EHE UND FAMILIE
Einführung
- Die Familienstruktur im Wandel der Zeit -
Wer sich mit dem in der Neuoffenbarung Jesu durch Jakob Lorber kundgegebenem und umfangreich erklärten Schöpfungsplan Gottes beschäftigt wird über kurz oder lang feststellen, dass in der Erschaffung von Mann und Frau und deren ehelichen Verbindung ein ewig heiliger Sinn verborgen liegt, dem wir mit dieser Zusammenstellung auf den Grund zu gehen versuchen. Bevor wir uns damit näher beschäftigen, wollen wir zunächst eine kurze Rückschau auf die geschichtliche Entwicklung der Familienstruktur werfen.
Die Urzelle des menschlichen Lebens
Ursprünglich sah man in der Ehe ein Geschenk und die Aufgabe, eine sich verpflichtende, lebenslänglich dauernde und gottgefällige Partnerschaft zwischen Mann und Frau zu führen. Die hieraus hervorgehenden Kinder wurden als ein Segen Gottes angesehen. Sie vervollständigten die Familie, und wenn die Kräfte der Eltern nicht mehr ausreichten für sich selbst zu sorgen übernahmen sie deren Aufgaben und kümmerten sich um sie. Die Familie hielt und blieb zusammen und wurde so von Generation zu Generation weiter geführt, wobei es nicht selten vorkam, dass drei Generationen unter einem Dach zusammen lebten.
Der Vater war der Ernährer der Familie und somit für den außerhäuslichen Bereich zuständig. Er erwarb den Lebensunterhalt und kümmerte sich um die sozialen Kontakte. Der Mutter oblag die Sorge für den innerfamiliären Bereich und die Erziehung der Kinder. Die Familienstruktur war eine patriarchalische, in der der Vater als Hausherr und Autoritätsperson die Führung inne hatte.
Die Familie in der vorindustriellen Zeit
Bis ungefähr Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die vorherrschende Gesell-schaftsstruktur in Gutshöfen und kleinen Dörfern. Der Lebensunterhalt wurde durch landwirtschaftliche und handwerkliche Wirtschaftsweise erworben, in der die generationsübergreifende Großfamilie, zu der auch deren Arbeits-gehilfen hinzugezählt wurden, eine soziale, wirtschaftliche und rechtliche Einheit darstellte.
Und so ging aus der Familie als der Urzelle einer natürlichen Gemeinschaft das gesamte gemeinschaftliche Leben hervor, in der Mann und Frau zur Hin- und Weitergabe der Liebe und des Lebens berufen waren, und das Familienleben dazu diente, sich in ein gemeinschaftlich-gesellschaftliches Leben einzuüben.
Als sich die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechterten, kam es während des 19. Jahrhunderts aus Kostengründen zur Einführung des Eheverbots für Arme, was zu einer Aufweichung der Großfamilienstruktur führte, wozu uns Jesus folgenden Aufschluss gibt: „Sieh, um die Armut zu verringern und den Reichtum der Reichen zu schützen, will man die Ehen der Armen beschränken, und das mächtig beschränken. O das ist die verfluchteste Ausgeburt der Hölle, ein Werk des Satans! Sieh, das ist der Grund aller Pest!“ [HiG.02_47.01.10,04]
Einzug des Industriezeitalters
Das Industriezeitalter hielt seinen Einzug, viele Arbeitssuchende zogen an den Ort wo eine Fabrik mit Arbeiter-Wohnsiedlungen entstand, aus denen sich in der Folge große Städte entwickelten. Da der Arbeitslohn äußerst miserabel war, mussten neben dem Mann auch seine Ehefrau und oftmals auch seine Kinder arbeiten gehen um ihren kärglichen Lebensunterhalt zu verdienen. Das wiederum ging zu Lasten des Familienlebens, das mehr und mehr in den Hintergrund trat.
