Jakob Lorber - Beten und Bitten - Der Prophet Jakob Lorber

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Wahres Beten und Bitten


Jesus: „Ein Zeichen Meiner Gegenwart bei, in und unter euch wird auch das sein, dass euch allzeit alles gegeben wird, um was ihr den Vater in Mir in Meinem Namen ernstlich bitten werdet. Aber es versteht sich von selbst, dass ihr Mich nicht um dumme und nichtige Dinge dieser Welt bittet, denn so ihr das tätet, da zeigtet ihr ja doch offenbar, dass ihr derlei Dinge mehr liebtet denn Mich, und das wäre dann wahrlich kein Zeichen Meiner Gegenwart bei, in und unter euch.“ (GEJ.09_043,05)

Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten heißt, allzeit an den einen wahren Gott glauben, Ihn stets aus allen Kräften über alles lieben und den Nächsten wie sich selbst. Und Gott wahrhaft lieben heißt: Seine Gebote treuest halten unter oft noch so misslich scheinenden Lebensverhältnissen, die Gott, so es nach Seiner Liebe und Weisheit irgend nötig ist, über den einen und den andern Menschen kommen lässt zur Stärkung und Lebensübung der von der Materie zu sehr angezogenen Seele, denn Gott allein kennt jede Seele, ihre Natur und Eigenschaft, und weiß es auch am klarsten und besten, wie ihr auf den wahren Lebensweg zu helfen ist (GEJ.09_037,07; GEJ.03_036,04).
Wer durch die Liebe zu Gott betet, braucht nicht zu fragen, ob er Ihn als Gott-Vater oder Jesus als den allerheiligsten Gott und Vater anbeten soll. Wer so betet, der betet auch zu Jesus, denn Er und der Vater sind einer Liebe und eines Herzens (JJ.01_091,11-12). Vor Gott gilt nur das wahre Herzensgebet, denn wer Ihn in seinem Herzen über alles liebt, und aus dieser Liebe heraus auch seine Brüder und Schwestern mehr denn sich selbst, der betet Gott allzeit, beständig und ohne Unterlass wahrhaft im Geist und in aller Wahrheit an, und bei jenen ist er auch, aber nicht dort, wo man Ihn nur anbetet und verehrt (HGt.02_140,04; HGt.01_001,04; GEJ.02_111,03).
Wer Gott liebt, der betet Ihn im Geist an, der die Liebe zu Gott im Menschen ist und in deren Wahrheit, die ein rechtes Licht ist, das der Flamme der Liebe entströmt (JJ.01_185,08-11; GEJ.03_036,03), wobei im wahren Gebet ein demütiges Herz demütig bleibt und in der Tat seinen Nächsten mehr liebt als sich selbst und die Liebe zu Gott über allem steht (JJ.01_214,26; GEJ.03_207,12).
Wer nicht glaubt in der reinen Liebe seines Herzens, dessen Glaube ist so viel wie nichts und hat vor Gott keinen Wert, egal wie viele Male ‚Jehova‘ oder ‚Großer, erhabener, mächtiger, heiliger, barmherziger usw. Gott, Herr, Schöpfer aller Dinge, lieber Vater‘ gerufen wird (HGt.01_134,16).
Wer Gott in seinem Herzen bekennt, das heißt durch seine lebendige Liebe zu Ihm und also im Geist und in der Wahrheit zu Ihm betet, der wird sein jetziges genötigtes Glaubensgericht abschütteln, aus dem ihm nie ein Heil erwachsen wird, und wird dafür in den lebendigen Glauben übergehen, d.h. in ein lebendiges Schauen seines Geistes in sich, in dem sich, wenn er ewig leben soll, am Ende alle seine Lebenskraft einen muss. Und in diesem lebendigen Schauen wird er erst Gott wahrhaft erkennen und im Geist und in der Wahrheit lebendig bekennen, und er wird dieses Bekenntnis auch in seinen Nachkommen zu erhalten trachten, und diese werden es ihm gleich tun, und das Heidentum, die Gottesleugnung, das Gericht und der Tod werden allen seinen Nachkommen fern bleiben (HGt.03_047,08-09).
Zum Beten braucht es keinen bestimmten Ort und auch keinen Tempel, sondern ein möglichst reines, liebevolles, demütiges Herz. Ist das Herz das, was es sein soll, nämlich ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß voll Sanftmut und Demut, dann ist volle Wahrheit in solch einem Herzen. Wo aber Wahrheit ist, da ist Licht und Freiheit, denn das Licht der Wahrheit macht jedes Herz frei. Ist aber das Herz frei, so ist auch der ganze Mensch frei. Wer demnach mit solch einem Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters, und der Vater wird sein Gebet stets erhören und wird nicht sehen auf den Ort, an dem nichts gelegen ist (GEJ.01_027,14).
