Zuchtrute Gottes - Allgemeine Hinweise zum Umgang mit dem Strafen - Der Prophet Jakob Lorber

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Göttliche Ordnung und Zuchtrute Gottes

- Allgemeine Hinweise zum Umgang mit dem Strafen -

1. Die Bedeutung von „strafen“

Im Sinn unseres himmlischen Vaters heißt „strafen so viel als jemanden werktätig überzeugen, was da ist der Ordnung und was wider dieselbe“. [HiG.02_ 42.08.29,03]

‚Zucht‘ entspringt dem Wort ‚zühter‘ oder ‚zuhtari‘ und bedeutet ursprünglich Lehrer oder Erzieher.
Demzufolge ist unter ‚strafen‘ und ‚züchtigen‘ belehren und erziehen zu verstehen, was auf unterschiedliche Weise geschehen kann, wozu wir uns zunächst ansehen wollen wie unser himmlischer Vater seine unartigen Kinder strafend bzw. züchtigend erzieht, damit aus ihnen wahre Gotteskinder werden, denn hierin liegt gleichsam ein Leitfaden für uns, wie wiederum wir unsere Kinder zur wahren Liebe und Erkenntnis Gottes leiten können.


2. Die Art des himmlischen Vaters, die Menschen zu strafen

„Sieh, in Mir ist alle Macht und Gewalt über Himmel und Erden. Ich könnte sie alle mit einem Gedanken vernichten, und dennoch ertrage Ich sie mit aller Geduld bis zur rechten Zeit, da ihr Maß voll geworden. Auch Mich erzürnen die Menschen und machen durch ihre Unverbesserlichkeit Mein Herz traurig; aber Ich ertrage sie dennoch und züchtige sie stets mit der Liebe, auf dass sie sich bessern und eingehen möchten ins Reich des ewigen Lebens, dafür allein sie erschaffen worden sind.“ [GEJ.02_164,05-06]

„Es ist leider oft der Fall, dass die sanfte Mahnstimme Meiner Engel an den starren Ohren der Weltmenschen ungehört vorübergleitet und Ich dann genötigt bin, die Stimme der Teufel unter die tauben Menschen fahren zu lassen. Findet aber die sanfte Mahnstimme aus den Himmeln nur irgendein kleines Gehör, so lasse Ich gern die Stimme der Teufel verstummen. Denn ein Vater bleibt ja doch stets der sanfteste Richter seiner leider oft nur zu strafwürdigen Kinder und schlägt nicht sogleich drein, wenn er auch schon die Zuchtrute drohend erhebt. Die Richter auf der Erde richten freilich wohl unerbittlich und ihr einmaliger Ausspruch muss vollführt werden. Aber nicht so darf es bei uns sein. Es ist besser, zehn, auch zwanzig Jahre drohen und durch die Finger sehen, als ein Jahr lang strafen! Denn die Pflanzen auf unserer Erde sind von der zartesten Art und müssen mit großer Schonung behandelt und gepflegt werden; denn die Geburtsstätte der Kinder Meines Herzens ist eine andere als die Meines Afters. Ihr müsst das stets vor Augen haben, dass die kleine Erde die Geburtsstätte der Kinder Meines Herzens ist.“ [RB.02_294,12]

„Sage Mir: Ist je deines Leibes Vater so nachsichtig mit dir umgegangen wie Ich jetzt? Zeige Mir den Vater unter euch, der sich bei seinen Kindern nicht eifrigst der manchmal sehr scharfen Zuchtrute bedient hätte! – Sieh, du kennst keinen; denn du selbst bist gar lange schon ein Vater und weißt gar wohl, wie du deine Kinder erzogen hast. Nun aber sage Mir, mit welcher Zuchtrute Ich nun zu euch gekommen bin! Wer ist schon erlegen unter Meinen Hieben? Sieh, mit nichts denn mit Meiner allerhöchsten, überwahrhaften Vaterliebe ziehe und lehre und befreie Ich euch, und ihr sagt bei euch in euren Herzen aber, Mir sei nicht zu trauen!“ [HGt.02_069,08-12]

„Ich aber bin dir der allein ewig rechte Vater, da Ich dich aus Mir geschaffen habe und habe dich gezeugt und erzogen bisher in aller Freiheit deines Geistes und habe dich aber als der allein ewig wahre und rechte Vater dennoch nie gezüchtigt bei aller deiner nicht seltenen Ausgelassenheit vor Mir! Siehe, der Grund davon war stets Meine unendliche Liebe, Geduld und Erbarmung, die Ich zu dir und mit dir hatte! Jetzt aber sage Ich dir, da du so stützig [wider-spenstig] gegen Mich geworden bist, dass Ich nun eine Rute zur Hand nehmen werde und werde mit dir und allen deinesgleichen tun, wie es sich gebührt für einen rechten Vater, der da voll der gerechtesten Liebe zu seinen Kindern ist! Ich aber will dir zuerst zeigen das herrliche Los derer, die Ich zu Mir genommen habe, auf dass du aus deinem tiefsten Lebensgrund erkennen sollst, wie Ich es mit Meinen Kindern meine für ewig! Dann aber will Ich dir zeigen, dass auch Ich die unbändigen Kinder, die da Meine allerliebevollste väterliche Bestimmung mit ihnen also sehr verkennen und in den Staub des nichtigen Truges herabziehen wollen, zu züchtigen vermag ihres Heiles willen und die allerstützigsten auch im Geist ewig fort züchtigen kann, so sie nimmer anerkennen wollen, dass Ich ihr allerliebevollster Vater und Gott in aller unantastbaren Heiligkeit bin.“ [HGt.03_120,07]


