Jakob Lorber Unterricht der Kinder - Der Prophet Jakob Lorber

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EHE UND FAMILIE

Teil II: Kindererziehung und Familienleben
- Fortsetzung -


5. Unterricht

„Was würde wohl aus einem Kind werden, so ihr es von der Amme weg gleich auf eine hohe Schule gäbt, wo grundweise und hochgelehrte Lehrer ihren schon wohl vorbereiteten Jüngern die tiefsten und für den gewöhnlichen Menschen völlig unbegreiflichen Wissenschaften und geheimen Künste vortragen? Ein solches Kind würde am Ende wohl seiner Lehrer Worte nachsagen, aber ihren tiefen Sinn und ihre tiefe Bedeutung nie fassen können. Daher lasst die Kindlein zuerst einmal von der Amme erziehen, und sie durch allerlei Spielereien zum ersten, kindlichen Denken leiten. Von Jahr zu Jahr wird das Kind reifer und fähiger für einen höheren Unterricht.“ [GEJ.06_190,06]


5.1. Für eine Grundbildung der Kinder sorgen

„Ich aber sage euch noch hinzu, dass ihr eure Mühe auch dahin verwendet, dass alle Menschen schon von Kindheit an ordentlich lesen, schreiben und rechnen lernen sollen, nicht nur die Reichen allein, sonst nützen euch die geschriebenen Bücher wenig. Sucht vor allem eine rechte Bildung des Wissens und daraus des Herzens bei den Menschen zu bewerkstelligen, so werdet ihr euch einen großen Lohn in Meinem Reich bereiten, und ihr werdet dadurch auch ein leichtes Handeln auf der Erde mit den Menschen haben, denn mit wahrhaft gebildeten Menschen ist leicht zu reden und zu verkehren. Aber sucht eine rechte und ganze Bildung unter den Menschen auszubreiten, denn eine halbe Bildung ist oft schlechter als gar keine. Enthaltet euren Jüngern keine Wahrheit vor, so wie auch Ich euch nichts vorenthalten habe, denn nur die Wahrheit bildet den Menschen wahrhaft zu einem Menschen. Wo diese fehlt, da muss offenbar die Lüge an ihre Stelle treten, und diese ist die Gebärerin alles Unheils, das nur immer auf der Erde unter den Menschen vorkommen kann. Das somit auch zu euer aller Lebensrichtschnur. Werdet ihr das beachten, so werdet ihr gar bald die Segnungen davon schon auf dieser Erde nur zu klar und wahr erfahren.“ [GEJ.06_124,04-05]

„Lehrt sie [die Kinder] nur zuerst ganz mechanisch lesen, schreiben, rechnen, dann enthüllt vor ihnen noch die Gestalt der Erde und zeigt ihnen gleich überall den wahren Grund, insoweit sich dieser für sie geziemt, und insoweit sie den-selben zu fassen imstand sind. Bereichert sie mit allerlei nützlichen Kennt-nissen, und lasst sie auch mit euch allerlei kleine Erfahrungen machen, und begeistert sie für alles Gute und Wahre. Und glaubt es Mir, dass die Kinder das Gute und Wahre viel eher begreifen als alle die oft sinnlosen und weitwendigen Foppereien, aus denen sie dann erst selbst irgend tiefliegende Wahrheiten heraus entziffern sollen, was sie ermüdet und am Ende untätig machen muss.“ [GEJ.05_134,04-05]


5.2. Zum selbständigen Denken leiten

„Ein jeder Mensch hat eine Naturphantasie. Wird diese verwahrlost, so kann durch sie aus dem edelsten Menschen eine reißendste Bestie werden; wird aber seine Phantasie geregelt und auf edlere Formen hingeleitet, unter denen sie sich ganz geordnet zu bewegen beginnt, so wird sie auch selbst edlere Formen zu schaffen anfangen, in ein reineres Denken und Trachten übergehen und für das Beste ihrer inneren Schöpfungen den Willen beleben.“ [GEJ.05_008,06]

So wie Jesus Seine Jünger lehrte und ihnen Richtlinien für ihre Lehrtätigkeit gab, kann auch uns als ein guter Leitfaden für das Unterrichten dienen:

Petrus: „Ja, Herr und Meister, jetzt sind wir darüber ganz vollkommen im klaren, ich bitte Dich aber darum für die Folge, uns bei wieder vorkommenden ähnlichen Lehren auch sogleich die Erklärung mitzugeben, damit wir uns nicht zu ärgern notwendig haben über unseren eigenen Unverstand!“ Sagte Ich: „Das werde Ich tun, wo es nötig sein wird, aber wo Ich eure eigene Denkkraft stärken und eure Seele tätiger machen will, da enthülle Ich die Bilder nicht sogleich. Denn wer ein rechter Lehrer sein will, der muss seine Lehren so stellen, dass seine Jünger dabei stets viel zu denken und zu suchen haben, sonst macht er sie zu faulen und trägen Forschern nach allerlei Wahrheiten. Noch aber sage Ich euch: Der Meister, der da lehrt, muss stets sein ein Weiser und muss vom tiefsten Grund aus selbst wohl verstehen, was er lehrt. Aber die Jünger sollen, solange sie Jünger sind, gleichfort sein wie diese Kleinen hier, die eine ihnen gegebene Lehre annehmen und befolgen, so sie auch noch lange nicht einsehen ihren inneren Sinn; die rechte Einsicht wird ihnen in ihren reiferen Jahren schon werden.“ [GEJ.05_246,01-03]

