Der Menschen Hauptübel und Mahnung des Herrn
In „des Fleisches Lust liegt eigentlich das Hauptübel für alle Menschen mehr oder weniger begraben. Aus dieser Lust entspringen nahe alle leiblichen Krank-heiten und gar alle Übel der Seele schon ganz sicher und vollends gewiss. Jede Sünde legt der Mensch leichter ab als diese; denn die anderen haben bloß nur äußere Motive, diese Sünde aber hat das Motiv in sich selbst und im sündigen Fleisch. Daher sollt ihr eure Augen abwenden von den reizenden Gefahren des Fleisches auf so lange, bis ihr Meister über euer Fleisch geworden seid! Bewahrt die Kinder vor dem ersten Fall und erhaltet ihnen ihre Schamhaftig-keit, so werden sie als Erwachsene dann ihr Fleisch leicht zu beherrschen haben und nicht leicht zu Fall kommen; aber einmal übersehen, und des Fleisches böser Geist hat vom selben Besitz genommen! Kein Teufel aber ist schwerer aus dem Menschen zu vertreiben als eben der Fleischteufel; der kann nur durch vieles Fasten und Beten aus dem Menschen geschafft werden. Hütet euch darum, die Kleinen zu ärgern oder sie durch übermäßiges Putzen und durch reizende Kleidung zu reizen und fleischlich zu entzünden! Wehe dem, der sich so an der Natur der Kleinen versündigt! Wahrlich, dem wäre es wohl erkleck-licher, so er nie wäre geboren worden! Den Frevler an der heiligen Natur der Jugend werde Ich Selbst züchtigen mit aller Macht Meines Zorns! Denn ist das Fleisch einmal brüchig geworden, dann hat die Seele keine feste Unterlage mehr, und ihre Vollendung geht schlecht vonstatten. Welche Arbeit ist es für eine schwache Seele, ein brüchiges Fleisch wieder zu heilen und ganz und narblos zu machen! Welche Angst steht sie dabei oft aus, so sie merkt ihres Fleisches, ihres irdischen Hauses Brüchigkeit und Schwäche! Wer schuldet daran? Die schlechte Überwachung der Kinder und die vielen Ärgernisse, die den Kindlein durch allerlei gegeben werden!
Namentlich aber ist die Sittenverderbnis in den Städten stets größer als auf dem Land; darum macht einstens als Meine Jünger die Menschen darauf aufmerk-sam und zeigt ihnen die gar vielen bösen Folgen, die aus einem zu frühen Fleischbruch entstehen, so werden sich viele daran kehren, und es werden daraus gesunde Seelen zum Vorschein kommen, in denen der Geist leichter zu erwecken sein wird, als es nun bei gar so vielen der Fall ist!
Seht an die Blinden alle, die Tauben, die Krüppel, die Aussätzigen, die Gicht-brüchigen; seht weiter an alle die verschiedenartig bresthaften und mit allerlei Leibesübeln behafteten Kinder und erwachsenen Menschen! Alles Folgen einer zu frühen Fleischbrüchigkeit!
Der Mann soll vor seinem vierundzwanzigsten Jahr keine Jungfrau anrühren, ihr wisst es, wie und wo es zu verstehen ist vor allem, und die Jungfrau soll wenigstens vollkommen achtzehn Jahre zählen oder mindestens volle siebzehn; unter dieser Zeit ist sie nur notreif und soll keinen Mann erkennen! Denn vor dieser Zeit ist hie und da eine nur notreif; wird sie zu früh berührt von einem geilen Mann, so ist sie schon brüchigen Fleisches und zu einer schwachen und leidenschaftlichen Seele geworden.
Es ist schwer, eines Mannes brüchiges Fleisch zu heilen, aber noch um vieles schwerer das einer Jungfrau, so sie vor der Zeit brüchig geworden ist! Denn fürs erste wird sie nicht leichtlich ganz gesunde Kinder zur Welt bringen, und fürs zweite wird sie darauf von Woche zu Woche beischlafsüchtiger und am Ende gar eine Hure, die da ist ein elendester Schandfleck beim Menschen-geschlecht, nicht so sehr für sich selbst, als vielmehr für jene, durch deren Nachlässigkeit sie dazu gemacht wurde.
