Jakob Lorber Träume und Visionen - Der Prophet Jakob Lorber

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Medialität

Träume und Visionen
Schlaf und Traumleben

„Im gewöhnlichen Schlaf träumt bloß die Seele, und dieses Träumen ist nichts anderes als ein wirres Schauen der Seele in ihre eigenen Verhältnisse, die aber keinen Verband haben, sondern ungefähr so wie die Bilder in einem sogenannten Kaleidoskop mit jeder Bewegung sich verändern und als völlig dieselben nie wieder zum Vorschein kommen. Dieses verbandlose Schauen der Verhältnisse und Zustandsbilder in sich hat darin seinen Grund, dass die Seele selbst sich außer Verband sowohl mit der Außenwelt als auch ganz besonders mit ihrem Geist befindet. Diese Art Visionen haben für die Seele keinen anderen Nutzen als den bloß, dass sie sich nach einem solchen Traum erinnern soll, wie es mit ihr in einem absoluten Zustand noch steht. Wenn sie die Träume zusammenfasst, ja, wo tunlich, sogar aufschreibt, so kann die Seele an ihnen ein gutes Porträt ihrer selbst haben, denn sie zeigen ihr, wie sie in sich selbst ist, was ihre Hauptbegierden, was ihr Streben, und wie überhaupt ihr gesamter Zustand beschaffen ist und auch beschaffen sein wird, wenn sie sich völlig außer dem Fleisch befinden wird. Diese Art Träume werden weder von höllischen, noch weniger von himmlischen Geistern in der Seele hervorgerufen, sondern sie sind ganz eigene Produkte der Seele, deren sie sich bald mehr, bald weniger, bald gar nicht erinnert, was bei einem noch ganz natürlichen Menschen hauptsächlich davon abhängt, wie sein Nervengeist beschaffen ist. Neigt er sich mehr zur Seele über, so wird sich der Mensch fast jedes Traums genau erinnern; neigt er sich aber mehr dem Fleisch zu und schläft gewöhnlich mit demselben, so wird der Mensch auch wenig oder gar keine Rückerinnerung an seine Träume haben, was gewöhnlich bei jenen Menschen der Fall ist, die sehr sinnlich und grobmateriell sind.
Ganz anders verhält es sich mit gewissen hellen Träumen, in welchen es dem Träumenden so vorkommt, als wäre die Erscheinung Wirklichkeit, so dass er deswegen beim Erwachen sich selbst kaum Bescheid geben kann, ob es ein Traum war oder Wirklichkeit. Derart Visionen oder Träume gehören nicht der Seele an, sondern den sie umgebenden Geistern, mögen diese guter oder böser Art sein. Sind sie böser Art, so wird die Seele, und durch sie auch ihr Leib, wie ganz erschöpft aus einem solchen Traum erwachen; sind diese Visionen aber ein Werk guter Geister, dann werden sich beim Erwachen Seele und Leib in einem gestärkten Zustand befinden. Beide Arten dieser Visionen werden nur zum Nutzen, aber nicht zum Schaden der Seele zugelassen; in den schlechten Visionen soll sie eine Warnung, in den guten eine Stärkung finden. Diese Visionen werden darum so lebhaft, weil da die Geister, die solche bewirken, zuerst den Nervengeist von seiner materiellen Dienstleistung ablösen und ihn mit der Seele verbinden. In einem solchen Zustand hat die Seele das Gefühl der Natürlichkeit, weil sie sich im Verband mit ihrem Nervengeist befindet, daher kräftiger ist, um die kräftigeren und bedeutungsvolleren Bilder in sich aufzunehmen und zu behalten.
Zu dieser Klasse von inneren Visionen gehört auch das Schauen der Somnambulen [in Verzückungsschlaf versetzte Person], wie auch – was euch schon einmal erklärt wurde – das Schauen in der sogenannten Schwefeläther-Narkose . Diese Visionen haben daher auch schon in sich einen gewissen Verband und eine gewisse Ordnung, weil hier der Seele von den sie umgebenden Geistern schon ein mehr reiner Wein eingeschenkt wird. In solchen Visionen werden der Seele von den Geistern nicht selten künftige Begebnisse vorgeführt, was für die Geister eben nichts Schweres ist, indem sie fürs erste die Ordnung der Dinge kennen, in welcher sie unabänderlich aufeinander folgen müssen, und fürs zweite, weil sie selbst die Darsteller dieser Ordnung sind. Es ist gerade so, als wenn jemand von euch in ein fremdes Haus käme; da wird er wohl nicht wissen, was der Hausherr dieses Hauses heute, morgen und übermorgen tun wird; aber der Herr dieses Hauses wird es wohl wissen, weil er in seine Geschäftsverhältnisse eingeweiht sein muss. Wenn er euch aber sagt, was er tun wird, so werdet ihr es auch wissen. So könnt ihr es auch nicht wissen, was die Geister in diesem Jahr noch alles zustande bringen werden, weil ihr im Haus der Geister noch Fremdlinge seid; wenn es aber die Geister einer Seele kundgeben, so wird auch sie wissen, was da geschehen wird. Damit aber die Geister der Seele so etwas kundgeben können, muss sie von ihnen vorerst behufs dessen vorbereitet sein, und diese Vorbereitung ist eben die, welche hier oben angezeigt wurde. Von dieser Vision ist sonach auch schon sehr viel zu halten; jedoch soll niemand auf sie, wie einst die Heiden auf ein sogenanntes umwandelbares Fatum [bestimmtes Los, Schicksal], halten; denn deswegen soll dessen ungeachtet niemand in seiner Willensfreiheit beeinträchtigt sein. Will jemand ernstlich etwas anderes, als was ihm die Geister in dieser Vision gezeigt haben, so darf er sich nur an Mich wenden, dass die Sache anders würde, und sie wird anders, so derjenige glaubt und vertraut, darum er sich an Mich gewendet hat; denn Ich allein kann alle Dinge in jedem Augenblick verändern.“ [Er.01_067,06-17]


