Achtsamkeits- und Gewissensübungen - Der Prophet Jakob Lorber

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Achtsamkeits- und Gewissenübungen
Ein Mittel für ein bewussteres Leben in Gottes Gegenwart und eine Hilfe
auf dem Weg zur Selbsterkenntnis


Wozu überhaupt Achtsamkeits- und Gewissensübungen?

Bei Achtsamkeits- und Gewissensübungen geht es in erster Linie darum, sich die Gegenwart Gottes in seinem Leben bewusst zu machen, um sich immer mehr auf Gott einlassen zu können, sodass Er wirklich im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Voraussetzung dafür ist dabei der feste Entschluss, sich vollkommen in Gottes Dienst zu stellen und sich Tag für Tag von Seinem Geist führen lassen zu wollen.

Bei diesen Übungen wird auf das Gute wie das Schlechte geachtet und der Zustand von Geist und Herz während der verschiedenen tagtäglichen Gedanken, Erlebnisse und Begegnungen beobachtet. Zweck dieser Übungen ist, bewusster wahrzunehmen, wo Gottes Gnade im Lauf des Tages anwesend war, und ob man auf diese Gnade eingegangen ist oder nicht.


Wie sieht eine Achtsamkeits- und Gewissensübung aus?

Im Grunde genommen geht es darum, unsere Gedanken, Empfindungen und Handlungen zu überprüfen, um klar und deutlich zu sehen, wohin wir geführt wurden, wann wir das Empfinden von Gottes Gegenwart hatten, und wo und wann wir diese Verbindung verloren haben. Dabei kann das Führen eines spirituellen Tagebuchs hilfreich sein, um sich eingehender mit sich selbst auseinanderzusetzen und, wenn man sich nach einer bestimmten Zeitspanne rückblickend wieder mit den festgehaltenen Punkten beschäftigt, das Wirken Gottes in unserem Leben, die eigene Entwicklung auf den geistigen Weg sowie noch offen stehende Fragen und Probleme zu erkennen.


Achtsamkeits- und Gewissensübungen

Morgens:

  • Entspannen.
Sich in das Bewusstsein der Gegenwart Jesu versetzen und den Wunsch lebhaft hochkommen lassen, während des ganzen Tages im Bewusstsein Seiner Gegenwart leben zu wollen.

  • Beten.
Im Gebet um Hilfe bitten, die Gnaden, die ich an diesem Tag angeboten bekomme, voll zu Bewusstsein kommen zu lassen wie auch um Stärkung bitten, die Lehre Jesu werktätig im Leben umsetzten zu können, um  auf diese Weise den Tag mit Ihm zu verbringen.

Ggf. persönliche Anliegen mit einbeziehen, wie z.B. die Probleme und Sorgen, die mich gerade beschäftigen oder bestimmte Schwächen, die ich gerne ablegen möchte.


Während des Tages:

  • Immer wieder bewusst an Jesus denken.
Darüber nicht andere Dinge vergessen oder die Arbeit unterbrechen, sondern Ihn einladen, an allem teilzuhaben, was ich tue, sage oder denke, bis ich es erreiche, alle Gedanken zu einem Gespräch mit Jesus zu machen. Diese Einübung in die Gegenwart Christi beansprucht mich zwar sehr, aber sie nimmt mir nichts von meiner Arbeit. Sie nimmt Jesus in meine Unternehmungen hinein und macht diese erfolgreicher.

„Betet ohne Unterlass“ (1. Thess. 5,17), sagte Paulus, „lasst in allen Dingen eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden.“ (Phil 4,6).“„Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Röm 8,14).

  • Disziplin und Ausdauer entwickeln.
Gute Vorsätze allein reichen nicht aus, und so verlangt jede Änderung einer Gewohnheit am Anfang eine wirkliche Anstrengung. Spärliche Ergebnisse zu Beginn geben nicht den geringsten Anlass für Entmutigung (ein jeder hat über einen längeren Zeitraum diese Erfahrung gemacht). So muss ich auch beständigen Druck auf meinen Willen ausüben und geduldig und vor allem beharrlich an dieser Übung festhalten.

