Jakob Lorber - Vom Gesetz zur Freiheit - Der Prophet Jakob Lorber

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Vom Gesetz zur Freiheit

- Über die Führung Gottes -

1. Vom siebenmaligen Kommen des Herrn

Der Herr zu den Urvätern: „Kinder, hört! So spricht Der, der euch gegeben hat eine unsterbliche Seele und einen lebendigen Geist aus Sich, dass ihr sollt erkennen Meine große Liebe zu euch, dass Ich euch dereinst geben will das ewige Leben aus eurer Liebe zu Mir und aus Meiner Liebe zu euch, so die große Schuld der Liebe dieselbe Schuld an der Heiligkeit getilgt haben wird zu einer Zeit, die Ich erst dazu machen werde aus Mir. Wie Ich euch alle gemacht habe aus Meiner Barmherzigkeit, so werde Ich auch diese Zeit bereiten aus Meiner Liebe. Wie Ich aber jetzt ein Geist der Gnade unter euch bin, so werde Ich dann ein Mensch voll der höchsten Liebe unter den Menschen sein. Wie aber ihr auch jetzt erkennt, dass Ich, euer Vater, zu euch gekommen bin als ein hoher, ewiger Geist aller Kraft und Macht, und wohl wisst, dass Ich es bin, der nun solches zu euch redet, so werden Mich jedoch dann eure späten Kinder nicht sogleich erkennen als schwachen, armen Bruder unter sich, und sie werden Mich verfolgen und grausam misshandeln und werden Mir tun was Cahin dem Ahbel tat. Aber es wird schwer werden, den Herrn des Lebens zu töten, denn da wird Mein Scheintod allen zum ewigen Leben gereichen, die da glauben werden, dass Ich es bin, der als ein mächtiger Retter unter sie gekommen ist, mit aller Macht der Liebe angetan um zu sühnen die Schuld, die euer Ungehorsam über euch verbreitet hat wie über die ganze Erde und über alle Sterne, denn auch dort gibt es Kinder, die uranfänglich aus dir, Adam, gegangen sind , die aber auch den Ungläubigen und Halsstarrigen in ihrer eigenliebigen Bosheit zum ewigen Gericht und so auch zum ewigen Tod werden wird .
Und so werde Ich kommen sieben Mal; aber zum siebenten Mal werde Ich kommen im Feuer Meiner Heiligkeit. Wehe dann denen, die da unlauter werden gefunden werden! Diese werden fürder nicht mehr sein denn im ewigen Feuer Meines Zorns! Seht, einmal war Ich schon da im Anfang der Welt um zu erschaffen alle Dinge wegen euch und euch wegen Mir. Bald werde Ich wiederkommen in großen Wasserfluten um zu waschen die Erde von der Pest, denn die Tiefen der Erde sind Mir ein Gräuel geworden voll schmutzigen Schlamms und voll Pest, die da geworden ist aus eurem Ungehorsam. Da werde Ich kommen euretwegen, damit nicht zugrunde gehe die ganze Welt und eine Linie bestehe, deren letzter Sprössling Ich sein werde. Und Ich werde zum dritten Mal vielfach kommen wie jetzt ungezählt zu euch, bald sichtbar und bald wieder unsichtbar im Wort des Geistes um vorzubereiten Meine Wege. Und Ich werde zum vierten Mal kommen in großer Not körperlich in der großen Zeit der Zeiten. Und Ich werde kommen gleich darauf zum fünften Mal im Geist der Liebe und aller Heiligung. Und Ich werde zum sechsten Mal kommen innerlich zu jedem, der nach Mir in seinem Herzen ein wahres, ernstliches Verlangen tragen wird, und werde da ein Leiter dessen sein, der voll Liebe sich wird gläubig von Mir zum ewigen Leben ziehen lassen. Und Ich werde aber auch sodann fern sein der Welt, wer aber da wird aufgenommen werden, der wird leben, und Mein Reich wird mit ihm sein ewig. Und endlich werde Ich noch einmal kommen, wie schon gesagt, doch dieses letzte Kommen wird allen sein ein bleibendes Kommen, entweder so oder so! Hört und verstehet wohl: Verbleibt in der Liebe, denn diese wird euer Retter sein. Liebt Mich über alles, das wird euer Leben sein ewig, liebt euch aber auch untereinander, damit euch erlassen wird das Gericht. Meine Gnade und Meine erste Liebe sei mit euch bis ans Ende aller Zeiten. Amen.“ [HGt.01_046,17-23]


2. Gottes Offenbarungen und die Gerichte

Gott lässt niemals die Menschen als ganz verwaist auf der Erde umherwandeln, sondern gibt ihnen allzeit Seinen Willen kund und offenbart ihnen auch stets Seine große und weise Absicht mit ihnen (s.V.3):
„Diese Art Offenbarung aber ist den Menschen, die sich danach offen kehren wollen, stets am heilsamsten, weil sie dadurch keine außerordentliche Nötigung erleiden. Bei den nur seltenen großen Offenbarungen gewinnen die Menschen für ihre Seelen um vieles weniger, weil solche Offenbarungen [durch den Mund völlig geweckter Propheten, s.V.1] nur mehr ein Gericht für die entartete Menschheit sind denn irgendein Heil.
