ENDZEIT UND WIEDERKUNFT JESU
Teil II: Das große Weltgericht
Ein neues Licht im neuen Licht
- Sieh, das Lied ist ausgesungen -
Hör' in diesen letzten Tagen
All' die Menschen heulend klagen,
Hör' was sie verzweifelnd sagen:
„Nimmer können wir's ertragen
Langen Truges schnöd'ste Plagen;
Mögen Blitze uns erschlagen,
Wenig woll'n wir darum fragen,
Nur lass' nicht mehr höhnend jagen,
Die da frevelnd Goldzeug tragen
Und anfüllen ihren Magen
Mit der Armut Tränenfluten,
Unserm Geiste nach, zum Guten
Nur dem Tode - nicht dem Leben,
Wie die Lügner es vorgeben;
Waren's ja wohl unsre Brüder,
Die da sangen Todeslieder,
Und in zahllos' Feuerbränden
Ließen treue Menschen enden;
Und mit Fluchen, wildstem Toben
Gaben vor, Dich treu zu loben!
Sieh', die Erd' ist voll von Sünden,
Wer darf frei Dich nun verkünden?
Wo mit Waffen freche Scharen,
Deiner Kinder grimmig harren,
Was nützt Jemand Dein Erbarmen,
Was Dein Licht dem Schwachen, Armen,
Darf er Dich ja kaum mehr nennen?
Und die Treu zu Dir bekennen;
Öffentlich, wer darf es wagen,
Dir nach, Kreuz und Leid zu tragen?
Möcht sich jemand Deiner rühmen,
Wie's dem Kind' doch sollte ziemen,
O dann gibt‘s schon tausend Ohren
Derer, die die Nacht geboren,
Dann nur noch ein Wort gesprochen,
Wird Dein Kind mit Blut gerochen,
Blind'ster Wahn wird dann zum Richter,
Und des Truges schwarz Gelichter -
Darf‘s zum Holz auch nicht mehr greifen
Und das Licht zum Brande schleifen,
Spricht das Urteil doch, auf Straßen
Und von Dächern wird erlassen,
Dass Dein Kind der Satan führet
Und er's durch und durch verwirret;
Dann des Volkes blinde Menge
Hinzu strömet im Gedränge,
Um des Wahn's Geschrei zu hören
Und dem Licht den Weg zu sperren.
Was kann uns Dein Licht dann zeigen?
Nichts, als still von Ihm zu schweigen!
Magst Du Pest und andre Plagen
Schicken uns in diesen Tagen,
Gerne wollen's wir ertragen,
Und Dir Dank dafür noch sagen, -
Doch von Schergen uns zu jagen
Geistig lassen in den Tagen,
So lass länger uns nicht plagen;
Blitze mögen uns erschlagen,
Nur Dein reinstes Licht lass ragen
Über Wahn - in diesen Tagen!“
Hast Du es nun wohl vernommen,
Wie da klagen bess're Frommen!
Siehe, wie soll solches Schreien
Noch den guten Gott erfreuen;
Soll er wohl noch länger lassen
Von dem Wahn die Wahrheit hassen?
Und die treue Lieb' ertöten
Von des Trugs und Lüge Nöten?
Solches soll nicht mehr geschehen,
Eh' möcht' alle Welt vergehen!
Sehe hin nach allen Seiten,
Wie die Treuen redlich streiten,
Wie schon fast in allen Landen
Flüchtig sind des Truges Banden,
Wie der Lüge Reiche schwinden,
Wie sich Völker ihr entwinden;
Siehe, das sind tücht'ge Zeichen,
Denen aller Wahn muss weichen;
Wer wird da noch horchend trauen,
Da nichts mehr denn Schutt zu schauen!
Oder kann je Friede wehen,
Kann ein Licht da je erstehen,
Wo die Brüder sich in Kasten
Grimmentbrannt und ohne Rasten
Knechtisch unterjochend bannen?
Statt sich liebend zu ermahnen,
Sich in Nöten beizustehen,
Liebreich, lehrend sich verstehen,
Nur Mein Wort gar schnöd' verdrehen,
Dass ihr Trug möcht' fest bestehen! -
Alter Sturm, hast ausgetobet!
