Substanzen als des Lichts, des Schalls, des Geschmacks, des Geruchs und endlich des allgemeinen Gefühls, was alles nun bestimmt ist, die Seele auszubilden und nach deren Bedürfnis den Leib wachsen zu lassen, was dann mehrere Jahre nacheinander geschieht.“ [HiG.03_40.06. 17,03-05]

„Jedes Wesen ist bis auf das Auge schon im Mutterleib seiner Sinne mächtig. Es fühlt, es schmeckt, es riecht, auch das Ohr ist nicht geschlossen, aber das Auge wird erst geöffnet nach der Geburt.“ [BM.01_127,03]


Während der Schwangerschaft zu beachten

Kein Geschlechtsverkehr

„Die Eheleute sollen nur so viel tun, als da zur Zeugung eines Menschen unumgänglich notwendig ist. Wer sein Weib stört während ihrer Schwangerschaft, der verdirbt die Frucht schon im Mutterleib und pflanzt derselben den Geist der Unzucht ein; denn welch ein Geist die Gatten nötigt und reizt, sich über die natürliche Gebühr zu beschlafen, derselbe Geist geht dann potenziert in die Frucht über. Daher soll auch bei der Zeugung dieses wohl und sehr gewissenhaft beachtet werden, dass erstens die Zeugung nicht aus gemeiner Geilheit verübt werde, sondern aus wahrhafter Liebe und seelischer Neigung, und zweitens, dass das einmal empfangen habende Weib noch gut sieben Wochen nach der Ausgeburt ihrer Frucht in der Ruhe ungestört belassen werde. Kinder, auf diese ordentliche Art gezeugt und im Mutterleib ungestört ausgereift, werden erstens schon seelenvollkommener in die Welt kommen, weil die Seele in einem vollkommen ausgebildeten Organismus doch sicher eher und leichter für ihren geistigen Herd sorgen kann als bei einem ganz verdorbenen, an dem sie gleichfort zu bessern und zu flicken hat; und zweitens ist sie selbst reiner und heller, weil sie nicht von den geilen Unzuchtsgeistern, die durch die oft täglichen geilen Nachzeugungen in des Embryo Fleisch und auch Seele hineingezeugt werden, verunreinigt ist. Wie leicht kann solch eine Seele ihr Gemüt schon in der zartesten Kindheit gleich einem Samuel zu Gott erheben aus wahrer kindlicher, allerunschuldigster Liebe. Und welch eine herrliche Urlebensgrundzeichnung wird auf diese Weise aus der wahren Gemütstiefe dem jungen, zarten Gehirn vor jeder materiellen Zeichnung ganz licht und hell eingeprägt, aus welchem Licht sich dann ein Kind die später kommenden Bilder aus der materiellen Welt in der rechten Bedeutung und Beziehung erklären wird, weil diese Bilder auf einen lichtvollen und lebenswahren Grund gewisserart eingepflanzt werden und erweitert und wie in ihre Einzelteile zerlegt und, als durch und durch besterleuchtet, von der Seele auch leicht durch und durch beschaut und begriffen werden. Bei solchen Kindern fängt sich schon frühzeitig eine Außenlebenssphäre zu bilden an, und sie werden bald und leicht hellsehend, und ihrem Willen wird sich alles in Meiner Ordnung Seiende zu fügen anfangen. Was sind dagegen die schon im Mutterleib verdorbenen Kinder? Ich sage es euch, kaum mehr als scheinbelebte Schattenbilder des Lebens. Und was ist hauptsächlich daran schuld? Das, was Ich euch bisher sattsam als Folge der Geilheit gezeigt habe.“ [GEJ.04_231,03-08]

„Wenn jemand ein [schwangeres, s.V.18] Weib unordentlich beschläft zu öfteren Malen, so zeugt er fürs erste nicht nur mit jeder Beiwohnung keine Frucht, sondern er verdirbt oft noch die schon gezeugte und macht am Ende sein Weib gänzlich unfruchtbar noch obendrauf.“ [HGt.02_106,19]