Als Adam im Paradies auf dieser Erde vor Gott gesündigt hatte dadurch, dass er als Mensch mit freiem Willen sich den ihm wohlbekannten Willen Gottes nicht gefallen lassen wollte, da erlebte er bald eine große Offenbarung Gottes und bereute dann seine Sünde, aber diese große Offenbarung war für ihn ein Gericht.
Darauf kam wegen der entarteten Kinder der Welt, die in der Tiefe wohnten, mehrere Male eine große Offenbarung Gottes an die Menschen, aber sie war für die Kinder der Welt stets ein Gericht.
Zu den Zeiten Noahs kam wieder eine sehr große Offenbarung Gottes zu den Menschen, aber sie war für die Menschen ein sehr großes Gericht.
Zur Zeit Abrahams geschah wieder eine große Offenbarung, und zwar wegen der gar entsetzlich entarteten Bewohner von Sodom, Gomorra und der diese beiden Großstädte umgebenden zehn kleineren Städte. Sie war abermals ein Gericht für diese Menschen, das Tote Meer ist heutigentags noch ein sprechender Zeuge davon.
Der Vater Jakob hatte abermals eine große Offenbarung Gottes, aber seine Kinder mussten sie in Ägypten büßen.
Zur Zeit Mosis war eine neue, übergroße Offenbarung Gottes, und auf steinernen Tafeln mussten Gottes Donnerworte an die Menschen eingegraben werden. Aber welch ein furchtbares Gericht war diese Offenbarung Gottes, besonders für die zu blind, zu hochmütig und zu entmenscht gewordenen Ägypter, deren Hauptherrlichkeit da völlig gebrochen wurde, aber auch den Israeliten ward nichts nachgesehen.
Als die Israeliten unter Josua die Wüste verließen, geschah wieder eine große Offenbarung Gottes, und das große Jericho verschwand von der Erde.
So war es zu Samuels und zu Elias' Zeiten und auch zu den Zeiten der anderen vier großen Propheten, und seht nach, welche Gerichte darauf folgten. Selbst die kleinen Propheten waren nicht ohne Gericht in diese Welt gesandt worden.
Nun aber ist vor euren Augen die größte und unmittelbarste Offenbarung Gottes an die Menschen, aber das ihr folgende übergroße Gericht für die Juden wird nicht lange auf sich warten lassen.
Von nun an werden nahe volle 2000 Jahre hindurch zahllos viele Seher und Propheten erweckt werden, weil auch eine noch größere Anzahl falscher Propheten und sogar höchst hochmütiger, herrschsüchtiger und aller Liebe barer falscher Christusse erstehen werden. Da werden die Gerichte aber auch gleich fortdauern, und es wird selten einen Herrscher geben, der wegen seiner Finsternis samt seinem Volk nicht ein arges Gericht zu bestehen haben wird.
Gegen Ende der angezeigten Zeit werde Ich auch stets größere Propheten erwecken, und mit ihnen werden auch die Gerichte sich mehren und ausgedehnter werden. Da werden auch kommen große Erderschütterungen und sehr verheerende Stürme der Elemente, große Teuerungen, Kriege, Hungersnot, Pestilenz und noch viele andere Übel, und, wie Ich schon vorhinein bemerkt habe, der Glaube wird, außer bei höchst wenigen, nicht unter den Menschen sein, die im Eis des Menschenhochmuts ganz erkalten werden, und ein Volk wird wider das andere ziehen.
Es werden die Menschen auch gewarnt werden durch Seher und besondere Zeichen am Firmament, woran sich aber nur die wenigen Meinen kehren werden, während die Weltmenschen das alles nur für seltene Wirkungen der Natur ansehen werden und ausspucken werden vor allen jenen, die noch an Mich glauben.
Aber darauf wird geschehen eine allergrößte Offenbarung durch Meine abermalige Darniederkunft auf diese Erde; aber dieser Offenbarung wird auch schon vorangehen ein allergrößtes und schärfstes Gericht und nachfolgen eine allgemeine Sichtung der Weltmenschen durchs Feuer und sein Geschoß, auf dass dann Ich Selbst eine ganz andere Pflanzschule für wahre Menschen auf dieser Erde werde errichten können, die dann dauern wird bis ans Ende der Zeiten dieser Erde.“ [GEJ.06_150,03-17]

Jesus während Seines Erdenwandels zu einigen Pharisäern und Schriftgelehrten: „Wie die Menschheit auf dieser Erde zu behandeln ist, das weiß Der allein und sicher am allerbesten, Der sie erschaffen hat! Und Der hat es nie und sogar keinen Tag mangeln lassen an allerlei Einfließungen aus den höchsten Lebenshimmeln um den Menschen die rechten Wege zu zeigen auf denen sie zu wandeln haben, um das ihnen von Gott gesteckte Ziel ganz leicht zu erreichen. Wenn aber die Menschen sich von den Weltsüßigkeiten und ihren falschen und vergänglichen Reizen stets von neuem haben verlocken lassen und stets von neuem von Gott abgefallen sind und das goldene Kalb und den Mammon der Welt angebetet haben, den sie in ihrer blinden Einbildung und leeren Phantasie selbst zu einem Großwert erhoben, kann da Gott dafür, so die Menschen Seine Lehren und Ratschläge verwerfen und sich dafür selbst solche Gesetze machen, durch die sie sich stets mehr und mehr des verderblichen Mammons aneignen können? Hat Gott sichtbar durch Moses nicht alles Mögliche von Seiner unendlichen Schöpfungsfülle haarklein gezeigt, wie und warum das alles so bloß des Menschen dieser Erde wegen ist? Hat Gott nicht gezeigt, was der Mensch dieser Erde ist, und was endlich aus ihm werden soll? Moses hat haarklein gezeigt den Grund der ganzen Materieschöpfung und wohl gezeigt, warum eine jede Seele den Weg des Fleisches durchmachen muss, um sich nach der Ablegung des Fleisches als ein selbständiger und Gott völlig ähnlicher Geist eben Gott nahen zu können. Das alles hat Gott schon in den ältesten Zeiten vielfach dem Adam, dem Seth, dem Enos, dem Kenan, Henoch, Lamech, dem Noah und von da an fort und fort bis auf Abraham, Isaak und Jakob den Menschen gezeigt, wohnte oft sogar persönlich unter ihnen und lehrte sie gehen auf den rechten Wegen des Heils. Warum habt ihr Menschen das alles verworfen und habt eure Weltweisheit an die Stelle der göttlichen Offenbarungen gesetzt? Wer war Melchisedek, der alleinige höchste Priester, der König von Salem? Wo sind seine Lehren und seine allen Menschen gegebenen weisesten und liebevollsten Gesetze? Seht, eure Väter haben sie vernichtet! Moses hatte in seinem großen sechsten und siebten Buche all das Verlorene wiedergebracht, und ihr habt es vor dem Volk wieder versteckt und ihm dafür Kot gegeben.
