DER MENSCH
UND SEINE SIEBEN GÖTTLICHEN EIGENSCHAFTEN
Entwicklung und Verdichtung
der sieben Geister der Hölle
Wie vorstehend gesehen, stehen am Anfang die Eigenliebe und Selbstsucht, woraus sich der Hochmut und am Ende die Herrschsucht entwickeln. Die Eigenliebe will mit Habgier alles in sich aufnehmen und es dann in sich für immer so zu verschließen und zu verwahren, dass es da nie außer sich jemandem zugute kommen solle, und das aus Furcht, ja selbst nie in irgendeinen Mangel zu geraten. Durch solches In-sich-selbst-Verschließen alles dessen, was es von der alles ernährenden und erhaltenden Gottesordnung stets in sich aufnimmt, muss eine stets wachsende Verdichtung entstehen und eine gewisse zeitweilige Gediegenheit und Präpotenz und dadurch ein besonderes Wohlgefallen an sich selbst, und das ist im vollwahren Sinn des Worts und der Bedeutung nach die Selbstsucht, die ihr Selbst als etwas fühlbar Vollgewichtiges über jedes andere Selbst mit aller Kraft und Gewalt zu erheben bemüht ist durch alle ihr zu Dienst stehenden Mittel, und wären sie schon gleich auch von der allerschlechtesten Art. Hat die Selbstsucht das, was sie wollte, erreicht, dann erhebt sie sich über alles ihr Ähnliche und blickt gewisserart wonnetrunken auf alles mit einer Verachtung herab; und diese Verachtung ist dann das, was man den Hochmut nennt (s. GEJ.04_104,08-09).
„Der Fürst [der geistigen Finsternis, s.V.1] heißt ,Satan‘, das ist Lüge, Trug, Stolz, Habsucht, Eigenliebe, Neid, Hass, Herrschgier und Mordlust und allerlei Hurerei.“ [GEJ.05_220,02]
„Die Hölle ist ein fleischliches Angehör der Seele und zeigt sich in der Hoffart, Herrschsucht und den Hochmut in jedem Menschen und somit auch in euch. Die Hölle ist aber jedes irdischen Menschen innigster Freund, indem sie ihm alles verschafft, was seiner Natur schmeichelt und dieselbe mit allerlei fleischlich behaglichsten Reizen erfüllt. Hieraus gehen alle möglichen Leidenschaften hervor. Dass die Leidenschaften auch Freunde des Menschen sind seiner fleischlichen Natur nach und alle von Mir ergriffen, erhoben und in Edles verkehrt werden müssen, wenn des Menschen Geist genesen soll zum ewigen Leben, das wird sich etwa doch wohl allerklarst von selbst verstehen? Die Vernunft ist gepaart mit dem Verstand, wie ihn die Welt oder die Hölle dem äußeren Naturmenschen gibt. – Dass dieses alle Welt beherrschende Ehepaar nebst der Hölle in jegliches Menschen größter freundschaftlicher Gunst steht, braucht kaum näher erwähnt zu werden; denn alles lässt ein Mensch eher fahren als diese seine besten und intimsten Hausfreunde. Ist ein Mensch manchmal auch mit seiner anderen inneren Weltfreundschaft eben nicht am zufriedensten, so hat er aber doch gegen diese zwei fast nie oder nur höchst selten etwas Kleinlichstes einzuwenden. Mit dem Verstand keimt auch gleich das Talent empor, durch welches der Mensch zu allerlei Glanzstufen gelangen kann, auf denen die Selbstsucht vorzugsweise zu Hause ist und mit dieser die Schadenfreude, lauter Hausfreunde des Menschen von der Welt. Aus diesen geht heraus die treue Anhänglichkeit an allen Weltglanz und der Antrieb, stets höher in der Weltgunst und in ihrem Vorteil zu steigen und sich herrschend soviel als möglich über alles in seiner Art zu erheben, wozu ihm sein Talent den Weg gebahnt hat. Damit gehen einher allerlei fleischliche Sinnlichkeit, die bei jedem Menschen legionenfach ist, und endlich die jedermann wohlbekannte weltliche, überdumme Sittlichkeit als Mode, Komplimente usw..“ [HiG.03_47. 05.27,04+06-07+09-11]
„Das, was man ,Satan‘ und ,Teufel‘ nennt, ist die Welt mit aller ihrer verführerischen Pracht. Freilich wohl ist alle Materie, aus der die Welt besteht, auch nur ein Werk Gottes, und es liegt in ihr Göttliches verborgen; aber daneben liegt in ihr auch Lüge, Trug und Verführung, woraus dann entsteht Neid, Geiz, Hass, Hochmut, Verfolgung und daraus hervorgehend allerlei Laster ohne Zahl und Maß. Und sieh, eben dieses Falsche, die Lüge und der Trug, ist geistig genommen der ,Satan‘, und alle die einzelnen, daraus notwendig hervorgehenden Laster sind eben das, was man ,Teufel‘ nennt; und eine jede Seele, die irgendeinem der zahllos vielen Laster als begründet ergeben ist, ist ein Teufel in Person und ein tätiger Ausdruck