„Das einmal gesegnete Weib bedarf der Ruhe für die Zeit, die Gott in der Natur des Weibes verordnet hat.“ [GEJ.03_071,12]


Tugendhaft sein

Bei der Erschaffung des menschlichen Körpers im Mutterbauch „würde die Richtung verfehlt sein, und dadurch auch die Form, wenn die Geister nicht den Intelligenzspezifika durch ihre weise Willenskraft den rechten Weg vorzeichneten, was sogar manchmal geschehen kann, wenn sich die Mutter, die so ein Kind in sich trägt, manchmal in ihrem Gemüt in die Hölle begibt, wo dann freilich Meine guten Geister und Engel nicht volle werktätige Gesellschaft leisten können. Die Folge solchen Übels ist gewöhnlich eine Missgeburt oder manchmal gar ein Einschiebling aus der Hölle, welchen das sogenannte gemeine Volk einen Wechselbalg*  nennt, daher es jeder Mutter zu empfehlen wäre, sich während der Schwangerschaft so christlich tugendhaft als möglich zu betragen.“ [Er.01_050,11]
*Missgestalt; Schwachsinniger mit schweren Entwicklungsstörungen, Trottel.

„Je nachdem hier irgendein Mensch vorzugsweise eine sinnliche Neigung hat, eben nach dem wird sich diese in der Seele ausprägen, und dies ob des Übermaßes solcher substanzieller Intelligenzspezifika, die nach der Regel des Lebensbuchs und nach dessen festgestellter Ordnung nicht mehr zur rein menschlichen Form der Seele gehören. Bei manchen Menschen sind ähnliche Abnormitäten der Seele schon im noch irdischen Leib ersichtlich, was freilich nicht immer der Fall ist, weil der Leib nicht so leicht fremde Spezifika so empfindlich aufnimmt wie die Seele; nur wenn die Seele schon zu frühzeitig oder manchmal auch zufolge der elterlichen Sünden untaugliche Spezifika aufgenommen hat, so werden sie auch, wenn der Leib noch aufnahmefähiger ist, auf denselben wohlmerklich übertragen.“ [Er.01_053,06-07]


Sich richtig ernähren

„Moses hat den aus der harten Knechtschaft Ägyptens erlösten Israeliten den Speisezettel vorgeschrieben. Die streng nach demselben lebten, blieben gesund bis in ihr hohes Alter, aber gar viele sehnten sich nur zu bald nach ihren ägyptischen Fleischtöpfen, und die Folge war, dass sie darauf bald krank, schwach und mühselig wurden und unter allerlei Leibeskrankheiten ihr diesirdisches Leben beschließen mussten. Und eine noch größere Betrübnis in dieser Hinsicht stellt sich bei den Kindern heraus. Erstens haben schon die Eltern früher nach links und rechts hin gesündigt und ihren Leib dadurch mit einer großen Anzahl von bösen und schädlichen Seelensubstanzen angefüllt, und das Kind war somit von einem sündigen Vater in den Leib einer noch sündigeren Mutter hinein gezeugt. Frage: Wie soll aus einem solchen Leib ein gesundes Kind hervorgehen? Und zweitens ist die Mutter in ihrer Schwangerschaft am meisten lüstern nach allerlei Leckereien, und ihre Angehörigen wissen ihr keinen besseren Dienst zu erweisen, als nach Möglichkeit dem Ver-langen des schwangeren Weibs nachzukommen. Bei dieser Gelegenheit bekommt das Kind den zweiten Stoß in seiner Gesundheit. Es ist nicht genug, dass es schon völlig krank aus dem Mutterleib kam, sondern es muss darauf gleich mit einer noch schlechteren Muttermilch genährt werden. In dem besteht dann der dritte, noch gewaltigere Stoß in die Grundfeste der Gesundheit eines Kindes.“ [GEJ.10_182,07-11]

Weiteres siehe unsere Zusammenstellung ‚Ernährungsleitlinien zur Gesunderhaltung von Leib, Seele und Geist‘ hier.


