Der große Schöpfungsmensch
und sein Schicksal
- Die Erschaffung der materiellen Welt -
„Die Folge [von Luzifers Auflehnung gegen Gott und Sein Gebot] war die Sich-selbst-gefangen-Nehmung in seiner Trägheit, darin er [Luzifer] sich stets mehr und mehr verdichtete, und wieder die Folge davon war die Schöpfung der Materie, ebenfalls ganz auf dem Weg der göttlichen Ordnung; denn der sichere Erfolg des Nichtbeachtens des göttlichen Gebots war ebenso bestimmt vorgesehen, wie der freieste Zustand jener Geister, die das Gottesgebot an und in sich erfüllt haben. Und so denn hatte sich durch solchen Fall fürs erste der Hauptgeist und mit ihm alle seine verwandten Untergeister selbst auf das hartnäckigste und bitterste gefangen genommen. Wie lange es ihm aber gefallen wird, in solcher Gefangenschaft zu verharren, das weiß außer Gott niemand in der ganzen Unendlichkeit, auch die Engel nicht.“ [GEJ.02_231,06-07]
„Der Herr hat ihr [Satana] noch nie die übermächtige Freiheit des Willens genommen, sondern sie ihr belassen zum mächtig freien Wirken im unendlichen Schöpfungsraum. Was aber die Satana als schrecklichste Züchtigung bezeichnen wollte, war nichts anderes als die stete Verhinderung von Seiten des Herrn hinsichtlich der von der Satana stets schlau beabsichtigten Zerstörung aller Dinge. Warum denn? Weil die Satana in der steten Idee ist: Man nehme Gott nur alle Unterlage weg und lasse Ihm keinen Stützpunkt mehr übrig, so sei Ihm dann Seine ganze Allmacht zu nichts und sie als der Erzfeind hätte dann ein überleichtes, Gott zu besiegen und sich selbst auf den Thron der Allmacht zu schwingen und den ehedem allmächtigen, nun geschwächten, aber dennoch nicht vernichtbaren Gott unter den Pantoffel zu ziehen, damit Er dann so tanzen müsste, wie es ihr als dem schnöden Sieger beliebig wäre.“ […] Der Herr: „Dennoch hasst sie Mich als die ewige, reinste Liebe und will töten Mein Herz, weil es nicht ihr gleich ein Zerstörer sein will! Sie wähnt noch, Mich dereinst doch zu entmannen nur, anstatt zu Mir zurückzukehren und zu sein Mir ewig eine liebe Tochter, ein liebes Weib, mächtig aus Mir über alles, und aufzunehmen Mir gleich Meine sieben Machtgeister. Alle Sterne, Sonnen und Welten zeigen, was alles Ich schon getan habe ihretwegen, um sie auf den rechten Weg zu bringen; aber bisher hat alles nichts gefruchtet bei ihr, sie blieb die alte, grimmerfüllte, unversöhnlichste Feindin Meiner Liebe!“ [HGt.03_018,02-04+ 11-13]
Luzifer über sich und seinen Fall: „Seht mich als den sein sollenden Ersten, der aller Kreatur im Geist als Kreatur voranging und war leuchtend mehr denn der Sonnen Mitte und wollte sein größer denn Gott. Und Gott zeigte mir die Macht Seiner Heiligkeit, und ich ward verdammt und wurde geworfen in die unendlichen Tiefen des göttlichen Zornmeers und wurde da von einem Grimm in den anderen durch unendliche Tiefen geschleudert. Ja, es mochten da wohl Ewigkeiten um Ewigkeiten verronnen sein, allein es war dessen ungeachtet in der weiten Unermesslichkeit kein Plätzchen mehr zu finden, da ich in dieser großen Nichtigkeit hätte irgendeinen Ruhepunkt finden können.
Und als ich so von einer Unendlichkeit zur anderen fiel und immer fort und fort fiel ewig, ewig und immer ewig, da fing ich an zu gewahren die Größe und unendlich und ewig fortdauernde Macht Gottes, und mir wurde klar mein eitles Bestreben. Doch aber dachte ich mir: Was nützt dir diese Einsicht nun? Ich bin nun zu entfernt von Gott, und Er kann unmöglich irgendetwas mehr von mir wissen, denn in dieser endlosen Nichtigkeit herrscht nichts als ewige Vergessenheit Gottes. Ewig bin ich gefallen von Grimm zu Grimm, wo endlose Feuerfluten beständig an meine Stirn schlugen und breite Flammenzungen an meinen Eingeweiden leckten und mich brannten mehr denn breite weißglühende Erzplatten; nun aber bin ich selbst unter diese Grimmströme ewigkeitentief gesunken. Wo ist nun der erzürnte Gott, und wo bin ich? Da ist alles taube, unendliche Nacht!
