Die vier Evangelien über die Auferstehung des Herrn - Der Prophet Jakob Lorber

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Die vier Evangelien über die Auferstehung des Herrn


Anfrage des C.L., dem Knechte J.L. übergeben von Ans.H: Wie kann man die nachfolgenden Abweichungen in den Erzählungen der vier Evangelisten von der Auferstehung des Herrn auf beruhigende Weise untereinander ausgleichen wie:
1. hinsichtlich der Frauen, welche das Grab besuchten;
2. hinsichtlich der Anzahl der sichtbar gewordenen Engel und des Ortes, wo sie saßen;
3. hinsichtlich des Umstandes, ob die Frauen, wie bei Matthäus, Markus und Lukas, oder ob Petrus und Johannes, wie bei Johannes, zuerst in die Gruft traten;
4. hinsichtlich der weiteren Mitteilung der Nachricht.-

Am Ostermontag, 28. März 1842, Vormittag:
Schreibe nur, schreibe! Statt am Abende soll es hier heißen: zu Ende des Sabbats; da bei den Juden, wie ihr doch sicher wissen werdet, jeder frühere Tag bis zum Aufgange der Sonne des nächsten Tages gedauert hatte. Das wäre sonach gleichlautend mit den anderen dreien.
Die Zahl der Weiber betreffend aber ist keine Angabe richtig, denn es waren ihrer sieben; nur Lukas berührt sie unbestimmt mit dem Beisatz: Und die anderen. Und bei Johannes sagt die Magdalena zu Petrus: Wir wissen nicht, wo sie Ihn hingetan haben. Was aber die Ursache dieser ungleichen Zahlangabe der Weiber betrifft, so hat sie fürs erste ihren Grund in der Unkenntnis, derzufolge die Evangelisten selbst die ganze Vollzahl nicht wussten - und fürs zweite, auf dass die Weiber der Welt zu einem Anstoße werden sollten - und fürs dritte, dass da niemand die Göttlichkeit Meines Wortes aus der Weiberzahl, sondern lediglich aus der lebendigen Tätigkeit vom Grunde seines Herzens erfahren solle! –
Was aber das von Matthäus allein erwähnte Erdbeben betrifft, so hat es damit seine Richtigkeit auch buchstäblich, aber jedoch soll es vorzüglich geistig genommen werden und bezeichnen die volle Erschütterung des Herzens, bevor des Himmels Zeichen dem Menschen ankündigen sollen, dass Ich aus seinem Grabe auferstanden bin! - Warum aber die anderen drei des Erdbebens nicht erwähnen, hat seinen Grund, dieweil sie das besagte Erdbeben allein geistig nahmen und es durch die gleich geschilderte Furcht der Weiber nur leise andeutend bezeichneten. Es war aber auch eine zierlichere Redensart der damaligen Zeit, irdische Fakta zu verschweigen und sie bloß aus dem Gemütszustande betreffender Menschen entsprechend erkennen zu lassen. Doch an derlei Mückenfängereien liegt wenig, alles aber an dem Tun Meines Willens! –
Was aber da bei Matthäus den blitzgestaltigen und Stein wegwälzenden Engel betrifft, und bei Markus auch zwar einen, aber schon im Grabe sitzenden Jüngling, und was bei Lukas die zwei Männer in glänzenden Kleidern und bei Johannes zwei Engel in weißen Kleidern betrifft, so hat dieser scheinbare Widerspruch fürs erste seinen Grund, was die Zahl betrifft, darin, dass von den höchst gewissensgebundenen ersten zwei Evangelisten nach der altjüdischen Art nur darum eines Engels erwähnt wird, weil die zwei eine Tat verübten und auch nur ein Wort führten. Und fürs zweite, weil nicht alle die sieben Weiber zwei Engel sahen, sondern allein die ersten drei Benannten, die andern vier aber nur einen, und somit dann auch ihre Aussagen vor den Aposteln und Jüngern ungleich waren, darum dann auch Matthäus und Markus als höchst skrupulöse (peinlich genaue) Schreiber sich nicht getrauten, die vielfache Zahl zu nehmen, um sich vor den schriftgelehrten Judenchristen nicht eines Schreibfehlers wegen als unzüchtige Schreiber bloßzugeben, darum sie nicht wüssten, wann von zwei handelnden Wesen die einfache und wann die vielfache Zahl gebraucht werden solle. - Lukas und Johannes aber, da sie das Wort um vieles später niedergeschrieben haben, waren über diese Sprachkleinigkeiten hinaus und gaben die Aussage der ersten drei Weiber vollends kund.
