Über den Wiedergeburtstag des Geistes - Der Prophet Jakob Lorber

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Über den Wiedergeburtstag des Geistes


So wäre wieder ein Geburtstag da. Es kommen zwar die weltlichen Geburtstage auch von Mir, dem Herrn alles Werdens und Seins, aber trotzdem sind Mir die Geburtstage des Geistes mit den Sterbetagen des Fleisches lieber als eben die nun gar häufig überaus misslichen, ledigen Geburtstage des Fleisches.
Ich will aber damit nicht andeuten, als sollte da jemand ob des Wiedergeburtstags des Geistes und dessen Seele auch schon wirklich dem Leib nach sterben und somit alles Zeitliche urplötzlich verlassen – o mitnichten, das verlange Ich nicht, und es ist die gute Sache auch nicht so zu verstehen. Sondern mit dem Sterbetag des Fleisches will Ich nur das Vergehen von allerlei weltlichen Gelüsten und Begehrnissen ganz wohl gemeint und verstanden haben, weil keines Menschen Geist und Seele völlig wiedergeboren werden können zum wahren Himmelreich, solange irgend weltliche Bekümmernisse an der leidigen Seele haften.
Denn es geht mit der Wiedergeburt des Geistes und der Seele fast gerade so, wie mit dem Aufsteigen eines schon gefüllten sogenannten Luftballons. Dieser wird während des Füllens mit Seilen, Stricken und allerart Schnüren an in die Erde eingeschlagenen Pfählen befestigt, damit er nicht mit der halben Füllung aufsteige und dann in der niederen Luftregion von allerlei Winden hin und her getrieben leicht an irgendeinem harten Baumast sich verhänge und Risse bekomme. Wenn er aber vollgefüllt ist und fähig, in die höchsten Regionen aufzusteigen, so müssen alsbald alle Seile, Stricke und Schnüre, die den Ballon früher an die Erde festhielten, abgeschnitten werden. Sonst wird der Ballon wohl an den Bindemitteln zerren, aber zum Aufsteigen in die freien Höhen wird er nicht kommen, bis nicht die letzte Schnur abgerissen ist.
Dieses Gleichnis aber lehrt, dass ein Mensch, wenn er auch noch so voll guter, wahrer christlicher Werke ist und sein Herz voll Liebe zu Mir und seinem Nächsten, er zwar alle Fähigkeit in sich trägt, die volle Wiedergeburt des Geistes zu erlangen, aber es halten ihn daneben so einige Schnürchen mit der Welt auch noch im Verband. Solange diese Schnürchen aber nicht völlig abgeschnitten sind, so lange kann auch sich der sonst selbst beste Mensch ebenso wenig in die freie Höhe Meines Lebensreichs aufschwingen, wie ein vollgefüllter Ballon, den aber noch gewisse Schnüre an die Erde binden.
Sieh du, Meine allerliebste Tochter E., das aber ist eben auch bei dir, wie bei deinem Mann und deinen Kindern besonders der Fall. Du bist zufolge deiner Mir überaus angenehmen Werke in deinem Herzen vollends fähig, die zweite Geburt zu erlangen. Aber sieh, eine gewisse Zahl von Weltschnüren hält dich noch mit der Welt im Verband und hindert dich an der endlichen völligen Aufsteigung in Mein Reich bei deinen Leibeslebzeiten, die dir zwar nach der einstigen Ablegung des Leibes nicht entgehen wird, aber dir nun noch nicht eigen ist in der praktischen Fülle ob der erwähnten immerhin lästigen, wennschon an sich mehr unbedeutenden Weltschnürchen. Daher Ich dir zu diesem deinem Leibesgeburtstag auch nichts angelegentlicher wünschen kann, als die baldige völlige Losschälung von allem dem, was dich noch irgendwo an die Welt bindet.
Prüf dich aber nur recht sorgfältigst selbst, und du wirst nach und nach leicht und bald alles finden, was dich bei deinen Leibeslebzeiten die völlige Wiedergeburt nicht in der Fülle erreichen lässt.
Von Mir aus aber bist du wohl schon wiedergeboren, und es fehlt dir sozusagen fast gar nichts mehr als bloß die Aufsteigung. Diese aber ist aus überaus weisen Gründen jedem Menschen selbst überlassen. Daher bemühe dich nur recht emsig, von der Welt auch in den kleinsten Fäden los zu werden, so wirst du leicht und bald jenen zweiten, vollkommenen Geburtstag für alle Ewigkeit erleben, der dir nimmer wird genommen werden!
Das ist der getreueste und wahrste Wunsch Dessen, der dich schon eher geliebt hat, als die Erde noch gegründet ward, der dein wahrer Vater ist und bleiben wird von Ewigkeit zu Ewigkeit, amen, amen, amen.


Jakob Lorber am 10. Mai 1847, Himmelsgaben, Bd.3, S.233.


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