Mich hast nie, nur dich gelobet,
Was du mir mocht'st opfernd bringen
Waren eigennütz'ge Schlingen;
Um die Menschheit arg zu fangen,
War dein einziges Verlangen;
Gold, dein Gott, dem hast gedienet,
Mich allzeit verkleint, verdünnet!
Ausgespielt ist deine Rolle
Von dem Süd- bis Nordens Pole!
Nun sollst du mir also welken
Langsam sterbend - gleich den Nelken,
Die im Herbste wüste blühen,
Und zu prangen sich bemühen,
Um noch Jemand zu berücken,
Ihn, gleich Frühlings, zu entzücken;
Darum ist der Reif gekommen
Und dir aller Reiz benommen,
Bald wird Schnee zur Erd' dich drücken,
Dann wirst Niemand mehr berücken!
Bleich, dem Opfer gleich an Farbe,
Stinkend aus des Truges Narbe,
Tot längst du vor aller Augen; -
Sag, wozu möcht'st du noch taugen?
Wartest, meinst, wirst dennoch siegen,
Wirst dem Licht nicht unterliegen;
Ja im Tode wirst du siegen,
Tot wohl Niemand mehr belügen;
Doch wirst nimmerdar erstehen
Eh' denn Erde wird vergehen!
Also ist's! und wird's geschehen!
Schlange, du wirst nicht bestehen!
Alter Satan - ausgerungen,
Lang zu arg die Erd' gezwungen,
Fürst und Priester musst' dir weichen,
Hier, wie in des Geistes Reichen;
Lange hab' Ich zugesehen,
Ob du dich zu Mir mögst drehen,
Was Mein sehnsuchtsvoll‘s Verlangen,
Wenn auch Gräuel zu Mir drangen,
Die du Böser hast verrichtet,
Meine Kirche fast vernichtet.
Und mit Wahn die Erd' geschlagen
Und mit andern Trugesplagen;
Doch dir ward ein Maß gegeben,
Voll ist's nun, durch Tatenleben,
Das voll Arges war, voll Gräuel
Ein verworr'nster Trugesknäuel!
Kannst ihn lösen nun, du Schlange?
Oder tun, was Ich verlange?
Sieh'! das Lied ist ausgesungen,
Satan, dir ist's nicht gelungen
Deinen Gott gar zu verschlingen,
Und auf Seinen Thron zu dringen!
Hast die Freizeit schlecht verwendet,
Und dein Werk gar nicht beendet;
Deine Zeit ist abgelaufen,
Langsam zwar sollst zu versiegen,
Lange krank, dem Tod erliegen,
Doch was hier, wer wird's begreifen?
Merk' - die Zeit, sie wird es reifen;
Was der Welt ist, soll ihr bleiben,
Leeres Stroh und nicht'ge Kleiben ;
Wer das Licht hat, der wird sehen,
Wann die Flucht da wird geschehen;
Doch ob hier, ob dort, ob unten,
Sei noch Niemanden entbunden.
Eins nur lasst euch nimmer rauben,
Dies ist: Lieb' und festen Glauben!
Da der Vater eure Leiden
Kennt, so seid getrost, bescheiden,
Ohne Furcht und ohne Sorgen;
Froh erwartet jenen Morgen,
Der aus heil'gen Höhen steiget;
Doch für jetzt, nur kurz noch schweiget,
Bis auf Meines Sieges Wegen
Ich den Feind in Staub werd' legen,
Dann wird alles sein gewonnen,
Und die böse Zeit verronnen!
Nicht auf dies und jen's zu raten,
Soll't dabei ihr euch ermatten,
Wo vom Bösen ist die Sprache,
Sucht nicht anderswo die Sache.
Wen Ich nenn' beim argen Namen,
Der muss, der wird bald erlahmen;
Und mit ihm - die ihm gedienet,
Und mit ihm den Tod verdienet;
Also müsst ihr das erfassen,
Und von aller Deutung lassen!
[PsG.01_043]