2.1. Der himmlische Vater straft erst dann, wenn es nicht anders geht, und kommt gleichzeitig mit Liebe entgegen

„Seht euch ein Kind an, das eine zu große Furcht etwa darum vor seinen Eltern hat, weil sie es seiner kindlichen Ungezogenheit wegen ein paar Mal abgestraft haben! Solch ein Kind [Bsp.A] wird dann seinen Eltern wohl gehorchen, aber nicht so sehr aus Liebe als vielmehr aus Furcht vor einer Strafe, die es zu gewärtigen hätte, so es sich wieder einmal gegen der Eltern Willen versündigte. Die Nähe der Eltern wird solch einem Kind mit der Zeit auch widrig, und es sucht sich aus solch einer für es unangenehmen Lage dadurch zu befreien, dass es das elterliche Haus verlässt und in der weiten Fremde sein Glück und seine Ruhe und Behaglichkeit sucht, – und es kehrt von da unter Furcht und Zittern reuig erst dann zu den Eltern zurück, so es in der Fremde das Gegenteil von dem gefunden hat, was es zu finden wähnte. Dieselben Eltern aber haben noch ein Kind [Bsp.B], das sie weniger fürchtet, aber dafür stets mehr und mehr liebt, sich aus einigen Zurechtweisungen wenig macht und seine Fehler demnach nicht aus der stets steigenden Furcht vor der Strenge der Eltern, sondern aus der eigenen stets wachsenden Liebe zu ihnen ablegt und ihren Willen tut. Was meint ihr wohl, welches der beiden Kinder der größere Liebling der Eltern sein wird?“ Sagte der Wortführer: „Offenbar das, welches weniger Furcht vor den Eltern, aber dafür mehr Liebe und kindliches Vertrauen zu ihnen hat!“ Sagte Ich: „Du hast da gut geurteilt und Mir eine rechte Antwort gebracht; seid aber darum auch ihr gleich dem Kind [Bsp.B], das seine Eltern mehr liebt denn fürchtet, und liebt demnach Gott als den ewigen Vater aller Menschen mehr, als ihr Ihn als irgendeinen unerbittlichen Richter fürchtet, und ihr werdet dann auch vor Meiner Gegenwart bei euch keine solche Furcht und Scheu mehr haben, wie das bis jetzt bei euch der Fall war! Glaubt es Mir, dass Gott auch die sehr furchtsamen Kinder [Bsp.A] liebt; aber mit dem kindlich furchtlosen Zutrauen zu Ihm hat es da oft seine sehr krummen Wege, ohne welches Zutrauen aber eine Seele nie völlig gottähnlich und selbständig frei in Gott selig werden und auf den besagten krummen Wegen auch schwer dahin gelangen kann. Nur eine große Not kann solche Kinder auf den rechten Rückweg ins Haus der Liebe seiner Eltern bringen. Weil aber die Kinder durch die von oben kommenden Züchtigungen anstatt gebessert nur verschlimmert werden, so kommen diese auch nur selten und nur dann, wenn alle Liebeversuche an dem blinden Eigensinn der Menschen gescheitert sind; und Gott hat eben darum allzeit eine so große Geduld mit dem Übermut der Menschen, um sie durch ein beständiges Strafen Sich nicht noch mehr zu entfremden, als sie sich selbst von Ihm entfernen. Hat aber Gott einmal die Menschen mit der Zuchtrute in Seiner Hand heimsuchen müssen, so trägt Er ihnen dabei in der anderen Hand, wennschon etwas verhüllt, auch Sein Herz entgegen, auf dass sie erkennen mögen, dass Gott der Vater auch mit der Zuchtrute in der Hand ihnen dennoch mit aller Liebe entgegenkommt, gleichwie das nun vor euren Augen der Fall ist.“ [GEJ.09_129,04-11]  


2.2. Der himmlische Vater straft erst nach mehrmaligen Abmahnungen

„Was kann aber Gott, der mit Seiner Allmacht in das Leben eines Menschen nicht mehr so wie bei den Pflanzen und Tieren einwirken kann und darf, um aus dem freiesten und völlig selbständig sein sollenden Menschenleben kein gerichtetes Tier- oder Pflanzenleben zu gestalten, da anderes tun, als was sorgsame Eltern, denen das Heil und Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt, ihren schlafsüchtigen Kindern tun? Sie versuchen, die Kleinen mittels allerlei Lärm aufzuwecken, und wollen die Kinder das Bett noch immer nicht verlassen, so müssen sie, die Eltern nämlich, nach einer Rute greifen und den zu schlaf-süchtigen Kindern einige etwas unangenehme Ratschläge erteilen, die ihnen auf eine handgreifliche und wirksame Weise sagen, dass es schon sehr an der Zeit sei, aufzustehen und sich den Geschäften des hellen Tages zu widmen. Und seht, dasselbe tut gerade nun, wie auch allzeit, der Herr mit den Menschen. Oft und oft ruft Er sie durch Seine erleuchteten Boten dass sie wach werden sollen am schon ganz hellen Tag, aber die Kinder achten des Rufes der Boten nicht, beschimpfen sie gar, schaffen sie aus dem Haus und tun ihnen sogar Leid an. [= 1. Stufe: mehrmalige aufrüttelnde Mahnungen].
Da kommt der Vater Selbst und sagt laut: ,Aber Kinder, es ist schon heller Tag geworden; steht auf, und geht an euer leichtes Tagesgeschäft.‘ Da tun die Kinder, wie die Israeliten zu Mosis Zeiten, als wollten sie im Nu aufwachen und aufstehen zum leichten Tagesgeschäft. Wenn aber der Vater das Schlaf-gemach wieder verlässt auf eine kurze Zeit, da achten die Kinder Seines Rufes nicht mehr, sondern schlafen alsbald wieder ein und schlafen noch ärger ein denn zuvor. [= 2. Stufe: Ernsthafte Abmahnung].
Der Vater sendet wieder Boten, dass sie nachsähen, ob die Kinder schon aus dem Bett sind; aber die Boten kommen zurück und sagen: ,Vater, Deine Kinder schlafen nun noch ärger denn je zuvor einmal!‘ [= 3. Stufe: Überprüfung].
Da sagt der Vater: ,Ah, das geht nicht! Davon müssen wir sie abbringen, denn sonst gehen sie Mir noch alle zugrunde. Nun muss die Rute in Anwendung gebracht werden!‘ Da kommt der Vater abermals Selbst mit der Rute. [= 4.Stufe: Strafe]
Und sieh, einige Kinder springen aus Furcht vor der Rute wohl aus dem Bett des Todes, ziehen sich an und gehen noch ganz schlaftrunken an ihr Tagesgeschäft und murren, weil der Vater sie mit der Rute zum Wachen und Arbeiten geweckt hat; aber der größte Teil der Kinder lässt die Rute über sich schwingen, gerät in eine blinde Zornwut, steht hastig auf, stürzt sich dann auf den Vater und würgt Ihn. Was verdienen solche Kinder dann?“
Sagen die Pharisäer: „Oh, weh solchen Kindern! Über die wird der tief beleidigte Vater in einen mächtigen Zorn geraten und wird sie verstoßen aus Seinem Haus und nimmerdar erkennen als Seine Kinder. Sie werden in der Fremde und in den Wildnissen der Erde gleich den Hunden unter den harten Heiden umherirren müssen und da und dort den Dienst der elendesten Sklaven verrichten. Wer wird sich da ihrer erbarmen?!“
Sagte Raphael: „Nur der Vater allein, so sie reuig zu Ihm wieder zurückkehren; die aber nicht werden zurückkehren wollen, die wird der Vater nicht irgend eigens aufsuchen lassen und sie mahnen zur Umkehr, sondern sie werden im Elend belassen werden so lange, bis sie dasselbe selbst zur Umkehr nötigen wird. Aber ihr gehört nun unter jene Kinder, die sich doch noch, wenn auch mit vieler Mühe von des Vaters Seite und vielen Murren von ihrer Seite, am hellsten Tag aus dem Schlafbett haben treiben lassen. Da ihr nun einmal aus dem Bett seid, so steigt nicht wieder in dasselbe, sondern bleibt auf dem offenen Feld am Tag des Vaters, so wird euch der Vater liebgewinnen und euch helfen bei der Arbeit der Vollendung eures Lebens; kehrt ihr aber in euer altes Bett zurück, so werdet ihr den herzlosen Zuchtmeistern übergeben werden, welche da heißen: Armut, Not, Elend, Blindheit, Verlassenheit, Schmerz und Verzweiflung! Denn der Mensch birgt in sich die sieben Geister Gottes, die in ihm das seligste ewige Leben bereiten. Ebenso hat er auch in sich die sieben Geister der Hölle, wie ich sie zuvor benannt habe. Diese bereiten in ihm den unter ihren Bedingnissen ewigen Tod und seine Qualen. Was ich euch aber jetzt gesagt habe, ist ewige Wahrheit aus Gott. Wenn ihr euch danach kehren werdet, so werden euch eure Sünden vergeben werden, und ihr werdet zur Vollendung des Lebens eurer Seelen gelangen.“ [GEJ.07_151,10-20]