Wer in jeder Not und Drangsal mit natürlicher Sprache im Herzen zu Jesus kommt und es ihm mit seiner Bitte völlig ernst ist, wird nicht vergeblich bitten. Wer Ihn um etwas bittet, soll nicht viele Worte und durchaus keine Zeremonie machen, sondern ganz still im geheimen Liebeskämmerlein des Herzens bitten (GEJ.10_032,04-07; GEJ.01_046,07; GEJ.07_085,17; GEJ.09_154,12; GEJ.09_194,10; GEJ.09_209,06; RB.01_083,13; RB.01_084,11).
Der Herr zu einem langen Nachtgebet von Lamech: „Lamech, deine Worte klingen zwar schöner denn die große Musik der Sphären im ewigen Schöpfungsraume, aber die Liebe im Herzen des Geistes ist noch schöner als all dies herrliche Getöne! Daher gib Rast deinen Lippen, damit dadurch zum ruhigen Spiegel werde das lebendige Gewässer in deiner Seele und Ich Mich beschauen kann in dir und du erschauest Mein Wesen im Spiegel deines Gewässers“ (HGt.02_270,16).
Gott muss durch die Liebe in unseren Herzen im Geist und in der Wahrheit angebetet werden, und zwar in der Tat durch allerlei gute Werke. Denn was wir den Armen aus Liebe zu Gott tun, das tun wir Gott. Alles leere Lippengebet aber ist ein Greuel vor Ihm und völlig wertlos. Wer Gott mit den Lippen ehrt, sein Herz ist dabei aber kalt und untätig, der macht aus Gott einen Götzen und treibt dadurch eine wahre geistige Hurerei (GEJ.06_057,21; GEJ.03_209,03-04). Wer Jesus in seinem Herzen fragt, dem antwortet Er auch durch das Herz (GEJ.04_023,07).
Ein jeder Mensch kann auch mit den Füßen, Händen, Augen, Ohren und Lippen beten. Mit den Füßen: wenn er hingeht zu den Armen und ihnen Hilfe und Trost bringt; mit den Händen: wenn er den Notleidenden unter die Arme greift; mit den Augen: wenn er gerne die Armen ansieht; mit den Ohren: wenn er gern und tatwillig Gottes Wort anhört und dieselben vor den Bitten der Armen nicht verschließt; und am Ende mit den Lippen: wenn er sich gerne tröstend mit den armen, verlassenen Witwen und Waisen bespricht und für die Gefangenen nach seiner Macht und Kraft gern ein gutes Wörtlein einlegt bei denen, die die Armen oft schuldlos gefangen halten, auf dass sie dieselben freiließen. Also betet der Mensch mit den Lippen auch, wenn er die Unwissenden belehrt und sie zum wahren Glauben, zur rechten Erkenntnis Gottes und zu allerlei nützlicher Tugend beredet. Das alles ist dann auch ein Gott höchst wohlgefälliges Gebet. Wer demnach handelt, wird an den Segnungen Gottes nie einen Mangel haben (GEJ.02_111,06-08).
Wo das Herz durch die wahre und reine, uneigennützige Liebe Gott in der Tat nicht anbetet, da ist jedes Gebet ein leerer und nichts werter Schall, der in der Luft verhallt und völlig zunichte wird (GEJ.06_057,22; GEJ.01_195,04).Und so jemand betet und seine Andacht zu Gott verrichtet, aber nicht nach Seinem Wort lebt, der ist ein Lügner, da sein Gebet nur eine äußere Formel ist, deren innerer Wert gänzlich verlorengeht, weil das innere göttliche Licht nicht dazu verwendet wird, das Inwendige dieser äußeren Form zu beleuchten und zu beleben (GS.02_086,18; GEJ.03_036,05).
Gott verschließt sich hinsichtlich der Gebete derjenigen, die zu gewissen Zeiten eine kurze Zeit vor Gott nur mit den Lippen wetzen und dabei an allerlei weltliche Dinge denken, die ihnen mehr am Herzen liegen als ihr loses Gebet, ja mehr als Gott Selbst (JJ.01_091,09). Er gibt denjenigen nicht, die wohl mit den Lippen um allerlei bitten, was ihnen recht und gut dünkt, aber deren Herz nicht an Ihm, sondern nur an dem hängt, worum sie bitten, damit sie sich dadurch nicht noch mehr von Seinem Herzen entfernen (HiG.02_47.06.14,04).