Wissenschaftlicher Fortschritt und sich entwickelnde Technologie verbesserten dann nicht nur die wirtschaftliche Situation der Familie, sondern führten auch zu dem von Jesus vorhergesagten Glaubensverlust: „Was aber Meine Frage nach dem Stand des Glaubens bei den Menschen in der noch fernen Zukunft betrifft, so des Menschen Sohn wieder auf diese Erde auf die euch schon zu öfteren Malen angezeigte Art und Weise kommen wird, so sage Ich euch, dass Er im ganzen noch weniger lebendigen Glauben finden wird denn jetzt. Denn in jenen Zeiten werden es die Menschen größtenteils durch das unermüdliche Forschen und Rechnen unter den Zweigen und weit ausgebreiteten Ästen des Baumes der Erkenntnis in vielen Wissenschaften und Künsten gar sehr weit bringen und werden mit allen in der Natur der Erde jetzt den Menschen noch ganz verborgenen Kräften Wunderbares zustande bringen und werden auch sagen: ‚Seht, das ist Gott, sonst gibt es keinen!‘ Der Glaube dieser Menschen wird demnach so gut wie gar keiner mehr sein“ [GEJ.09_089,01-02]. Damit wären wir nun bei der jetzt vorherrschenden Form der Familie angelangt.
Die moderne Familie
Infolge der Industrialisierung und den sich daraus entwickelnden staatlichen Fürsorge- und Familienverhältnissen, die maßgeblich die Anfang des 19. Jahrhunderts beginnende Frauenbewegung mit bewirkt hat, veränderte sich die gesellschaftspolitische Familienstruktur zunächst zu einer halbpatriarchalischen, was zu einer erheblichen Schwächung der Dominanz des Mannes führte. Aus der Gleichstellung von Mann und Frau entsprang dann die sogenannte „Politik der Frauenförderung“ mit der Folge, dass heutzutage größtenteils matriarchalische Familienstrukturen vorherrschen, wo die Frau die ursprüng-liche vom Herrn für den Mann vorgesehene dominierende Rolle einnimmt.
Die traditionelle Familie ist zu einem Auslaufmodell geworden. Die Großfamilie ist am Aussterben, die Anzahl der Kleinfamilien weiterhin am Abnehmen. An ihrer Stelle herrschen Individualisierungstendenzen vor, an deren Entwicklung die Emanzipationsbewegung der Frau mit ihrem Wunsch nach Teilhabe am beruflichen Leben maßgeblich beteiligt ist. Die ursprüngliche Funktion der Familie ist ausgehebelt, ja, es werden oftmals gar keine familiären Bindungen mehr eingegangen.
Anstelle eines Für- und Miteinanders steht die EGO-Befriedigung im Vorder-grund, die Fürsorge für eine Familie mit ihrer Verantwortung und Verpflichtung wird als eine Beschränkung der eigenen Individualität wahrgenommen.
Fehlende Verzichtbereitschaft und der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Freiheit bedingt einen häufigen Partnerwechsel, der allenfalls mal in sogenannten Lebensabschnittspartner-Beziehungen münden kann mit der Option, diese wieder leicht lösen zu können, wenn man darin nicht mehr die Vielfalt des Lebens genießen kann.
Es steigt aber auch die Tendenz zu einem Singleleben als individuelle Lebensart, wo man am liebsten nur noch auf sich allein Rücksicht nimmt.
Letzten Endes möchte man seinen Sinnengenuss nicht mehr zügeln sondern ungehemmt entfalten lassen; anstelle eines Strebens nach geistiger Entwicklung zählt die alleinige Befriedigung der Fleisches- und Weltenlust.
