Jakob Lorber Der Mensch eine Dreiheit von Leib, Seele und Geist - Der Prophet Jakob Lorber

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Der Mensch - eine Dreiheit von Leib, Seele und Geist


"Ein Pharisäer zu Jesus: „Herr und Meister! Du hast in Deiner Rede zu uns gesagt, dass Deine Jünger, die Deine wahre Lebenslehre ausbreiten werden, jene, die vollends Deine Lehre tatsächlich angenommen haben, durch die Auflegung ihrer Hände taufen, das heißt stärken sollen im Namen des Vaters, welcher die Liebe ist, im Namen des Wortes, das da ist der Sohn oder die Weisheit des Vaters, und im Namen des Heiligen Geistes, welcher da ist der alles vermögende Wille des Vaters und des Sohnes. Ich aber denke mir da: Wenn Deine Jünger alle die gläubig Gewordenen nur in Deinem Namen oder allein im Namen des Vaters tauften, so würde das für viele leicht daraus hervorgehende Streitfragen ein Hinderungsmittel sein; denn mit den drei wennschon allerhöchsten und hochheiligsten Begriffsnamen können in der Folge die begriffsschwächeren Menschen ganz leicht auf den Glauben von drei besonderen Göttern als drei göttlichen Persönlichkeiten gebracht werden, gleichwie der uralte reine Glaube an nur einen, wahren Gott mit der Zeit bei den alten Ägyptern sich aus den vielen Eigenschaften Jehovas eine zahllose Menge von Göttern schuf, die dann die blinde Phantasie der Menschen in allerlei für sich bestehende und besonders wirkende göttliche Wesen umwandelte, ihnen Tempel erbaute und sie dann auch besonders verehrte, aber dabei auch in den krassesten Materialismus derart versank, dass sie den also sich vorstellenden göttlichen Persönlichkeiten oft die gemeinsten menschlichen Schwachheiten und lasterhaften Leidenschaften zuschrieb. Das könnte mit der Zeit, als etwa nach mehreren Jahrhunderten, auch wieder der Fall werden, dass die mehr dummen und blinden Menschen bloß infolge der bei der Taufe vernommenen allerhöchsten Begriffsnamen anfingen, sich drei Götter vorzustellen, und es würde dann auch sicher das nicht auf sich warten lassen, dass man die drei sich also vorgestellten Götter auch besonders zu verehren anfinge in ihren eigens erbauten Tempeln. Geschieht aber das, so wird es dann auch nicht lange währen, dass die Menschen auch Deine ihnen dem Namen nach bekannt gewordenen Jünger und auch ihre Nachfolger Dir gleich zu verehren und in ihnen erbauten Tempeln anzubeten anfangen werden. Dem wäre nach meiner Meinung dadurch am leichtesten und dauerndsten vorgebeugt, wenn man Gott den Menschen nur unter einem Begriffsnamen bekannt machte. – Was sagst Du dazu?“

Sagte Ich: „Da hast du ganz wohl und recht gesprochen; aber Ich kann da dennoch nicht umhin, euch allen ans Herz zu legen, das zu tun; denn unter den drei Begriffsnamen ist das Wesen Gottes wie ganz erklärt den Menschen vollständig dargestellt.

Es ist wahr, dass dabei gewisserart für einen schwachbegriffsfähigen Menschen eine Art göttlicher Dreipersönlichkeit zum Vorschein kommt; aber man kann das, um der tiefsten und innersten Wahrheit in allem völlig getreu zu bleiben, ja doch nicht anders geben, als wie es eben ist. Siehe, der Mensch ist ganz nach dem Ebenmaße Gottes erschaffen, und wer sich selbst vollkommen kennen will, der muss wissen und in sich erkennen, dass er als ein und derselbe Mensch eigentlich auch aus drei Persönlichkeiten besteht! Du hast einmal einen Leib, versehen mit allen notwendigen Sinnen und anderen für ein freies und selbständiges Leben nötigen Gliedern und Bestandteilen vom größten bis zum kaum denkbar kleinsten. Dieser Leib hat zum Bedarf der Ausbildung der geistigen Seele in ihm ein ganz eigenes Naturleben, das sich von dem geistigen Seelenleben in allem streng unterscheidet. Der Leib lebt von der materiellen Nahrung, aus der das Blut und die andern Nährsäfte für die verschiedenen Bestandteile desselben gebildet werden.