Wehe aber dem, der die Armut einer Jungfrau benützt und ihr Fleisch bricht! Wahrlich, für den wäre es auch besser, so er nie geboren worden wäre! Wer aber eine schon verdorbene Hure beschläft, anstatt durch die rechten Mittel sie von der Bahn des Verderbens abzuwenden und ihr auf den rechten Weg zu helfen, der wird dereinst vor Mir ein mehrfaches, strengstes Gericht zu bestehen haben; denn wer da schlägt einen Gesunden, der hat sich nicht so mächtig versündigt als einer, der einen Krüppel misshandelt hat.
Wer irgend beschlafen hat eine ganz reife und gesunde Jungfrau, der hat zwar auch gesündigt; aber da das dadurch angerichtete Übel von keinem besonders schädlichen Belang ist, besonders so beide Teile ganz gesund sind, so steht darauf nur ein kleineres Gericht. Wer aber aus purer, schon alter Geilheit einer noch so reifen Jungfrau das tut etwa so, wie er es täte einer Hure, ohne Zeu-gung einer lebendigen Frucht in der Jungfrau Schoß, der soll ein doppeltes Gericht zu bestehen haben; wenn er aber solches tut mit einer Hure, so soll er auch ein zehnfaches Gericht zu bestehen haben! Denn eine Hure ist eine in ihrem Fleisch und in ihrer Seele vollkommen zerrüttete und zerbrochene Jungfrau. Wer ihr hilft aus solcher ihrer großen Not aus redlichem und Mir getreuem Herzen, der wird groß sein in Meinem Reich dereinst. Wer eine Hure um einen schnöden Sold beschläft und sie noch schlechter macht, als sie früher war, der wird dereinst mit dem Lohn belohnt werden, mit dem ein jeder böswillige Totschläger belohnt wird im Pfuhl, der allen Teufeln und ihren Dienern bereitet ist.
Wehe dem Land, wehe der Stadt, wo die Hurerei getrieben wird, und wehe der Erde, wenn dies große Übel auf ihrem Boden überhandnehmen wird! Über solche Länder und Städte werde Ich Tyrannen zu Herrschern setzen, und diese werden den Menschen unerschwingbare Lasten auferlegen müssen, auf dass alles Fleisch hungere und ablasse von der frevelhaftesten Handlung, die nur immer ein Mensch an seinem armen Mitmenschen begehen kann!
Eine Hure aber soll verlieren alle Ehre und Achtung sogar bei denen, die sie um den Schnödsold gebraucht haben, und ihr Fleisch soll in der Folge dazu noch behaftet werden mit allerlei unheilbarer oder wenigstens schwer heilbarer Seuche. Wenn sich aber eine ordentlich bessert, so soll sie bei Mir wieder in Gnaden angesehen werden!
So aber irgendein Geiler zu anderen Befriedigungsmitteln greift außerhalb des von Mir im Schoß des Weibes gestellten Gefäßes, der wird schwerlich je zur Anschauung Meines Angesichts gelangen! Moses hat zwar dafür die Steinigung angeordnet, die Ich zwar darum nicht völlig aufhebe, weil sie eine harte Strafe für dergleichen schon ganz dem Teufel verfallene Verbrechen und Verbrecher ist, sondern Ich erteile euch nur den väterlichen Rat, solche Sünder von den Gemeinden zu entfernen, sie vorerst einer großen Not an einem Ort der Verbannung preiszugeben und erst, wenn sie nahe nackt an die Grenzen des Heimatlandes kommen, sie wieder anzunehmen, sie dann in eine Seelen-heilanstalt zu bringen und sie diese nicht eher verlassen zu lassen, bis solche Menschen in die vollste Besserung übergegangen sind. Wenn sie, vielfach erprobt, ihr Bessersein vollkommen an den Tag legen längere Zeit hindurch, so können sie zur Gesellschaft wieder zurückkehren; lassen sich aber nur irgend noch die allergeringsten Spuren von sinnlichen Anfechtungen erkennen, so bleiben sie lieber unter Gewahrsam ihr Leben lang, was um vieles besser und heilsamer ist, als so die unverdorbenen Menschen einer Gemeinde durch sie verpestet würden.“
GEJ.04_080,01-17