zu Leopold Engel - Der Prophet Jakob Lorber

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Zur Entstehung des 11. Bandes
des Großen Evangeliums Johannes


Nachdem Das große Evangelium Johannes durch den Tod von Jakob Lorber mit dem 10. Band endete, wurde von Leopold Engel ein weiterer Band unter diesem Titel inspiriert niedergeschrieben, der allerdings zahlreiche Aussagen enthält, die gewichtige inhaltliche Widersprüche zu den Werken Lorbers aufweisen. Zur Art und Weise seiner erhaltenen Inspiration erklärt Leopold Engel im Vorwort zum 11. Band von Das große Evangelium Johannes (8. Auflage 1987, Copyright by Lorber-Verlag, Bietigheim Württemberg):


1. Die Inspiration

1.1. Leopold Engel über sich: „Nach einiger Zeit verfolgte mich konsequent der immer stärker werdende Gedanke, ich würde imstande sein, den Schluss des Lorberschen Johanneswerkes zu schreiben. Ich lehnte diesen Gedanken ab [...]. Aber die innere Pressung nahm täglich zu, so dass sie unerträglich wurde […]. Auch versuchte ich, dem Schreibdrang, der sich stets um 9 Uhr morgens einstellte, zu widerstehen. Es war unmöglich, zur größten Erheiterung meines Freundes, der mich beobachtete. Eine fremde Kraft zwang mich, zum Schreibtisch zu gehen und zu schreiben. […] Bei meinem Schreiben unterscheide ich genau dreierlei Phasen. Zuerst das, was aus meinem eigenen Ich schriftstellerisch entspringt als Produkt meines Wissens oder meiner Phantasie. [...] Die zweite Art ist die der einfachen Inspiration, eine Gedankenübertragung aus ferneren Sphären. Es sind nicht Worte, sondern Gedanken, die mir zufließen, und die ich selbst in Worte einkleiden muss. Das Ergebnis ist halb mein Eigentum - im Wesentlichen jedoch nicht; denn ohne diese Gedankenübertragung gelingt es mir nicht, etwas Brauchbares zu schaffen. Stimmung, Ruhe und Neutralität des Inneren gehören zum Gelingen. Störungen unterbrechen die Arbeit sofort, in die sich nicht allzu schwer auch eigene Gedanken einschleichen können, sogar im Stande sind, bei lebhafter Phantasie die Inspiration gänzlich zu fälschen. Vorsicht, Selbstkritik ist in diesem Stadium dringend notwendig; denn hier treiben Spottgeister gern ihren Unfug, wird Unsinn leicht zur Methode. [...] Die dritte und letzte Art ist dem eigenen Sinn oft rätselhaft. Es kann der bereits geschilderte Zwang eintreten, dann aber auf Bitte nach oben auch das deutliche Empfinden eines inneren Sprechers eintreten, ungefähr in der Art, wie man sich ein gehabtes Gespräch mit einem Freund, den man auch glaubt sprechen zu hören, in die Erinnerung ruft. Es entsteht ein Zwiegespräch. Frage und Antwort, klare Erklärung von Dingen, die man vorher nicht wusste, und die - das ist ein charakteristisches Zeichen - dem Gedächtnis sehr leicht wieder entschwinden, wenn sie nicht durch Schrift festgehalten werden. Letzteres ist ein Beweis der Echtheit; denn Selbstgedachtes wird man doch im Gedächtnis behalten. Bei diesem und dem vorigen Stadium unterstützt die Handführung oft den Schreiber als Zeichen, dass eine fremde Kraft tätig ist. [...]"

