Maria und Martha
„Es begab sich aber, da sie wandelten, ging er in einen Markt. Da war ein Weib mit Namen Martha, die nahm ihn auf in ihr Haus. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie es auch angreife! Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe; eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. (Andere Überlieferung: "Martha, Martha, du hast Sorge und Mühe um vielerlei; aber nur weniges, ja nur "eins" ist not. Maria...")“ [Lk 10,38-40]
„Maria, des Lazarus jüngere Schwester, aber setzte sich auf einen niederen Stuhl neben Mich zu Meinen Füßen und horchte auf Meine Worte, wie sie das auch sonst tat. Da aber diesmal viele Gäste da waren, und Martha in Sorge kam, allein die vielen und hohen Gäste etwa nicht gut genug bedienen zu können, so kam sie zu Mir und sagte: „Herr, sieh, ich habe viel zu tun; sag doch Du der Schwester, dass sie mir helfe!“
Da sagte Ich: „Martha, Martha, du bist noch die gleiche, obwohl Ich dir schon ein paarmal aus dem gleichen Grund Meine Meinung sagte! Du sorgst dich viel um das, was der Welt ist, aber Maria hat sich den besseren Platz erwählt; darum soll sie auch allda bei Mir verbleiben. Wir aber haben ja ohnehin zu essen und zu trinken in Überfülle. Was sorgst du dich nun noch um ein mehreres?“
Martha aber sah ihren Fehler alsbald ein, beließ die Maria bei Mir und verrichtete allein mit den Dienstleuten leicht die noch übrige Arbeit.“ [GEJ.08_067,25-28]
Schreibe für jedermann ein gutes Wörtlein! Wer es beachten wird, der wird einen „guten Teil“ erhalten, der von ihm nicht wird genommen werden! – Das Wörtlein, Lukas 10,40-42, aber lautet so: „Martha aber machte sich viel zu schaffen, um Mir zu dienen, darum sie denn auch zu Mir trat und sprach: „Herr, fragst denn Du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie auch etwas angreife!“ – Ich aber antwortete und sprach zu ihr: „Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe! Eines aber nur ist nötig! Maria hat sich den guten Teil erwählet, der soll nicht von ihr genommen werden!“
Wenn aber Ich solches hinsichtlich der Maria, die sich den „guten Teil“ erwählt hatte, zur Martha sagte, die doch Mir diente, was soll Ich dann denen sagen, bei denen von einer „Maria“ nicht nur keine allerleiseste Spur ist, sondern die auch mit der „Martha“ nicht im geringsten zu vergleichen sind, indem sie nicht Mir, sondern nur der Welt dienen, und das fleißig den ganzen Tag hindurch, und sich vor lauter Weltgedanken und Weltgeplapper nicht einmal so viel Zeit nehmen, dass sie sich im Tag nur eine halbe Stunde zusammengenommen, mit Mir unterhalten möchten; und wenn sie schon an Mich denken, so denken sie aber doch nur wie an einen vor zehn oder zwanzig Jahren vergangenen Winter.
Was also soll Ich zu solchen sagen, denen ein Strumpf im Tag hindurch bei weitem mehr zu denken, zu reden und zu handeln gibt als Meine Vaterliebe zusammengenommen in einem Monat, bei manchem wohl auch in einem Jahr?! Was zu denen, die den ganzen Tag messen, zählen und rechnen, wie lang ein Fetzen und in wie viele Falten und Maschen der andere solle gelegt werden?
Was soll Ich also, nicht etwa der Maria, sondern bloß nur der Mir dienlich geschäftigen Martha gegenüber, denen sagen, die für ihren Leib nicht selten bis in die späteste Nachtzeit arbeiten und keine Mühe und Sorge allerwachsamst scheuen; so sie aber von Mir etwas hören sollen, da übermannt sie sobald der Schlaf?!“
Was soll Ich noch ferner sagen denen, die da wohl tagelang bei sich nachsinnen können, so sie irgendein törichter, eitler Weltlaffe über die Straße angesehen hat; und werden sie ob solchem Sinnen an Mich gemahnt, so stehen sie ärgerlich auf und kehren dem Mahner den Rücken!
Ich rede aber hier nur von denen, von denen noch zu reden ist; denn von den noch ärgeren Weltmenschen rede Ich nicht. Denn diese sind es, die da allzeit nach dem Lauf der Welt gehen und nach dem Fürsten der Welt, der da wohnt in der Luft und herrscht in ihr, der in dieser Zeit ganz besonders sein Werk hat mit den Kindern des Unglaubens, unter welchem sie alle wandeln in den Lüsten ihres Fleisches und ihrer Weltvernunft und darum schon von der Geburt aus Kinder des ewigen Zorns sind. Also zu denen rede Ich nicht, sondern zu denen, die sich noch zu Meinen Kindern zählen, aber Mich, den heiligen Vater, ob ihrer kleinlichen Weltgeschäfte dennoch nicht selten im Geist und in der völligen Wahrheit im Tag nicht sorglich höher in ihrem Herzen stellen als ein altes, abgetragenes Kleid. – Da frage Ich: Was soll Ich zu denen sagen? – Ja, Ich sage, da wird eben nicht viel mehr zu sagen sein!