Wenn alle Menschheit nun im argen ist durch die Schuld der selbstsüchtigen Priester und anderer herrschsüchtiger Menschen, kann da Gott dafür? – Gott gab dem Menschen den freien Willen, auf dass der Mensch frei aus sich und für sich tätig sein kann; Gott gab dem Menschen aber auch die Vernunft und den Verstand, damit er die Ratschläge und Gesetze Gottes begreifen und verstehen kann, und hat ihm auch die Kraft verliehen danach zu handeln. Wenn aber ein Mensch sich dabei dennoch aus seinem freien Willen von der Welt beherrschen lässt und den Rat Gottes nicht achten will, ist er da nicht selbst schuld, so er als ein durch eigenes Verschulden in aller Ordnung Gottes Unkundiger von einem Elend in das andere fallen muss? – Weil es nun aber schon zu arg und zu lichtlos unter den Menschen geworden ist, so kam Ich Selbst nun abermals als der alte Melchisedek sogar im Fleisch zu euch, wie Ich alles das schon durch alle die Propheten lange zum Voraus habe ankündigen lassen. Ich bin nun da um den Menschen von neuem wieder auf den Weg des wahren Lichts und Lebens zu helfen, und lehre und wirke Zeichen, auf dass ihr glauben sollt, dass Ich es bin, und ihr glaubt es nicht und lasst auch den anderen Menschen nicht, dass sie glauben und dadurch selig und völlig glücklich würden. Wer schuldet nun daran, dass ihr samt eurem blinden Anhang im argen bleibt? Ich wahrlich nicht! Und ihr werdet es in euer eigenes Schuldbuch zu schreiben haben, wenn es euch später noch um tausend Male ärger gehen wird als jetzt.
Der Römer hat euch den wahren Grund gezeigt, aus dem ihr nicht glauben wollt, dass Ich der verheißene Messias bin. Ich aber sage euch noch einmal: Wer an Mich glaubt, der wird das ewige Leben haben, und es werden Ströme des lebendigen Wassers aus seinen Lenden fließen; wer aber nicht glaubt, der wird das ewige Leben nicht in sich haben sondern nur den Tod der Welt und alles Gericht. Aber Ich dränge Mich dadurch niemandem auf, sondern überlasse alles jedermanns freiestem Willen.
Da Ich aber schon zum Heil aller Menschen in diese Welt sogar im Fleisch zu euch gekommen bin, so muss Ich es euch ja doch bekanntgeben, dass Ich da bin, auf dass ihr nicht wieder sagen könnt, dass euch solches niemand angezeigt habe, und dass Gott wohl die Menschen erschaffen habe und sie von den Weibern geboren werden lasse, Sich aber dann um sie gar nicht mehr kümmere und sie allwegs verschmachten lasse. Ich bin nun da um allen Menschen zu helfen und entsende zu allen Völkern der Erde Meine Engel, dass sie ihre Weisen in der rechten Art unterweisen. Wer sich daran kehren wird, der wird nicht verlorengehen, und befände er sich noch so weit von hier. Aber niemand wird dazu gezwungen werden. Ich sagte euch nun das, auf dass ihr wisst, dass Ich da bin und warum. Ihr aber könnt nun tun, was ihr wollt.“ [GEJ.06_221,01-12]


