Heiligende Liebe
Schreibe nur ein recht nettes Wörtlein an unsere kleine, geliebte J.=Martha! Denn die uns beide liebt und lieb hat, die müssen auch wir lieben und sehr lieb haben.
Meine geliebteste J.=Martha! Da der heutige Tag ein für dich besonders bedeutender ist, weil er dir den Jahrestag deiner Eingeburt in die Welt wie in einem Echo wieder in deine Erinnerung zurückgibt und du darob eine gar wohl begründete Freude haben kannst, indem du an solch einem Tag durch die Macht Meines Liebewillens in die Reihe Meiner Kinder, also in die Reihe der Gotteskinder, aus der stumpfen Reihe der gerichteten Geschöpfe aufgenommen worden bist, so will aber auch Ich, als ein wahrer Lebensvater, der solche deine gerechte Freude nicht etwa schmälern, sondern für dein Mir allerliebstes Herzchen nur gar sehr erhöhen dadurch, dass Ich dir hiermit die wiederholte, für dich sicher teuerste Versicherung zukommen lasse, dass du Mir ein allzeit allerliebstes Töchterchen bist, das Mir so pick- und nagelfest ans Herz gewachsen ist.
Ich meine, Mein liebstes Töchterchen wird mit dieser Meiner Zusicherung auch sicher über alles zufrieden sein können. Denn überglücklich sind jene für ewig, die von Meinem Vaterherzen aus einer solchen Zusicherung für wert befunden werden. - Aber leider nur wenigen wird eine solche zuteil.
Desto mehr aber kannst du dich darob freuen, da du als Mein allerliebstes Töchterchen solch einer höchsten Gnade für wert befunden wirst in Meinem Herzen.
Du darfst dir aber darum ja etwa nicht einbilden, als käme dir solch eine Gnade aus irgendeinem Verdienst zu! Sondern Ich ganz allein für Mich, ohne dein Verdienst, hab dich so lieb, weil du Mich auch gar so sehr lieb hast und bist manchmal sogar in Mich ein wenig verliebt, und das eben ist eine ganz besondere Heiligung deines Herzchens. Denn wie könnte ein unheiliges Herz Mich, den Heiligsten, lieben?! – So Mich aber ein Herz liebt, der Ich heilig bin, wie möglich könnte in solch heiliger Liebe das liebende Herz selbst unheilig verbleiben?
So ist aber auch dein Herzchen durch und durch geheiligt weil es Mich liebt. Und da Ich es darum wieder gar überaus sehr liebe und Meine heilige Liebe in dasselbe stets mehr und mehr einfließen lasse und es dadurch zu einem Gefäß der Fülle Meiner heiligsten Liebe mache, welche Liebe da heilig ist überheilig, so ist das Gefäß dadurch nicht nur geheiligt, sondern selbst heilig. Denn Ich, als der Alleinheilige, kann nicht im Unheiligen, sondern nur im Heiligen wohnen.
Fahr du, Mein allerliebstes Töchterchen, in solcher deiner Liebe zu Mir nur treulich fort, so wirst du bald einen zweiten, viel höheren Geburtstag erleben als dieser heutige deines Leibes es ist.
Aber so manche eitle Dinge musst du von dir schaffen, als z.B. deine manchmal etwas übertriebene Zimmerreinlichkeitsliebe, den manchmal zu starken Appetit nach einer Prise Schnupftabak, dann den Reif im Unterrock und manchmal zu sehr gesteifte Unterröcke, die dich viel zu dick aussehen machen, was weder schön noch sittig ist.
Kleide dich immer recht reinlich, nett und schön. Aber ein zu übertriebenes Stärken ist nicht schön, nicht sittig, und für den Leib so gar nicht gut, weil gestärkte Kleider zu wenig die Haut berühren und durch die Berührung keine wohltätige Frottierung zuwege bringen können, anderseits aber auch zu viel kühlende Luft an die mit Schweiß gefüllte Haut treten lassen, die dann den Schweiß oft zurücktreibt und hie und da in den Gefäßen verhärten macht und die Ausdünstung der Haut nicht durchlässt, woraus dann gar leicht allerlei rheumatische Leiden entstehen.
Tu also das weg, was unnötig und zwecklos ist, so wird deine Seele dann gleich mehr Zeit bekommen, an der Freimachung des Geistes zu arbeiten. Überhaupt musst du dich des manchmal zu überflüssigen Marthatums entschlagen, das dich nicht selten in allerlei bekümmerliche Pensereien und manchmalige Ärgerlichkeiten versetzt, so wirst du dann viel freier den wahren Weg zum ewigen Leben verfolgen können, was denn doch die einzige Bestimmung eines jeden Menschen sein soll.
So musst du dich auch über nichts ärgern und keine übertriebenen Sorgen in dir aufsteigen lassen und alle deine Wünsche in Mein Herz legen. Da werde Ich dir auch alles gar ehestens geben können, was dein Herz verlangt. Aber nur musst du das recht gern und getreu befolgen, was Ich dir nun geraten habe.
Und nun, Mein liebes Töchterchen, nimm mit dieser Meiner Lebensgabe auch Meinen Vatersegen in dein Herzchen auf. Dieser wird dir von selbst getreuest sagen, dass du Mir ein allerliebstes Töchterchen bist zeitlich nun, wie dereinst ewig. Amen. – Das sagt zu dir dein wahrer und einziger Vater. Amen.
Jakob Lorber am 26. Juni 1849, Himmelsgaben, Bd.2, S.430.
„Seht, nichts haben wir, was wir dem Herrn geben könnten, das wir nicht zuvor von Ihm erhalten hätten, und welche Freude könnten wir Ihm auch wohl machen, so wir Ihm auch die ganze Erde, ja die ganze Welt zu geben vermöchten?! Er würde uns sagen: ,Kinder, Ich bedarf dessen ewig nicht; […] Mich freuen nicht eure Opfer, die Mir bereitet werden aus der Materie, die da ist ein Haus des Todes, sondern Mich freut nur ein reumütiges, Mich liebend voll zerknirschtes Herz. Das ist es, das ganz euer ist als eine freie Gabe von Mir, dessen seid ihr im Vollbesitz. So ihr wollt, könnt ihr es Mir wiedergeben, und Ich werde da einziehen mit Meiner Gnade, und ihr werdet leben ewig dann mit der Gnade in Meiner ewigen Liebe.“ [Haushaltung Gottes Bd.1, Kap.41, V.24]