Zur Frage der Abtreibung

Das Leben des Menschen beginnt bereits mit der Zeugung (s. GEJ.02_216,02, Er.01_050,04 u. GEJ.02_216,04).

Nach Jesus soll sogar schon die bei einem unzüchtigen Beischlaf bewusst vermiedene Zeugung als ein Verbrechen des Kindesmords bestraft werden (s. HiG.02_47.06.10,06).

Die Folge verhinderter Zeugungen (und damit natürlich auch die Ausreifung einer empfangenen Frucht) kann zu Krankheiten und Besessenheiten aller Art führen (s. HiG.02_47.01.10,04 ff.).
„Sagt daher nicht untereinander, mit meinem Leib kann ich tun nach meinem Behagen, denn das wird euch von Meiner Liebe stets mehr und mehr abziehen, und ihr werdet dadurch Knechte der Welt werden und somit auch des Todes, und werdet euch schwer, langwierig und äußerst mühsam wieder von der Welt losreißen können, und es wird dereinst viel Feuers müssen über euch kommen, um euch loszuschmelzen von den ehernen Banden des Todes.“ [HGt.02_ 137,21]


Die Einlegung des Geistes des Menschen

„Ungefähr drei Tage vor der Geburt wird aus der allerfeinsten und zugleich solidesten Substanz der Seele in der Gegend des Herzens ein anderes unendlich feines Bläschen gebildet, und in dieses Bläschen wird ein einst böse gewordener Geist, der da dem Wesen nach ein Funke der göttlichen Liebe ist*, hineingelegt.“ [HiG.03_40.06.17,06]
*Damit gemeint ist der Geist des Menschen, der voranfänglich von Gott geschaffen war, aber wegen dem Missbrauch seines freien Willens von Ihm abgefallen, somit böse geworden ist, s. HGt.01_005,02-13+GEJ.02_231,05-10.

„Wenn die Frucht im Mutterleib dem Leib nach lebend* bei drei Monate zugebracht hat** , so wird der ruhig gewordenen Seele, deren seelisches Herz eine gewisse Solidität erreicht hat, durch einen Engelsgeist ein ewiger Geist in eben das Herz der Seele unter siebenfacher Umhülsung eingelegt; natürlich muss sich hier niemand eine materielle Umhülsung denken, sondern eine geistige, welche viel kräftiger und haltbarer ist als eine materielle, was sich auch schon aus vielen Dingen auf der Welt ersehen lässt wo es ein leichteres ist, einen materiellen Kerker zu durchbrechen als einen geistigen. Nach der Einlegung des Geistes in das Herz der Seele, welche Handlung bei einigen Kindern früher, bei anderen später geschieht, bei vielen drei Tage vor der Geburt, wird der Leib schneller ausgereift, und die Geburt wird vor sich gehen.“ [Er.01_051,05+07]
*d.h. nach vollkommener Ausbildung des Körpers (Ende 6.Monat, s.V.1-4).
** also am Ende des 9.Monats


