Materie, Hölle, ewiger Tod - Der Prophet Jakob Lorber

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Materie, Hölle, ewiger Tod


Es „dürften dir die Gegensätze, als da sind Geist und Materie, Leben und Tod, Liebe und Hass, Wahrheit und Lüge, doch schon einen kleinen Fingerzeig geben, dass alles das irgendeinen Entstehungsgrund haben muss, ansonsten es nimmer in irgendeine fühlbare Erscheinlichkeit kommen könnte!
Wenn das Böse nicht irgendeinen Entstehungsgrund hätte, woher sollte es dann wohl kommen in den Sinn der Menschen? Du wirst daraus etwa doch bei deiner geübten Denkkraft wahrzunehmen anfangen, dass sich alles wie: Wahrheit und Lüge und dergleichen Gegensätze mehr dem höchsten und besten Gottwesen nicht in die Schuhe schieben lässt! Oder kannst du das annehmen, dass Gott, als die höchste, tiefste Wahrheit Selbst, dem Menschen einen lügenhaften Sinn ins Herz gelegt hat, auf dass er dann sündige wider die Ordnung Gottes und unflätig würde in allen seinen Reden und Handlungen? Oh, das sei fern! Gott schuf den Menschen geistig nach Seinem Ebenmaß, also rein, wahrhaft und gut.
Da der geistige Mensch aber auch zu seiner ferneren Existenz bedinglich den Weg des Fleisches durchzumachen bekam, so musste er dieses aus der Materie der Erde entlehnen nach der Anordnung des allerhöchsten Geistes Gottes; und in das Fleisch ist für den Geist des Menschen ein denselben probendes Gegengewicht gelegt und heißt Versuchung! Diese rastet aber nicht nur im Fleisch des Menschen, sondern in aller Materie; und weil die Materie das nicht ist, als was sie dir erscheint, so ist sie dem sich selbst probenden Menschen gegenüber Lüge und Trug, also ein Scheingeist, der da ist und nicht ist. Er ist da, weil die verlockende Materie da ist fürs Fleisch des Menschen; er ist aber auch nicht da, weil die Materie nicht ist, was sie zu sein scheint. Und sieh und fass es recht! Dieser Truggeist, als durch und durch Lüge in sich selbst, ist eben der Geist aller Welt der Materie und eben das, was da ,Satan‘ oder ,aller Teufel Oberster‘ heißt. Die ,Teufel‘ aber sind die Spezialbösgeister aus dem dir nun gezeigten allgemeinen Bösgeist.  
Ein Mensch, der sonach allerlei Materie mit der Liebe erfasst und sich darin tätig begründet, der sündigt wider die Ordnung Gottes, die ihm nur darum die Materie zeitweilig unter sein Dasein legte, dass er mit ihr kämpfe und sich zur Unsterblichkeit kräftige mit dem Gebrauch des ganz frei gestellten Willens. Und die Folge der Sünde ist der Tod oder das Zunichtewerden alles dessen, was sich des Menschen Seele aus der Materie angeeignet hat, weil alle Materie, wie Ich dir's gezeigt habe, in dem, als was sie erscheint, nichts ist. Liebst du demnach die Welt und ihr Getriebe und willst dich bereichern mit ihren Schätzen, so gleichst du einem Narren, dem ernstlich eine wohlgeschmückte Braut vorgestellt ist, die er aber nicht will und nach ihr auch kein Verlangen trägt; wohl aber wirft er sich mit aller Glut eines blindesten Fanatikers auf den Schatten der Braut und kost denselben über alle Maßen! So aber dann die Braut den Narren verlassen wird, so wird etwa ja auch ihr Schatten mit ihr ziehen! Was aber wird dann dem Narren übrigbleiben? Offenbar nichts! Wie wird dann wehklagen der Narr, dass er verloren hat, was er so sehr liebte! Aber da wird man zu ihm sagen: ,Blinder Tor, warum erfasstest du denn nicht die volle Wahrheit anstatt deren Schatten, der doch offenbar nichts war?!‘ Was kann der Schatten auch irgend anderes sein als ein Lichtmangel, den eine jede dichte Form geben muss nach irgendeiner dem Licht gegenüberstehenden Seite, weil der Lichtstrahl nicht durch den festen und dichten Körper dringen kann?
Was aber dein Schatten ist zu dir, so du irgend im Licht stehst oder gehst, dasselbe ist alle Materie und ihre Schätze gegenüber dem Geist! Sie ist ein  notwendiger Trug und in sich selbst eine Lüge, weil sie das nicht ist, als was sie den Sinnen des Leibes erscheint. In dem aber liegt eben ein Gericht der Lüge und des Trugs, dass sie vor den Augen des Geistes als etwas Vergängliches und nur als ein äußeres, entsprechendes Schattenbild einer inneren, tiefen Wahrheit sich offenbaren muss, während sie nach der blinden Weltliebe der Seele lieber das in einer Realität verbliebe, was sie zu sein scheint.
