VERKEHR MIT DER GEISTERWELT
Medialität
Tischrücken und ähnliche Praktiken
„Ob die bei Tier und Mensch die materiellen Glieder in beliebige Bewegung setzende Seelenkraft in dem wohlkonstruierten Organismus des an und für sich toten Leibes allerlei wunderbare Wirkungen lediglich durch den Willen zustande bringt, oder ob der lebensfrohen Seele Lebenskraftteilchen durch irgendein taugliches Leitmittel in einen anderen außer dem Menschenleib befindlichen, obschon an und für sich eigentlich toten Gegenstand geleitet und dort wie für sich, wennschon auf eine natürlich etwas plumpe Art tätig werden – weil ein solcher grobmaterieller Gegenstand des tauglichen Organismus entbehrt, den ein wohlorganisierter Leib zu den verschiedenen Lebensverrichtungen besitzt –, so ist das im Grund dennoch fast ein und dasselbe und demnach von einem rein geistigen Einwirken da noch lange keine Rede.
Ein Gegenstand wird demnach desto heftiger in eine gewisse plumpe Tätigkeit versetzt werden, je lebenskräftiger Menschenseelen sind, die, durch eine Kette vereint, den Überfluss ihrer aus der Natur in sich aufgenommenen Lebenskraft diesem Gegenstand mitteilen. Bilden die Kette aber Menschenseelen, die infolge ihrer ausschweifenden Lebensweise keinen Überfluss an seelischer oder magnetischer Lebenskraft besitzen, so wird in dem berührten Gegenstand entweder keine oder eine nur höchst schwach übergegangene oder überwirkende Lebenskraft verspürt. Aus diesem Grund bewirken Kinder, deren Seelen, abgesehen von ihrem oft sehr schwachen Leib, eine große Menge überflüssiges Lebensfluidum besitzen, nicht selten mehr des Staunenerregenden, und das oft in kürzester Zeit, als dem Leib nach allerstärkste Männer. […]
Wie schon gleich anfangs berührt wurde, so kann und wird das sogenannte Tischrücken lediglich durch die vereinte Kraft von mehreren mit einer starken Außenlebensätherkraft [Ausströmen überflüssiger Lebenskraft] versehenen Menschen, die solche Kraft irgendeinem Objekt mitteilen, auf eine ebenso unfehlbare Art bewerkstelligt, wie die vielfach erprobte mannigfache Wirkung der in einer Leidener Batterie angesammelten elektrischen Fünklein, die aus dem einfachen Konduktor [Stromleiter] nahe wirkungslos hervorspringen. Nur ist das bekannte elektrische Fluidum eine noch ganz rohe, wennschon auch in die transzendente [übersinnliche] Sphäre überragende Naturkraft; wogegen die od-psycho-elektromagnetische Außenlebenskraft [Energie, die als Kraftüberschuss aus der Seele austritt und als Außenlebenssphäre sichtbar ist] eine weiter geläuterte und daher schon mit einer ihrer selbst bewussten Intelligenz versehene ist.
Die intelligente Sphäre der durch eine Menschenkette in einem Objekt konzentrierten Außenlebenskraft aber potenziert sich ganz natürlich, wenn in der Kette ein oder auch mehrere Menschen sich befinden, deren Außenlebenssphäre aus den bereits bekanntgegebenen Gründen sehr stark und intensiv ist.
Befände sich gar ein im Geist Wiedergeborener in der Kette, so würden die intelligenten Erscheinungen, etwa das sogenannte Tischklopfen oder Tischschreiben, sich auf eine höchst wunderbar scheinende Weise zeigen, weil die durch nahe endlos weit nach allen erdenklichen Richtungen hinauslaufenden Außenlebens-Radien auf allen Raum- und Zeitfernen schnelle Erkundigungen einholen können und sie im Augenblick einer gegebenen Frage auf die verlangte und dem Behuf vorbereitete Weise den Fragestellern kundtun.
