Jakob Lorber - Johannes der Täufer - Der Prophet Jakob Lorber

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Johannes der Täufer


1. Zur Person

1.1. Herkunft

1.1.1. Frucht einer himmlischen Zeugung

„Dem Abraham ist ein rechter Nachkomme erweckt worden geistig ohne sinnlichen Beischlaf, desgleichen ward Johannes gezeugt, die Maria, und in der Urzeit geschahen solche Zeugungen häufig, und so manche Propheten wurden auf diese Art gezeugt.“ [Himmelsgaben Bd.3, Wort v. 29.05.1847, V.1]  


1.1.2. Erziehung aus dem Himmel

„Meines Leibes Mutter wie auch Mein Nährvater Joseph, dann auch der alte Simeon, die Anna, der Zacharias, sein Weib Elisabeth und sein Sohn Johannes und noch etliche sind von den Engeln aus den Himmeln erzogen worden, und das unmittelbar; aber die Benannten sind von ihren Alten (Eltern) auch in der größten Sitten- und Seelenreinheit von der Wiege an erzogen worden […].“ [Großes Evangelium Johannes Bd.8, Kap.68, V.12]


1.1.3. Der Geist Elias vormals Sehels ist in ihm

„[…] dieser Johannes [ist eben] der Elias, der zukünftig, das heißt vor dem Messias, noch einmal kommen sollte! (Matth.11,14) Er ist denn auch gekommen und hat vor Mir geweissagt und hat vorbereitet Meine Wege, wie ihr es selbst erfahren habt.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.144, V.18]

„Als Ich diese Rede beendet hatte, da erst ersahen die drei, dass Johannes der Täufer eigentlich der Elias war. (Matth.17,13) Als wir aber noch so fortgingen ins Tal hinab, da fragte Mich abermals Petrus und sagte: „Herr, aber es ist doch etwas Sonderbares mit dem Elias! Er war also vollernstlich schon dreimal auf dieser Erde und allzeit – sage – im Fleisch? – Die ersten zwei Mal als Sehel und später als Elias, ist er nicht gestorben, sondern nur gleich mit dem höchst sicher ganz verklärten Leib in die Himmel aufgefahren, obwohl er ebenso wie das letzte Mal aus einem Weib ist zur Welt geboren worden.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.5, Kap.237, V.6-8]

Zwei Pharisäer: „Herr, wenn Du es schon einmal so willst, so lass uns Moses und Elias sehen; denn die beiden waren wohl sicher Deine größten Propheten!“ Sagte Ich: „Allerdings! Weil ihr sie gewählt habt, so will Ich denn auch, dass sie kommen!“ Als Ich das ausgesprochen hatte, da fuhr es aus der reinen Luft wie ein starker Blitz, und die beiden Zeugen standen mit sehr ernster Miene vor den Pharisäern, verneigten sich auch tiefst vor Mir, und Moses zeigte unter sehr feurigen Blicken mit der rechten Hand auf Elias hin und sagte mit einer donnerähnlichen Stimme: „Kennt ihr den?“ – Da erschraken die beiden Pharisäer gewaltig und konnten Moses vor Angst nicht antworten; denn sie erkannten in Elias nur zu bald Johannes den Täufer, zu dessen Gefangennahme und Enthauptung sie selbst das meiste beigetragen hatten. Elias aber sagte: „Da euch die scharfe Axt an die Wurzel gelegt ist, so erkennt ihr erst, dass euer Gericht vor der Tür ist. Es war für euch die höchste Zeit, dass ihr euch bekehrt habt, und da der Herr, der Allmächtige, euch Selbst gnädig ward, so vergebe auch ich euch den an mir begangenen Frevel. Aber tausendfaches Wehe denen, die ihre argen Hände auch an den Leib des Herrn legen werden! Das Gericht und der Fluch ist ihnen schon an die Stirn gezeichnet.“ Hierauf fasste der eine Pharisäer etwas mehr Mut und sagte mit bebender Stimme: „O großer Prophet, wer hätte es denn je geahnt, dass in dir der Geist des Elias verborgen war?!“ Sagte Elias: „Steht es denn nicht geschrieben, dass Elias zuvor kommen werde und bereiten die Wege des Herrn? Habt ihr denn nicht gelesen: ,Sieh, eine Stimme des Rufenden in der Wüste – bereitet dem Herrn die Wege! – Sieh! – Ich sende Meinen Engel vor Dir her, dass er ebne Deine Fußstapfen!‘ So ihr aber das wusstet, warum glaubtet ihr nicht? Warum verfolgtet ihr mich, und warum verfolgtet ihr bis jetzt auch den Herrn?“ Sagte voll Angst der Pharisäer: „O du großer Prophet, habe Geduld mit unserer großen Blindheit; denn nur diese ist die Hauptschuld an all dem von uns und durch uns verübten Bösen!“ Sagte Elias: „Was euch der Herr vergeben hat, das werde euch auch von uns vergeben! Aber hütet euch sehr, dass euch nicht abermals eine neue Versuchung blende; denn aus einem neuen Abgrund würdet ihr schwerlich je wieder zum Licht erstehen!“ Hierauf verschwanden die beiden Propheten wieder, und die Pharisäer wandten sich bittend an Mich, dass Ich kein ähnliches Zeichen mehr wirken solle; denn es habe sie das schon in eine zu große Angst und Furcht versetzt.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.7, Kap.163, V.2-12]

Jesus zu Elias, der als Geist erscheint: „Du warst in jüngster Zeit doch auch mit Mir auf der Erde, – hat dir des Herodes Werk an deinem Fleisch wohlgetan?“ Sagte Elias: „Auf Erden nicht, aber umso wohler hier, und ich möchte trotz aller der größten Seligkeit, die nun für ewig mein Teil ist, Dir zulieb noch hundertmal den Fleischesweg durchwandeln, so elend und dornig er auch ist!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.5, Kap.235, V.6-7]

„Ich aber redete mit den beiden Propheten [Elias und Moses] und sagte zu Elias: „Am Ende der Zeiten dieser Erde wirst du wohl noch einmal im Fleisch zu den Menschen der Erde gesandt werden, aber nicht mehr mit verdeckter innerer Geistessehe, sondern so und noch heller denn die beiden früheren Male unter den Namen ,Sehel‘  und später ,Elias‘, und der Bruder Moisez (Moses) wird dich geleiten, aber pur im Geist; denn sein Fleisch bleibt bis ans Ende der Zeit ein Eigentum der Erde. Aber dann wird alles Fleisch dieser Erde ins Geistige umgewandelt werden; du wirst dessen aber nimmer bedürfen, indem Ich dir ohnehin einen neuen Leib gab für ewig. Wache Mir aber wohl über die Kinder Israels, bis Ich heimkehren werde in Kürze, so Mein größtes Werk vollendet sein wird! Alsdann auch werde Ich dir geben einen festen Stuhl in Meinem neuen Reich. Denn sieh, es ist nun die Zeit da, die Ich dir dereinst auf Erden gezeigt habe, da Ich alles neu schaffe: zuerst Meine Geisterwelten, und später einmal wird dasselbe auch mit der Materie geschehen, bis sie den rechten Grad der Vollgärung erlangt haben wird!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.5, Kap.235, V.9-10]


1.1.4. Inkarnation des Erzengels Michael

„Johannes ist mehr denn ein Prophet! (Matth.11,9) Denn dieser ist es, von dem es geschrieben steht: ,Sieh, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll!‘ (Matth.11,10)“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.144, V.14]

Der Oberpriester im Tempel: „Steht es aber nicht auch geschrieben: ,Sieh, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, damit er bereite die Wege dem Herrn und ebne seine Fußstapfen!‘, und es werde zuvor Elias kommen und die Menschen wohl vorbereiten auf die große Ankunft des Messias?! Ist das bei dir nun der Fall? Wo ist der Engel des Herrn und wo Elias?“ Sagte Ich: „Für Menschen eures Schlages, die vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, ist freilich weder der Engel des Herrn noch sein Prophet Elias dagewesen; doch für die Sehenden ist das alles schon vor zwölf Jahren geschehen! Ihr aber habt weder den Engel, der mit Zacharias redete, noch dessen wunderbar gezeugten Sohn gesehen und erkannt, denn was bei euch nicht mit Feuer, Blitz und Donnergekrach geschieht, das merkt ihr nicht!“ [Drei Tage im Tempel, Kap.15, V.7-8]

„Dieser Mann hieß Johannes, der am Jordan die Buße predigte und die Bekehrten mit dem Wasser taufte. In diesem Mann wohnte der Geist des Propheten Elias, und dieser war eben derselbe Engelsgeist, der den Luzifer im Urbeginn besiegte und später auf dem bekannten Berg um den Leichnam Mosis mit eben dem Luzifer rang (also Michael).“ [Großes Evangelium Johannes, Bd.1, Kap.2, V.1; Joh.1,6]