3. Bestimmung oder Zulassung von Gott ?

„Wo die Menschen frei wollen und auch frei handeln müssen, um Menschen zu werden auch im Geist, da will Ich für Mich, und stellen es die Menschen noch so toll an, ganz und gar nichts sondern Ich lasse es nur zu, dass die Menschen ganz unbeirrt das erreichen, um was sie sich so eifrig bestrebt haben, als hinge alle ihre Lebensglückseligkeit daran. Mögen dann die Folgen gut oder schlecht sein, das gilt bei Mir ein ganz Gleiches. Selbst schaffen, selbst haben! Weiß Ich auch, was in der Folge geschehen wird, so kann und darf Ich dennoch nicht hindernd dazwischenwirken mit Meiner Allmacht; denn tue Ich das, so hört der Mensch auf, ein Mensch zu sein. Er ist dann bloß eine belebte Maschine und sonst nichts und kann für sich und für Mich ewighin keinen Wert haben. Denn er gleicht einem Schreiber, der für sich keine Silbe zu schreiben imstande ist, so er aber dennoch schreiben soll, ein Schreibkundiger ihm die Hand vom A bis zum Z führen muss; und hat er auf diese Weise einen Aufsatz geschrieben, so versteht er ihn dennoch nicht. Und hat er auf diese Art auch hunderttausend Briefe geschrieben, so ist er dennoch ebenso wenig selbst ein Schreiber wie der Griffel, mit dem er geschrieben hat. Ebenso wenig wäre auch der Mensch dieser Erde ein Mensch, wenn ihm nicht durchgängig der freie Wille unangetastet und ebenso das Handeln danach belassen würde. Es kann der Wille wohl durch allerlei Lehre und Gesetze geregelt werden; aber weder Lehre noch irgendein Gesetz ist dem freien Willen ein Hemmschuh in der Ausübung dessen, was er will. Will der Wille des Menschen eine Lehre und ein Gesetz zur Richtschnur seiner Handlungen annehmen, so wird er sich selbst ohne irgendeinen inneren Zwang danach richten; will er aber das nicht, so kann ihn keine Macht der Welt und der Himmel dazu zwingen, und darf es auch nicht. Denn, wie gesagt, ohne den freien Willen ist der Mensch kein Mensch mehr, sondern eine pure, naturbelebte Maschine, wie die Menschen mit der Zeit auch solche Maschinen erfinden werden, die dieselben künstlichsten Arbeiten verrichten werden, die nun kaum irgendein Mensch zu verrichten imstande ist. Aber eine solche Maschine wird dennoch kein Mensch sein, weder der Form und noch weniger der inneren freiwirkenden Realität nach; denn die hat keinen freien Willen und kann daher auch ewig keine für sich selbständige Handlung verrichten. Was des Menschen Wille in sie gelegt hat, das wird sie auch verrichten, und nie und nimmer irgendetwas anderes. Der Mensch aber kann aus sich heraus alles, was er nur immer will, und niemand kann ihn daran hindern. Und so kann der Mensch mit der Erde, die seinen Leib trägt und nährt, tun, was er will, und muss sich dann zumeist erst durch die Folgen belehren lassen, ob sein Wille gut oder böse war. Es hat aber darum ein jeder Mensch die Vernunft und den daraus hervorgehenden Verstand. Er kann darum durch Lehre, durch äußere Gesetze und durch allerlei Erfahrung klug gemacht werden und kann dann das Gute, Rechte und Wahre allein wählen und sich selbst danach zur Tätigkeit bestimmen; aber er erleidet dabei dennoch keinen Zwang, da er das ja selbst frei wählt, was er als gut, recht und wahr erkennt. Dass aber Menschen zumeist aus zeitlichen Interessen gar oft alles erkannte Gute, Rechte und Wahre dennoch mit den Füßen treten und im Handeln gerade umgekehrt sich erweisen, können wir nun schon Tag für Tag an Hunderten nur zu handgreiflich erfahren, und es geht aus dem wieder hervor, dass die Freiheit des menschlichen Willens durch gar nichts gefährdet und beschränkt werden kann. Und so ist es schon möglich, dass mit den Zeiten die Menschen große Dinge erfinden können und so auch auf die Natur der Erde so einzuwirken anfangen können, dass diese am Ende ordentlich leck werden muss. Die Folgen davon werden freilich keine angenehmen sein und werden als eine sichere Strafe des schlecht verwendeten Willens erscheinen, aber nicht von Mir aus irgend gewollt sondern durch den Willen der Menschen hervorgebracht. Wollen die Menschen eine abermalige Sündflut, so dürfen sie nur fleißig die Berge ab- und durchgraben, und sie werden dadurch den unterirdischen Wässern die Schleusen öffnen. Wollen sie die ganze Erde in Flammen sehen, so dürfen sie nur fleißig alle Wälder vernichten, und die Naturgeister werden sich derart vermehren, dass die Erde auf einmal in ein Blitzfeuermeer eingehüllt sein wird. Werde dann etwa auch Ich die Erde durchs Feuer heimsuchen wollen? Darum lehrt die Menschen weise sein, ansonsten sie selbst die Gerichte über sich heraufbeschwören werden! Ich weiß es aber, dass es so kommen wird, und dennoch kann und darf Ich nicht hindernd dagegen auftreten durch Meine Allmacht, sondern nur durch die Lehre. – Versteht ihr das?