Und seht, als solche Reuegedanken in mir sich durchtauschten, da bemerkte ich denn auf einmal ein mir ähnliches Wesen aus den ewigen Höhen mir nachschweben. Das Wesen erreichte mich in Blitzesschnelle, erfasste mich mit gewaltiger Hand und blickte mich sanft lächelnd an und sprach: Luzifer, du armer, gefallener Geist, kennst du Mich?
Und ich sprach: Wie sollte ich dich erkennen in dieser wesensleeren, finsteren Nichtigkeit? Kannst du mich aber vernichten und machen gleich dem, das nie war, nicht ist und nie mehr sein wird, so tu es, und ich will dir im Voraus danken, damit du nach meiner Vernichtung nicht unbedankt von dieser wesenlosen Stelle zurückkehren mögest zu deinen mir unbekannten Höhen!
Und hört, das Wesen sprach: Hör! Nicht vernichten will Ich dich, sondern erhalten und zurückführen auf fremden Wegen dahin, von wo du voll sündiger Hoffart ausgegangen bist!
Und ich sagte: Tue, was du kannst; aber bedenke die Größe des Zorns Gottes! Denn ich war groß und bin zunichte geworden; daher bedenke, und wärst du irgend noch größer denn ich entstanden, dass Gott ewig und unendlich und voll flammenden Zorngrimms ist!
Und das Wesen erwiderte: Hast du denn nie auch die Liebe in Gott gemessen? Sieh, sind auch die Zornfluten groß, so reicht aber doch Seine Liebe noch dahin, wo die tiefen Ströme des Grimms ewig versiegt sind unter den endlosen Rändern der Unendlichkeit, wo eine zweite Unendlichkeit ihren Anfang nimmt!
Und ich erwiderte darauf: Sieh, als ich noch war ein Fürst alles Lichts, da wurde mir gezeigt ein mattes Flämmchen. Dieses hätte ich sollen anbeten, denn es wäre die ewige Liebe Gottes. Dieses konnte ich nicht glauben in meinem Strahlenglanz und sah mich weit erhaben über das matte Flämmchen. Und sieh, da ergriff mich der Grimm meiner Lichthöhe. Ich entzündete mich noch mehr und wollte vernichten mit meinem Licht das Flämmchen gänzlich, allein da erfasste mich der göttliche Zorn, und ich wurde geschleudert hierher in diese ewige, finstere Leere, welche ich erst nach Ewigkeiten erreicht habe.
Und seht, da sah ich auf einmal das Flämmchen über dem Haupt dieses Wesens schweben, und das Wesen aber sprach wieder zu mir: Luzifer, erkennst du Mich jetzt? Und ich antwortete: Ja, Herr, ich erkenne Dich, Du bist Gottes Liebe und reichst weiter als Seine unendliche Zornflut. Sieh mich an in Deiner Gnade, und schaff mir ein festes Plätzchen, damit ich Ruhe finden möchte in dieser ewigen Leere!
Und seht, da rollte eine Träne aus dem hellen Auge der ewigen Liebe hinab in die finsteren Räume der Ewigkeit und ward zum großen Gewässer. Und die Liebe hauchte über die großen Gewässer in der Tiefe, und die Wasser teilten sich, und da wurden der Tropfen zahllose aus den Gewässern. Und das Flämmchen über dem Haupt der ewigen Liebe dehnte sich aus im Augenblick und entzündete die Tröpfchen zu zahllosen großen Sonnen, die Sonnen aber sprühten in der Wärme der ewigen Liebe Erden, und diese ihre Monde.
Und seht, aus der Mitte der Träne Gottes schwamm diese Erde zu mir herauf, und die Liebe segnete und hauchte sie an, und die Erde blühte wie ein Garten und war glatt, schön und eben; aber es war noch kein lebendes Wesen daselbst zu gewahren. Allein die Liebe blickte die Erde an, und es wimmelte auf derselben, wie in den Meeren und anderem Gewässer auf den Festen, wie in der regen Luft von Leben aller Art.“ [HGt.01_040,02-14]