„Zuerst berief Ich im Geist den Michael, der wie ein hellster Blitz vom sichtbaren Himmel zur Erde herabfuhr, dass darob alle gar mächtig erschraken. Michael aber stand in aller Majestät vor Mir, leuchtend mehr denn die Sonne, und es konnte außer Mir niemand seinen Lichtglanz ertragen. Ich aber sagte zu ihm: „Johannes, umschatte dich, auf dass dich Meine Freunde anschauen, erkennen und sprechen mögen!“ [Großes Evangelium Johannes,Bd.9, Kap.119, V.4-5]

„Mit dem stellten sich die Templer zufrieden, und wir setzten uns in guter Ordnung an den Tisch, und nun so, dass Gabriel-Jared an der Seite Marias, Michael-Johannes in der Mitte seiner Jünger und Raphael-Henoch in der Mitte der vier Indojuden zu sitzen kamen.“ [Großes Evangelium Johannes, Bd.9, Kap.120, V.6]


1.2. Wegbereiter sein

„Es ward aber ein Mann von Gott gesandt, der hieß Johannes.“ (Joh.1,6). „Dieser kam als ein alter und neuer Zeuge von oben, das heißt vom Urlicht als Licht, auf dass er zeugte vom Urlicht, vom Ursein Gottes, Das nun Selbst das Fleisch annahm und in vollgleicher Menschenform als Selbst Mensch zu Seinen Menschen, die aus Ihm sind, kam, um sie in ihrer Nacht neu zu erleuchten und sie sogestaltig Seinem Urlicht wieder zurückzugeben.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.2, V.1-2; Joh.1,6-7]

„Dieser Mann war freilich wohl das eigentliche Urlicht nicht Selbst, sondern gleich allen Wesen nur ein Teillicht aus dem Urlicht. Aber ihm ward es so gegeben, im Verband mit dem Urlicht zu verbleiben durch seine überwiegende Demut. Da er aber so im steten Verband mit dem Urlicht sich befand und Dieses wohl unterschied von seinem Licht – da er wohl auch aus dem Urlicht hervorgegangen ist, aber dennoch nicht das Urlicht, sondern nur ein Ablicht Desselben war, auf dass er Dasselbe erkennte und Demselben ein rechtes Zeugnis gäbe –, so gab er denn auch ein vollgültiges Zeugnis dem Urlicht und erweckte dadurch so viel des rechten Lichts in den Herzen der Menschen, dass diese dann, wenn schon anfangs nur sehr schwach, aber mit der Zeit doch stets stärker und heller erkennen konnten, dass das Urlicht, Das nun im Fleisch eingehüllt, dennoch Dasselbe ist, Dem alle Wesen und Menschen ihr selbständiges Dasein verdanken und es als selbständig für ewig behalten können, so sie es wollen.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.2, V.3-4; Joh.1,8]

„Nach einer Weile, als der Wein die Jünger Johannis etwas gesprächiger und mutiger gemacht hatte, erhob sich einer aus ihrer Mitte und wollte von Mir Selbst den Grund erfahren, warum sie als Jünger Johannis so viel und streng fasten müssten, und warum Ich und Meine Jünger nicht, und fragte Mich also: „Herr und Meister! Warum fasten denn wir wie auch die Pharisäer so viel, und Deine Jünger fasten nicht?“ Und Ich sagte zu ihm: „Freund, du warst bei Johannes, als man ihm von Mir die Nachricht hinterbrachte, dass Ich die Menschen taufte, und dass Mir viele nachfolgten! Sage es laut vor allen hier: was antwortete Johannes?“ Sagt der Jünger Johannis: „Da sprach und antwortete Johannes: ,Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Ihr seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern nur vor Ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme! Solche meine Freude ist nun erfüllt! Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen! Der von oben herabkommt, ist über alle; wer aber von dieser Erde ist, der ist nur von dieser Erde und redet von nichts denn von dieser Erde. Nur Der vom Himmel kommt, ist über alle!‘ Und Johannes hielt da inne und zählte auf, was er alles gesehen hatte, und wie er von Ihm gezeugt habe, bedauerte aber am Ende tief seufzend, wie sein Zeugnis, das doch so wahr sei, doch niemand annehmen wolle! Wer es aber dennoch annehme, der versiegle in sich die große Wahrhaftigkeit Gottes aus Furcht vor der Welt. So er es auch wisse, dass Der, Den ohne allen Zweifel nur Gott allein gesandt hatte, auch nur das reine Wort Gottes redet, so getraue er sich das doch nicht vor der Welt zu bekennen, weil er die Feindin Gottes, die arge Welt, mehr fürchte denn Gott, seines elenden Leibes wegen, der auch Welt ist und der Welt huldigt! Was nütze es aber, zu kennen in sich das rechte Maß Gottes, so man am Maß der Welt klebt?! Gott aber gebe niemandem Seinen Geist nach dem Maße der Welt, und so seien die verworfen, die den Geist Gottes wohl erkannt haben, aber dennoch am Maß der Welt kleben und haben das ewige Leben nicht in sich! ,Nur‘, sagt Johannes weiter, ,wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben in sich; denn der Sohn Selbst ist das Leben des Vaters! Wer aber an den Sohn nicht glaubt, der hat auch das ewige Leben nicht, und der alte Zorn Gottes bleibt über ihm!‘ Sieh, das hat Johannes damals geredet; aber bis zur Stunde hatte von uns keiner den Sinn solcher seiner Rede fassen können in der Fülle! Soviel fassten wir wohl, dass er Dich gemeint hat; aber wie solches alles zusammenhängt, wie hätten wir das fassen und in aller Fülle verstehen sollen?!“ Sage Ich: „Nun, so ihr solches von Johannes vernommen habt über Mich, da müsst ihr doch wissen, dass Ich der Bräutigam bin, den Johannes gemeint hat! Bin Ich aber derselbige Bräutigam, so werden diese hier doch Meine Hochzeitsgäste sein!?“ Sagt der Jünger Johannis: „Wo ist denn hernach die schöne himmlische Braut? Wie bist Du denn ein Bräutigam ohne Braut?!“ Sage Ich: „Diese Meine Hochzeitsgäste sind in einem auch Meine Braut. Denn die Mein Wort hören, dasselbe in ihrem Herzen bewahren und danach tun, sind wahrhaft Meine Braut, wie sie auch Meine Hochzeitsgäste sind! Wie können und sollen aber die Hochzeitsgäste ein Leid tragen unter sich, solange der Bräutigam bei ihnen ist?! Wann aber die Zeit kommen wird, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird, alsdann werden sie auch fasten!“ (Matth.9,15) Darob verwundern sich die Jünger Johannis sehr und sind darob etwas ärgerlich; denn sie meinten, weil Ich diese Worte mit einer etwas lächelnden Miene zu ihnen geredet habe, dass Ich sie gestichelt hätte. Und der eine Jünger Johannis sagte dann auch, etwas stichlich sein wollend: „Merk-würdig! Aus Johannes redete Gottes Geist, und aus Dir sollte auch derselbe Geist um so mehr reden, weil Dir das Zeugnis Johannis gälte! Aber es ist sonderbar, dass derselbe göttliche Geist durch Moses, all die Propheten und endlich durch Johannes stets gleich ein strenges Büßerleben den armseligen Menschen dieser Erde verkündete und dessen strengste Haltung und Beachtung forderte; Du aber scheinst wenigstens tatsächlich ganz das Gegenteil von all dem zu sein und zu lehren! Wer nach Moses nur das Haus eines Sünders betrat, ward unrein und musste sich reinigen; wer am Sabbat eine Magd berührte oder an einem anderen Tag ein Weib, das ihre Zeit hatte, musste sich reinigen lassen und dergleichen noch viel Strengeres mehr! Du aber scheinst samt Deinen Jüngern den Sabbat wie das Reinhalten der Person gar nicht mehr zu berück-sichtigen! Wie ist dann Deine Lehre eine göttliche, wie sie war aus dem Mund der Propheten?!“ Sage Ich: „Meine Lehre ist wie ein neues Gewand; eure aber ist das alte, voll Risse und Schäden, darum ihr denn auch heute als am Sabbat trotz Moses und Johannes recht wohl habt Fische fangen können! Meine Lehre ist sonach eine neue, und man kann von ihr nicht ein Stück nehmen und euer altes, rissevolles Gewand damit ausstopfen. Und täte man das, so würde man damit noch größere Risse zuwege bringen, als sie früher waren; denn der neue Lappen reißt doch wieder vom alten, morschen Kleid und macht den Schaden größer. (Matth.9,16) Also ist Meine Lehre auch wie ein neuer Most, den man nicht in alte Schläuche gibt, auf dass sie zerrissen werden und der Most verschüttet wird; sondern man gibt den Most in neue, feste Schläuche, und so werden erhalten beide, Most und Schlauch. (Matth.9,17)“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.123, V.2-11+ Kap.124, V.1-2]