Sagt Cyrenius: „Verstanden hätten wir es sicher; aber dies Verständnis hat sehr wenig Tröstendes für die Menschen dieser Erde. Was nützt da die beste Lehre, so die Menschen mit der Zeit von ihr wieder abfallen können und dann beitragen zum Verderben der ganzen Erde. Ja, hätten wir als nun Deine Zeugen ein wenigstens tausend Jahre langes Leben und unsere jüngsten Jünger dann abermals ein so langes, so genügte das um die Lehre rein zu erhalten; aber so Du Selbst erstens, nach Deiner nicht unklaren Andeutung, diese Erde körperlich verlässt und zweitens die Zeichen auch seltener werden, ja, dann weiß ich nicht, wer dann daran Schuld tragen wird, so die Erde durch die pure Dummheit der Menschen am Ende ganz und gar zugrunde gerichtet wird. Was nützt das, so sie auch von jetzt an mit genauer Not noch ein paar Tausende von Jahren erhalten, dann aber dennoch offenbar zugrunde gerichtet wird?“
Sage Ich: Freund, wirst du in jener Zeit auch nicht so grobmateriell fortleben, wie du jetzt lebst, denkst und sprichst, so wirst du aber doch als Geist, deiner um sehr vieles heller bewusst, kräftiger und mächtiger für ewig fortleben und wirst Augen- und Ohrenzeuge sein von allem, was da geschehen und von Mir notgedrungen zugelassen wird; aber es wird dir dann sicher alles recht sein, und du wirst noch selbst dazu so manches beitragen zur Züchtigung der Menschen und wirst Mich mit Millionen anderen Geistern gar viele Male angehen, der Erde eine neue Einrichtung und Gestalt zu geben. Aber Ich werde euch dann allzeit zur Geduld und Liebe ermahnen. Und wenn es auf der Erde einmal so recht toll durcheinanderzugehen anfangen wird, so wirst du in Meinem Reich eine große Freude haben und sagen, na, endlich lässt der Herr einmal wieder der schreiendsten Ungerechtigkeit der Menschen auch auf der materiellen Erde Seine Zuchtrute fühlen! Denke du nur auch daran, dass Ich es an von Meinem Geist erfüllten Männern nie habe mangeln lassen, auch unter den finstersten Heiden nicht! Es durften nie fünfzig Jahre vergehen, und es standen schon wieder Männer da, die den Menschen den rechten Weg zeigten. Jetzt kam Ich Selbst als Mensch auf diese großbestimmungsvollste Erde; nach Mir werden gleichfort Männer bis ans Ende der Welt zu den Kindern der Welt gesandt werden und werden stets auch viele bekehren zum wahren Licht. Es wird von dieser euch nun gegebenen Lehre kein Häkchen verlorengehen, und dennoch wird das für die große Weltallgemeinheit von keinem großen Belang sein, denn diese wird, solang es eine Materie gibt und geben muss, mit dem rein geistigen Element in stetem Kampf stehen. Aber es sei darum niemand bange, denn allzeit werden viele Berufene sein, aber darunter auch stets wenige Erwählte. Die sich nach den Erwählten richten werden, für die wird die Erde noch immer ein sicheres Plätzchen haben, aber die zu sehr Tauben und Blinden im Herzen werden von Zeit zu Zeit stets wie das Unkraut vom reinen Weizen gesondert werden. Die Erde wird darum so fortbestehen, wie sie nach Noah fortbestanden ist, und wird tragen Meine helleren Kinder, nur der zu sehr überhandgenommen habende Unflat wird von ihr entfernt werden und in eine andere Reinigungsanstalt kommen, an denen es in Meinem ewig großen Reich wahrlich keinen Mangel hat und auch ewig nie einen Mangel haben wird. Aber Meine Kinder werden solche Wesen nimmer, denn dazu gehört, dass man Mich wohl erkennt und über alles liebt. Denn nun rede Ich nicht als der Wunderarzt Jesus aus Nazareth, sondern als Der, der in Mir wohnt von Ewigkeit als der Vater voll Liebe und Erbarmung rede Ich zu euch und als der einige Gott, der da spricht: Ich bin das Alpha und das Omega, der ewige Anfang und das endlose, ewige Endziel der ganzen Unendlichkeit; außer Mir gibt es keinen Gott irgend mehr! Darum sage Ich zu euch: Wer Mich suchen, finden und erkennen und dann über alles lieben wird und seinen Nächsten mit aller Geduld wie sich selbst, schon hier oder zum mindesten doch jenseits, aus allen Kräften, der wird Mein Kind, also Mein Sohn und Meine Tochter sein! Wer aber Mich nicht suchen, nicht finden, nicht erkennen und somit auch nicht lieben wird und wird auch voll Lieblosigkeit sein gegen seine Nebenmenschen, der wird ewig nie auch zu Meiner Kindschaft gelangen. Denn Meine Kinder müssen so vollkommen sein, wie Ich als ihr wahrer Vater Selbst vollkommen bin. Die später sehr möglicherweise geläuterten Weltkinder aber werden geistige Bewohner jener Weltkörper und jener ihnen entsprechenden Vereine verbleiben, auf und in denen sie geläutert wurden, aber in des ewigen Vaters Haus in des allerhöchsten Himmels Mitte werden sie nimmer aus- und eingehen gleich Meinen wahren Kindern, die mit Mir stets die ganze Unendlichkeit richten werden ewig fort und fort. Diese Erde aber wird nach der vorhergesagten letzten, großen Läuterung so wie nun Menschen und Menschen tragen, aber diese künftigen Menschen werden sein um sehr vieles besser denn die jetzigen und werden haben fort und fort Mein lebendiges Wort. Wenn aber einst die Erde, nach für euch undenklich vielen Jahren, alle ihre Gefangenen wird hergegeben haben, so wird sie dann selbst im Lichtmeer der Sonne in eine geistige umgewandelt werden.“ [GEJ.05_109,02-111,04]