Dementgegen beschreibt Jakob Lorbers persönlicher Freund Karl Gottfried Ritter von Leitner über ihn: „Er hatte am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens — so erzählte er nachher seinen Freunden — gerade sein Morgengebet verrichtet und war im Begriff, sein Bett zu verlassen, da hörte er links in seiner Brust, an der Stelle des Herzens, deutlich eine Stimme ertönen, welche ihm zurief: „Steh' auf, nimm deinen Griffel und schreibe!“ — Er folgte diesem geheimnisvollen Ruf sogleich, nahm die Feder zur Hand und schrieb das ihm innerlich Vorgesagte Wort für Wort nieder. Es war dies der Eingang des Werks: „Geschichte der Urschöpfung der Geister- und Sinneswelt, sowie der Urpatriarchen oder Haushaltung Gottes", und der erste Satz desselben lautete: „So sprach der Herr zu mir und in mir für jedermann, und das ist wahr und getreu und gewiss." Lorber lehnte nach diesem Ereignis die ihm angebotene Anstellung unverzüglich ab und diente dieser mysteriösen Einflüsterung von derselben Stunde angefangen durch eine Reihe von vierundzwanzig Jahren und bis zu seinem Tod als emsiger Schreiber, indem er sich demütig einen Knecht des Herrn nannte.“
Jakob Lorber selbst beschreibt den Erhalt des inneren Worts in einem Brief an einen Freund vom 16. Februar 1858 wie folgt: "Bezüglich des inneren Worts, wie man dasselbe vernimmt, kann ich als von mir selbst sprechend wenig oder nicht viel mehr sagen, als nur, dass ich des Herrn heiligstes Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klar ausgesprochenen Gedanken licht und rein wie ausgesprochene Worte vernehme. Niemand, mir noch so nahe stehend, kann etwas von irgendeiner Stimme vernehmen; für mich erklingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller denn jeder noch so laute materielle Ton. - Nun, das ist aber auch schon alles, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen kann.“

1.2. Jesus zwingt niemanden, denn, so sagt Er im Lorber-Werk: „Meine Allmacht kann und darf da nichts zu tun haben, wo sich in Meinen Kindern ein freies Leben entfalten soll“ (GEJ.04_101,09), da „die Menschen bestimmt sind, aus sich selbst heraus zu wahren Gotteskindern zu werden! Die geringste geistige, von Mir ausgehende Beschränkung des freiesten Willens würde solche Meine Absicht ganz zunichte machen“ (GEJ.03_177,01-02), denn: „Wenn dich Mein Wille nötigt, so bist du ein geknebelter Sklave, […] die Seele des freien Menschen würde durch einen inneren mechanischen Zwang den größten Schaden an ihrem Wesen erleiden“ (GEJ.03_017,04). „Erst aus dieser höchsten und allerunbeschränktesten Freiheit heraus sind dann die Menschen dieser Erde vollkommen in den Stand gesetzt, sich zu den wahrsten und Gott in allem vollkommen ähnlichen Kindern und Selbstgöttern zu erheben“ (GEJ.03_177,07). Daher: „Bei der vollendetsten Freiheit des menschlichen Willens kann und darf Gott nie und nimmer tun, was Er will; denn würde Gott da nur im geringsten dem menschlichen Willen in die Quere treten, so würde der Mensch eine Kinderpuppe, an der Schnur des fixen göttlichen Willens geführt, und könnte dabei ewig nie zu einer Lebensselbständigkeit gelangen. Kann er aber zu dieser aus sich nicht gelangen, so ist es mit dem ewigen Leben seiner Seele notwendigerweise auch für ewig gar“ (GEJ.07_050,07).

So spricht auch Jesus zu Jakob Lorber: „Du, Mein Knecht, bedenke wohl, was dir von Mir für ein Amt verliehen ist und wie viel du noch zu tun hast, bis nur das Hauptwerk beendet sein wird. Denn dazu wirst du von nun an, nach deiner Schrift, noch beinahe ebenso viel brauchen, wie für das, was jetzt schon vorhanden ist. Sieh, eine solche Sache braucht bei regem Fleiß noch nahe ein Jahr von dir, indem du eben nicht der geläufigste Schreiber bist. Und es wäre gut, so du täglich fünf Stunden dazu verwenden könntest. […] Da rechne du, wie du mit dem allem in zwei Jahren fertig wirst! Denn bis dahin soll es fertig sein – das heißt, so ihr es wollt und euch daran etwas gelegen ist. […] Sieh, Ich sage dir nicht, was du tun sollst; aber so du Mein Wort hast, so sollst du demselben doch wenigstens täglich, mit Ausnahme der Feiertage, bei acht Stunden die zwei Jährlein hindurch widmen, um alles zu beenden, was vorderhand von größter Wichtigkeit ist.“ [HiG.01_41.08.08,02-08]