Das Herz hat in sich einen eigens belebten und derartigen Mechanismus, dass es sich in einem fort ausdehnen und darauf wieder zusammenziehen muss und dadurch das den Leib belebende Blut mit den andern aus demselben entstehenden Säften in alle seine Teile treibt und durch das Sichzusammenziehen auch wieder in sich zurück aufnimmt, um es mit neuen Nährteilen zu sättigen und dann wieder zur Ernährung der verschiedenartigsten Leibesbestandteile von neuem hinauszutreiben, in welchen zahllos vielen und allerverschiedenartigsten Bestandteilen auch ebenso viele und verschiedene Naturgeister wohnen, die die ihnen zusagenden und zur Ernährung und Erhaltung eben der von einem solchen Geiste beherrschten Teile notwendigen Nähr- und Erhaltungsstoffe aus dem Blute nehmen und sie dann eben den von ihnen, das heißt den von eigenen Geistern beherrschten Teilen assimilieren und so den ganzen Leib kräftigen und stärken, ohne welche fortwährende eigene Tätigkeit des Herzens der Mensch keine Stunde lang dem Leibe nach leben würde. Siehe, mit dieser Lebenstätigkeit hat die Seele gar nichts zu tun; denn sie liegt mit dem freien Willen der Seele in gar keiner Verbindung und ebenso auch die eigene Tätigkeit der Lunge, der Leber, der Milz, des Magens, der Gedärme, der Nieren und so noch von zahllos vielen andern Bestandteilen ihres Leibes, die sie gar nicht kennen und für die sie denn auch nicht Sorge tragen kann, und dennoch ist der Leib als eine für sich ganz abgeschlossene Persönlichkeit ein und derselbe eine Mensch und tut und handelt also, als wären beide eine und ganz dieselbe Persönlichkeit! Wer von euch aber kann da sagen, dass Leib und Seele völlig ein Ding seien!

Betrachten wir aber nun die Seele für sich, und wir werden finden, dass sie auch für sich ein ganz vollkommener Mensch ist, der substantiell geistig auch in sich und für sich die ganz gleichen Bestandteile enthält wie der Leib und in höherer geistiger Entsprechung sich derselben auch also bedient wie der Leib seiner materiellen. Obschon aber einesteils der Leib und andernteils die Seele für sich zwei ganz verschiedene Menschen oder Personen darstellen, von denen eine jede für sich eine ihr ganz eigentümliche Tätigkeit innehat, von der sie sich am Ende nicht einmal eine Rechenschaft über das Wie und Warum geben können, so machen sie aber im Grunde des eigentlichen Lebenszweckes dennoch so ganz nur einen Menschen aus, dass da niemand weder von sich noch von jemand anderem sagen und behaupten kann, dass er nicht ein Einmensch, sondern nur ein Zweimensch sei. Denn es muss der Leib der Seele dienen und diese mit ihrem Verstande und Willen dem Leibe, weshalb diese auch für die Handlungen, zu denen sie den Leib benutzt hatte, ebenso verantwortlich ist wie für ihre höchst eigenen, die in allerlei Gedanken, Wünschen, Begehrungen und Begierden bestehen.

Wenn wir aber das Leben und Sein der Seele für sich noch näher betrachten, so werden wir auch bald und leicht finden, dass sie als auch noch ein substantielles Leibmenschwesen für sich um nichts höher stünde als allenfalls die Seele zum Beispiel eines Affen. Sie würde wohl eine instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grade innehaben denn ein gemeines Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse könnte da nie eine Rede sein.

Dieses höhere und eigentlich höchste und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele bewirkt ein rein essentiell geistiger dritter Mensch, eben in der Seele wohnend. Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen, wodurch sie sich selbst dem in ihr wohnenden Geiste, je nachdem sie sich mit ihrem von ihm unterstützten freien Willen für das reine Wahre und Gute bestimmt, nach und nach völlig ähnlich, also stark, mächtig, weise und als in ihm wiedergeboren, identisch macht.