„Denkt euch aber nicht, dass das etwas Derartiges sei, das die gewissen blinden Weltweisen Bestimmung nennen, als habe Gott schon für jeden Menschen bestimmt, was er in seinem kurzen oder längeren Leben zu gewärtigen hat! Etwas Derartiges zu denken und zu glauben kann der Seele den Tod bringen, weil das eine Lehre ist, die eine heimliche Ausgeburt der Hölle ist und zu den wahren Lebensprinzipien aus Gott für die Menschen gerade das schroffste Gegenteil darstellt. Die Bestimmung machen sich die Menschen selbst durch die Verkehrtheit ihres freien Willens und dadurch, dass sie nicht erwecken wollen alle die sieben Lebensgeister  in sich, wodurch sie auch nicht zu der wahren Anschauung ihres inneren, wahren und unvergänglichen Lebensschatzes kommen. Dadurch kommen sie auf Abwege und wollen dann auch im Licht der Welt das wahre, innere Licht des Lebens aufsuchen und frohen Muts nach demselben wandeln und handeln. Wenn eine Menschenseele aber einmal so recht in der dicksten Nacht ihres selbstgeschaffenen Weltdünkels steckt, so können ihr bei Belassung ihrer inneren Willensfreiheit auch alle Engel der Himmel keine andere Richtung geben, und es kann da dann niemand sagen: Sieh, das war schon so die Bestimmung für diesen Menschen. Ja, es war wohl allerdings eine Bestimmung, aber nicht etwa von Gott ausgehend, sondern vom Menschen selbst. Von Gott aus war es nur eine Zulassung, und das eben infolge des vollkommen freien Willens des Menschen. Und was Ich nun sagte von einem Menschen, das gilt denn auch von einem ganzen Volk. Es ist und bleibt der Selbstschöpfer seiner zeitlichen und seiner ewigen Schicksale. Und so wäre es großirrig anzunehmen, Gott habe schon gar von Ewigkeit her bestimmt, dass dies alles was Ich euch nun durch die Erscheinungen  gezeigt und mit dem Mund vorausgesagt habe, so geschehen müsse. O nein, das durchaus ganz und gar nicht. Aber es wird dennoch alles so geschehen, weil es die Menschen so wollen, weil der allergrößte und mächtigste Teil von ihnen in aller Nacht der Hölle sich gar wohlbehaglich und allerhartnäckigst freiwillig befindet und nun selbst auf Meinen allergewaltigsten Ruf diese Nacht des Todes nicht verlassen will. Denn mehr als was Ich Selbst nun tue, getan habe und noch tun werde, kann bei der vollen Belassung der Freiheit des menschlichen Willens unmöglich getan werden, und wem da nicht die Augen aufgehen, und wer sich danach noch nicht kehrt, dessen Blindheit und eherne Verstocktheit des Herzens heilt kein Mittel mehr, von dem jeder sagen kann, dass es ein wahres, gutes und sanftes ist. Da muss dann das Gericht kommen und als letztes Mittel wirken. Damit aber das Gericht losbreche, muss das dasselbe bewirkende Maß voll werden was bei diesem Volk [den Juden] bald, wie Ich's gesagt habe, der Fall sein wird. Und so denkt nun nicht ängstlich viel darüber nach, denn nicht Ich sondern die unbekehrbaren Menschen wollen es so!
Sagte nun Nikodemus: Aber Herr und Meister, da sieht es um die Menschheit ja ganz entsetzlich böse aus! Wenn Gott Selbst solchen Menschen niemals sogar wider ihren dummen Willen und Eigensinn helfen kann, ja, wer soll ihnen dann noch helfen können?
Sagte Ich: Ja, Freund, du verstehst gar viele irdische Dinge nicht, die du doch siehst und begreifst, wie willst du dann rein geistige Dinge fassen und begreifen, die du nicht siehst und irgend fühlst? Ich habe es ja gesagt, dass Gott beim Menschen in Bezug auf seine innere, geistige Entwicklung mit Seiner Allmacht nicht leitend und lenkend einwirken darf, und das aus Seiner ewigen Ordnung heraus. Denn täte Gott das, so würde der Mensch in sich zur toten Maschine und könnte nie zu einer freiesten Lebensselbständigkeit gelangen. Bring Mir den ärgsten Raubmörder her, und Ich werde ihn plötzlich umgestalten zu einem Engel des Lichts, aber da wird unterdessen sein Selbstisches so gut wie völlig tot sein. Sowie Ich Mich aber mit dem Geist Meines allmächtigen Willens wieder zurückziehen werde, so wird sein Selbstisches wieder tätig, und vor dir wird der alte Raubmörder stehen. Denn seine Liebe ist Raub- und Mordlust und ist somit sein Leben; nimmt man ihm dieses, so ist er dann vollkommen tot und hat gänzlich zu sein aufgehört. Ein solcher Mensch aber kann dennoch gebessert werden, und das durch den höchst schlimmen Zustand, in den er sich selbst durch seine böse Liebe versetzt hat. Denn des Menschen Seele fängt erst dann an, über den Grund ihres argen und unglückseligen Zustands nachzudenken, wenn sie sich schon im schweren Gericht aus sich selbst befindet; und fängt die Seele einmal an, den Grund zu erkennen, dann wird sie auch bald den Wunsch in sich wahrnehmen ihres argen Zustands loszuwerden, und wird auf Mittel und Wege nachzusinnen anfangen wie sie sich von dem argen Gericht irgend losmachen könnte. Und hat die Seele einmal solchen Wunsch und Willen in sich, so ist sie auch schon fähig, ein Licht in sich aufzunehmen, das ihr von oben her durch allerlei geeignete Mittel geboten wird. Ergreift die Seele die ihr gebotenen Mittel, so fängt ihre ehedem böse Liebe an, sich in eine gute und bessere aus und in sich selbst umzugestalten. Es wird lichter und lichter in ihr, und sie geht wie von Stufe zu Stufe zu einer höheren Lebensvollendung über, und das ist nur durch die Zulassung eines schärfsten Gerichts möglich. Und es wird sonach denn auch über die Juden wenn ihr Gräuelmaß voll sein wird, ein schärfstes Gericht zugelassen werden, und das hier und jenseits, und das wird sie sehr demütigen für alle Zeiten der Zeiten, da sie nimmer zu einer Volksbeherrschung gelangen werden.
