Jakob Lorber Angst - Der Prophet Jakob Lorber

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Angst, Gottesfurcht und Ehrfurcht vor Gott


Angst haben heißt, sich vor etwas fürchten, und so ist Furcht mit Angst gleichzusetzen, wobei mit Furcht im allgemeinen eher eine mildere Form der Angst ausgedrückt wird, denn man kann sie auch mit Bangigkeit, Beklemmung, Ängstlichkeit definieren.

Wie entsteht  Angst?
Die Seele des Menschen ist als substantiell ätherisches Leibmenschwesen der innere Mensch im Menschen. Sie ist in eine völlige Freischwebe zwischen Geist und Materie gestellt und je nachdem, wohin sie ihren Willen und ihre Liebe ausrichtet, kann sie sich vollkommen in die Materie vergraben, sich damit in ihre eigene Hölle und ihren eigenen Tod begeben, oder aber sie kann sich ins Geistige erheben, wodurch sie zu ihrer Lebensvollendung und damit vollsten Freiheit gelangt (GEJ.02_210,11-12; GEJ.09_181,09-10). Ihr innerer Führer ist ihr Gewissen, über das sie Gutes von Schlechtem, Wahres von Falschen unterscheiden lernt. Darüber hinaus ist ihr durch die Gebote Gottes und der Lehre Jesu der Weg der göttlichen Ordnung gezeigt. Beschreitet sie ihn in Ausübung der gebotenen wahren göttlichen, uneigennützigen Liebe, so erhebt sie sich dadurch ins Geistige, wird immer freier von den sie umgebenden materiellen Banden, gelangt zur Vollendung und ewigen Lebensfreiheit  (GEJ.02_210,04-06). Lässt sie sich aber von den Reizen der Welt (Materie/Fleisch) betören und richtet sie ihre Liebe und ihr Wollen danach aus, so entfernt sie sich von Gott und ihrer Lebensbestimmung, begibt sich in ihre damit selbstgeschaffene Hölle und, wenn sie nicht umkehrt, in ihren Tod (GEJ.02_226,01).
Und so lebt sich die Seele des Menschen entweder durch eine falsche Ausrichtung in ihr Fleisch hinein oder durch eine rechte Richtung in ihren Geist aus Gott (GEJ.02_132,08). Je mehr sie sich in ihr Fleisch hineinlebt, umso mehr befällt sie auch das Gefühl der Vernichtung als einer Eigenschaft des Fleisches und dieses Gefühl ist dann die Angst, die den Menschen schwach und unfähig macht (GEJ.02_132,09).

Angst ist Trennung von Gott
Wie wir vorstehend gesehen haben, bedeutet Angst Gott fern zu sein, und so findet letztendlich jedes Empfinden von Angst seinen Ursprung in einer zerbrochenen Beziehung zu Gott, und das seit Urbeginn der Menschheit an, als sich Adam durch seinen Ungehorsam von Gott entfernte (GEJ.02_226,02).
Und wie in Adam aus dem Bewusstsein seiner eigenen Schwäche und Ohnmacht und seinem Handeln wider Gottes Willen Angst entstand, so entsteht auch in uns Angst, wenn wir entgegen der Stimme unseres Gewissens handeln und uns unserer eigenen Ohnmacht und Schwäche bewusst werden (GS.01_076,04).

Angst entsteht aus einem Mangel an Gottesliebe
Wer Angst hat, hat keine ausreichende Liebe und Vertrauen zu Gott, denn jede Furcht und Angst ist eine Folge schwachen Glaubens und Vertrauens auf Gott  (GS.01_076,04; HiG.03_48.08.17,11).  Wie die Liebe beschaffen ist, so auch das Vertrauen, und aus einem schwachen Vertrauen entspringt alle Angst (HGt.01_168,21).

Angst gibt dem Macht, wovor man sich fürchtet
Wer vor etwas oder jemandem Angst hat, räumt dem Angstauslösenden Macht über sich ein, lässt sich leichtlich von ihm beherrschen (HGt.01_002,02).