1.3. Johannes‘  Zeugnis über sich und Jesus

Johannes „bekannte, dass er bloß nur ein Rufer in der Wüste sei und bereite – nach Jesajas' Vorhersage – dem Herrn den Weg!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.4-5; Joh.1,23]

„Es bleibt hier nur noch die Frage übrig, warum sich Johannes nicht als Elias oder als ein Prophet bekannte, da er sowohl das eine wie sicher auch das andere nach Meinem höchst eigenen Zeugnis war, denn Ich Selbst habe es ja bei einer wohl schicklichen Gelegenheit den Aposteln wie auch anderen Anhörern Meiner Lehre geradeheraus gesagt: Johannes war der Elias, der vor Mir kommen sollte, so ihr es annehmen wollt. Der Grund solch einer Negation liegt darin, dass Johannes sich hier nur nach der tätigen neuen Bestimmung und nicht nach der alten, so seinem Geist im Elias gegeben ward zu seiner Erdzeit, benennt. Elias musste strafen und zerstören den Moloch; Johannes aber rufen zur rechten Buße, erteilen der Sünde Vergebung durch die Wassertaufe und so Mir den Weg bereiten. Und nach solcher Tätigkeit gab er sich denn auch nur als das aus, was er nun der Tat nach war.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.8-9]  

„Da er [Johannes] aber dennoch taufte, was sonst nur den Priestern und den erwiesen dazu berufenen Propheten gestattet war, so fragten ihn die von den eifersüchtigen Pharisäern abgesandten Priester und Leviten, warum er denn hernach die Menschen taufe, da er weder das eine [Christus] noch das andere [Elias oder ein anderer Prophet] sei. Johannes aber sagte: „Ich taufe nur mit Wasser, das heißt, ich wasche nur und bin ein Wäscher unrein gewordener Herzen zum würdigen Empfang des Einen, Der gewisserart schon lange in eurer Mitte sich aufhält, Den ihr aber eurer Blindheit wegen nicht erkennt!“ Hier werden auch alle jene Mich, den Herrn, äußerlich wo Suchenden durch diese Forscher dargestellt, die Länder und Meere durchziehen und da alle Weisen fragen: „Wo ist Christus, wann und wo kommt Er?“ – Den wahren, Der inmitten ihrer Herzen eine Wohnstätte für Sich erbaute, und Der nur da zu finden ist, Den suchen sie nicht, wenigstens dort nicht, wo Er einzig und allein zu suchen und zu finden ist!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.10-12; Joh.1,24-26]  

Johannes „zeugte ihnen des nächsten Tages darauf, als diese Forscher noch zu Bethabara sich aufhielten und allda Erkundigungen machten, was alles dieser Johannes tue und worin hauptsächlich seine Predigten beständen, noch einmal von Mir, und zwar gerade bei der bekannten Gelegenheit, als Ich aus der Wüste zu ihm komme und von ihm verlange, dass er Mich taufe mit dem Wasser des Stromes. Schon als Ich Mich ihm nähere, macht er den Führer dieser Forscher, der über die Nacht das, was er von Johannes tags vorher vernommen hatte, in eine beachtenswerte Erwägung zog, auf Mich aufmerksam und sagt: „Sieh', Der dorther Kommende ist das Gottes-Lamm, Das alle Schwäche der Menschen auf Seine Schultern gelegt hat, auf dass die Menschen, die Ihn aufnehmen werden, ein neues Leben aus Ihm nehmen und in sich die Macht haben werden, aus solchem neuen Leben Gottes Kinder zu heißen; denn weder im Sturm noch im Feuer kommt Jehova, sondern im sanftesten Wehen nur kommt er.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.21-22; Joh.1,29]

„Johannes wiederholt hier noch einmal das, was er schon tags vorher zu den Forschern über Mich ausgesagt hatte, und zeugt einerseits von Mir, dass Ich gleichsam als ein Spiegel wahrer und notwendiger Demut des Menschen zu den Menschen komme und in solcher Demut zeuge, dass Ich den Menschen in ihrer Schwäche zu Hilfe komme, nicht aber in ihrer vermeintlichen Stärke, die sie freilich wohl nimmer besitzen; andererseits aber zeugt Johannes auch, dass das von ihm so benannte Gotteslamm dennoch Der ist, Der vor allem Sein war; denn der Ausdruck „Er war eher denn ich“ besagt so viel als: Johannes – seinen hohen Geist auf einen Moment in sich selbst erkennend – gibt dies den Forschern so zu verstehen, dass, obschon auch in ihm der gleiche Urgeist wohne einer und derselben Art und Beschaffenheit, er aber dennoch nur aus dem Grundurgeist, Der allein in diesem Lamm wohne, nicht aus eigener Macht, sondern aus der alleinigen Macht dieses Urgrundgeistes in ein freies und völlig selbständiges Dasein hinausgestellt wurde; mit solcher Hinausstellung, da sie eine wirkliche Werktat des Urgrundgeistes ist, beginne dann auch eine erste Zeitperiode, vor welcher nichts war in der ganzen Unendlichkeit denn allein der Urgrundgeist Jehova, und zwar ganz also und Derselbe, als Der Er nun in diesem Gotteslamm vor ihnen sichtbar Sich befinde und von ihm (Johannes) getauft zu werden wünsche.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.23: Joh.1,30]

„Natürlich fragten die Forscher darauf Johannes: „Seit wann kennst denn du diesen merkwürdigen Mann schon, und wie überkamst du das, was du nun von Ihm aussagst?“ – Hier antwortete Johannes ganz naturgemäß, dass auch er als Mensch Ihn früher nicht gekannt habe, sondern Sein Geist habe ihm solches geoffenbart und ihn auch getrieben, die Menschen auf Diesen vorzubereiten und sie zu waschen von ihren groben Sündenflecken mit dem Wasser des Jordans. Johannes gibt hier kund, dass auch er Mich zum ersten Mal sieht leibhaftig vor ihm, und dass Mein Geist in ihm ihm solches geoffenbart hat. Die Forscher sahen sich natürlich diesen Mann wohl an und beobachteten Ihn während der kurz dauernden Handlung der Wassertaufe, die an Mir zu begehen sich Johannes anfangs weigerte, und zwar mit dem wichtigen Bemerken: Ich solle wohl füglicher ihn taufen, denn er Mich; aber auf Mein ausdrückliches Begehren, dass es so geschehen müsse, gab er nach und taufte Mich dennoch, sah aber, was Ich Selbst ihm durch Meinen Geist in seinem Geist geoffenbart hatte, da Ich ihn nach Bethabara trieb, wie Gottes, das heißt Mein ewig ureigenster Geist Sich in der Erscheinlichkeit eines lichten Wölkchens, und zwar in der Art, wie eine Taube sich herablässt, aus den lichtvollen Himmeln über Mich herabließ und so blieb über Meinem Haupt. Und dazu vernahm er zugleich die bekannten Worte: „Dies ist Mein geliebter Sohn, oder dies ist Mein Licht, Mein eigenes Urgrundsein, an Dem Ich als die urewige wesenhafte Liebe Mein Wohlgefallen habe, Diesen sollt ihr hören!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.6, V.1-3; Joh.1,31-32]

„Nun eben am Fluss Jordan, da Johannes die allerstrengsten Werke der Buße predigte, musste auch Er [Jesus] Sich hinbegeben, gleich also, als wäre Er einer unter den vielen Sündern. Und so hat Jesus als der ewig reinste Gottmensch gewisserart Sich Selbst also gedemütigt, dass Er daselbst unter die Scharen der Sünder trat und Sich ihnen gleich die Taufe der Buße geben ließ. Was geschieht aber nun bei dieser Seiner ersten größten Demütigung? Der Geist Gottes kommt sichtbar über Ihn, das heißt, die Liebe Gottes des ewigen Vaters nimmt nun volle Wohnung im Menschen Jesus und spricht Sich auch eben bei dieser Handlung jedermann vernehmlich aus, indem Sie von Oben die Worte zu jedermanns Ohren sendet: „Dieser Mensch Jesus ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich ein Wohlgefallen habe“ – das heißt: mit welchem Ich Mich jetzt auf ewig unzertrennlich in Eins verbinde. Diesem Menschen Jesus sollt ihr von nun an folgen und hören Sein Wort!“ [Himmelsgaben Bd.3, Wort v. 20.02.1842, V.7-8]