„Darum soll ein rechter Jünger Meiner Lehre niemals etwas leichtfertig ohne eine vorangegangene genaue Prüfung annehmen. Erst wenn er von allem, was darin vorkommt, sich eine gründliche Einsicht und Überzeugung verschafft hat, soll er dann das Gute und Wahre als lebenswahr annehmen und darauf klug und weise danach handeln, und er wird dadurch ganz sicher zu jenen Resultaten gelangen, die man mit allem Fug und Recht als aus den Himmeln herab gesegnet anpreisen kann. Ich bin doch der Herr und der Meister von Ewigkeit, und ihr erkennt Mich als solchen nun vollkommen. Ich könnte zu euch nun sagen dies und jenes, krumm oder gerade, weiß oder schwarz, und ihr würdet es Mir glauben, da ihr nun lebensinnerlichst überzeugt seid, wer Ich bin. Da wäre sonach ein sogenannter Autoritätsglaube sicher am rechten Platz? Aber wer von euch kann sagen, dass Ich solchen von jemandem verlange oder je verlangt habe? Ja, Ich verlange Glauben, aber keinen blinden und keinen toten, sondern einen vollauf lebendigen. Ich lehre euch Wahrheiten, von denen der Welt nie etwas in den Sinn gekommen ist, aber Ich sage dabei nicht: ,Glaubst du das?‘, sondern ,Hast du das wohl verstanden?‘ Und so du sagst: ,Herr, dies und jenes ist mir dabei noch unklar‘, da erkläre Ich dir die Sache durch alle Mir zu Gebot stehenden Mittel so lange, bis du es vom tiefsten Grund aus völlig begriffen hast, und gehe dann erst wieder um einen Schritt weiter. Ich könnte jedem wohl gleich anfänglich eine solche Erklärung geben, dass er eine von Mir neu vorgetragene Lehre sogleich vollauf begreifen müsste, aber Ich kenne auch, was und wie viel er auf einmal zu ertragen fähig ist, und gebe auf einmal nur so viel, als es jemand von euch zu ertragen imstande ist, und lasse dem Samen Zeit, zu keimen und Wurzeln zu fassen, und binde Mich Selbst darauf, nicht eher etwas Neues zu bringen, als bis das eine auf den Grund begriffen worden ist. Ich lasse euch Zeit zur Prüfung des Vorgetragenen und Gezeigten. Ich Selbst sage zu euch: ,Prüft alles und behaltet das Gute und somit auch Wahre.‘ Tu Ich Selbst aber das, um wie viel mehr ihr, die ihr der Menschen Gedanken nimmer zu durchschauen vermögt gleich Mir. Verlangt ja von niemandem einen blinden Glauben, sondern zeigt jedem den Grund. Und sollte er nicht fähig sein, solchen zu erfassen mit seinem Verstand, so lasst es euch der Mühe nicht gereuen, ihn von Stufe zu Stufe hineinzuleiten mit aller Liebe und Geduld, bis er fähig wird, eure gute Lehre vom Grund aus zu begreifen, denn mit einem finsteren Verstand soll niemand euer Jünger sein in Meinem Namen. Denn Ich gebe euch ein helles Licht und Leben, und ihr sollt darum keine Apostel der Finsternis und des Todes sein. Wer da sucht, der soll es finden; wer da bittet und fragt, dem werde eine rechte Antwort gegeben, und wer da pocht an die verschlossene Pforte, dem werde sie völlig aufgetan. Es gibt nichts Undienlicheres als eine halbe Antwort auf eine gestellte Frage, da ist gar keine Antwort geben besser um vieles. Und es gibt nichts Unpraktischeres als eine halbe Erklärung über eine Sache, von deren genauer Erkenntnis oft eine große Lebenswichtigkeit abhängt. Daher soll derjenige, der ein Lehrer sein will, dasjenige überaus gründlich erkennen in allen Wurzel- und Urkeimstiefen, was er seinen Bruder lehren möchte, da ansonsten ein Blinder den anderen führt, und kommen sie an einen Graben, so fallen dann beide, Führer und Führling, hinein.“ [GEJ.05_088,01-08]


5.3. Talente fördern

„Die Talente sind von Mir aus an die Menschen darum verschieden verteilt, auf dass ein jeder seinem Nächsten nach dem ihm eigenen Talent in der von Mir gebotenen Nächstenliebe dienen kann. Darum habt ihr vorderhand für die Entwicklung der Sondertalente bei den Menschen weniger zu sorgen, sondern nur für die Hauptlehre, die ihr von Mir empfangen habt; alles andere, wie schon gesagt, werde schon Ich besorgen.“ [GEJ.10_065,04]

„Wenn alle Menschen gleich fleißig wären und auch die gleichen Talente hätten, so würden sie sich gegenseitig bald völlig entbehrlich werden, aber so haben schon Kinder ein und desselben Elternpaares verschiedene Talente und verschiedene Fähigkeiten. Der Erzieher aber muss sie wohl beurteilen können und dann den Kindern auch nach ihren Talenten und Fähigkeiten den Unterricht erteilen, und sie werden dann alle dem rechten Ziel zugeführt werden. Aber wenn du bei den verschiedenen Talenten und Anlagen deiner Kinder willst, dass sie zum Beispiel lauter Kleidermacher oder lauter Weber werden sollen, da wirst du freilich nur bei jenen einen rechten Fleiß und Eifer gewahren, die zu dem, was sie lernen, auch ein Talent haben. Die dafür wenig oder gar kein Talent haben, die werden dafür auch wenig Eifer zeigen. Solche Kinder werden, wenn sie später zu selbständigen Menschen werden, auch wenig Ersprießliches zum Wohl ihrer Nebenmenschen leisten, weil sie ohne das rechte Talent das mühsam Erlernte nie so recht gründlich und fertig innehaben können wie jene, die eben für das Erlernte schon von Geburt an ein rechtes Talent haben. So der Grund des größeren oder geringeren Eifers der Kinder liegt sonach, was mit Händen zu greifen ist, hauptsächlich bei den Eltern und anderen Lehrern der Jugend. Die Rebe bringt die Traube und der Feigenbaum die Feige als Frucht hervor, und beide Früchte schmecken süß; aber so du den Feigenbaum ebenso behandelst wie den Weinstock, da wird dir der Feigenbaum wenig Früchte tragen, und lässt du den Weinstock so unbeschnitten fortwachsen, wie da der Feigenbaum fortwächst, so wird der Weinstock bald ver-kümmern und dir wenig Trauben geben.“ [GEJ.07_126,02-04]