3. Sanftmut, Gelassenheit, Geduld ist besser als strafen

„Nur sanft und gelassen und geduldig in allen Dingen und in jeglichem Wort und in jeglicher Tat, denn Sanftmut, Gelassenheit und Geduld sind der beste Dünger des Erdreichs. So dann jemand darein sät einen guten Samen, da wird er dann aufgehen und dir und Mir eine reichliche Ernte geben. Wer aber mit Schwert und Knütteln dreinschlägt und blitzt und donnert, der verwundet und tötet nicht selten, und es wird auf seinem Acker wenig Frucht zum Vorschein kommen. Wer aber da ist allzeit voll Sanftmut, Gelassenheit und Geduld, der begießt die Pflanzen seines Ackers, so der Sonne mächtige Strahlen das Erdreich trocken machen. […] Daher sei auch du allzeit sanftmütig, gelassen und geduldig gegen jedermann, so wirst du die Herzen um dich versammeln und des Lebens Segen streuen über sie!“ [HGt.01_143,21-25]

„Die Liebe lehrt dich, allen diesen Wesen wohlzutun und sie so glücklich als möglich zu machen. Die Demut lehrt dich, klein zu sein und sich über niemanden, möchte er noch so unbedeutend scheinen, hochmütig zu erheben, sondern sich selbst stets als den Geringsten zu betrachten. Und die Sanftmut lehrt dich, jedermann stets gleich wohlwollend zu ertragen und aus dem innersten Herzensgrund bemüht zu sein, jedem zu helfen, wo es ihm nottut. Und das allzeit durch jene sanftesten Mittel, durch die ja niemand im geringsten in seiner Freiheit beirrt werden kann. Werden hie und da ernstere Mittel vonnöten, so muss hinter ihnen nie etwa eine Strafsucht oder gar richterlicher Zorn stecken, sondern allzeit die allerhöchste und reinste, sich selbst nie berücksichtigende Liebe.“ [BM.01_050,13]


4. Mit dem rechten Ernst auftreten

„Denkt es euch allzeit, dass eben in der Liebe, Geduld, Sanftmut und Erbarmung die größte Macht und Kraft des Geistes im Menschen sich offenbart und mächtig wirkend sich bekundet, denn könnt ihr mit Liebe und Geduld einen Narren nicht zurechtbringen, so werdet ihr das mit Ärger und Zorn noch um so weniger imstand sein. Es ist wohl auch notwendig, dass man dann und wann, wo es sehr nottut, mit dem rechten Ernst auftritt, aber hinter dem Ernst muss dennoch stets die Liebe mit dem Gewand des wahren Wohlwollens hervorleuchten. Ist das nicht der Fall, so ist der Ernst nichts als ein blinder und wirkungsloser Lärm, der viel mehr Schaden als Nutzen anrichtet.“ [GEJ.08_ 153,09]


5. Mahnen vor strafen

„Darum aber sage Ich euch allen hier dieses, dass ihr die Irrenden kräftig ermahnen sollt; und wer da euren Augen entschwand, den sollt ihr suchen kraft aller Meiner Liebe in euch.  Zorn sei euch völlig fremd, und aller Fluch sei fern eurem Mund und doppelt fern eurem Herzen! Wie ihr euch aber verhalten werdet gegenseitig, also werde auch Ich Mich verhalten zu euch.“ [HGt.02_ 026,18+21]

„Ein jeder aber, der aus Meinem Mund die Wege des Lichts und des Lebens kennt, der sorge hauptsächlich nur für sich dahin, dass er rein stehe vor Gott, und richte nicht seinen Nächsten! Wer das tut, der tut alles und gibt durch sein Beispiel seinem Bruder die beste und wirksamste Lehre. So dein Bruder dich gut und edel handeln sieht, da wird er bald zu dir kommen und dich fragen: ‚Was hast du für einen Grund, dass du solches tust?‘ Und du wirst ihm dann treu und wahr den Grund angeben und sagen: ,Geh hin und tu desgleichen, so wirst du leben!‘ Und sieh, er wird hingehen und sich bald anschicken, das zu tun, was er an dir als Tat gesehen hat! Wenn du aber hingehst und ihm seine Fehler vorhältst und ihm dann erst die Lehre gibst, wie er in der Folge handeln soll, so wird er erbost werden und wird dich fragen: ,Wer hat dich mir zum Richter bestellt? Kehr du vor deiner Tür, und ich werde schon allein die Tür meines Hauses besorgen!‘ Daher sage Ich allen: Lasst die guten Werke der Lehre vorangehen, und die Menschen werden daraus am ehesten erkennen, dass ihr wahrhaft Meine Jünger seid! Tut Gutes sogar den Feinden, und ihr werdet glühende Kohlen auf ihre Häupter sammeln. Nehmt euch alle an Mir ein Beispiel. Denn Ich Selbst bin von ganzem Herzen demütig und sanftmütig und richte niemanden und verdamme niemanden; aber ein jeder, der mühselig und mit allerlei Gebrechen behaftet ist, der komme zu Mir, und Ich werde ihn erquicken. (Matth.11,28 f.) Wie aber Ich Selbst bin gegen alle Menschen, so sollt auch ihr sein. Oder könnt ihr, Meine alten Jünger, von Mir sagen, dass Ich hart und grausam war gegen die Menschen, die ohne ihr Verschulden als erzschlecht vor Mich gebracht worden sind? Nur jene wenigen bekamen die Schärfe Meines gerechten Zorns irdisch zu verkosten, die mit dem bösesten Willen von aller Welt Mich und euch verderben wollten vor der Zeit, die da bestimmt ist von oben. Auch darin gab Ich euch ein Beispiel, nach dem auch ihr bei vorkommenden ähnlichen Fällen handeln könnt, denn an Macht dazu soll es euch nicht mangeln. Aber bevor ihr den Ernst eintreten lasst, sollt ihr keinen Weg der Milde unversucht lassen. Der Ernst ist aber nur dann zu gebrauchen, wenn euch der Menschen mutwillige Bosheit entgegentritt, euch verfolgt und von euch kein versöhnendes Wort annimmt. Wer euch um Meines Namens willen verfolgen wird darum, dass er einen Lohn von den Hohe-priestern und ihren Genossen bekäme, den ermahnt ernstlich. Wird er sich an eure Ermahnung kehren, dann lasst ihn in Frieden ziehen, wird er sich aber an eine mindestens dreimalige Ermahnung nicht kehren, dann bedroht ihn ernstlich! Kehrt er sich an diese Drohung auch nicht, so lasst die Drohung ins Werk übergehen zum warnenden Beispiel für alle jene, die euch eines irdischen Gewinnes halber hartnäckig zu verfolgen sich vorgenommen haben. Aber auch nur in diesem einzigen Fall habt ihr das Recht, den Ernst zu gebrauchen.“ [GEJ.06_161,01-07]


