Jakob Lorber - Die sieben göttlichen Eigenschaften - Der Prophet Jakob Lorber

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DER MENSCH
UND SEINE SIEBEN GÖTTLICHEN EIGENSCHAFTEN

Die sieben Geister Gottes im Menschen
und ihre Disharmonie
„Gott Selbst in Sich ist die reinste Liebe, so in Sich auch das reinste Lebensfeuer, dadurch auch das reinste und hellste Licht und somit in Sich die höchste Weisheit und dadurch auch die höchste allwirkende Macht und Kraft. Dieser höchsten Macht und Kraft weiseste Ordnung ist das ewige Gesetz, nach dem sich alle Dinge zu richten haben. Dieses Gesetz herrscht auch über den Leib des Menschen; der Seele aber ist ein freier Wille gegeben, und das Gesetz ist ihr geoffenbart, auf dass sie es aufnehme in sich und ihren Willen danach richte, lebe und handle und dadurch zur vollen Gottähnlichkeit gelange, wozu sie bestimmt ist.“ [GEJ.10_017,06-07]

„Nur wenige Menschen gibt es, die alle die sieben Geister in sich zur vollen und gleichen Tätigkeit bringen und dadurch wahrhaft Gott und den Engeln Gottes gleich werden, aber, wie gesagt, gar viele sind davon abgewandt und kümmern sich wenig darum und erkennen sonach das wahre Geheimnis des Lebens in sich ganz und gar nicht. Solche blinden und halbtoten Menschen können dann den ihnen zugrunde liegenden Zweck des Lebens nicht erkennen, weil sie sich nur von einem oder dem anderen der sieben Geister leiten und beherrschen lassen.
So lebt der eine pur aus dem Geist der Liebe und achtet der anderen Geister gar nicht. Was ist dann ein solcher Mensch anderes als ein fressgieriges und nie genug habendes Raubtier? Solche Menschen sind stets voll Eigenliebe, voll Neid und voll Geiz und sind gegen alle ihre Nebenmenschen hartherzig.
Andere wieder haben eine erleuchtete Liebe und sind somit auch recht weise und können ihren Nebenmenschen ganz gute Lehren geben, aber ihr Wille ist schwach, und sie können darum nichts völlig ins Werk setzen.
Wieder andere gibt es bei denen die Geister der Liebe, des Lichts und des Willens ganz tätig sind, doch mit dem Geist der Ordnung und des rechten Ernstes sieht es ganz schwach aus. Diese Art Menschen werden auch recht klug und manchmal sogar recht weise reden und auch hier und da etwas Vereinzeltes ins Werk setzen, aber der recht und ganz aus allen sieben Geistern weise Mensch wird nur zu bald aus ihren Worten, Reden und Werken ersehen, dass darin keine Ordnung und kein Zusammenhang waltet.
Und wieder gibt es Menschen, die Liebe, Licht, Willen und Ordnung besitzen, aber es fehlt ihnen der Geist des Ernstes. Sie sind darum ängstlich und furchtsam und können ihren Werken selten eine ganz volle Wirkung verschaffen.
Wieder andere sind dabei auch voll Ernst und Mut, aber mit der Geduld sieht es schwach aus. Solche Menschen überstürzen sich gewöhnlich und verderben mit ihrem geduldlosen Eifer oft mehr als sie irgend gut machen. Ja, Freund, ohne eine gerechte Geduld gibt es nichts, denn wer keine gerechte Geduld hat, der spricht sich selbst ein gewisses Todesurteil. Denn der Mensch muss warten bis die Traube vollends reif wird wenn er eine gute Ernte machen will. Ist er damit widerwillig, nun, so muss er es sich denn am Ende doch selbst zuschreiben, so er statt eines edelsten Weins nur einen untrinkbaren Säuerling geerntet hat.
Die Geduld ist also in allem und jedem ein notwendiger Geist, erstens zur Beherrschung und zur Zurechtbringung des oft ins Unendliche gehen wollenden Geistes, den ich Ernst nannte,  weil dieser Geist in Verbindung mit der Liebe, Weisheit und dem Willen in den größten Hochmut ausartet, der bekanntlich beim Menschen dann keine Grenze findet, und zweitens, weil die Geduld zunächst, wie ich dir schon gezeigt habe, die Mutter des Geistes der Barmherzigkeit ist, welcher Geist als rückdurchwirkend erst allen vorhergehenden Geistern die göttlich-geistige Vollendung verleiht und der Menschenseele zur vollen und wahren Wiedergeburt im Geist verhilft.
Darum hat der Herr Selbst nun euch allen die Liebe zu Gott und zum Nächsten vor allem ans Herz gelegt und dazu gesagt: ,Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist, und seid sanftmütig und demütig, so wie auch Ich von ganzem Herzen sanftmütig und demütig bin‘.
Der Herr gebot euch Menschen sonach, den siebten Geist vor allem darum auszubilden, weil eben in diesem letzten Geist alle vorhergehenden enthalten sind und durchgebildet werden. Wer demnach diesen letzten Geist mit allem Eifer bildet und stärkt, der bildet und stärkt auch die vorangehenden Geister und wird dadurch am ehesten und sichersten vollendet. Wer aber seine Bildung mit einem oder auch mehreren der früheren Geister beginnt, der gelangt schwer oder oft auch gar nicht zur ganzen und vollen Lebensvollendung, weil diese ersteren Geister als pur für sich den siebten Geist nicht in sich enthalten, aber für sich alle die ihm notwendig vorangehenden. […] Denn alle die früheren Geister sind beinahe allen Geschöpfen teilweise mehr oder weniger frei gegeben, aber der siebte Geist muss erst vom Menschen durch seinen höchsteigenen Fleiß und Eifer gewonnen werden. Und wie durch solche Gewinnung alle die früheren sechs Geister erst ihre wahre Bedeutung und den wahren Lebenszweck erreichen, so erreicht denn auch der ganze Mensch durch ihn erst die vollste Lebensfreiheit und Selbständigkeit.“ [GEJ.07_020,01-11]

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