Ist das der Fall, dann ist die Seele so gut wie ein Wesen mit ihrem Geiste, so wie auch die edleren Leibesteile einer vollkommenen Seele – welche Leibesteile eigentlich in den gar sehr verschiedenen Leibesnaturgeistern bestehen – ganz in den geistig substantiellen Leib, den ihr das Fleisch der Seele nennen könnet, übergehen und am Ende dadurch auch in den essentiellen des Geistes, darunter auch zu verstehen ist die wahre Auferstehung des Fleisches an dem jüngsten und wahrsten Lebenstage der Seele, der dann erfolgt, wenn ein Mensch vollkommen im Geiste wiedergeboren wird, entweder schon hier in diesem Leben oder etwas mühevoller und langwieriger jenseits.

Obschon aber ein im Geiste vollends wiedergeborener Mensch ganz nur ein vollkommener Mensch ist, so besteht seine Wesenheit aber dennoch ewigfort in einer in sich wohl unterscheidbaren Dreiheit. Wie aber das, das will Ich euch allen nun ganz klar dartun, und so habt denn auch alle wohl acht darauf: Ihr merkt an jedem Dinge, so ihr nur ein wenig aufmerksam sein wollet, und an jeder Sache ein unterscheidbares Dreifaches: Das erste, das euch in die Augen fällt, ist doch sicher die Außenform; denn ohne diese wäre kein Ding und keine Sache denkbar und hätte auch kein Dasein. Das zweite aber, so das erste einmal da ist, ist offenbar der Inhalt der Dinge und der Sachen; denn ohne den wären sie auch gar nicht da und hätten auch keine Form oder Außengestalt. Was ist denn nun das dritte zum Dasein eines Dinges oder einer Sache ebenso Notwendige wie das erste und zweite? Sehet, das ist eine innere, jedem Ding und einer jeden Sache innewohnende Kraft, die den Inhalt der Dinge und Sachen gewisserart zusammenhält und das eigentliche Wesen desselben ausmacht. Und weil eben diese Kraft den Inhalt und somit auch die Außenform der Dinge und Sachen ausmacht, so ist sie auch das Grundwesen von allem wie immer gearteten Dasein, und ohne sie wäre eben so wenig ein Wesen, ein Ding oder eine Sache denkbar wie ohne einen Inhalt und ohne eine äußere Form. Ihr sehet nun, dass die benannten drei Stücke an und für sich sicher wohl unterscheidbar sind, da die Außenform nicht ihr Inhalt und der Inhalt nicht die ihn bedingende Kraft selbst ist. Und doch sind die benannten drei Stücke völlig eins; denn wäre keine Kraft da, so gäbe es auch keinen Inhalt und sicher auch keine Form desselben.

Gehen wir nun zu unserer Seele zurück! Die Seele muss des sicheren und bestimmten Daseins wegen einmal eine Außenform, die eines Menschen nämlich, haben. Die Außenform ist demnach das, was wir den Leib oder auch das Fleisch nennen, ob noch materiell oder vergeistigt substantiell, das ist da ganz einerlei. Ist aber die Seele als ein Mensch der Form nach da, so wird sie auch einen der Außenform entsprechenden Inhalt haben. Dieser Inhalt oder innere Körper der Seele ist ihr eigenes Lebenswesen selbst, also die Seele. Ist das alles aber da, so ist auch die Kraft da, die die ganze Seele bedingt, und diese ist der Geist, der am Ende alles in allem ist, da es ohne ihn unmöglich eine gediegene Substanz und ohne diese auch keinen Leib und somit auch keine Außenform gäbe.

Obschon aber die drei wohl unterscheidbaren Persönlichkeiten im ganzen nur ein Wesen sind, so müssen sie aber dennoch eigens als unterscheidbar benannt und erkannt werden.

Dem Geiste oder der ewigen Essenz wohnt die Liebe inne als die alles bewirkende Kraft, die höchste Intelligenz und der lebendig feste Wille; alles das zusammen erzeugt die Substanz der Seele und gibt ihr die Form oder das Wesen des Leibes.