Traumdeutung und Visionen

Des Menschen Gemüt folgert „schon aus den ganz einfachen Träumen gern und oft sehr gläubig allerlei zukünftige Begebnisse, und die Menschen haben sich schon eine gewisse Regel gemacht, nach der nach gewissen Träumen gewisse Sachen geschehen müssen; welche Regulierung der Träume und ihrer gewissen Folgen ganz natürlich ebenso außerordentlich dumm ist als derjenige, der sie reguliert hat. Da gibt es Wasserträume, die bringen den Tod irgendeines Verwandten oder eines sonstigen Bekannten. Feuer bringt entweder eine Lüge oder eine Freude. Brot-, Mist- und Hochzeitsträume werden für Sterbepropheten in der Familie gehalten. Wenn einem von Bienen träumt, so wird ein Feuer; träumt es einem von Ameisen, so wird darauf eine Überschwemmung, oder der Mensch wird viele Sorgen bekommen. Wenn einem von Heuschrecken, Grillen und fliegenden Vögeln träumt, so bedeutet das Krieg, und dergleichen noch eine Menge Albernheiten, der Lotterieträume gar nicht zu gedenken.
Diese Bilder, die sich der Seele im Traum darstellen, sind wohl Entsprechungen des Seelenzustandes, aber keineswegs Propheten zukünftiger Begebnisse.
Wie viel gehört denn dazu, dass irgendein Mensch im Ganzen gar leicht so viele Verwandte, Freunde und Bekannte hat als da sind Tage in einem Jahr, manchmal auch zehnmal so viel, und dass aus einigen Hunderten oder Tausenden in einem Jahr leicht einige sterben? Nun träumt es einem dazu von Wasser, Brot, Mist oder Hochzeit, so hat dieser Traum sicher dem Verstorbenen gegolten, ob der um 14 Tage früher oder um 14 Tage später gestorben ist. Desgleichen sind alle anderen Träume. Da hatte jemand von einer Menge Heuschrecken geträumt, und er war nun halb ängstlich und halb sehnsüchtig nach einem Krieg. Weil sich aber in seinem Land nichts rühren will und allenfalls in den nachbarlichen Ländern auch nichts, so geht er und liest sorgfältig die Zeitungen, und siehe da, er liest in einem Artikel „Krieg zwischen englischen Seefahrern und ihren Kolonisten mit Ureinwohnern auf Seeland!“, und er schlägt sich pathetisch auf die Stirn und spricht ganz ernst: „Mir hat jüngst von Heuschrecken geträumt; das bedeutet Krieg, und richtig, es ist Krieg auf Neuseeland!“ Wenn sich unser Leser ein bisschen mehr Mühe gegeben hätte, so wäre er wohl noch auf mehrere Kriege zu gleicher Zeit in den Zeitungen gestoßen.
Seht, dergleichen Glauben ist dann ein Übel, welches der Seele sehr schaden kann, weil die Seele sich dadurch angewöhnt, ob solcher Momente das Vertrauen auf Mich ganz fahren zu lassen. Und je mehr von solchen prophetischen Visionsskrupeln in der Seele irgend Wurzel fassen, desto mehr schwächen sie den Glauben, das Vertrauen, wie auch die Liebe zu Mir. Wennschon dergleichen einfache Träume bloß der Seele angehören, so gehören aber auch danach die dummen Deutereien einem argen Geistergesinde zu, welches das Fleisch bei solchen Gelegenheiten bekriecht wie die Schmeißfliegen einen Schmeißhaufen, und saugt aus demselben dergleichen seelische Traumvisionen und beschwatzt dann die Seele wieder mit solchen albernen Propheteleien, die an sich nichts als Unrat solcher argen geistigen Schmeißfliegen sind, durch den sie nicht selten geradeso überkleistert wird wie manche Stubenfenster von den Fliegen, durch welche am Ende der Sonnenstrahl nicht mehr durchdringen kann oder nur sehr schlecht; wie auch eben darum der Gnadenstrahl aus Meiner Sonne in die Seele nicht einwirken kann, weil diese zu sehr mit dergleichen Dummheiten überkleistert ist.“ [Er.01_067,20-23]


