Der wahrste und tiefste Grund der Übel der Welt - Der Prophet Jakob Lorber

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Der wahrste und tiefste Grund der Übel der Welt


(Der Herr:) „Man klagt noch Gott an und sagt: ‚Wie konnte Gott eine alles Leben erstickende Sündflut über den Erdboden kommen lassen und wie vernichten die Sodomiter und Gomorrhiten!?‘ O nichts leichter als das! Denn wozu belebte und gezierte Fleischklumpen auf dem Boden einer Erde noch länger herumwühlen lassen, deren Seelen sich so weit von der alten Ordnung Gottes entfernt haben, dass in ihnen aber auch die letzte Spur sogar des Bewusstseins ihrer selbst vor lauter Sorge ums Fleisch entflohen ist!?
Kann es noch eine dickere Inkarnation der Menschenseele geben als eine, in der die Seele nicht nur von dem göttlichen Geist in ihr jeder Ahnung bar geworden ist, sondern sich am Ende selbst auch derart verliert, dass sie ihr eigenes Dasein im vollsten Ernst zu leugnen anfängt und nicht mehr zu der Überzeugung zu bringen ist, dass sie ist!?
Ja, wenn bei der Menschheit der Welt einmal der Zustand eintritt, da hat dann auch der Mensch vollends aufgehört, ein Mensch zu sein; er ist dann nur mehr ein instinktartig vernünftiges Tier und ist vorderhand für jede weitere Bildung der Seele und des Geistes total unfähig. Darum muss solch ein Fleisch getötet werden und verfaulen samt der zu intensiv inkarnierten  Seele, auf dass vielleicht nach vielen Jahrtausenden eine aller Inkarnation ledig gewordene Seele wieder den Weg ihrer Selbstbildung und Selbständigwerdung, entweder noch auf dieser Erde oder auf einer andern, betreten kann.
Dass es aber nun schon wieder gar häufig Menschen gibt, die von ihrer eigenen Seele vor lauter großen Sorgen um der Welt und ihres Fleischs willen nichts mehr wissen, das könnt ihr zum Teil an euch selbst, zum Teil an den Sadduzäern und zum größten Teil an allen Menschen ersehen, denn da weiß keiner mehr Bescheid zu geben, wer und was die Seele ist! Man spricht sie wohl aus und sagt: ‚Bei meiner Seele‘, und ‚in meiner Seele‘, fragt man aber dann jemanden und sagt: ‚Freund, wer und was ist denn etwa doch die Seele?‘, da steht dann der Befragte sofort gleich einem Ochsen am Berg und weiß nicht, wo aus und wo ein.
Wenn aber einmal eine Seele sich selbst nicht mehr kennt und am Ende sogar ganz vergisst, dass, was und wie sie ist, dann hört sich alles auf. Und Gott bleibt da nichts übrig, als das alte Menschenleiber-Vertilgungsmanöver von neuem über den Erdboden ergehen zu lassen, bald in größerem und bald in kleinerem Maß, je nach dem Sachverhalt der Menschen, inwieweit diese von ihrem Geist und ihrer Seele noch etwas oder gar nichts mehr wissen.
Solch reine Welt- und Fleischmenschen werden zwar der Außenform nach oft sehr schön und üppig, besonders das weibliche Geschlecht, der leichtfassliche Grund liegt in der stets größeren Einigung der Seele mit ihrem Fleisch. Aber solche Menschen werden dadurch auch schwach und für alle argen physischen Eindrücke sehr empfänglich. Solche Leiber werden leicht krank, und ein leisester pesthaltiger Hauch bringt ihnen den unvermeidlichen Tod, während Menschen, die eine freie Seele und in ihr einen freien Geist haben, alle Gifte der Erde über sich kommen lassen können, und es wird ihnen aber alles nicht im geringsten zu schaden imstand sein, denn eine freie Seele und der freieste Geist in ihr haben Kraft und Mittel in Überfülle, jedem ohnmächtigen Feind auf das wirksamste zu begegnen, während eine von ihrem verfluchten Fleisch an allen Lebensorten und Enden dickst geknebelte Seele einem klein  gefesselten Riesen gleicht, der sich am Ende nicht einmal gegen eine ihn belästigende Fliege zur Wehr stellen kann und sich gefallen lassen muss, so ihm ein ohnmächtiger Zwerg mit einem Messer schön langsam, aber dafür desto schmerzlicher den Kopf vom Rumpf trennt.
Merkt euch das. So ihr kommt in einen Ort, wo es sehr schön gestaltete und geputzte Menschen beiderlei Geschlechts gibt, da zieht ehestens weiter; denn da ist fürs Gottesreich kein Geschäft zu machen, weil da zum wenigsten das halbe Sodom und Gomorrha fertig ist! Von solch einem Ort ist auch das Straf-gericht Gottes nimmer fern; denn solche verfleischte Seelen, die zum größten Teil von ihrem höchst eigenen Dasein nahezu alles Bewusstsein in das Grab ihres Fleischs gelegt haben, sind zu sehr durch und durch geknebelt. Und wird ihr schönes Fleisch von den bösen, rohen und noch höchst ungebildeten Naturgeistern der Luft nur ganz leise beschlichen, so können sich solche geknebelte Seelen zu keiner Wehr stellen und erliegen dann ehestens samt ihrem Fleisch, das, weil zu sehr seeldurchmengt, viel empfänglicher und empfindlicher ist als das Fleisch des Leibs einer freien Seele.