2. Göttliche Inspiration L. Engels durch Lorber-Werk belegt?

2.1. Manch einer verweist nun auf GEJ.10_240,06, wo geschrieben steht, dass es vorkommt, dass die Gottheit ihre Propheten zwingt. Doch worin besteht dieser Zwang? Er besteht lediglich in einem strengen Fordern Gottes in ganz speziellen Momenten ihrer Tätigkeit, wo „Gott von ihm fordert, streng nach dem Willen der göttlichen Weisheit zu reden, zu schreiben und zu handeln,“ (GEJ.10_240,06), und hat nichts zu tun mit einem unerträglich werdenden gewaltsamen Druck, dem man nicht widerstehen kann so wie es Leopold Engel beschreibt: „die innere Pressung nahm täglich zu, so dass sie unerträglich wurde“; "versuchte ich ... zu widerstehen. Es war unmöglich"; "eine fremde Kraft zwang mich".
Ein jedes Einwirken von Gott und Seinen Himmelsbewohnern geschieht, „indem man bei jedem Menschen nur auf sein Erkenntnisvermögen, nie aber auch nur entfernt auf den Willen hemmend oder fördernd einwirkt; denn ein unterstützter Wille ist ebenso wie ein gehemmter als gerichtet zu betrachten. Die Hölle packt die Menschen beim Willen und zerrt sie ins Gericht und in den Tod! Aber von uns aus muss die vollste Freiheit des Willens auf das äußerste geachtet werden. Daher müsst auch ihr dort, wo ihr ermächtigt seid, nie auf das Wollen, sondern nur auf das Erkennen des Menschen einwirken“ (RB.02_254,10)."Hat ein Mensch den guten äußeren Lehren und Ermahnungen freiwillig gegen manche Anfechtungen seiner Sinne Gehör gegeben und sein Leben danach eingerichtet, so wird der stille Einfluss der guten Geister auch stets mächtiger, den aber kein Mensch anders fühlt und fühlen darf, als dass er sein freies Werk ist" (GEJ.06_225,17)."Ich sage dir: Nur das, was ein Mensch aus freiem Willen nach seiner frei und somit wohlgebildeten Einsicht tut, ist wahrhaft getan und bringt Nutzen auf eine oder die andere Art; jede erzwungene Arbeit und Tat aber ist nicht eines Staters wert. Denn bei jeder gezwungenen Arbeit und Tat arbeitet allzeit Zorn und Rache gegen den Zwinger (Zwingherrn) mit, und das kann ewig kein Segen für was immer für ein Werk sein" (GEJ.02_027,08).
Weiter sagt Jesus: "Lasst jedem den freien Willen, und tut niemandem einen Zwang an; denn ihr wisst es nun, daß ein jeder moralische Zwang völlig wider Meine ewige Ordnung ist!" (GEJ.08_043,07), denn "jeder innere, moralische Zwang ist schon an und für sich ein Gericht; denn was ein Mensch nicht annimmt und tut mit seinem freiesten Willen und aus seiner völlig selbsteigenen Erkenntnis und Überzeugung, das gereicht ihm nicht zum Leben, sondern nur zum Gericht" (GEJ.06_007,05). "Der freie Wille ist das eigentlichste Leben des Menschen" (HGt.01_022,11). Und so tut "Gott niemandem einen Zwang an. Es wird jedem nur das zuteil, was er selbst will. Was du demnach willst, das wirst du auch empfangen" (RB.01_126,04), wobei es möglich ist, dass Handlungen "irgend äußeren Motiven zufolge [geschehen], die du nicht kennst, und des Fleisches stumme Begierden bestimmen nicht selten wider den Willen des Geistes deine Handlung" (GEJ.03_170,09).
Jesus zur Art und Weise, wie Er mit uns kommuniziert: "Wer mit Mir reden will, der komme zu Mir, und Ich werde ihm die Antwort in sein Herz legen; jedoch die Reinen nur, deren Herz voll Demut ist, sollen den Ton Meiner Stimme vernehmen (HGt.01_001,01). "Wer auf die Stimme seines wach gewordenen Geistes hört, die wie lichte Gedanken im Herzen vernommen wird und sich in seiner ganzen Lebenssphäre danach richtet, wird dadurch seinem eigenen Geist einen stets größeren Wirkungsraum verschaffen " (GEJ.04_076,10). „Gedanken, so klar wie rein ausgesprochene Worte, wirst du in deinem Herzen empfinden und wirst sie dann ganz leicht aussprechen mit dem Mund. Darin liegt das Geheimnis Gottes im Menschenherzen" (GEJ.06_079,15-17). "Ich werde sie [die innere Weisheit] ihm geben in aller Fülle in sein Herz… Seinem Geist, der die Liebe ist, werde Ich's sagen, und dieser wird damit erfüllen die ganze Seele und ihren Mund. Was der dann reden oder schreiben wird, das wird von Mir geredet und geschrieben sein für alle Zeiten der Zeiten. Des Hartherzigen Seele aber wird ergriffen werden von argen Geistern, und diese werden sie verderben und sie einer Tierseele gleichmachen, wie sie dann auch jenseits so offenbar werden wird " (GEJ.04_079,05-06).

