Von der Herrlichkeit der ewigen Liebe
Ja, ja, ja, so schreibe,
schreibe, schreibe! Dass Mir die Liebe, verstehe, die reine, mit nichts
Weltlichem getrübte Liebe, der allerangenehmste Dank ist und, so du Mir dankst
wahrhaft im Herzen, dass Ich da nicht mehr von dir verlange, solches brauche
Ich dir nicht noch einmal zu sagen.
Aber solches tut
dir not und wohl, dass du einmal erkennst in dir, dass das, was Ich dir gebe,
unaussprechlich mehr ist, als so Ich dich mit einer Kraft bescheiden möchte,
durch welche du Sonnen und Welten ins Dasein rufen und die bestehenden
vernichten könntest nach deiner Willkür. Welche sonstigen namhaften Wunder hat
denn Mein größter und somit auch lebendigster Wortträger Johannes verrichtet,
obschon er gerne Feuer vom Himmel hätte über die bekannte Stadt fallen
gesehen!? – Ja, er hätte gern aus übergroßem Zorneseifer die ganze Erde
verbrannt! Allein, da er insgeheim die größte Liebe zu Mir hatte, so wurde ihm
darum auch das Allerhöchste gegeben, nämlich: das allerinnerste, lebendige Wort
der Liebe und des ewigen Lebens aus ihr!
Sieh und betrachte
nun das, was du von Mir empfängst! Was ist der Inhalt? Ist es nicht die allerinnerste und
allerhöchste, heiligste, lebendigste Liebe aus Mir? Wie könnte Ich dir da mehr
noch geben, nachdem Ich dir gebe, was das Allerhöchste ja schon ohnehin ist!?
Welcher Tor möchte
oder könnte da wohl ein nichtig Wunderwerk als Beweis dieses allerhöchsten
Wunders aller Wunder verlangen?! Oder verlangen, dass Ich soll eine Mücke
zerstören, auf dass er glauben kann, dass die lebendige Sonne mit allen ihren
zahllosen Wesen, die Ich vor seinen Augen plötzlich ins Dasein rief, wahrhaft
und wirklich von Mir ist?! O der schändlichsten Torheit! O des allerblindesten
Verlangens! So dir deine Braut einen allerwärmsten Kuss gäbe zur Beteuerung
ihrer heißesten Liebe an dein Herz, wem würdest du dann wohl gleichen, so du
als Beweis ihrer Liebe von ihr noch verlangen möchtest irgendeine Nichtigkeit?!
– Sieh, gerade so auch verhält es sich hier!
Oder, so da jemand
hunderttausend Pfund des allerreinsten Goldes hätte gewonnen bei einem Handel
und verlangte hernach von dem, der ihm in solch unerhörtem Maß das Geld gab,
dass er ihm zum Beweis des schweren Goldes noch einige schlechte Kupferpfennige
hinzulegen soll! Was meinst du, wie stünde es da mit einem solchen unerhörten
Narren?! – Und so könnt ihr alle auch völlig zufrieden sein, so Ich euch nun
des allerhöchsten Himmels Schätze allerreichlichst gebe, Schätze der reinsten,
heiligsten Vaterliebe, Schätze des wahren, lebendigen Jerusalems! Wer will noch
mehr? Wer ist unzufrieden mit dieser Gabe? Wem genügt sie nicht allein?!
So da jemand sein
sollte von solcher Blindheit, für den gebe Ich dir einen Schlüssel, der da
gemacht ist aus altem Unrat der Getöteten. Mit diesem kannst du, wenn du
willst, die Schleusen der Erde eröffnen; und sie, die Wundersüchtigen, sollen
alle ersäuft werden in den allertrübsten Gewässern! Worin aber dieser Schlüssel
besteht, braucht außer dir niemand zu wissen. Wenn aber die Nacht des Todes
jemanden ereilen wird, dann wird er sich wohl entsinnen, welch einen Schlüssel
Ich dir übergab!
Warum hat sich denn
da einer von euch den Magen verderben lassen durch den Dreck der Welt, darum
ihm nimmer schmecken will dieses Brot der reinsten, ewigen Liebe des Heiligen
Vaters? Er soll sich ja wohl in acht nehmen, dass er einst nicht zu dem „Weg“
gezählt wird, darauf ein Teil des Samens fiel! – Jemand aber lässt auf seinem
guten Acker Dornen und Disteln aufkeimen, er soll bedenken, welches Endlos da
des lebendigen Samens harrt! Denn Ich und die Welt lassen sich ewig nicht unter
ein Dach bringen!