Niemand soll Ihm mit einer heuchlerisch-frommen Gebärde und Miene kommen, denn solcherart verrichtete Gebete werden genauso wenig erhört wie bezahlte Gebete. Wir dürfen auch so wir mögen beim Beten die Knie gerade halten, es ist genug, wenn wir das Herz in aller Liebe vor Ihm beugen. Jesus erhört nur diejenigen, die so natürlich zu Ihm kommen wie sie sind, ohne allen Prunk und Zwang, Ihn wahrhaft lieben, Seinen Willen tun, und Ihn im rechten Geist der Wahrheit bitten (GEJ.06_123,11; GEJ.06_180,05; JJ.01_182,02-03).
Um was der Vater in Jesus Namen voller Glauben gebeten wird, das wird auch von Ihm gegeben werden, so das, um was gebeten wird, für das Heil der Seele dienlich ist. Wer jedoch um eitle Dinge dieser Welt bittet, dem wird nicht gegeben werden, sondern nur das, was zum Leben des Leibes und zur Stärkung des Glaubens und der Seele wahrhaft notwendig ist (GEJ.10_108,11-12; GEJ.06_180,08; GEJ.10_032,02; GEJ.06_021,09). Jesus zu Helena: „Mit einer rechten Bitte kann man bei Mir wohl sehr viel ausrichten, aber nicht alles! Siehe, so jemanden auf Erden das Leben sehr schmeckte, so dass er dort ewig leben möchte, und er bäte Mich darum aus allen seinen Kräften, so könnte Ich solch einer Bitte doch kein Gehör geben, weil das wider Meine Ordnung wäre!“ (RB.01_084,11).
Wer Bedenken hat, dass er bei Gott keine Erhörung findet, dem mangelt es noch an der Übung des lebendigen Vertrauens zu Gott (GEJ.09_087,05; GEJ.02_114,08-09). Wir sollen uns stets an Ihn Selbst wenden und nicht an irgendwelche Schutzpatrone (HiG.01_41.06.26b; HGt.01_141,11-18).So jemand meint, Gott sei erbittlicher denn die unendliche Liebe und Erbarmung des ewigen heiligen Vaters, so lasse er sich nimmer betören von der geheimen Torheit seines Herzens und wende sich nie eher zu den Menschen, als bevor er sich im innersten Grund voll Liebe und Reue zu Gott gewandt hat. Und sollte er längere Zeit unerhört bleiben, so soll er dabei denken, dass Gott ihm doch lange eher alles geben wird, bevor ihn das mitleidigste Menschenauge auch nur eines Blickes würdigen wird (HGt.01_072,06). Wir sollten nie vergessen, dass Jesus nicht zum Nutzen des Leibes, sondern zum Nutzen der Seele des Menschen in die Welt gekommen ist, und dass zu große irdische Vorteile stets Nachteile für sie bedeuten. Daher sollen wir Ihn vor allem um das bitten, was unserer Seele zum wahren, ewigen Heil verhilft (GEJ.10_109,02-03). Recht bittet, wer den Vater bittet, dass Er nicht Versuchungen über seine Schwäche kommen lasse, sondern ihn von allem Übel befreie, geistig wie auch leiblich (HGt.01_158,38).
Es steht zwar wohl geschrieben, dass der Mensch ohne Unterlass beten soll, so er nicht in eine Versuchung fallen will; wie läppisch und vollkommen närrisch aber wäre es, so Gott von den Menschen ein unablässiges Lippengebet verlangen würde. Da müssten denn die Menschen, um Gott wohlgefällig zu werden, Tag und Nacht in einem fort auf den Knien liegen und unaufhörlich leere, herz- und sinnlose Lippengebete, gleich den Vögeln in der Luft, herschnattern. Wann aber würden sie dann sonst eine nötige Arbeit bestellen können? Aber so wir mit Händen, Füßen, Augen, Ohren und Lippen in einem fort also tätig sind und in unseren Herzen allzeit Gott und unsere armen Nächsten lieben, so beten wir wahr und in der Tat ohne Unterlass zu Gott, der uns darum auch allzeit segnen und dereinst jenseits das allerglückseligste ewige Leben geben wird (GEJ.02_111,09). Wer demnach Gottes Willen tut, der betet wahrhaft und ohne Unterlass, und ein jeder Tag, an dem ein Mensch seinem Nebenmenschen in Seinem Namen eine Wohltat erweist, ist ein rechter und Ihm allein wohlgefälliger Tag (GEJ.06_123,07).