6. Strafen nach Notwendigkeit und Angemessenheit festlegen

„So jemand krank ist am Leib, dem soll leibliche Hilfe dargereicht werden; ist aber jemand krank an der Seele, dem soll auch eine seelische Hilfe erteilt werden in der Art, wie die Krankheit beschaffen ist! Die Seelenkrankheiten der Kinder können am besten durch eine gut geordnete Zucht, bei der die Rute nicht fehlen soll, geheilt werden, die Seelenkrankheiten der erwachsenen Menschen aber werden geheilt durch weisen und liebevollen Rat, durch gediegene Lehre und Unterricht und durch aus der reinen Liebe hervorgehende Ermahnungen und Aufmerksammachungen auf die notwendigen schlimmen Folgen, die aus der freien Beibehaltung der Seelenschwächen in der nächsten Zeitfolge entstehen müssen. Fruchtet das alles bei sehr verstockten, das heißt blinden und tauben Seelen nicht mehr, dann erst ist es an der Zeit, solche Wesen einer ernsteren und schärferen Behandlung zu unterziehen, hinter der aber dennoch die Nächstenliebe im Vollmaß vorhanden sein soll, aus der allein der Segen einer schärferen Behandlung hervorgehen kann! Handeln da die Leiter aber aus Zorn und höllischer Rachlust, dann ist alle ihre Mühe vergeblich. Anstatt die Seelenkranken zu wahren Menschen zu heilen, werden aus ihnen Teufel gezeugt, deren Rachedurst fürder keine Macht mehr zu stillen vermag.“ [GEJ.01_079,02-04]

„Es tut wohl jeder Vater recht, so er die kleinen unartigen Kinder mit der Rute bestraft, aber den erwachsenen Söhnen soll er stets ein weiser und sanfter Lehrer sein. Nur so ein Sohn sich auflehnte gegen den Vater, dem soll gedroht werden! Bekehrt er sich da, so soll er wieder in den alten Frieden gesetzt werden, bekehrt er sich aber nicht, da soll er verstoßen und vom Haus des Vaters und aus seinem Vaterland getrieben werden!“ [JJ.01_168,13-16]

„Wenn aber der Mensch, ohne Unterschied des Geschlechts, der Hautfarbe und des irdischen Stands, für solch allerhöchsten Beruf von Gott erschaffen worden ist, was du nun sicher mit den Händen greifen kannst, so kann seinem geistigen Teil ewig kein Mussgesetz gegeben werden, so aus ihm endlich das werden soll, wozu ihn Gott bestimmt hat, sondern da soll ein jedes Gesetz mit ,Soll‘ gegeben sein, und nur für offenbar böswillige Gegner des freien Gesetzes soll eine taugliche, stets auf die freie Besserung des Menschen berechnete Züchtigung gesetzt sein, die aber allzeit so gestellt sein soll, dass sie nicht als eine willkürliche, sondern nur als eine notwendige Folge des unterlassenen Ordnungsgesetzes erscheint. So wird der menschliche Geist dadurch zuerst zum selbständigen Denken gelangen und wird das gegebene Gesetz ehest zu dem seinigen machen und danach handeln, während eine ganz willkürlich bemessene Strafe auf ein Vergehen das menschliche Gemüt allzeit verhärtet und erbittert und aus dem Menschen einen Teufel zieht, dessen Rachgier nicht eher erlöschen wird, als bis er sich, entweder noch in dieser, ganz sicher aber in der anderen Welt, auf das unerhörteste rächen wird, was ihm zugelassen werden muss, weil er sonst in der Hölle seines eigenen Herzens ewig nie zu bessern wäre. Der Gesetzgeber und Züchtiger soll nie vergessen, dass der Geist des Menschen, ob gut oder böse, nicht getötet werden kann, sondern fortlebt. Solange er noch sichtbar auf der Erde umher wandelt, kannst du dich ihm zur Wehr stellen und ihn vertreiben, wenn er dich verfolgt; ist er aber einmal aus dem Leib und kann sich dir nahen auf tausendfache Art, um dir zu schaden bei jedem Schritt und Tritt, ohne von dir gesehen und wahrgenommen zu werden, sag, mit welchen Waffen kannst du ihm dann entgegentreten? Sieh, nun sag Ich dir, Dein großes Unglück, das dich ohne Mich gänzlich zermalmt hätte, hast du rein jenen Geistern zu verdanken, die du dir durch deine oft zu straffe Handhabung der römischen Staatsgesetze zu unversöhnlichen Feinden gemacht hast. Lass dir daher diese Meine umfassende Belehrung fruchtbringend zu Gemüt führen, so wirst du dadurch selbst ein guter Arbeiter im Weinberg Gottes werden, denn dir fehlt es weder an Macht, noch an Mitteln und an einem stets gleich guten Willen; was dir aber gefehlt hat, das hast du nun von Mir empfangen. Wende es treulich an, und der segensreichsten Früchte Krone wird für dich sicher nicht unterm Weg verbleiben!“ [GEJ.02_030,01-03]


7. Milde walten lassen

„Stell dich aber einmal nicht als Richter, sondern als ein Mensch voll Liebe deinen armen Brüdern gegenüber, die sich an dir versündigt haben, und erwecke in ihren Herzen Gegenliebe, und diese Sünder werden dir mit Reue und vielen Tränen treu und wahr bekennen, wie, wann und was sie gegen dich gesündigt haben. Aber dann falle auch die Strafe hinweg. Denn jegliche Strafe selbst ist keine Wahrheit, sondern das Gegenteil, weil sie nicht aus der Liebe, sondern aus dem Zorn des Gesetzes und dessen Gebers kommt. Der Zorn aber ist selbst ein Gericht, im Gericht aber ist die Liebe nicht. Wo aber die Liebe fehlt, da ist auch die Wahrheit nicht.“ [GEJ.01_070,03]