Geht hin und ergreift eine so recht zarte Stadtdirne recht fest am Arm oder an einem sonstigen Leibesteil, und sie wird schreien vor Schmerz; geht aber hin aufs Land zu einem arbeitenden Landmann, der nebst seiner Arbeit aber auch noch für seine und seiner Kinder Seelen eine gerechte Sorge trägt, da könnt ihr die Hände des Landmanns und seiner Kinder so fest als ihr wollt ergreifen und schütteln, und sie werden kein zu großes Schmerz- und Angstgeschrei erheben.
Ihr meint wohl, dass solche Unempfindlichkeit von der schweren Arbeit und von der dadurch bewirkten Abhärtung herrühre?! O nein, sage Ich euch, sondern die größere Unempfindlichkeit ist nur eine Folge der aus ihrem Fleisch durch allerlei Selbstverleugnung freier gewordenen Seele, wodurch dann auch die rechte Abhärtung des Fleischs zustande gebracht wird.
Wo aber alle Sorge für die Zärtung des Fleischs getragen wird und sogar eigene Schulen bestehen, in denen der Leib durch allerlei Gymnastik möglichst ebenmäßig und am Ende durch allerlei Salben und Öle so zart als möglich gemacht wird, da gibt es keine freie und starke Seele mehr, und kommt dann nur ein leiser Gifthauch über solche ekelhaft schwachen Leiber, so hält dann leicht der Tod sein reichstes Erntefest. Da wird dann wieder gejammert und geklagt, und ein halbgläubiger Mensch um den andern macht seinen Mund auf und sagt: ‚Aber was kann Gott da doch für ein Vergnügen haben, so Er die Menschen in einem fort mit allerlei Plagen heimsucht?!‘ Da schaue entweder gar kein Gott heraus, oder Gott sei zu erhaben und kümmere Sich ums Gewürm einer Erde nimmer, oder Gott sei opferhungrig und weihrauchlüstern geworden, man müsse Ihn wieder besänftigen durch reiche Opfer, magische Sprüche und durch Weihrauch. Oder Gott sei erzürnt worden und räche Sich nun an der harmlosen schwachen Menschheit, man müsse in Sack und Asche Buße tun und zum wenigsten zwölf Sündenböcke in den Jordan schmeißen. Aber daran denkt niemand, dass all das Leiden, alle Krankheiten, alle Kriege, alle Teuerung, Hunger und Pest lediglich daher rühren, weil die Menschen anstatt für ihre Seele und ihren Geist nach der Ordnung Gottes alles zu tun, nur alles für ihren Leib tun.
Man predigt wohl toten Seelen die Furcht vor Gott, an den aber der seelentote Prediger selbst schon lange nicht mehr glaubt, sondern nur an das, was er fürs Predigen bekommt, und zu welcher Ehre und zu welchem Ansehen ihn ein gut studiertes Predigertalent bringen könnte. Und so führt ein Blinder den anderen, und so will ein Toter den anderen Toten lebendig machen. Der erste predigt für seinen Leib, und der andere horcht auf die Predigt seines Leibs wegen. Was für ein Vorteil aber lässt sich da wohl für irgendeine im höchsten Grad kranke Seele denken und bewirken?
Ich bin ein Heiland, wie, fragen sich die toten und daher stockblinden Menschen, kann Mir doch solches möglich sein? Und Ich sage es euch, dass Ich keines Menschen Fleisch heile, sondern wo irgendeine Seele noch nicht zu mächtig mit ihrem Fleisch vermengt ist, mache Ich nur die Seele frei und erwecke, insoweit es sich tun lässt, den in der Seele begrabenen Geist. Dieser stärkt dann sogleich die Seele, die frei wird, und es ist ihr dann ein leichtes, alle Gebrechen des Fleischs in einem Moment in die normale Ordnung zu setzen.
Das nennt man dann eine Wunderheilung, während das doch die allerordent-lichste und natürlichste Heilung des Fleischs von der Welt ist. Was jemand hat, das kann er auch geben; was er aber nicht hat, das kann er auch nicht geben.
Wer eine lebendige Seele nach der Ordnung Gottes hat und einen freien Geist in ihr, der kann auch seines Bruders Seele frei machen, wenn sie noch nicht zu sehr inkarniert  ist, und diese hilft dann gar leicht ihrem kranken Fleischleib. So aber der Seelenarzt selbst eine überaus kranke Seele hat, die viel mehr tot denn lebendig ist, wie sollte der hernach einer zweiten Seele geben, was ihm selbst gänzlich mangelt?! Darum überdenkt es euch!
Die Bedingungen zur Werdung Meiner Jünger habe Ich euch nun gezeigt, und die Übel der Welt bis auf ihren wahrsten und tiefsten Grund. Tut nun, was ihr wollt! Ich nehme euch weder zu Meinen Jüngern auf, noch verwehre Ich euch, solche zu werden. Wollt ihr aber schon Meine Jünger werden, so müsst ihr auch vor allem eure Seelen frei und stark machen, ansonsten euch die Jüngerschaft Meiner Lehre nichts nützen würde.“


GEJ.03_011,01-06+012,01-11


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