Aus Angst erwächst Zorn
Wer Angst vor jemandem oder etwas hat und aus dieser ihn schwächenden Angst heraus ihm seinen Willen unterordnet, wird alsbald gegen seinen Peiniger in Wut verfallen. Wächst er in seinem Zorn und ergibt sich irgendwann die Gelegenheit, so wird er sich rächen wollend blindlings wider seinen Gegner in die größten Gefahren stürzen (GS.01_076,01).  

Todesangst
Eine große Angst vor dem Leibestod empfinden vor allem diejenigen Menschen, die keinen oder nur einen schwachen Glauben haben, die ihr Leben überwiegend nach der Welt ausgerichtet haben, und deren Seele sich durch ihr Weltenleben stark in ihr Fleisch/Materie vergraben hat (GEJ.02_226,02). Angst vor dem Sterben entsteht auch aus Unkenntnis oder falschen Begriffen über das Jenseits und dem Weiterleben nach dem Tod (GEJ.04_127,08).

Der Unterschied zwischen seelischer Angst bzw. Furcht und geistiger Furcht
Seelische Angst wird ausgelöst durch die Entfernung und damit Entfremdung zu Gott. Je mehr ein Mensch in der Gottesferne lebt, desto größer ist auch seine Angst, die sich in den verschiedensten Formen manifestiert. Sie ist eine Befindlichkeit des Menschen selbst, die ihn stark dominiert und mit dem Gefühl der eigenen Ohnmacht und Schwäche einhergeht (GS.01_076,04).
Geistige Furcht ist dem Menschen von Gott in einem liebweisegerechten Anteil gegeben. Sie ist ein Lehrer und Führer zu Ihm hin, denn ohne diese Liebesgabe des himmlischen Vaters würde der Mensch nicht zu Ihm kommen (HGt.01_158,22-26).

Gottesfurcht
Wer Gott nicht fürchtet ist aller bösen Taten fähig, doch aus einer übergroßen Gottesfurcht erwächst niemandem das ewige Leben, weil ein furchtsames Gemüt ein gerichtetes ist. Nur in der Liebe liegt die Freiheit (Ste.01_027,17; GS.01_076,04). Ein Gehorsam, der bloß aus großer Furcht geübt wird, ist im eigentlichen Sinn kein Gehorsam sondern pure Eigenliebe, da das Gesetz nur aus Angst vor Bestrafung gehalten wird (HGt.01_022,08). Wer Gott zu sehr fürchtet, kann Ihn nicht lieben. Der himmlische Vater ist jedoch nur durch Liebe und Vertrauen zu finden und kann sich lediglich auf diesem Weg einem jeden nahen. Die wahre Liebe ist das Größte, und wer sie hat, hat alles und damit auch Ihn (HiG.02_42.03.14.b,18-21). Folglich kann auch jemand, der lediglich aus Gottesfurcht den Glauben wie erzwungen annimmt und danach getreu lebt, Gott nicht mit der rechten Liebe erfassen, da er Ihn zu sehr fürchtet. Die Furcht vor Gott sollte daher niemals über der Liebe zu Ihm stehen (GS.01_059,10). Dagegen entspringt aus einem gerechten Maß von Gottesfurcht der freiwillige Gehorsam gegen Gott und aus diesem die wahre Liebe zu Ihm, aufgrund dessen Er erkannt und erschaut werden kann  (HGt.01_158,39-41).
Gottesfurcht und Liebe gehen stets miteinander einher. Da die Liebe jedoch höher steht als die Furcht, sollte ein jeder seine Furcht von der Liebe gefangen nehmen lassen, um im himmlischen Vater das ewige Leben zu erhalten (HGt.01_158,28-29).
Gottesfurcht ist die erste Stufe zur Weisheit. Gott über alles lieben ist Vollendung der Weisheit, somit höchste Seligkeit (RB.02_241,20 u. 242,01; GEJ.02_103,17). Und so heißt Gott fürchten, Gott als die ewige, höchste, reinste Liebe über alles lieben und, da Gott die höchste Wahrheit (Weisheit) ist, nach dieser Wahrheit zu leben und sich nicht der Welt aus materiellen Interessen hinzugeben. Wer auf diese Weise lebt, hat die wahre Gottesfurcht im Herzen. Und wer diese hat, der betet Gott allzeit und vollgültig im Geist (der Liebe) und Wahrheit an (GEJ.09_086,05-06).
Die Liebe zu Gott ist der Inbegriff Seiner Ordnung. Wer sich an diese Liebe werktätig hält, wird nicht mehr in ein Gericht zurücksinken. Wer aber die göttliche Ordnung verlässt, über den wird notgedrungener maßen auch das Gericht herein brechen (HGt.03_013,12). Gott erhört nur die Gottesfürchtigen, die ohne Sünde sind und in allem den Willen Gottes tun  (GEJ.07_186,41; Jh 9,31; Ps 66,18; Sp 15,29). Es sollte daher ein jeder nur fürchten Gott nicht zu lieben, denn die Angst, die aus einer Gottesentfremdung entsteht, führt zu Lähmung, (Gottes-)Furcht dagegen zu Veränderung.