Sagte Nikodemus: Herr und Meister, warum aber muss erst dann ein solch böses Gericht über ein Volk kommen, so es sein gewisses Maß mit Sünden aller Art und Gattung vollgemacht hat? Und was ist das für ein Maß, und worin besteht es?
Sagte Ich: Das ist aber doch etwas sonderbar, dass du als ein Ältester des Tempels und der ganzen Stadt das nicht verstehst, und hast doch die weisen Sprüche Salomos oft und oft für dich und für die anderen gelesen. Wenn ein Kind im Mutterleib einmal vollreif geworden ist, so hat es sein Maß als Fötus voll, und es wird in die Außenwelt geboren. Eine Frucht am Baum hat ihr Maß erreicht, so sie vollreif wird, worauf sie dann vom Baum fällt. Ein Mensch, der des Gesetzes wohl kundig ist, dasselbe vollständig hält und es aus Liebe zu Gott und seinem Nächsten nicht mehr übertritt, hat dadurch das lichtvolle Maß der eigenen Lebensvollendung vollgemacht und ist dadurch schon diesseits ein Bürger der Himmel geworden, da er den geistigen Tod in sich vollkommen besiegt hat und voll des ewigen Lebens aus Gott geworden ist. Aber ein Mensch, der sich fürs erste schon nie eine rechte Mühe gibt, die Lebensgesetze Gottes näher und heller kennenzulernen, da ihn die Lustbarkeiten der Welt zu sehr abziehen, und der sich von einem Sinnentaumel in den anderen stürzt, der fängt an, Gott zu vergessen, und sein Glaube an Ihn schwindet dadurch mehr und mehr. Wie er aber des Glaubens an einen Gott bar wird, so werden ihm auch seine Eltern lästig. Er gehorcht ihnen nicht nur nicht mehr, sondern ärgert sie nur durch allen möglichen Ungehorsam, schlägt sie am Ende wohl gar, bestiehlt sie und verlässt sie. Wie er aber seine Eltern nicht achtet, so achtet er seine Nebenmenschen noch weniger. Er treibt Hurerei aller Art und Gattung, wird ein Dieb, ein Räuber und ein Mörder um sich Mittel zu verschaffen, seinen Sinnen und argen Leidenschaften mehr frönen zu können. Und so hat sich dieser Mensch endlich aller Lebensgesetze ledig gemacht und handelt dann nach den Gesetzen seiner argen und bösen Natur und versündigt sich sogestaltig vollkommen am ganzen Gesetz. Dadurch aber hat er auch das Maß des Bösen erfüllt, ist ein Teufel geworden und hat dadurch denn auch in sich und aus sich das Gericht über sich selbst zum Losbruch gebracht und muss es sich in seiner großen Qual und Pein nun selbst zuschreiben, dass daran niemand als nur er selbst schuld war. Dass aber auf ein Sündenvollmaß ganz sicher das Gericht, was der eigentliche geistige Tod ist, folgt, das ist von Gott aus schon von Ewigkeit her so verordnet und unabänderlich für alle zukünftige Ewigkeit festgestellt; denn wäre das nicht so, so gäbe es kein Feuer, kein Wasser, keine Erde, keine Sonne und keinen Mond und auch kein Geschöpf auf ihnen. Das Feuer ist wohl ein böses Element, und so es dich ergriffe, da würde dir das den Tod geben. Soll aber darum kein Feuer sein weil es auf die Menschen leicht eine tödliche Wirkung ausübt? Sieh, die Erde hat eine gewisse Anziehung, derzufolge jeder Körper schwer wird und unablässig nach ihrem Mittelpunkt strebt. Vermöge dieser Eigenschaft der Erde aber kannst du von einer Höhe herabfallen und dich töten. Ja, soll die Erde diese Eigenschaft nicht besitzen, weil sie dem Menschen den Tod geben kann? Oh, da sähe es bald gar übel mit der Erde aus; denn sie ginge auseinander und löste sich noch völliger auf als ein Stück Eis an der Sonne, und mit allen Geschöpfen auf ihr hätte es ein Ende. Denn wo wohl sollten sie bestehen, so sie keine feste Unterlage hätten? Und sieh, diese notwendige Eigenschaft der Erde und aller ihrer Materie ist auch ein Gericht von Gott aus für alle Materie, ohne das es keine Materie gäbe. Und so ist alles ein Gericht, von Gott verordnet was du in dieser Welt nur immer ansehen magst, und wer sich vom Geistigen und somit auch von Gott abwendet und sich in seiner Seele zur Materie der Welt kehrt, der kann doch unmöglich anderswohin als ins alte Gericht und seinen Tod gelangen, denn die Freiheit und die vollste Gerichtslosigkeit ist nur im reinen Geist aus Gott, den jeder überkommen kann und wird, der nach Meiner Lehre lebt und glaubt, dass Ich in diese Welt von Gott aus als Selbst Gott gekommen bin, um allen Menschen das wahre Lebenslicht und das ewige Leben zu geben. Denn Ich Selbst bin die Wahrheit, das Licht, der Weg und das Leben.“ [GEJ.07_052-053]


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"Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Christum geworden."
