Lehren und Glaubensfreiheit - Der Prophet Jakob Lorber

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Lehren und Glaubensfreiheit

„In keiner Sache kann ein Mensch leichter überredet werden als gerade in derjenigen, die er selber nicht versteht. Denn da lässt er das Urteil entweder aus Unkunde gelten, oder er glaubt es der Autorität des Redners, begründet sich dann darin und mag dann nimmer zu einem eigenen Urteil gelangen. Solches aber heißt doch nichts anderes, als die Selbständigkeit seines Geistes vernageln und ein Maschinengeist eines anderen werden, oder das eigene Leben hintangeben für ein fremdes Scheinleben. Ich aber sagte dir aus Meiner Erfahrung das, damit du dich von Mir etwa nicht sollst überreden lassen, sondern davon nur das annehmen, was dir einleuchtend ist; und so sollst du keine Silbe annehmen, die du allein glauben müsstest, ohne sie im Geist zuvor bestimmt erfasst zu haben. Es gibt keinen schlimmeren Zustand für einen freien Menschen, als der da ist des Blindglaubens; denn ein solcher Glaube gebiert den wahrhaften Tod des Geistes. Wer da ist ein Blindgläubiger, der ist auch zugleich ein von irgendeinem ruhmsüchtigen Bruder gerichteter Geist. Wenn aber schon ein Gericht des lebendigen Gottes tötend ist, um wieviel mehr muss dies dann erst das eines toten Menschen, sein oder dessen, der da selbst nur ein Scheinleben hat. Sieh, aus dem Grund ist dann ja ein eigenes Urteil um vieles besser, und sei es noch so kümmerlich, als ein angenommenes allein durch den Glauben, für dessen Richtigkeit der frei sein sollende Geist keine andere Bürgschaft hat denn allein die Autorität des Predigers und die laue Genügsamkeit seiner eigenen Torheit. Welches alles aber vor Gott sicher ein Gräuel ist; denn Gott hat den Menschen erschaffen zu einem freien Leben, nicht aber, dass er sei ein träger Maulknecht irgendeines ruhmsüchtigen Predigers und dadurch eigennützigen Richters der Herzen frei sein sollender Menschen. So Ich dir daher auch tue, was du dir von Mir erbatest, darum Ich dir einen Gefallen erweisen will, so nimm aber davon doch nichts an als nur das, was du nach tiefster Prüfung so befunden hast, als wäre es dein eigenes Urteil. Denn wenn dir jemand sagen möchte: Tu dies oder jenes, und du tust es, ohne dich nur im geringsten zu bekümmern, warum und zu welchem Endzweck, so bist du schon zur Willensmaschine eines anderen geworden, darum du dich hast richten lassen. Wenn du aber zuvor prüfst das Verlangen deines Bruders und hast den Endzweck frei in dir gefunden und hast auch gefunden, dass dieser ein würdiger ist, daher er Liebe zum Grund hat, und dann tust, was dein Bruder von dir verlangt, so hast du gehandelt als ein freier Mensch und als ein wahrhaftes Gotteskind, nicht aber als ein gerichtetes Geschöpf. Denn das ist ja eben nach Meiner Beurteilung der mächtige Unterschied zwischen den wahren Kindern Gottes und den Geschöpfen, dass die Kinder so freitätig sein sollen wie Gott, ihr Vater, Selbst freitätig ist, und sollen eben darin vollkommen sein, wie Er Selbst vollkommen ist, darum sie sind Seine vollkommenen Ebenmaße. Können solches wohl etwa auch die Tiere? – O nein, diese müssen allzeit des Schöpfers Willen vollziehen, denn ihre Natur selbst ist ja schon eine Trägerin des Willens des Schöpfers. Aber nicht so ist es mit den Menschen, die da gestellt sind zu wahrhaften Kindern Gottes. Ihnen wird erst der Wille Gottes geoffenbart, damit sie solchen zuerst mit dem eigenen freien Geist als den allein gerechten und wahren beurteilen, erkennen und dann erst wie zu ihrem Eigentum machen und danach handeln sollen. Wer die Offenbarung annimmt und handelt danach indem er meint, er müsse danach handeln, der ist schon ein Gerichteter; denn er handelt nicht mit der Übereinstimmung des eigenen Willens mit dem göttlichen, sondern er handelt wie eine Maschine und ist und bleibt dabei dennoch tot, darum er sich nicht kümmert um die volle Erkenntnis dessen, was da ist der göttliche Wille und was dessen Ordnung, sondern so er etwas als den göttlichen Willen durch die Ohren erkennt, zumeist aus dem Mund eines Eigenrühmlers, so tut er es, ohne zu beurteilen, wozu und warum. Sieh, solches aber ist ja an und für sich eine allerbarste Abgötterei, denn der Mensch richtet sich dadurch selbst oder lässt sich vielmehr richten – und somit auch töten. Und sieh, das ist demnach ja auch der Unterschied zwischen dem freien und dem genötigten Leben. Doch solches Leben ist noch nicht ein Tod der Sünde, denn die Sünde ist, die Wege der göttlichen Ordnung, insoweit sie geoffenbart sind, erkennen, und dann dem guten Urteil in sich freiwillig zuwiderhandeln. Sieh, solches ist dann auch der wirkliche Tod! Warum? Weil die Sünde ist eine barste Störung der göttlichen Ordnung, während kein Gericht dieselbe stört, sondern nur die Freiheit des Geistes hemmt.“ [HGt.02_151,04-21]