Johannes: „Wer sonach den Sohn annimmt und an Ihn glaubt, der hat das ewige Leben schon in sich; denn so wie Gott Selbst in jedem Wort Sein eigenes vollkommenstes ewiges Leben ist, also ist Er es auch in jedem Menschen, der Sein lebensvollstes Wort in sich aufnimmt und dasselbe behält. Wer aber dann im Gegenfall das Gotteswort aus dem Mund des Sohnes nicht annimmt, also dem Sohn nicht glaubt, der wird und kann auch das Leben nicht überkommen, noch sehen und fühlen in sich, und der Zorn Gottes, welcher ist das Gericht der Dinge, die kein Leben haben außer das des ewig unwandelbaren Mußgesetzes, wird bleiben über ihm so lange, als er an den Sohn nicht glauben wird. Ich, Johannes, habe nun solches zu euch geredet und gab euch allen ein vollgültiges Zeugnis. Ich habe euch gereinigt vom Schmutz der Erde durch meine eigenen Hände. Geht nun hin, nehmt Sein Wort an, auf dass euch die Taufe Seines Geistes zuteilwerde; denn ohne sie ist alle meine Mühe mit euch ohne Nutz und Wert! Ich möchte aber wohl auch selbst hinziehen zu Ihm! Aber Er will es nicht und offenbart es mir durch meinen Geist, dass ich bleiben soll, da ich das schon im Geist empfangen habe, das euch noch mangelt.“ Dies ist das letzte und größte Zeugnis des Johannes über Mich und bedarf keiner weiteren Erklärung, da es sich in und aus sich selbst erklärt.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.24, V.15-17; Joh.3,36]

Nathanael: „[…] es war schwer, den Prediger zu sprechen, und wann er sprach, so waren rau seine Worte, und er schonte niemanden, ob Pharisäer, Priester oder Levite; alles musste bei ihm auf Leben oder Tod über das scharfe Schwert seiner Zunge springen! Als aber Der kam, Der nun ist ein Herr unter uns, da sank Johannes zu einem Lamm der Lämmer herab und redete also zart, wie da singt eine Lerche ihr Frühlingsliedchen! Kurz, meine Familie glaubte meiner Erzählung kaum; denn sie kannte nur zu gut die Art, wie Johannes sonst zu reden pflegte.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.51, V.11-12]


1.4. Die Bedeutung der Taufhandlung

„Nach der Beschneidung kam auf eine Zeit die Wassertaufe des Johannes, die von seinen Jüngern fortgesetzt wird. Diese Taufe ist an sich selbst aber auch nichts, so ihr die geforderte Buße nicht entweder schon vorangeht oder doch ganz sicher nachfolgt. Wer sich darum im ernsten Besserungsvorsatz mit dem Wasser taufen lässt, begeht dadurch keinen Fehler; aber nur soll er nicht glauben, dass da das Wasser reinige sein Herz und stärke seine Seele. Dies bewirkt nur der eigene, ganz freie Wille; das Wasser bewirkt nur ein Zeichen und zeigt durch dasselbe an, dass der Wille, als des Geistes lebendiges Wasser, nun die Seele ebenso gereinigt hat von den Sünden, wie das natürliche Wasser da reinigt das Haupt und den anderen Leib vom Staub und andersartigem Schmutz. Wer die Wassertaufe im wahren tatsächlichen Sinn genommen hat, der ist vollkommen getauft, so bei oder schon vor der Taufhandlung der Wille im Herzen des Getauften seine Wirkung gemacht hat. Ist diese nicht dabei, so hat die pure Wassertaufe auch nicht einen allergeringsten Wert und erwirkt keine Segnung der Materie und noch weniger irgendeine Heiligung derselben.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.4, Kap.110, V.3-6]

„Es waren aber auch unter denen viele, die schon Meine Lehre angenommen hatten, aber vom Johannes zuvor noch nicht getauft waren. Diese fragten Mich, ob es nötig sei, sich zuvor vom Johannes taufen zu lassen. Und Ich sagte zu ihnen: „Eines nur tut not, und das ist die tatsächliche Befolgung Meiner Lehre! Wer sich aber will vom Johannes zuvor reinigen lassen, solange dieser noch frei seine Werke verrichtet, dem wird solche Reinigung gut zustatten kommen.“ Auf solche Meine Rede gingen dann viele hin und ließen sich taufen vom Johannes.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.23, V.6]

„Als Johannes taufte, da brachten sie ihm wie auch seinen Jüngern Kinder zur Taufe, und er taufte sie auch, wenn sich fürs Kind gewissenhafte Stellvertreter vorstellten und auf das heiligste gelobten, für die geistige Erziehung die eifrigste Sorge zu tragen. Nun, in diesem Fall kann wohl auch ein Kind des Namens wegen mit Wasser getauft werden; die Taufe aber heiligt des Kindes Seele und Leib auf nicht länger als auf so lange nur, bis das Kind zur wahren Erkenntnis Gottes und seiner selbst und zum Gebrauch des freien Willens kommt. Bis dahin hat der Stellvertreter auf das gewissenhafteste zu sorgen, dass das Kind in allem, was zur Erlangung der wahren Heiligung nötig ist, bestens versehen werde, – ansonsten der Stellvertreter alle Verantwortung auf seine Seele geladen trägt. Es ist darum besser, die Wassertaufe erst dann erfolgen zu lassen, wenn ein Mensch für sich fähig ist, alle Bedingungen zur Heiligung seiner Seele und seines Leibes aus seiner Erkenntnis und aus der freiwilligen Selbstbestimmung zu erfüllen. Übrigens ist die Wassertaufe zur Heiligung der Seele und des Leibes gar nicht nötig, sondern allein das Erkennen und das Tun nach dem richtigen Erkennen der Wahrheit aus Gott. So aber mit Wasser getauft wird, da bedarf es nicht eben nur des Jordanwassers, dieweil Johannes im Jordan getauft hat, sondern es ist dazu ein jedes frische Wasser gut, das Quellwasser jedoch besser denn ein Zisternenwasser, weil es der leiblichen Gesundheit zuträglicher ist als das faulere Zisternenwasser. Die wahre und bei Mir allein gültige Taufe ist die mit dem Feuer der Liebe zu Mir und zum Nächsten und mit dem lebendigen Eifer des Willens und mit dem Heiligen Geist der ewigen Wahrheit aus Gott. Diese drei Stücke sind es, die im Himmel für jedermann ein gültiges Zeugnis geben; es sind dies: die Liebe, als der wahre Vater; der Wille, als das lebendige und tatsächliche Wort oder des Vaters Sohn; und endlich der Heilige Geist, als das rechte Verständnis der ewigen und lebendigen Wahrheit aus Gott, aber als lebendig tätig im Menschen und nur allein im Menschen! Denn was da nicht im Menschen ist und nicht aus der höchsteigenen Willensregung geschieht, hat für den Menschen keinen Wert, und weil es für den Menschen keinen Wert hat und haben kann, so kann das auch vor Gott keinen Wert haben.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.4, Kap.110, V.7-9]


1.5. Die  Zeit im Gefängnis, Zweifel und Ende

„Herr! Hier lebt es sich bedeutend besser als in Bethabara! Der arme Johannes wäre vielleicht auch sehr froh, wenn er an Stelle seiner ganz verzweifelt schlechten Kost, die zumeist in etwas überbrühten Heuschrecken und dem Honig wilder Bienen besteht, so ein Mahl einmal in seinem Leben einnehmen könnte?!“ (Es besteht in dieser Gegend wie auch in Arabien eine taubengroße Gattung von Heuschrecken, die so wie hierzulande die Krebse zubereitet und gegessen werden.) Worauf Ich ihnen antwortete: „Warum Johannes so leben muss, könnt ihr jetzt noch nicht fassen; denn er muss so leben, sonst würde die Schrift nicht erfüllt. Er wird aber bald in ein besseres Leben kommen. Jerusalem wird ihn nicht mehr lange in der Wüste sein Wesen treiben lassen; er wird von nun an abnehmen, damit dafür ein Anderer wachse!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.10, V.7-8]

Ein römischer Hauptmann: „Sieh, dieser Johannes war doch sicher ein Mann, der, himmelweit abgesehen von jedem weltlichen Erwerb, in der tiefst möglichen Selbstverleugnung den Menschen mit hinreißender Redekraft die allernackteste Wahrheit ins Gesicht sagte, und Tausende nahmen seine wirklich von einem göttlichen Geist durchglühte Lehre an, taten Buße aus freiem Willen und bekehrten sich zum Guten. Aber als er vor etwa ein paar Monaten Bethabara verließ, wie man es mir erzählte, und am großen Jordan in der Nähe von Jerusalem zu predigen und zu taufen begann, da dauerte es nur wenige Tage, und die Häscher des Herodes bemächtigten sich schon seiner und warfen ihn ins Gefängnis, in das nur seine etlichen wohlhabenden Jünger gegen Entrichtung einer gewissen Taxe einige Male vor seiner Enthauptung kommen durften, von der ich vor ein paar Tagen Kunde erhielt. Nun können freilich wohl seine Jünger die von ihm empfangene Lehre ganz geheim ihren Bekannten und Verwandten mitteilen, und diese ihren Kindern […].“ [Großes Evangelium Johannes Bd.2, Kap.106, V.3]