Joh.1,17

"So ist das Gesetz, das dem ersten Leben gegeben werden musste, und zwar im Anfang schon dem ersten Menschen und im Verfolge der Dinge durch Moses, der hier in diesem Verse auch als ein Repräsentant des Gesetzes angeführt wird. Aus dem Gesetz aber konnte wohl niemand je die wahre Lebensfreiheit erlangen, da das Gesetz eine Hemmung, nicht aber eine Förderung des Lebens ist. Durch ein positives Muss aus der Urmacht unwandelbarem Wollen wurden die ersten Schöpfungsideen in ein isoliertes, wie selbständiges Sein hinausgestellt; was sonach die Trennung und das Formen des durch Raum und Zeit beschränkten Seins betrifft, so war dieses durch ein unwandelbares Muss bewerkstelligt.
Nun war das Wesen, der Mensch, da, in sich gewisserart die Gottheit Selbst, oder was eines und dasselbe ist: das Ursein Gottes Selbst, nur getrennt von seinem Urgrund, sich aber dennoch Dessen bewusst, nebst dem aber dennoch gebunden in begrenzter Form und gehalten durch ein unwandelbares Muss. Dieser Zustand wollte dem so gestellten Wesen nicht munden, und sein Hoheitsgefühl kam in einen gewaltigen Kampf mit seiner notwendigen Beschränkung und Hinausstellung. Da in der urersten Wesenreihe der Kampf immer heftiger ward, so musste das große Grundgesetz verschärft werden und die Wesen in ein zeitweiliges, festes Gericht fassen; darin bestand die Darstellung der materiellen, festen Weltkörper und die dadurch bewirkte größere Teilung der Urwesen.
Der Mensch erscheint ins Fleisch gehüllt, stehend auf dem Boden seines ersten Gerichts. Trotz der nun dreifachen Trennung von seinem Urgrund erkannte er in sich doch bald Denselben wieder und ward trotzig, hochmütig und ungehorsam einem leichten und nicht mehr mit ‚Muss sondern nur mit ‚Du sollst‘ gegebenen Gesetz. Weil er aber dies leichte Sollst sich nicht wollte gefallen lassen, so ward ihm dafür ein schwereres und gewaltig sanktioniertes gegeben und die Sanktion bei Nichtachtung dieses zweiten Sollst pünktlich ausgeführt.
Nach dieser Zucht begab sich das Gottwesen in Melchisedek zur Erde und führte die Menschen; aber die fingen bald wieder zu kämpfen an und mussten durch neue Gesetze  gebunden und zur Ordnung geführt werden, so, dass ihnen nur eine maschinenartige Bewegung, nahe gegen alle ihre Neigungen stehend, übrigblieb. Durch das Gesetz war demnach eine weite Kluft gestellt, über die kein Geist und kein Wesen mehr einen Sprung machen konnte, wodurch denn auch die Aussicht und das innere Bewusstsein von einer ewigen Fortdauer des inneren, sogestaltig sehr eingeschränkten Lebens in eine sehr zweifelhafte Frage gestellt wurde.
Auf solch eine Einschränkung erscheint dann das göttliche Ursein in Seiner eigenen Urfülle, und zwar in der Person Christi. Hier kommt also die Urgnade wieder, nimmt auf Sich alle Schwächen des Lebens der Menschen und gibt ihnen dafür eine neue Gnade, ein neues Leben, voll des wahren Lichts und zeigt ihnen in diesem und durch Sich Selbst den rechten Weg und den rechten Zweck ihres Seins.
Jetzt erst bekamen, die Ihn erkannten, eine wahre Kenntnis von Gott und konnten nun zum ersten Mal Gott, Den vorher nie ein Wesen in Seiner Fülle schauen konnte, neben sich und außer sich beschauen und erkennen und durch Ihn auch sich selbst und die eigene allerfreieste Lebensbestimmung.
Und nun ist auch die unübersteigbare Kluft, die durch das Gesetz gestellt wurde, wieder aufgehoben worden, und jeder Mensch konnte und kann nun immer aus dem Joch des Gesetzes treten, so er seinen alten Menschen gegen den neuen aus Christo umtauscht, darum es denn auch heißt, dass man den alten Menschen ausziehen und den neuen anlegen solle, oder wer das alte Leben lieb hat, der wird es verlieren, wer es aber flieht, der wird es, als nämlich ein neues, erhalten. Das ist denn die Verkündigung aus dem Schoß des Vaters und das lebendige Evangelium Gottes.“

[GEJ.01_004,01-12]
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