Auswirkungen im Jenseits: „Legt ab all das, was da nicht taugt in Meinem Haus, in Meinem Reich. Denn wo Ich bin, da ist auch Mein Reich, und dieses Reich ist der Himmel innerster und höchster. Dieser Himmel aber ist nicht ein Himmel des Müßiggangs und der ewigen Trägheit, sondern ein Himmel der vollsten Tätigkeit, in die ihr alle von nun an stets tiefer und tiefer werdet ein-geführt werden, jeder von euch in dem, wozu er schon auf der Erde talentierte Vorübungen machte.“ [BM.01_ 034,06]  


5.4. Das Gemüt ausbilden

„Wo immer man mit der Verstandesbildung der Gemütsbildung vorangeht, ist die Bildung verkehrt.“ [GEJ.04_219,10]

Es „müssen beim Menschen Herz und Verstand stets zugleich nach und nach gebildet und gestärkt werden, ansonsten kein Mensch irgend recht vorwärts in der Einsicht und im Handeln nach ihr gelangen kann“ [GEJ.09_103,07], denn „des Verstandes Wissen allein ist des Geistes Knechtschaft und Sklaverei!“ [HiG.02_42.11.04.a,06]

„Wenn derart  Menschen dann auch Kinder wie gewöhnlich bekommen, so werden diese doch unmöglich anders erzogen als nur in der Art, durch die ihre Eltern zum Weltglück empor gekommen sind, nämlich durch allerlei Weltklugheit. Sie lassen dann solche Kinder allerlei lernen, aber alles nur für die Welt. Da wird auf die zuerst berücksichtigt werden sollende Bildung des Gemüts nicht die allergeringste Rücksicht genommen, kann auch nicht genommen werden, weil die Eltern und die ihnen aus Gewinnsucht gefällig und angenehm werden wollenden Lehrer und Erzieher selbst keinen Begriff von dem Gemüt einer Seele mehr haben. Alles wird auf früheste Bildung und Schärfung des Verstands verwendet. Dazu wird das Kind durch allerlei Geschenke und Aus-zeichnungen so viel als möglich angeeifert, wird dabei schon in der frühesten Zeit in der Selbst- und Gewinnsucht mit der Bildung des Verstands so viel als nur möglich geübt, trägt feine und geschmückte Kleider, und kennt sich oft schon im zehnten Lebensjahr vor lauter Hochmut nicht. Wehe dem armen Kind oder auch einem anderen armen Menschen, der solch einem verbildeten Kind die gewünschte Ehre nicht bezeigte oder es etwa gar verhöhnte. Denn der hat sich an solch einem verzogenen Kind einen bleibenden Feind gezogen. Wo ist aber dann bei solchen Menschen noch an jene Mir ähnliche innere Lebenskraft zu denken? Wo ist da des Menschen Herrlichkeit über die gesamte Natur und über die Elemente, aus denen am Ende alles Geschaffene besteht und bestehen muss? Wird aber bei dem Menschen das Gemüt zuerst und vor allem gebildet, und kommt darauf dann erst eine ganz leicht zu bewerkstelligende und wirkungsreiche Ausbildung des Verstands hinzu, so wird der so geweckte Verstand zum lebendigen Lichtlebensäther, der die Seele so umfließt wie der Lichtäther die Sonne umflutet, aus dem heraus dann alle jene herrlichen Wirkungen zum Vorschein kommen, die ihr diese Erde allenthalben beleben seht. Bei der rechten Bildung der Seele des Menschen ist und bleibt die Seele ein Inwendiges und ein Tätiges, und das, was ihr ,Verstand‘ nennt, ist die ausströmende Wirkung der inneren Tätigkeit der Seele. Das Außenlicht des Verstands erleuchtet der Seele alle noch so kritischen äußeren Verhältnisse, und der Wille der Seele geht dann in dieses Außenlicht über und wirkt wunderbar alles Befruchten und Gedeihen, denn weil so gestellt ist des Menschen Ordnung nach Meiner Ordnung, so ist der Wille und das Vertrauen eben auch ein aus Mir oder aus Meinem allmächtigen Wollen Hervorgehendes, dem sich doch sicher alle Kreatur fügen muss. Was dann ein solch geordneter Mensch will, das muss geschehen im weiten Umkreis, weil die Außenlebenssphäre eines Menschen eigentlich von Meinem Geist durchweht wird, dem alle Dinge möglich sind.“ [GEJ.04_217,04-08]  