Dass bei so bewandten Umständen auch mehr oder minder verlässliche Erkundigungen aus der wirklichen Geisterwelt eingeholt werden können, kann durchaus nicht in Abrede gestellt werden. Sollen aber diese einen vollen Glauben verdienen, so müssen sie von der vereinten Außenlebenskraft geistig wenigstens zur Hälfte wiedergeborener Menschen ausgehen. Denn eine wenn noch so starke od-psycho-elektromagnetische Außenlebenskraft, wenn sie nicht durch das Atma [Geist] gereinigt und veredelt ist, hat noch lange nicht das Vermögen, in den allersubtilsten reinen Geisterlebenssphären etwas zu erspähen und das Gefühlte dem Fragenden der Wahrheit gemäß kundzugeben. Da kommt entweder keine Antwort oder eine Antwort höchstens aus der noch sehr materiellen Naturgeister-Sphäre, die heute so und morgen anders lauten kann, weil da ein jeder Mensch eine von der eines anderen Menschen verschiedene Außenlebenssphäre um sich gebildet hat, je nach der Beschaffenheit seiner Liebe und seines ganzen Lebenssensoriums [Lebensempfindungsvermögen].
Wenn dergleichen noch stark naturmäßige Menschen auch dann und wann aus dem Gebiet der groben Materie nicht selten überraschende Aufschlüsse zustande brächten, so wäre ihnen in Bezug auf die Geisterwelt dennoch kein Glaube zu geben, weil ihr Außenlebenssensorium als noch selbst mehr materiell denn geistig wohl die ihm ebenbürtige grobe Materie befühlen und beschauen kann, aber nicht auch das innerste, rein geistige Element der reinen Geisterlebenssphäre.
Ein solches Unternehmen von im Geist wenigstens nahe völlig Wiedergeborenen bewerkstelligt, kann freilich in der rein geistigen Sphäre ganz reine und glaubwürdige Resultate liefern. Aber dass da die schon in der reinen Geisterwelt lebenden Wesen als Engel und Dämonen könnten zitiert und zum Reden gebracht werden, ist gänzlich falsch und kann und darf vermöge der unwandelbaren göttlichen Ordnung nicht stattfinden.
Damit ist die in dieser Zeit so wunderlich scheinende Erscheinung des Tischrückens, Schreibens und Klopfens erläutert, wie sie ist und besteht. Jede andere Erklärung aber bewegt sich auf hohlem Grund, und es ist oft kein wahres Wort daran. […]
Die Frage hernach, ob die betreffenden Experimente der Welt etwas nützen können, kann fürs Allgemeine nur mit Nein beantwortet werden, weil sie, ehe sie von Kundigen gehörig beleuchtet werden, durch die Unkunde des Plebs [einfache soziale Unterschicht] teils ins Lächerliche und Nichtige gezogen und teils von der Dummheit am Ende gar verteufelt werden.
Man hat nun Tausende der sogenannten prophetischen Tische für die Menschen sogar durch den Handel bestellt, und jedermann, der dreißig Gulden entbehren kann, kauft sich einen solchen, macht dann Experimente und gibt dem Tischchen Fragen über ihm wenigstens gut mutmaßlich bekannte Dinge und Sachen.
Ist der Fragesteller ein eskamotorisch [taschenspielerisch] pfiffiger Mensch, so leitet er unvermerkt das Tischchen so, dass dasselbe mittels der im Fuß befindlichen Stifte auf dem unterlegten Bogen Papier, natürlich auf eine etwas plumpe Weise, notwendig dieselbe Antwort schreiben muss, die sich der Tischchen-Magnetiseur gedacht hat. Und haben nun, wie gewöhnlich, zwei Magnetiseure ihre Hände auf das Tischchen gelegt, so leitet es gewöhnlich der Stärkere und das Tischchen schreibt dann, was der stärkere Magnetiseur will. Fragt nun ein Dritter um etwas Verborgenes, wofür der stärkere Magnetiseur keine auch nur annähernde Wahrheits-Ahnung hat, so kommt sicher notwendig entweder gar keine oder eine höchst dumme und von der Wahrheit fixsternweit entfernte Antwort zum Vorschein, durch die dann der vielleicht zum Glauben schon halbwegs geneigte Fragesteller gänzlich abgestoßen wird und die ganze Sache als etwas Lächerliches verwirft.
Ebenso ist es auch töricht, Kinder zu Experimentanten zu machen. Obgleich hier das Experiment einen ganz anderen Charakter annehmen wird, so wird es dennoch zu keiner Belehrung taugen. Denn wenn die Kinder auch durch die eigentliche Od-Psycho-Dynamis [magnetisch-psychische Lebenskraft] den Tisch in eine Bewegung versetzen, wer aber kann dann auftreten und die wunderliche Erscheinung genügend erklären? Die experimentierenden Kinder sicher nicht und die Zusehenden auch nicht. Und die Beobachter und Experimentanten stehen dann da gleich dem müden Ochsen am Berg und verlassen am Ende noch unbefriedigter das Experiment als die, welche durch einen recht pfiffigen Eskamoteur an einem Abend beim vollen Becher Wein so recht weidlich heidnisch breitgeschlagen worden sind.
