Der große Schöpfungsmensch
und sein Schicksal
- Der große Lichtgeist und sein Fall -
„Da Gott allein der Schöpfer aller Dinge ist und es außer Ihm keinen Gott irgendwo gibt, so ist auch klar, dass alles, was aus Seiner Hand hervorging, unmöglich anders als nur gut und vollkommen sein konnte. Alle Geister gingen von Ihm aus so rein und gut, wie Er es Selbst ist. Aber Er gab den Geistern die vollste Freiheit des in sie gehauchten Willens, demzufolge sie alles tun konnten, was sie wollten. Und um sie den Gebrauch dieser Gaben zu lehren, gab Er mit dem freiesten Willen auch durch Ihn Selbst geheiligte Gesetze, die sie entweder beachten oder auch nicht beachten konnten. Und sieh, alle beachteten die Gesetze bis auf einen! Dieser eine und erste, mit dem größten Erkenntnislicht begabt, verschmähte die Gesetze Gottes aus seinem freien Willen heraus und widerstrebte ihnen, nicht achtend der Folgen. Dieser Geist verkehrte sonach in sich die göttliche Ordnung mittelst seines freien, ihm von Gott eingehauchten Willens. Auf diese Weise ist er gegenüber jenen Geistern, die ihren ebenso freien Willen nicht missbraucht haben, widerordentlich geworden und für sich selbst böse und schlecht. Und er musste sich dann, durch sich selbst genötigt, von der Gesellschaft entfernen auf so lange, bis er nicht freiwillig umkehren und eintreten wird in jene Ordnung, die der Herr allen Geistern gleich gegeben hat, nämlich die Ordnung der Liebe.“ [BM.01_198,07-10]
„Der Hauptgeist des Lichts [Luzifer], dem zahllose andere Lichtgeister innewohnten, jeder davon mit zahllos vielen Intelligenzen reichst versehen, sprach bei sich: Was bedarf es da noch weiteres? In mir liegen alle Eigenschaften wie in Gott, und Gott hat alle Seine Kraft in mich gelegt. Nun bin ich stark und mächtig über alles. Er hat alles, was Er hatte, aus Sich heraus hergegeben, und ich habe alles genommen. Nun hat Gott nichts mehr, ich aber habe alles, und wir wollen nun sehen, ob der auf die Übertretung des gegebenen Gebots folgen sollende Vorteil wirklich nur von einer kurzen Dauer sein wird. Wir meinen, mit unserer nunmaligen Allkraft und Macht werden wir uns die Dauer des kurz währen sollenden Vorteils wohl so hübsch auf Ewigkeiten hinaus zu verlängern imstande sein. Wer wird sie uns zu verhindern imstande sein? Außer uns trägt der endlose Raum, der nun von uns erfüllt ist, keine höhere Macht und Intelligenz mehr, als da ist die unsrige, wer sollte uns dann den Vorteil streitig zu machen imstande sein? Seht, so dachte und sprach der Lichtgeist zu sich selbst und dadurch zu seiner ihm unterstehenden Sondergeisterschar.“ [GEJ.02_ 231,04-06]
„‚Luzifer‘ oder ‚Lichtträger‘ war sein ursprünglicher, eigenschaftlicher Name. ‚Satana‘ war so viel als der Gegenpol gegen die Gottheit. Als Satana war dieser Geist von Gott aus wirklich so gestellt gegen die Gottheit wie das Weib gestellt ist gegen den Mann. Die Gottheit hätte in sein Wesen Ihre ewigen Ideen ohne Zahl hineingezeugt, dass sie reif geworden wären in seinem konzentrierten Licht, und es wäre dadurch eine Wesensschöpfung aus dem Licht dieses Geistes in höchster Klarheit hervorgegangen, und die ganze Unendlichkeit wäre fort und fort aus eben diesem Licht stets mehr und mehr bevölkert worden; denn im unendlichen Raum hätte auch Unendliches Platz, und Ewigkeiten würden nie diesen Raum so erfüllen können, dass in ihm irgendeinmal ein Wesensgedränge werden könnte. Aber wie ihr wisst, da dieser Geist eine so endlos große Bestimmung hatte, ein zweiter Gott neben Mir zu sein, so musste er auch eine seiner Bestimmung entsprechende Freiheitsprobe bestehen, welche er aber eben auch, wie ihr wisst, nicht bestanden hat, weil er sich über die Gottheit erheben und diese sich unterwürfig machen wollte. Ein Rangstreit also war das Erste, was eben dieser Geist gegen die Gottheit verbrochen hatte. Da er aber die Gottheit nicht dahin stimmen konnte, ihm den Vorrang zu erteilen und Sich ihm selbst vollends unterwürfig zu machen, so erbrannte er in seinem Grimm und wollte die Gottheit förmlich vernichten, zu welcher Tat es ihm an der Kraft wirklich nicht gemangelt hätte, wenn die Gottheit nach Ihrer ewigen Weisheit nicht zeitgerecht diesen Meuterer in all seinen Teilen hart gefangen hätte. Es klingt freilich etwas rätselhaft, dass in diesem Geist eine solche Kraft soll vorhanden gewesen sein, um der ewigen Gottheit dahin zu trotzen, dass diese seiner Kraft endlich nachgeben müsste, und müsste sich endlich völlig gefangen nehmen lassen und dadurch für alle Ewigkeiten untüchtig werden, was so gut wäre als vernichtet sein; aber die Sache wird begreiflich, wenn man bedenkt, dass die Gottheit in eben diesen Geist sozusagen ein vollkommenes zweites Ich hineingestellt hat, welches, wennschon gewisserart zeitgemäß geschaffen, aber dennoch in allen Räumen der Unendlichkeit gleich kräftig der Gottheit gegenübergestellt ward. Dieser Geist, in dem die Gottheit Selbst Ihr Licht konzentriert hatte, war durch die ganze Unendlichkeit gleich der Gottheit ausgebreitet, daher es ihm auch wohl möglich gewesen wäre, vice versa die Gottheit allenthalben zu ergreifen und untüchtig zu machen; allein in diesem Gedanken der Selbstsucht erwachte in ihm die große Eitelkeit und das Selbstwohlgefallen an seinem Licht und an seiner endlosen Erhabenheit und Kraft. In dieser Selbstsucht und in diesem Wohlgefallen an sich selbst vergaß er der alten, ewigen Gottheit, entbrannte in seiner Eitelkeit und festete sich selbst. Da ergriff die Gottheit in allen Teilen sein Wesen, nahm ihm alle spezifische Wesenheit, bildete daraus Weltkörper durch die ganze Unendlichkeit, und umhüllte den Geist dieser endlosen Wesensseele mit den allermächtigsten Banden und band ihn in die Tiefe der Materie. In dieser Stellung heißt dieser Geist dann nicht mehr ‚Satana‘, sondern, weil er sich gewisserart selbst emanzipiert hat von der ewigen, göttlichen Ordnung, ‚Satan‘, das ist so viel als: gleicher Pol mit der Gottheit. Ihr wisst aber, dass sich gleiche Polaritäten nie anziehen, sondern allzeit nur abstoßen. Darin liegt dann auch der Grund, dass dieses Wesen in allem von der Gottheit am allerentferntesten und eben dadurch am entgegengesetztesten ist; darin und dadurch auch sein Erzböses. Nun wisst ihr, warum man diesen Geist auch ‚Satan‘ nennt.“ [Er.01_056,02-06]