„In der Folge aber werden auch die Kindlein, so sie auf Mein Wort und auf Meinen Namen gezeichnet und getauft werden, den Geistesfunken Meiner Liebe ins Herz ihrer Seele gelegt bekommen, aber dieser wird dennoch nicht wachsen bei einer verkehrten Erziehung, wohl aber bei einer Erziehung nach Meiner euch allen nun überklar gezeigten Ordnung, nach der vor allem das Gemüt, und von dem aus erst entsprechend der Verstand, gebildet werden soll. Das Gemüt aber wird gebildet durch die wahre Liebe und durch Sanftmut und Geduld. Lehrt früh die Kindlein den Vater im Himmel lieben, zeigt ihnen, wie gut und liebevoll Er ist, wie Er alles, was da ist, zum Besten der Menschen höchst gut, schön und weise erschaffen hat, und wie gar so sehr Er besonders den kleinen, Ihn über alles liebenden Kindlein zugetan ist. Macht sie bei jeder besonderen Gelegenheit aufmerksam, dass so etwas alles der Vater im Himmel anordnet und geschehen macht und lässt, so werdet ihr die Herzen der Kleinen zu Mir kehren, und Meine Liebe wird in ihnen ehest zu wuchern anfangen. Wenn ihr so die Kleinen leiten werdet, dann wird eure leichte Mühe euch bald die güldensten Früchte tragen, sonst aber Dornen und Disteln, auf denen weder Trauben noch Feigen wachsen.“ [GEJ.04_220,11-12]

Weiteres s.u. 4.2.9. Das Gemüt vor dem Verstand ausbilden.


5.5. Den Willen und den Glauben der Kinder stärken

„Ein durch schroffe Gesetze zusammengeschraubter Wille ist ein geplagter Wille. Der geplagte Wille aber hat kein Vergnügen an der Ordnung, sondern er trachtet nur, dass er sich hier oder da Luft mache, und achtet wenig darauf, ob diese Handlung der gesetzlichen Ordnung gemäß ist, sondern die Richtschnur seiner Handlung ist sein eigenes Wohlbehagen. Wenn aber der Wille frei-gehalten wird und in dieser Freiheit die Gesetze der Ordnung erkennt, so wird er dann auch bald mit der für ihn angenehmen Notwendigkeit derselben ver-traut und freut sich dann der in sich selbst aufgefundenen göttlichen Ordnung. Solches ist auch eine Hauptgrundregel bei der Erziehung der Kinder in der Sonne, welche auch auf der Erde besser wäre als der Unterricht, durch den das Gedächtnis geplagt, der Verstand misshandelt und der Geist getötet wird!“ [NS.01_013,10-11]

„Überhaupt sollt ihr euch besonders im Anfang nicht mit den Erklärungen der Erscheinungen in der Naturwelt abgeben, erstens, weil ihr selbst darin noch nicht völlig im klaren seid, und zweitens, weil von der Erkenntnis derselben das eigentlich wahre Lebensheil einer Menschenseele nicht abhängt, sondern lehrt die Menschen nur lebendig an Mich glauben und leben und handeln nach Meinem euch bekannten Willen; alles andere und Weitere werde dann schon Ich Selbst besorgen. Denn wer Meine Gebote hält und Mich wahrhaft in der Tat über alles liebt, zu dem werde Ich Selbst kommen und Mich ihm in allem offenbaren nach dem Maß seiner Aufnahmefähigkeit.“ [GEJ.10_065,03]

Jesus zu einer Gruppe von Jugendlichen: „Erheitert euch mit allerlei nützlichen Betrachtungen. Seht euch diese schöne Gegend an, betrachtet die Blumen und verschiedenes anderes und gedenkt dabei, wie das alles ein guter Gott mittels Seiner Weisheit und Allmacht aus Sich heraus erschaffen hat, und seid Ihm darob recht sehr dankbar in euren Herzen, so werdet ihr die Zeit am allernützlichsten zubringen und dabei eine große Freude haben in euren Herzen.“ [GEJ.07_064,11]

„Übrigens sehe, Mein lieber W., bei allen deinen Kindern nur auf die Bildung des Herzens. Denn diese zählt bei Mir allein. Alles Übrige hat bei Mir keinen Wert. Und würden deine Kinder mehr wissen denn Salomo in aller seiner Weisheit, so würde alle deine Mühe gleichen der der Goldmacher, deren Unter-nehmen noch allzeit zu Asche geworden ist. Lehre die Kinder daher demütig sein und vertrauen auf Meinen Namen, so wirst du ein guter Arbeiter Meines Weingartens werden und mit Meinem Lohn zufrieden sein ewig!“ [HiG.01_ 41.04.18,08-09]

„Diese siebzig [Arbeiter, s.V.10] waren schon ganz wohl befähigt dazu [im Namen Jesu mit von Ihm erteilten Fähigkeiten als Seine Jünger in der Welt tätig zu sein, s.Kap.166+167,03], weil sie ganz einfache Menschen und schon seit ihrer Jugend im Glauben und Vertrauen fest sind. Sie fragten bei den verschiedenen Zeichen, die vor ihren Augen gewirkt wurden, nicht, wie etwa dieses oder jenes möglich war, sondern sie glaubten, dass Mir nichts unmöglich ist, und dass am Ende auch ihnen alles, was sie in Meinem Namen wollen, möglich sein muss. Und sieh, infolge solchen ganz ungezweifelten Glaubens und Vertrauens habe Ich ihnen auch leicht und wirksam die von euch allen ver-nommenen Fähigkeiten erteilen können. Bei ihnen war der Glaube vor dem Wissen, bei euch aber ging das Wissen dem Glauben voran, und das ist für den Empfang der wahren inneren geistigen Fähigkeiten ein großer Unterschied. Aber es macht das nun nichts; denn auch ihr werdet, so ihr mit der Weile nicht schwach im Glauben werdet, dieselben Fähigkeiten erhalten.“ [GEJ.07_168,11-12]