Ist die Seele oder der Mensch also einmal da nach dem Willen und nach der Intelligenz des Geistes, so zieht sich der Geist ins Innerste zurück und gibt der einmal da seienden Seele nach seinem innersten Willen und nach seiner innersten Intelligenz einen wie von ihm getrennten freien Willen und eine freie und gewisserart selbständige Intelligenz, die sich die Seele teilweise durch äußere Wahrnehmungssinne und teils durch ein inneres Innewerden also aneignet und dann so vervollkommnet, als wäre die vervollkommnete freie Intelligenz ihr eigenes Werk. Infolge dieses notwendig also gestalteten Zustandes, in dem sie sich wie getrennt von ihrem Geiste fühlt, ist eben die Seele auch einer sowohl äußeren wie inneren Offenbarung fähig. Empfängt sie diese, nimmt sie sie an und tut danach, so fängt sie dadurch auch an, sich mit ihrem Geiste zu einen und geht dadurch dann auch stets mehr in dessen unbeschränkte Freiheit über, sowohl in Hinsicht der Intelligenz und der Willensfreiheit nach eben der lichtvollen Intelligenz, wie auch in der Kraft und Macht, alles das bewirken zu können, was sie erkennt und will. Daraus aber könnet ihr wieder erkennen, dass die Seele als der in die lebendige Substanz umgewandelte Gedanke des Geistes, der im Grunde der Geist selbst ist, doch gewisserart als ein zweites aus dem Geiste Hervorgehendes angesehen und betrachtet werden kann, ohne deshalb ein anderes zu sein, als da ist der Geist selbst.

Dass endlich die Seele als ein Individuum auch mit einem äußeren Leibe umkleidet erscheint, der gewisserart als die dritte Persönlichkeit erscheint, das zeigt euch die tägliche Erfahrung. Der Leib dient der Seele als eine äußere Offenbarung ihres innersten Geistes und hat den Zweck, die Intelligenz und den freien Willen der Seele nach außen zu kehren, zu beschränken und dann erst die innere Unbeschränktheit der Intelligenz und des Willens und dessen wahrer Kraft zu suchen, sicher zu finden und dadurch ein endlos verherrlichtes und völlig individuell selbständiges Eins zu werden mit dem innersten Geiste, der immer selbst das alleinige Etwas und durchgreifende Sein des Menschen ist.

Da ihr nun aus dieser Meiner Erklärung hoffentlich einsehen müsset, wie ein Mensch in und für sich, so wie auch in untergeordneten Graden ein jedes andere, aus einem gewissen unterscheidbaren Drei besteht, so wollen wir zum Schlusse dieser hochwichtigsten Beleuchtung und Verhandlung zu dem dreieinigen Wesen Gottes selbst übergehen, auf dass ihr hell und klar einsehen möget, warum Ich euch infolge der höheren und inneren lebendigen Wahrheit habe anbefehlen müssen, dass ihr die Menschen, die an Mich glauben und Meine Lehre tatsächlich angenommen haben, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen, das heißt stärken sollet. Und so habt denn abermals wohl acht darauf, was ihr nun zur wahrsten Vervollständigung des Ganzen aus Meinem Munde vernehmen werdet!

Sehet, die Schrift der Propheten, wie ihr das nun schon alle gar wohl wisset, sagt und erklärt, dass Ich, namens Jesus, Christus – auch Menschensohn genannt, der wahre Gott sei, obschon Er unter verschiedenen Namen, als Vater, Sohn und Geist bezeichnet und benannt wird! Und dennoch ist Gott nur eine persönliche Herrlichkeit in der vollkommensten Form eines Menschen. Wie aber, euch nun schon bekannt, die Seele, ihr Außenleib und ihr innerster Geist geeint sind also, dass sie nur ein Wesen oder gewisserart am Ende nur eine individuelle Substanz ausmachen, unter sich aber doch ein wohl unterscheidbares Drei sind, eben also geeint sind der Vater, Sohn und Geist, wie das obenerwähnt auch klar lehrt die Schrift der alten Väter und Propheten." (GEJ.08_024+026)


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