Entwicklung des Geistes

„Bei der Ausgeburt des Leibes aus dem Mutterleib wird der ewige Lebenskeim als ein Fünklein des reinsten Gottesgeistes in das Herz der Seele gelegt, gleichwie bei der Frucht einer Pflanze, wenn sie die Blüte abgeworfen hat und sich für sich zu wappnen und zu konsolidieren anfängt. Ist der Leib einmal ausgebildet, so beginnt die Ausbildung des Geistes im Herzen der Seele. Hier muss dann die Seele alles Mögliche aufbieten, dass der Geist in ihr zu keimen beginne und muss ihm förderlich an die Hand gehen. Die Seele ist hier die Wurzel und der Halm, und der Leib das Erdreich; sie muss dem Geist kein grobes Wasser zur Nahrung geben. Die Ringe, die der Geist zieht, sind die Demütigungen der Seele. Ist der letzte einmal gezogen, dann entwickelt sich der Geist endlich von selbst und nimmt alles ihm Verwandte aus der Seele in sich auf, konsolidiert sich und nimmt am Ende die ganze Seele, und was im Leib mit der Seele verwandt war, in sich auf und ist dann für ewig völlig unzerstörbar, so wie wir solchen Gang wieder nahezu bei jeder Pflanze mehr oder weniger klar bemerken können. Wenn die Frucht auf dem ordentlichen Weg die nahe Vollreife erlangt hat, werden in die in ihr ruhenden Körner Lebenskeimfünklein in zarte, schon vorbereitete Hülschen gelegt; darauf sperrt sich der Kern von der anderen Frucht auf eine Zeitlang ganz ab und konsolidiert sich wie für sich, aber dennoch immer zur Hälfte aus dem Lebensäther der ihn umgebenden Frucht. Mit der Zeit fängt die äußere Frucht an einzuschrumpfen und zu vertrocknen. Warum denn? Weil ihre Seele ganz übergeht in das Leben des Keimgeistes im Kern. Und ist die Lebenskraft der Frucht endlich ganz in den Lebenskeimgeist übergegangen, so wird der früher durchgängig lebendige Halm in allen seinen Stadien trocken und tot; aber dafür hat sich dann alles Leben der Pflanze mit dem Keimleben zu einem gleichen Leben vereinigt und kann als solches nimmer vernichtet werden, ob es an die Materie des Kerns gebunden ist oder nicht.“ [GEJ.02_217,05-09]

„Von dem Augenblick an, als deiner Seele vom Herrn der Geist eingelegt ward, von dieser Zeit der Einlegung des Geistes in die Seele an ist jeder Mensch auch schon ein Bewohner der Geisterwelt und lebt und webt stets die halbe Lebenszeit völlig in der Geisterwelt, was ihm seine Träume nur zu klar sagen. Nur die naturwache Tageszeit ist er zum größten Teil seines Wesens in der Materiewelt, obschon mancher durch geistige Gedanken, Betrachtungen, Gebete, Liebe zu Gott und edle Handlungen sich auch am hellsten Tage rein in der reinen Geisterwelt befindet.“ [RB.02_214,04]


Seele ohne Geist

„Der Geist ist das eigentliche Lebensprinzip der Seele, und die Seele ist ohne den Geist nichts als ein substantiell ätherisches Organ, welches wohl zur Aufnahme des Lebens alle Fähigkeit besitzt, aber ohne den Geist nichts ist als ein substantiell-geistig-ätherischer Polyp, der seine Arme fortwährend nach dem Leben ausbreitet und alles einsaugt was seiner Natur entspricht. Die Seele ohne den Geist ist also eine bloß stumme polarische Kraft, welche den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt, selbst aber keine Urteilskraft besitzt, daraus ihr klar würde, womit sie sich sättigt und wozu ihr die Sättigung dient. Sie ist zu vergleichen mit einem Erzkretin, der keine andere Begierde in sich verspürt als diejenige, sich zu sättigen. Womit und warum? Davon hat er keinen Begriff. Wenn er einen großen Hunger verspürt, so frisst er was ihm unterkommt, ob Unrat oder ob Brot oder eine barste Kost für Schweine, das ist ihm gleich. Seht, dasselbe ist die Seele ohne den Geist. Und diese angeführten Kretins haben eben auch bloß ein seelisches Leben, das heißt, in deren Seele ist entweder ein zu schwacher Geist oder oft auch gar kein Geist vorhanden. Dass aber solches der Fall ist, dazu braucht ihr nichts als nur einen Blick in die Welt der finsteren Geister zu werfen; was sind diese? Sie sind nach dem Tod fortlebende Seelen, die bei Leibesleben auf die leichtsinnigste und oft böswilligste Weise ihren Geist in sich so sehr geschwächt und niedergedrückt haben, dass er ihnen in solchem Zustand kaum die kargst zugemessene Lebenserregung zu verschaffen imstande ist, bei der aber alle Lebensvorteile nicht selten im ewigen Hintergrund bleiben müssen. Wie aber gebärden sich solche Wesen jenseits gegenüber den seligen lebendigen Geistern? Nicht anders als pure Trottel, also geistige Kretins, in aller Weise noch missgestaltet, so dass nicht selten von einer menschlichen Gestalt nicht die leiseste Spur mehr zu entdecken ist. Diese Wesen sind in der Geisterwelt in ihrer Handlungsweise so wenig mehr zurechnungsfähig wie die Trottel bei euch auf der Erde. Daraus aber geht nun hervor, dass nicht die Seele an und für sich, sondern nur im Besitz des Geistes, dem allein das freie Wollen innewohnt, zurechnungsfähig ist, im Grund also nur der Geist.“ [GS.02_079,12-15]