Mitverursacher ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattgefundene sogenannte „sexuelle Revolution“, unter der sich ein historischer Wandel der öffentlichen Sitten- und Sexualmoral im Sinn einer Enttabuisierung sexueller Themen, zunehmende Toleranz und Akzeptanz unterschiedlichster sexueller Bedürfnisse und Orientierungen unter den Geschlechtern vollzog. Großen Einfluss hierauf hatte der Sexualforscher Alfred Kinsey, der mit „Das sexuelle Verhalten des Mannes“ und „Das sexuelle Verhalten der Frau“ in den 50er Jahren für großes Aufsehen sorgte. In den 68er-Jahren sagte sich die Flower-Power-Bewegung von alter „Prüderie“ los und proklamierte mit der sexuellen Freiheit, innerhalb derer alles erlaubt sein sollte, was Spaß macht, ein freies Zusammenleben von Paaren gleich welcher Art. In der Folge wurden sexuelle Tabus und Grenzen mehr und mehr niedergerissen, der Ehe ihre Bedeutung genommen, homosexuelle Ehen erlaubt, lesbische und schwule Lebensweisen zur Diskussion in den Schulunterricht eingeführt. Eltern, die sich gegen der-artigen sexuellen Unterricht wehren und ihre Kinder hierzu nicht in die Schule schicken, werden verhaftet. Eine ehesittsame und sexuelle Moral scheint es nicht mehr zu geben, obwohl gerade die Sexualkraft von einer ungeheuren Bedeutung für den Menschen ist, denn sie ist die feinste und gleichzeitig auch stärkste Energie in ihm, die ihm nicht nur zur Fortpflanzung oder sinnlichen Triebbefriedigung, sondern vor allem zur seelisch-geistigen Weiterentwicklung gegeben ist.
Um sie vor Missbrauch zu schützen, wurde ihr das Schamgefühl hinzugegeben, das ihr wie eine Schutzmauer einen natürlichen Halt für die körperliche, seelische und geistige Entwicklung gewährleisten sollte. Durch den Verfall von Moral und Sitte wurde jedoch ihre Bedeutung mehr und mehr ignoriert und diese Schutzmauer eingerissen. Mit dem heute vorherrschenden Prinzip, die Befriedigung seiner Sinne und Triebe allem anderen voran zu stellen, wird gebilligt und für normal gehalten was gar nicht normal ist. Der zur Ego-befriedigung degradierte Geschlechtsverkehr wird zu einem zentralen Thema und Ziel des Lebens deklariert, Menschen, die an entgegen sprechenden Moral- oder Glaubensfeststellungen festhalten, werden als ‚nicht normal‘ abgestempelt, wodurch deren seelisches Gleichgewicht und Sicherheitsgefühl nicht selten ins Wanken gerät und Unsicherheit entsteht. Psychologische und sexuo-logische Behauptungen werden verbreitet, keiner könne ohne regelmäßigen Geschlechtsverkehr normal leben und fordern offen beim Fehlen eines Partners zur Selbstbefriedigung auf.
Wenn sich jedoch die ganze Sexualkraft als die eigentliche Grundkraft des Lebens lediglich auf die Befriedigung des Geschlechtstriebs ausrichtet, so wird dadurch auch das Wollen in diese Ausrichtung gebunden und verhindert dadurch eine höhere geistige Entwicklung. Denn anstatt die Sexualkraft durch die Beschränkung des Geschlechtstriebs zur reinen Fortpflanzung in ihrem darüber hinaus gehenden Maß nach innen zur geistigen Weiter- und Höherentwicklung zu wenden, wird sie nach außen verpufft, was in der Folge zu einer körper-lichen, seelischen und geistigen Schwächung führt, und die dadurch ermattete Seele kann sich nicht mehr zu Geistig-Höherem emporschwingen [s. GEJ.04_ 230,02].
Nach den früheren Moralvorstellungen gehörte die Ausübung der Sexualität als geschlechtliche Vereinigung zwischen Mann und Frau ausschließlich in die Ehe als eine geordnete Partnerschaft, die jedoch durch die gesellschaftliche Wand-lung an Bedeutung verloren hat.
Zerfall – die Zerschlagung der Familie
Das Glück des wahren Ehelebens ist verloren gegangen durch die Unersätt-lichkeit selbstischer Genusssucht. Dadurch ist aber auch der Grund und Boden der Ehe aufgelöst.
Werden überhaupt einmal Ehen eingegangen, so handelt es sich dabei meistens um kinderlose oder kinderarme Ehen, wo die Kinder ihre Wichtigkeit in der Beziehung verloren haben. Das Ausleben der Sexualität kommt an erster Stelle, als Kinderregulator wird am häufigsten die Pille eingesetzt.