In den ernsten Wissenschaften Bewanderte werden freilich auch bei einem noch so geschickten Eskamoteur wissen woran sie sind. Sie lachen und ergötzen sich am Gelingen des gewisserart unschädlich scheinenden Betrugs. Die größere Zahl der Laien aber halten den Eskamoteur für einen Magier oder wenigstens für einen Menschen, der mit geheimen Kräften im Bund seine Experimente auf dem Weg der unglaublichsten Geschwindigkeit vollführt.
Was gewinnen aber beide Teile daraus? Nichts! Denn der Gelehrte weiß es zwar wohl, dass das alles auf einem ganz natürlichen Weg zustande gebracht wird, aber das eigentliche Wie bleibt ihm dennoch mehr oder weniger ein Rätsel. Der Laie aber sieht ohnehin den Wald vor lauter Bäumen nicht und hält in der Nacht seiner Intelligenz einen Baumstock entweder für ein Gespenst oder für einen Bären. Und so haben am Ende beide, der Gelehrte und der Laie, den Eskamoteur, wennschon aus verschiedenen Beweggründen, bewundert, aber gelernt von ihm keiner irgendetwas.
Und geradeso verhält es sich auch bei unseren vorliegenden Tischexperimenten. Werden sie von pfiffigen eskamotorisch gesinnten Menschen vollführt, so ergötzen sie die Zusehenden so lange, als der Eskamoteur keinen tischprophetischen Bock geschossen hat. Werden die genannten Experimente aber von Kindern mit stark psychischer Außenlebenskraft vollführt oder auch von anderen Menschen, die ein starkes Außensensorium besitzen, so ist trotz des gelungenen Experiments am Ende dennoch kein sachverständiger Mensch dabei, der die wahre Ursache des wunderbaren Gelingens in ein rechtes Licht zu stellen verstünde. Und es entfernen sich dann vom noch so gelungenen Experiment die Gelehrten wie die Laien mit gleichem Gewinn, denn beide Teile haben daraus wenig oder gar nichts gelernt.
Da fragt am Ende der Laie den Gelehrten: Nun, was sagen Sie dazu? Der Gelehrte zuckt die Achsel und sagt, wenn er klug ist, gar nichts, weil er füglichermaßen auch nichts sagen kann. Der Laie aber hält darauf den Gelehrten, in dieser Sache wenigstens, für dumm und sich am Ende selbst für klüger als den Gelehrten, der ihm keine Antwort gab, und glaubt in seiner Einfalt die Sache zu verstehen, wenn er das Gelingen des Experiments dem Einfluss von unsichtbaren Dämonen zuschreibt.
Ich meine, aus dem bisher Gesagten dürfte ein jeder, der dies mit nur etwas mehr Aufmerksamkeit als etwa einen alten Roman vom Prinzen Piripinker durchgelesen hat, mit Händen zu greifen imstande sein, dass bei dieser ernsten Sache das allgemeine Experimentieren von durchaus schlechten Folgen begleitet sein muss, sowohl für den Leib bei manchem, wie nahe bei allen für Seele und Geist.
Denn was der Mensch nicht versteht, das soll er ruhen lassen wenigstens so lange hin, bis er sich in der Sache die hinreichenden Kenntnisse verschafft hat. Sonst muss es ihm notwendig so ergehen, als wenn ein Landmann in eine Apotheke ginge und sich vornähme, nach einem vorliegenden Rezept in abgekürztem, oft kaum leserlichem Latein für den kranken Kunden eine Medizin zusammenzumischen, was sicher schwer gehen würde. Welchen Nutzen aber dann eine solche aus den nächstbesten Flaschen in ein Medizinfläschchen zusammengemengte Arznei erst für den Kranken hätte, lässt sich hoffentlich leicht begreifen.
Wie aber nur der wohlunterrichtete Apotheker es versteht, was da nach dem vorliegenden Rezept dem Kranken für eine Arznei zu bereiten ist, so soll denn auch in dieser gar eigens wichtigen Sache, durch die im Grund des Grundes nun eine Brücke zwischen der Sinnen- und Geisterwelt bewerkstelligt werden soll, sich kein Laie aus einer bloßen albernen wundersüchtigen Neugierde einfallen lassen, Experimente zu bewerkstelligen, wozu ihm die Grundelemente noch fremder sind, als einem Astronomen ein Komet, der erst etwa nach tausend Jahren dieser Erde zum ersten Mal sichtbar wird.
