Jakob Lorber Über die Führung der Menschen - Der Prophet Jakob Lorber

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Über die Führung der Menschen
und die Zulassung des Aberglaubens


„Mich als den Schöpfer fordert Meine Liebe, Meine Weisheit und Ordnung auf, Mich Meinen Geschöpfen gegenüber stets so zu verhalten, wie es für sie zu jeder Zeit am allernotwendigsten ist.
Vom ersten Menschen dieser Erde bis zu dieser Stunde sind die Menschen nie auch nur ein Jahr lang gänzlich ohne alle Offenbarung, von Mir ausgehend, geblieben, aber stets so, dass ihr völlig freier Wille keine Nötigung zu erleiden hatte, weil der Mensch ohnedem kein Mensch, sondern nur eine Maschine Meines Willens wäre. Es ward darum dem Menschen aber auch der Verstand gegeben als ein gutes Licht, um mit demselben Gott und Seinen Willen zu suchen, was denn auch zu allen Zeiten gar viele Menschen getan und beim rechten Ernst auch das gefunden haben, was sie suchten.
Dass Sich aber Gott nicht so bald und so leicht finden lässt, wie es so gar manche Menschen eben gern hätten, das hat seinen höchst weisen Grund darin: Würden die Menschen mit leichter Mühe das finden, was sie suchen, so hätte das Gefundene bald keinen Wert mehr für sie, und sie gäben sich wenig Mühe mehr, noch weiter zu suchen und zu forschen; sie begäben sich in die Trägheit, und der von ihnen gar so leicht und bald gefundene geistige Schatz würde ihnen noch weniger nützen, als so sie ihn ängstlich gleichfort suchen müssen und in dieser Welt doch nur selten und schwer völlig finden. Darum geschehen große Offenbarungen selten, damit die Menschen, in ihrer Seelennacht geängstigt, selbst Hand ans Werk legen müssen und mit allem Eifer suchen die ewige Wahrheit und so Mich.
Dass die Menschen in dieser Welt während ihres Suchens gar oft auf allerlei Abwege und auch in allerlei Bedrängnisse geraten, ist wohl ein diesirdisches Übel; aber dies entsteht nicht etwa aus dem tätigen Ernst des Suchens, sondern aus der leidigen Trägheit im Suchen, die eine Frucht der übertriebenen Welt- und Eigenliebe ist, vermöge der sich die Menschen das Streben nach dem Reich des Geistes so bequem als möglich machen möchten. Wenn das andere, noch trägere Menschen merken, so sagen sie dann bald und leicht zu den lau Suchenden: ,Ei, was gebt ihr euch doch noch für Mühe, das zu suchen, was wir schon lange in größter Klarheit gefunden haben! So ihr uns glauben und dienen und statt eures fruchtlosen Selbstsuchens und Forschens kleine Opfer bringen wollt, so werden wir euch alles treu verkünden, was wir leicht und bald gefunden haben!‘ Nun, den trägen und Mühe scheuenden Suchern ist solch ein Antrag willkommen, sie nehmen ihn an und glauben, was ihnen jene unter Mithilfe von allerlei falschen Wundern und Zeichen, die die noch Trägeren im Suchen der Wahrheit erfunden haben und zum Besten ihres diesirdischen Wohllebens vor den Blinden mit allerlei Zeremonie darstellen, mit ernster Miene sagen. Auf diese Art entstehen dann die vielen Gattungen des Aberglaubens, Lügen, Betrug und völlige Lieblosigkeit und mit ihr alles Unheil auf der Erde unter den Menschen.
Ihr fragt nun freilich in euch, warum Ich so etwas zulasse. Und Ich sage es euch: Aus dem Grund lasse Ich so etwas zu, weil es für die Menschenseele, die zum ernsten Suchen zu träg, besser ist, dass sie doch etwas glaube und durch den Glauben sich in eine Ordnung füge, als so sie völlig erstürbe in ihrer Trägheit und Arbeitsscheu. Geht die Sache des Betrugs und der Bedrückung einmal zu weit, dann zwingt zuerst die Not die Leichtgläubigen zum weiteren Selbstforschen nach der Wahrheit. Sie merken den Betrug, verlassen ihre Trägheit und fangen an, ernstlich selbst zu forschen und scheuen den Kampf nicht, und es geht daraus bald allerlei Licht hervor. Und zweitens ist darauf eine an solche lang betrogene und darum eifrige Sucher von Mir neu erteilte Offenbarung eine ihnen ums unaussprechliche willkommenere und für die Vertreibung des alten Aberglaubens auch wirksamere.
Da habt ihr nun von Mir aus eine ganz klare Beleuchtung dahin, warum Ich auf dieser Erde unter Menschen so manches nach ihrem freiesten Willen zulasse, was vor dem Richterstuhl der Menschen eben nicht als ganz gut und weise erscheint, aber im Grund des Grundes doch höchst gut und weise ist.“

[GEJ.09_019,05-12]

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