„Es war aber in dieser Zeit Johannes, der am Jordan getauft hatte, vom Herodes bereits ins Gefängnis geworfen worden, und zwar durch die Vermittlung der Priester von Jerusalem, die sich darum beim Herodes kräftigst verwendet hatten; denn sie konnten dem Johannes nimmer vergeben, dass er sie „Schlangenbrut“ und „Natterngezücht“ gescholten hatte. Aber sie selbst getrauten sich nicht, den Prediger in der Wüste anzugreifen, da sie es wohl wussten, dass ihn das Volk für einen großen Propheten hielt; darum hatten sie sich hinter den Herodes gesteckt, natürlich durch Geld und allerlei Volksdruck-befugnisse, und Herodes nahm ihn gefangen, unter dem Vorwand eines Verrückten, der das Volk aufwiegle, dessen Köpfe mit allerlei staatsgefähr-lichen Ideen anfülle und die Menschen vielfach verrückt mache. Aber es war im Grund dem Herodes wenig darum zu tun, was Johannes lehrte, sondern nur, dass er dadurch eine gute Beute machte. Herodes hielt darum den Johannes nicht in einer sehr strengen Haft und ließ gegen einen mäßigen Preis jedermann zum Johannes ins Gefängnis; erwiesene Jünger des Täufers zahlten für eine ganze Woche nur einen Stater, während andere für einen Tagesbesuch einen Silberling zahlen mussten. Es war vom Herodes aus dem Johannes gar nicht verboten, in einem großen Saal, aus dem nun ein großes Bürgergefängnis gemacht war, zu predigen und Spektakel zu machen, was er nur immer konnte und mochte; denn das trug dem Herodes ja desto mehr Geld. Herodes begab sich öfter selbst zu Johannes und munterte ihn sogar auf, dass er eben jetzt im Gefängnis, wo er vor den Priestern und Pharisäern sicher sei, desto mehr Lärm machen sollte als zuvor in der Wüste zu Bethabara und nannte sich Freund und Beschützer des Johannes. Johannes wusste es wohl im Geist, mit wem er es im Herodes zu tun hatte; aber er benutzte solche Gelegenheit dennoch und predigte in seinem Gefängnis fort, und seine Jünger hatten zu ihm freien Eintritt, natürlich gegen den geringen Erlag von einem Stater für die Woche. Priester vom Tempel mussten ein Pfund bezahlen, so sie zum Johannes gelangen wollten, und so sie den Herodes fragten, warum er Johannes im Gefängnis fortpredigen lasse, da antwortete der schlaue Fuchs von einem Herodes: „Das tue ich aus geheimer Staatsklugheit, um dadurch alle die Anhänger dieses über alle Maßen staatsgefährlichen Menschen kennenzulernen!“ Auf solch eine Antwort lobten die Priester über die Maßen den Herodes und beschenkten ihn mit viel Gold, Silber und Edelsteinen; denn sie dachten bei sich: ,Dies ist der rechte Mann; den müssen wir nach allen Kräften unterstützen; er ist berufen, all das Prophetengesindel aus dem Weg zu räumen.‘ Aber Herodes, von Geburt aus ein Grieche, ging nur aufs Geld aus und kümmerte sich um alles andere nicht im Geringsten. Neben dem Geld hatten ihm nur sehr schöne Kebsweiber irgendeinen Wert. Denen zuliebe konnte er sogar grausam werden, so diese es wünschten; aber sonst richtete bei ihm ohne Geld nie jemand etwas aus, ums Geld war er aber auch für gar alles zu haben.
Aus dieser getreuen Schilderung des Herodes wird auch sicher jedermann leicht klar sein, wie Johannes in seinem Gefängnis seine Jünger um sich haben konnte, und wie er dadurch von Meinem Wirken in Galiläa durch seine Jünger sowohl wie auch durch andere Menschen, die ihn häufig besuchten, in Kenntnis gesetzt werden konnte. Da sonach Johannes im Gefängnis vernahm, wie Ich lehrte und wirkte, da sandte er alsbald zwei seiner bewährtesten Jünger an Mich (Matth.11,2) und ließ Mich durch sie fragen: „Bist wohl Du es, Der da kommen soll, oder sollen wir noch auf einen anderen warten?“ (Matth.11,3) Man wird hier fragen und sagen: ,Aber wie möglich konnte Johannes, der Mir zuerst das größte und glänzendste Zeugnis gab, zu solcher Frage kommen?‘ Der Grund davon ist für den, der nur eine Spanne übers Materielle hinaus zu denken vermag, ein höchst einfacher und sogar höchst natürlicher. Johannes meinte nach der Zeit, als er Mich kennenlernte, und sah es damals auch vollends ein, dass Ich unfehlbar der verheißene Messias sei, und dass das ganze jüdische Volk bloß durch Mein Erscheinen schon so gut wie vollends erlöst sei und alle Macht der Weltgroßen für ewig aufgehört habe. Da er aber ins Gefängnis kam und sich von Tag zu Tag mehr und mehr überzeugte, dass mit Meinem Erscheinen die Macht der Weltgroßen nicht nur nicht aufgehört, sondern sich nur vermehrt hatte, da fing auch Johannes an Meiner Echtheit so ganz leicht und leise bei sich zu zweifeln an. Denn er gedachte bei sich: „Wenn dieser Jesus aus Nazareth wirklich der Verheißene ist, der Sohn des lebendigen Gottes, wie kann Er mich nun im Stich lassen und mich nicht befreien von dem Gefängnis, und wie konnte Er es zulassen, dass ich ins Gefängnis kam?“ Doch aber hörte er wieder von denen, die ihn besuchten, welch unerhörte Taten Ich verrichtete, und so denn sandte er die zwei seiner bewährtesten Jünger an Mich ab, die an Mich obige Frage zu stellen hatten. Ich aber, da Ich den Grund wohl sah, aus welchem Johannes Mich so fragen ließ, antwortete den Jüngern darauf ganz kurz und sagte zu ihnen: „Geht hin und sagt es Johannes, was ihr seht und hört (Matth.11,4): Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. (Matth.11,5) Und selig aber ist und wird derjenige, der sich nicht ärgert an Mir!“ (Matth.11,6) Da wussten die zwei Jünger nicht, was sie Mir entgegnen sollten.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.143, V.2-14]
„Nach einer Weile erst fragte Mich der ältere aus ihnen, warum denn nun Johannes im Gefängnis schmachten müsse, indem er doch vor Gott und allen Menschen nie gesündigt hätte. Sage Ich: „So er es wollte, könnte auch er frei sein! Der Mond tut wohl gute Dienste in der Nacht; so er aber auch neben der Sonne um den Rang streiten will, als wäre sein Licht auch am Tag an der Seite der Sonne so wichtig als das der Sonne, da ist der Mond in einer großen Irre. Denn ist einmal die Sonne da, da ist des Mondes Schimmer der Erde gar wohl entbehrlich. Versteht ihr das? Wenn Johannes Mich klarer erkannte, als Ich am Jordan zu ihm kam, wer wohl gebot ihm, dass er Mir nicht folgen sollte? Er blieb in seiner Wüste und machte stets einen strengsten Büßer – und hatte doch nie gesündigt. Warum denn tat er das? – Er hat sich selbst dem Herodes ausgeliefert; nun sehe er, wie er mit dem Fuchs fertig wird! Sagt ihm aber auch, dass Ich nicht gekommen sei, die irdische Macht den Großen zu nehmen, sondern sie zu bestätigen auf ihren Herrscherstühlen. Wer aber mit Mir rechten möchte, der wird einen harten Kampf zu bestehen haben!“ Als die beiden Jünger aber solche Worte von Mir erhalten und vernommen hatten, erwiderten sie nichts mehr, sondern empfahlen sich, traten sogleich ihren Weg zurück zu Johannes in Jerusalem an und berichteten ihm solches auch sogleich. Johannes aber schlug an seine Brust und sprach: „Ja, ja, Er ist es, Er hat recht; Er muss wachsen und ich abnehmen und sterben von dieser Welt.“  
An dem Ort Seba, der da als ein Dorf der Fischer am Galiläischen Meer lag, aber machten die vielen Menschen daselbst und auch jene, die Mir aus anderen Orten dahin gefolgt waren, große Augen über Johannes den Täufer und sagten: „Wie möglich konnte der eine Sünde begehen? Denn dass er Dir, o Herr, nicht gefolgt ist, da er Dich doch erkannt hatte, das war denn doch eine Hauptsünde, für die er nun büßen muss!? Herr, tun wir unrecht, wenn wir so urteilen?“ Ich aber entgegne ihnen und sage: „So der Mond leuchtet in der Nacht im Volllicht, so geht alles hinaus, bewundert dessen Licht und freut sich dessen; aber so da kommt die Sonne, wann der Mond noch leuchtet am Himmel überaus blassen und matten Scheins, so wenden sich alle ab vom Mond, weiden ihre Augen am mächtigen Sonnenlicht und preisen dasselbe in jedem strahlenspendenden Tautropfen; denn unter der Sonne leuchtet ein Tropfen Wasser mehr denn zehn Monde in der Nacht. Begeht darum aber der Mond eine Sünde, dass er am Tag von der Sonne verdunkelt wird, und dass sogar ein Tautropfen mehr Licht dem Auge des Beschauers spendet denn der ganze Mond? Ich sage es euch allen: Wer Ohren hat, der höre! Auch des Menschen Sohn ist eine Sonne, und Johannes ist dessen Mond. Wohl leuchtet der Mond in eures Geistes Nacht und zeugte im Voraus vom Licht, das nun zu euch gekommen ist, und ihr es noch immer nicht erkennt in eurer Finsternis; so aber nun dieses Mondes Schein matt wird, da des Tages Sonne unter euch leuchtet, wie mögt ihr seiner mit einer Sünde gedenken? Wahrlich, sage Ich euch, solange Menschen auf dieser Erde bestehen, von Adam bis jetzt, hat nie eine reinere Seele einen Leib bewohnt und belebt! Ich frage aber nun euch alle, da keiner unter euch ist, der da nicht hinausgegangen wäre in die Wüste, wo Johannes predigte und taufte, – ihr alle habt seine Predigt vernommen, und die meisten aus euch haben sich auch taufen lassen –: Was seid ihr denn hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr etwa ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehen mag? (Matth.11,7) Oder seid ihr darum hinausgegangen, um einen Menschen zu sehen in weichen Kleidern? Seht, die weiche Kleider tragen, wohnen in der Könige Häuser, aber nicht in der harten Wüste zu Bethabara! (Matth.11,8) Oder seid ihr hinausgegangen, zu sehen einen Propheten? Ja, sage Ich euch: Johannes ist mehr denn ein Prophet! (Matth.11,9) Denn dieser ist es, von dem es geschrieben steht: ,Sieh, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll!‘ (Matth.11,10) Merkt ihr's nun, wer er ist? Wahrlich sage Ich es noch deutlicher, als Ich solches euch schon früher gesagt habe: Unter allen, die vom Anfang her von Weibern geboren worden sind, ist nicht auf-gekommen einer, der größer wäre denn dieser Johannes der Täufer; doch aber sage Ich euch auch, dass von nun an, wer auch der Kleinste sei im Reich Gottes, wird größer sein denn er. (Matth.11,11) Aber das merkt euch auch wohl: Von den Tagen Johannes' des Täufers bis hierher und fortan leidet das Himmelreich Gewalt, und die ihm Gewalt tun, die reißen es an sich! (Matth.11,12) Alle Propheten wie auch das Gesetz Mosis haben geweissagt bis auf Johannes. (Matth.11,13) Er war vor Mir der letzte Prophet. So ihr es annehmen wollt, da ist eben dieser Johannes der Elias, der zukünftig, das heißt vor dem Messias, noch einmal kommen sollte! (Matth.11,14) Er ist denn auch gekommen und hat vor Mir geweissagt und hat vorbereitet Meine Wege, wie ihr es selbst erfahren habt. Sagt nun, ob ihr es nun wohl wisst, wer Johannes ist!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.144, V.1-18]