Wenn aber so, was nützt es dann der Seele, so sie für den Fleischmenschen gewönne alle materiellen Schätze der Erde und sich so versenkte in das Fleisch und seine gemeine, tierische Gier in ihrer geistigen Sphäre aber dann Schaden litte und verlöre des wahren Lebens Realität?! Woher wird sie dann jenseits etwas nehmen, dass sie dann als ein mit dem Nichts der Materie selbst gewordenes Nichts nun ein wahres Etwas werde?! Ja, Freund, wer da hat, dem ist jede Gabe ein Gewinn, dass er dann allzeit noch mehr hat! Aber ganz anders verhält es sich mit dem, das an und für sich nichts ist und nichts hat! Wie soll man denn dem etwas geben können, das sich zuvor von der Lüge hat gefangen und zunichte machen lassen?! Oder kannst du in ein Gefäß eine Flüssigkeit hineintun, das bloß in deiner Idee und sonst nirgends da ist, oder – wenn auch ein Gefäß da ist – aber so viele Löcher nach allen Seiten hat, dass man sie kaum zählen könnte? Wird es wohl auch nur einen Tropfen behalten? – Ach, wäre die Materie für sich so wie sie ist, eine bleibende und unwandelbare Realität, was aber unmöglich ist, so wäre sie als das, was sie ist, eine Wahrheit, und der sie gewönne und besäße, wäre dann im Besitz einer Wahrheit; und würde die Seele übergehen in die Materie, so würde sie zu einer wahren und bleibenden Realität! Weil aber die Materie nur ein Gericht des Geistigen ist, welches nicht bleiben kann und darf, sondern nur so lange, als das geistige Urelement sich im selben ansammelt, erkennt und dann bei einiger entsprechenden Kraftgewinnung die Materie um sich auflöst und sie ins entsprechende Geistige verkehrt, so muss ja eine weltliche und materiell gewordene Seele am Ende das Los der Materie teilen. Wird die Materie aufgelöst, so geschieht das auch der Seele. Sie wird, wenigstens zum größten Teil, in die substantiellen, psychoätherischen Urkraftatome aufgelöst, und es bleibt dabei der eigentlichen Seele nach dem Abfall des Fleischs nichts als etwa ein oder der andere licht- und oft nahe völlig lebenslose tierskelettartige Grundtypus übrig, der mit dem Wesen eines Menschen keine leiseste Ähnlichkeit hat.
Eine solche Seele befindet sich dann in einem Zustand, den die mit dem geistigen Sehvermögen begabten Urerzväter She oul a  nannten und auch sehr wahr und richtig bezeichneten. Demnach ist aber auch die ganze Erde und kurz alles, was du mit deinen materiellen Sinnen nur immer wahrzunehmen im-stande bist, eine wahre Sheoula. Es ist das der Seele, die ein Geist ist oder vielmehr werden soll, Tod; denn wer immer als das, was er war, zu sein aufgehört hat, der ist auch als das, was er war, völlig tot.
Eine Seele ist dann nach dem Abfall des Leibes auch tot, so sie aus vorbeschriebenen Gründen ihr Menschwesliches nahezu total verloren hat und von ihr höchstens ein Tierskelett übrigblieb. Für dich undenkliche Zeitenläufe werden wieder verstreichen müssen, bis solch eine sich in alle Materie versenkt habende Seele zu einem menschähnlichen Wesen wird, und wie lange wird es hergehen, bis aus solch einer Seele erst völlig ein Mensch wird!
Du denkst nun freilich, dass bei Gott solches alles auch in einem Augenblick möglich sein muss. Ich aber sage dir darauf, dass bei Gott freilich wohl alle Dinge möglich sind. Wenn Gott Puppen und Automaten haben will, so ist dazu ein Augenblick hinreichend, um damit den ganzen sichtbaren Raum voll anzufüllen! Aber alle diese Wesen werden keinen eigenen und freien Willen haben und kein eigenes, für sich dastehendes, selbsttätiges Leben. Sie werden sich regen und bewegen nur nach dem sie durchströmenden Willen Gottes. Ihre Sehe wird die Sehe Gottes und ihre Gedanken werden die Gedanken Gottes sein. Solche Geschöpfe werden sein gleich wie die einzelnen Glieder deines Leibes, die sich ohne dein Erkennen und Wollen durchaus nicht für sich bewegen und tätig sein können. Verhält es sich aber nicht ganz anders mit deinen Kindern, die auch aus deinem Fleisch und Blut hervorgegangen sind? Diese warten nicht mehr auf deinen Willen; sie haben ein völlig eigenes Leben, Erkennen und Wollen. Sie werden dir wohl folgen und werden Lehre und Gebote von dir annehmen, aber dennoch nicht nach deinem, sondern stets nur nach ihrem höchst eigenen Willen, ohne den du sie so wenig in irgendetwas belehren könntest als irgendein gemeißeltes Bild oder einen Stein! Und sieh, Geschöpfe mit freiem Erkennen und Wollen, die sich selbst zu bestimmen und zu vervollkommnen haben, um dadurch denn auch für ewig freie und sich selbst bestimmende Wesen zu bleiben, müssen von Gott aus auch so geschaffen sein, dass ihnen solches zu erreichen möglich wird! Von Gott aus darf da nur gewisserart der Same, versehen mit allen erdenklichen Lebensfähigkeiten, wie in einer Hülse eingeschlossen, geschaffen werden; die weitere, freiere Lebensentwicklung und die Ausbildung desselben muss dem Samen selbst überlassen werden. Er muss das ihn auch nach außen umströmende Leben aus Gott selbst an sich zu ziehen anfangen und daraus ein eigenes, für sich dastehendes Leben bilden. Und sieh, so etwas geht nicht so schnell, wie du es meinst, weil das Embryoleben in sich nicht so mächtig und tatkräftig sein kann wie das von Ewigkeiten her allervollendetste Leben in Gott! Und weil eine jede noch so verdorbene Seele immer die gleiche Bestimmung hat, so kann ihr auch jenseits zu ihrem Lebensheil nicht möglich auf eine andere Art geholfen werden, als sie sich mit wenigen, ihr noch zu Gebot stehenden Mitteln selbst helfen kann und nach der ewigen Ordnung Gottes auch selbst helfen muss. – Ich habe dir nun hoffentlich klar und deutlich zur Genüge erklärt, was so ganz eigentlich Satan und was die Hölle und was der eigentliche ewige Tod ist.“ [GEJ.05_070-072]