Ehrfurcht vor Gott
Ehrfurcht bedeutet Achtung, Anerkennung, Wertschätzung. Und so geht mit der wahren Liebe stets die Ehrfurcht einher, denn wer liebt, der achtet und ehrt das, was er liebt (HGt.01_134,01; HGt.01_177,08).
Eine übertriebene Ehrfurcht schadet, denn sie macht verzagt und kleinmütig, zerstört die Liebe, die die Grundbedingung allen Lebens ist (GEJ.04_077,10; Er.01_076,013). Sie entfernt den Menschen von Gott, während er sich mit der wahren und vollen Liebe seines Herzens Ihm stets mehr und mehr nähern kann, und dabei mit dem Geist Gottes und damit des ewigen Lebens in der Seele mehr und mehr erfüllt wird (GEJ.09_129,02-03). Und so ist eine übertriebene Ehrfurcht vor Gott genauso schädlich wie eine zu geringe, denn wer Ihn nur mit Furcht und Zittern hochachtet, kann Ihn genauso wenig lieben wie jemand, der Ihn gar nicht achtet. Wer hingegen Gott in Seinen guten Eigenschaften und Fähigkeiten erkennt, der wird Ihn dafür bewundern und lieben, und das ist die gerechte Ehrfurcht vor Gott, die wir Ihm schulden (GEJ.06_119,04). Eine gerechte Ehrfurcht ist gut, doch soll der Glaube und die Liebe zu Gott, die sich in einem werktätigen Handeln nach Seinem Wort ausdrückt, stets höher stehen (GEJ.03_036,01-02).
Wer noch eine zu ängstliche Ehrfurcht vor Gott hat, ist noch nicht rein, denn nur ein unlauteres und wankendes Herz, das noch nicht mit Gottes Willen eins geworden ist, fürchtet sich vor Ihm als dem allmächtigen, ewigen Gott. Wer in Ihm jedoch, Den er über alles lieben soll, den liebevollsten Vater und Seine Gnade erkannt hat, verliert die Furcht vor Ihm (HGt.02_136,13-14).
Jesus ist nur den Abtrünnigen ein Herr. Denen, die Ihn aus ganzem Herzen lieben, ist Er dagegen ein Bruder und wahrster Vater (BM.01_090,01). Und die Ihn über alles lieben und daher völlig in ihren Herzen tragen, sind durch Ihn Selbst in ihnen geheiligt. Er ist ihnen kein Herr mehr, und was Er hat, haben auch sie, weil sie Ihn Selbst in sich durch ihre große Liebe haben (BM.01_090,04).
Aus Liebe und wahrer Ehrfurcht vor Gott sollen wir Seinen erkannten Willen mit unserem freien Willen vollends zu unserem machen und danach handeln. Auf diese Weise geben wir Ihm allzeit die Ehre und werden dadurch Seine Liebe in uns haben. Und wer die Liebe Gottes in sich hat, der hat für alle Ewigkeiten alles in sich (GEJ.08_019,03-04).


„Erkenne Jesus, dann wirst du ewig ohne Furcht hier
und einst ewig im Frieden der ewigen Liebe sein.“ (HGt.01_103,09)

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