Wer seinem Auswendigen, sinnlich Materiellen nach glaubt und betet, lockt seinen Geist in sein Auswendiges und Materielles, das sein Gerichtetes und somit Totes ist (HGt.03_047,11).
Gott wohlgefällig ist nur das Bitten, Danken und Verehren bei denen, die nur auf das Innere allein den wahren Lebenswert legen und das Äußere nur als gewisserart eine Last nach sich ziehen und es ihrer inneren Kraft untertan machen (GEJ.09_209,01).
Solange voll Angst und Kleinmut gesprochen wird: ‚Herr, Dein Wille geschehe‘ gilt dies nichts vor Gott. Wer dies jedoch mit freiem und freudigem Herzen spricht, wird allezeit Hilfe finden. Denn nur in einem in Seinem Namen freien und freudigen Herz wirkt Gott kräftig. Darum muss der Glaube im Herzen zu einem Felsen werden, sonst findet Gottes Kraft in ihm keinen so festen Stützpunkt, dass sie sich vollkommen wirksam äußern könnte (HiG.02_48.09.26,15-16).
Um aus dem Geist mächtig und wahrhaft zu wirken ist es notwendig, sich mit dem Herrn durch die Liebe in Seinen Willen zu vereinen. Wenn dann jemand etwas tun möchte, der habe acht auf den ersten Gedanken, diesen halte er fest und vertausche ihn nicht um alle Welt mit einem zweiten. Dann bitte er den Herrn, dass Er sich mit seiner unendlichen Stärke mit der Schwäche des eigenen Willens vereinen möchte und erfasse den Herrn dabei abermals mit seiner Liebe. Ist solches in wankelloser Festigkeit geschehen, dann geselle er noch den festen Glauben dazu. Dieses Geheimnis ist dasselbe, welches der Herr gelehrt hat, da Er sagte: ‚Ohne Mich könnt ihr nichts tun, mit Mir aber alles!‘, und weiter: ‚Um was immer ihr den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben!‘ (GS.02_018,019, 21-22 + 26-27).
Jesus hat uns gezeigt, was und wer der Mensch ist, und was er zu tun hat, um das ewige Leben zu erreichen. Es hängt von einem jeden einzelnen ab, ob er danach handeln will. Wer Jesus nachfolgt wird aufpassen müssen, dass er nicht der Welt wegen wieder in seinen alten Unsinn und dadurch in seinen alten Tod verfällt, denn dann wäre er noch um vieles schwerer auf den rechten Weg zu bringen. Wer tätig in der Lehre Jesu verbleibt, bei dem wird auch Jesus im Geist wirkend sein, und um was er diesen Seinen Gottgeist in Seinem Namen bitten wird, das wird ihm auch gegeben werden. Aber um rein weltliche Dinge darf Er nicht gebeten werden, denn dieses seelentötende Gift wird er nicht geben, und würde Er auch jahrelang darum gebeten werden, denn Er will eines jeden Seele von aller Welt völlig frei machen nicht aber, um sie mit ihr zu verbinden (GEJ.06_122,01-02).
Das Beten gilt vor Gott erst dann etwas, wenn zuvor in aller Tiefe des Herzens auf die vorbeschriebene Art und Weise die Liebe zu Gott durch die Einung aller Gedanken und Gefühle im göttlichen Zentrum des Herzens in die lichten und heißen Flammen übergeschlagen hat. Fehlt dies, so ist jedes Gebet mit bloßen, noch so schönen Worten vor Ihm ein Greuel und wird nicht angesehen und nicht angehört werden (GEJ.03_123,05; JJ.01_185,14).

Jesus: „Suchet, so sollt ihr finden, bittet, so wird man euch geben, und klopfet an, so wird euch aufgetan!“ – Oder: „Betet ohne Unterlass“ – d.h. habet eure Herzen beständig bei Mir, und das vollkommen, nicht aber stets zur Hälfte auch bei der Welt, so werdet ihr gar bald und leicht finden, was ihr suchet, ebenso leicht und bald empfangen, um was ihr bittet, und die Pforten des Lebens werden euch ohne weiteren Verzug aufgetan werden.“ (HiG.02_43.01.01,01)



s.a. Bergpredigt: Gebetsrichtlinien, Matthäus 6,5-8



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