Jakob Lorber Das Gebet des Herrn - Der Prophet Jakob Lorber

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Das Gebet des Herrn


„Schreibe heute einen würdevollen Gegenstand, nämlich den Anruf in Meinem Gebet, der da lautet: Vater unser, der Du bist in dem Himmel!
Solchen Anruf machen nun täglich Millionen Menschen, aber nur sehr wenige darunter bedenken, was sie damit sagen, und noch wenigere darunter beten solches im wahren himmlischen Sinn, und doch sollen sie ja solches im himmlischen Sinn beten, indem der Vater im Himmel ist, zu dem sie beten.
Wie lautet aber demnach dieser Anruf im himmlischen Sinn? Es ist hier nicht der Ort, diesen Sinn durch Entsprechungen analytisch zu zerlegen, sondern zur Stelle will Ich euch nur in der rein himmlisch geistigen Weise zeigen, und zwar mit den natürlichen Worten, weil ihr des Geistes Sprache nicht versteht, wie solches aus dem Mund reinster Geister lautet. Und so hört denn, so lautet es: Ewige unendliche Liebe, die Du wohnst im Licht Deiner Heiligkeit!
Das ist eine Weise und ein Sinn! Aus diesem aber geht folgender noch tiefere Sinn hervor, und dieser lautet so: Leben alles Lebens, das da wohnt in unseren Herzen!
Seht, dieser Sinn liegt schon wieder tiefer! – Wir wollen aber noch weiter sehen, was da hinter diesem noch Tieferes steckt. Und so hört denn, so lautet es tiefer: Mensch der Menschen, der Du im Menschen wohnst!
Seht, um wie vieles tiefer schon wieder dieses ist! – Aber hört nur weiter, wie es wieder tiefer lautet: Wort alles Worts, das Du wohnst in Deinem Grundwesen, und wir in ihm, und dasselbe in uns!
Um wie vieles tiefer liegt schon wieder dieses! O beachtet solchen Sinn, denn in ihm wohnt die Fülle des Heiligen Geistes! – Hört aber nur weiter und tiefer, denn allda lautet es so: O unbegreifliche Mitte der Unendlichkeit in aller Liebe, Kraft, Macht, Gewalt und Heiligkeit, die Du allein umfasst Dein endlos Wesen!
Weiter hört es mit offenem Herzen; allda lautet es: Ewiger unbegrenzter Gott, der Du wohnst im Geist Deiner unendlichen Fülle und Klarheit!
Seht, welche Tiefe hier waltet, und doch hat diese auch selbst hier noch kein Ende, sondern die Tiefen der Tiefen steigern sich auch hier ins Unendliche, so dass ein jeder noch so allervollkommenste Engel stets einen neuen und tieferen Anfang darin erschaut, und sieht auch, dass da in jedem tieferen wieder an und für sich Unendliches liegt, welches in alle Ewigkeit nicht in der Fülle wird erfasst werden!
Nun denkt aber einmal über euch, so ihr diesen Anruf samt den darauf folgenden Bitten oft genug ganz maschinenmäßig herplappert, was sich dabei wohl die Engel denken müssen, die da gar wohl wissen und einsehen, dass sie mit dem alleinigen Anruf in Ewigkeiten nicht fertig werden können in der Tiefe der Tiefen, und was dann erst Ich, auf den dieser Anruf gerichtet ist?! – O ihr noch stark Toten, dass euch solches noch nie eingeleuchtet hat!
Wacht nun auf, und ruft im Geist und in der Wahrheit: „Vater unser, der Du bist in dem Himmel!“ – so werdet ihr das Leben finden in der Tiefe wie in der Höhe, denn in diesem Anruf selbst liegt ja schon das ganze Gebet, und gleicht jede Bitte demselben.

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