Und endlich liegt ein dritter Grund noch darin, dass Ich es also habe haben wollen der blinden Welt wegen, darum sie Mich verstoßen hatte, auf dass sie sich zu Tode stoßen solle an den Weibern und an der Zahl ihrer Weltgeister! - Und endlich noch des geistigen Sinnes wegen, darum die bloße Hör- und Schaugier nur einen mahnenden Geist hat zur Erweckung des Glaubens; die Liebe Magdalenas aber ersieht auch den höheren Geist der Liebe und des Lebens, der da ist feurig und glänzenden Kleides. - Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen, geschichtlich und geistig.
Was aber die ungleiche Gestalt der Engel betrifft, so entsprach diese dem Inneren der sieben Weiber; Magdalena sah sie feurig und glänzend, die andern aber nur mit weißen Kleidern angetan. Die Ursache ist die feurige Liebe der Magdalena, und bei den anderen ihre stille Sanftmut und Trauer.
Matthäus gibt somit allein nur das Gesicht der Magdalena aus der schon bekannten Ursache in der einfachen Zahl an. Markus noch skrupulöser als der Matthäus hält sich an die Mehrheit der Stimmen zwar, aber was da die Zahl betrifft, pflichtet er dem Matthäus bei. Lukas gibt die Aussage der Magdalena getreu an, nur gebraucht er statt des Wortes weiß das die Sache mehr erhöhende Wort glänzend, das heißt weiß, soviel wie schneeweiß oder blendend weiß, und schweigt darum vom feurigen Gesicht, um die Doppelaussagen mehr in ein gerundetes Ganzes zu bringen, - und endlich aber auch zufolge Meines Willens, damit dadurch der Übergang vom alleinigen Glauben zur lebendig tätigen Liebe angedeutet würde, wie solches auch wahrlich zu ersehen ist aus der Ordnung der vier Evangelisten. Johannes spricht nur von zwei in weißen Kleidern sitzenden Engeln. Die Ursache liegt hier lediglich im Geistigen seiner evangelischen Ordnung nach, wodurch da angedeutet wird die Unschuld der Liebe und die leidenschaftslose Ruhe des gewonnenen ewigen Lebens; und so verschweigt er als der sonst überfeurigste Schreiber das Feuer der Magdalena und somit auch ihre weltlich leidenschaftliche Liebe zu Mir, die zwar gerecht war, aber dennoch nicht ganz getreu der himmlischen Ordnung.
Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen. Und so bleibt uns nur noch ein Widerspruch bezüglich der Engel auszugleichen übrig, und zwar der ihrer verschiedenen Stellung.
Bei Matthäus kommen sie vom Himmel, und bekannt ursächlich in der einfachen Zahl, wälzen den Stein vom Grabe oder vielmehr von der Türe des Grabes, und der Engel und die Weiber gehen in das Grab. - Bei Markus ist zwar bei der Ankunft der Weiber das Grab noch verschlossen; aber sobald gewähren sie, dass der Stein abgewälzt wird, worauf sie dann das Grab betreten. - Bei Lukas betreten sie eher das Grab, welches schon offen ist; sodann erst kommen die Engel und geben den Weibern Bescheid - Bei Johannes guckt allein die Magdalena ins Grab und bekommt von den verschiedenorts sitzenden Engeln den tröstenden Bescheid; und solches geschieht erst nachdem, da der von ihr geholte Petrus und unser Evangelist Johannes schon das Grab verlassen hatten.
Die scheinbare Verschiedenheit der Aussagen rührt fürs erste, wie alle die früheren Punkte, vorzugsweise nach Meinem Willen wegen und von der heiligen entsprechenden geistigen und himmlischen Ordnung her, in welcher vom äußeren Glauben bis zur innersten Wiedergeburt des Geistes die vier Evangelisten aufeinander folgen!