„Die Seele z. B. eines Kretins ist in sich ebenso vollkommen als die eines Doktors der Philosophie; aber der Leib dieser Seele ist zu plump und schwer und lässt nur äußerst wenig oder gar kein Licht in die Seele, oder der Lichtfunke, der in die Seele gelegt ist, kann nicht auflodern, weil er zu sehr gedrückt wird von der plumpen Fleischmasse.“ [Er.01_052,16]

Eine Seele kann ohne Gottes Geist in ihr nicht zu Seiner Anschauung gelangen (s. RB.02_294,07).


Geburt – Beginn des Erdenlebens

„Wenn das Kind vom Mutterleib ausgeboren wird, so wird die Lunge in die Tätigkeit gesetzt, und das Kind fängt dann an, aus der Luft durch jeden Atemzug eine zahllose Menge Spezifika in sich aufzunehmen, die sofort zur Bildung des Nervengeistes und zur Kräftigung der Seele verwendet werden, d. h. was ihr substanziell-formelles Wesen betrifft. Was aber ihre innere Spezifikal- und Intelligenzialnahrung betrifft, das bekommt sie durch die Sinne des Leibes, und das alles geordnet von den guten Geistern in dieser Sphäre.“ [Er.051,17]

„Der Mensch beginnt aus dem Samenkeim im Mutterleib zu werden und zu wachsen. Sind nach Verlauf der ordnungsmäßigen Zeit alle Bedingungen erfüllt, so wird der gewordene Mensch von den Banden seiner engen Werdenswelt gelöst und ausgeboren in die große Außenwelt. Im Augenblick verändern sich auch alle früheren Lebensverhältnisse. Der Mensch fängt an, Nahrung zu sich zu nehmen von der Außenwelt, und das doppelt fürs Wachsen und Gedeihen des Leibes und dessen zum Gebrauch notwendigen Naturleben durch den Magen, und für das Wachstum und fürs Gedeihen der Seele durch alle die am Leib befindlichen Sinnesorgane, die ihre ihnen zusagende Kost aus dem od-psycho-ätherischen Außenlebenskreis nehmen. Anfangs wird freilich das meiste zum Gedeihen des Leibes und dessen Naturlebens, das hauptsächlich im fleischlichen Herzen seinen od-elektromagnetischen Sitz hat und so lange fortdauert, als die kleine od-elektromagnetische Lebensbatterie die gerechte und hinreichende Nahrung hat, verwendet. Ist der Leib einmal ausgebildet, dann erst wird die Seele freitätiger und verwendet den Außenlebensätherkreis zu ihrer eigenen freien Ausbildung. Geht nun die Seele nicht in eine gewisse träge Genusssucht über sondern arbeitet tätigst an ihrer inneren Ausbildung, so belebt sie den Keim des Athma [Geist des Menschen]  in sich, und dieser wächst dann schnell, wird endlich in der Seele selbst ausgeboren und nimmt sodann die ganze Seele in sich auf und wird eins mit ihr. Die so veredelte und vergöttlichte Seele wirkt dann auf den Leib zurück, veredelt dessen ätherische Lebensteile und macht sie zu den ihrigen, was dann eine wahre Auferstehung des Fleisches ist.“ [HiG.03_54.02. 24,12-14]