5.6. Zeit für Lernen und Handeln einteilen

„Teile der Jugend die Zeit, da sie eines und das andere tun und lernen soll, fest und bestimmt ein, so wirst du sie frühzeitig an die notwendige Ordnung gewöhnen, welche die Grundfeste aller Weisheit und aller Liebe ist.“ [HiG.01_ 41.06.20,09]


5.7. Die Berufsfrage

Agrikola: „Ja, das ist wahrlich wahr eine Goldlehre, und auch wir Römer werden sie uns zunutze machen, und ich schon ganz besonders; denn fürs erste habe ich selbst Kinder, und fürs zweite werden die jungen Menschen, die ich von hier nach Rom mitnehme, ebenso gebildet werden, wie es mir ihre Talente zeigen werden. Natürlich muss eine gewisse Grundbildung bei allen gleich vorangehen als das Lesen der Schriften, das Schreiben und das Rechnen, wie auch das Verstehen der Sprachen, die im ganzen römischen Reich von den Menschen gesprochen werden, denn ohne diese notwendigen Vorkenntnisse lässt sich aus den Menschen nicht viel machen. Dann aber soll ein jeder Mensch nach seinem hervorragendsten Talent gebildet werden. Herr, ist es recht so?“ Sagte Ich: „Allerdings; denn es müssen alle Menschen zuvor gehen, mit den Händen greifen, mit den Augen schauen und mit den Ohren hören können, bevor sie zu irgendeiner Verrichtung einer Tat fähig werden. Und so sind die gewissen von dir angezeigten Vorkenntnisse dem Menschen auch nötig, um mit ihrer Hilfe leichter zur wahren Lebensweisheit gelangen zu können. Aber es soll dabei dennoch wohl darauf gesehen werden, dass die Menschen diese Vorkenntnisse und ihre Erlernung nicht zur Hauptsache machen und nicht ihr Leben lang sich mit dem Studieren der Schriften und Sprachen abgeben und dabei die innere, geisterweckende Bildung vergessen, in der am Ende doch ganz allein aller Wert des Lebens besteht. Denn was nützte es einem Menschen, so er alle Schriften der Welt schreiben und verstehen und aller Menschen Zungen reden könnte, an seiner Seele aber Schaden litte?!“ [GEJ.07_126,07-08]

„Wahrlich, so da ist irgend ein Vater oder eine Mutter, die da nur sorgen darum, dass ihre Kinder in dieser Welt wohl versorgt werden möchten, und achten nicht höher den Wert des Lebens der Seele ihrer Kinder, die haben sich und ihren Kindern ein Grab zum ewigen Tod gegraben; denn was immer der Welt ist, das ist des Satans, also des Gerichts und des Tods der Materie!“ [GEJ.05_171,07]

„Was das Weltliche betrifft, so geht Mich das nichts an, denn das ist eine Sache des menschlichen Weltverstandes. Sie [Männer, die ein römischer Hauptmann als kaiserliche Krieger mitnimmt, und die als treue Bekenner der Lehre Jesu dieselbe auch den Heiden beibringen würden, s. Kap.142, V.18] können welt-lich werden, was sich für sie ehrlichermaßen ergeben kann, das kommt bei mir zu gar keinem Ansehen, sondern nur das, was sie wirken werden nach Meiner Lehre und dadurch nach dem Willen Gottes. Das äußere Ansehen der Person hat vor Mir nicht den allergeringsten Wert, wohl aber das Ansehen seines durch Gottes Wort erleuchteten Herzens, das voll Leben ist durch die Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten. Aber so da jemand ein hohes weltliches Amt bekleidet, so ist er dadurch auch in den Stand gesetzt, desto mehr Gutes zu wirken; und tut er das, so wird auch sein Amt vor Mir einen verdienstlichen Wert haben, – aber das hohe Amt für sich gar keinen.“ [GEJ.06_143,01-02]


5.8. Schule und Lehrer nach Jesus‘ Sinn

5.8.1. Über Schulhäuser und ihre Lehrer

„So ihr aber aus Liebe zu Mir in einer Gemeinde ein Haus erbauen wollt, so sei das ein Schulhaus für eure Kinder, und gebt ihnen auch Lehrer nach Meiner Lehre hinzu!“ [GEJ.09_044,05]

„Für die Kinder mag die Gemeinde ein eigenes Schulhaus errichten und es mit einem oder bei einer größeren Gemeinde nach Bedarf auch mit mehreren wohlerfahrenen und sittsamen Lehrern versehen, die der Jugend das Lesen der Schrift, so auch das Rechnen, das Selbstschreiben und noch mehrere nützliche Kenntnisse beizubringen haben. Haben sie das an jedem Tag gewissenhaft und redlich mit Fleiß und Eifer getan, so haben sie auch an einem jeden Tag den Sabbat geheiligt, und der Gemeinderabbi wird dasselbe tun, wenn er solch eine Schule zu öfteren Malen besucht und Lehrer und Schüler zu Fleiß und Eifer ermuntert und ihnen von Zeit zu Zeit gute Lehren gibt in Meinem Namen. Was er aber da zu reden haben wird, für das wird schon von Mir aus gesorgt werden.“ [GEJ.08_090,01]

„Eure Schulen [der Pharisäer, s.V.1] sind gerade dazu tauglich, um schon in den zarten Gemütern der Kinder allen Geist zu töten, und es wäre deshalb wenig schade um sie, so sie gänzlich eingingen, denn wahrlich sage Ich euch: So die Welt euer Lehrer ist, was Geistiges wollt ihr dann von ihr erlernen?“ [GEJ.01_ 168,02]