Dieser Hauptursache zufolge aber dann von der verschiedenen Angabe der sieben Weiber, da eine jede nach der Beschaffenheit ihres inneren Zustandes gesehen hatte, entweder was da aussagt der Matthäus, Markus, Lukas oder der Johannes. - Was aber da ausgesagt wird von den vieren, ist geschehen und gesehen worden, aber nur mit den geistigen Augen, - diese aber sind ja allzeit gerichtet, wie da gerichtet ist das innere Leben aus der Liebe, dieweil des Geistes Schauen nicht ist gleich dem irdischen Schauen, da einer sieht gleich dem ändern, sondern jedweder nur sieht, was und wie es in ihm ist, und also es sich dann auch gestaltet.
Dass die Abholung des Petrus und des Johannes nur von Johannes selbst erwähnt wird hat zur Ursache, weil Johannes eigens gemahnt wurde, da er auch verschweigen wollte, diese Begebenheit beizusetzen, damit in ihm alles solle offenbar werden zum geistigen Zeugnisse, dass die wahre innerste lebendige Liebe alles von sich gibt und auch sogar das allerunbedeutendste Geheimnis nimmerdar verschweigen will. Oder erprobt man auf der Welt die echte Liebe etwa nicht schon dadurch, dass der Liebbewerber sieht auf das offene Herz seiner Gewählten; wenn sie aber vor ihm wird heimlich tun und wird ihrer Nachbarin ins Ohr wispeln, was wird er da von ihrem Herzen halten? - Ich sage dir: Er wird es verfluchen und wird sich abwenden von der Treulosen!
Sehet, sonach ist ja schon wieder alles in der schönsten Ordnung. Was die ersten drei der Mitteilung für geringfügig halten, das muss der Vollendete dennoch bekennen und es aussagen! - Ist nun noch irgendein Widerspruch vorhanden? - Und also bliebe schließlich nur noch Meine Erscheinung den Weibern zu erwähnen übrig.
Bei Matthäus erscheint Jesus nur der Magdalena und der anderen Maria, als sie schon auf dem Wege sind zu den Aposteln und Jüngern, unweit des Grabes.
Bei Markus erscheint Er zuerst der Magdalena und wird nicht gesagt, ob Er auch den andern erschienen ist, sondern es wird solches nur unbestimmt dadurch angedeutet, da gesagt ist, zuerst der Magdalena, und von selbst verstanden werden solle, hernach auch den andern.
Bei Lukas erscheint den Weibern Christus gar nicht; und Petrus eilt ohne Johannes erst nach der Nachricht zum Grabe.
Bei Johannes kommt gar nur die Magdalena allein zu den Jüngern und sagt ihnen, dass der Stein abgewälzt ist - und nachdem Petrus und Johannes wieder zurückkehren, da erst erscheint allein ihr der Herr und verbietet der Zudringlichen die Anrührung und ist da weiter von keiner andern die Rede.
Wie alles Frühere, so hat auch dieses alles ganz besonders vorzugsweise einen inneren, allein geistigen Grund. Was daran das Geschichtliche betrifft, so haben eigentlich nur Magdalena zuerst und dann auch die Maria Johanna Jesum gesehen, und zwar die Magdalena zuerst, da sie dann sogleich über Ihn herfallen wollte, aber zurückgewiesen ward. Darauf Ihn dann erst auch die Maria Johanna ersah und dann mit der Magdalena zu Seinen Füßen hinfiel und diese gemeinschaftlich umfasst wurden von beiden. Maria, Jakob und die Salome sahen zwar nichts, sondern empfanden nur die Nähe des Geistes des Herrn. Die drei noch ändern aber merkten von der Erscheinung des Herrn nichts und waren unterwegs sogar sehr bemüht, den zweien ihr Gesicht als ein reines Werk ihrer erhitzten Einbildung darzustellen.
Was die erste Benachrichtigung an den Petrus betrifft, so ist da wirklich nur allein die Magdalena die Botin gewesen, und alle anderen sind im Garten geblieben, in dem das Grab in einen Felsen gehauen war - und haben also fünfe den Petrus und den Johannes übersehen. Und nur die Maria Johanna sah den Petrus kommen und abgehen, aber den flinken Johannes hatte auch sie übersehen und hätte auch den Petrus sicher übersehen, so sie nicht die fast außer Atem daher keuchende Magdalena sobald darauf aufmerksam gemacht hätte. Dass sich aber weder Petrus noch Johannes lange am Grabe aufgehalten haben, erklärt sich wohl aus der großen Furcht, welche sie da vor den Juden hatten.
