Jakob Lorber Vergebung - Der Prophet Jakob Lorber

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Vergebung


Eines jeden Menschen Gefühle werden im Laufe seines Lebens immer wieder enttäuscht und verletzt, woraus nicht nur Enttäuschung, sondern auch Trauer, Wut, Hass entstehen kann, was ein Sich-Verschließen oder negatives Verhalten Anderen gegenüber zur Folge haben kann.
Solange wir jedoch nicht alle in unserem Leben vorgekommenen Verfehlungen Anderer an uns wie auch unsere eigenen an Anderen bereinigen und loslassen, so lange bleibt auch stets ein dunkler Schatten in unserer Seele, der uns an einem Fortschreiten hindert. Wie aber können wir uns nun am besten von ihm befreien? Jesus gibt uns die Antwort: „Vergebet euch selbst eure Sünden und Dummheiten gegenseitig, erwecket eure Liebe zu Gott und zum Nächsten, so werden euch auch von Mir aus eure Sünden vergeben sein! (Mt.6,14-15; Mk 11,25-26). […] Wer eine Torheit begeht, der erkenne die Torheit, lege sie ab und begehe sie nicht mehr, und sie wird ihm vergeben sein auch im Himmel; aber solange er das nicht tut und dennoch von Zeit zu Zeit Gott um die Vergebung seiner Sünden bittet, so werden sie ihm nicht vergeben werden eher, als bis er durch die volle Ablegung seiner alten Torheiten sich selbst seine Sünden vergeben hat. Ein jeder kehre daher zuerst vor seiner Tür, dann kann er auch zu seinem Nächsten gehen und zu ihm sagen: ,Siehe, ich habe nun den Unflat von mir entfernt und bin mit mir in der Ordnung; lasse denn auch, dass ich selbst nun deine Hausflur reinige dadurch, dass ich alles dir zugefügte Unrecht auf die Weise gutmache, wie du es wünschst!‘ Ja, wenn die beiden Nachbarn also ihre Sache gutmachen und freundschaftlich schlichten, dann wird sie auch im Himmel gutgemacht und geschlichtet sein! Wenn aber nicht also, dann nützet den Himmel um die Vergebung seiner Sünden bitten nichts!“ (GEJ.08_193,12-14). Jesus ruft uns also auf, nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst zu vergeben. Warum aber ist die Selbstvergebung so wichtig?
Wer mit sich selbst im Argen liegt, mit sich, der Welt und Gott hadert und sich selbst bemitleidet, aus erlittenen Verletzungen eine Angst vor möglichen Verletzungen entwickelt, verschließt sich. Statt sich für die Liebe zu öffnen, zieht er sich in sich selbst zurück. Doch wer Liebe nicht aufnimmt, kann auch bald keine Liebe mehr geben, da sein Liebesvorrat aufgebraucht, er leer geworden ist. Die Liebe ist der ewig fließende Strom des Lebens. Wer sich mit ihm verbindet und durch sich strömen lässt, wird nie einen Mangel erleiden, und des ewigen Lebens Fülle wird gleich einem Strom aus ihm hervorbrechen (HGt.02_169,14; HGt.02_252,08-09; GEJ.06_202,03; GEJ.06_221,10; GEJ.09_065,08).


Liebe und Vergebung bedingen einander.

Die Liebe ist die Grundbedingung alles Seins und somit auch alles Werdens, sie ist das eigentliche Sein selbst, die einzige Realität, also die einzige Wahrheit (HGt.02_220,12). Und so hat uns der Herr kein anderes Gebot gegeben außer allein das übersanfte der Liebe. Es ist das vornehmste Gebot, welches in sich alles Leben und alle Wahrheit enthält. Solange wir es in unseren Herzen halten, so lange bindet uns auch kein anderes Gebot an Ihn und an unsere Handlungen. Denn die reine Liebe und alle Tat aus ihr ist ja die allerwahrhaftigste Grundfeste aller Gerechtigkeit. Wer die reine Liebe aus Gott im Herzen hat, dem wird ewig jedmögliche Art von einer Ungerechtigkeit fremd bleiben (HGt.03_028,03-6).
Die Liebe lehrt, allen Wesen wohlzutun und sie so glücklich als möglich zu machen. Die zur Liebe gehörende Demut lehrt, klein zu sein und sich über niemanden – möchte er noch so unbedeutend scheinen – hochmütig zu erheben. Und die Sanftmut lehrt, jedermann stets gleich wohlwollend zu ertragen und aus dem innersten Herzensgrund bemüht zu sein, jedem zu helfen, wo es ihm nottut (BM.01_050,13). Daher ist wahrhaft Lieben ohne Vergebung nicht möglich. Sie ist ein Ausfluss der Liebe und Barmherzigkeit, ist der Schlüssel zur Heilung von Verletzungen und Schmerzen. Um Liebe leben zu können ist es demnach auch notwendig, zunächst unsere Beziehung zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen zu heilen, denn dadurch heilen wir auch unsere Beziehung zu Gott (GEJ.10_090,03; GEJ.08_193,12).


Sich selbst vergeben.