„Sagen die Menschen: „Herr! Wenn so, da ist es denn doch unrecht, dass Du ihn nun lässt im Kerker! Nach den von Dir gewirkten Taten zu urteilen, die außer Gott wohl kein Mensch wirken kann, wäre es Dir doch sicher ein leichtes, den Täufer frei zu machen, da er für Dich gearbeitet hat! Herr, das solltest Du wohl tun und solltest ihn nun nicht stecken lassen!“ Sage Ich: „Wer selbst kommt, richtet mehr aus, als so er schickt einen Boten oder einen Brief. Johannis Geist ist groß und größer denn alle Geister, die je auf dieser Erde in einem Leib gewirkt haben; aber sein Leib gehört dieser Erde an, und aus dessen Schwächen hat sich auch eine schwache Seele entwickelt, und es ist gut so! Denn ein so starker Geist ist wohl fähig, eine schwache Seele stark zu ziehen; aber das Fleisch und die Seele des Johannes sind schwach. Darum sandte er allzeit Boten an seiner Statt, und da wirken Bote und Brief nie das, was da wirkt die eigene Person, in der Seele und Geist wohnen. Denn Ich darf und kann niemandem Meine Kraft und Macht anbinden aus Meinem Willen, es sei denn, dass da jemand kommt und sie sich selber nimmt; denn es wird von Mir aus niemandem je vorenthalten, sich zu nehmen das Leben oder das Gericht, was er will, und so auch nicht Meine Macht und Kraft zu einem guten Zweck. Aber wer da nicht selbst kommt, dem wird nichts zuteil – außer die Gnade des Lichtes, durch das er finde hier oder jenseits den Weg zu Mir und auf dem Weg einsehe, dass Ich Selbst der Weg zum Leben und das Leben selbst bin.
Johannes tat wohl wie keiner, dass er vollends Meister würde seines Fleisches. Er sah das Heil vor sich und mochte es dennoch nicht an sich reißen. Warum denn das nicht? Musste es etwa so sein? Hier steht Der vor euch, Der das ,Muss‘ ausspricht, wo es sein muss! Aber Dieser sagt es euch auch, dass Er für Johannes dahin kein ,Muss‘ ausgesprochen hat. Dass er berufen war, vor Mir der Menschen wegen den Weg zu bahnen, das war ein gewisses ,Muss‘, hinter dem aber auch noch eine ewige Freiheit verborgen liegt, die ihr aber nicht fassen könnt in eurem Fleisch; aber dass er Mir nicht hätte folgen dürfen, als er Mich sah und erkannte, da war kein ,Sollst‘ und noch weniger ein ,Muss‘. Da hat sein Geist auf die Einsprache der Seele gehorcht, kam darum auch in einen Zweifel über Mich und hat darum schon zum zweiten Mal Boten an Mich gesandt. Wer da fragt, der ist noch nicht im reinen; denn jegliche Frage setzt entweder ein bares Nichtwissen oder einen Zweifel an dem, was man weiß, voraus, ob das wahr sei, was man weiß. Wäre Johannes vollends im reinen, so sendete er keine Boten an Mich. Wohl hat vor ihm nie ein Mensch ein so strenges Leben geführt wie er – denn tagelang, so er ein Begehren in seinem Fleisch verspürte, aß und trank er nichts und war so der Erde größter Büßer, ohne je gesündigt zu haben; aber dennoch sage Ich es euch allen: Ein Sünder, so er sich bessert und voll Liebe in seinem Herzen zu Mir kommt, steht höher denn Johannes! Denn der zu Mir sagt: ,Herr, ich bin ein Sünder und bin nicht wert, dass Du eingehst unter meines Hauses Dach!‘, ist Mir lieber als neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen und in ihrem Herzen Gott darum preisen, dass sie keine Sünder und daher besser sind als ein noch so geringer Sünder. Ich sage es euch: derer Lohn wird kein besonderer sein einst in Meinem Reich!“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.145, V.1-10]

