Jakob Lorber - Die sieben göttlichen Eigenschaften - Der Prophet Jakob Lorber

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DER MENSCH
UND SEINE SIEBEN GÖTTLICHEN EIGENSCHAFTEN

Charakterliche Ausprägungen
im Menschen
Ein jeder Mensch birgt in sich die sieben Grundeigenschaften wie sie auch in Gott enthalten sind. Bildet er sie im positiven, göttlichen, Sinn aus, so führt ihn dies zu einem seligen Leben in Gott.

Da aber eine jede Menschenseele ein Fünklein aus der luziferischen Seele ist, so trägt auch ein jeder Mensch die Veranlagung zur Verkehrung dieser in ihn gelegten Eigenschaften in sich. Diese kann sich bis zum totalen Gegenpol der betreffenden göttlichen Ureigenschaft(en) entwickeln. Oder aber sie kann sich auch in Form einer extremen Ausprägung äußern, womit sie sich ebenfalls außerhalb der göttlichen Ordnung befindet. Aufgabe ist, diese als Untugend oder auch Laster bezeichneten Anlagen in sich zu erkennen und in die göttliche Ordnung zurückzuführen. Anhand der folgenden Tabelle soll versucht werden, mögliche Abstufungen in der Entwicklung zu verdeutlichen:
An diesen Ureigenschaften hängen auch „Tochtereigenschaften“, die man auch Untergeister nennen kann. Und so wie an jeder göttlichen Eigenschaft mehrere positive Nebeneigenschaften hängen, so zieht auch eine jede negative Eigenschaft ebenfalls mehrere andere mit sich, die je nach Ausprägung mehr oder weniger deutlich in Erscheinung treten können. So z.B. hat der Geist der Selbstsucht in seinem Gefolge die Geister der Genusssucht, des Neides, der Habgier, den Geiz und andere mehr. Und bei der Rangsucht können wir sehen, dass mit ihr neben Zank und Streit, der Hass, Bosheit, Betrug, Verrat bis hin zu Mord und Totschlag einhergehen können.


Zur Ausbildungsfähigkeit der Eigenschaften und ihre Auswirkungen

„Alle Kräfte, die dem Menschen gegeben sind und sich im Anfang als schwer zu zügelnde Leidenschaften kundgeben, müssen nach oben oder nach unten der höchsten Ausbildung fähig sein, ansonsten der Mensch gleich einem lauen Wasser bleiben und in die stinkendste Trägheit versinken würde. Wir sagen es dir: Nichts kann dir ein vollwahreres Zeugnis von der göttlichen Bestimmung des Menschen geben als die größten Laster gegenüber den höchsten Tugenden der Menschen, denn daraus erst ist ersichtlich, welch endlose Fähigkeiten den Menschen dieser Erde gegeben sind. Vom allerhöchsten Himmel Gottes, der sogar uns Engeln unzugänglich ist, bis zur tiefsten Hölle ist des Menschen Bahn, und wäre sie nicht, nie könnte er die Kindschaft Gottes erreichen.“ [GEJ.02_060,03-04]

Wie es einst urgeschaffene Geister gab, die zu sehr eigenliebig, selbstsüchtig, hochmütig und herrschsüchtig wurden und sich dadurch zur pursten Materie verdichteten, gibt es auch heute Menschen, die durch ihre Eigenliebe, Selbstsucht, Hochmut und daraus hervorgehenden Herrschsucht voller Materie werden, so dass sie viele tausende Jahre lang nicht imstande sein werden sich davon völlig zu befreien (s. GEJ.04_105,01).
Auch gehört ein jeder Mensch solange der Hölle an, wie er nach ihren Prinzipien handelt. Ihre Grundprinzipien sind die Herrschsucht, Eigenliebe und Selbstsucht, die den drei himmlischen Prinzipien Demut, Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten entgegenstehen (s. GS.02_118,02).

Wie Hochmut, Zorn, Neid, Geiz, Habsucht und dergleichen Laster mehr auch dasselbe bei den anderen Menschen hervorrufen, so ruft auch die wahre, uneigennützige Liebe sich selbst bei den anderen Menschen hervor. Wer daher alles aus wahrer Liebe tut, der sät dadurch den Samen der Liebe in die Herzen der anderen Menschen, der für sie und für ihn bald zu einer segensreichsten Ernte schon hier wird, und um so mehr dann jenseits im anderen und ewigen Leben der Seele durch Gottes Liebegeist in ihm (s. GEJ.10_084,13).


Der freie Wille und seine Verkehrtheit

„Ihr Menschen dieser Erde aber habt im Geist ebenso wenig eine Beschränkung als der Herr Selbst und könnt tun, was ihr nur immer wollt. Ihr könnt euch erheben bis in die innerste Wohnung Gottes, aber eben darum auch so tief fallen als der Satan selbst, der einst auch der höchst freieste Geist aus Gott war; und da er fiel, musste er auch in die tiefste Tiefe alles Verderbens notwendig fallen, aus der er kaum je einen Rückgang finden wird, weil dem Laster von Gott aus eine ebenso endlose Vervollkommnungsfähigkeit gegeben ist wie der Tugend.“ [GEJ.02_060,05]