„Erst etliche Monde nach der Geburt fängt sie [die Seele] stets mehr und mehr an zu erwachen, was aus der Abnahme der Schlafsucht recht gut wahrgenommen werden kann; aber bis sie zu einigem Bewusstsein gelangt, braucht es schon eine längere Zeit. Wenn ein Kind der Sprache mächtig wird, dann erst tritt auch ein rechtes Bewusstsein in die Seele, jedoch ohne Rückerinnerung, denn diese könnte man bei der höheren Weiterbildung der Seele auch durchaus nicht brauchen. Die Seele aber sieht und erkennt nun, ganz im Fleisch steckend, sonst vorderhand nichts als was ihr durch des Leibes Sinne vorgestellt wird, und kann etwas anderes in sich selbst gar nicht erkennen, weil sie durch die Fleischmasse in sich derart verfinstert ist und sein muss, dass sie zumeist gar nicht weiß, dass sie für sich auch ohne das Fleisch da sei. Sie fühlt sich lange Zeit hindurch als mit dem Fleisch ganz identisch, und es gehört viel dazu, eine Seele im Fleisch so weit zu bringen, dass sie sich als etwas Selbstisches zu fühlen und zu betrachten anfängt, was auch wieder höchst notwendig ist, denn ohne dieses könnte sie keinen Geist in sich bergen und denselben natürlich auch nie erwecken. Erst wenn der Geist in der Seele zu erwachen beginnt, wird es nach und nach lichter in der Seele; sie fängt an, sich genauer zu erkennen und in sich selbst ganz verborgene Dinge zu entdecken, mit denen sie freilich noch nicht viel zu machen weiß. Erst wenn der Geist und sein mächtiges Licht in der Seele ganz zur vollen Tat werden, dann auch kehrt alle Erinnerung in die Seele zurück, aber natürlich alles in einem verklärten Licht. Da gibt es dann keinen Trug und keine Täuschung mehr, sondern nur eine allerhellste, himmlische Wahrheit, und die Seele ist dann selbst eins mit ihrem göttlichen Geist, und alles in ihr und außer ihr wird zur höchsten Wonne und Seligkeit.“ [GEJ.04_120,16-19]

„Mit dem Drang zur Selbstsucht und zum Geiz kommt ein jeder Mensch als Kind zur Welt, und dessen Seele hat durchgängig noch das gröbst-materiell-tierische Element in sich, und namentlich gilt das für jene Seelen, die nicht von oben sondern nur von dieser Erde her sind. Aber ganz frei von diesem Element sind auch jene Seelen nicht, die aus den Sternen auf diese Erde herüberkommen. Wird der Mensch nun in diesem tierischen Element erzogen, so verkehrt er dann solches selbst stets mehr und mehr in seinen Lebensgrund, das heißt in seine Liebe; weil diese aber tierisch ist, so bleibt der Mensch denn auch gleichfort ein reißendes Tier und hat nichts Menschliches als die lumpige Gestalt, die gelöste Zunge und infolge des geordneten Gehirnbaus ein geregeltes Erkenntnisvermögen, das aber stets mehr und mehr vom tierischen Element zur schnöden Tätigkeit angetrieben wird. Es kann infolgedessen nur das als gut und beseligend erkennen, was das rein tierische Element will.“ [GEJ.03_193,03]

„Es ist wahrlich nichts Geringes, wenn ein Mensch aus dem Mutterleib zur Welt geboren worden ist. Denn was dazu gehört bis eine Menschenseele aus allen Stufen reif wird zur Ausgeburt in die Welt, glaube es Mir, ist fürwahr mehr als du in Ewigkeiten zu fassen imstande sein wirst. Dass die Werdung eines Menschen für Mich Selbst keine solche Kleinigkeit ist wie sich einige philosophische Toren träumen lassen, beweisen ja alle die Taten und alle die Vorschöpfungen, welches alles allein nur für den Menschen bewerkstelligt und gemacht wurde. Demnach aber ist es denn ja auch billig und gerecht, dass selbst der leibliche Geburtstag für jeden Menschen ein wichtiger Tag sein muss, da er kein zufälliger, sondern ein schon von Ewigkeit her wohlberechneter Tag ist.“ [HiG.02_42.10.13,02-03]


Zurück zum Seiteninhalt