So ihr nun dieses alles zusammenfasset, da kann es euch doch unmöglich mehr schwer werden, den Grund dieser sich scheinbar widersprechenden Angaben der vier Evangelisten mit den Händen zu greifen. Denn je nachdem die Angaben waren von Seiten der verschieden sehenden Weiber an die Apostel und Jünger, also waren auch die Aufzeichnungen nach dem Glauben der Schreiber verschieden; denn obschon sie unter der Leitung Meines Geistes alles dieses geschrieben haben, so war aber ihr Wille dennoch ganz frei und so auch ihr Urteil und ihre Annahme danach. Und so selbst ihr Wille durch die erfolgte Wiedergeburt ein gerichteter gewesen war, da war aber demnach ja ihre Mitteilung, was noch mehr ist, vollkommen Meinem Willen gemäß. Und so ihr dieses alles wisset, da lasset euch durch solche Mückenklüfte nicht mehr beirren, sondern werdet dafür eifrige und wahre Täter des Wortes, so werdet ihr gar bald an keinen Widerspruch mehr stoßen.
So ihr aber nur bloße Hörer des Wortes seid und möchtet dasselbe unter die träge Ordnung eures Verstandes bringen, da werdet ihr freilich gerade dort die größten und die ärgsten Widersprüche finden, wo es sich um eure ewige Auferstehung handelt! - Wenn ihr aber schon durchaus kritisch zu Werke gehen wollet, da fasset zuerst die Ordnung der aufeinanderfolgenden Evangelisten und vergleichet sie mit den vier Hauptzuständen des Menschen, das heißt, von seinem äußersten Glauben bis zur innersten Wiedergeburt; oder da der Mensch am Abende beginnt, durch die Nacht versuchet wird, bis dann die Morgendämmerung anbricht und also stets zunimmt bis zum Aufgange des ewigen Lebenstages durch Johannes! - Verstehet ihr das, so werdet ihr ewig an keine Widersprüche mehr stoßen.
Doch wer da noch irgendeinen Zweifel hätte und könnte sich nicht helfen, der tut immer besser, so er fragt, solange jemand da ist, der mit Licht versehen ist; es wird euch aber schon noch übel ergehen, und ihr werdet eure Untiefen erschauen, so Ich den Leuchter hintanrücken werde. Dann erst werdet ihr alle erfahren, wie blind ihr alle wäret, dass ihr der Worte des Leuchters so wenig mochtet achten. Wer aber kennt und versteht den Leuchter?! - O wie blind doch aber seid ihr noch! - Warum aber seid ihr also blind? Weil in euch noch keine Ordnung ist und also auch keine Festigkeit, darum ihr auch stets schwebet zwischen Nacht und Dämmerung und erkennet darum auch gerade das am allerwenigsten, wodurch ihr zur Wiedergeburt des Geistes gelangen sollet und einzig und allein zur innersten Erkenntnis alles dessen, was des Geistes und somit auch des ewigen Lebens ist! –
Ich aber sage euch, bis jetzt habt ihr das Wort nur gelesen, und alle eure Tat war eine getriebene Tat durch die gewisserart göttlich magische Kraft des Wortes an und für sich selbst. Werdet aber in der Zukunft keine getriebene mehr, sondern freiwillige Täter Meines Wortes, und ihr werdet sofort an keine Widersprüche mehr stoßen! Solches alles aber schreibet euch tiefst in euer Herz, wer Der ist, von Dem diese Worte kommen an euch Grübler, so werdet ihr leben. - Sehet aber zu, dass euch der noch gänzlich unbekannte Leuchter nicht entrücket wird, da es euch allen dann wieder schlecht gehen möchte; denn ihr seid bisher nur Leser, aber noch bei weitem keine Täter des Wortes. - Wisset ihr euch aber eines alten Liedes zu erinnern, das da also anfängt: Einst schien die Sonne über unsrem Haupte sanft und mild, Da floh'n vor ihrem Licht wir in die Löcher unsrer Becher; Doch bald verschwand dies herrlich leuchtend göttlich Sonnenbild, Und nun drückt uns der Nacht und alles Todes Pfeile Köcher.
Seht, das Lied des Ameisenlöwen ist nicht schlecht und passt recht wohl auf den Zustand des Menschen, da er ein Zweifler ist, wo er schon lange ein Seher sein könnte. Solches also auch beachtet überaus wohl - Amen; und Wer es saget Amen, Amen, Amen."


Himmelsgaben Band 3, S.146


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