Ein Pharisäer: „Wir fragten [einen obersten Knecht des Herodes], was es denn mit der Ermordung des Johannes für eine Bewandtnis habe. Denn wir wussten wohl, dass ihn Herodes ins Gefängnis geworfen hatte; aber dass er ihn auch ermorden ließ, davon wussten wir noch keine Silbe. Darauf erzählte uns der Oberste ganz kurz: Herodes war anfangs selbst – freilich ganz schwachweg nur – ein Anhänger Johannis und achtete ihn als einen besonderen Weisen; er nahm ihn daher an seinen Hof und wollte von ihm erlernen die geheime Weisheit. Da er aber daneben die schlechte Liebe zur Herodias, die seines Bruders Philipp Weib war, nicht aufgeben wollte (Matth.14,3), so erregte sich Johannes und sprach in dem ernstesten Ton zum Herodes: ,Es ist nicht recht vor Gott und deinem Bruder, dass du sie hast! (Matth.14,4) Denn es steht geschrieben: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!‘ Da ergrimmte der stolze Herodes, ließ Johannes in ein Gefängnis werfen und hätte ihn auch gleich mögen töten lassen, so er das Volk nicht gefürchtet hätte, das den Johannes für einen Propheten hielt. (Matth.14,5) Es begab sich aber wenige Tage darauf, dass Herodes seinen Jahrestag hielt. An diesem Tag tanzte die schöne Tochter der Herodias vor ihm und seinen hohen Gästen, was Herodes überaus wohl gefiel. (Matth.14,6) Er verhieß daher der schönen Tänzerin mit einem Eid, dass er ihr geben werde, was sie von ihm fordern möchte. (Matth.14,7) Die Tochter aber ging zuvor zu ihrer Mutter, die dem Johannes Rache geschworen hatte, weil er ihr den Herodes abwendig machen wollte; und die Mutter richtete daher ihre Tochter so zu, dass sie das Haupt Johannis verlangen soll. Da ging die Tochter hin und sprach zu Herodes: ,Gib mir das Haupt Johannis auf einer goldenen Schüssel!‘ (Matth.14,8) Da ward der König denn doch traurig, zwar nicht so sehr des Johannes, als vielmehr des Volkes wegen, das er fürchtete, dass es an ihm Rache nähme. Doch des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er seinen Knechten, das Verlangte der Tochter zu geben. (Matth.14,9) Und die Knechte gingen hin, enthaupteten Johannes im Gefängnis (Matth.14,10), nachdem sie zuvor unter einem Vorwand etliche seiner Jünger von ihm entfernten, und trugen dann sein Haupt auf einer Schüssel in den Speisesaal, um es der Tochter zu übergeben; und diese übergab es darauf ihrer argen Mutter. (Matth.14,11) Darauf kamen wieder seine Jünger und trafen zu ihrem größten Schrecken und Leidwesen den Leichnam Johannis. Sie aber nahmen den Leichnam, trugen ihn hinaus und begruben ihn (Matth.14,12) im Angesicht von vielen Tausenden, die da weinten und den Herodes und dessen ganzes Haus mit zahllosen Flüchen belasteten. Die Herodias aber soll beim Anblick des Hauptes Johannis augenblicklich unter grässlichen Verzerrungen ihres Gesichts tot zu Boden gesunken sein und ihre Tochter ein paar Augenblicke darauf; und Herodes und alle seine Gäste flohen voll Entsetzen aus dem Saal. Herr, das ist wörtlich die überaus traurige Geschichte Johannes des Täufers am Fluss Jordan unweit der Wüste zu Bethabara, wo dieser Fluss in den See fällt, denselben durchströmt und sich endlich dem Toten Meer zuwendet.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.2, Kap.82, V.4-8]

s.a. Zinkas Bericht über das Ende von Johannes in Großes Evangelium Band 4, Kapitel10-13


2. Die Bedeutung von Johannes dem Täufer für jeden Einzelnen

2.1. Johannes als unser Gewissen

„Jeder Mensch hat ein von Mir ihm verliehenes Gewissen, das da gleich ist dem Täufer Johannes. – Während alle anderen Begriffe, Lehren und Eigen-schaften im Menschen wie tot schlafen, wird das Gewissen zuerst wach und kündigt sich als solches an.“ [Himmelsgaben Bd.2, Wort v. 19.09.1850, V.4]


2.2. Johannes als Wegbereiter für das Kommen Jesus in uns

„[…] zuvor Ich komme, kommt allzeit Mein Johannes mit der Zuchtrute in der Hand und einer sehr scharfen Stimme in der Brust, – wie die Stimme des großen Predigers in der Wüste. Aber habt ihr euch bekehrt durch eine wahre ernste Buße, dann erst folgt das große Abendmahl vor dem großen Tag der Erlösung, und endlich die Auferstehung von dem Tod. Amen.“ [Himmelsgaben Bd.3, Wort v. 23.06.1840, V.4; s.a. den gesamten Text „Der Engel“ in Psalmen und Gedichte Nr.7 oder Himmelsgaben Bd.3, Wort v. 23.06.1840]

„Man kann hier ganz füglich fragen, warum Johannes solches [Predigen] tue in der Wüste, von der man doch voraussetzen kann, dass in ihr sicher sehr wenig Menschen wohnen werden; dass es demnach wohl angezeigter wäre, an solchen Orten einen derartigen Vorläufer zu machen, die reichlich von Menschen bewohnt sind. Was kann in der toten Wüste ein solches, wenn auch noch so kräftiges Rufen nützen, wo des Rufes Schall lange eher verhallt, als bis er an irgendein Ohr gelangt? Und gelangt er auch zufälligerweise an irgendein Menschenohr, so genügt das ja doch lange nicht bei einer Sache, die für alle Menschen doch von der allerwichtigsten Art ist! Auf diese vorleitende Frage sei das gesagt, dass da unter dem Ausdruck „Wüste“ nicht so sehr die kleine Wüste von Bethabara, jenseits des Jordans gelegen, zu verstehen sei, als vielmehr die geistige Wüste in den Herzen der Menschen. Die Wüste von Bethabara, wo Johannes wirklich lebte, predigte und taufte, war daher nur darum gewählt worden, auf dass sie ein Vorbild dem Menschen wäre, wie es aussähe in seinem Herzen, nämlich ebenso öde, leer, ohne edle Früchte, nur voll Dornen und Disteln, allerlei Unkrauts und voll Nattern und anderen schmeißlichen Gewürms; und in solch einer Wüste der Menschen tritt Johannes wie ein erwachtes Gewissen, das er in rein geistiger Beziehung auch vorstellt, auf und predigt Buße zur Vergebung der Sünden und bereitet so dem Herrn den Weg zu den Herzen ganz wüst gewordener Menschen.“ [Großes Evangelium Johannes Bd.1, Kap.5, V.6-7]  