Träume von Weltmenschen und von Nachfolgern Jesu

„Träume sind zumeist leere Schäume, an denen nicht viel mehr gelegen ist als an dem Frühjahrsschnee, welcher vor Millionen Jahren der Erde unfruchtbare, kahle und lebensnackte Gefilde befruchtete. Es ist aber ist doch ein gar gewaltiger Unterschied zu machen zwischen den Träumen derjenigen Menschen, die da selbst keinen größeren Wert haben als ihre Träume selbst; und dann wieder den Träumen solcher Menschen, die da sind in Meiner Gnade, Liebe, Erbarmung und in Meinem Wort und tun nach demselben aus Liebe zu Mir so viel es ihnen nur immer möglich ist.
Seht, Meine lieben Kindlein, damit ihr aber solchen Unterschied in euch auch völlig einseht, so will Ich ihn euch ein wenig mehr erleuchten. Und so merkt denn:
Wenn einem Weltmenschen etwas träumt, so ist ein solcher Traum eitel nichts anderes als eine verworrene Anschauung der nichtigsten Welteindrücke, welche die Seele des nach außen gekehrten Menschen des Tages hindurch in sich aufnahm und somit als dasselbe nichtige Zeug im Schlaf wieder beschaut. Wenn aber die Dinge der Welt schon in der Wirklichkeit an und für sich keinen Wert haben, um wie viel weniger wird ihr Werk erst sein, so sie in einer leeren Seele als dreifach leere Träume vorkommen.
Aber ganz anders verhält es sich mit den Träumen eines um Mein Wort und um Meine Liebe beflissenen Menschen, der sich schon zum größten Teil nach innen gekehrt hat. Dessen Träume sind dann nicht mehr Anschauungen, sondern Wahrnehmungen der inneren geistigen Zustände, weit entfernt von aller naturmäßigweltlichen Sinnenhudelei und darauf begründeter, phantastischer Seelentäuschung.“ [HiG.02_42.03.05,01-04]

„Was die Seele im Traum schaut, das ist alles ihrer Art. Ist die Seele im Wahren und Guten aus dem, was Ich euch lehre zu glauben und zu tun, so sieht sie auch im Traum Wahres und kann sich daraus Gutes fürs Leben schaffen; ist aber die Seele im Falschen und daraus im Bösen, so wird sie im Traum Falsches sehen und daraus Böses bilden.“ [GEJ.01_037,08-09]

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