„Vor allem muss der Prediger für sich selbst ganz in der Ordnung sein, bevor er jemand anderen lehrt; denn sonst ist die Lehre hohl und lässt auch den Lehrling hohl. So jemand selbst ein eifriger Befolger dessen ist, was er lehrt, so werden auch seine Jünger sich mit allem Eifer bestreben, so vollkommen zu werden, wie vollkommen da ihr Meister ist. So aber die Jünger hie und da Lücken und Unvollkommenheiten an ihrem Meister nur zu bald entdecken, so werden sie auch bald in ihrem Eifer nachlassen und am Ende sagen: ,Der Meister ist selbst ein Stümper, was soll aus uns werden?‘ Und Ich sage euch: Die Jünger werden solch einem Meister bald den Rücken weisen; denn das Stümpern gehört stets unter das gemeine Handwerk und nie in die Sphäre der Künste, und noch weniger in die Sphäre der Weisheit. Darum müsst ihr zuvor selbst in allem vollkommen sein, das heißt, in der Lehre und in der Tat danach, ansonsten ihr nicht fähig wärt, wahre Ausbreiter Meines Evangeliums zu sein.“ [GEJ.06_ 163,04]


5.8.2. Über die Wahl von Privatlehrern und der Hausunterricht

Auf die Anfrage des Bruders A., ob er einem jungen Mann, der sich bei ihm meldete, die Erziehung seiner Kinder anvertrauen könne, antwortet der Herr folgendes:
„Sage dem Bruder A.: Ich habe geprüft sein Herz, und habe gefunden in demselben einen redlichen Sinn, und will ihm geben einen guten Rat; den soll er wohl beherzigen und danach handeln. Niemand kann etwas geben, das er nicht hat. Zum Erziehen gehört nicht nur ein gutes, williges Herz, sondern ein wohlunterrichtetes, von Mir gezogenes Gemüt muss es sein. Denn wer sich noch nie von Mir hat ziehen lassen, und nicht weiß, wo und wer Ich bin, und wie Ich wirke, wohin soll dann ein solcher ziehen die Kindlein?! Daher behandle diesen jungen Menschen als einen doppelten Armen, und du kannst deine Kinder von ihm unterrichten lassen im Lesen, Schreiben und Rechnen, und noch in anderen blinden Wissenschaften. Aber was Mich betrifft, da kann es nicht sein, da sollst du so viel die äußere Kirche anbelangt, ihnen lehren lassen von einem gescheiten Kaplan, jedoch das Herz sollst du allein treu bearbeiten, nach Meiner dir gegebenen Lehre. Was aber den jungen Menschen insbesondere betrifft, so steht er gleich jedem in Meiner Liebe, und kann leichter, wenn er will, wie irgendein anderer Meine Gnade finden, und das Leben aus ihr. Führ ihn daher zu Meinem Knecht, damit ihm dieser den Weg zeigen wird, und so er ihn wandeln will, wird es ihm zum größten Nutzen sein zeitlich und ewig. Doch soll er nicht im Allergeringsten gezwungen werden, sei es durch was immer; sondern soll selbst den Rat Meines Knechts als das höchste Mittel betrachten, damit Ich ihm zum Bedürfnis werde, und wäre er auch mit Allem versorgt. Du aber sieh ihn allzeit verständig ernst an, und so du was wider ihn hättest, müsstest du ihm allzeit nur unter vier Augen es sagen. Er hat sich zu richten nach dem Rat Meines Knechts und dir allein zu gehorchen, und in diesem Gehorsam in ihm sollen die Kinder streng gehorchen in allem sie Betreffenden, von dir für sie Verordneten. Jedoch überall leuchte Mein Wille hervor. So du Mir gehorchst, so wird dieser Gehorsam sichtbar werden an dem Menschen, und so auch an den Kindern, und ihr könnt dann bald als eine kleine Herde unter Mir, dem alleinig guten Hirten, stehen.“ [Neu-theosophische Schriften No.39, „Ein Rat zur Erziehung“ vom 17.  Juli 1840; s.a. HiG.01_ 40.07.17.b]

„Es hat aber dein Weib zu wenig Kinderliebe, und du aber kannst deines Amts wegen nicht stets bei den Kindern sein, wenn aber die junge Rebe einmal zu treiben anfängt, da sucht sie einen Gegenstand, dass sie ihn umranke, sind da keine Rebstöcke gesetzt, so ergreift die Rebe auch den nächstbesten Baum und umrankt denselben, da aber der sein dichtes Laub dann auch getrieben hat, da wird dann mit der Zeit endlich die Rebe anfangs freilich nur geschwächt, aber wohl endlich auch oft gar zugrunde gerichtet. Da aber dein Weib Mangel hat an Rebstöcken, welche da sind die Mutterliebe, so nehme eine ehrliche Lehrerin ins Haus, d.h. die da durch Liebe, Rat und Tat deine Weibreblein zu bearbeiten und durch Beispiel zur gerechten, tugendhaften Umrankung zu leiten versteht, so wirst du vieler Mühe enthoben werden, und es wird in Meinem Namen schon alles wieder gut werden. Für die Knaben aber nehme irgend einen ver-ständig gesetzten Mann ins Haus, der ihnen ist zur sittlichen und wissenschaft-lichen Hilfe, und nebstbei aber lass einen sogenannten befähigten Schulinstruk-tor ins Haus kommen, so wirst du auch da in Meinem Namen gut fahren; aber die Religion vernachlässige bei den Töchtern ja nicht, und halte mit ihnen an im Gebet, desgleichen auch mit den Knaben, so wirst du bald des Segens Fülle in deinem eigenen Haus gar leichtlich bemerken; und teile der Jugend die Zeit fest und bestimmt ein, da sie eins und das andere tun und lernen sollen, so wirst du sie frühzeitig an die notwendige Ordnung gewöhnen, welche die Grundfeste aller Weisheit und aller Liebe ist. Und so tu, und glaube und liebe, so wirst du gut fahren ‚in Meinem Namen‘.“  [Neu-theosophische Schriften No.39, „Zur Erziehung“ vom 20. Juni 1841; s.a. HiG.01_41.06.20]