  • Vollkommene Hingabe üben.
Ich verliere die Gegenwart Jesu in dem Augenblick, in dem mein Wille rebelliert. Wenn ich versuche, auch nur einen entlegenen Winkel des Lebens für mich selbst oder für Böses zu behalten, und es ablehne, mich ganz von Ihm regieren zu lassen, wird dieser kleine Wurm die ganze Frucht verderben.

Ich muss absolut aufrichtig mit mir selbst sein.


Abends:

  • Tagesereignisse sammeln.
Den vergangenen Tag noch einmal durch den Kopf gehen lassen, die wichtigsten Ereignisse sammeln und aufschreiben:

  • Erlebnisse beim Gebet
  • bei bestimmten Gesprächen und Begegnungen
  • beim Essen
  • bei der Arbeit und
  • anderen Tätigkeiten.
  • Sich Fragen stellen.

Als erstes sich die auf der Liste notierten Ereignisse noch einmal vergegenwärtigen, ohne dabei über sich selbst zu urteilen, starke Gefühle zu entwickeln oder nach Entschuldigungen suchen, sondern einfach wahrnehmen: Das ist die tatsächliche Substanz meines Alltaglebens.

Sich dabei folgende Fragen stellen:

  • Welche Bedeutung und welchen Sinn hat dieses Ereignis für mich und mein Leben?
  • Was will mir Jesus damit sagen?
  • Wie war Jesus gegenwärtig? War ich mir Seiner Gegenwart überhaupt bewusst?
  • Wozu war ich berufen? Was war meine Aufgabe?
  • Auf welche Weise war ich für Jesus oder andere mitten in diesem Augenblick gegenwärtig?
  • Habe ich nach dem Willen und der Lehre Jesu richtig gehandelt?
  • Was motivierte mich zu dieser oder jener Reaktion? War es die Liebe Jesu, die mich
bewegte? Wenn sie es nicht war, was dann?
  • Wie habe ich mich dabei gefühlt?
  • In welchem Bezug steht das zu meinem übrigen Leben?

Auf diese Weise werde ich auf die verborgene Anwesenheit Jesu in meinem Tagesverlauf aufmerksam und es wird mir bewusst, wie ich darauf einging, sie verkannte oder ihr Widerstand leistete. Und wenn ich mir diese Fragen Tag für Tag für jedes notierte Ereignis
stelle, wird es mir auch möglich werden, ein Muster zu entdecken, wie ich auf Jesus und andere Menschen aufmerksam eingehe, inwieweit ich Seine Lehre auch in meinem Alltag umsetze, oder wann und wo ich immer wieder in meine Schwächen zurückfalle.

Nicht nur die Erkenntnisse, sondern auch die offen gebliebenen Fragen festhalten, und nach einem bestimmten Zeitpunkt (Woche/Monat) sich mit den aufgeschriebenen Punkten immer wieder auseinandersetzen. Dies führt zur Erkenntnis der eigenen (Lebens-)Aufgabe, das Erkennen des roten Fadens, der sich durchs eigene Leben zieht.

  • Beten.
Sich für jedes einzelne Ereignis des Tages und Lebens bei Jesus bedanken und Ihm auch danken, dass er mitten drin und mit dabei war. Vor Jesus aussprechen, wo und wann ich in Gedanken, Worten und Taten vor Ihm, dem Nächsten und mir selbst (und der Schöpfung) versagt habe, und Jesus um Vergebung und Sein Erbarmen bitten, besonders da, wo ich festgestellt habe, dass ich mir Seiner Gegenwart nicht bewusst war oder nicht auf sie einging, weil ich zu sehr an meinem Ich festhielt.

Auch um neue Kraft bitten, um während des nächsten Tages besser auf Jesus und meinen Nächsten einzugehen.

  • Mit Gedanken an Jesus einschlafen.


Auf der Grundlage von Marjorie Thompsons Buch: „Achtsamkeit: Vom Umgang mit der eigenen Seele“


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