Aber Sachkundige und ernstlich vom Besten, nach Wahrheit und Licht dürstenden Willen Belebte sollen darum die Experimente mit allem Fleiß durchführen und nicht ruhen, bis sich ihnen nicht nur der Vorhof, sondern auch der ganze Tempel des Lichts aufgetan hat, um bei einem künftigen Experimentieren jedes Mal auf sichere Resultate und auf die Fülle der Wahrheit zum Besten der Menschheit rechnen zu können; dann werden sie dadurch auch aller Welt geistig und auch physisch einen unberechenbaren Nutzen verschaffen.
Denn in der tot scheinenden Materie schlummern nun noch ganz wunderbare Kräfte, zu deren Kenntnis die Welt nur auf diesem Weg gelangen kann und auf keinem anderen.
Aber guter Ernst! – Was nützt auch all dies Mein Diktieren und Schreiben? Werden es die Menschen befolgen? Oh, sicher kaum; denn wo man die Nacht will in einem Gemach, da verschließt man die Fenster und der Sonne Strahlen mögen da noch so mächtig auf des Hauses Außenwände fallen und auf die dicht verschlossenen Fensterläden, so wird es im Gemach dennoch finster bleiben, und die Ratten und Mäuse können darin ihre Mahlzeit halten. Wenn es dem Menschen nur ums nächtliche Naschen und Nagen zu tun ist, dann haben sie auch vollkommen recht das wahre Tageslicht von den Gemächern hintanzuhalten; denn in der Nacht der Seele begeht man leichter und mit viel ruhigerem Gewissen eine Todsünde um die andere als am hellen Tag im Angesicht der Menschen.
Aber was frommt am Ende das aller Welt? Die Menschen mehren sich und tausend neue Bedürfnisse mit ihnen. Frage: Werden da wohl die dienlichen Mittel in den stockfinsteren Gemächern entdeckt und zum weiteren Gebrauch berechnet werden können? Ich meine, dass dies wohl sehr schwer der Fall sein dürfte.
Darum sucht, wenn dergleichen Erscheinungen aus dem Gebiet der Lebenskraft unter den Menschen auftauchen, sie in den wohlerhellten Gemächern mit dem rechten Verständnislicht zu beleuchten, und forscht emsig nach ihrem wahren Grund, so wird daraus bald großer Segen für alle Menschen dieser Erde erwachsen. Aber den gewissen schmutzvollen Tieren sollen die Perlen nicht zum gemeinen Fraß vorgeworfen werden.
Wer aber forscht, der forsche mit Geist und Ruhe und kehre nicht zu seinem Kot zurück, sondern bleibe beim Geist und habe den rechten Mut. Wem das mangelt, der bleibe in seiner Weltpfütze und bade sich darin nach seiner Lust; aber nach dem, was des Geistes ist, greife er nicht!
Denn das Geistige will anders behandelt sein als ein Acker, auf dem von selbst allerlei Unkraut für die Fresswürmer wächst. Wer die Hand einmal an den Pflug gelegt hat und dabei stets nach rückwärts statt nach vorwärts, wo der Pflug geht, seine Augen richtet, der, sagt das Evangelium, ist nicht geschickt zum Reich Gottes.
Die Wahrheit aber in allen Dingen ist das rechte Gottesreich, das den Geist des Menschen frei macht. Darum soll man dieses Reich vor allen Dingen auch ernstlich suchen; wer es aber flieht, der wird es sich am Ende nur selbst zuschreiben müssen, so er eine Beute des ewigen Todes wird.
Niemand verwerfe daher was immer für eine Erscheinung aus dem Gebiet der Lebenskraft, sondern lasse sich von Sachkundigen darüber belehren, sonst ist er ein Feind des Lebens seiner eigenen Seele ohne zu wissen, dass und wie er ein solcher ist. Aber wie gesagt, wer da nicht selbst schon ein Element des Lichts ist, der greife das Licht ja nicht an, sonst wird er sich mächtig verbrennen.
Ich meine, aus dem Gesagten wird ein recht geistiger Mensch sich leicht zurechtfinden; ein dummer aber soll auch dies Gesagte ungelesen lassen, denn er wird daraus nicht um ein Haar klüger oder besser. Der Schuster bleibe bei seinem Leisten und der Landmann beim Pflug und wolle kein Kalendermacher sein. – Dies wenige den Weisen.“ [HiG.03_54.02.24,01-02+20-26+37-58]