„Wer da alsbald umkehren wird, dem soll Meine Gnade, Liebe und Erbarmung mehr als auf dem halben Weg entgegenkommen. Wer aber da verstopfen wird sein Herz und Ohr und verschließen sein Auge vor euch, über den schwinge sieben Male Meine Zuchtrute in deiner Hand. Kehrt er aber da noch nicht um, da treibe ihn hinaus von der Gemeinde; und so er heulend und wehklagend wieder zurückkehren möchte voll Reue im Herzen, da sieh ihn an, ergreife seine Hand, erhebe ihn zu dir, führe ihn hierher, errichte ein Gastmahl, und lade viele dazu ein, auf dass da unter euch in Meiner Vaterliebe eine große Freude sei, darum ein Verlorener wieder so sich gefunden hat und ist zurückgekehrt zu seinem Vater in seinem Herzen.“ [HGt.02_026,07-09]

„Wird aber bei einem oder dem anderen [zornigen Kind] trotz all der Vorsichten bemerkt, dass nicht selten Gemütsaufbrausungen vorhanden sind, da ist eine zweckmäßige Strafe nie zu versäumen, welche jedoch nicht so geschwind mit Schlägen sondern viel wirksamer und gedeihlicher mit zweckmäßigem Fasten bei der Hand sein sollte, denn nichts heilt den Zorn besser als der Hunger, und Hungernde sind am wenigsten zu einer Revolution aufgelegt, während, wenn sie satt sind, ihnen durchaus nicht zu trauen wäre. Sehr gut für Kinder ist, wenn man sie dergleichen Ursachen wegen zu strafen nötig hat, dass man ihnen begreiflich macht und ihnen sagt, dass der himmlische Vater, weil sie schlimm waren, ihnen kein Brot geschickt habe. Wenn sie aber wieder vollends brav würden und den himmlischen Vater um Brot bitten würden, so werde Er ihnen gleich wieder eines geben. Dadurch werden dergleichen Kinder auf Gott aufmerksam gemacht, und es wird sich ihrer jungen Seele stets tiefer einprägen, dass sie in allem von Gott abhängt, und dass Er der getreueste Vergelter ist für alles Gute und Schlechte. Sind solche Kinder aber dann recht ruhig und sittsam geworden, dann soll es aber auch nicht versäumt sein, ihnen recht begreiflich zu zeigen, wie der himmlische Vater eine recht große Freude an ihnen hat und ihnen tagtäglich am Morgen, Mittag und Abend zuruft: „Lasst diese lieben Kleinen zu Mir kommen!“ Wenn die Kinderchen so geleitet werden, dann wird es späterhin wenig Anstände mit ihnen haben; werden sie aber nicht also geleitet, so wird es schon etwas schwerer sein, sie in späterer Zeit auf den rechten Weg zu bringen, und es wird da das Sprichwort in Erfüllung gehen, laut dessen sich ein alter Baum nicht mehr beugen lässt, außer manchmal durch Blitz und Sturm, wobei aber ein solcher Baum selten ohne Schaden davonkommt.“ [Er.01_062,13-16]


8. Strenge bei Verstocktheit und Widerspenstigkeit

„Es sind daher die Menschen nur durch einen allerweisesten Unterricht vorerst zur wahren Erkenntnis ihrer selbst und des einig wahren Gottwesens zu führen, und das mit aller möglichen Güte, Geduld und größten Sanftmut; nur hartnäckig widerspenstige Charaktere, bei denen im Hintergrund ein in sich nahe ganz zweckloser böser Mutwille und eine wahrhaft teuflische Schadenfreude steckt, sind durch ein weltliches äußeres Strafgericht zu Paaren zu treiben, aber ja nicht so bald durch einen sie strafenden Wunderakt. Denn es muss dabei stets darauf die nie aus den Augen und Herzen zu lassende Rücksicht genommen werden, dass der zu Bestrafende auch ein Mensch ist, der ebenfalls zum rechten Gebrauch seines freien Willens geführt werden soll, und dass leichtlich ein arglistiger und rachgieriger Dämon sein Fleisch so und so beherrsche und so aus dem sonst vielleicht ganz harmlosen Menschen ein wahres Scheusal zeihe. Daher muss ein jeder übertriebene Eifer selbst in der besten Sache so lange hintangehalten werden, bis er jene bescheidene Reife erlangt hat, die alles mit einer ruhigen und liebevollen Überlegung und klugen Berechnung unaufhalt-sam und beharrlich ins Werk zu setzen trachtet mit den ihr zu Gebot stehenden Mitteln, und zwar mit steter Berücksichtigung jenes lebendigen Gegenstands in allen seinen Stadien und Verhältnissen, den sie zu behandeln hat.“ [GEJ.05_ 078,09-11]

„So ihr aber eure Kinder seht, wie sie öfters eure elterlichen Gebote nicht beachten und sich dann und wann auch recht stark an ihnen versündigen, würde es euch wohl anstehen, so ihr darum ein und das andere Kind gewisserart zum abschreckenden Beispiel martern und am Ende gar ans Kreuz hängen ließet?! Dies kann vielleicht einmal ein herrschsüchtigster Vater getan haben, doch viele Beispiele derart wird die Welthistorie nicht aufzuweisen haben. Ihr besseren Eltern aber werdet eure fehlenden Kindlein wohl wenigstens schein-ernstlich zurechtweisen und im dringendsten Fall sie auch mit der heilsamen Zuchtrute strafen. Werden sich die Kinder darauf bessern, so werdet ihr sicher eine große Freude daran haben, denn eine rechte Lust wird es für euch sein, eurer Kinder Seelen frisch und gesund vor euch zu sehen.“ [GEJ.04_038,08]


9. Die Zuchtrute muss mit Liebe, und darf nicht aus Zorn geführt werden

„Die Zuchtrute muss nicht in der Hand des Zorns, sondern in der Hand der wahren Liebe geführt werden!“ [GEJ.02_154,16]

„Werden hie und da ernstere Mittel vonnöten, so muss hinter ihnen nie etwa eine Strafsucht oder gar richterlicher Zorn stecken, sondern allzeit die allerhöchste und reinste, sich selbst nie berücksichtigende Liebe.“ [BM.01_050,13]

„Fühlst du Zorn in deinem Herzen über den die gerechte Strafe verdient habenden Sünder, dann lege die Zuchtrute aus der Hand, denn durch deinen Zorn wird sie nicht zum heilsamen Wegweiser sondern zur Schlange, die in die Wunde, die sie dem Wanderer durch ihren Biss verursachte, keinen heilsamen Balsam, sondern ein tödliches Gift haucht, das dem Verwundeten den Tod bringt.“ [GEJ.02_164,02]