Den Kindern wird nicht mehr ein wohlbehütetes Heim geboten. Man stellt an sie unter dem sogenannten Kind zentrierten Erziehungsstil (autonomes und selbstverantwortliches Handeln) bereits ab ihrer frühkindlichen Phase hohe Anforderungen; die elterliche Erziehungsaufgabe wird an Kindertagesstätten, Kindergarten und Schule sowie freizeitgestaltende und sonstige soziale Einrichtungen so weit als möglich weitergereicht.
Aber auch um die alt gewordenen Familienmitglieder will man sich nicht mehr, wie es früher selbstverständlich war, kümmern. Schließlich gibt es ja eine staat-liche Alters- und Krankenversorgung mit entsprechenden Einrichtungen, unter deren Obhut man sie abschiebt, wo sie als für die Gesellschaft nicht mehr tauglich gewordene „Alte“ auf ihre Abberufung von der Erde warten „dürfen“.
Die Dauerhaftigkeit bestehender Ehen ist gering, größter Streitpunkt ist die Autoritätsstruktur innerhalb der Familie und der Erziehungseinfluss auf die Kinder. Statistikmäßig gesehen wird fast jede zweite Ehe geschieden.
Die eheliche Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau als heiligster und für die Ewigkeit bestimmter Bund des Herzens und Urzelle, auf der das gesamte Leben der Menschheit beruht, ist für das flüchtige Bedürfnis der Sinnenbefriedigung zu einer zeitbegrenzten Geschlechtsgemeinschaft verkommen. Die Sexualität hat die familiäre Liebe zerschlagen, die emanzipierte Frau strebt nach Selbstverwirklichung im außerfamiliären Bereich, was nicht nur den Zerfall der Familie sondern auch den Zerfall der ganzen Gesellschaft, mithin der ganzen Lebensgrundlage, bewirkt.
Begeben wir uns nach diesem Ausblick zu Jesus um zu hören, was Er uns zu den vorgeschilderten Zersetzungstendenzen sagt: „Wenn von nun an der Glaube an Mich als Mein Lebenslicht im Menschen erlöschen wird, so wird mit ihm auch die Liebe als die Lebenswärme vollends erkalten, und das wird dann eine solche Trübsal unter den Menschen derart zur Folge haben, dass sie sich für um gar vieles unglücklicher fühlen werden als ein zertretener Wurm“ [GEJ.08_213,19-20].
„Es wird aber diesmal ganz Europa, besonders in den großen Industriestädten, ganz gewaltig gezüchtigt werden. Doch das Ganze kann durch Gebet und gute Werke an den Armen sehr gemildert werden, besonders wo die Ehen nicht gar zu arg und planmäßig unterdrückt werden. – Dies zu eurer tieferen Belehrung und Danachachtung! – Amen.“ [HiG.02_47.01.10,12-13]
Rückkehr in die göttliche Ordnung
„Werden aber die Ehen in guter Ordnung gehalten, so werden aus solchen Ehen auch Kinder in guter Ordnung hervorgehen, und aus ordentlichen Kindern werden dann auch ordentliche Staatsbürger, und solche werden dann auch ganz Bürger des Gottesreiches in ihrem Herzen werden; und damit ist dann alles erfüllt, was die göttliche Ordnung nur immer von den Menschen dieser Erde verlangen kann!“ [GEJ.03_072,20]
Im Nachfolgenden wollen wir uns anhand der Bibel und uns von Jesus über Jakob Lorber neu geoffenbarten und umfangreich explizierten Lehre ansehen, wie wir in diese göttliche Ordnung zurückkehren können, wozu wir uns zunächst mit der Bestimmung von Mann und Frau beschäftigen wollen, wie ihre Beziehung zu welchem Zweck und Ziel zueinander beschaffen sein soll, und wie wir insgesamt wieder in eine familiäre Beziehung nach Gottes Ordnung treten können um unsere Aufgabe und Lebensziel zu erreichen.