Jakob Lorber Buße, der Weg zur Vollkommenheit - Der Prophet Jakob Lorber

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Buße - Der Weg zur Vollkommenheit


Was wahre Buße ist und was nottut um sich zu vervollkommnen zeigt uns ein Gespräch zwischen Johannes und Zorel:
„Zorel war betroffen, dass Johannes alle seine Sünden wusste und fragte ihn: „Aber wozu dies alles nun herumerzählen vor allen Menschen? Ist es denn nicht genug, dass du und ich es wissen?! Warum müssen denn das alle uns Umgebenden vernehmen?“
Sagt Johannes: „[…] ich muss dich nun um deines Heiles willen ganz enthüllen vor den Menschen, auf dass du vor niemandem als etwas dastehest, was du nicht bist! Willst du vollkommen werden, so musst du dich entdecken, und es darf kein Hehl in deiner Seele sein; erst wenn alles Unordentliche aus dir heraus ist, kannst du an der Vollendung zu arbeiten anfangen. Du könntest zwar auch im stillen bei dir selbst alle deine vielen Sünden gänzlich ablegen und ein besserer Mensch werden, so dass dich die Menschen darob achteten und ehrten; denn sie wüssten von dir ja nur Gutes und nichts Schlechtes, und es würden viele deinem guten Beispiel folgen! Aber so sie nach der Zeit von einem glaubwürdigen Zeugen erführen, welch ein grober und großer Sünder du so ganz im Verborgenen gewesen bist, mit welch bedenklichen Augen würden dich am Ende alle die ansehen, die dich zuvor als einen reinen Menschen ehrten und deinem Beispiel folgten?! Alle deine Tugend würde zu einem Schafspelz werden, hinter dem man einen reißenden Wolf zu wähnen anfinge, und man würde dich dann trotz aller deiner an und für sich tadellosen Tugend fliehen und deine sonst so lehrreiche Gesellschaft meiden.
Du siehst daraus, dass man, um vollkommen zu sein, nicht nur das Sein, sondern auch den Schein des Bösen meiden muss, ohnedem es schwer sein wird, seinem Nächsten wahrhaft zu nützen, was am Ende doch der Hauptberuf eines jeden Menschen ist und sein muss, weil ohnedem sich keine wahrhaft glückliche Gesellschaft auf dieser Erde denken lässt!
Denn was nützete das einer Menschengesellschaft, so auch jeder Mensch für sich ganz vollkommen wäre, hielte sich aber stets verborgen vor seinem Nachbar? Da würde einer dem andern zu misstrauen anfangen, und wo irgendeine Mücke um das Haupt eines noch so harmlosen Nachbarn sumsete, würde man lauter fliegende Drachen und Elefanten ersehen! Lernen dich aber nun alle kennen, wer und wie du warst, was du getan und wie du gelebt hast, und du besserst dich nun und wirst vor aller Menschen Augen und Ohren ein anderer Mensch voll Einsicht in deine früheren Übel und voll wahrer und lebendiger Verabscheuung gegen dieselben, so wird ein jeder Mensch dich auch mit dem aufrichtigsten Vertrauen und Wohlwollen umfassen und dich lieben, wie da ein reiner Bruder den andern reinen Bruder liebt. Es muss daher hier von dir zuvor alles offenkundig werden, bevor du wirksam in eine bessere Lehre eingehen kannst. [… ]
Weißt du, was noch auf deinem Gewissen rastet, ist freilich etwas, wobei abermals dein Wille nicht haftet; aber die Tat ist da und ihre Folge! Darum soll der Mensch im Zorn nie handeln; denn den Taten, die im Zorn geschehen, schleichen stets böse Folgen wie der Schatten auf der Ferse nach. […]
Verharrst du aber handelnd bei dem, was du so gut wie ich als falsch und schlecht erkennst, so bleibst du elend dein Leben lang, und wie es dereinst drüben aussehen wird, indem es ein reines Leben nach dem Abfall des Leibes gibt, darüber kann dir deine eigene reine Vernunft den ganz guten Aufschluss geben, so du bedenkst, dass dieses zeitliche Leben der Same und das jenseitige ewige die Frucht ist.
Pflanzest du in diesem deinem Lebensgarten einen edlen, guten Samen ins Erdreich eben dieses deines Lebensgartens, so wirst du auch edle Früchte ernten; legst du aber Distel- und Dornensamen in deines Lebensgartens Erdreich, so wirst du dereinst auch das ernten, was für Samen du nun gesäet hast! […] Was der Mensch in der Finsternis genießt, gedeiht nicht!“

GEJ.04_063,08ff


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