„Zorn ist nichts anderes als eine Frucht der übermäßigen Selbstliebe, und diese hat ihre Wurzeln in der Herrschsucht, welche die Triebfeder zu allen Lastern ist und hat die dritte oder unterste Hölle zu ihrem Wohnsitz.“ [GS.02_106,18]

Ein Hauptmann: „Und so meine ich, dass ein gerechter Zorn oft den Menschen gegenüber heilsamer ist denn zu viel noch so reiner Liebe.“ Sage Ich: „O ja, aber das ist dann nicht Zorn im eigentlichsten Sinn, sondern nur ein besonderer Eifer der Liebe im Herzen, der eine heilsame Kraft innehat. Mit dem wirke auch Ich, wenn es irgend nottut. Hätte die Liebe solchen Eifer nicht, so wäre die Unendlichkeit noch bis jetzt völlig wesensleer, nur dem großen Eifer der Liebe Gottes verdankt alle Kreatur ihr Dasein. Und so war das, was dein Herz zur gerechten Züchtigung jenes mutwilligen Söldlings bestimmte, nicht Zorn und aus ihm hervorgehender Rachedurst, sondern ein besonderer Eifer deiner Liebe zu jenem Söldling, der dir ob seiner Tauglichkeit sehr am Herzen lag. Denn hättest du einen rechten Zorn über jenen Menschen bekommen, so hättest du ihn töten lassen, aber der Liebe Eifer zählte die nötigen Rutenhiebe, und du ließest ihn nur so lange stäupen, als du es berechnen mochtest, dass er solche Stäupung ertragen werde. Also magst du mit jenen Gemeinden nötigenfalls wohl auch vorgehen, aber der erste Versuch geschehe dennoch durch die reine Liebe und durch eine rechte Belehrung. Denn so die Menschen die Einsicht überkommen, dass man ihnen nur ihres Heiles willen scharfe Gesetze gibt und ein unerbittliches Richteramt dazustellt, so werden sie sich solches alles gefallen lassen; erscheinen aber die scharfen Gesetze nur als eine tyrannische Willkür des Machthabers, so bessern sie niemanden und machen am Ende noch die Engel der Gemeinde zu Teufeln, die nichts suchen werden, als wie sie sich rächen könnten an dem, der sie allzeit für nichts und wieder nichts plagt ohne Ende und ohne irgendeinen ersichtlichen Grund.“ [GEJ.02_155,03-06]

„Sieh, in Mir ist alle Macht und Gewalt über Himmel und Erden. Ich könnte sie alle mit einem Gedanken vernichten, und dennoch ertrage Ich sie mit aller Geduld bis zur rechten Zeit, da ihr Maß voll geworden. Auch Mich erzürnen die Menschen und machen durch ihre Unverbesserlichkeit Mein Herz traurig, aber Ich ertrage sie dennoch und züchtige sie stets mit der Liebe, auf dass sie sich bessern und eingehen möchten ins Reich des ewigen Lebens, dafür allein sie erschaffen worden sind. Willst du demnach ein rechter Richter sein, so musst du in allem Mir nachfolgen!“ [GEJ.02_164,05-06]

„Seht euch ein Kind an, das eine zu große Furcht etwa darum vor seinen Eltern hat, weil sie es seiner kindlichen Ungezogenheit wegen ein paar Mal abgestraft haben. Solch ein Kind wird dann seinen Eltern wohl gehorchen, aber nicht so sehr aus Liebe als vielmehr aus Furcht vor einer Strafe, die es zu gewärtigen hätte, so es sich wieder einmal gegen der Eltern Willen versündigte. Die Nähe der Eltern wird solch einem Kind mit der Zeit auch widrig, und es sucht sich aus solch einer für es unangenehmen Lage dadurch zu befreien, dass es das elterliche Haus verlässt und in der weiten Fremde sein Glück und seine Ruhe und Behaglichkeit sucht, und es kehrt von da unter Furcht und Zittern reuig erst dann zu den Eltern zurück, so es in der Fremde das Gegenteil von dem gefunden hat, was es zu finden wähnte. Dieselben Eltern aber haben noch ein Kind, das sie weniger fürchtet, aber dafür stets mehr und mehr liebt, sich aus einigen Zurechtweisungen wenig macht und seine Fehler demnach nicht aus der stets steigenden Furcht vor der Strenge der Eltern, sondern aus der eigenen stets wachsenden Liebe zu ihnen ablegt und ihren Willen tut. Was meint ihr wohl, welches der beiden Kinder der größere Liebling der Eltern sein wird?“ Sagte der Wortführer: „Offenbar das, welches weniger Furcht vor den Eltern, aber dafür mehr Liebe und kindliches Vertrauen zu ihnen hat.“ Sagte Ich: „Du hast da gut geurteilt und Mir eine rechte Antwort gebracht, seid aber darum auch ihr gleich dem Kind, das seine Eltern mehr liebt denn fürchtet, und liebt demnach Gott als den ewigen Vater aller Menschen mehr, als ihr Ihn als irgendeinen unerbittlichen Richter fürchtet, und ihr werdet dann auch vor Meiner Gegenwart bei euch keine solche Furcht und Scheu mehr haben, wie das bis jetzt bei euch der Fall war. Glaubt es Mir, dass Gott auch die sehr furchtsamen Kinder liebt, aber mit dem kindlich furchtlosen Zutrauen zu Ihm hat es da oft seine sehr krummen Wege, ohne welches Zutrauen aber eine Seele nie völlig gottähnlich und selbständig frei in Gott selig werden und auf den besagten krummen Wegen auch schwer dahin gelangen kann. Nur eine große Not kann solche Kinder auf den rechten Rückweg ins Haus der Liebe seiner Eltern bringen. Weil aber die Kinder durch die von oben kommenden Züchtigungen anstatt gebessert nur verschlimmert werden, so kommen diese auch nur selten und nur dann, wenn alle Liebeversuche an dem blinden Eigensinn der Menschen gescheitert sind, und Gott hat eben darum allzeit eine so große Geduld mit dem Übermut der Menschen, um sie durch ein beständiges Strafen Sich nicht noch mehr zu entfremden, als sie sich selbst von Ihm entfernen. Hat aber Gott einmal die Menschen mit der Zuchtrute in Seiner Hand heimsuchen müssen, so trägt Er ihnen dabei in der andern Hand, wennschon etwas verhüllt, auch Sein Herz entgegen, auf dass sie erkennen mögen, dass Gott der Vater auch mit der Zuchtrute in der Hand ihnen dennoch mit aller Liebe entgegenkommt, gleichwie das nun vor euren Augen der Fall ist.“ [GEJ.09_129,04-11]