Damit aber doch etwas gesagt werde, wennschon nicht wie zur Martha, so sage Ich aber dennoch: Wie die Arbeit, so der Lohn! Wie die Liebe, so ihr Preis!
Wer dem Leib mehr opfert denn Mir, der soll von seinem Leib den Lohn verlangen, so dieser zu Staub und Asche wird! – Wen die Liebe und der Beifall der Welt so bedeutend mehr anficht als Ich – gut, ist Mir ja auch recht – der begnüge sich immerhin damit. Aber des kann er auch völlig versichert sein, dass Ich Mich ihm nimmer aufdringen werde! Wie die Werke, so wird auch das Leben sein! – Wer am Tod eine so große Freude hat, dass es ihm nicht bange wird, so er Tag für Tag in selbem herumwühlt, der tue immerhin, was ihn freut! Er soll am Ende in Seiner Freude auch seinen Trost finden nach seiner Art! Aber Ich werde hübsch fern davon sein! Mehr brauche Ich nicht zu sagen! – Es soll aber gar bald eine Zeit kommen, in der solche emsige Diener der Welt beiderlei Geschlechtes noch diesseits ganz gründlich erfahren werden, welch einen „guten Lohn“ sie sich mit ihrer Arbeit erworben haben! – Mehr sage Ich nun durchaus nicht! Wohl dem, der diese Worte lebendig beherzigen wird. Dem Lauen aber ist schon sein nahes Los, aus Meinem Mund gespien zu werden, ohnehin für ewig sicher vorbehalten. Amen. – Das sagt der heilige, vergessene Vater. Amen.“ [HiG.02_43.04.07]
„Und so schreibe denn zuerst der kleinen Martha, dass Ich ihr durch dich sagen lasse, sie solle in ihrer Liebe zu Mir verbleiben und Mich zum Hauptgegenstand ihrer Liebe machen in ihrem Herzen, so wird sie mehr gewinnen in einer Minute, als mit all ihrem Martha-Kümmern in tausend Jahren. Ich will aber ihren häuslichen Fleiß nicht tadeln, sondern lediglich nur das, was dabei oft unnötig ist, wegwünschen. Dergleichen Unnötiges taugt nicht zum Geschäft der Hauswirtschaft, das Ich gar wohl kenne; denn auch Ich habe einst auf Erden im Hause Joseph allerlei häusliche Geschäfte besorgt und verrichtet. – Recht und fleißig handeln ist gut, aber sich übertrieben um etwas sorgen, das ist nicht recht; denn wer Mich kennt und liebt, der muss alle Sorgen auf Mich legen, denn die Sorge beschwert das Herz und drückt es da oft nieder, wo es sich zu Mir erheben soll. So aber muss das Herz fortwährend frei sein, damit es sich allzeit frei und leicht zu Mir erheben kann, durch welche Erhebung es von Tag zu Tag geistiger und lebendiger werden kann.
Noch eine Unnötigkeit besteht in einer etwas übertriebenen Reinlichkeitsliebe im irdischen Hauswesen. Die Reinlichkeit ist wohl überall recht, aber nur eine oft eitle Besorgnis darum ist nicht in der rechten geistigen Ordnung. Denn alle Sorge taugt nicht fürs Herz des Menschen und ist eitel, weil sie das Herz schwer macht. Sorge ist nur Meine Sache! Du, Meine liebe kleine Martha, aber sorge dich gar nicht, denn sieh, alles was du tust, kannst du auch ganz sorglos tun und wirst dabei geistig und leiblich gesund sein. Ob du dich sorgst oder nicht, deswegen wird dennoch alles geschehen; denn so Ich es will, geschieht es ohne deine Sorge, will Ich es aber nicht, so magst du dich tausend Jahre Tag und Nacht sorgen, so wird es dennoch nicht geschehen, darum, weil Ich es nicht will! – So sich aber jemand schon sorgen will, da sorge er sich allein um Mich und Mein Reich, alles andere wird ihm gratis hinzugegeben werden.“ [HiG.03_47.02.14,03-07]
„So manche eitle Dinge musst du von dir schaffen, als z.B. deine manchmal etwas übertriebene Zimmerreinlichkeitsliebe, den manchmal zu starken Appetit nach einer Prise Schnupftabak, dann den Reif im Unterrock und manchmal zu sehr gesteifte Unterröcke, die dich viel zu dick aussehen machen, was weder schön noch sittig ist. […] Tu also das weg, was unnötig und zwecklos ist, so wird deine Seele dann gleich mehr Zeit bekommen, an der Freimachung des Geistes zu arbeiten. – Überhaupt musst du dich des manchmal zu überflüssigen Marthatums entschlagen, das dich nicht selten in allerlei bekümmerliche Pensereien und manchmalige Ärgerlichkeiten versetzt – so wirst du dann viel freier den wahren Weg zum ewigen Leben verfolgen können, was denn doch die einzige Bestimmung eines jeden Menschen sein soll. So musst du dich auch über nichts ärgern und keine übertriebenen Sorgen in dir aufsteigen lassen und alle deine Wünsche in Mein Herz legen! – Da werde Ich dir auch alles gar ehestens geben können, was dein Herz verlangt. Aber nur musst du das recht gern und getreu befolgen, was Ich dir nun geraten habe.“ [HiG.02_49.06.26,08-11]