eines oder des anderen Schlechten und Bösen, und es ist in einer solchen Seele ein schwer zu erlöschender Trieb, nur gleichfort Böses zu tun in der Art, in der sie sich lebensbegründet hat in der Zeit ihres fleischlichen Seins. Da aber eine jede Seele auch nach dem Leibestod fortlebt und sich in der Region dieser Erde aufhält, so ist es gerade eben nichts Seltenes, dass eine solche Seele sich auch in die Außenlebenssphären der Menschen begibt und durch diese mit ihrer irgend bösen Begierlichkeit auch in jenem Menschen Böses zu erwecken strebt, in dessen Lebenssphäre sie eine ganz willkommene Nahrung dadurch findet, dass der noch im Fleisch wandelnde Mensch einen nicht unbedeutenden natürlichen Hang und Zug für ein gleiches Laster in seinem Fleisch trägt, gewöhnlich infolge einer schlechten und vernachlässigten Grunderziehung. Solche Seelen bemächtigen sich öfters sogar des Fleisches der Menschen und quälen dadurch gar eine hie und da schwache Seele, und der Herr aber lässt solches zu, um eben bei der Seele solch ein Leck auszubessern, denn dadurch bekommt die geplagte Seele dann erst einen wahren und lebendigen Widerwillen gegen eine lasterhafte Schwäche ihres Fleisches und verwendet am Ende alle Tätigkeit darauf darin stark zu werden, worin sie ehedem schwach war, wozu ihr des Herrn Gnade auch zeitgerecht zu Hilfe kommt. Sieh, das ist vernunftgemäß richtig und wahr, was man freilich sehr fern von der Wahrheit des eigentlichen Sachverhalts unter dem Ausdruck ,Satan‘ und ,Teufel‘ so ganz eigentlich verstehen sollte; weil er es aber nicht versteht, so hält er aber unter ,Satan‘ und ,Teufel‘ eine geistig personifizierte böse Willensmacht, die darin ihr größtes Wohlgefallen findet, die Menschen von dem Weg, in der Ordnung Gottes zu wandeln, abwendig zu machen. Allein, diese verkehrten Seelen haben dabei durchaus keine gottesgegnerischen Absichten, denn fürs erste kennen sie Gott nicht von der fernsten Ferne, und fürs zweite sind sie zu blind, dumm und blöd, um irgendeine Absicht fassen zu können. Denn außer sich erkennen sie gar kein Bedürfnis und handeln nur aus purer Selbstsucht. Sie reißen nur das an sich, was ihrer Selbstsucht frönt, und sind unter sich selbst höchst misstrauisch; daher ist bei ihnen eine Kommunkraft gar nie denkbar, und du hast darin dann ganz recht, dass ihre Kraft null und nichtig ist. Ja, sie ist null und nichtig für Menschen, die einmal völlig in die Liebe und in den Willen des Herrn eingegangen sind; aber für Menschen, die noch so halb hin halb her sind, oder wenn du ihr Geistiges und ihr Materielles in die Waagschale legst und auf keiner Seite einen Fürschlag merkst, da gibt dann in irgendeiner seelischen Leidenschaftssache eines in der gleichen Leidenschaftssache steckenden Dämons Zutat auf die materielle Seite der moralischen Waage schon ein recht merkliches Übergewicht, und die Seele windet sich dann von selbst schon schwerer aus dem Materiellen ins Geistige hinüber. Verweilt aber die Seele im Materiellen, so hängen sich dann auch nach und nach stets mehrere gleichgesinnte Dämonen an die materielle Lebenswaagschale, der Fürschlag wird stets merklicher, das Materielle wird so denn stets gewichtiger und das Geistige natürlich geringer. Und sieh, da zeigt es sich dann, dass die ,Teufel‘ oder die ,Dämonen‘ am Ende einer Seele in der Zeit ihrer Selbstbildung doch einen sehr bedeutenden Schaden zufügen können, ohne den eigentlichen Willen gehabt zu haben, ihr zu schaden!“ [GEJ.05_094,02-09]
„Hochmut, Zorn, Neid, Geiz, Habsucht und dergleichen Laster mehr rufen auch dasselbe bei den anderen Menschen hervor.“ [GEJ.10_084,13]
„Der zu selbstsüchtige Wucher und die zu große Herrsch- und Glanzsucht der Menschen ist der eigentliche Satan, ein Fürst dieser Welt, die, weil ohne alles Lebenslicht aus den Himmeln, vollkommen die Hölle selbst ist, der es wohl gestattet ist, sich wegen der Probung des freien Willens und seiner Liebe sich bis zu einer gewissen Höhe zu erheben; wird diese Höhe aber überschritten, so kommt das Gericht, und Hölle und Satan werden in den Abgrund des Verderbens gestürzt.“ [GEJ.09_101,07]
„Eine andere Hölle gibt es nirgends, als eben diese nur, die aus der Selbstsucht im Herzen des Menschen von selbst sich gestaltet und aufbaut.“ [RB.01_ 111,05]