„Sage Mir, ist je deines Leibes Vater so nachsichtig mit dir umgegangen wie Ich jetzt? Zeig Mir den Vater unter euch, der sich bei seinen Kindern nicht eifrigst der manchmal sehr scharfen Zuchtrute bedient hätte. Sieh, du kennst keinen, denn du selbst bist gar lange schon ein Vater und weißt gar wohl, wie du deine Kinder erzogen hast. Nun aber sag Mir, mit welcher Zuchtrute Ich nun zu euch gekommen bin. Wer ist schon erlegen unter Meinen Hieben? Sieh, mit nichts denn mit Meiner allerhöchsten, überwahrhaften Vaterliebe ziehe und lehre und befreie Ich euch, und ihr sagt bei euch in euren Herzen aber, Mir sei nicht zu trauen!“ [HGt.02_069,08-12]


10. Nicht misshandeln

„So ihr aber eure Kinder seht, wie sie öfters eure elterlichen Gebote nicht beachten und sich dann und wann auch recht stark an ihnen versündigen, würde es euch wohl anstehen, so ihr darum ein und das andere Kind gewisserart zum abschreckenden Beispiele martern und am Ende gar ans Kreuz hängen ließet? Dies kann vielleicht einmal ein herrschsüchtigster Vater getan haben, doch viele Beispiele derart wird die Welthistorie nicht aufzuweisen haben. Ihr besseren Eltern aber werdet eure fehlenden Kindlein wohl wenigstens scheinernstlich zurechtweisen und im dringendsten Falle sie auch mit der heilsamen Zuchtrute strafen. Werden sich die Kinder darauf bessern, so werdet ihr sicher eine große Freude daran haben, denn eine rechte Lust wird es für euch sein, eurer Kinder Seelen frisch und gesund vor euch zu sehen.“ [GEJ.04_038,08]

„Ihr Eltern aber macht nicht bitter die Gemüter eurer Kinder durch harte Worte und Misshandlungen, auf dass sie nicht scheu werden vor euch und möchten dann zu feigen Kriechern und Heuchlern werden, denn einen offenbaren Trotzkopf könnt ihr durch Liebe geschmeidig machen, aber ein Heuchler und Schmeichler ist unverbesserlich. [Lao.01_003,30-31]

„Oder gefällt es euch, so ihr irgend seht, dass die Eltern ihre Kinder so erziehen, dass diese in aller Ehrfurcht in einem fort vor ihnen, ihren Eltern nämlich, kriechen müssen?! Was wird aus solchen Kindern? Nichts als feige und am Ende dennoch selbst- und herrschsüchtige Kriecher, von denen kein Nebenmensch je etwas Gutes zu erwarten hat.“ [GEJ.08_205,05]


11. Wie soll man mit zornmütigen Kindern umgehen?

„Durch Zorn sänftet man Zorn nie, sondern nur durch die Liebe, Sanftmut und Geduld! […] so wir durch eine Handlung den, der durch die Sünde, die da ist eine rechte Krankheit der Seele, schon ohnehin geistig tot ist, noch mehr tot machen wollen, als er es ohnehin schon ist. Ein Kranker bedarf wohl des Arztes und der rechten Arznei, aber ihn darum strafen, weil er das Unglück hatte, krank geworden zu sein, das, lieber Freund, gehörte ins tiefste Skythien.“ [GEJ.01_078,09+12-13]

„Wird aber bei einem oder dem anderen trotz all der Vorsichten bemerkt, dass nicht selten Gemütsaufbrausungen vorhanden sind, da ist eine zweckmäßige Strafe nie zu versäumen, welche jedoch nicht so geschwind mit Schlägen sondern viel wirksamer und gedeihlicher mit zweckmäßigem Fasten bei der Hand sein sollte, denn nichts heilt den Zorn besser als der Hunger, und Hungernde sind am wenigsten zu einer Revolution aufgelegt, während, wenn sie satt sind, ihnen durchaus nicht zu trauen wäre. Sehr gut für Kinder ist, wenn man sie dergleichen Ursachen wegen zu strafen nötig hat, dass man ihnen begreiflich macht und ihnen sagt, dass der himmlische Vater weil sie schlimm waren, ihnen kein Brot geschickt habe. Wenn sie aber wieder vollends brav würden und den himmlischen Vater um Brot bitten würden, so werde Er ihnen gleich wieder eins geben. Dadurch werden dergleichen Kinder auf Gott aufmerksam gemacht, und es wird sich ihrer jungen Seele stets tiefer einprägen, dass sie in allem von Gott abhängt, und dass Er der getreueste Vergelter ist für alles Gute und Schlechte. Sind solche Kinder aber dann recht ruhig und sittsam geworden, dann soll es aber auch nicht versäumt sein, ihnen recht begreiflich zu zeigen, wie der himmlische Vater eine recht große Freude an ihnen hat und ihnen tagtäglich am Morgen, Mittag und Abend zuruft: „Lasst diese lieben Kleinen zu Mir kommen!“ Wenn die Kinderchen so geleitet werden, dann wird es späterhin wenig Anstände mit ihnen haben; werden sie aber nicht so geleitet, so wird es schon etwas schwerer sein, sie in späterer Zeit auf den rechten Weg zu bringen, und es wird da das Sprichwort in Erfüllung gehen, laut dessen sich ein alter Baum nicht mehr beugen lässt, außer manchmal durch Blitz und Sturm, wobei aber ein solcher Baum selten ohne Schaden davonkommt.“ [Er.01_062,13-16]

„Ein zorniges Mädchen soll fasten siebenmal so lange, als ihr Zorn gedauert hat, damit sie sanft werde wie eine Taube.“ [HiG.01_40.06.08,16]