„Es ist allerdings wahr, dass bei manchen Kindern ein ziemlicher Ernst ange-wandt werden muss, um sie vom Nutzen und von der Notwendigkeit dessen, was sie lernen müssen, zu überzeugen und sie dadurch mit Liebe zu den zu erlernenden Gegenständen zu erfüllen. Aber es ist demgegenüber auch das sehr wahr, dass ein Lehrer, der seine Schüler mit der rechten uneigennützigen Liebe zu behandeln versteht, mit ihnen bei weitem mehr ausrichten wird als ein Ehren- und Ansehensschnapper.“ [HiG.03_49.04.06,51]


5.8.3. Zur Frage des Kindergartens und der Vorschule

„Um aber alles das noch heller und handgreiflicher zu verstehen, wollen wir zu dem Behuf das Gehirn [von Jesus aus einem Kieselstein zur Anschauung erschaffen, s. Kap.232, V.2-5] hier zu Meiner Linken mit der größten Aufmerk-samkeit in seinen weiteren Ausbildungsperioden verfolgen. Es ist bis jetzt noch ganz unverändert so zu sehen, wie es, schon im Mutterleib verdorben, in die Welt ausgeboren wird. Wir werden aber nun gleich sehen, welches Gesicht und was für eine Farbe es annehmen wird, wenn das Kind etwa nach fünf Jahren Alters die ersten Züge einer verkehrten Erziehung bekommt, in der man da anfängt, sein Gedächtnis mit allerlei Auswendiglernereien zu belästigen und so viel als möglich zu verwirren. Seht an, Ich will, dass nun die ersten Welt-begriffe dem Gehirn eingeprägt werden. Seht nun nur recht genau her, und ihr werdet es leicht bemerken, wie die Obelisken vor einem oder dem anderen zerstreut vorkommenden Gehirnpyramidchen ganz plump und mit einer sehr trägen Bewegung anfangen, auf eine Gehirntafel von einer Sache ein sehr mageres Bild mit einer ganz dunklen Substanz zu schmieren. Die erste Anlage ist kaum als etwas anderes als eine pure, ganz sinnlose Schmiererei anzusehen, daher die Seele solch eines Kindes sich anfangs in dem vorgesagten Sachbegriff auch lange nicht zurechtfinden kann. Hundert Mal darf es dem Kind vorgesagt oder vorgezeigt werden, bis es sich davon wohl endlich einmal eine gemerkte, aber immer nur eine höchst dunkle Vorstellung machen kann. Der Grund davon liegt erstens in der Unreife der etlichen, an und für sich selbst noch ganz ordentlichen Pyramidalgehirntäfelchen. Die vor ihnen angebrachten Zeichenstifte, selbst noch ganz schwach und ungeübt, werden mit äußerer Gewalt genötigt, zu zeichnen ohne die gehörige, aus dem Gemüt hervorgegangene Übung und ohne Besitz der rechten Substanz, und das auf die rohen, noch lange nicht zum Daraufzeichnen gehörig präparierten Täfelchen. Daher verrinnt das Bild immer von neuem wieder und muss nicht selten von den ordentlich genotzüchtigten Obelisken [Zeichenstifte] zum hundertsten Mal von neuem gezeichnet werden, bis einmal ein Bild, ganz schwach nur, auf der unreifen Tafel haften bleibt. Und welchen Gewinn hat dann eine Seele von solch einem puren Schattenbild? Sie erschaut nun bloß die matten äußersten Umrisse. Von einem Eindringen in die Sache selbst ist bei solch einem Bild wohl von weitem keine Möglichkeit. Wer könnte aus einem matten Schatten eines Menschen ersehen, wie er innerlich beschaffen ist? Durch vieles und mühsames Zwingen und Nötigen werden die brauchbaren Gehirntäfelchen zum größten Teil mit schwarzer Tünche übersudelt, auch die Gotteslehre wird gleich dem Einmaleins in das Gehirn hinein gekeilt, und des Gemütes Bildung besteht bloß in den Raststunden von der materiellen Verstandeskeilerei.  Erst, wenn der junge, geplagte Mensch nach zurückgelegten sogenannten ,Berufs‘-Verstandesquetschereien (Studien) irgendein Amt überkommen hat, wird sein Herz um etwas freier, er sieht sich nach einer ihm wohlgefälligen Maid um, um sie zum Weib zu nehmen. Die kurze Zeit des eigentlichen Verliebtseins ist für den jungen Menschen noch die beste, weil während ihrer Dauer der Mensch doch ein wenig in seinem Gemüt eine kleine, wennschon sehr untergeordnete Er-regung überkommt, durch die so viel Licht in sein Gehirn kommt, dass er sich erst mit Hilfe dieses wenigen Lichts in allem dem, was er jahrelang mühsam erlernt hat, doch ein wenig praktischer auszukennen anfängt und so für ein weltliches Amt ein etwas tauglicheres Individuum wird. Menschen aber, die sogar von dieser Liebe in ihrem Gemüt nicht irgend wärmer erregt werden, bleiben höchst selbstsüchtige und stoische Pedanten , die sich fürderhin nicht um ein Haarbreit über ihre stereotyp  besudelten Gehirntäfelchen erheben und in nichts anderem herumwühlen als nur in ihren Gehirnschattenbildern, deren Zahl keine große sein kann, und was noch da ist, ist finster, schwarz und fürs Sehvermögen der Seele rein unwahrnehmbar. Die Seele eines solchen Stoikers ist daher so gut wie vollends blind. Wie auch ein jeder sonst noch so scharf sehende Mensch in einer stockfinsteren Nacht ebenso gut als vollkommen blind ist und sich zur Not nur mit dem Greifen fortbringen kann, so kann auch die Seele so eines rechten Selbstsüchtlers nicht etwa beschauen, was auf ihren Täfelchen gezeichnet ist, sondern weil bei einer so gänzlich verkehrten Gehirn-bildung, wo nur durch oft wiederholtes Besudeln einer Gehirntafel ein Bild am Ende ganz stereotyp und plastisch auf derselben haften bleibt, durch irgendeine regere Gemütsbewegung, die nicht vorkommt, gar kein Licht ins Gehirn für bleibend aufsteigt, so muss sich die Seele aufs Befühlen ihrer finsteren, aber stereotypen Gehirntafelbilder verlegen. Weil aber eine solche verrumpelte Seele nur durchs Betasten ihrer bezeichneten Gehirntafeln sich ihre Weisheit schafft, so wird es etwa doch auch begreiflich sein, warum eine solche Seele in allem ihrem Tun und Lassen so abgemessen pedantisch und stereotyp wird und nichts als ein Etwas annimmt, was sie nicht allergröbst und materiellst mit den Händen greifen und betasten kann. Eine solche Seele hält am Ende auch das, was sie in der Außenwelt mit ihren Augen sieht, für eine optische Täuschung, und was sie hört, für Lüge; nur was sie nach allen Seiten hin mit den Händen betasten kann, hält sie für eine reelle Wahrheit. Wie es dann mit der Weisheit und höheren geistigen Kultur einer solchen Seele aussieht, davon kann sich ein jeder leicht einen Begriff machen, der dieses von Mir nun Gezeigte und hin-reichend Erklärte nur einigermaßen aufgefasst hat.“ [GEJ.04_239,01-10]