„Denkt euch aber nicht, dass das etwas Derartiges sei, das die gewissen blinden Weltweisen Bestimmung nennen, als habe Gott schon für jeden Menschen bestimmt, was er in seinem kurzen oder längeren Leben zu gewärtigen hat. Etwas Derartiges zu denken und zu glauben kann der Seele den Tod bringen, weil das eine Lehre ist, die eine heimliche Ausgeburt der Hölle ist und zu den wahren Lebensprinzipien aus Gott für die Menschen gerade das schroffste Gegenteil darstellt. Die Bestimmung machen sich die Menschen selbst durch die Verkehrtheit ihres freien Willens und dadurch, dass sie nicht erwecken wollen alle die sieben Lebensgeister in sich, wodurch sie auch nicht zu der wahren Anschauung ihres inneren, wahren und unvergänglichen Lebensschatzes kommen. Dadurch kommen sie auf Abwege und wollen dann auch im Licht der Welt das wahre, innere Licht des Lebens aufsuchen und frohen Muts nach demselben wandeln und handeln.“ [GEJ.07_052,01]

„Noch sage Ich euch, dass eben an den Verlockungen von Seiten der Teufel lange nicht so viel liegt, als ihr in eurem törichten Glauben meint. Der eigentliche Teufel ist der Mensch mit seinen Weltgelüsten selbst. Aus denen geht hervor die Selbstliebe – das ist ein Teufel –, die Sucht zum Wohlleben – ein zweiter Teufel –, die Ehrsucht, der Hochmut, die Herrschsucht, der Zorn, die Rache, der Neid, der Geiz, die Hoffart, die Hurerei und die Geringschätzung seines Nebenmenschen – das sind lauter Teufel, auf eigenem Grund und Boden erzeugt. Darum sollt eben ihr keine so große Furcht vor dem Teufel haben und ihn auch nicht anklagen; aber euch selbst klagt in eurem Gewissen an, und bereut es recht, und fasst den festen Entschluss, ganz andere Menschen zu werden, und werdet es dann auch! Liebt Gott wahrhaft über alles und den armen Nächsten wie euch selbst, so werden euch auch eure vielen und großen Sünden vergeben werden. Denn so ein Mensch die Sünde nicht völlig verlässt, so kann sie ihm auch nicht erlassen werden. Denn die Sünde ist ja des Menschen eigenstes Werk, weil sie hervorgeht aus seinem Fleisch und aus dem Willen seiner Seele. Die guten Werke nach dem Willen und nach dem Wort Gottes sind und bleiben eigentlich, wenn der Mensch sie auch tut aus freier Selbstbestimmung, eine Gnade von oben, ein Verdienst des Geistes Gottes im Menschenherzen, und der Mensch wird dessen teilhaftig eben durch die Gnade Gottes. – Nun wisst ihr, wie die Sachen stehen. Ihr seid frei und könnt tun, was ihr wollt!“ [GEJ.06_010,12-14; s.a. RB.01_094,04]

„Wenn aber ein Mensch von seinem eigenen Herzen sich berücken lässt und wird hochmütig, herrschsüchtig, fleischsinnig, weltsüchtig und eigenliebig, sodann nähert sich ja der Mensch selbst eigenwillig dem Feind des Lebens, wird selbst ein Feind alles Lebens und nicht selten ärger noch denn der eigentliche in Person, vor dessen List ihr euch verwahren sollt. Wenn dann der eigentliche Feind des Lebens einen solchen ihm ähnlichen Nachbar neben sich gewahrt, da spart er dann freilich wohl keine Mühe mehr, um den an sich zu fesseln, der ihn so überwiegend ähnlich freiwillig aufgesucht hatte. Seht, da fängt dann erst die List des Feindes, einen solchen Freund für ewig für sich zu gewinnen, wirkend an. Wer daher der List des Feindes entgehen will, der sei ein getreuer und wohlachtsamer Hirte seines eigenen Herzens, und kehre es sorgfältigst zu Mir. Wer solches beachten wird allzeit, wahrlich, ihr könnt es glauben, es wäre euch leichter möglich, die Sonne vom Firmament herab zu reißen als dem Lebensfeind, sich einem solchen Menschen mit seiner List zu nahen. Daher sollt ihr auch nicht ängstlich sein, denn ohne Meine Zulassung kann nichts geschehen; wenn Ich aber irgendetwas zulasse, so habe Ich allzeit Meinen besten Grund dazu. Nehmt euch aber vorzüglich in acht vor euch selbst, denn wahrlich, es gibt nirgends außer Mir etwas Freieres denn eure eigenen Herzen. Daher sorgt für diese nach Meinem Willen, so werdet ihr ewig sicher sein vor der List des Feindes.
Ich habe ja erst früher zu euch allen gesagt, dass es da in der ganzen Unendlichkeit außer Mir nichts Freieres gibt denn allein das menschliche Herz. Und so kann dasselbe ja gar bald berückt werden, wenn es Mich nur einen Augenblick aus den Augen lässt! Oh, die Macht des Fleisches ist groß, und von euch allen hat noch keiner über dieselbe gesiegt; daher wundert euch dessen nicht, so da vier vom überüppigen Fleisch der Weiber aus der Tiefe sobald konnten berückt werden. Kahin, da er floh, hatte vor der Schlange als sie vor ihm im Fleisch erschien geweissagt, wie gefährlich dieses allen seinen Brüdern werden wird. Daher wundert euch dessen nicht, so da gar bald die vier berückt worden sind, denn euch und euren Kindern wird es um kein Haar besser gehen, so sie sich nur auf Augenblicke von Mir abwenden werden. Daher bleibt in Mir wie Ich in euch, so werdet ihr nicht Knechte des Fleisches werden! Amen. – Versteht solches! Amen, Amen, Amen.“ [HGt.02_158,22-28+159,19-23]

Da nichts Unreines in Gottes Reich eingehen kann ist es notwendig, durch Ablegung der Untugenden bzw. Laster und eine rechte Ausbildung der göttlichen Eigenschaften die Vollkommenheit anzustreben. Wie dies möglich ist, wollen wir uns im Nachfolgenden näher ansehen.

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