DER MENSCH
UND SEINE SIEBEN GÖTTLICHEN EIGENSCHAFTEN
Das Ziel alles Lebens
Jesus Lehre lässt „sich ganz kurz in dem zusammenfassen, dass man Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll. Gott über alles lieben aber heißt natürlich, Gott und Seinen geoffenbarten Willen erkennen und dann aus wahrer innerer Liebe zu dem erkannten Gott danach handeln und sich daneben gegen jeden Nebenmenschen wegen Gott so verhalten, wie sich ein jeder vernünftige Mensch gegen sich selbst verhält. Natürlich ist hier von der reinen und in möglichst höchstem Grad uneigennützigen Liebe, sowohl gegen Gott als eben auch gegen jeden Nächsten, die Rede. Wie alles Gute einzig darum geliebt werden will weil es gut ist und darum wahr, so will auch Gott geliebt sein, weil Er allein höchst gut und höchst wahr ist. Dein Nächster aber muss darum ebenso geliebt werden weil er gleich dir das Ebenmaß Gottes ist und gleich wie du einen göttlichen Geist in sich trägt.
Sieh, das ist der eigentliche Grundkern Seiner Lehre, und er ist leicht zu beachten, ja um sehr vieles leichter als die tausend Gesetze des Tempels, die zumeist vom Eigennutz der Diener desselben angefüllt sind. Durch die möglichst genaue Beachtung dieser neuen Lehre wird der im Menschen anfänglich sehr gefesselte Geist freier und freier, wächst und durchdringt endlich den ganzen Menschen und zieht sogestaltig alles in sein Leben, das ein Leben Gottes ist und daher ewig dauern muss, und zwar in der möglichst höchsten Seligkeit.
Ein jeder Mensch aber, der so gewisserart in seinem Geist wiedergeboren wird, wird nimmer einen Tod sehen, noch fühlen oder schmecken, und die Loswerdung von seinem Fleisch wird ihm die höchste Wonne sein. Denn der Geist des Menschen, so völlig eins mit seiner Seele, wird da gleichen einem Menschen im harten Gefängnis, durch dessen enges Lichtloch er wohl in die schönen Gefilde der Erde hinausschauen kann und sehen, wie sich ganz freie Menschen auf denselben mit allerlei nützlichen Beschäftigungen erheitern, während er noch im Gefängnis schmachten muss. Wie froh aber wird er sein, so der Kerkermeister kommt, die Tür öffnet, ihn von allen Fesseln losmacht und zu ihm sagt, Freund, ihr seid frei von jeder weiteren Strafe, geht und genießt nun die volle Freiheit. Also gleicht des Menschen Geist der Lebensfrucht eines Embryovögleins im Ei. Wenn es durch die Brutwärme reif geworden ist innerhalb der harten, sein freies Leben fesselnden Hülle, dann bricht es die Hülle durch und freut sich seines freien Lebens. Aber solches kann der Mensch nur erreichen durch die genaue und aufrichtige Haltung der Lehre, die der Heiland aus Nazareth nun den Menschen verkündet.
Nun aber empfängt der Mensch, wenn er im Geist schon mehr und mehr wiedergeboren ist auch andere Vollkommenheiten, von denen der bloß natürliche Fleischmensch sich keine Vorstellung machen kann. Der Geist ist dann eine Macht in sich, der göttlichen gleich; was ein solcher vollendeter Geist im Menschen dann will, das geschieht und muss geschehen, weil es außer der Lebenskraft des Geistes in der ganzen Unendlichkeit Gottes keine andere Kraft und Macht geben kann. Denn das wahre Leben ist allein Herr und Schöpfer, Erhalter, Gesetzgeber und Lenker aller Kreatur, und es muss sich darum alles der Macht des ewig allein lebendigen Geistes fügen.“ [GEJ.03_053,04-16]
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„Vor allem aber haltet euch an die Liebe,
die wird euch nicht verlassen;
alles kann vergehen,
nur die Liebe bleibt ewig.
Wo aber diese ist,
da ist alles,
denn die Liebe erhält alles
und ist überall der Grundstein alles Seins.
Seid daher nicht kleinmütig,
nicht traurig, nicht mürrisch, nicht grämig,
sondern in allem beherzt, heiter, fröhlichen Muts
und angenehmen und gefälligen Sinns, Herzens und Geistes,
so werdet ihr leichten Weges wandeln
und die Pforten des Himmelreiches
stets weit geöffnet vor euch haben.“
[HiG.03_47.05.27,17]