„Ich habe es euch schon früher einmal gezeigt, wie eine Seele und am Ende der ganze Mensch durch eine verkehrte Erziehung um alle menschlichen, Mir ähnlichen Herrlichkeitsfähigkeiten kommt. Wenn du bei einem Kind zuerst den Verstand einer gewissen Bildung unterziehst, und es ist das Gehirn noch nicht zu zwei drittel Teilen reif ausgebildet und wird dennoch belästigt, Worte, Bilder und Zahlen in einer Unzahl auf die noch sehr weichen und auch noch wässrigen, in der besten Ausbildung begriffenen Gehirntäfelchen entsprechend bildlich aufzunehmen, so werden diese obbenannten Täfelchen einerseits zu sehr abgehärtet und anderseits durch zu starke Memorialanstrengungen in eine gänzliche Unordnung gebracht, infolgedessen dann solche Kindlein später als Jünglinge und noch später als Männer beständig von Kopfschmerzen geplagt sind, von denen sie zeitlebens nie völlig befreit werden können. Das ganze Gehirn wird schon lange vorher mit allerlei Zeichen überkleistert und für die Aufnahme der ganz subtilen Zeichen, die, aus dem Gemüt zuerst aufsteigend, sich den sehr empfänglichen Gehirntäfelchen einprägen sollen, ganz unemp-fänglich gemacht. Wird später der Seele auch etwas vom Gemüt, irgendeine höhere geistige Wahrheit, vorgetragen, so hat diese keine Haft irgend, und die Seele kann sie nicht fassen, weil diese Wahrheit der Seele nicht irgend mehr für länger als auf einen Moment nur beschaulich dargestellt werden kann. Zudem hat die Seele stets eine Menge der materiellen, groben Weltbilder wie einen dichten Wald vor sich und kann unmöglich durch diese die gar zarten, kleinen, endlos vielen, nur ganz schwach eingeprägten Zeichen erschauen. Erspäht sie auf Augenblicke die ganz leise aufgetragenen Dunstbilder, die aus dem Herzen aufgestiegen sind, so erscheint ihr das als ein Zerrbild, das sie unmöglich fassen und klar genug erschauen kann, weil die groben Materiebilder vor das geistige Bild zu stehen kommen und dasselbe zum Teil verdecken und zum Teil zer-stören.“ [GEJ.04_227,01-03]

„Das gleiche ist mit einer zu frühzeitigen übertriebenen seelischen Bildung der Fall. Wenn daher Kinder von oft nur wenig Talenten zur Weisewerdung mit einer Strenge angehalten werden, als gälte es die Erhaltung einer Welt, so werden solche Seelen dann matt, weil sie zuvor nicht Zeit hatten, ihren Leib als für alle Fälle brauchbar auszubilden. Daher braucht alles nach der Ordnung Gottes seine Zeit, und es lässt sich da nirgends ein sogenannter Prachtsprung tun.“  [GEJ.02_217,03-04]


Weiteres zu Jesus wohlgefälligem Unterricht und wie er auf der Erde sein sollte s. Erziehungs- und Lehrhinweise Jesu – Wie der Unterricht der Kinder beschaffen sein sollte.  

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