Du Ans. H.-W. aber
hast dir einen ebenen Weg bereitet. Sei versichert Meines Segens! Sieh, Ich bin
nun schon bleibend unter deinem Dach! Des kannst du fröhlich sein, darum Ich
dir nun wesenhaft Selbst helfe dein Haus reinigen. Denn du wirst Mir sicher nimmer
die Tür weisen, so Ich auch Mein Kreuz dir zur Verwahrung gebe. Sieh, so da
irgend Reisende einkehren, da bringen sie ja auch verschiedenes Gepäck mit und
geben es dem Hauswirt zur Verwahrung. Ich bin auch ein Reisender und Mein
ganzes Gepäck besteht in einem Kreuz. Bei dir habe Ich nun Herberge genommen!
Und du wirst Mich ja wohl so behalten.
Denn sieh, wo Ich
nicht mit Meinem Kreuz komme, da bin Ich auch nicht willens zu bleiben. So Ich
aber komme mit Meinem heiligen Gepäck, dem Kreuz, da bin Ich dann auch „mit
Sack und Pack“ da und bin, glaube es fest, nicht so leicht wieder
hinauszubringen!
So denn sei froh
und fürchte ja keine Welt mehr! Denn diese vermag nun nichts mehr auszurichten
und wähnt sich glücklich im finsteren Taumel ihrer lang getriebenen Hurerei!
Du K. G. L. aber
bleibe, wie du bist! Denn du kennst die Welt und was an ihr ist! So du aber
dann und wann gute Zeit und Weile hast, da setz dich manchmal zum Schreibtisch,
und du sollst schon allzeit ein fertiges Liedchen in deinem Herzen finden,
welches du dann zu Papier bringen kannst. Musst aber dabei nicht nachdenken;
sondern was dir zuerst das Herz geben wird, das ist dann schon das Rechte, Gute
und Wahre aus Mir! Sieh, es gefällt Mir bei dir! Daher lass es zu, dass Ich in
dein Haus auch wesenhaft einziehe „mit Sack und Pack“.
Einem Lieben von
Mir aber sage Ich: Gottesfurcht und des eigenen Herzens tiefste Demut ist jedes
aus dem Wasser und Feuer Getauften unerlässlichste Pflicht, ohne die an kein
ewiges Leben zu denken ist! Sieh, du hast die rechte Gottesfurcht und eine
lobenswerte Demut, aber glaube es Mir, diejenigen Kinder, die ihre Eltern zu
sehr fürchten und werfen sich vor ihnen allzeit in den Staub, mögen nimmer so
recht heiß ihre Herzen erheben zu denen, die sie allzu sehr fürchten! Suchst Du
Mich mit Furcht und Zittern, wie wird es dir ergehen, wann Ich zu dir komme?!
Wirst du da nicht anfänglich gleich jenen Tätern des Übels rufen: „Berge, fallt
über uns!?“ Und Ich werde Mich dir aus großer Erbarmung lange nicht nahen
können bis zur Zeit, allwann sich alle deine Furcht in die vertrauensvollste
Liebe zu Mir umgestalten wird! Liebe und Furcht aber halten nicht gleichen
Schritt! Denn wo mehr Furcht, da ist weniger Liebe. Wo aber weniger Furcht, da
ist mehr Liebe, Vertrauen, Kraft und Mut und somit auch mehr des wahren Lebens!
Swedenborg ist wahr
und gut, solches kannst du glauben. Aber solches glaube auch: Die Liebe ist
über alles erhaben und heilig! Wer demnach diese hat, der hat alles; denn er
hat wahrhaft Mich Selbst. Und sieh, das ist mehr denn alle Propheten, alle
Apostel samt Petrus, Paulus und Johannes und so auch mehr denn Swedenborg!
Es ist aber noch
jemand hier; diesem möchte Ich gerne sagen, dass die Welt ein eitles Ding ist,
schlechter als ein allerschalster Traum. Aber er soll Mich erkennen, dass Ich
es bin, der ihm solches sagt! Denn der Welt Tage sind flüchtiger als ein
Sturmwind und die Jahre vergehen wie einzelne Augenblicke aneinandergereiht! –
Wohl dem, für den die Ewigkeit diesseits kein Traum ist!
Und nun sage Ich
euch allen: Seid heiter und fröhlich untereinander in Meinem lebendigen Namen!
Denn Ich bin wahrhaft mitten unter euch! – Wer da zurück ist irgend, der beeile
sich vorwärtszukommen! – Und merkt alle: Die Zeit ist kurz, und es steht die
Erfüllung nahe vor der Tür! Amen.
Himmelsgaben Bd.2, S.49