In eines jeden Leben gibt es immer wieder Verletzungen. Verletzungen in der Kindheit aufgrund falscher, irriger Erziehung, dem sozialen Umfeld, die sich dann durch das weitere Leben ziehen, eigener Irrtümer und Fehler, denen man unterliegt und auch an anderen begeht. Solange sie nicht erkannt, keine Aussöhnung und Auflösung mit ihnen erfolgt, solange resultiert daraus immer wieder Schmerz und Leid. Das sind die Aufrüttler, die uns zeigen, dass etwas in uns nicht in Ordnung ist, dass es etwas zu bereinigen gibt. Denn wer kann wahrhaft sich, seinen Nächsten und Gott lieben, wenn er nicht mit sich selbst im Reinen ist? Daher sagt uns Jesus: „Wenn du in deinem Herzen in der Ordnung bist, dann bist du es auch mit Gott“ (RB.01_142,20). Und weiter spricht Er: „Ich kann dir nichts nachsehen; wenn du aber mit und in dir selbst wieder in der Ordnung bist, dann ist bei Mir auch alles in der Ordnung, und es sind dir also alle Sünden nachgelassen“ (GEJ.03_044,18). Demnach ist es notwendig, sich zunächst so anzunehmen (und damit sich zu vergeben) wie man ist, aber auch an sich zu arbeiten, um sich von allen Altlasten, Torheiten und irrtümlichen Trügereien zu befreien und zu reinigen, damit Gottes Geist wirksam in uns tätig werden kann (GEJ.08_194,08-09). Am besten geschieht dies durch Selbstbeschau, d.h. in Ruhe und Stille über all sein Tun und Lassen und den wohlbekannten Willen Gottes nachzudenken, und ob man demselben zu den verschiedenen Zeiten des Lebens nachgekommen ist (GEJ.01_224,8+10-11und GEJ.01_226,01; GS.02_116,05). Wird dabei fehlerhaftes Verhalten entdeckt, so sollte es bereut und Jesus übergeben werden mit der Bitte um Hilfe und Stärkung, dass es in der Folge nicht wieder begangen wird. Gleichzeitig sollte man sich aber auch immer wieder während des Tagesablaufs prüfen, inwieweit man die Gebote Jesu im täglichen Leben umsetzt. Hilfreich sind dabei die bereits oben beschriebenen täglichen Achtsamkeitsübungen, mit denen man sich in ein Leben in Liebe einüben kann. Auf diese Weise können wir immer mehr in Gottes Liebe dringen, die uns nicht nur hilft uns geistig weiter zu entwickeln, sondern auch zur Seite steht um uns selbst und Anderen vorgekommene Verfehlungen zu verzeihen, denn Gott sieht nicht auf die Sünden der Menschen, sondern allein auf das Herz. Wer Gott wahrhaft liebt, dem werden alle Sünden erlassen, und hätte er derselben so viele, als wie da ist des Grases auf der Erde und des Sandes im Meer. Wer Gott recht stark liebt, den wir Er auch lieben und das ewige Leben geben (GEJ.07_013,21).
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, warum sich ein jeder gar wohl prüfen sollte, denn es ist nichts so verborgen und so Geheimes im Menschen, dass es sich nicht dereinst im absolut geistigen Zustand äußerlich erscheinlich beurkunden würde. Daher ist es ratsam, alle freundlichen und feindlichen Verhältnisse, in denen man sich je befunden hat, genauestens zu prüfen, welche Wirkung sie auf das Gemüt ausüben würden, so man in selbige zurückversetzt würde. Denn darauf muss sich ein jeder hier auf der Erde lebende Mensch gefasst machen, dass er jenseits im absolut geistigen Zustand in alle jene verhängnisvollen Zustände lebendigst versetzt wird, welche ihm hier als die größten Steine des Anstoßes galten. Wenn jemand auf dieser Welt nicht den letzten Heller zurückbezahlt hat, wird er nicht vermögen, in das Himmelreich einzugehen. Darum heißt es hier fleißig alle alten Schuldbücher durchgehen und besonders diejenigen, welche das Wort Liebe als Aufschrift führen. Liebeschulden sind für Jenseits die hartnäckigsten. Ein Millionenraub wird leichter aus der geistigen Gedächtniskammer vertilgt als eine Liebeschuld. Warum? Weil ein Millionenraub nur eine äußere, den Geist nichts angehende, große Verschuldung ist, aber die Liebeschuld betrifft zumeist den ganzen Geist, weil alles, was Liebe ist, das eigentliche Wesen des Geistes ausmacht (GS.02_116,05-07).


Seinen Mitmenschen vergeben.