Die Bedeutung von SHE Oul A:

„SHE', auch SHEI oder SHEA heißt: ,es dürstet‘; oul auch voul: ,der in sich selbst verlassene Mensch‘, man könnte sagen: ,Tiermensch‘; A: ,nach der Konsistenz dessen, was da ausmacht die innere Weisheit und Erkenntnis‘. Dass unter dem Buchstaben A aber solches zu verstehen ist, bezeigt die Form der alten ägyptischen Pyramiden, die eine großmaßstäbige Nachbildung der Gehirnpyramiden sind, und deren Bestimmung es war, den Menschen zu Weisheitsschulhäusern zu dienen, wovon noch heutzutage ihr Name und ihre innere Einrichtung Zeugenschaft geben. Denn PIRA MI DAI heißt doch offenbar: ,Gib mir Weisheit!‘ Und die innere Einrichtung war auch so bestellt, dass der Mensch, darin von der Außenwelt ganz abgeschlossen, in sein Inneres hat zu schauen anfangen müssen und finden sein innerstes Lebenslicht. Darum war es in den weiten inneren Gängen einer solchen Pyramide stets kohlpech und rabenfinster, und es ward nicht eher hell, als bis der Mensch mit seinem inneren Lebenslicht alles zu beleuchten anfing. Dieses klingt dir freilich etwas seltsam; allein es ist alles das dennoch so! Denn so einem Menschen die innere Gemütssehe geöffnet wird, da gibt es für ihn auf der Erde keine Nacht und keine Finsternis mehr. Einen sozusagen handgreiflichen Beweis liefern alle die sehr sensitiven und in einer Entzückung sich befindlichen Menschen. Diese sehen mit vollkommen geschlossenen Augen um sehr vieles mehr als sonst tausend Menschen mit den allerbesten, gesündesten und schärfsten Augen; denn diese sehen durch die noch so feste und undurchsichtigste Materie, sie schauen leicht durch die ganze Erde hindurch, und selbst die Sterne sind nicht so weit, dass sie, die recht verzückten Menschen, sie nicht klein zu durch-schauen vermöchten. Wie aber Menschen in den seligen Zustand der Verzückung kommen können, und das am Ende, wann und wie oft sie wollen, das ward eben innerhalb der Pyramiden gelehrt und hauptsächlich sehr tätig geübt. Weil denn die Pyramiden dazu dienten, so gab man ihnen auch den sehr richtigen und alles bezeichnenden Namen SHE' OUL A. Davon nahm der alte Hebräer sein abgekürztes SHEOL', der Grieche sein SCHOLE, der Römer seine SCHOLA, und der Perser und Inder sein SCHEHOL. Weil denn aber die alten Weisen in ihren verzückten Gesichten gar gut wussten, in welch einen sehr bedauerlichen Zustand die sehr materiellen, die Welt und sich selbst über die Maßen liebenden Seelen jenseits nach dem Abfall des Leibes gelangen, so nannten sie eben solch einen bedauerlichen Zustand auch SHE OUL A, Hölle! Dass ein solcher Zustand gegenüber dem Lebenszustand eines wahren Weisen in der Ordnung Gottes mit dem Ausdruck ,Tod‘ bezeichnet ward, ist doch sicher ganz der Wahrheit gemäß. Und weil das eine ewig stets und notwendig gleiche und bleibende Eigenschaft alles dessen ist, was da ,Welt‘ und ,Materie‘ heißt, so wird es auch klar sein, warum man solches den ,ewigen Tod‘ genannt hat! Solange denn eine Seele hier oder jenseits in solch einem Zustand verbleibt, ist sie auch offenbar im Zustand des ewigen Todes, von dem sich los zu winden sicher eine höchst schwierige Lebensaufgabe ist! Manche Seele dürfte wohl ein Weltenalter zu tun haben, bis sie aus sich selbst wieder zu etwas kommen dürfte!“ [GEJ.05_072,02-09]


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