12. Soll bei Schwerstverbrechern die Todesstrafe angewandt werden?

„Sagte nun der Schriftgelehrte: „Herr und Meister, ich sehe nun schon, dass Du allein höchst gut und wahrhaftig bist, und es ist schon am besten, sich so zu verhalten und so zu glauben und zu reden, wie Du nun alles das von unten bis oben gezeigt hast. Nur mit der Aufhebung der Todesstrafe kann ich mich noch nicht ganz zurechtfinden, denn wenn auf das Leben eines Menschen nicht wieder das Leben eines Mörders gesetzt wäre, so wäre ja gar bald kein Mensch mehr seines Lebens sicher. Nur die sichere Todesstrafe hält viele von den aller-größten Gräueltaten ab!“
Sagte Ich: „Ja, das ist wieder so deine Meinung, doch Meine Meinung ist da eine ganz andere. Ein Tiger gebiert den anderen, ebenso ein Löwe, ein Panther und eine Hyäne ihresgleichen. So irgendein roher, ganz tierisch verwahrloster Mensch, von seinen bestialischen Leidenschaften getrieben, einen Menschen erschlägt, so hätte der Erschlagene das eigentliche Recht, seinen Totschläger wieder zu erschlagen, ein Dritter aber, dem der Totschläger nie etwas zuleide getan hat, hat eigentlich gar kein Recht, sich an Stelle des Erschlagenen an dessen Mörder zu rächen. Doch da ein solcher Tiermensch auch für andere Menschen gefährlich werden kann, so kann auf ihn Jagd gemacht werden. Ist man seiner habhaft geworden, dann bringe man ihn entweder in ein gutes Gewahrsam, gebe ihm einen Unterricht und versuche, aus ihm einen Menschen zu machen. Ist das gelungen, so habt ihr aus einem Teufel einen Menschen gemacht, wofür ihr mehr des wahren Lebenslohns in euch zu erwarten haben werdet, als so ihr den Mörder getötet hättet. Das wäre sonach eines, das aller-bestens mit einem Mörder zu tun wäre. – Oder in einem anderen Fall, wenn der Mörder ein zu berüchtigter und ganz eingefleischter Teufel wäre, so macht auch Jagd auf ihn; und habt ihr ihn gefangen, so fragt ihn um den Grund, warum er solche Gräueltaten verübt habe, und ob er solche nicht bereue. Redet er die Wahrheit, so tut, wie Ich ehedem gesagt habe, leugnet er aber die Tat und gibt euch auf eure Reden kein gehöriges Wort, obwohl ihr überzeugt seid, dass er der Bösewicht ist, dann sorgt dafür, dass er fürderhin für die menschliche Gesellschaft unschädlich werde, doch nicht durch seinen Tod, sondern entweder durch ein stärkstes Gefängnis, durch die Blendung seiner Augen oder durch eine Verbannung in eine derartige ferne Gegend irgend am Meer, von wo für ihn keine Rückkunft mehr denkbar möglich ist.
Das ist so Mein Rat, wie ihr euch auch in solch einem Fall als Meine wahren Jünger zu benehmen haben sollt. Ihr könnt bessern und reinigen eure Gemeinde von Übeltätern, aber kein Gericht sollt ihr halten! Denn wer da richtet, der wird dereinst auch von Mir gerichtet werden. Wer aber nicht richtet, der wird auch von Mir nicht gerichtet werden. So ihr die Sünder an euch verflucht und verdammt, so werdet ihr dereinst von Mir dasselbe zu erwarten haben; so ihr aber wandelt nach Meiner Lehre, so werdet ihr auch nicht verdammt und verflucht werden. Ihr sollt zu euren Brüdern nicht einmal ,Raka‘ sagen, denn dadurch macht ihr euch schon eines Gerichts schuldig, weil ihr, so ihr das ernst meintet, über einen Bruder ein Urteil gefällt habt. Noch weniger sollt ihr zu einem wenn auch noch so blöden Bruder im Ernst sagen, da er ein Narr sei, denn seid ihr weiser als er, so seid ihr das aus Gottes Gnade. Seid ihr aber darob stolz geworden, und geschieht es, dass ihr euch des Blöden schämt, nicht mit ihm reden wollt und sagt: ,Wer kann mit einem Narren reden?‘, so rührt ein solches Urteil schon aus dem Keim der Hölle in euch her, und ihr macht euch des höllischen Feuers schuldig. Es ist aber nicht fein, wenn in Meinen wahren Jüngern auch nur Fünklein der Hölle durch solchen falschen Eifer angefacht werden, denn auch aus dem kleinsten Funken kann ein großer Brand entstehen. – In der Hölle ist der Hochmutsbrand am höchsten, und im Himmel leuchtet nur das Licht der höchsten Demut und Bescheidenheit, und das sanfte Feuer der Liebe erwärmt und belebt alles.“ [GEJ.06_244]

„Ich bin deshalb nicht für die Strafe mit dem Tod, weil diese weder für den Getöteten von irgendeinem Belang ist, und noch weniger irgendeiner Gerechtigkeit zum Schild und Nutzen dient, denn einen hast du getötet, und Tausende haben dir darum Rache geschworen. Aber einen Verbrecher unter eine allerschärfste Zuchtrute stellen und diese nicht ruhen lassen, bevor nicht eine gänzliche Besserung eingetreten ist, für das bin Ich aus der notwendigen göttlichen Ordnung ganz und gar sehr. Eine rechte Zuchtrute zu rechter Zeit völlig gerecht angewendet ist besser als Geld und reinstes Gold, denn durch die Zuchtrute wird die Seele von ihrer Materie mehr und mehr losgestäupt und wendet sich endlich zu ihrem Geist. Und hat solches die Zuchtrute bewirkt, so hat sie eine Seele vor dem Untergang und sonach den ganzen Menschen vor dem ewigen Tod gerettet. Darum soll ein jeglicher Richter nach der Ordnung Gottes auch den größten Verbrecher nicht mit dem Tod des Leibes, der zu nichts taugt, sondern allzeit mit der Rute strafen nach dem Maß des Verbrechens. Tut er das, so ist er ein Richter der Menschen zum Himmel, tut er aber das nicht, ein Richter zur Hölle, wofür er von Gott wahrlich ewig nie einen Lohn haben wird, sondern für das Reich er gerichtet hat die Menschen, von demselben Reich soll er auch den Lohn empfangen!“ [GEJ.02_001,07-08]

„Verflucht sei, wer da tötet seine Brüder, und verflucht der Richter, der seinen Bruder zum Tod verurteilt, und verflucht sei auch der, der ein Gesetz eigenmächtig gab und gibt, nach dem Menschen von Menschen ein Todesurteil überkommen dürfen! – Vor dem Schwert der Herren der Welt sind solche Gesetzgeber und Richter wohl geschützt, aber vor Meinem Gesetz, das ewig bleibt, und vor Meinem Schwert wird sie wohl niemand schützen können!
Mein Gesetz heißt: Liebe auch gegen die Feinde! – Ich untersagte jedes Gericht und verfluchte, die da fluchen, und verdammte, die da verdammen, und machte keine Ausnahme außer bei denen, die da ob ihrer zu niedrigen Bildungsstufe nicht wussten, was sie taten. – Diese Gesetze sind heute noch dieselben für Kaiser und Könige, wie für jeden anderen Menschen. Wer sich gegen dieselben versündigt, ist verdammt, weil er selbst aus eigener Macht verdammt hat. Und dieser Mein Urteilsspruch wird ewig währen und nimmer abgeändert werden, und so kannst du auch mit aller Ruhe deines Herzens stets auf Mich schauen und dir dabei denken, was dein Mir ergebenes Herz fühlt bei all diesen Gräueln, das fühlt auch das Meine. Und darum wird auch ehestens ein schwerstes Gericht über diese Herrscher und alle ihre herzlosesten Richter und Willensvollstrecker aus allen Sternen darnieder stürzen!“ [HiG.03_49.10.13,04-06]


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