„Es ist nichts leichter, als dir durch Worte zu sagen, was du von uns erfahren möchtest. Damit aber ist eigentlich noch gar nichts getan und dir wenig geholfen! Denn zu dem, was ich dir kundgebe, gehört von dir ein unbedingter Glaube, eine willige, ungezweifelte Annahme dessen, was ich dir sage. Fehlt dir dieser Glaube, da nützt dir alles nichts, was ich dir auch immer sagen möchte. Du sprichst freilich bei dir: So Beweise dem Gesagten beigegeben werden, will und kann ich ja alles glauben. Aber dagegen muss ich dir freilich bemerken, dass solch ein Glaube kein Glaube, sondern ein pures Wissen ist, durch das deinem inneren Wesen wenig oder nicht geholfen wird. Denn ein auf Beweise gegründetes Wissen ist kein freies Wissen mehr, sondern ein gerichtetes. Es macht keinen Geist frei, sondern nimmt ihn ebenso oft gefangen, als wie viele Beweise für einen Glaubenssatz gegeben werden. Nur jener Glaube, der da gleich ist einem freien Gehorsam des Herzens, wo das Herz nicht fragt: Warum, wie und wann und wodurch, ist ein rechter Glaube. Nur dieser macht den Geist frei, weil ein solcher Glaube eine freie, unbedingte Annahme dessen ist, was dir von einem Boten der Himmel kundgetan wurde, dessen Autorität niemand als allein die Liebe deines Herzens zu prüfen hat. Fühlst du Liebe zum Boten, so nimm ihn auf; fühlst du aber keine, da lass ihn gehen. Auch der Bote hat die gleiche Weisung von Gott. Denn Er spricht und sprach: Wo man euch aufnehmen wird, da bleibt; wo man euch aber nicht aufnehmen wird, da schüttelt den Staub eurer Füße über sie und zieht weiter. Du siehst daraus, dass weder der, an den die Botschaft geschieht, noch auch der Bote selbst gebunden sein sollen, sondern ganz frei. Die Verkündigung frei und die Annahme frei! Wo mehr verlangt wird, da ist keine Freiheit mehr, sondern ein Gericht, das keinen Geist frei macht. Wäre Gott, dem ewigen Herrn, darum zu tun, Seine Menschen durch unumstößliche Beweise zu lehren, dass Er ist und wie und wodurch, so wäre Ihm das ein überaus leichtes: Er dürfte die Menschen nur in ein Gericht stellen, so würden sie unmöglich etwas anderes annehmen und denken können, weil da ihr Herz gleich dem der Tiere gerichtet wäre. Aber der Herr will keine künstlichen, sondern ganz freie Menschen haben. Darum muss auch ihr Herz frei sein, besonders in der Annahme der geoffenbarten Lehre von Ihm, ansonsten sie in ihrem Geist nimmer frei werden können. Solange dein Verstand einen Beweis verlangt, um eine Lehre oder Offenbarung anzunehmen, solange auch ist der Geist wie ein Gefangener im finsteren Gefängnis. Und da es ihn hungert und dürstet, schreit er nach Nahrung, die ihm durch Beweise wie spärliche Brosamen erteilt wird. Durch diese kann er aber nie zu jener Kraft gelangen, vermöge welcher er sich von seinen Fesseln befreien könnte. Nimmt aber der Verstand des Herzens frei, ohne Beweise, etwas an, da zeigt das Herz sogleich seine freie Kraft, die in den Geist übergeht und ihn frei macht. Ist aber der Geist frei, dann ist alles frei im Menschen: die Liebe, das Licht und das Schauen. Da braucht es dann keines Beweises für die Wahrheit mehr, denn da ist der freie Geist selbst die klarste und vollste Wahrheit aller Wahrheit.“ [BM.01_162,03-11]