Wer nicht mit sich selbst, seinem Leben und seinen Mitmenschen im Reinen ist, dem gelingt es auch nicht, Anderen respekt- und liebevoll zu begegnen, da er das Übel nur von außen empfindet, es aber nicht in sich selbst erschaut (Er.01_64,01). Die eigene Unzufriedenheit wird auf die Mitmenschen übertragen, an ihnen ausgelassen, und um nicht schäbig vor sich selbst dazustehen und um sich vor sich selbst zu rechtfertigen, wird nach dem ‚Splitter im Auge‘ des Anderen gesucht. Auf diese Weise fühlt man sich nicht mehr so mies, doch Jesus rät uns an, allzeit nur vor unserer Haustür zu kehren und nicht schon zuvor nach des Nachbarn Tür zu sehen, ob der Weg zu ihr schon gefegt ist. (GEJ.08_124,14; GEJ.08_194,01). Damit möchte er uns anhalten, streng mit uns und unseren eigenen Fehlern und Schwächen umzugehen, und gleichzeitig Nachsicht mit den Unzulänglichkeiten unserer Nebenmenschen zu üben. Auch sie handeln aus ihren Irrtümern heraus, leiden unter ihnen. Verstehen wir uns, unser eigenes Verhalten und unsere Verfehlungen, so verstehen wir auch die Fehltritte unseres Nächsten. Dies wiederum führt zu Nachsicht und Vergebung seines Verhaltens, denn wir sind in der Lage die Wahrheit zu erschauen. Ist unser Herz aber verfinstert, so wird auch alles so für uns sein, wie da unser Herz beschaffen ist (HGt.02_248,13). Wer durch die Liebe zur wahren, lebendigen Weisheit gelangen will, der muss zuvor alle Anklage über seine Brüder aus seinem Herzen vertreiben. So das nicht erfolgen wird, wird er im Finstern herum traben. Nur wer seinen Nebenmenschen vergibt, egal wie arg sie auch immer an ihm gehandelt hätten, dem wird auch Gott seine Torheiten vergeben und ihn zum ewigen Leben heilen (HGt.01_174,11-16). Dabei muss sich unsere Vergebensbereitschaft bis auf unsere Feinde hin erstrecken. Gelingt es uns, auch ihnen vom innersten Grund unseres Herzens zu vergeben, so ist dadurch auch unsere Schuldtafel vor Gott gereinigt und wir können dann ganz ruhigen Herzens und Gewissens zu Gott beten: ,Vater, vergib mir alle meine Sünden, so wie ich nun allen vergeben habe, die an mir gesündigt haben‘, und der Vater wird uns alles vergeben und wird es uns schon vergeben haben, bevor wir Ihn darum gebeten haben (RB.01_142,20; RB.01_046,11).


Vergebung durch Gott.

Nun gibt es manch einen, der Schuld auf sich geladen hat und glaubt, dass Gott ihm seine Sünden niemals vergeben würde. Doch kann ein jeder – egal wie groß sein Vergehen auch sein mag – die wahre und volle Vergebung seiner begangenen Sünden erlangen, so er zunächst seine Sünden als ein Unrecht gegen seine Nebenmenschen erkennt, sie bereut und nach Möglichkeit wiedergutmacht, Gott um Vergebung bittet mit dem ernsten Vorsatz, sie nicht mehr zu begehen und dem gemachten guten Vorsatz auch treu zu bleiben. Wer sich das in seinem Herzen treu und wahr vornimmt und dann aber auch gemäß dieser Vornahme handelt, dem werden seine Sünden von Gott vergeben (GEJ.08_066,11). Denn wer wahrhaft Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst liebt, dem werden seine vielen und großen Sünden vergeben werden, selbst wenn sie mehr wären, als da ist des Sandes im Meer (GEJ.06_010,13; HGt.02_271,20; GEJ.07_013,21).
Wer jedoch stets unrecht handelnd sein Unrecht einsehend nur bittet, ,Herr, vergib mir meine Sünden, denn ich habe gesündigt‘, bleibt aber dabei dennoch der alte Sünder, dem wird dieses Bitten und Beten gar nichts nützen, denn er ist ja noch wie zuvor. Erst wenn er sein sündiges Verhalten abgelegt hat, werden ihm seine Sünden vergeben.
So dein Nächster dich beleidigt und dir Übles zugefügt hat, hast du durch die Liebe in deinem Herzen das Recht, deinem Nächsten die an dir begangenen Sünden zu vergeben. Und so er dann auch freundlich zu dir kommt, dir für deine Liebe dankt und dir ernstlich verspricht Gutes zu tun, so sind ihm seine an dir begangenen Sünden auch im Himmel vergeben, auch dann, so du dich von ihm nicht entschädigen lässt. Sieht der Nächste aber sein an dir begangenes Unrecht nicht ein und verharrt in seiner Bosheit, da wird dir wohl deine Liebe und Geduld im Himmel hoch angerechnet werden, aber dem Nächsten werden seine Sünden so lange bleiben, als er sie sich nicht selbst gänzlich vergibt, was nur dadurch geschehen kann, dass er sie vollends ablegt und nicht mehr begeht.
Keiner sollte meinen, dass er sich allein durch eine Sündenbeichte seines begangenen Unrechts entledigen könnte. Niemand kann an Gottes Statt Sünden gültig vergeben. Denn so Gott keinem Menschen seine Sünden vergeben kann, als bis er sie sich selbst auf die oben aufgezeigte Art vergeben hat, so kann kein Mensch – auch selbst ernannte Stellvertreter Gottes nicht – niemandem Sünden vergeben, die er nie an ihm begangen hat (GEJ.08_194,03-11).


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