2.2. Manch einer zitiert zur Rechtfertigung von Leopold Engel GEJ.01_217,04, wonach "Satan nur in die Sinne der Seele, nie aber in ihren Willen einwirken kann". Weiter unten in diesem Text, nämlich in Vers 6, heißt es allerdings auch: "Aber so ihr nur in einem oder dem anderen Stück euch fangen lasst oder zum wenigsten in irgend etwas leichten Sinns nachgebt, so werdet ihr seiner [Satan] bis an euer irdisch Lebensende nicht leichtlich wieder völlig los. Daher habt ja wohl acht auf alle die Stücke, auf die Ich euch nun aufmerksam gemacht habe! Denn wo der Arge es in irgendeiner Seele nur einmal dahin gebracht hat – was eben keine so große Mühe für ihn ist -, dass sie in einem oder dem anderen Stück ihren Willen hinzugab [nachgeben ist auch seinen Willen hinzugeben], woraus dann natürlich eine Sünde erzeugt wurde, dann kostet es schon einen schweren Kampf, um diesen Schaden an der Seele wieder völlig gutzumachen" (GEJ.01_217,04-07).
Wo Satan wirkt ist "nichts, als List und – bei Missglückung derselben – Gewalt zu gebrauchen!“ (HGt.02_199,14). Es ist daher notwendig, stets auf der Hut zu sein, denn "der böse Geist ruht nie, weder bei Tag noch bei der Nacht; er läuft herum wie ein hungriger Löwe und fällt in seinem großen Hunger alles an, was ihm nur im geringsten irgendwo unterkommt" (GEJ.01_217,03).
Darum: „Den Geist dämpft nicht, die Weissagung verachtet nicht; prüft aber alles, und das Gute behaltet“! (1.Thess. 5, 19-21)


3. Leopold Engel – ein zeitlich beschränkter Prophet?

Leopold Engel verfasste einige Zeit später nach der Niederschrift des sogenannten 11. Bandes des Johannesevangeliums „Luzifers Bekenntnisse“. Er war überzeugt, dass ihm „Luzifers Bekenntnisse“ von Satan selbst diktiert worden sind.


Weiteres zu den Erkennungsmerkmalen wahrer und falscher Propheten siehe hier.



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