„Ihr müsst dort, wo ihr ermächtigt seid, nie auf den Willen, sondern allein nur auf das Erkennen des Menschen einwirken. Der Mensch kann sein Erkennen aber noch so hoch steigern, so wird sein Wille in sich denn doch bleiben, wie er ist und wie er war. Und so muss es sein, weil es so Meine ewige Ordnung haben will. So der Mensch aber zu einem rechten Erkennen gelangt, da wird dies Erkennen schon ohnehin den Willen, wie ein guter Reiter sein Pferd, leiten. Und der Wille wird dann schon das mehr und mehr zu wollen anfangen, was sein Erkennen als wahr, gut und somit zweckdienlich findet. Dadurch werden der Wille und das Erkennen einander stets befreundeter, bis sie endlich völlig eins werden was dann auch schon die Vollendung des Menschen abgibt. Der Wille aber ist das Leben der Seele. Das Erkennen dagegen liegt im ewig in sich freien Geist. Werden Geist und Seele eins, dann ist die zum ewigen Leben bedungene Freiheit durch diese geistige Wiedergeburt auch da, und der Mensch lebt dann schon in Meinem Reich, das da ist die Wahrheit und das ewige Leben.“ [RB.02_254,10-11]

„Verlangt ja von niemandem einen blinden Glauben, sondern zeigt jedem den Grund! Und sollte er nicht fähig sein, solchen zu erfassen mit seinem Verstand, so lasst es euch der Mühe nicht gereuen, ihn von Stufe zu Stufe hineinzuleiten mit aller Liebe und Geduld, bis er fähig wird, eure gute Lehre vom Grund aus zu begreifen; denn mit einem finsteren Verstand soll niemand euer Jünger sein in Meinem Namen. Denn Ich gebe euch ein helles Licht und Leben, und ihr sollt darum keine Apostel der Finsternis und des Todes sein.“ [GEJ.05_088,05]

„Wie verträgt sich ein Mussgesetz mit dem freiesten Willen und mit dem ebenso freien und durch nichts beschränkten Verstand der Menschen? Der freie Wille des Menschen wird eine helle Erleuchtung seines Verstandes sicher gern und stets mit dem größten Dank als eine Gnade von oben annehmen; aber ein strenges Mussgesetz wird er in seinem Willen und Gemüt verfluchen. Darum ist ein jeder Mensch, der unter einem Gesetz mit Muss steht, so gut wie gleichfort gerichtet und somit auch wie verflucht. Wer sonach den Menschen Mussgesetze in Meinem Namen geben wird, der wird ihnen anstatt Meines Segens nur das harte Joch und die schwere Bürde des Fluchs geben und sie zu neuen Sklaven der Sünde und des Gerichts machen. Darum gehe eure Sorge bei der Weiterverbreitung Meiner Gebote vor allem darauf hin, dass ihr ihnen damit kein neues und schwer zu tragendes Joch auf den Nacken bürdet, sondern dass ihr sie dadurch von dem alten frei macht. Wenn der Mensch mit freiem Gemüt die lichte Wahrheit Meiner Lehre und Meines besten väterlichen Willens erkennen und einsehen wird, so wird er sich dann schon selbst mit seinem freien Willen ein auch freies Mussgesetz daraus machen und wird frei danach handeln, und das auch allein nur wird ihm zur wahren Wohlfahrt der Seele gereichen, aber ein ihm gegebenes Mussgesetz schwerlich je oder auch gar niemals, und das darum, weil erstens ein Mussgesetz für den freien Willen eines Menschen ganz wider Meine göttliche Ordnung ist und den Menschen nur verfinstert und nie erleuchtet, und zweitens, weil mit dem Mussgesetz sich die Gesetzverkünder sogleich eine höhere, nur ihnen zukommende Gewalt anmaßen, darum bald stolz, hochmütig und herrschsüchtig werden und zu den als rein göttlich pronunzierten (ausgesprochenen) Satzungen auch aus einer angemaßten göttlichen Gewaltsinnehabung, vor der ihre Gläubigen oft mehr als vor Gott Selbst zittern und beben müssen, eigene arge Satzungen als göttlichen und ihnen neu geoffenbarten Willen hinzufügen und auf deren Beachtung stets ein viel größeres Gewicht legen als auf die Beachtung der rein göttlichen Gebote. Daraus aber geht dann hervor finsterer Aberglaube, Abgötterei, Hass gegen Andersgläubige, Verfolgung, Mord und die verheerendsten Kriege. Die Menschen begründen sich dabei mit allerlei finsterem Unsinn, dass sie am Ende der Meinung und des Glaubens werden, Gott einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn sie an ihren andersgläubigen  Nebenmenschen die größten Frevel und Missetaten begehen. Und daran schulden allein die Mussgesetzgeber.“ [GEJ.08_020,07-12]


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