2.3. Johannes in seiner Entsprechung

2.3.1. Sinnbild der Buße

Erklärung zu Johannes 3,30: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“
„Dieser Text scheint für viele ein äußerst leicht fasslicher zu sein. Allein solches ist mitnichten der Fall. Dieser Text wird erst dann vollends begriffen, so er bei jemandem ins tätige Lebensverhältnis übergegangen ist. Dessen ungeachtet aber soll hier doch das wahre Verständnis dieses Textes folgen. Um diesen Text aber gründlich zu erfassen, muss man zuerst in die Wissenschaft seines inneren Gefühls bringen, wer vorerst der Johannes oder das Ich, und wer diesem nach das eigentliche Er ist, das da wachsen soll, wie das Ich abnehmen. Johannes ist das Sinnbild des äußeren Menschen, welcher da der Buße bedarf, die an und für sich nichts anderes ist, als die lebendige Umkehrung des Menschen von der Welt hinüber zu Gott. So hat auch Johannes die Buße gepredigt, damit die Menschen ihr Weltliches ablegen und das Geistige anziehen sollten. Er selbst war das Sinnbild der strengsten Buße. Was ist sonach bei den Menschen der Johannes? Der Johannes bei den Menschen ist das eigentliche, recht gestaltete Ich oder das Leben des Fleisches, wenn der Geist und die Seele noch nicht für sich, sondern für das Fleisch leben. Es würde hier freilich wohl manchen bedünken können: solches Leben kann doch unmöglich ein rechtes, Mir wohlgefälliges Leben sein. Allein es ist in der Natur und Ordnung aller Dinge nicht anders möglich. Um diese Wahrheit vollends zu erkennen, darf jeder nur seine Augen selbst zu der Pflanzenwelt hinwenden, und er wird das Ich und das Er gar deutlich ersehen.
Betrachtet was immer für eine Blüte, – was wird wohl aus der Frucht werden, so die Blüte nicht abnimmt und verwelkt? Seht hier das Ich und das Er. Wenn ferner die Blüte schon ganz abgefallen ist und der Leib der Frucht oder die eigentliche Schale, in welcher die Frucht verborgen liegt, zunimmt und wächst, da ist von der eigentlichen inwendigen Frucht, in welcher das Er einge-schlossen ist, noch immer wenig zu sehen. Wenn aber die Schale als dieser zweite Leib auch anfängt abzunehmen, so dass er verdorrt und somit tot wird, dann erst wächst und reift in dem Verhältnis, wie das äußere Ich abnimmt, das innere Er, welches ist die lebendige Frucht. Seht nun, dass hier zuvor das Leben der Seele und des Geistes nach außen wirken musste, habt ihr bei der Blüte und der nachherigen Fruchtschale gesehen; dass es aber bei diesem Leben nach außen nicht zu verbleiben hat, mochtet ihr ja wohl bemerkt haben an dem Vergehen der Blüte und endlich auch dem der Schale. So jemand dieses Gleichnis recht auffasst, so wird er den Johannes wohl nicht gar zu schwer in sich finden. Seht, solches aber ist der Johannes: So jemand liest das Wort vom Anfang bis zum Ende, da hat er es doch zuvor gelesen mit den Augen, dann mit dem Mund und so auch mit den Ohren. Seht, so er das mit großer Aufmerk-samkeit getan hat, da waren ja Seele und Geist nach außen gerichtet und achteten auf das Fleisch, wie dieses das Wort dem Buchstaben nach in sich aufnahm. Seht, ist das nicht die Blüte? Was geschieht aber hernach, so das Wort schon gelesen wurde? Seht nur eine Blüte an, so da anfängt ein Frühlings-hauch ihren Kelch langsam zu bewegen. Fallen da nicht die befruchtenden Stäublein von den äußeren männlichen Blütenfäden auf die weibliche Blüten-faser, wodurch dann erst der neue Lebenskeim zur Bildung der eigentlichen inneren Frucht in die kaum sichtbare Entstehung der Schale gelegt wird? Seht, das ist die Aufnahme des Worts in das innere Gefühlsleben. Wenn das Wort da Wurzeln gefasst hat, so fängt es an zu wachsen und wird größer und größer und bildet auf diese Weise vorerst einen Leib, das ist – einen Leib der Buße, in welchen Leib so das Alles des äußeren Leibes übergegangen ist. Dieser Leib ist dann der eigentliche Johannes.
Aber möchte hier nicht jemand fragen, warum soll denn dieser edle Leib auch wieder abzunehmen anfangen, und was ist das dadurch wachsen sollende Er? Seht, so das Wort ausgewachsen ist in dem Leben des Gefühls, was wird da rege oder wohin zielt das Gefühl? Kann sich das Gefühl wohl selbst genügen? Oder muss es nicht einen anderen Gegenstand haben, den es ergreift und endlich ganz in ihn übergeht? Damit ihr dieses wieder umso gründlicher fasst, so will Ich euch ein neues Gleichnis geben. Eine Braut bekommt von fernem Land ein Schreiben von ihrem Bräutigam. Sie liest jedes Wort mit großer Aufmerksamkeit. Wie sie aber den Brief durchgelesen hat, so hat sich auch sogleich darauf aus diesem Wort ein Wesen in ihr gebildet – nämlich ein Gefühlsmensch gleich dem ihres Bräutigams, in welchen Menschen nun ihr ganzes äußeres Blütenleben übergegangen ist, so zwar, dass sie jetzt lediglich in diesem zweiten Menschen lebt, atmet, denkt und fühlt. Seht, dieser Mensch ist sonach auch ein Johannes in der Braut, der sie durch seine Bußpredigt genötigt hat, sich von aller anderen Welt abzuziehen und sich zu vereinen mit diesem neuen Menschen in ihr. Nun aber frage Ich weiter: Wird die Braut wohl zufrieden sein mit diesem in ihr gebildeten Menschen, welcher doch noch immer das Ich ausmacht? Nein, sondern sie wird in diesem neuen Menschen gar bald die lebendige Frucht der Liebe gar mächtig zu dem Er wahrzunehmen anfangen, so zwar, dass sie ganz in diese Liebe zum Er übergehen wird. Aus diesem Er wird sich ihr Verlangen immer lebendiger und lebendiger nach dem eigentlichen Er aussprechen und wird nimmer ruhen, bis der wirkliche Er gekommen ist und sie vollkommen eins mit ihm geworden ist. Seht, so ist es auch der Fall mit dem Wort im Menschen, da es vorher in das lebendige Gefühl übergegangen ist. Es wird keine Ruhe in dem neuen Gefühlsmenschen, als bis er das eigentliche große und heilige Er in sich gefunden hat. Wenn er aber dieses Er in sich gefunden hat, sagt und urteilt selbst, wird er nicht wollen in dieses Er vollends übergehen? Seht, solches ist ja in der Natur aller Dinge gegründet, und es ist zwischen ihnen und den Menschen kein anderer Unterschied, als dass bei den Dingen dieses vor sich gehen muss, bei dem freien Menschen aber bleibt es eine willkürliche Bedingung seines Lebens. Und so muss das Ich ja abnehmen, damit das Er wachse im Menschen. Und wenn das Ich nicht abnimmt, so wird alles nach außen in die Rinde, Blüte und Schale übergehen, aber die Frucht des Lebens wird nimmerdar zum Vorschein kommen. Ihr mögt wohl die schönsten Blumen in die Erde streuen, aber da wird nie eine Frucht zum Vorschein kommen, sondern sie alle werden zunichte verwesen in der Erde. So ihr aber das reife Samenkorn nehmt und legt es in die Erde, da werdet ihr euch ja doch sichtbar überzeugen, dass das vollkommen ganze Außenleben in dieses Samenkorn übergehen musste; denn wäre solches nicht der Fall, wie möchte da aus dem Samenkorn wieder dieselbe Pflanze, dieselbe Blüte und dasselbe frühere Alles der Pflanze, zum neuen lebendigen Vorschein kommen? Wenn ihr dieses recht bedenkt, so werdet ihr auch diesen Text der Schrift vollkommen gut einsehen, welcher so lautet: Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer es aber flieht, der wird es erhalten. So ist hier durch den Johannes in jedem Menschen die Art und Weise gezeigt, wie das Leben zu fliehen ist. Tut also danach, lasst auch euer Ich abnehmen, so werde auch Ich in euch wachsen und zunehmen ins Unendliche, wie der hier zugrunde liegende Schrifttext es euch lehrt. Amen.“ [Himmelsgaben Bd.3, Wort v. 13.02.1842]


2.3.2. Sinnbild des rechten Verstands

„Nun, so höre denn! Johannes der Täufer ist im Leib der Kirche das, was da bei jeglichem Menschen der äußere Weltverstand ist. Und eines jeden Menschen Verstand sollte so beschaffen sein wie der des Johannes. So wie Johannes vor Mir den Weg bereitet hat, ebenso soll auch ein rechter äußerer Verstand den Weg zum Verstand des Herzens anbahnen, welcher Herzensverstand gleich ist Mir Selbst. Denn Ich Selbst nehme diesen Herzens-Verstand aus Meinem Geist und lege ihn wie ein guter Sämann in das Erdreich des Herzens ein, das da ist die rechte Liebe, die durch die Demut und Sanftmut bestens gedüngt wird.
Johannes ist eine Rufer-Stimme in der Wüste, und das muss auch ein rechter äußerer Verstand sein. Denn die Welt, aus welcher der Verstand seine ersten Begriffe schöpft, ist eine Wüste. Das darum, weil sonst kein Mensch von der Gottheit völlig abgelöst und freigestellt werden könnte. Und so ist der äußere Verstand, der zum Teil aus dieser Wüste, zum Teil aber durch mittel- oder unmittelbare Offenbarungen aus den Himmeln seine Begriffe, Ideen und Urteile schöpft, eben durch die Aufnahme der geoffenbarten Wahrheiten auch die ,Stimme eines Rufers in der Wüste‘ und bereitet durch den Glauben die Wege zum Verständnis des Herzens.
Dieser rechte äußere Verstand tauft sonach die Seele mit dem Wasser der Demut und des willigen Gehorsams. Der Verstand des Herzens aber, in dem der ewige Geist aus Gott wohnt, muss durch die Erweckung dieses Geistes notwendig mit eben diesem Geist taufen, weil Geist aus Gott das wahre Licht, die vollste Wahrheit, die Liebe und somit das ewige Leben selbst ist.
Es versteht sich demnach von selbst, dass der äußere Verstand notwendig abnehmen, ja endlich sogar gefangengenommen und enthauptet werden muss, so der wahre Herzensverstand, der Mich Selbst darstellt, in einem jeden Menschen zunimmt und zum herrlichsten Baum des ewigen Lebens wächst, in dem vollkommenste Erkenntnis ist. Dass demnach der äußere Verstand wahrlich nicht wert ist, dem Verstand des Herzens die Schuhriemen zu lösen, das wird doch ebenso klar sein, wie dass das Licht einer Nachtlampe bei weitem unbedeutender ist als das Licht der Sonne am hellsten Mittag.“ [RB.01_039,07-10]



„Suche du vor allem nur Mich durch die wahre
Selbstverleugnung, innere Liebe, Geduld und Sanftmut!
Denn so du Mich allein suchst, wirst du Mich auch finden.
Und hast du Mich gefunden, dann hast du alles gefunden.
Denn Ich allein bin der größte Schatz aller Schätze
und bin mehr als alle Welten und alle Himmel!“

Himmelsgaben Band 1, Wort vom 31.07.1841


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